| Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. | 
| Autor: | Alfred Haussner | 
| Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 104 | 
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                        Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        Von Prof. Alfred
                                 									Haussner, Brünn.
                        (Schluss des Berichtes S. 73 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 103
                              Kühnle's Zellstofflocher.
                              
                           Die Kühnle'sche Maschinenfabrik in Frankenthal baut nach
                              									D. R. P. Nr. 76721 die Zellstofflocher, deren Einrichtung aus Fig. 44 und 45 ersehen werden kann.
                              									Es wird mit Hilfe einer Stempelreihe s gelocht, die in
                              									einem
                           Stücke M angebracht sind, das durch die Arme M1 um die Welle a schwingen kann, und zwar so, dass sie der Stoffbahn
                              									während des Lochens mit ungefähr derselben Geschwindigkeit folgt, welche die
                              									Stoffbahn besitzt, so dass also nahezu der Zustand erreicht wird, als ob die
                              									Stoffbahn im Ruhezustande gelocht würde. Dies wird zuwege gebracht mit Hilfe von
                              									Excentern e, die sich auf der Welle W befinden und durch die Stangen e1 gelenkig mit
                              										M1 verbunden
                              									sind. Man hat dann nur die Excentricität, sowie die Einstellung des Excenters so zu
                              									wählen, dass die oben erwähnten Bedingungen eingehalten werden. Das Lochen wird
                              									durch die unrunden Scheiben dd1 bewirkt. Wenn der spitze Theil d1 gegen unten steht,
                              									so drückt er das Röllchen d2 am Ende des Hebels h, gelagert bei h1, in die tiefste Lage. An einer geeigneten Stelle von
                              										h sind nun Zugstangen angeschlossen, welche den
                              									Stempelträger S veranlassen, sich etwas um b nach abwärts zu drehen und die Pappe zu lochen. Dies
                              									dauert offenbar mit Rücksicht auf die Form d1 nur ganz kurze Zeit und zwingen Federn den Träger
                              										S sofort nach der Lochung wieder in die Höhe zu
                              									gehen und unverändert eine Zeitlang in der Höchstlage zu verharren, so lange eben
                              									der mit W concentrische Theil d das Röllchen d2 berührt. Die unrunden Scheiben d d1 hat man mit Rücksicht auf die Lage der Excenter
                              										e so aufzukeilen, dass während des Vorwärtsganges,
                              									also dann, wenn sich der Rahmen M in der Richtung wie
                              									die Stoffbahn bewegt, gelocht wird. Es soll mit dieser Maschine möglich sein, sehr
                              									hübsch zu lochen; man führt überdies nicht neuerlich Spritzwasser zu und hält die
                              									Lochvorrichtung von dem Langsiebe fern, wodurch dieses nur geschont werden kann, was
                              									übrigens auch bei der Pietryga'schen Maschine der Fall
                              									ist.
                           Was die Verwendung des Zellstoffes zu anderen Zwecken, als wie zur Darstellung von
                              									Papier betrifft, so wurde schon in früheren Berichten auf Versuche aufmerksam
                              									gemacht, die zum Beispiel Mitscherlich (vgl. 1892 285 231) gemacht hat, um ein gut spinnfähiges Product zu erzielen. Der Gegenstand scheint auch anderwärts
                              									zu Versuchen angeregt zu haben. So wird nach amerikanischen Recepten empfohlen,
                              									schmale Papierstreifen hinreichend gefeuchtet zusammenzudrehen und dadurch eine Art
                              									Garn zu erzeugen, von dem allerdings auch von Seite der Erfinder nicht viel erwartet
                              									wird, da solcherart erzeugte Fäden nur sozusagen als Füllstoffe für aus besserem
                              									Material hergestellte Gewebe dienen sollen. Auch Dr. Karl
                                 										Kellner (D. R. P. Nr. 73601) und Gustav Türk
                              									empfehlen eine Art Nassspinnverfahren, nach welchem in Nitschelwerken eine Art
                              									Vorgarn erzeugt und dieses dann zu einem eigentlichen Garne versponnen werden
                              									soll.
                           Zellstoff wird nach dem D. R. P. Nr. 72572 von Rudolf
                                 										Langhans in Berlin durch Behandeln mit Schwefelsäure in einen glasigen
                              									Kleister verwandelt, der starke Klebekraft besitzt und, ins Wasser gebracht, sofort
                              									gerinnt, ohne dabei seine Form einzubüssen, dabei aber wohl in Hydrozellstoff
                              									verwandelt wird. Man erinnert sich bei diesem Verfahren sofort an die Erscheinungen,
                              									welche bei der Pergamentpapier-Fabrikation eintreten. Uebrigens wird vorgeschlagen,
                              									aus der erwähnten glasigen Masse durch Eingiessen in Formen beliebige Körper zu
                              									bilden oder aber durch Ausspritzen aus feinen Oeffnungen beliebig lange Fäden zu
                              									bilden, die wegen bedeutender Zug- und Biegungsfestigkeit zu Geweben geeignet wären,
                              									oder aber durch Glühen der Fäden unter Luftabschluss ausgezeichnete Kohlenfäden für
                              									elektrische Glühlampen zu gewinnen. Aehnliches wird im Langhans'schen D. R. P. Nr. 82857 vorgeschlagen.
                           In gewissem Sinne entgegengesetzt ist der Weg, welchen die Chemiker Cross, Bevan und Beadle
                              									entdeckt haben. Zellstoff wird mit Aetznatron behandelt und die dadurch entstehenden
                              									Kügelchen in Schwefelkohlenstoff gelöst. Dadurch wird eine halbflüssige Masse, Zellstoffthiocarbonat genannt, von grosser
                              									Klebfähigkeit gewonnen, die vielfach mit bedeutendem Vortheil den Tischlerleim zu
                              									ersetzen vermag. Ueberdies können aus verdünnten Lösungen ungemein dünne,
                              									wasserdichte Häutchen abgeschieden, Gewebe und Papier damit wasserdicht gemacht, in
                              									grösseren Mengen eine Masse ähnlich wie Hartgummi, Ebonit, die sich drehen lässt,
                              									hergestellt werden. Von der Ausnutzung dieser Entdeckung im Grossen hat man
                              									allerdings noch nichts gehört.
                           Ueber die Eigenschaften der Kunstseide, welche nach den
                              									Verfahren von Chardonnet, von Dr. Vivier u.a., wie in früheren Berichten erwähnt, durch
                              									Nitriren von Zellstoff erzeugt wird, hat Oskar
                                 										Schlesinger in Dresden eine preisgekrönte Untersuchung veröffentlicht.
                              									Danach steht im Glänze und im Griffe die künstliche der natürlichen Seide nicht
                              									nach. Auch die hygroskopischen Eigenschaften sind ähnlich. Dagegen ist die
                              									Reisslänge der Kunstseide nur etwa halb so gross als die der natürlichen, die
                              									Zähigkeit der Kunstseide rund drei Viertel von jener der Naturseide. Auch ist die
                              									künstliche Seide bei weitem nicht so elastisch, wie es die natürliche Seide ist.
                              									Nach dem oben erwähnten Langhans'schen Patente wird
                              									eine andere, nicht durch Nitriren des Zellstoffes erzeugte Kunstseide erzielt. Es
                              									ist vorläufig noch abzuwarten, ob diese wirklich bessere Eigenschaften wie die
                              									bisher bekannte Kunstseide besitzt.
                           
                        
                           d) Verschiedene Rohstoffe.
                           Zellstoff aus Holz, insbesondere Sulfitstoff, hat derartig das Uebergewicht über die
                              									anderen Ersatzstoffe für die Papierfabrikation gewonnen, dass kaum irgend ein
                              									anderer Stoff, wenigstens derzeit, dagegen aufzukommen vermag. Esparto z.B., in dem von vielen Seiten der Grund für
                              									die Vorzüglichkeit gewisser englischer Papiere gesucht wird, ist in seinem Verbrauch
                              									ungemein zurückgegangen und durch Holzzellstoff, in England hauptsächlich durch
                              									solchen aus Schweden und Norwegen, ersetzt worden. Es ist dies nur begreiflich, wenn
                              									man überlegt, dass Rohespartogras in England 4 Lstr. 8 sh. etwa und
                              									Sulfitholzzellstoff 5 Lstr. 2 sh. per Centner kostet und aus dem Rohesparto nur rund
                              									50 Proc. wirklich brauchbare Papierfasern folgen; so müssen wir eigentlich den
                              									doppelten Preis des Rohesparto mit jenem für den Sulfitstoff vergleichen, wobei die
                              									Verarbeitungskosten des Espartostrohes noch gar nicht gerechnet sind, so dass man
                              									wirklich sagen kann, so wie die Sache heute liegt, kostet Esparto doppelt so viel
                              									wie der Sulfitholzzellstoff. Wenn die Verarbeitung von Espartogras unmittelbar dort
                              									geschehen könnte, wo es wächst, so dass also die bedeutenden Transportkosten
                              									wegfielen, dann würde sich allerdings das Verhältniss zu Gunsten des Espartograses
                              									verschieben. Aber ob Aussicht vorhanden ist, dass in den weiten Ebenen von Spanien
                              									und Nordafrika, woher derartige Gräser bezogen werden, die Espartozellstoffindustrie
                              									sich sesshaft mache, ist nicht bekannt.
                           Wenn wir also daran festhalten, dass nur dann ein neuer Surrogatstoff Aussicht habe,
                              									durchzudringen, wenn er in grossen Mengen ungemein billig zu haben ist, wie es eben
                              									beim Holze zutrifft, so lassen sich die Vorschläge für neuere Papiersurrogate bald
                              									erledigen.
                           Papier aus Arundo donax (vgl. 1894 292 121) wurde von der königl. mechanisch-technischen
                              									Versuchsanstalt in Charlottenburg untersucht (Mittheilungen, 1895 S. 24). Danach wäre ja die Faser nicht gerade
                              									schlecht, ob aber die Oekonomie hinreichend sichergestellt ist, das ist noch nicht
                              									bekannt.
                           In indischen Papierfabriken wird thatsächlich verarbeitet das sogen. Sabaigras, auch Bhaber,
                                 										Baib genannt. Es wächst in ungeheuren Mengen wild in den Vorgebirgen des
                              									Himalaya und liefert bei Behandlung nach einer Art von Natronverfahren eine Faser,
                              									welche jener aus Esparto in vielen Punkten ähnelt. Weil die Faser geschmeidig ist,
                              									werden allerdings die Papiere etwas lappig. Ein Papier aus 90 Proc. Sabai und 10
                              									Proc. Hanf soll sehr befriedigen.
                           Adansoniafasern, auch nach einem Natron verfahren
                              									gewonnen, liefern sehr feste Papiere und einen ganz charakteristischen filzigen
                              									Riss. Sie müssen nach der Kochung rasch verarbeitet werden, weil sie, vielleicht
                              									wegen des noch vorhandenen Pflanzenschleimes, leicht zu gähren beginnen. Letzterer
                              									ist auch die Ursache für das schwierige Waschen im Holländer. Der Pflanzenschleim
                              									legt sich nämlich gern an den Umfang der Waschtrommel und verstopft die
                              									Sieböffnungen.
                           Das Verfahren von H. J. Bird (vgl. 1894 292 121), Papierstoff aus dem
                                 										Wanstinhalt geschlachteter Rinder zu gewinnen, scheint thatsächlich in
                              									Amerika im grösseren Maasstabe versucht zu werden. Es ist in Chicago dafür eine
                              									grosse Anlage errichtet worden, welche auf eine Tageserzeugung von 50 t Pappe aus
                              									dem bezeichneten Rohstoff berechnet worden ist.
                           Altes Papier (Maculatur) soll vielfach vor der
                              									Wiederverwendung von der Druckerschwärze und ähnlichen Substanzen befreit werden.
                              									Nach dem französischen Patent Nr. 232339 an M. Hennig
                              									wird das Papier gestäubt und zerrissen in heisses Wasser eingetragen, welches mit
                              									Ammoniak und Terpentinöl versetzt worden ist, dann durch 12 bis 24 Stunden gerührt,
                              									hierauf im Holländer mit Seifenwasser und reinem Wasser gewaschen.
                           Nach dem Verfahren von Paul Lohmann in Berlin nach D. R.
                              									P. Nr. 75447 wird das alte Papier vorerst mit Oelsäure imprägnirt und darauf durch 1
                              									bis 2 Stunden auf 95 bis 100° erwärmt, wodurch die Druckerschwärze bereits so
                              									gelockert wird, dass sie sich mit dem Finger wegwischen lässt. Kocht man nun mit
                              									einer ausreichenden Menge von Natronlauge bei 1,5 bis 2 at Druck, so wird die
                              									Oelsäure verseift und kann die Papiermasse durch darauffolgendes Auswaschen
                              									vollständig weiss erhalten werden. Schliesslich unterliegt es, principiell
                              									wenigstens, keinem Anstände, auch die Oelsäure aus der Seifenlösung wieder zu
                              									gewinnen.
                           Louis Horst in Linz a. Rh. empfiehlt im D. R. P. Nr.
                              									76017 zur Entfernung der Druckerschwärze eine Mischung von 10 Th. Wasserglas mit 1
                              									Th. Schwefelkohlenstoff mit 100 Th. Wasser. Die zerkleinerte Maculatur wird mit
                              									dieser Mischung innig durchgerührt und darauf ausgewaschen.
                           
                        
                           e) Fabrikationswasser.
                           Die verhältnissmässig ausserordentlich bedeutenden Wassermengen, welche in der
                              									Papierfabrikation verbraucht werden, Wassermengen, welche überdies thunlichst rein
                              										sein müssen,
                              									weil sonst bessere Papiere überhaupt nicht hergestellt werden können, lassen es
                              									gerechtfertigt erscheinen, wenn auch das Wasser unter die Rohstoffe für die
                              									Papierdarstellung gereiht wird. Soeben ist wieder hervorgehoben worden, dass reines Wasser in genügender Menge als Lebensfrage für
                              									eine Papierfabrik zu bezeichnen ist. Weil aber reines Wasser oft schwer zu haben
                              									ist, sind Wasserreinigungsapparate in den
                              									verschiedensten Anordnungen gebräuchlich (vgl. 1892 285
                              									145). Auch heuer seien einige hübsche neuere Ausführungen gebracht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 105
                              Fig. 46.Wasserreinigungsapparat von Reisert.
                              1 Wasserzufluss; 2 Gereinigtes
                                 										Wasser; 3 Dampf; 4 Luft; 5 Schlamm.
                              
                           Die Firma Hans Reisert in Köln baut ein (vgl. Papierzeitung, 1894 S. 532) selbstreinigendes
                              									Sandfilter, welches durch Fig. 46 in Verbindung mit
                              									einer chemischen Wasserreinigung skizzirt ist. Das unreine Wasser fliesst durch Rohr
                              										H zu und gelangt vorerst in die Abtheilung R, in welcher durch einen Schwimmer eine möglichst
                              									beständige Wasserhöhe erhalten wird. Nach Oeffnung des Hahnes P kann das unreine Wasser vorerst in ein Rohr E, dann weiter, wie es die Pfeile andeuten, in den
                              									grossen Reactionsraum D kommen. An der oberen Oeffnung
                              									von E wird aber auch durch Rohr N Sodalösung oder ein anderes, der Wasserzusammensetzung entsprechendes
                              									Reagens zugeleitet aus der Abtheilung C in solchen
                              									Mengen, dass eben mit Rücksicht auf vorhergegangene Wasseranalysen die Abscheidung
                              									der schädlichen Stoffe erhofft werden kann. Dabei mag bemerkt werden, dass das Rohr
                              									bezieh. der Hahn N auch mit dem Schwimmer in der Kammer
                              										R so verbunden ist, dass dann, wenn aus Hahn P kein Wasser zufliesst, auch der Zutritt der Soda- u.
                              									dgl. Lösung unterbrochen wird. In Folge der eintretenden Reaction scheidet sich
                              									schon ein Theil der Unreinigkeiten in den Räumen E und
                              										D aus, sinkt langsam zu Boden und wird durch den
                              									Schlammhahn W entfernt. Das solcherart schon etwas
                              									gereinigte Wasser fliesst durch das Rohr G, wie es der
                              									Pfeil verdeutlicht, abwärts und tritt in das Reisert'sche Filter. Dasselbe besteht aus einem Gefäss mit zwei Siebböden f (oben und unten), zwischen welchen sich Kies F befindet. Durch diesen dringt das Wasser abwärts,
                              									lässt den grössten Theil der mechanisch beigemengten Theile zwischen den
                              									Kiestheilchen zurück, steigt durch Rohr Q aufwärts,
                              									passirt den Dreiwegehahn M, um in der Pfeilrichtung den
                              									Apparat gereinigt zu verlassen. Wenn nach einiger Zeit der Kies mit Schmutz schon
                              									ziemlich beladen ist, dreht man den Hahn M so, dass die
                              									Wasserabfuhr durch Rohr Q
                              									aufhört, ebenso wie bei P der Zulauf unreinen
                              									Wassers und durch N jener der Chemikalien. Dann öffnet
                              									man mittels des Rädchens d dem Dampfe den Weg in den
                              									Strahlapparat l, um durch diesen Luft mittels des
                              									Rohres X in feinen Strahlen von unten in den
                              									Filterapparat treten zu lassen, nach Art der Rührgebläse. Dadurch wird der Kies
                              									aufgewühlt und, indem man von oben durch Rohr Z Wasser
                              									einlässt, wird derselbe gespült und der solcherart aufgewirbelte Schlamm durch Rohr
                              										O nach Eröffnung eines Hahnes abgelassen, so dass
                              									verhältnissmässig bald die Reinigung des Kieses eintritt, worauf wieder der früher
                              									geschilderte Gang zur Wasserreinigung eingeleitet werden kann.
                           Eine ganz eigenthümliche Wasserreinigung ist die nach System Hermann Peschges in Potsdam, welche nach D. R. P. Nr. 72065 in Fig. 47 versinnlicht ist. Zur Wasserbewegung wird eine
                              									Heberwirkung benutzt. Das zu reinigende Wasser, versetzt allenfalls mit den
                              									nothwendigen Chemikalien, befindet sich bei g und
                              									wandert durch die beiden Kessel a und b, sowie durch das Rohr h
                              									und den Hahn l gegen den Ablauf bei t, der tiefer liegt als der Wasserspiegel bei g. Soll der Apparat benutzt werden, so füllt man die
                              									Kessel a und b vollständig
                              									mit Wasser, nachdem man bei k und bei l abgesperrt hat, durch den Trichter f auf dem Luftkessel c.
                              									Durch Lufthähnchen auf den höchsten Stellen der Kessel wird dabei die Luft
                              									vollständig abgelassen. Ist nun alles bis zur Höhe des Hahnes n gefüllt, so kann die Wasserreinigung nach Oeffnen von
                              										k und l eingeleitet
                              									werden. Es tritt fortwährend Wasser durch g und k in den Kessel ay dann von diesem durch die sich nach oben
                              									erweiternden Rohre d in den Raum b und aus diesem durch das Rohr h und Ventil l zum Ablauf t. Dabei rechnet Peschges
                              									nur mit der plötzlichen Erweiterung, welche der Wasserstrom in den Kesseln a und b erfährt, und damit
                              									mit der ausserordentlich geringen Geschwindigkeit des Wassers von etwa 4 mm in der
                              									Secunde. Dadurch soll den Schlammtheilen Gelegenheit gegeben werden, sich in a und b abzusetzen. Ein
                              									Sieb p im oberen Kessel a
                              									hilft dabei einigermaassen mit. Durch die allerorten vorgesehenen
                              									Entlüftungshähnchen kann man es wohl dahin bringen, dass man mit der Heberanordnung
                              									daraus kommt. Ob aber wirklich zur vollständigen Wasserreinigung der geschilderte
                              									Vorgang ausreicht in allen Fällen, ist doch wohl fraglich. Eigenthümerin des
                              									Patentes ist die Actiengesellschaft für Wasserreinigung
                              									in Berlin und werden von dieser solche Reiniger für 1,5 bis 1000 cbm Leistung in 24
                              									Stunden gebaut.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 105
                              Fig. 47.Wasserreinigung System Peschges.
                              
                           Eisen ist besonders für das Wasser, welches in Papierfabriken verwendet werden soll,
                              									ein sehr unangenehmer Begleiter und ist dasselbe dort, wo man auf solches Wasser angewiesen ist, so
                              									weit wie möglich zu entfernen. Apparate gerade für diesen Zweck wurden auch schon in
                              									früheren Berichten (vgl. 1892 285 145) angegeben. Das
                              									Wesen dabei ist, das Wasser, welches das Eisen gelöst enthält, mit viel Luft in
                              									Berührung zu bringen und dadurch die Ausscheidung des Eisens als Eisenoxydhydrat zu
                              									veranlassen. In neuester Zeit liebt man für diesen Zweck den freien Regenfall des
                              									Wassers und finden wir in Fig. 48 die bezügliche
                              									Einrichtung der Kartonpapierfabrik Hochstein und
                                 										Weinberg in Berlin skizzirt. Die Anordnung ist nach dem System des
                              									Civilingenieurs G. Oesten in Berlin gebaut (vgl. Papierzeitung, 1894 S. 3275). Das Wasser fliesst durch
                              									Rohr a zu und fällt über eine merkliche Höhe in Form
                              									eines Regens aus den Brausen b auf die Wasserschicht
                              										c über dem Kiesfilter d herab. Dadurch wird die Oxydation des Eisens eingeleitet, es scheidet
                              									sich in Flöckchen aus und wird im Kiesfilter d
                              									zurückgehalten, so dass reines Wasser bei e abläuft in
                              									den Reinwasserbehälter f. Das Kiesfilter ruht auf
                              									perforirtem Blech und Drahtgewebe auf, die durch T-Träger
                              									getragen werden. Bemerkt man, dass der Kies schon ziemlich vollgesetzt ist, so wird,
                              									indem man auf kurze Zeit von unten Reinwasser durch die Kiesschicht leitet, der
                              									Eisenschlamm durch ein Ablaufrohr fortgespült. Nach Untersuchungen von Dr. Proskauer wurde dabei der Eisengehalt von 1,8 mg in 1 l
                              									Wasser auf 0,21 mg herabgebracht, welche auch nach 14tägigem Stehen des Wassers
                              									keine Trübung des Wassers bewirkten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 106
                              Fig. 48.Enteisenungsvorrichtung von Hochstein und Weinberg.
                              1 Regenfall; 2 Ueberlauf; 3 Ablauf;
                                 										4 Reinwasserbehälter; 5 Zufluss; 6 Kiesfilter.