| Titel: | Ellipsograph neuester Construction. | 
| Autor: | Riefler, Ernst Fischer | 
| Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 159 | 
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                        Ellipsograph neuester
                           								Construction.
                        Von Riefler.
                        Mit Abbildungen.
                        Ellipsograph neuester Construction.
                        
                     
                        
                           Das von uns im vorigen Jahre beschriebene InstrumentD. p. J. 1895 296 110 ff. ebenfalls von Riefler construirt, gestattet nur halbe Ellipsen zu
                              									beschreiben; man muss das Instrument umkehren und dann kann die zweite Hälfte der
                              									Ellipse allerdings mit ausserordentlicher Genauigkeit angepasst werden.
                           Mit dem uns nunmehr vorliegenden Instrumente hat Riefler
                              									einen wahren Fund gemacht, – er hat einen äusserst fein gearbeiteten Apparat
                              									geschaffen, ein mathematisches Instrument, das nicht nur dem Forscher dienen,
                              									sondern auch als Lehrmittel seinen Zweck erfüllen wird.
                           Als theoretische Grundlage erscheint wieder der Bion'sche Kreuzzirkel, und wir sind beim Arbeiten mit dem neuen Apparate zu
                              									der Ueberzeugung gelangt, dass unter den vielen verschiedenen derartigen
                              									Instrumenten, die wir zum grössten Theil selbst veröffentlicht haben, jene auf dem
                              										Bion'schen Principe beruhenden die festesten sind,
                              									und dass dieselben die exactesten Curven ergeben.Eine Ausnahme macht hier das Hildebrandt'sche Instrument, mit welchem
                                    											sämmtliche Kegelschnitte sehr schön gezeichnet werden können; dasselbe
                                    											beruht auf dem Quetelin-Dandelin'schen Satze
                                    											(vgl. D. p. J. 1891 282 241 ff.).
                           Nach Angabe des Satzes, auf welchem das neue Instrument beruht, bedarf es wohl keiner
                              									besonderen theoretischen Entwickelung und es sei daher nur bemerkt, dass die
                              									erzeugende Strecke der Länge a der grossen Halbachse
                              									der Ellipse entspricht, auf welcher die jeweilige Excentricität x aufzutragen ist, deren Endpunkte auf den beiden
                              									Achsen gleiten, und daher die kleine Halbachse b = a – x ist.
                           Wir führen das Instrument in einer kleineren Fig. 1
                              									vor, welche mit Buchstaben versehen ist, während wir diese in der grösseren Figur
                              									absichtlich weggelassen haben, um die Anschaulichkeit zu erhöhen.
                           Um den Lesern sofort ein Bild von der Grösse des Instrumentes zu geben, führen wir
                              									an, dass die drei Nadelspitzen bei a, b und c, auf
                              									welchen dasselbe ruht, ein gleichschenkliges Dreieck von 250 mm Basis und mit 290 mm
                              									Höhe bilden. Die gewünschten Curven können sowohl mit Bleistift oder Tusche auf
                              									Papier gezeichnet, als mit der Nadel auf Stein oder Metall eingravirt werden.
                           Je nach den noch zu erörternden Einstellungen kann man mit dem neuen Instrumente
                              									durch einmalige Umdrehung eines Armes Punkte und Kreise, sowie Strecken und Ellipsen
                              									beschreiben. Die halbe kleine Achse liegt dabei zwischen 0 und 110 mm, die
                              									Excentricität zwischen 0 und 35 mm.
                           Zeichnet man sich nun nach den vorhin angegebenen Werthen von 250 und 290 die Basis
                              									und die Höhe des gleichschenkligen Dreiecks, so kommt die grosse Achse der
                              									darzustellenden Ellipse in die Höhenlage und die kleine Achse in eine Parallele zur
                              									Basis zu liegen; dann sind die Fusspunkte a und b symmetrisch zur Höhe und der Fusspunkt c in die Höhenlinie zu bringen.
                           Ist der Apparat so weit orientirt, dass der Zeichenstift genau senkrecht über dem
                              									Endpunkte der kleinen Achse sich befindet, so werden die mit den Füssen fest
                              									verbundenen Schrauben, welche in scharfe Nadeln auslaufen, abwärts geschraubt
                              									und schliesslich die Nadeln fest in das Zeichenbrett eingedrückt. Für Stein und
                              									Metall sind zur Feststellung besondere Vorkehrungen getroffen.
                           Auf den Füssen, welche jetzt das Papier nicht mehr berühren, ruhen nun fest die über
                              									einander gelagerten, mit kreuzförmig zu einander stehenden Führungsschlitzen
                              									versehenen Metallplatten p und p1, in welchen die Schieber der Achsen i und i1 bei der Drehung des Armes e sichergeführt hin und her gleiten und dem Zeichenstift z, welcher am Ende der mit Millimetertheilung
                              									versehenen Zahnstange ll befestigt ist, eine
                              									zwangläufige Bewegung ertheilen.
                           Die hier erwähnte Zahnstange ist ebenso construirt, wie bei dem von uns im Vorjahre
                              									beschriebenen InstrumenteS. Citat am Anfange
                                    											dieses Aufsatzes. D. V., und haben wir dieselbe dort auch in
                              									grösserem Maasstabe abgebildet.
                           Der in Fig. 1 am Boden ruhend dargestellte Schlüssel
                              										d ist in Fig. 2 als
                              									an der Schraubenspindel (s. v in Fig. 1) angesteckt bezieh. angeschraubt zu ersehen.
                              									Derselbe hat den Zweck, die Schieber mit den Achsen i
                              									und i1 in die Lagen 0
                              									bis 35 zu bringen und so die Excentricität der zu
                              									zeichnenden Ellipse an der mit Millimetertheilung versehenen Schiene t einzustellen. Bevor die Curve beschrieben wird, ist
                              									der Schlüssel d wieder abzuschrauben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 159
                              Fig. 1.
                              
                           In die Zahnstange ll greift ein Triebrädchen ein,
                              									welches durch den Schraubenkopf s bewegt wird und zur
                              									genauen Einstellung des Zeichenstiftes auf den Endpunkt der
                                 										kleinen Halbachse der Ellipse dient. Der Lagerträger dieser Zahnstange ist
                              									so weit seitlich des Schiebers der grossen Achse (Schieberachse i1) angeordnet, dass
                              									der Zeichenstift z so nahe an die Klemme herangerückt
                              									werden kann, bis derselbe in die verlängerte i1 zu liegen kommt.
                           Bei dieser Stellung beschreibt der Zeichenstift eine gerade
                                 										Strecke längs der grossen Achse der Ellipse, und zwar von verschiedener
                              									Länge, je nach dem Betrage der Excentricität; ist diese = Null, so kommen die Achsen i und i1, die Spitze des
                              									Zeichenstiftes und der Mittelpunkt der Ellipse senkrecht über einander zu liegen:
                              									das Instrument ergibt nur einen Punkt – und,
                              									concentrisch um diesen, Kreise unter Beibehaltung der
                              									Excentricität Null, wenn man der kleinen Halbachse allmählich verschiedene Grössen –
                              									Radien – gibt, indem man nach und nach die Zahnstange ll immer weiter herausschraubt.
                           Stellt man eine beliebige Excentricität ein und verschiebt die Zahnstange allmählich,
                              									z.B. von 10 zu 10 mm, so erhält man ein ganzes System von Ellipsen, die
                                 										parallel erscheinen, und in deren Mitte eine gerade
                                 										Strecke auf der gemeinsamen Richtung der grossen Achse liegt, deren Länge
                              									gleich ist der doppelten, dem ganzen System gemeinsamen
                              										Excentricität.
                           Nicht minder interessant ist es, eine Schaar sich immerfort kreuzender Ellipsen zu
                              									zeichnen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 160
                              Fig. 2.
                              
                           Wir hatten bereits oben Anlass zu nehmen, die Stellung der drei Füsse a, b und c zu fixiren.
                              									Zieht man nun durch a und b Parallelen zur Höhenlinie des Dreiecks und erhebt vorsichtig den ganzen
                              									Apparat, dabei immer mit c in der Höhenlinie und mit
                              										a und b in den
                              									Parallelen fortrückend, so ist es ein Leichtes, die Stange ll genau in die Lage der kleinen Ellipsenachse und den Zeichenstift auf
                              									den zur Linken liegenden Endpunkt derselben zu bringen. Der Arm e ist hierbei genau in die Richtung des
                              									Führungsschlitzes der Platte p zu stellen, zu welchem
                              									Zwecke ein Anschlaghebel h etwas in die Höhe gedreht
                              									wird, in dessen Ausrundung sich alsdann der Führungsarm einlegt; diesem Arme ist,
                              									wie die Figuren deutlich zeigen, ein Griff eingelegt. Wird mittels des Griffes eine
                              									volle Umdrehung ausgeführt, so ergibt sich die gewünschte Curve.
                           Um die grösste Genauigkeit zu erreichen, kann zur feineren Einstellung auf dem
                              									Endpunkte der kleinen Achse auch eine Centrirnadel gebraucht werden. Zum genauen
                              									Ablesen sind für die Theilungen auf ll und auf t Nonien angebracht. Der Zeichenstift bezieh. die
                              									Reissfeder sind vorher arretirt und federnd construirt. Durch Drehung der Handmutter
                              										m können dieselben auf die Zeichenfläche
                              									herabgelassen werden.
                           Das Instrument wird vom Erfinder zu 150 M. geliefert.
                           München, im April 1896.
                           
                              Ernst Fischer.