| Titel: | Schnell laufende Dampfmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 169 | 
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                        Schnell laufende Dampfmaschinen.
                        Mit Abbildungen.
                        Schnell laufende Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 169
                              Rotirende Dampfmaschine von Quincey.
                              
                           Es ist zunächst über eine grosse Anzahl von Verbesserungen an rotirenden
                              									Dampfmaschinen (Dampfstrahlturbinen) zu berichten, durch welche gegenüber den
                              									bisherigen Constructionen eine vollkommenere Ausnutzung des Arbeitsdampfes, sowie in
                              									Folge eigenartig gestalteter und gruppirter Umdrehungskörper eine erhebliche
                              									Verminderung der Reibungswiderstände und Abnutzungen der Oberflächen der vom Dampfe
                              									getriebenen Theile erreicht wird. Auf ein äusserst geringes Maass werden Reibung und
                              									Abnutzung der letzteren namentlich bei einigen neueren rotirenden Maschinen mit auf
                              									den Cylinderoberflächen „rollendem“ und nicht wie gewöhnlich
                              										„gleitendem“ Kolben beschränkt.
                           Eine rotirende Dampfmaschine von S. Quincey in London,
                              									bei der die Wirkung des Dampfes auf den Kolben eine directe und demzufolge hohe
                              									Umdrehungszahlen bei geringer Abnutzung und geräuschlosem Gange erreichbar sind,
                              									veranschaulichen die Industries and Iron vom 14.
                              									December 1894 entnommenen Abbildungen (Fig. 1 und 2).
                           Der mit der Grundplatte A aus einem Stück gegossene
                              									Cylinder B ist behufs ungezwungenen Gleitens der
                              									äusseren Fläche d des Scheibenkolbens D an seiner Innenfläche genau ausgebohrt und
                              									beiderseits mit Deckeln C verschraubt, von denen der
                              									eine den Schieberkasten H trägt. Der auf seiner
                              									äusseren Umfläche abgedrehte Kolbenkörper G steht mit
                              									dem in einer Erweiterung der Cylinderwandung liegenden Gleitstück g, welches durch eine Feder g4 beständig gegen den ersteren gedrückt
                              									wird, in Berührung. Der Kolbenkörper G ist mit der
                              									Welle I verbunden und mit einem Ausschnitt g1 in der ganzen Breite
                              									seiner cylindrischen Wandung für den Scheibenkolben D
                              									versehen. Ein dampfdichtes Anliegen der äusseren Fläche des letzteren gegen die
                              									Innenwandung des Cylinders wird mittels des auf den Kolben f im Hilfscylinder F ausgeübten Dampfdruckes,
                              									wodurch die Kolbenstange E mitsammt dem vorliegenden
                              									Scheibenkolben D stets so weit nach aussen getrieben
                              									wird, wie es die jedesmalige Stellung des Kolbens im Cylinder B erfordert, erreicht. Irgendwelche Dampfverluste
                              									finden in dem Hilfscylinder F nicht statt, da dieser
                              									mittels des durch die Welle 1 gebohrten Kanales
                              										f1, sowie eines in
                              									den Cylinder F ausmündenden Rohres f2 in steter Verbindung
                              									mit dem Inneren des Schieberkastens steht. Der Dampf tritt durch L aus dem Schieberkasten H
                              									in den Arbeitscylinder und entweicht aus diesem bei der Kolbenbewegung durch die
                              									Oeffnung L1.
                           Die besonders auch zum Fördern von Flüssigkeiten dienende rotirende Maschine von G. L. Conroy in London mit Ein- und Ausströmkanälen für
                              									den Dampf (Flüssigkeit) auf dem Umfange bezieh. auf der Seite des Gehäuses ist Fig. 3 und 4 bezieh. Fig. 5 und 6 ersichtlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 169
                              Rotirende Maschine von Conroy.
                              
                           Wie Industries and Iron vom 14. September 1894
                              									berichten, ist auf der mittleren Welle A ein mit vier
                              									radialen cylindrischen Kammern C, in denen Kolben D arbeiten, versehener Körper B befestigt. Jeder Kolben ist gelenkig mit Stücken E verbunden, deren vorstehende Theile F auf
                              									jeder Seite durch einen Ring G auf dem Zapfen H gehalten und damit gezwungen werden, an der durch den
                              									letzteren bezüglich des Körpers B hervorgerufenen
                              									excentrischen Bewegung Theil zu nehmen. Der Zapfen H
                              									ist an dem einen der beiden Gehäusedeckel befestigt. In Erweiterungen I des Gehäuses liegen durch Schrauben auf den Umfang
                              									der Stirnwände des Körpers B gehaltene Gleitstücke K. L ist eine Nuth mit einem nach der Saugseite der
                              									Pumpe führenden Kanal zur Ableitung etwaiger zwischen Körper B und Innenfläche des Gehäuses tretender Flüssigkeit in das Saugrohr. Im
                              									Inneren der Deckel befinden sich Aussparungen, welche mit den Ein- und
                              									Ausströmkanälen M und N in
                              									Verbindung stehen; die stehenbleibenden Theile der Innenfläche bilden gleichzeitig
                              									die Abdichtungen zwischen den Oeffnungen.
                           Bei der Fig. 5 und 6 ersichtlichen Anordnung
                              									treten die nach den Ein- und Ausströmkanälen M und N führenden Oeffnungen durch einen in einer seitlichen Aussparung
                              									des Gehäuses liegenden Dichtungsring, während ein auf dem Umfange des Körpers B befestigter Ring die Enden der Cylinder C überdeckt und die dichtenden Gleitstücke K gegen die Seite des Körpers B presst. (Englisches Patent Nr. 14 612 vom 29. Juli 1893.)
                           Eine Rotationsmaschine, welche ebenfalls als Pumpe, auch als Gebläse Verwendung
                              									finden kann, wurde Charles Rumley in Helena,
                              									Nordamerika, unter Nr. 81753 vom 13. März 1894 in Deutschland patentirt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 170
                              Fig. 7.Rotationsmaschine von Rumley.
                              
                           Wie Fig. 7 ersichtlich, sind bei der Verwendung als
                              									Pumpe im unteren Theil des Gehäuses zwei Oeffnungen a
                              									und b angeordnet, die je nach der Bewegungsrichtung des
                              									Pumpenkolbens d als Saug- und Austrittsöffnungen dienen
                              									können. Durch eine schräge feste Zwischenwand c und die
                              									im Kolben d befestigte Verschlussplatte ef werden die beiden Oeffnungen a und b von einander getrennt. Das eine Ende
                              										e  der Abschlussplatte ist massiv, um die Oeffnung
                              										b verschliessen zu können, ausserdem ist die Platte
                              									mit einem Schieber f versehen, der sich frei auf einer
                              									Packung an der Kante der Zwischenwand c bewegt und hier
                              									einen dichten Verschluss bewirkt. Oberhalb der Eintrittsöffnung a besitzt die Abschlussplatte Arme, die an einer in dem
                              									Gehäuse gelagerten Welle befestigt sind und zwischen welchen das Wasser oder die
                              									Luft frei durchtreten kann. An einer Seite des Kolbens ist ein sperrzahnförmiger
                              									Ansatz angebracht, der die Verbindungsstellen verschliessen kann.
                           Befindet sich der Kolben in der auf der Abbildung ersichtlichen Lage, so wird er bei
                              									einer Drehung in der Pfeilrichtung die Abschlussplatte aufwärts drücken, so dass die
                              									Oeffnung b geöffnet und das auf der Vorderseite des
                              									Kolbens befindliche Wasser, welches bei einer früheren Umdrehung des Kolbens
                              									eingesaugt worden ist, ausgetrieben wird. Bei der Weiterbewegung des Kolbens wird
                              									durch die Oeffnung a neues Wasser in den Cylinder
                              									eingesaugt.
                           Bei jeder Umdrehung des Kolbens wiederholt sich dieser Vorgang.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 170
                              Dampfmotor von Chaboche.
                              
                           Der rotirende Dampfmotor von Marie Edmond Philbert
                                 										Chaboche in Paris (D. R. P. Nr. 82242) gehört zu denjenigen Kraftmaschinen,
                              									bei denen der Kolben innerhalb eines ringsectorenförmigen, um die Ringachse
                              									rotirenden Cylinders Schwingungen um diese Achse ausführt. Zweckmässig verbindet man
                              									hierbei mehrere Cylinder, welche in derselben Ebene um eine gemeinsame Ringachse
                              									angeordnet sind, zu einer mehrfachen Maschine.
                           Wie Fig. 8 und 9 erkennen lassen, ist
                              									die rotirende Kapsel V aus zwei Theilen zusammengesetzt
                              									und mittels des einen auf der in den Ständern A und C gelagerten Achse befestigt. Die beweglichen
                              									Scheidewände der Kolben fghk sitzen mittels der Arme
                              										T und T1 auf einer gemeinsamen Muffe D, welche die Achse der Maschine umgibt und, unter
                              									Anwendung einer Stopfbüchse durch die Kapsel tretend, in dem Ständer B gelagert ist.
                           Diese Muffe trägt behufs Umsetzung der schwingenden Bewegung des Kolbens in die
                              									rotirende des Cylinders eine Kurbel H, deren Zapfen
                              									durch die Lenkstange I mit einem Zapfen der
                              									Doppelkurbel M verbunden ist; letztere ist zusammen mit
                              									zwei einfachen Kurbeln in Winkelabständen von 120° auf einer fest auf der
                              									Maschinenachse sitzenden Scheibe P und diese
                              									andererseits in einem Ringe Q gelagert, der lose auf
                              									einem excentrisch zur Welle an dem Lagerständer A
                              									befestigten Zapfen O sitzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 170
                              Dampfmaschine von Brückert.
                              
                           Die Maschinenwelle ist hohl und wird zur Zuleitung des Kesseldampfes und Fortführung
                              									des Abdampfes benutzt. Der Dampfzutritt erfolgt von der Leitung S her durch die Bohrung R
                              									im Ständer C, an welcher Stelle die Welle mit (nicht
                              									gezeichneten) Durchbrechungen versehen ist. Andere Durchbrechungen der Wand der
                              									Welle münden in die innerhalb der Kapsel V angeordneten
                              									Dampfkanäle. Der Hohlraum der Welle erhält zur Scheidung des Kesseldampfes vom
                              									Abdampf entweder eine Querwand zwischen den zu den betreffenden Dampfkanälen
                              									gehörenden Durchbrechungen oder wird durch eine Längswand in zwei Kammern getheilt,
                              									von denen die eine mit den Eintritts-, die andere mit den Austrittskanälen
                              									communicirt.
                           Zur Steuerung dienen zwei Muschelschieber G und G1, welche durch Excenter der Hauptwelle bethätigt
                              									werden. Die Cylinder abcd sind einfach wirkend und je
                              									ein Schieber regelt die Dampfvertheilung in den Räumen a und d zu beiden Seiten der festen
                              									Scheidewand F bezieh. b
                              									und c vor und hinter der Scheidewand F1.
                           Die Erzeugung der Kapselrotation aus den Kolbenschwingungen lässt sich auch mittels
                              									Zahnräder erreichen.
                           Die rotirende Dampfmaschine von Firmin Brückert in Paris
                              									mit zwei versetzt angeordneten Dampfkammern (D. R. P. Nr. 81759 vom 17. October
                              									1894) veranschaulichen Fig.
                                 										10 und 11.
                           An den Deckel A des Gehäuses K ist eine halbkreisförmige Kammer B
                              									gegossen, welche in zwei schiefe Ebenen endigt und durch eine Mittelwand G in zwei gleiche Abtheilungen getrennt ist. An den
                              									Deckel I ist eine ähnliche Kammer B1 gegossen, die jedoch
                              									einen grösseren Radius als die Kammer B besitzt und
                              									gegen diese um 180° versetzt angeordnet ist. In centralen Ansätzen der Deckel sind
                              									Spurlager M bezieh. eine Büchse M1 zur Führung der Welle F untergebracht, auf der aussen ein Schwungrad, im Inneren des
                              									Gehäuses K eine dicht an den äusseren Wandungen der
                              									Kammern B und B1 laufende Scheibe L
                              									gekeilt ist. Zur Führung und Dichtung zwischen den Enden der Scheibe L und den Gehäusedeckeln dienen breite Stahlringe II1 bezieh. NN1, welche zwischen
                              									Metallringe HH1 und OO1 in entsprechende
                              									Nuthen G der Deckel- und Scheibenenden gelegt sind.
                           Die Scheibe L besitzt zwei diametral gegenüberliegende
                              									Schlitze, in denen zwei Kolbenplatten PQ hin und her
                              									gleiten. Dieselben bestehen aus zwei mit einander verschraubten Wangen mit
                              									Vorsprüngen, welche in entsprechende Nuthen der Scheibe L greifen und damit verhindern, dass die Platten sich zu stark an den
                              									Angüssen der Scheibe reiben. Zwischen den beiden Wangen befinden sich zwei kleine
                              									Platten, deren Verbindungstellen regelmässig gegen einander versetzt sind. Nahezu
                              									inmitten dieser Platten Verbindung sind federnde Ringe eingesetzt, welche sämmtliche
                              									Platten gegen die Wandungen der durch die Deckel A und
                              										I, die Angüsse B und
                              										B1 und die Scheibe
                              										L gebildeten Kammern pressen.
                           R ist ein Hahn zum Umsteuern der Maschine, S ein Steuerrundschieber, welcher durch den nicht
                              									gezeichneten Regulator der Maschine bethätigt wird.
                           Die Wirkungsweise der Maschine ist folgende:
                           Der Arbeitsdampf strömt durch den Kanal 2 in die Kammer
                              										3, sowie durch die Oeffnung 4 gegen den Kolben P und ertheilt diesem
                              									einen Impuls im Sinne des Fig. 11 ersichtlichen Pfeiles. Der Dampf entweicht durch die Oeffnung 5 in die Kammer 6 und
                              									strömt durch den Kanal 7. Aus dem letzteren tritt er
                              									durch die Bohrung 8 des Hahnes R in den Kanal 9, um in eine Kammer des
                              									Theiles B1 und aus
                              									derselben wieder durch eine Oeffnung gegen den Kolben Q
                              									zu strömen, wodurch dieser einen Stoss im entgegengesetzten Sinne des Fig. 11 ersichtlichen
                              									Pfeiles erhält; schliesslich strömt der Dampf nach dem Durchtreten weiterer
                              									Oeffnungen und Kammern durch die bezügliche Hahnbohrung nach dem Condensator.
                           Um die Maschine ausser Gang zu setzen, genügt es, den Hahn auf O einzustellen, und um die Maschine umzusteuern, hat
                              									man den Hahn derart zu drehen, dass die Einströmöffnungen zu Ausströmöffnungen
                              									werden.
                           Soll die Maschine als Pumpe wirken, so werden die Kammern B und B1
                              									gleich gross gemacht, während bei Verbundmaschinen die eine Kammer B1 grösser als die
                              									andere gemacht wird.
                           Eine verbesserte Construction der Carl Karpa in Berlin
                              									unter D. R. P. Nr. 69171 patentirten Dampfmaschine mit kreisendem Flügelkolben und
                              									einer kreisenden Kurbelscheibe als Widerlager (1895 296
                              									3) zeigen Fig. 12 und
                              										13.
                           In dem mit einer Erweiterung A1 versehenen cylindrischen Gehäuse A liegt
                              									ein aus Kurbelscheibe B und Kranz C gebildeter, durch Deckel D in dem Gehäuse gehaltener, auf der Achse E
                              									befestigter Cylinder; ferner in diesem der durch eine Schraube mit der Rückwand des
                              									Gehäuses fest verbundene Cylinder F mit einem der
                              									Erweiterung A1
                              									entsprechenden Ausschnitt F1 derart, dass er mit dieser einen Cylinder bildet, in dem eine auf der
                              									Schwungradwelle H befestigte Nabe I mit dem als Kolben dienenden Knaggen K rotiren kann, welch letzterer durch den Arbeitsdampf
                              									bewegt wird. Dieser gelangt durch das Rohr L, die
                              									Steuerung M und den Kanal N hinter den Knaggen K und treibt diesen,
                              									ohne durch den Kranz C
                              									behindert zu sein, frei herum. Zu dem Zwecke erhält die in dem Gehäuse A drehbar gelagerte Kurbelscheibe B zwei diametral gegenüberstehende Oeffnungen OO1, welche dem Kolben
                              										K entsprechend so gross gewählt werden, dass
                              									letzterer bei seiner Rotation frei durch dieselben hindurchtreten kann und
                              									gleichzeitig durch die Rotation des Kolbens K und der
                              									Nabe I eine Drehung erfährt, deren Geschwindigkeit halb
                              									so gross wie die des Kolbens K ist. Um dieses
                              									herbeizuführen, ist auf der Welle H ein Zahnrad P befestigt, welches mit einem grösseren Zahnrade Q der Welle B in Eingriff
                              									steht. Auf dieser Welle sitzt ferner ein Zahnrad S,
                              									welches in das doppelt so grosse Zahnrad T der Welle
                              										E eingreift und dieser, sowie der Kurbelscheibe B dadurch bei einer Umdrehung des Kolbens K eine halbe Umdrehung ertheilt, so dass, da K bei jeder Umdrehung eine der Oeffnungen O oder O1 des Kranzes C bei
                              									seinem Uebergang in den Theil A1 vorfindet, er durch dieselbe hindurchtreten kann.
                              										U ist eine Austrittsöffnung für den Dampf und
                              									etwaige atmosphärische Luft. Zur Steuerung für den Dampfeinlass dient eine in der
                              									Wandung des Cylinders F befindliche Bohrung M, welche mit dem Rohre L
                              									und dem Kanal N in Verbindung steht. Eine in der
                              									Durchbohrung drehbar gelagerte Hülse V ist auf einer
                              									Seite für den Dampfeintritt offen, auf der anderen durch den Zapfen einer Welle W geschlossen; letztere ist so mit der Hülse V verbunden, dass diese an der Drehung der Welle
                              									theilnehmen muss. Auf der Welle sitzt ferner ein mit dem Zahnrad P der Welle H in Eingriff
                              									stehendes Zahnrad X, womit erreicht ist, dass die Hülse
                              										V bei der Rotation des Kolbens K eine gleiche Umdrehung erhält wie dieser. Ein
                              									Ausschnitt Y der Hülse V
                              									von einer dem gewünschten Expansionsverhältniss entsprechenden Länge kommt bei der
                              									Drehbewegung derselben eine gewisse Zeit mit dem Einlasskanal N in Verbindung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 171
                              Dampfmaschine von Karpa.
                              
                           Bei der Fig. 12
                              									ersichtlichen Stellung der Maschine steht dieselbe auf Antrieb. Der Arbeitsdampf
                              									gelangt durch L in die Hülse V und durch den Ausschnitt Y derselben und
                              									den Kanal N hinter den mit einer die Verlängerung des
                              									Kanales N bildenden Durchbohrung versehenen Kolben K, so dass mittels der Zahnräder u.s.w. auch die
                              									Kurbelscheibe B in Umdrehung gelangt. Die Zuführung des
                              									Dampfes dauert nun so lange an, bis der Ausschnitt Y in
                              									seiner ganzen Länge an dem Kanal N vorbeigelaufen ist
                              									und der volle Theil der Hülse V den Dampfzutritt zu N absperrt. Der Dampf verrichtet dann so lange durch
                              									Expansion Arbeit, bis der Kolben die Ausströmöffnung U
                              									erreicht hat, durch welche dann der Dampf entweicht. Während dieses Kolbenweges hat die
                              									Kurbelscheibe B einen solchen Weg zurückgelegt, dass
                              									die Oeffnung O1 des
                              									Kranzes C dem Kolben K
                              									gegenübersteht und derselbe nun durch diese Oeffnung hindurchtreten und in Folge
                              									seiner ihm ertheilten Geschwindigkeit im Raume A1 weiter fortschreiten kann. Nähert sich der Kolben
                              									wieder der Stellung Fig.
                                 										12, so tritt er allmählich aus der Oeffnung O1 heraus und in den Cylinderraum F1 hinein. Der Kolben
                              									hat also ebenso wie die Hülse V eine Umdrehung, die
                              									Kurbelscheibe eine halbe Umdrehung vollführt, so dass die Oeffnung O jetzt die Stellung der Oeffnung O1 (Fig. 12) einnimmt. Der
                              									Vorgang wiederholt sich dann von Neuem in ähnlicher Weise.
                           Die Maschine kann ohne wesentliche Abänderungen auch mit zwei oder mehr Kolben
                              									arbeiten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 172
                              Fig. 14.Dampfmaschine von Scheuten.
                              
                           Bei der Dampfmaschine mit umlaufenden Kolben von W. Scheuten
                                 										und A. Scheuten in Braunschweig (D. R. P. Nr. 85441) werden, wie Fig. 14 ersichtlich, drei bewegliche, von aussen in
                              									den Cylinder eintretende und bis zu dem excentrisch angeordneten Kolben C reichende Scheidewände E
                              									dadurch zum stetigen Anliegen an dem Kolbenumfange gezwungen, dass sie an ihren
                              									äusseren Enden von einem ihre Entfernung von einander und ihre gegenseitige Lage
                              									stets gleich erhaltenden Ringe F umgeben sind. Auf der
                              									in dem Cylinder A durch Stopfbüchsen geführten Stange
                              										B sitzt der excentrische, die Innenwandung des
                              									ersteren in der Linie D berührende Kolben C. Die Abdichtung an dieser Stelle wird dadurch
                              									gesichert, dass der Kolben gegen die Stange B in
                              									bekannter Weise beweglich ist und durch Feder- oder Keilandruck oder durch beides an
                              									die Cylinderwandung gepresst wird.
                           An der einen Stirnseite trägt der Cylinder die Oeffnungen für den Dampfeintritt, an
                              									der anderen die für den Austritt. Diese Oeffnungen werden durch Rundschieber, welche
                              									mit der Welle B umlaufen, in beliebiger Weise
                              									freigegeben und geschlossen.
                           Eine rotirende Maschine mit auf der Cylinderfläche rollendem Kolben von Arthur Longe in Paris (D. R. P. Nr. 83392 vom 26. April
                              									1894) ist Fig. 15 gegeben. Das Wesentliche der
                              									Erfindung liegt darin, dass der Kolben (Scheibe A) an
                              									dem Krummzapfen a der Welle E angelenkt ist und bei seiner Drehbewegung nicht gleitet, sondern sich
                              									auf der Innenfläche des Cylinders B abrollt. Hiermit
                              									ist alle nennenswerthe Reibung zwischen den Oberflächen beseitigt. D ist der Einlass-, D1 der Auslassstutzen für den Dampf. Das unter dem
                              									Drucke einer Feder b stehende Gleitstück C liegt mittels eines Kugelgelenkkörpers i gegen die Scheibenumfläche an, wodurch Verschluss
                              									zwischen Einlass- und Auslassöffnung des Dampfes erreicht wird.
                           Die vermöge Fliehkraft gegen die Cylinderwandung getriebene Scheibe bewegt sich in
                              									einem zur Richtung ihres Fortschreitens in dem Cylinder entgegengesetzten Sinne um
                              									den Kurbelzapfen. Bei jeder Umdrehung des in zweckmässiger Lagerung
                              									befindlichen Zapfens a beschreibt der Scheibenrand nur
                              									einen dem Winkel nach gemessenen Weg 2π(R – r), wodurch die Reibungsarbeit gegen das
                              									Gleitstück, sowie die seitlichen Abdichtungsstücke verringert und schneller Gang der
                              									Maschine ermöglicht wird.
                           Zur Dampfvertheilung für einen gewissen Expansionsgrad dient zweckmässig ein von der
                              									Treibwelle mittels Excenters in schwingende Bewegung gebrachter Hahn d, doch können auch andere Mittel, wie Schieber,
                              									Ventile o. dgl. zum Zwecke der Erzielung einer constanten oder veränderlichen
                              									Expansion angewandt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 172
                              Fig. 15.Rotirende Maschine von Dongé.
                              
                           Die Abdichtung der Scheibe A auf beiden Seiten erfolgt
                              									mittels einer ein Kreissegment bildenden und unter Federdruck in einer kreisförmigen
                              									Nuth gegen die Cylinderendfläche geführten Packung. Am Umfange der Scheibe A bedarf es einer besonderen Liderung deshalb nicht,
                              									weil die Fliehkraft genügend anpressend wirkt.
                           Die Erfindung lässt sich auch für Zweifach-Expansionsmaschinen verwerthen. In
                              									derartigen Fällen trägt der Krummzapfen der Welle zwei Scheiben von verschiedenem
                              									Durchmesser, welche unabhängig von einander rotiren und bei der Abrollung auf der
                              									inneren Umfläche ihrer betreffenden Cylinder eine bezüglich der Kurbelwelle
                              									entgegengesetzte Drehrichtung haben.
                           Um den Eintritt des Dampfes in die beiden Cylinder zu erleichtern, sind in den
                              									Scheidewänden der Scheiben Aushöhlungen angeordnet, und um die Durchbiegung des hier
                              									verhältnissmässig langen Kurbelstückes zu verhüten, ist dasselbe mit einem in einem
                              									Lager laufenden Endzapfen versehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 172
                              Dampfmaschine von Hult.
                              
                           Bei der Carl Alrik Hult und Oscar Walfrid Hult in
                              									Stockholm unter D. R. P. Nr. 86082 vom 20. April 1895 patentirten rotirenden
                              									Dampfmaschine findet ebenfalls kein Gleiten, sondern ein Rollen der vom Dampf
                              									getriebenen Theile an den Oberflächen, mit denen sie in Berührung kommen, statt.
                           Wie Fig. 16 und 17 ersichtlich, ist in
                              									den Seitendeckeln des Dampfcylinders A die Trieb welle
                              										C gelagert, auf welcher eine Scheibe D befestigt ist. In dem zwischen der letzteren und dem
                              									Cylinder gebildeten Dampfraum E befinden sich zwei
                              									lose, aus einem passenden elastischen Material oder federnden Hingen hergestellte Rollen
                              										FF1, die
                              									abwechselnd durch eine Sperrvorrichtung am Platz gehalten werden.
                           Die Abbildung zeigt den Augenblick, in welchem die Rolle F unmittelbar bei dem Dampfzulass G mit Hilfe
                              									der Sperrvorrichtung am Platz gehalten wird, so dass sie den Boden im Dampfraum E bildet, während die zweite Rolle F1 von dem durch G eingelassenen Dampf durch den Dampfraum getrieben
                              									wird und hierbei zufolge des an der Cylinderwand erzeugten Widerstandes auch eine
                              									rotirende Bewegung erhält, die sich auf die Scheibe D und die Triebwelle
                              									überträgt.
                           Die Sperrvorrichtung besteht aus zwei Zapfen H, welche
                              									je in einem der Deckel B aus- und einschiebbar sind und
                              									deren innere konische Enden in entsprechende Vertiefungen inmitten der Enden der
                              									Rollen FF1 passen. Die
                              									Zapfen sind mit an den Aussenseiten der Deckel B
                              									drehbar gelagerten Hebeln I verbunden, deren obere
                              									Enden schräge Schlitze K bilden, in welche die Finger
                              										L einer an der durch die Cylinderwand geführten
                              									Spindel N befestigten Stange M treten. Die Spindel ist an ihrem in den Dampfraum eintretenden Ende mit
                              									einem zum Theil in den Dampfraum austretenden Anschlagkopf versehen und wird durch
                              									eine Feder O nach abwärts gezogen.
                           Sobald die vom Dampfe getriebene Rolle F1 auf den Kopf P
                              									trifft, wird dieser in die Aussparung Q hineingedrückt,
                              									so dass durch die nach aussen geschobene Stange N die
                              									Zapfen H mittels der Finger I aus der Rolle F gezogen werden und letztere
                              									vorwärts rollen kann. Gleichzeitig wird der Dampfzulasskanal G durch einen Kolbenschieber R, der durch
                              									einen aussenliegenden Hebel mit dem einen Zapfen H fest
                              									verbunden ist, abgesperrt, worauf sich die Bewegung der Rollen F1 und F in Folge der lebendigen Kraft eines auf der Welle C befestigten Schwungrades fortsetzt. Die Rolle F1 hält hierauf den
                              									Anschlagkopf P hochgedrückt und wird, sobald dieser in
                              									seine frühere Lage zurückkehrt und der Dampfzulass geöffnet wird, durch die Enden
                              									der Zapfen H festgehalten, die bei dieser Gelegenheit
                              									vor den Dampfzulass gekommene Rolle F dagegen vom Dampf
                              									fortgetrieben.
                           Diejenige Rolle, welche gesperrt ist, wird von der Scheibe D in Drehung versetzt und rotirt, anstatt an der Cylinderwand zu schleppen
                              									und Reibung zu verursachen, an einer anderen Scheibe U.
                           Ueber dem Kopf P befindet sich der Auslasskanal T für den verbrauchten Dampf.
                           Sollte die Reibung zwischen den Rollen und der Scheibe D
                              									bei einem sehr grossen Widerstände der Welle C nicht
                              									genügen, so können erstere sowohl, wie auch die innere Oberfläche des Cylinders A gezähnt werden. Die Vorrichtung kann auch so
                              									abgeändert werden, dass nur eine Rolle verwendet wird. An Stelle der gesperrten
                              									Rolle ist dann eine drehbare Klappe angebracht und, da nun die Sperrvorrichtung in
                              									Wegfall kommt, wird durch den Anschlagkopf P nur die
                              									Oeffnung und Schliessung des Dampfzulasses vermittelt.
                           Die rotirende Dampfmaschine von Friedrich Brackemann in
                              									Augsburg (D. R. P. Nr. 83731) besteht, um Reibungswiderstände möglichst zu
                              									verhindern, aus zwei in einem gemeinschaftlichen Gehäuse A (Fig. 18
                              									und 19) drehbaren
                              									Kapselrädern aa1 und
                              										bb1, von denen das
                              									erstere als Arbeitsorgan beständig, das letztere als Steuerungsorgan nur
                              									periodisch und in der Weise bewegt wird, dass es den nach aussen gerichteten Flügeln
                              										a1 des ersten Rades
                              									ausweicht. Das Steuerrad besteht aus zwei Theilen, von denen jeder eine Scheibe b mit an den nach innen gerichteten Stirnflächen
                              									hervorstehenden Flügeln b1 darstellt. Die inneren cylindrischen Flächen und Stirnflächen der Flügel
                              										a1b1 schleifen an den
                              									feststehenden Büchsen c und d, in denen die Achsen der Räder drehbar gelagert sind. Die Flächen der um
                              									die Achse des Rades aa1
                              									herum gelagerten beiden Büchsen c sind so geformt, dass
                              									sie von den inneren cylindrischen Flächen und den Stirnflächen der Scheibe und
                              									Flügel aa1 berührt
                              									werden, während die die Achse des Steuerrades umgebende Büchse d so gestaltet ist, dass sie von den inneren
                              									cylindrischen Flächen und den Stirnflächen der Scheiben bb1 berührt wird. An denjenigen Stellen
                              									ihres Umfanges, an denen die Flügel a1 und b1 der Kapselräder bei der Drehung den Umfang der
                              									Büchsen d bezieh. c
                              									berühren, sind diese mit bogenförmigen Aussparungen versehen, welche entsprechend
                              									den äusseren cylindrischen Flächen der dagegen streichenden Flügel conaxial geformt
                              									und durch Einschneiden der Flügelbahnen der gegenüberstehenden Räder in die Büchsen
                              									hergestellt sind. Durch die Berührung von Flügel und Büchsen in Flächen wird ein
                              									genügend dichter Abschluss zwischen den verschiedenen Drücken ausgesetzten Räumen
                              									der Maschine hergestellt. Die Einrichtung der Räder aa1 und bb1, der Flügel a1 und b1, sowie der Büchsen
                              										c und d gewährt eine
                              									vollkommene Entlastung der bewegten Organe, wodurch Reibungsarbeit und Abnutzungen
                              									auf ein kleines Maass beschränkt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 173
                              Dampfmaschine von Brackemann.
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)