| Titel: | Elektro-pneumatische, selbsthätige Blocksignale. | 
| Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 182 | 
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                        Elektro-pneumatische, selbsthätige
                           								Blocksignale.
                        Mit Abbildungen.
                        Elektro-pneumatische, selbsthätige Blocksignale.
                        
                     
                        
                           In Anbetracht der grossen Verbreitung und Beliebtheit, welcher sich
                              									elektro-pneumatische Blocksignale (vgl. 1893 290 * 278)
                              									in den Vereinigten Staaten Nordamerikas erfreuen, und mit Rücksicht auf das lebhafte
                              									Interesse, welches diesem automatischen Signalsystem auch gelegentlich der
                              									Vorführung beim vorjährigen internationalen Eisenbahncongresse in London zu Theil
                              									geworden ist, fand sich The Engineer vom 3. Januar 1896
                              									veranlasst, das Wesentlichste aus einer an W. F. Allen,
                              									Secretär der American Railroad Association in New York
                              									gerichteten Denkschrift von George Westinghouse jun. in
                              									nachstehender, etwas gekürzter und der englischen Ausdrucksweise angepasster Fassung
                              									wiederzugeben:
                           
                              „Es steht allerwärts ausser Frage, dass es kaum eine zweite Angelegenheit gibt,
                                 										die so sehr einer eingehenden, gewissenhaften Prüfung unterzogen zu werden
                                 										verdient, als die Wahl geeigneter Signale zur Sicherung des Zugsverkehrs auf
                                 										Eisenbahnen. Seitdem es Eisenbahnen gibt, steht es ausser Zweifel, dass für die
                                 										Gewährleistung eines sicheren Betriebes zwei Dinge unbedingt von höchster
                                 										Wichtigkeit sind, nämlich 1) ein geeignetes Zeichensystem, durch welches die
                                 										Locomotivführer vor den Gefahren rechtzeitig gewarnt werden, welche etwa dem
                                 										Zuge im Wege liegen, und 2) Vorrichtungen, die den Locomotivführer in Stand
                                 										setzen, seinen Zug mit grösster Raschheit anzuhalten. Die Lösung des letzteren
                                 										Problems hat, wie man wohl sagen darf, derzeit eine Entwickelung erreicht, wo –
                                 										was die Schnelligkeit des Bremsens betrifft – kaum mehr eine nennenswerthe
                                 										weitere Vervollkommnung zu erreichen sein wird, so lange als die Mittel zur
                                 										Verlangsamung der Zugsbewegung lediglich auf die Reibung zwischen Rädern und
                                 										Schienen beschränkt bleiben.
                              
                           Was die Sicherung der Fahrt der Züge und die betreffende Signalgebung anbelangt, so
                              									hat dieselbe unbedingt an jeder Stelle der Bahn allen nur immer möglichen
                              									Verhältnissen Rechnung zu tragen und demgemäss folgenden Anforderungen zu genügen:
                              									1) Wenn die Bahn bedingungslos fahrbar ist, also der Bewegung des Zuges keinerlei
                              									Gefahr entgegensteht, soll dies vom Signal in einer nicht misszuverstehenden Weise
                              									dargestellt werden, damit dem Locomotivführer eines Zuges nicht die geringsten
                              									Zweifel darüber erwachsen können, dass er mit unverminderter Geschwindigkeit
                              									weiterfahren darf; 2) falls eine Bahnstelle nicht befahren werden darf, muss
                              									dieselbe nicht nur durch ein Haltsignal gedeckt werden, sondern es soll nebstdem der
                              									Maschinenführer durch ein selbsthätig erscheinendes Warnungssignal schon aus
                              									grösserer Entfernung darüber Nachricht erhalten, dass er sich einem Haltsignal
                              									nähert, welches nicht überfahren werden darf; 3) jede unrichtige Lage von Weichen,
                              									ebenso Schienenbrüche oder die Wegnahme von Schienen, gleichwie der Umstand, dass
                              									auf einem Seitengleis befindliche Wagen dem Fahrgleis zu nahe stehen, sollen sich
                              									selbsthätig ebenso durch Halt- und Warnungssignale kennzeichnen, wie die Hindernisse
                              									durch Züge; 4) im Falle des Eintrittes irgend eines Gebrechens der Signaleinrichtung
                              									müssen die Signalapparate von selbst die Lage für „Gefahr“ bezieh. für
                              										„Vorsicht“ einnehmen oder diese behalten, wenn sie sich zur Zeit des
                              									Fehlereintrittes darin befunden haben.
                           Bei Blocksignaleinrichtungen, welche durch Signalwärter mit der Hand gestellt werden,
                              									ist es als nothwendig erachtet und schliesslich allgemein gebräuchlich geworden,
                              									Signalmittel zu verwenden, die im normalen ZustandeUeber die normale Haltlage der
                                    											Zugdeckungssignale ist schon zur Zeit der ersten Einführung von
                                    											Blocksignalen viel gestritten worden. Diese Anordnung war und ist mit
                                    											Rücksicht auf die ungünstigen Einwirkungen, wie Schnee und Frost o. dgl.,
                                    											welchen die Signale im Freien preisgegeben sind, und da eine etwaige
                                    											Verzögerung der Eisenbahnzüge immerhin der möglichen Gefährdung derselben
                                    											vorgezogen werden muss, gewiss gerechtfertigt.
                              									auf Halt stehen, aus welcher Lage sie erst bei der
                              									Annäherung eines Zuges durch den Signalmann auf Frei
                              									gebracht werden müssen. In der Regel sind solche Signale so eingerichtet, dass sie
                              									vermöge eines Gegengewichtes regelrecht in der Signallage für Halt verbleiben, wenn sie nicht absichtlich auf Frei festgehalten werden. Fälle, wo solche Signale
                              									durch die Beamten auf Frei befestigt wurden, während in
                              									Wirklichkeit Gefahr drohte, oder wo der Beamte das SignalHier sind natürlich jene
                                    											Blocksignaleinrichtungen ins Auge gefasst, bei welchen die Signalstellung
                                    											ohne jede weitere Abhängigkeit bloss auf Grund telegraphischer Verständigung
                                    											erfolgt. Es ist das jene Anordnung, welche in Amerika vor Einführung
                                    											selbsthätiger Blocksignale vorwiegend, ja fast ausschliesslich in Anwendung
                                    											stand und auch jetzt noch viel benutzt wird. auf Frei gestellt hat, wenn er es nicht hätte thun dürfen,
                              									sind häufig genug vorgekommen, um klar zu beweisen, wie wenig diese Betriebsform den
                              									Erfordernissen entspricht. Auch an die selbsthätigen Blocksignale stellte man die
                              									Anforderung, sie sollten für gewöhnlich auf Halt stehen
                              									und nur erst von jedem Zuge auf Frei gestellt werden
                              									können, wenn die Fahrt überhaupt statthaft ist. Eine solche Anordnung von
                              									selbsthätigen, etwa in Entfernungen von ¼ bis ½ Meile (= 400 bis 800 m) auf einander
                              									folgenden Blocksignalen würde aber sehr unvortheilhaft sein, da die Locomotivführer
                              									beständig unter dem Eindrucke ständen, es sei „Gefahr“ vorhanden, weshalb sie
                              									unfähig würden, mit angemessener Zuversicht zu fahren und die fahrplanmässigen
                              									Zugsgeschwindigkeiten einzuhalten. Bei der zuletzt in Betracht gezogenen Anordnung
                              									wird auch den Inspectoren, besonders aber den signaltechnischen Aufsichtsbeamten die
                              									Prüfung des Zustandes der Einrichtung sehr erschwert oder unmöglich gemacht, während
                              									diese VornahmeDies gilt vorerst
                                    											nur für das geschilderte oder für ähnlich angeordnete Systeme und selbst da
                                    											in einem beschränkteren Maasse, während sich beispielsweise von einem
                                    											elektrisch-selbsthätigen Blocksignal der Hall-Signal-Company in New York (vgl. The
                                       												Engineer vom 9. August 1895), bei welchem durch einen genialen
                                    											Kniff in der Stromweganlage die normale Haltlage der Signale im Sinne der
                                    											englischen „Blocks“ durchgeführt ist, gerade das Umgekehrte sagen
                                    											lässt. sonst, wenn die selbsthätigen Signale normal auf Frei stehen, so ausserordentlich leicht ausführbar
                              									ist.
                           Gleich seitdem man anfing, Scheiben oder Fahnen als Signalmittel zu benutzen, scheint
                              									sich bereits ein berechtigtes Misstrauen gegen dieselben herausgebildet zu haben,
                              									welches auch dann aufrecht geblieben ist, als man derartige Scheiben- oder
                              									Tafelsignale elektrisch zu stellen lernte. In der That ist für die Wahrnehmbarkeit
                              									sichtbarer Signale die Gestalt des Signalmittels sehr maassgebend und für jede
                              									umfassende Signalanlage wird daher die Frage der Zeichenform in erster Linie der
                              									sorgsamsten Erwägung zu unterziehen sein. Hierbei bedarf es jedoch lediglich einer
                              									kurzen Prüfung der bestehenden Verhältnisse, um zu dem Resultate zu gelangen, dass
                              									es lange, günstige Erfahrungen sind, welche für Flügelmastsignale sprechen und
                              									dieser SignalgattungDie Vorzüge der
                                    											Flügelsignale stehen ausser Frage, nichtsdestoweniger verdient es Beachtung,
                                    											dass ein englischer Eisenbahnfachmann in einem Berichte über die
                                    											Betriebseinrichtungen der amerikanischen Bahnen (vgl. The Engineer vom 15. März 1895) bemerkt:
                                    												„Die Hall'schen (Scheiben-) Signale sind
                                       												allerdings bei weitem nicht auf so grosse Entfernungen und so deutlich
                                       												wahrnehmbar als Flügelsignale, dafür haben sie jedoch das Gute, vor
                                       												äusseren Beschädigungen und dem üblen Einflüsse von Schnee und Frost
                                       												viel besser geschützt zu sein als die letztgenannten Signale, weshalb
                                       												sie diesen nicht selten vorgezogen werden.“ ihre grosse,
                              									fast allgemeine Verbreitung verschafft haben. Die an Masten angebrachten Flügel und
                              									ihre jeweilige Lage lassen sich eben schon aus einer bei weitem grösseren Entfernung
                              									und deutlicher unterscheiden als alle anderen Signalformen, während die Farbe des
                              									Signalmittels wenigstens die Hälfte von je 24 Stunden ohnehin völlig belanglos
                              									bleibt. Allerdings besitzen die Flügelsignale, deren günstigste Gestalt und Grösse längst schon
                              									erfahrungsmässig festgestellt sind, ein nennenswerthes Gewicht, und das
                              									Gegengewicht, welches erforderlich ist, um den Flügel bei Eintritt eines Gebrechens
                              									der Signalvorrichtung sicher auf Halt zu bringen, muss
                              									sonach ziemlich gross bemessen werden, um so mehr als die Bewegungsmechanismen des
                              									Signalflügels vielfach ungünstigen atmosphärischen Einflüssen, wie z.B. dem
                              									Winddrucke, Schnee und der Vereisung o. dgl. ausgesetzt sind. Die Kraft, welche
                              									unter Umständen aufgewendet werden muss, um einen gehörig dimensionirten Flügel in
                              									seine verschiedenen Signallagen zu bringen, ist also beträchtlich und für alle Fälle
                              									viel zu gross, als dass sie mit Hilfe gewöhnlicher galvanischer Batterien beschafft
                              									werden könnte, wenn auch letztere ganz gut geeignet sein mögen, kleine, nur mit
                              									geringen Uebergewichten arbeitende Scheibenblenden o. dgl. zu bewegen.
                           Die seit langer Zeit schon mit grossem Erfolge versuchte Anwendung verdichteter Luft
                              									für Fern Wirkungen gab natürlich Anlass, diese Betriebsform auch für Signalanlagen
                              									einzuführen, da es keiner Schwierigkeit unterliegt, Pressluft längs der Bahnstrecke
                              									allerwärts in Vorrath zu halten. Letzteres geschieht mit Hilfe eines Hauptrohres,
                              									das durch Luftpumpen gespeist wird, welche 10 bis 20 Meilen (16 bis 32 km) von
                              									einander in passenden Stationen, wo ohnehin für irgend einen sonstigen Zweck der
                              									Eisenbahn eine Dampfmaschine vorhanden ist, aufgestellt werden, und die leicht eine
                              									hinreichende Menge verdichteter Luft erzeugen können, um damit nicht nur die
                              									sämmtlichen Signale der Zwischenstrecke, sondern auch alle Weichen in den Stationen
                              									zu stellen. Durch die Erfahrung ist es vollständig bewiesen, dass Pressluft eine
                              									genügende Kraft zu liefern vermag, welche durch Vermittelung von Elektricität ganz
                              									vortheilhaft zum Bewegen von Signalen und Weichen dienstbar gemacht werden kann;
                              									ebenso lehrt die Erfahrung, dass durch die Benutzung der Eisenbahngleise als Leiter
                              									des elektrischen Stromes und bei geeigneter Einrichtung der Signalapparate ein
                              									durchaus praktisches, selbsthätig arbeitendes Signal- und Sicherungssystem für
                              									Eisenbahnen angelegt werden kann, welches den weiter oben angeführten Erfordernissen
                              									vollkommen entspricht, und das sich besser bewährt, als jedes andere System, bei
                              									welchem zum Stellen der Signale und Weichen die Menschenhand erforderlich ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 183
                              Fig. 1.Blocksignale.
                              
                           Nach Vorausschickung dieser Bemerkungen über Eisenbahnsignaleinrichtungen im
                              									Allgemeinen will ich nun darauf übergehen, das selbsthätig-elektrisch-pneumatische
                              									Blocksignal zu schildern, welches 1884 auf der Pennsylvania-Eisenbahn zwischen
                              									East Liberty und Wilkinsburg ausgeführt worden ist und in den Jahren 1889 bis 1893
                              									successive auch in den weiteren Strecken der genannten Bahn bis Stewart Station
                              									eingerichtet wurde, so dass es daselbst derzeit auf einer 60 Meilen (96,5 km) langen
                              									Linie in Wirksamkeit steht. Alle diese elektrisch-pneumatischen Signal- und
                              									Weichenstellvorrichtungen der Pennsylvaniabahn sind seit ihrer Aufstellung
                              									unausgesetzt im täglichen Gebrauche gewesen und selbst die ganz zuerst
                              									eingerichteten davon haben bisher, ausser einer Verbesserung des Relais, keinerlei
                              									Abänderungen nöthig gehabt. Die beiden Gleise der Bahnlinie sind in isolirt an
                              									einander stossende Stromkreise eingetheilt, welche eine Länge von ¼ bis ½ Meile (400
                              									bis 800 m) erhalten. Ungefähr 50 Fuss (15 m) vor dem Ende jedes der gedachten
                              									Stromkreise oder vielmehr Gleisabschnitte ist ein Mast aufgestellt, welcher zwei
                              									über einander angebrachte Signalflügel trägt. Davon gilt nach dem heutigen
                              									allgemeinen Gebrauche auf den amerikanischen Eisenbahnen der obere rothbemalte
                              									Flügel als das eigentliche Halt- oder Hauptsignal,
                              									wogegen der tiefer liegende, grünbemalte Flügel das Vorsignal bildet, welches sich stets nur in Uebereinstimmung mit dem
                              									Hauptsignal des nächsten Signalpostens bewegt und dasselbe Signalzeichen zeigt wie
                              									dieses. Jeder der beiden Flügel wird durch den Kolben eines Pressluftcylinders von 3
                              									Zoll (7,5 cm) Durchmesser bewegt, dessen Kolbenstange an ihrem freien Ende durch ein
                              									Gelenkstück mit dem Stellhebel des zugehörigen Signalflügels derart verbunden ist,
                              									dass das Signal auf Frei gestellt wird, wenn Pressluft
                              									auf den Kolben einwirkt und ihn im Cylinder nach abwärts drückt, und dass diese
                              									Stellung so lange aufrecht bleibt, als der Luftdruck auf den Kolben einwirkt. Wird
                              									jedoch die verdichtete Luft zum Entweichen gebracht, dann kehrt der Flügel vermöge
                              									eines Uebergewichtes in die Lage auf Halt zurück und
                              									drückt zugleich auch den Kolben im Cylinder nach aufwärts, und diese Signalstellung
                              									währt dann so lange, als der Pressluft der Zutritt zum Cylinder verwehrt ist. Die
                              									zuerst erläuterte Lage der Theile, nämlich die Stellung des Flügels auf Frei, ist die normale, welche alle Signale einnehmen,
                              									so lange das Gleis fahrbar ist. An der Hand der obenstehenden Skizze (Fig. 1) lassen sich alle Vorgänge, welche sich bei der
                              									Signalisirung abwickeln, leicht begreifen. In dieser Abbildung sind drei
                              									Blocksignalposten II, III und IV dargestellt, sowie zwei aus den Schienen des Fahrgleises gebildete
                              									Stromkreise vollständig und zwei solche theilweise ersichtlich gemacht. An den
                              									Punkten aa, wo die Schienenleitungen zusammentreffen,
                              										sind zur
                              									gegenseitigen Isolirung Zwischenplättchen aus hartem Holze, Vulcanit oder Fischbein
                              									o. dgl. sowohl bei den Verbindungslaschen als an den Schienenköpfen eingelegt. Am
                              									Ende jeder Theilstrecke ist die sogen. „Gleisbatterie“ B1 und am
                              									Anfange der Schienenleitung die Elektromagnetspule eines Relais R zwischen den beiden Schienensträngen mit Hilfe von
                              									Zuleitungskabeln eingeschaltet, so dass also der von B1 gelieferte Strom dauernd das Relais
                              									durchfliesst und der Anker des letzteren unter normalen Verhältnissen stets
                              									angezogen bleibt. Zur Thätigmachung der Ventile der Pressluftcylinder P1 des Hauptsignals und
                              										P2 des Vorsignals
                              									liefert den erforderlichen Strom eine in den Relaishebelcontact n eingeschaltete stärkere Batterie B2; dieser Strom findet
                              									bei angezogenem Relaishebel seinen Weg, wie sich in der Zeichnung leicht verfolgen
                              									lässt, in die besagten beiden Apparate P1 und P2 und dann zur Erde. Der zum Vorsignal P2 seinen Weg nehmende
                              									Zweigstrom hat unterwegs zwei StromschliesserBei
                                    											den älteren Anlagen waren diese Contactvorrichtungen noch nicht vorhanden.
                                    												C2 hat wohl
                                    											nur den Zweck, auch das Vorsignal jeden Signalmastes, der eine besetzte
                                    											Strecke anzeigen soll, auf Halt zu bringen,
                                    											weil der allenfalls Frei zeigende Vorsignalflügel unterhalb des Halt
                                    											zeigenden Hauptsignalflügels einen Nonsens bildet. Damit sollte wohl nur den
                                    											strengeren englischen Anschauungen Rechnung getragen werden. Der zweite
                                    											Contact C1
                                    											scheint lediglich deshalb eingeschaltet, um die von der Relaisbatterie zum
                                    											Vorsignal führende Leitung während der Haltlage des Signals zu isoliren und
                                    											so vor Gewittereinflüssen besser zu schützen.
                              									C1 und C2 zu passiren, wovon
                              									der erstere vom Signalflügel des dirigirenden Hauptsignals, der zweite vom
                              									Hauptsignalflügel des vorausliegenden Blockpostens unterbrochen wird, sobald das
                              									gedachte Hauptsignal die Haltstellung annimmt. An jedem Signalmaste sind demnach
                              									zwei von einander wohlisolirte Stromschliesser, ein C1 und ein C2, angebracht, derart, dass sie der obere
                              									Flügel mittels einer Gelenkstange F öffnet, wenn er
                              									wagerecht, d. i. auf Halt, steht, und schliesst, wenn
                              									er schräg nach abwärts, d.h. auf Frei, zeigt. Wenn alle
                              									Strecken fahrbar sind, stehen auch alle Signale so, wie es der Posten IV zeigt; sobald jedoch ein Eisenbahnzug in einen
                              									Blockabschnitt einfährt, erzeugen die Achsen und Räder einen Kurzschluss der
                              									betreffenden Batterie B1, weshalb der Anker A des zugehörigen Relais, wie es in Fig. 1
                              									beim Blocksignalposten III dargestellt erscheint,
                              									abfällt. Hierdurch wird auch die Batterie B2 unterbrochen und als weitere Folge davon am
                              									bezeichneten Posten das Hauptsignal und am Posten II
                              									das Vorsignal auf Halt gestellt. Ueberdem hat der
                              									Unterbrecher F die Stromschliesser C1 und C2 geöffnet, also die
                              									Leitungen LIII und LIV unterbrochen,
                              									wodurch auch noch das Vorsignal am Posten III in die
                              									Haltlage gebracht wird. Beide Vorsignale, jenes in III
                              									wie jenes in II, behalten ihre wagerechte Lage
                              									natürlich genau so lange, als das Hauptsignal in III
                              									auf Halt steht, d. i. so lange, bis der in der
                              									Bahnstrecke III bis IV
                              									befindliche Zug dieselbe wieder verlassen hat. Wenn der Zug die nächste Blockstrecke
                              										(IV bis V) erreicht,
                              									so veranlasst er beide Signalflügel, bei IV die
                              									Haltstellung anzunehmen, indessen die beiden Flügel in III noch immer auf Halt verbleiben, bis der
                              									letzte Wagen des Zuges die Theilstrecke III bis IV verlassen hat, worauf sich das Hauptsignal in III auf Frei zurückstellt,
                              									während das Vorsignal die wagerechte Lage natürlich so lange beibehält, als sich der
                              									Zug in der Strecke IV bis V befindet. Ein Längsschnitt durch den Signalstellcylinder, seinen
                              									Elektromagnet und seine Ventile zeigt Fig. 2. Aus dem
                              									Hauptrohre der Luftleitung tritt die verdichtete Luft mit Hilfe eines Zweigrohres
                              									bei A ein und geht durch die Bohrung T nach dem inneren Hohlraum Q; hier ist ein Ventil S angebracht, welches
                              									durch den Druck einer Spiralfeder geschlossen gehalten wird. Das obere Ende der
                              									zugehörigen Ventilspindel steckt in der Bohrung einer Stange F', welche mit dem Anker B des
                              									Elektromagnetes M in Verbindung steht. Der untere Rand
                              									der Stange F ist konisch abgedreht, weil er zugleich
                              									als Verschluss des Ausströmungsventils zu dienen hat. Sobald ein von der
                              									Relaisbatterie kommender Strom durch die Elektromagnetspulen fliesst, wird der Anker
                              										B angezogen. Die Stange F geht demzufolge nach abwärts und schliesst das Ausströmungsventil;
                              									zugleich drückt F auch die Spindel S nach unten, so dass sich das Ventil S öffnet und die Pressluft durch die Röhre E in den Raum über dem Kolben P gelangt. Es wird also P im Cylinder C nach abwärts gedrückt und der mit der Kolbenstange
                              										Z durch ein Gelenk verbundene Signalflügel auf Frei gestellt. Erfolgt später eine Unterbrechung des
                              									elektrischen Stromes, so hört die Anziehung des Ankers auf und dafür kann die
                              									vorgenannte Spiralfeder wirksam werden, welche nunmehr sowohl die Spindel S als die Stange F wieder
                              									hochhebt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 184
                              Fig. 2.Signalstellcylinder.
                              
                           Dadurch wird der Zutritt der Luft zur Röhre E wieder
                              									abgeschnitten, sowie gleichzeitig das Ausströmungsventil geöffnet, so dass mithin
                              									die Luft oberhalb des Kolbens P durch die Bohrung H entweichen kann. Der Kolben selbst kehrt mit seiner
                              									Stange Z, getrieben durch das am Signalflügel
                              									vorhandene Uebergewicht, nach aufwärts in die ursprüngliche Ruhelage zurück und
                              									stellt dabei auch den Flügel wieder auf Halt. Jeder
                              									Signalflügel trägt an seinem kürzeren Arm eine mit der Flügelfarbe übereinstimmend
                              									gefärbte GlasbrilleFür England tragen
                                    											die Flügel, wie dies auch schon in Fig. 1
                                    											angedeutet erscheint, zwei farbige Glasbrillen,
                                    											wovon die eine für Halt Roth, diejenige für Frei aber Grün zeigt. Es bedeuten dann zwei
                                    											grüne Lichter über einander Freie Fahrt, ein
                                    											rothes Licht und darüber ein grünes Vorsicht,
                                    											und zwei rothe Lichter über einander Halt. In
                                    												Fig. 1 ist den englischen Verhältnissen
                                    											auch noch insofern Rechnung getragen, als die Signalmaste links vom Gleis
                                    											stehen und die Flügel nach links zeigen, weil in England auf Doppelgleisen
                                    											auch nur links gefahren wird, während man in Amerika rechts fährt und auch
                                    											die Signale demgemäss rechts von den Gleisen aufgestellt werden, wenn sie
                                    											nicht unmittelbar über demselben auf Brücken ihren Platz finden.,
                              									welche ein Laternenlicht abblendet, sobald der Flügel die wagerechte Lage einnimmt.
                              									Auf diese Weise zeigen also bei Nacht die auf Halt
                              									stehenden oberen Signalflügel rothes und die unteren
                              										grünes Licht, während beide gewöhnliches weisses
                              									Licht sehen lassen, wenn sie sich in jener Signallage befinden, welche die
                              									Fahrbarkeit der Strecke anzeigt. Das längs der Bahn neben dem Gleis verlegte
                              									Hauptrohr der Luftleitung enthält ständig Pressluft von beiläufig 60 Pfd. (etwa 4,2
                              									at) Spannung. Die Gleisbatterien, sowie die Relaisbatterien sind zumeist in
                              									ausgemauerten, verschlossenen Schächten in nächster Nähe der Signale
                              									untergebracht.
                           Aus der vorstehenden Beschreibung lässt sich ersehen, dass, so lange die beiden
                              									Schienenstränge einer Blockstrecke durch Fahrzeuge leitend verbunden sind, die
                              									zugehörigen Blocksignale die Haltstellung einnehmen. Wo
                              									Weichen in die Strecke einbezogen sind, erhalten dieselben Contactvorrichtungen,
                              									durch welche die Regelung der Signalgebung erfolgt; ähnlicher Weise können auch
                              									Stücke von Nebengleisen oder Abzweigungen in die Schienenleitung des Hauptgleises
                              									mit einbezogen werden, demzufolge sich die Signale gleichfalls auf Halt stellen, sobald eines der einbezogenen
                              									Nebengleisstücke von Wagen besetzt wäre, die die Hauptlinie gefährden. Ebenso übt
                              									ersichtlichermaassen der Bruch oder das Fehlen einer Schiene auf die Signale ganz
                              									dieselbe Wirkung aus, wie ein vorhandener Zug. Ein Bruch des Hauptluftrohres oder
                              									der Zuführungsrohre wird das Entweichen der Pressluft aus sämmtlichen zugehörigen
                              									Cylindern und also die Haltstellung aller dieser Signale zur Folge haben; ebenso
                              									würde das Versagen einer der Batterien lediglich das Entweichen der Luft aus den
                              									zugehörigen Signalcylindern und die Einstellung der Flügel auf Halt herbeiführen. Auf einigen Linien wurde das
                              									Signalsystem auch noch dahin vervollständigt, dass die in einer Blockstrecke
                              									befindlichen Weichen bei der Einfahrt eines Zuges automatisch in der richtigen Lage
                              									verriegelt werden, so dass es unmöglich ist, ihre Stellung zu ändern, ehe der Zug
                              									den Bahnabschnitt wieder verlassen hat. Eine Hauptsache ist es, dass nach dem
                              									Beispiele der Pennsylvania-Eisenbahn jedes Haltsignal durch ein entsprechend weit
                              									vorgeschobenes Warnungssignal vervollständigt wird. Bei einer Fahrgeschwindigkeit
                              									von 60 Meilen (96,5 km) oder noch mehr in der Stunde sind die Streckenlängen,
                              									innerhalb welcher ein Zug zum Stehen gebracht werden kann, unter ungünstigen
                              									Umständen grösser als die Entfernung, aus welcher sichtbare Signale wahrgenommen
                              									werden können, und da erweist sich also ein vorgeschobenes Warnungssignal
                              									zweifelsohne dringend geboten. Vielleicht können manche Einzelheiten an den
                              									Apparaten noch eine weitere Ausgestaltung und Verbesserungen erfahren, wie dies ja
                              									auch bereits an den Ventilen und beim RelaisDie
                                    											Ventile sind lediglich ein wenig vereinfacht worden; die Schaltung der
                                    											Ortslinie des Relais hat jedoch eine Anordnung erhalten, welche jener des
                                    											Buchenan-Relais (vgl. 1896 300 * 41) entspricht
                                    											und den Zweck hat, ein etwa während der Freilage des zugehörigen
                                    											Hauptsignals in Folge einer atmosphärischen Entladung eintretendes
                                    											Festschmelzen des Relaiscontactes n (Fig. 2) unschädlich zu machen.
                              									geschehen ist, allein das ändert nichts an der Richtigkeit der Grundsätze, nach
                              									welchen das oben geschilderte Signalsystem angeordnet wurde, und an der Thatsache,
                              									dass es allen an eine solche Einrichtung zu stellenden Anforderungen entspricht. Als
                              									Signalsystem, welches die besondere Bestimmung hatte, an die Stelle von
                              									Menschenhänden abhängiger Systeme zu treten, vermeidet es alle jene Uebelstände,
                              									welche den letzteren anhaften. In England, wo das Blocksystem zuerst Verbreitung
                              									fand, und wo dessen Anwendung durch die Regierung erzwungen wurde, hat sich gezeigt,
                              									dass die Signalposten auf den Linien mit sehr starkem Verkehr sehr nahe an einander
                              									aufgestellt werden mussten, sollten sie angemessene Sicherheit bieten. Dann bilden
                              									die Kosten, welche für die Einrichtung und Unterhaltung der Signalanlage
                              									auflaufen, eine schwere Belastung der Eisenbahnbetriebsausgaben. Wiederholt
                              									vorgekommene Irrthümer und Fehler der Signalbeamten brachten es zur Erfindung und
                              									Einführung des Gegensperrsystems, wie beispielsweise des bekannten Sykes'schen, bei welchem die die Fahrt freigebende
                              									Signalisirung allerdings stets nur unter Mitwirkung der Nachbarposten sich
                              									vollziehen lässt. Allein diese Anordnung ist zwar sicher, gibt jedoch vielfach zu
                              									Verzögerungen und anderen Unzukömmlichkeiten Anlass, wenn z.B. die Signalbeamten
                              									nicht unausgesetzt zur Stelle sind, oder wenn sie einschlafen, oder wenn sie nach
                              									erfolgter Einfahrt eines Zuges vergessen, das Signal auf Halt zurückzustellen u.s.w. Bei allen Blocksignalsystemen, welche eine
                              									Bedienung durch Signalbeamte erfordern, sind in der Regel nur anfänglich die Kosten
                              									gering, allein wenn nach einiger Zeit die Verkehrsdichte der Bahn zunimmt, müssen
                              									auch die Signalposten vermehrt und einander immer näher und näher gerückt werden;
                              									hierdurch vergrössern sich dann die Betriebs- und Unterhaltungskosten ganz
                              									ausserordentlich. Auf der 25 Meilen (40 km) langen Strecke Jersey City-Ambry
                              									Junction der Pennsylvania-Eisenbahn, welche jüngst mit den elektro-pneumatischen
                              									Blocksignalen versehen wurde, sind hierdurch 23 Signalposten überflüssig und 24
                              									Signalbeamte erspart worden, während die ganze neue Signalanlage für ihre Bedienung
                              									und Erhaltung vorläufig nur zehn Leute benöthigt, deren Zahl sich noch verringern
                              									lässt, bis sie sich in diesem Dienste mehr Uebung und Verlässlichkeit erworben haben
                              									werden. Schon vermöge des Umstandes, dass die pneumatischen Blocksignalabschnitte
                              									nur ¼ oder ½ Meile lang sind, wobei auf manchen Strecken der Maschinenführer nicht
                              									selten gleich die Lage der Flügelsignale zweier Blockposten zu übersehen vermag,
                              									erlangt eine vorher nur mit gewöhnlichen Blocksignaleinrichtungen versehene
                              									Bahnlinie eine Erhöhung ihrer Leistungsfähigkeit, durch welche an und für sich schon
                              									die Kosten der Neuanschaffung aufgewogen erscheinen.
                           Bis jetzt sind nachfolgende Bahnlinien mit elektrisch-pneumatischen Signalen der oben
                              									beschriebenen Gattung versehen:
                           
                              
                                 Seit
                                 1893
                                 Central-Railroad of New Jersey
                                 mit
                                 475
                                 Signalen
                                 
                              
                                 
                                 
                                 und 54 centralisirten Weichen
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 „
                                 1891
                                 Chicago-Burlington and Quincy
                                 „
                                 20
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1891
                                 Chicago and Northern Pacific
                                 „
                                 52
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1893
                                 Chicago and North -Western
                                 „
                                 58
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1883
                                 Fitchburg Railroad
                                 „
                                 11
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 (erste Anwendung)
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 „
                                 1892
                                 New York Central and Hudson River
                                 „
                                 161
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1893
                                 Pennsylvania R. (New Yorker Linie)
                                 „
                                 374
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 und 98 Weichen
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 „
                                 1884
                                 bis 1892 Pennsylvania R. (Pitts-burger Linie)
                                 „
                                 203
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1893
                                 Philadelphia and Reading
                                 „
                                 16
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1885
                                 Southern Pacific
                                 „
                                 40
                                 „
                                 
                              
                           
                              Zusammengenommen stehen sonach derzeit 1410 Signale und 152 centralisirte Weichen
                                 										im Betriebe.“