| Titel: | Zur Wollfettanalyse. | 
| Autor: | J. Lifschütz | 
| Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 192 | 
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                        Zur Wollfettanalyse.
                        Von Dr. J.
                                 								Lifschütz.
                        Zur Wollfettanalyse.
                        
                     
                        
                           Herr v. Cochenhausen hat in Bd. 299 Heft 10 und 11
                              									dieser Zeitschrift eine längere Arbeit publicirt, in der er hauptsächlich sich damit
                              									beschäftigt, meine Bemerkungen zur Wollfettanalyse einer Kritik zu unterziehen.
                           Es kann zur Zeit meine Absicht nicht sein, auf diese Kritik näher einzugehen. Da die
                              									Frage der Zusammensetzung des Wollfettes noch wenig aufgeklärt ist, würde es sich
                              									lediglich um einen Streit mit Worten handeln. Die Ausdrücke „Unverseifbares“,
                              										„schwer verseifbare Ester“, „leicht verseifbare Ester“ tragen zur
                              									Aufklärung dieser Frage nichts bei; selbst wenn man für ein Wollfett bestimmter
                              									Provenienz die relative Mischung dieser gänzlich undefinirten Körpergruppen genau
                              									kennte, würde man noch kein Bild der Zusammensetzung dieses Wollfetts haben, geschweige denn etwas über die Zusammensetzung der
                              									Wollfette anderer Provenienz sagen können. Aber selbst diese relative Mischung lässt
                              									sich mit den Herbig-Cochenhausen'schen Methoden nicht
                              									eruiren.
                           Ich bemerke ausdrücklich, dass ich von den von mir publicirten Daten und den daraus
                              									gezogenen Schlüssen nicht das Geringste zurücknehmen kann und dass das k. k.
                              									Technologische Gewerbemuseum in Wien, das demnächst eine grössere Arbeit über diesen
                              									Gegenstand publiciren wird, in einem am 2. März 1896 erstatteten Gutachten mit mir
                              									zu dem Resultat gekommen ist, „dass das Herbig'sche
                                 										Verfahren in keiner Richtung den Anforderungen, die man an eine brauchbare
                                 										quantitative analytische Methode stellen muss, entspricht.“
                           Nur nach zwei Richtungen hin seien mir heute kurze Bemerkungen gestattet.
                           v. Cochenhausen nennt es auf S. 233 unrationell, dass
                              									ich meine Versuche bei bestimmten Temperaturen, in den Grenzen von 105 bis 110°,
                              									angestellt hätte, sagt aber gleichzeitig, dass man die Herbig'schen Versuche als unrationell nicht
                                 										bezeichnen dürfe, da Herbig bei 105 bis 110°
                              									erhitzt habe. Nun habe ich ja absichtlich feste
                              									Temperaturen innerhalb der von Herbig und v. Cochenhausen gewählten Grenzen nur deshalb
                              									angewandt, um der Willkürlichkeit, die Herbig durch die
                              									Temperaturschwankungen zwischen 105 und 110° einführte, zu entgehen. Dass ich in
                              									gleicher Weise wie Herbig und v. Cochenhausen stets 3 Stunden erhitzte, hielt ich nicht für nöthig
                              									speciell anzuführen, da ich sagte, dass ich unter den Bedingungen dieser Herren
                              									arbeitete.
                           Der zweite Punkt betrifft die von Dr. Darmstädter und
                              									mir veröffentlichte Arbeit, v. Cochenhausen sucht die
                              									Eingangsbemerkung dieser Arbeit, dass die theilweise Verseifung des Wollfettes bei
                              									der Nachprüfung der Herbig-Cochenhausen'schen Arbeiten
                              									studirt worden sei, so zu deuten, als ob dabei das von ihm und Herbig angewendete Druckverfahren angewendet worden
                              									sei.
                           Dies ist nicht der Fall. Vielmehr sind bis jetzt alle Verseifungen ohne Druck bei
                              									niedrigen Temperaturen vorgenommen worden. Wir haben es denn auch nicht, wie v. Cochenhausen glaubt, mit Zersetzungsproducten,
                              									sondern nur mit von Natur im Wollfett vorhandenen Substanzen zu thun.
                           Ich will übrigens nicht unterlassen, hinzuzufügen, dass es ein grosser Unterschied
                              									ist, ob solche Methoden für so subtile Angaben wie Verseifungszahlen oder zur Constatirung der
                              									Zusammensetzung angewendet werden. Selbst kleine Mengen von Zersetzungsproducten
                              									würden bei Verseifungszahlen grosse Differenzen ergeben, während sie bei Arbeiten
                              									wie den unserigen nicht ins Gewicht fallen würden und bei Seite zu schaffen wären.
                              									Im Uebrigen behalte ich mir vor, auf die Kritik v.
                                 										Cochenhausen's in einem Stadium, wo die Aufklärung der Zusammensetzung der
                              									Wollfette weiter vorgerückt sein wird, zurückzukommen.