| Titel: | Die Duplex-Rechenmaschine. | 
| Autor: | W. Küttner | 
| Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 199 | 
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                        Die Duplex-Rechenmaschine.
                        Ein Beitrag zur
                              									instrumentalen Arithmetik.
                        Von W. Küttner, Burgk
                              								bei Dresden.
                        Mit Abbildungen.
                        Die Duplex-Rechenmaschine.
                        
                     
                        
                           Die Völker des Alterthums waren in Folge ihrer für den Kalkül sehr unbequemen
                              									Zahlzeichen ausser Stande, eine einigermaassen umfängliche Rechnung ohne mechanische
                              									Hilfsmittel auszuführen. Sie bedienten sich neben den Fingern (Fingerrechnen)
                              									vorzugsweise des Rechenbrettes, άβαξ bei den Griechen,
                              									abacus bei den Römern genannt, womit die instrumentale Arithmetik ihren Anfang
                              									genommen hat. Freilich gewährte dieses Rechenbrett nicht viel mehr als die
                              									Füglichkeit, Marksteine für eine gewisse Zählarbeit zu setzen, und wir finden noch
                              									heute ähnliche Vorrichtungen bei allen asiatischen Völkern, so den Swân pân bei den
                              									Chinesen, welchen ein Minister des Kaisers Huâng ti im
                              									J. 2637 v. Chr. erfunden haben sollCantor, Vorlesungen über Geschichte der
                                       												Mathematik, Leipzig 1880, Teubner., den Soroban bei den
                              									Japanesen, den Tschotii (Stschotü) bei den Russen u.s.w. Den letzteren brachte Poncelet unter dem Namen Boulier oder Compteur aus der
                              									russischen Gefangenschaft mit nach Frankreich, von wo er seinen Einzug wieder in
                              									unsere Schulen gehalten hat und heute zur Veranschaulichung der vier Species, des
                              									Addirens, Subtrahirens, Multiplicirens und Dividirens, dient.
                           Dass wir heute das Rechenbrett nicht mehr kennen und trotzdem umfängliche numerische
                              									Rechnungen mit vieler Leichtigkeit auszuführen vermögen, verdanken wir den Ziffern,
                              									deren wir uns gegenwärtig allgemein bedienen. Dieselben kamen in Indien bereits im
                              									6. Jahrhundert nach Christi Geburt, aber erst im 11. Jahrhundert vereinzelt im
                              									Abendlande in Gebrauch und werden hier zuerst in astronomischen Tafeln, die von
                              									einem maurisch-spanischen Verfasser, Arzachel, etwa um
                              									1080 verfertigt wurden, angetroffen. Wie es möglich sein sollte, etwa mit den
                              									Zahlzeichen der Griechen und Römer die heutigen commerciellen und wirthschaftlichen
                              									Verhältnisse in Ordnung zu halten, unsere Versicherungsrechnungen durchzuführen,
                              									oder alle die einzelnen Lohnsummen festzustellen, welche unsere Industriearbeiter
                              									allwöchentlich zu erhalten haben, ist schwer zu sagen. So viel ist indess klar, dass
                              									sich diese Zahlzeichen unserer ganzen culturellen Entwickelung hemmend in den Weg
                              									gestellt hätten, und dass die Menschheit ohne den genialen Einfall desjenigen, der
                              									den Zahlzeichen zugleich einen absoluten und einen Stellenwerth verlieh , in
                              									ihren Fortschritten weit zurückgeblieben wäre. Laplace
                              									sagt in der Exposition du système du monde treffend:
                              										„Der Gedanke, alle Quantitäten durch neun Zeichen auszudrücken, indem man
                                 										ihnen zugleich einen absoluten und einen Stellenwerth gibt, ist so einfach, dass
                                 										man eben deshalb nicht genugsam erkennt, welche Bewunderung er verdient. Aber
                                 										eben diese Einfachheit und Leichtigkeit, welche die Methode dem Kalkül
                                 										zusichert, erheben das arithmetische System der Indier zu dem Range der nützlichsten Erfindungen. Wie schwer es war, eine
                                 										solche Methode aufzufinden, kann man daraus entnehmen, dass sie dem Génie des
                                 											Archimedes und Apollonius von Perga, zweien der grössten Geister des Alterthums,
                                 										entgangen war.“
                           Und doch ist auch bei diesem System, das bereits ein 9jähriges Kind befähigt, mit
                              									Leichtigkeit Multiplicationen und Divisionen von drei- und mehrstelligen Zahlen
                              									auszuführen, allezeit der Wunsch rege gewesen, mechanische Hilfsmittel zu besitzen,
                              									welche die Operationen des Rechnens noch weiter abkürzen und erleichtern. Früher war
                              									dies um so mehr der Fall, weil die Unterrichtsmethoden nicht so leicht zur
                              									Beherrschung des Einmaleins führten und im Allgemeinen die rechnerische Ausbildung
                              									weit hinter der unserigen zurückblieb. Sagt doch Adam
                                 										Biese in seinem bekannten Rechenbuche, Frankfurt 1544, noch: „Ich habe
                                 										befunden in Unterweisung der Jugend, dass alleweg die so auf den Linien anheben
                                 										des Rechnens fertiger und lauftiger werden, denn so mit den Ziffern, die Feder
                                 										genannt, anfahen.“
                           Unter Rechnen „auf den Linien“ ist das Rechnen mit Rechenpfennigen zu
                              									verstehen, welche man auf parallele Linien und in die Zwischenräume derselben legte.
                              									Die ersteren bedeuteten der Reihe nach die Einheiten in der Klasse der Einer, Zehner
                              									u.s.f., während die in den Zwischenräumen je fünf dieser Einheiten bezeichneten.
                              									Diese Anordnung verräth sofort den römischen Ursprung des Hilfsmittels, da die
                              									Einrichtung offenbar nur mit Rücksicht auf die Zahlzeichen der Römer getroffen sein
                              									kann. Das Rechnen auf der Linie ist in Deutschland im 16. Jahrhundert noch sehr
                              									häufig gewesen, ja Leupold erzählt in seinem Schauplätze der Rechen- und Messkunst, Leipzig 1727,
                              									dass er in seiner Jugend noch einige Verwalter und Beamte auf den Linien habe
                              									rechnen sehen. Zu Dechales' Zeiten, 1674, war die
                              									Rechnung auf den Linien in Frankreich bei den Kaufleuten sehr in Gebrauch.
                           Neper, der verdiente Erfinder der Logarithmen, hat
                              									Anfang des 17. Jahrhunderts ein anderes Erleichterungsmittel zur Ausführung gemeiner
                              									Rechnungen erfunden, seine Rechenstäbe, Sie enthalten
                              									die Vielfachen der einzelnen Zahlen bis zum Neunfachen, und diese Vielfachen sind so
                              									angeordnet, dass die Einer unter der Diagonale jedes Faches zur Rechten, die Zehner
                              									aber über derselben zur Linken stehen. Durch das Zusammenlegen einer passenden
                              									Anzahl Stäbe lassen sich sodann alle Vielfachen von 2 bis 9 einer gegebenen Zahl
                              									ablesen. So stellen sich z.B. die Vielfachen der Zahl 71889 dar, wie aus der Figur
                              									auf der folgenden Seite hervorgeht.
                           Hiernach ist das Achtfache von 71889, wenn innerhalb des nicht schraffirten, d.h.
                              									nicht verdeckten Theiles der Stäbe diagonal addirt wird, gleich 575112. Es ist klar,
                              									dass das Neper'sche Hilfsmittel sich nur für solche
                              									vortheilhaft erweist, denen das Einmaleins nicht geläufig ist, und dass es in Folge
                              									dessen heute nur noch einen ganz untergeordneten Werth besitzt. Früher muss dies
                              									anders gewesen sein, wie schon aus dem Umstände hervorgeht, dass Neper seine Anordnung für werth gehalten hat, sie 1617
                              									in einer lateinischen Abhandlung zu beschreiben, und dass diese Schrift sowohl eine
                              									italienische (1623) als auch zwei deutsche Uebersetzungen (1619 und 1623) erfahren
                              									hat. Ueberdies wird die von Neper angegebene Art, die
                              									Vielfachen einer Zahl zu finden, schon früher in einem deutschen Rechenbuche aus dem
                              									16. Jahrhundert gelehrt. Es hat den Titel: „Eine Newe vnd
                                    											wohl gegrundte vnderweysung aller Kaufmanns Rechnung in dreien buchern mit
                                    											schönen Regeln und Fragstucken begriffen. – Durch Petrum Apianum von Leysnick, der Astronomie zu
                                 										Ingolstadt Ordinarium, verfertiget. Aufs new durchaus übersehen – vnd gebessert.
                                 										Anno MDXLIII“. Auf dem Bogen P sind zwei
                              									Multiplicationsexempel völlig nach dem Neper'schen
                              									Verfahren dargestellt. Nur kennt Apian noch nicht die
                              									beweglichen Stäbe, sondern setzt die Vielfachen des Multiplicandus, die höheren von
                              									den niederen Einheiten durch die Diagonale gesondert, in Gemässheit des
                              									Multiplicators zusammen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 200
                              Neper's Rechenstäbe.
                              
                           Kaspar Schott hat die Rechenstäbe dergestalt zu einer
                              									Rechenmaschine vereinigt, dass er anstatt der Stäbe Cylinder nahm, auf deren Flächen
                              									er die Vielfachen der Zahlen 1 bis 9 und 0 auftrug, und sie in einem Kästchen neben
                              									einander so anordnete, dass sie um Zapfen drehbar waren und mit Hilfe von Knöpfchen
                              									auf jede beliebige Zahl gestellt werden konnten. Weitere Ausbildung haben nach Klügel's mathematischem Wörterbuche – dessen Artikel
                              									über instrumentale Arithmetik vorzugsweise dem gegenwärtigen geschichtlichen
                              									Rückblicke mit zu Grunde liegt – die Neper'schen Stäbe
                              									durch Leupold, sowie durch Reyher, Professor der Rechte in Kiel, erfahren.
                           Ein entscheidender Schritt in der Herstellung vollkommener Rechenmaschinen wurde von
                              										Blaise Pascal, geboren 1623, unternommen. Bereits
                              									in seinem 18. Lebensjahre stellte er sich die Aufgabe, eine Rechenmaschine zu
                              									construiren, die alle Arten von Rechnungen, als Additionen, Subtractionen,
                              									Multiplicationen, Divisionen und andere arithmetische Aufgaben für sich allein, ohne
                              									dass irgend eine geistige Arbeit nöthig sei, ausführen sollte. Er hat, wie es in dem
                              									Privilegium des Königs von Pascal heisst, zu diesem
                              									Zwecke über fünfzig verschiedene Modelle hergestellt, die einen zusammengesetzt aus
                              									geraden, die anderen aus krummen Stäben und wieder andere mit Ketten, die einen mit
                              									concentrischen, die anderen mit excentrischen Rädern, die einen mit Bewegungen in
                              									geraden Linien, die arideren in Kreisen, die einen auf Kegeln, die anderen auf
                              									Cylindern, und wieder andere ganz verschieden von diesen nach Stoff, Gestalt oder
                              									Bewegung, wobei die Haupterfindung und das Wesentliche der Bewegung immer darin
                              									bestand, dass jedes Rad oder Stäbchen einer Ordnung, indem es sich um zehn Ziffern
                              									weiter bewegte, die Fortrückung des folgenden um eine Ziffer, veranlasste. Eines
                              									dieser Modelle steht noch heute im Conservatoire des arts et métiers mit dem
                              									Certificat: Esto probati instrumenti signaculum hoc, Blasius
                                 										Pascal Arvernus 1652.Siehe: Oeuvres complètes de Blaise Pascal, Paris 1866,
                                    											Hachette et Co.
                           Pascal's Maschine ist in dem Recueil des machines approuvées par l'Académie des Sciences abgebildet und
                              									beschrieben. Wirklich praktische Verwendung hat dieselbe ebenso wenig gefunden, als
                              									die im J. 1725 von l'Epine verfertigte, welche
                              									einfacher als die Pascal'sche Maschine gewesen sein
                              									soll. Auch hat nach derselben Sammlung Boitissendeau
                              									noch eine andere Maschine erfunden, die ebenfalls von der Akademie rühmlich
                              									beurtheilt worden ist.
                           Leibnitz, der einige Unvollkommenheiten an der Pascal'schen Maschine bemerkte, ersann ebenfalls eine
                              									Rechenmaschine und legte solche bereits 1673 der Royal Society in London und später
                              									auch, nachdem er noch Verbesserungen an derselben vorgenommen hatte, der Pariser
                              									Akademie der Wissenschaften vor, von welcher sie mit Beifall aufgenommen wurde. Das
                              									Aeussere, sowie das Verfahren beim Gebrauch hat Leibnitz in den Abhandlungen der Berliner
                                 										Akademie, Miscellanea Berolinensia, Bd. 1 S. 317, beschrieben und durch
                              									eine Abbildung erläutert. Indess ist Leibnitz mit
                              									seiner Maschine nie völlig zu Stande gekommen, obgleich er grosse Geldsummen dafür
                              									aufgewendet hat. Sie soll ihm 11000 Thaler, nach Anderen sogar 24000 Thaler gekostet
                              									haben. Klügel sagt in seinem mathematischen
                              									Wörterbuche, Th. 2 S. 742: „Da er, “
                              									Leibnitz,
                              									„selbst kein Mechanicus und, wie es scheint, auch ein schlechter Zeichner war, so
                                 										mochte er sich den Künstlern nicht gehörig verständlich machen können. Er hat,
                                 										wie Leupold an dem a. O. erzählt, seine Maschine an
                                 										einen geschickten Mechanicus, M. Teubertin, Zeitz,
                                 										geschickt, dass dieser versuchen sollte, sie völlig in Stand zu setzen. Da aber
                                 										nach Leibnitz' Tode die Erben dazu kein Geld
                                 										hergeben, selbst den Vorschuss jenes Mannes nicht vergüten wollten, so ist das
                                 										Werk ganz liegen geblieben. Ein Exemplar der Maschine, aber nicht vollendetes,
                                 										ist vor diesem in Hannover auf der königl. Bibliothek befindlich gewesen und
                                 										hernach nach Göttingen geschickt. Ich erinnere mich, da ich sie in Göttingen
                                 										gesehen habe, dass die Getriebe ungleich lange Triebstrecken wie die Ordinaten
                                 										an einer cylindrischen Spirale hatten, um die Räder mittels ihrer Stifte und
                                 										Zähne mehr oder weniger zu drehen. Kästner hat eine
                                 										Beschreibung derselben zu Pütter's akademischer
                                    											Gelehrtengeschichte der Georg-Augustus-Universität geliefert. Eine
                                 										kurze Nachricht gibt derselbe in seiner Fortsetzung der Rechenkunst, S. 568 ff. Das göttingische Exemplar ist vollständiger
                                 										als das von Leibnitz selbst in den Misc. Berol. beschriebene, welches auch in Leupold's Theater
                                 										angeführt ist.“
                           Die Nachricht von Pascal's und Leibnitz' Rechenmaschine gab die Anregung zu weiteren Versuchen in dieser
                              									Richtung. Neben Leupold traten mit neu erfundenen
                              									Rechenmaschinen Polenus, Professor zu Padua. 1709, und
                              									der württembergische Pfarrer Hahn 1779, sowie der
                              									hessen-darmstädtische Ingenieur-Hauptmann Müller 1786
                              									hervor. Der Verfasser hat Gelegenheit gehabt, eine Hahn'sche Maschine zu sehen, die von Ingenieur Burkhardt
                              									in Glashütte wieder in Gang gesetzt worden war und der Gesellschaft „Isis“ in
                              									Dresden im Frühjahr 1893 vorgeführt wurde.
                           Allein diese, wie alle bisher genannten Maschinen waren nicht geeignet, eine
                              									ausgedehntere Verwendung zu finden; dies blieb allein der im J. 1821 von Thomas in Colmar erfundenen Rechenmaschine vorbehalten.
                              									Dieser Apparat, den Reuleaux im Civilingenieur, Bd. 8, beschrieben hat, und der den meisten dieser Leser
                              									bekannt sein wird, darf als die erste brauchbare Rechenmaschine bezeichnet werden,
                              									welche bis dahin ersonnen worden ist. Sie hat nicht nur, wie dies bei allen ihren
                              									Vorläuferinnen der Fall war, die Sammlungen von wissenschaftlichen Instrumenten an
                              									Hochschulen und anderen Instituten bereichert, sondern sich thatsächlich für die
                              									praktische Verwendung sehr geeignet erwiesen und überall dort, wo umfängliche
                              									numerische Rechnungen fortgesetzt auszuführen sind, grosse Erleichterungen gebracht.
                              									Bis zum Jahr 1878 sind nach D. p. J. 1879 234 248 aus der Thomas'schen
                              									Werkstatt allein 1000 Maschinen hervorgegangen, und der Erfolg würde noch wesentlich
                              									grösser gewesen sein, wenn nicht vielen der hohe Preis ein Hinderniss für die
                              									Anschaffung dieser Maschine gewesen wäre.
                           Wie Pascal's und Leibnitz'
                              									Maschine den Anstoss zu neuen Erfindungen gab, so hat auch die Thomas-Maschine, die
                              									übrigens nach der Beschreibung Klügel's den Haupttheil
                              									– die Walze – mit Leibnitz' Maschine gemein zu haben
                              									scheint, Anregung zur Coustruction anderer Rechenmaschinen gegeben. Charles Babbage und die Schweden Scheutz, Vater und Sohn, construirten die sogen. Differenzmaschinen, welche nicht zur Ausführung
                              									beliebiger Rechnungen, sondern nur zur Ableitung von Differenzreihen dienen, wie
                              									solche zur Herstellung tabellarischer Werke, z.B. der Logarithmentafeln u.s.w.,
                              									nöthig sind, und die das Resultat sogleich in plastischer, zur Stereotypirung
                              									geeigneter Form hervorbringen. Charles Babbage ist es
                              									ähnlich ergangen wie Leibnitz mit seiner
                              									Rechenmaschine, d.h. er ist mit seiner Differenzmaschine nie recht zu Stande
                              									gekommen, obgleich die englische Regierung zu dem Bau derselben 17000 Pfund
                              									beigetragen hat. Von der Scheutz'schen Maschine sind,
                              									so viel bekannt geworden, nur zwei Stück zur Ausführung gekommen. Die eine befindet
                              									sich am Dudley observatory in Albany, Nordamerika, während die andere von der
                              									englischen Regierung angekauft und zur Berechnung der 605 Grossquartseiten
                              									umfassenden Tables of lifetimes, annuities and premiums
                              									benutzt worden ist.
                           Inzwischen hatte man, um zu den eigentlichen Rechenmaschinen zurückzukehren, in der
                              									mechanischen Benutzung der Logarithmen ein weiteres und einfacheres Hilfsmittel beim
                              									Zifferrechnen gefunden. Man trug nach einem beliebigen Maasstabe die Werthe der
                              									Logarithmen auf Stäbe oder Scheiben von Holz und Metall auf und brachte diese
                              									Apparate als Rechenschieber und Rechenscheiben in mannigfacher Gestalt in den
                              									Handel. Freilich waren damit nicht Rechnungen von grosser Genauigkeit auszuführen,
                              									und die Apparate versagten zumeist den Dienst, wo sie erst nöthig wurden, nämlich
                              									beim Auftreten mehrstelliger Zahlen. Noch neuerdings sind von einem Schweizer
                              									derartige Rechenschieber auf Glasplatten hergestellt und hauptsächlich zu
                              									Lohnberechnungen empfohlen worden.
                           Weiter construirte man kleine Additionsmaschinen in der Anordnung einfacher
                              									Hubzähler, um das Summiren ausgedehnter Colonnen einstelliger Zahlen zu erleichtern.
                              									Indess alle diese Apparate hatten nicht im entferntesten die Bedeutung, die eine
                              									Rechenmaschine wie die Thomas'sche besass, und waren im
                              									Vergleich zur letzteren in ihrer Anwendung ausserordentlich beschränkt. Deshalb ist
                              									auch die Thomas-Maschine immer wieder zum Ausgangspunkte neuer Versuche und
                              									Anordnungen gemacht worden, namentlich haben nach dem Erlöschen der ursprünglichen
                              									Patente zahlreiche Erfinder Verbesserungen an derselben nach dieser oder jener
                              									Richtung hin versucht oder sind von ganz neuen Ideen ausgegangen. In letzterer
                              									Beziehung sind u.a. Dietschold in Glashütte, Königsberger und Co. in St. Petersburg, Heyde in Dresden, O.
                                 										Büttner in Dresden, Dr. Ed. Selling in
                              									Würzburg und Odhner in St. Petersburg zu erwähnen.
                              									Allein die Thomas-Maschine, die in Deutschland gegenwärtig von Burkhardt in Glashütte gebaut wird, ist bisher allen
                              									diesen neueren Maschinen vorgezogen worden; keine, am allerwenigsten die Odhner-Maschine, die unter dem Namen „Brunsviga“
                              									in Deutschland eingeführt worden ist und nicht einmal
                                 										zwangsläufig arbeitet, konnte sich das Vertrauen erwerben, dessen sich die
                              									Thomas-Maschine mit Recht erfreut, und die man im Laufe der Jahre immer mehr und
                              									mehr schätzen gelernt hat, obgleich ihr bei aller Genialität der Erfindung manche
                              									Unvollkommenheiten anhaften.
                           Vor allem sind es die vielen Kurbelumdrehungen, die den Gebrauch der Thomas-Maschine,
                              									wie aller ihr nachgebauten Apparate unbequem machen, und die den Wunsch nahe legen,
                              									dass es gelingen möchte, durch eine Abänderung des Mechanismus wenigstens einen
                              									Theil dieser ermüdenden Arbeit entbehren zu können. Um z.B. das Quadrat von 989899
                              									zu ermitteln, sind nach dem gewöhnlichen Verfahren 52
                              									Kurbelumdrehungen erforderlich. Dadurch wird das Rechnen nicht allein zeitraubend,
                              									sondern auch der Mechanismus der Maschine im Verhältniss zur Leistung ungebührlich
                              									abgenutzt.
                           Es ist selbstverständlich, dass man vielfach versucht hat, diese Mangelhaftigkeit
                              									oder, wenn man will, Unbequemlichkeit der Thomas-Maschine zu beseitigen, denn der
                              									damit zu erzielende Vortheil ist zu augenfällig. Allein bis heute existirt noch kein
                              									Apparat, der die Vorzüge der Thomas-Maschine besässe und frei von dem in Rede
                              									stehenden Mangel wäre. Wie sinnreich auch ein Apparat sich darstellte, den v. Gutbier vor einigen Jahren erdacht hatte, so war
                              									derselbe doch nicht praktisch zu verwerthen, und es ist, so viel der Verfasser
                              									kennt, nicht einmal das Modell fertig gestellt worden. Die v. Gutbier'sche Maschine löste zwar die Aufgabe der Verminderung der
                              									Kurbelumdrehungen vollkommen, war aber dabei leider so monströs und überdies
                              									derartig unzuverlässig, dass an ihre Verwendung als Hilfsmittel beim Rechnen ohne
                              									ganz wesentliche Verbesserungen nicht gedacht werden konnte.
                           Der Satz, dass jede einzelne Zahl sich immer in 10 – x zerlegen lässt, bietet
                              									allerdings für die Thomas-Maschine ein Mittel, die Kurbelumdrehungen herabzumindern.
                              									Um z.B. mit 9 zu multipliciren, kann man mit 10 und mit 1 multipliciren und von den
                              									erhaltenen Producten die Differenz nehmen. Dies würde ausser der Verlegung des
                              									Lineals nur zwei Kurbelumdrehungen nothwendig machen.
                              									Um mit 7 zu multipliciren, kann man mit 10 und mit 3 multipliciren und wieder die
                              									Differenz der Producte nehmen, was anstatt sieben nur vier Kurbelumdrehungen
                              									erfordern würde u.s.w. Anstatt der oben gedachten Zahl 989899 ist es vortheilhaft,
                              									mit 1000000 und mit 10101 zu multipliciren und das letztere Product von dem ersteren
                              									zu subtrahiren, was mit nur vier anstatt 52 Kurbelumdrehungen sich erreichen
                              									lässt.
                           Es ist klar, dass auf diese Weise vortheilhaft mit der Thomas-Maschine gerechnet
                              									wird, auch enthalten die Anweisungen, welche den Maschinen beigegeben werden,
                              									bereits Vorschriften nach dieser Richtung. Allein der Vortheil, den man hierdurch
                              									für die Maschine erhält, geht durch die Zerlegung des Multiplicators in zwei Zahlen
                              									für den Rechner in den meisten Fällen ganz wieder verloren. Er hat eine Umsteuerung
                              									der Maschine und eine Rechenoperation ohne Maschine mehr vorzunehmen, und ausserdem
                              									erhält die Formel eine wenig übersichtliche Gestalt. Hierzu kommt noch, dass diese
                              									Zerlegung nur für die Multiplication anwendbar ist und somit für die Division
                              									keinerlei Erleichterung bringt.Einen
                                    											Fortschritt in dieser Beziehung zeigt die Maschine von O. Büttner in Dresden, von welcher der
                                    											Verfasser erst nach Beendigung dieses Aufsatzes nähere Kenntniss erhielt.
                                    											Bei dieser Maschine lässt sich die Umsteuerung vermeiden, und sie würde
                                    											vollkommen sein, wenn bei der gekürzten Rechnung auch das Umdrehungszählwerk
                                    											ein richtiges Resultat gäbe. Das letztere ist aber
                                       												nicht der Fall, vielmehr hat der Rechner eine Umwandelung des
                                    											Quotienten vorzunehmen, die ungemein leicht zu Irrthümern Veranlassung geben
                                    											kann. Der Erfinder handelt daher ganz correct, wenn er allen denen von der
                                    											verkürzten Rechnung abräth, welche nicht gehörig geübt sind. Leider fällt
                                    											damit aber der ganze Nutzen, zumal auch der Geübtere sehr leicht einen
                                    											Fehler begehen kann und ausserdem eine Aufmerksamkeit aufzuwenden hat, die
                                    											beim Maschinenrechnen im Allgemeinen nicht erforderlich sein darf.D. V.
                           Soll also durch dieses Verfahren thatsächlich und in allen Fällen eine Abkürzung und
                              									Erleichterung der Rechnung stattfinden, so darf weder eine vorherige Zerlegung der
                              									Zahlen nöthig sein, noch eine Umsteuerung der Maschine bedingt werden. Das letztere lässt sich vermeiden, wenn sowohl die Kurbel
                                 										nach rechts, als auch nach links gedreht werden kann, während die Zerlegung
                                 										entbehrlich wird, wenn das Umdrehungszählwerk so eingerichtet ist, dass es sich
                                 										im additiven und subtractiven Sinne fortbewegt, je nachdem die Kurbelumdrehungen
                                 										als Rechts- oder als Linksdrehungen ausgeführt werden.
                           Diese letztere Einrichtung liesse sich ohne Schwierigkeit an der Thomas-Maschine
                              									anbringen. Nicht so ist es mit der zuerst verlangten. Die lebendige Kraft, welche
                              									bewegten Massen innewohnt, erfordert für die Rechenmaschine
                              									Sicherheitsvorrichtungen, dass die Bewegung sich nicht über die bestimmten
                              									Zahneingriffe hinaus fortsetzt, oder, mit anderen Worten, dass die Maschine
                              									zwangsläufig ist. Bei der Thomas-Maschine wird dies dadurch erreicht, dass auf der
                              									Welle des mit der Walze in Verbindung stehenden Triebrades noch eine
                              									Sicherungsscheibe mit in die Peripherie eingefrästen Kreissegmenten aufgesetzt ist.
                              									In eines dieser Segmente legt sich gegebenenfalls immer ein an der Walze
                              									befindliches Schlussringstück und verhindert so die weitere Bewegung des Triebes.
                              									Auf diese Weise hat Thomas die Zwangsläufigkeit, so
                              									weit sie nöthig war, sehr einfach erreicht. Die ganze Anordnung setzt indess voraus,
                              									dass die Walzen sich immer nur nach ein und derselben Richtung drehen, denn nur dann
                              									wirkt die Vorrichtung, nicht aber, wenn die Walzen in entgegengesetzter Richtung in
                              									Umdrehung versetzt werden.
                           Geht man näher auf den Gegenstand ein, so stellt sich auch bald heraus, dass es
                              										unmöglich ist, der Thomas-Maschine eine Anordnung
                              									zu geben, die eine solche Vorwärts- und Rückwärtsdrehung zuliesse. Um dies zu
                              									erreichen, muss vielmehr eine ganz neue Rechenmaschine erfunden werden, neu in der
                              									Anordnung des Schaltwerkes, neu in der Sicherung oder Zwangsläufigkeit.
                           Diese Betrachtungen führten den Verfasser auf die Construction seiner Duplex-Rechenmaschine, die in Nachstehendem mit Hilfe
                              									der beigegebenen Zeichnungen (Fig. 1 bis 15) beschrieben werden soll.
                           Auf der Hauptwelle w, an der linksseitig eine Kurbel
                              									angebracht ist, sitzt fest aufgekeilt das Schaltrad, das an Stelle der von Leibnitz und Thomas
                              									angewandten Walze tritt. Dasselbe besteht aus dem festen Radkörper A1 mit neun radialen
                              									Einschnitten, die zur Aufnahme der verschiebbaren Zähne a1 dienen, und der beweglichen
                              									Stellscheibe B, die durch die Lappen b1 festgehalten, jedoch
                              									an einer drehenden Bewegung nicht gehindert wird. Die Zähne a1 sind auf der einen Seite mit Stiften
                              										c versehen, die sich in einem concentrisch
                              									gebrochenen Schlitz b der Stellscheibe B führen. Je nachdem diese Stellscheibe mehr oder
                              									weniger gedreht wird, tritt eine grössere oder kleinere Anzahl von Zähnen a1 aus der Peripherie
                              									des Schaltrades A1
                              									hervor. Auf diese Weise ist es möglich, das Schaltrad mit einer beliebigen Anzahl
                              									von Zähnen (0 bis 9) zu versehen und die später zu beschreibenden Registrirräder um
                              									eine solche Anzahl von Zähnen fortzubewegen.
                           Um ein selbsthätiges, unerwünschtes Drehen der Scheibe B
                              									zu verhindern, ist auf der Innenseite des Radkörpers A
                              									eine Sperrfeder c1
                              									angebracht, die, in einen der zehn an B angebrachten
                              									Einschnitte c2
                              									eingreifend, dem Drehen der Stellscheibe einen gewissen Widerstand entgegensetzt,
                              									der zwar beim beabsichtigten Einstellen einer Anzahl Zähne a1 am Griffe b2 leicht überwunden wird, im Uebrigen
                              									aber genügend gross ist, um ein selbsständiges Drehen der Scheibe B zu verhindern.
                           Aeusserlich verdeckt werden die Schalträder durch die Deckplatte QQ, und nur die Griffe b2 ragen durch je einen Schlitz hervor,
                              									neben welchen die Zahlen 0 bis 9 angeschrieben sind. Je nachdem nun in der Ruhelage der Maschine der
                              									Griff b2 bei 0, 1, 2... steht, sind 0, 1,
                                 										2... Zähne über die Peripherie des Schaltrades herausgezogen und greifen
                              									bei einer Umdrehung von A in die Triebe d der Registrirräder D
                              									ein. Letztere sitzen lose auf der Welle w1 auf, sind durch Stifte, die sich in eingedrehten
                              									Nuthen der Welle w1
                              									führen, an der seitlichen Verschiebung gehindert und bestehen aus dem zehnzähnigen
                              									Trieb d, der durch die Hülse d1 mit der Zahltrommel d2 fest verbunden ist.
                              									Der Umfang der Zahltrommel ist mit den Zahlen 0 bis 9 beschrieben, wovon immer eine durch das in der
                              									linksseitigen Decke der Maschine eingebrachte Schauloch d4 dem Rechnenden sichtbar ist.
                           Es ist klar, dass, wenn im Schaltrade z.B. fünf Zähne eingerückt sind und im
                              									zugehörigen Schauloche d4 des Registrirwerkes eine Null zu ersehen ist, der Trieb d sich bei einer einmaligen Umdrehung des Schaltrades
                              									um fünf Zähne drehen und an Stelle der 0 eine 5 in das Schauloch d4 treten muss. Auf diese Weise kann jede in dem
                              									Schaltwerke eingestellte Zahl auf das Registrirwerk übertragen werden.
                           Um zu verhindern, dass durch die lebendige Kraft, die den bewegten
                              									Registrirrädern innewohnt, eine Rotation derselben weiter fortgesetzt wird, als es
                              									den im Eingriffe gestandenen Zähnen 04 entspricht, ist zwischen Schalt- und
                              									Registrirwerk ein eigenartiges Sperrwerk eingeschaltet, das eine absolute
                              									Zwangsläufigkeit der Registrirräder bedingt. Dieses Sperrwerk besteht im
                              									Wesentlichen aus einem auf der Zahltrommel senkrecht zu ihrer Ebene aufgesetzten
                              									zehnzähnigen Radkranz d3, der dem zugehörigen Schaltrade zugekehrt
                              									ist, und einem zwischen beiden pendelnden Anker e.
                              									Dargestellt ist dieser Mechanismus in Fig. 1 und Fig. 9 bis 13.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 203
                              Duplex-Rechenmaschine von Küttner.
                              
                           Der Anker e, der an der Winkelschiene f1 angebracht und um
                              									die Schraube f drehbar ist, wird mit seinem Stift e1 von der Feder e2 in den ihm
                              									gegenüberstehenden Einschnitt des Radkranzes d3 eingedrückt und sperrt somit das ganze
                              									Registrirrad D, sobald e1 nicht nach dem Schaltrade zu ausweichen
                              									kann. Ein derartiges Ausweichen ist aber nur dann möglich, wenn Zähne in Eingriff
                              									mit dem Trieb d kommen und so lange die nach der
                              									Peripherie gezogenen Ansätze a2 der Zähne a1 den Raum zum Ausweichen frei geben; denn der Anker
                              										e schleift an der Stelle des Schaltrades, an der
                              									sich diese Ansätze a2
                              									in zurückgezogener Lage befinden, und die Ebene dieser Ansätze fällt mit der
                              									vorderen Ebene des Schaltrades zusammen.
                           Bei einer Drehung des Schaltrades ist daher immer eine so grosse Aussparung A2 gegeben, dass der
                              									Anker e gerade so vielmal ausweichen kann und den Trieb
                              										d um so viel Zähne frei gibt, als Schaltzähne über
                              									die Peripherie herausragen, d.h. im Eingriff mit dem Trieb d stehen, wodurch ein vollständig zwangläufiger Gang
                              									herbeigeführt wird.
                           Wenn ein Registrirrad über die 9 fortbewegt wird, oder
                              									umgekehrt im Schauloche von 0 auf 9 übergeht, was immer eintritt, wenn bei der
                              									Rechenoperation eine Dekade erfüllt oder angegriffen wird, so muss dieser Vorgang
                              									auf dem die nächst höheren Einheiten darstellenden Registrirrade Berücksichtigung
                              									finden. Hierzu ist folgende Vorrichtung getroffen: Ein auf der Zahltrommel zwischen
                              									den Zahlen 5 und 6
                              									angebrachter, dem nächst höheren Schaltrade zugekehrter Stift g stosst bei der Drehung des Registrirrades an einen
                              									Hebel h, der auf dem nächst höheren Schaltrade einen
                              									sogen. Zehnerzahn I derartig stellt, dass er zum
                              									Eingriff mit dem ihm zugehörigen Trieb d kommt und
                              									diesen um einen Zahn dreht. Dadurch wird die Uebertragung der auf dem vorhergehenden
                              									Registrirrade erreichten oder überschrittenen Dekade bewirkt bezieh. die Hinwegnahme
                              									einer von dem zunächst rechtsliegenden Registrirrade beanspruchten höheren Einheit
                              									herbeigeführt. Die Einzelheiten dieser Vorrichtung sind in Fig. 1 bis 3 dargestellt und sollen
                              									sogleich noch näher beschrieben werden.
                           Aus Fig. 2 und 3 ist zu ersehen, dass
                              									vor dem Schaltrade A1
                              									ein stehendes Lager H auf der Grundplatte der Maschine
                              									aufgeschraubt ist, das, um die Schraube h1 drehbar, den Zehnerübertragungshebel h trägt. Derselbe ist in Fig. 8 ebenfalls
                              									dargestellt. Er besitzt auf jeder Seite eine Nase k und
                              										k1, von denen k vom Schaltrade durch den Stift A3, k1 vom Registrirrade
                              									durch den Stift g angestossen wird. Auf dem Stehlager
                              										H ist auf der hinteren Seite eine eigenartig
                              									profilirte Wulst H1
                              									(siehe (Fig. 14)
                              									aufgesetzt, auf welcher eine am Hebel h angebrachte
                              									Schleppfeder H2
                              									schleift. Die beiden Einschnitte der Wulst nehmen die Nase H3 der Schleppfeder H2 auf und dienen dazu,
                              									dem Hebel h zwei Grenzlagen zu geben. Die Schleppfeder
                              										H2 greift um H herum und führt dadurch zugleich den Hebel h. Beim Uebergang der 9
                              									auf 0 oder 0 auf 9 des Registrirrades D
                              									stösst der Stift g an die Nase k1 (Fig. 2) des an dem nächst
                              									höheren Schaltrade anliegenden Hebels h. Dadurch wird
                              									derselbe nach der Hauptwelle w hingedreht und durch
                              									Einspringen der Schleppfeder H2 in dieser Stellung erhalten. In Fig. 8 ist diese Stellung
                              									gezeigt, nur ist das zu diesem Zehnerübertragungshebel gehörige Schaltrad, da es vor
                              									der Zeichenebene liegt, der Deutlichkeit halber fortgelassen worden. Wenn man sich
                              										Fig. 1 um 180° nach
                              									rechts gedreht und auf Fig.
                                 										2 gelegt denkt, wird man sich die Wirkung des Hebels h auf sein zugehöriges Schaltrad, das in diesem Falle
                              									in Fig. 1 liegt,
                              									vorstellen können. Das letztere besitzt nämlich zwei Zehnerübertragungszähne I, die je in einer in den Radkörper eingefrästen Nuth
                              										i ruhen, um den Bolzen i1 drehbar gelagert sind und die beiden
                              									Stifte l1 und l2 tragen, die durch die Schlitze L und l der Stellscheibe
                              										B hindurchgreifen. Ist durch den Stift g der Hebel h
                              									zurückgeschoben worden, so wird der Stift l1 beim
                              									Passiren dieses Hebels durch die kleine Platte h2, die am Schaltrade schleift, niedergedrückt und
                              									dadurch der Zehnerzahn I aufgerichtet und in Eingriff
                              									mit dem Trieb d gebracht und das Registrirrad um eine
                              									Zahlstelle verschoben. Sofort nachdem dies geschehen ist, wird durch den
                              									Ausrückestift A3 der
                              									Hebel h wieder vorgeschoben und in die Ruhelage
                              									gebracht. Passirt jetzt ein Zehnerzahn den Hebel, d. i. die Centrale zwischen AD, so wird durch die Platte h2 der Stift l2 niedergedrückt und der Zehnerzahn
                              									selbst seitlich umgelegt, so dass er unfähig ist, in den Trieb d einzugreifen. In Fig. 3 ist oben der
                              									eingerückte und unten der umgelegte Zehnerzahn gezeigt.
                           Da das Schaltrad bei jedem Zehnerzahn eine Aussparung i3 hat, ähnlich der A2 für die Schaltzähne
                              										a1, so kann auch das die Zwangsläufigkeit bedingende,
                              									oben erwähnte Sperrwerk hier in genau derselben Weise wie bei den Schaltzähnen
                              									wirken. Der umgelegte Zehnerzahn schliesst aber die Aussparung i3 dergestalt, dass der
                              									Anker e nicht ausweichen kann, wenn der Zehnerzahn
                              									ausser Wirksamkeit gesetzt ist.
                           Auf der Welle w sind hinter den Schalträdern noch ebenso
                              									viele Zehnerübertragungsräder M, die zunächst als
                              									Fortsetzung der Schalträder je zwei Zehnerzähne N
                              									besitzen, befestigt, und welche sowohl auf die Registrirräder, als auch auf das Umdrehungszählwerk wirken. Das letztere wird für jede
                              									Zahlstelle gebildet durch den auf der Welle w2 lose aufsitzenden zwanzigzähnigen Trieb o, der mit der Zahltrommel P fest verbunden ist. Auf der letzteren sind zweimal die Zahlen 0 bis 9 neben einander
                              									vor- und rückwärts angeschrieben, wovon immer nur je eine dem Rechnenden durch das
                              									Schauloch S sichtbar wird (Fig. 1). Angeordnet ist
                              									das Umdrehungszählwerk so, dass es in der Einerlage des Registrirwerkes beim ersten
                              									Zehnerübertragungsrade beginnt und nach links sich fortsetzt.
                           Die Trommel P besitzt einen Radkranz P1, in den der Anker
                              										e3 mit seinem Stift
                              										e1 eingreift,
                              									wodurch deren Zwangsläufigkeit genau so bewirkt wird, wie die Zwangsläufigkeit der
                              									Registrirräder D. Die hierzu erforderlichen Mechanismen
                              									sind ganz ähnlich den oben beschriebenen.
                           Die Wirksamkeit des Umdrehungszählwerkes oder Tourenzählers ist folgende: Das erste
                              									Zehnerübertragungsrad M ist mit einem festen Zahn
                              									versehen, der in den Trieb o eingreift und die
                              									Zahltrommel P bei jeder Kurbelumdrehung um eine Zahl
                              									fortsteckt. Ausser diesem festen Zahne besitzt fragliches Zehnerübertragungsrad noch
                              									die oben beschriebenen zwei Zehnerzähne, die in d
                              									eingreifen, wenn sie aufgerichtet sind. Die nun folgenden Zehnerübertragungsräder
                              									sind aber ausser den zuletzt genannten Zehnerzähnen mit noch zwei anderen umlegbaren
                              									Zähnen versehen, die, wenn sie zur Aufrichtung gelangen, in o eingreifen und die Zehner des Umdrehungszählwerkes übertragen. Die Art
                              									und Weise, wie dies geschieht, ist analog der oben beschriebenen. Passirt einer der
                              									zwei Stifte der Zahltrommel P die Centrale, so wird der
                              									Hebel q, welcher dem Hebel h vollständig nachgebildet ist, zurückgeschoben. Die Folge hiervon ist,
                              									dass der erste Umlegzahn, der die Centrale passirt, aufgerichtet wird und den Trieb
                              										o um einen Zahn weiter dreht, womit gleichzeitig
                              									die Zahltrommel P um eine Zahl verschoben wird. Passirt
                              									sodann der Stift n3 die
                              									Centrale, so wird der Hebel q wieder in die
                              									Anfangsstellung zurückgeführt, bei welcher die Umlegzähne ausser Eingriff mit dem
                              									Triebe o gebracht werden.
                           Die Schaulöcher S des Umdrehungszählwerkes befinden sich
                              									in einem sectorenförmig gekrümmten Bleche, das sich seitlich verschieben lässt. Je
                              									nachdem der Auslöschknopf (s.u.) in die erste oder zweite Einbohrung gestellt wird,
                              									werden durch die Schaulöcher die rechts oder links herum angeschriebenen Zahlen der
                              									Trommel P sichtbar gemacht und in Uebereinstimmung mit
                              									der Rechts- oder Linksdrehung der Kurbel gebracht.
                           Auf der Welle w sitzt weiter ein Sperrad, das in
                              									Verbindung mit einer darunter liegenden Sperrklinke verhindert, dass eine
                              									angefangene Drehung der Kurbel, sobald sie 30° überschritten hat, wieder
                              									zurückgeführt werden kann. Es ist dies nothwendig, weil im anderen Falle eine
                              									falsche Zehnerübertragung eintreten könnte.
                           Das Registrirwerk ist nicht fest auf der Grundplatte montirt, sondern lässt sich
                              									mittels eines auf der Deckplatte eingeschraubten Knopfes ausheben und in die
                              									erforderlichen Stellungen zum Schaltwerke bringen, welche durch den Wechsel der
                              									Einheiten bei den verschiedenen Rechnungen oder sonstwie bedingt werden. Hierbei
                              									gleitet das gesammte Zähl- oder Registrirwerk in zwei Lagern auf der Führungsstange
                              										W1 und legt sich
                              									mit der unter der Deckplatte angeschraubten Nase in Einschnitte, mit denen die
                              									zwischen dem Schalt- und Registrirwerke liegende Schiene versehen ist, fest ein.
                           Zum Auslöschen der Zahlen, d.h. zum Zurückführen der
                              									Registrirräder auf Null nach vollendeter Rechnung, ist folgende Vorrichtung
                              									angebracht. In die Wellen w1 und w2, auf
                              									welchen die Registrirräder aufgesteckt sind, ist je eine Nuth eingefräst, in die
                              									eine rechenartige Stange eingesetzt ist. Diese Stangen sind mit je einem Knopfe fest
                              									verbunden. Werden die letzteren, die an der rechten Seite der Maschinenaussenseite
                              									sich befinden, abgezogen, so legen sich die Zinken der Stangen an die Zahltrommeln d2 und P, die mit je einem Stifte g2 versehen sind, an und schleppen sie
                              									sämmtlich, wenn die Knöpfe herumgedreht werden, vermöge dieser Stifte auf die
                              									Nullstellung zurück. Ist diese Stellung erreicht, d.h. die Welle mittels ihres
                              									Knopfes genau einmal herumgedreht worden, so springt die rechenartige Stange durch
                              									den Druck einer Feder wieder zurück und gibt die Registrirräder frei. Während des
                              									soeben beschriebenen Auslöschens muss das Zählwerk aus den Eingriffen herausgehoben
                              									und etwas nach links oder rechts geschoben werden, damit die Anker e und e3 rechts ausweichen können, was nicht möglich ist,
                              									wenn solche in der Ruhestellung an den Schalträdern anliegen.
                           Wie bereits S. 202 bemerkt, ist das Schaltwerk durch eine gebogene Deckplatte
                              									verschlossen, in die sechs, acht oder mehr Einschnitte eingefräst sind, je nachdem
                              									die Maschine eine sechs-, acht- oder mehrstellige ist. Durch diese Einschnitte ragen
                              									die kleinen Griffe b2
                              									hervor, mittels welcher die Einstellung der Summanden, Subtrahenden, Multiplicanden
                              									und Divisoren in Gemässheit der an den Schlitzen angeschriebenen Zahlen zu erfolgen
                              									hat. Beim Einstellen ist zu beachten, dass die an der linken Seite der Maschine
                              									angebrachte Kurbel genau senkrecht nach unten zu drehen ist und während des ganzen
                              									Einstellens in dieser Lage festgehalten werden muss. Um das letztere zu erreichen,
                              									ist mit dem Zeigefinger der linken Hand unausgesetzt auf den Knopf des den
                              									Kurbelgriff durchdringenden Stiftes zu drücken, wodurch der letztere in die
                              									Durchbohrung der aufgesetzten Stahlplatte gleitet und eine Bewegung der Kurbel
                              									unmöglich macht. Die Handhabung der kleinen Griffe g
                              									geschieht unterdessen mit der rechten Hand.
                           Das Rechnen mit der Duplex-Rechenmaschine bedarf einiger Erläuterungen, die in dem
                              									Nachfolgenden gegeben werden sollen. Zunächst ist klar, dass die Handhabung der
                              									Maschine genau die der Thomas-Maschine ist, wenn mit ihr nicht gekürzt gerechnet
                              									werden soll. Ihr Hauptwerth und Vorzug besteht aber, wie schon im Eingange dargelegt
                              									worden ist, darin, dass mit ihr die Multiplicationen und Divisionen noch auf eine
                              									andere, kürzere Weise ausgeführt werden können. Nehmen wir an, es sei die Aufgabe
                              									gestellt, das Quadrat von 989899 zu berechnen, so würden wir erst, genau wie bei der
                              									Thomas-Maschine, das Schaltwerk auf 989899 zu stellen haben, dann aber nicht, um mit
                              									den Einern zu multipliciren, die Kurbel neunmal nach
                              									rechts, sondern nur einmal nach links herum drehen. Dadurch würde das Hauptzählwerk bei einer
                              									sechsstelligen Maschine auf 999999010101 und das Umdrehungszählwerk auf ≶ 999999
                              									gestellt werden. Weiter würden wir, da das Umdrehungszählwerk bereits neun Zehner
                              									zeigte, das Lineal sogleich zwei Stellen nach rechts zu schieben und sodann die
                              									Kurbel abermals einmal links herum, anstatt achtmal
                              									nach rechts herum zu drehen haben. Dadurch würde das Hauptzählwerk auf 999900020201
                              									und das Umdrehungszählwerk auf ≶ 999899 gestellt werden. Da nun weiter das
                              									Umdrehungszählwerk bereits in den letzten vier Ziffern mit dem gegebenen
                              									Multiplicator übereinstimmte, so fielen abermals neun Umdrehungen aus, und man hätte
                              									das Lineal wiederum zwei Stellen nach rechts zu schieben und sodann eine Links- anstatt acht
                              									Rechtsumdrehungen mit der Kurbel auszuführen. Hiernach stünde das Hauptzählwerk auf
                              									990001030201 und das Umdrehungszählwerk auf ≶ 989899. Um das Zeichen ≶ im
                              									Umdrehungszählwerk zu beseitigen, bedarf es immer einer Rechtsdrehung in der
                              									äussersten Rechtsstellung des Lineals. Wir würden daher das letztere noch zwei
                              									Stellen nach rechts zu schieben und sodann die verlangte einmalige Umdrehung der
                              									Kurbel auszuführen haben, wodurch das Hauptzählwerk auf 979900030201 und das
                              									Umdrehungszählwerk auf = 989899 gestellt werden würde. Damit wäre die Rechnung
                              									beendet, zu deren Ausführung wir vier Kurbelumdrehungen
                              									und drei Verlegungen des Lineals bedurften, während wir
                              									nach der gewöhnlichen Methode mit der Thomas-Maschine 52 Kurbelumdrehungen und fünf Verlegungen des
                              									Lineals hätten vornehmen müssen.
                           Es ist selbstredend, dass das gewählte Beispiel ein für die Duplex-Maschine besonders
                              									günstiges ist, und dass nicht in allen anderen Fällen ein gleich grosser Vortheil
                              									erzielt wird. Allein immerhin wird man im Durchschnitt mit derselben nahezu doppelt so schnell multipliciren als mit der
                              									Thomas-Maschine, weil für die einfache Zahlstelle nie mehr
                                 										als höchstens fünf Kurbelumdrehungen nöthig sind. Die Multiplicationsregel für die Duplex-Maschine lautet
                              									einfach:
                           Man drehe die Kurbel rechts oder links herum, je nachdem eine
                              									fortschreitende oder eine rückschreitende Bewegung der Zahltrommel des
                              									Umdrehungszählwerkes am ehesten auf die verlangte Ziffer im Multiplicator führt.
                           Gleiche Vortheile gewährt die Duplex-Maschine für die Division. Gegeben sei als
                              									Dividendus 979900030201 und als Divisor 989899. Nachdem die erstere Zahl im
                              									Hauptzählwerke und letztere im Schaltwerke gestellt worden ist, bringt man Lineal
                              									und Schaltwerk wie folgt zu einander in Stellung
                           989899
                           979900030201
                           Nun gilt als Regel für die erste Operation, dass man das
                              									Lineal nicht weiter nach links schieben darf, vielmehr die Kurbel fortgesetzt nach
                              										links herumzudrehen hat, so lange nicht die unter
                              									dem Schaltwerk stehende Zahl kleiner als die Hälfte des
                              									Divisors ist. Wir führen daher, nachdem wir noch die Maschine auf „Division“
                              									gestellt haben, eine Linksumdrehung der Kurbel aus und erhalten hierauf im
                              									Hauptzählwerk 990001030201 und im Umdrehungszählwerk 1000000. Als weitere allgemeine
                              									Regel gilt nun, durch die geringste Zahl von Links- oder Rechtsumdrehungen der
                              									Kurbel dahin zu streben, dass im Hauptzählwerk von links nach rechts ohne
                              									Unterbrechung immer die Zahlen 9 oder die Zeichen 0 erscheinen, wobei man zu
                              									beachten hat, dass, wenn auch die Maschine auf Division steht, durch
                              									Rechtsumdrehungen die Zahl im Hauptzählwerk immer grösser, durch Linksumdrehungen aber immer kleiner gemacht wird. Gemäss der soeben erörterten Vorschrift bringen wir
                              									nunmehr Lineal und Schaltwerk wie folgt zu einander:
                               989899
                           990001030201
                           und erhalten durch eine
                                 										Rechtsumdrehung der Kurbel im Hauptzählwerk 999900020201 und im
                              									Umdrehungszählwerk = 990000. Weiter bringen wir Lineal und Schaltwerk in die
                              									Stellung
                                   989899
                           999900020201
                           
                           
                           und drehen abermals die Kurbel einmal nach rechts herum, wodurch sich das
                              									Hauptzählwerk auf 999999010101 und das Umdrehungszählwerk auf = 989900 stellt. Wird
                              									endlich Lineal und Schaltwerk in die Stellung
                                     989899
                           999999010101
                           gebracht und abermals die Kurbel einmal rechts herum gedreht, so erhält man im Hauptzählwerk 000000000000
                              									und im Umdrehungszählwerk als Quotient = 989899, womit die Rechnung beendet ist.
                           Es könnte scheinen, als ob das gewählte Exempel zur Ausführung mit der
                              									Duplex-Maschine ganz besonders geeignet gewesen wäre und letztere in anderen Fällen
                              									nicht mit ähnlichem Erfolge oder ähnlicher Leichtigkeit zu Ausführungen von
                              									Divisionen benutzt werden könnte. Aus diesem Grunde soll das Verfahren noch an zwei
                              									Beispielen erläutert werden.
                           Gegeben sei als Dividendus 548868895575, als Divisor 555555. Nachdem beide Zahlen
                              									gestellt und die Maschine auf „Division“ belassen worden ist, bringt man
                              									Lineal und Schaltwerk wie folgt zu einander:
                           555555
                           548868895575
                           und dreht die Kurbel einmal links
                              									herum, weil 548868\,>\,\frac{555555}{2}. Dadurch erhält man im
                              									Hauptzählwerk 993313895575 und im Umdrehungszahl werk 1000000. Nun gibt man dem
                              									Lineal die Stellung
                               555555
                           993313895575
                           und dreht die Kurbel einmal rechts herum, wodurch das Hauptzählwerk in 998869445575 und das
                              									Umdrehungszählwerk in = 990000 übergeht. Weiter wird das Lineal in die Stellung
                                555555
                           998869445575
                           gebracht und die Kurbel einmal nach rechts, wodurch im Hauptzählwerk 999425000575, und dann noch einmal nach
                              										rechts, wodurch 999980555575 entsteht, umgedreht.
                              									Das Umdrehungszählwerk ist hierbei von = 990000 in = 988000 übergegangen. Jetzt wird
                              									dem Lineal die Stellung
                                    555555
                           999980555575
                           gegeben und die Kurbel dreimal
                                 										rechts umgedreht, wodurch das Hauptzählwerk sich auf 999997222225 und das
                              									Umdrehungszählwerk auf = 987970 stellt. Endlich bringt man Lineal und Schaltwerk in
                              									die Stellung
                                     555555
                           999997222225
                           und dreht die Kurbel fünfmal nach rechts, wodurch im Hauptzählwerk 000000000000 und im Umdrehungszählwerk
                              									987965 erscheint und die Rechnung beendet ist. Man hat also mit zwölf Kurbelumdrehungen und fünf Linealverlegungen genau das erreicht, wozu man sonst 44 Kurbelumdrehungen und sechs Linealverlegungen nöthig hatte. Dabei war die Rechnung stets leicht
                              									zu übersehen.
                           Bei den soeben erörterten zwei Divisionsaufgaben führten die Lösungen nur auf Rechtsdrehungen der Kurbel, nachdem die
                              									Rechnung durch je eine Linksumdrehung eingeleitet worden war. Wir behandeln deshalb
                              									noch eine Aufgabe, wo die Umdrehungen der Kurbel bald Rechts-, bald Linksdrehungen
                              									sind. Es soll zu diesem Zwecke 510555045 mit 555555 dividirt werden. Wir
                              									stellen diese zwei Zahlen wieder ein, bringen Lineal und Schaltwerk in die Lage
                               555555
                           000510555045
                           und drehen die Kurbel einmal links herum, wodurch das Hauptzählwerk in 999 955000045 und das
                              									Umdrehungszählwerk in =001000 übergeht. Geben wir jetzt dem Lineale die Stellung
                               555555
                           999955000045
                           so ist leicht einzusehen, dass wir nunmehr nicht wieder nach
                              										links, sondern nach rechts umdrehen müssen, weil wir im anderen Falle anstatt 9999....., nur
                              									noch 9998..... im Hauptzählwerk erhielten, also einen Rückschritt in der Rechnung
                              									machen würden. Die einmalige Rechtsumdrehung der Kurbel
                              									stellt aber das Hauptzählwerk auf 000010555545 und das Umdrehungszählwerk auf =
                              									000900. Nunmehr geben wir dem Lineal und Schaltwerk die Stellung
                                   555555
                           000010555545
                           und drehen einmal nach links
                              									herum, wodurch im Hauptzählwerk 000004999995 erscheint. Da nun aber 499999 noch
                              									grösser als \frac{555555}{2} und diesen Zahlen lauter Nullen vorausgehen, so dreht
                              									man noch einmal nach links und erhält 999999444445 im
                              									Hauptzählwerk und = 000920 im Umdrehungszählwerk. Bringt man nun endlich das Lineal
                              									in die Stellung
                                     555555
                           999999444445
                           so sieht man sofort ein, dass eine Rechtsumdrehung der Kurbel im Hauptzählwerke lauter Nullen hervorbringen
                              									und das Umdrehungszählwerk auf = 000919 stellen wird. Wir haben also, um die
                              									verlangte Division auszuführen, nur fünf Umdrehungen
                              									nöthig gehabt, während sonst 19 erforderlich waren.
                           Die allgemeine Divisionsregel für die Duplex-Maschine
                              									lautet wie folgt:
                           Gehen dem Dividendus lauter Nullen
                              									voraus, so hat man die Kurbel fortgesetzt nach links
                              									herum zu drehen, so lange die unter dem Divisor ρ
                              									stehende Zahl noch grösser als \frac{\rho}{2} ist; gehen dieser
                              									Zahl indess lauter Neunen voraus, so dreht man
                              									fortgesetzt rechts herum, so lange derselben noch mehr
                              									als \frac{\rho}{2} an 99999999... fehlt.
                           Im Uebrigen ist es wenig belangreich, wenn eine Kurbelumdrehung einmal zu viel
                              									ausgeführt worden ist, da man sofort wieder durch eine entgegengesetzte Umdrehung
                              									dieselbe aufheben kann, ohne befürchten zu müssen, ein falsches oder auch nur
                              									unsicheres Resultat zu erhalten. Es sind dies Vorzüge der Duplex-Maschine, die jeder
                              									Rechner zu würdigen wissen wird. Die peinliche Aufmerksamkeit, welche die
                              									Thomas-Maschine bei ihrer Anwendung und vorzugsweise bei der Ausführung von
                              									Divisionen erfordert, ist hier nicht mehr im vollen Umfange nöthig, da zu jeder Zeit
                              									und an jeder Zahlstelle des Multiplicators oder Quotienten die Correctur schnell und
                              									sicher angebracht werden kann.
                           
                           Ein weiterer Vorzug der Duplex-Maschine besteht darin, dass die Ziffern nahezu
                              									in der Ebene der Maschinenoberfläche erscheinen, also nicht, wie dies bei der
                              									Thomas-Maschine der Fall ist, tief liegen. Dadurch wird ein weit sichereres Ablesen
                              									ermöglicht, als es sich bei der versenkten Lage, die Thomas gezwungen war, seinen Zifferscheiben zu geben, ausführen lässt. Bei
                              									nicht ganz zweckmässiger Beleuchtung bietet sogar das Ablesen bei der
                              									Thomas-Maschine Schwierigkeiten oder erfordert doch eine ganz besondere
                              									Aufmerksamkeit.
                           Die etwas unpraktische und überaus leicht zerbrechliche Einrichtung, die Thomas der Auslöschvorrichtung gegeben, und die oft
                              									eine ganz unnatürliche Stellung der Finger und der Hand im Gefolge hat, ist bei der
                              									Duplex-Rechenmaschine ebenfalls vermieden worden. Das Auslöschen geschieht leicht
                              									und sicher, ohne den Druck einer Feder überwinden zu müssen.
                           Ein ganz besonderer Vorzug der Duplex-Maschine ist aber die Zehnerübertragung bis zur höchsten Stelle in der Einerlage. Die
                              									Thomas-Maschine wie alle ihr nachgebauten Maschinen leisten dies nicht, in Folge
                              									dessen allen unseren heutigen Rechenmaschinen eine Fehlerquelle anhaftet, die
                              									unbedingt das Vertrauen in die Sicherheit der Resultate beeinträchtigen muss, zumal
                              									die hier und da eingeführten Warnungsglöckchen nicht immer anschlagen. Schlägt aber
                              									das Warnungsglöckchen auch an, so bekundet doch nur die Maschine ihre Unfähigkeit,
                              									die verlangte Rechnung auszuführen. Bei feineren Rechnungen, namentlich bei der
                              									numerischen Auflösung verwickelter mathematischer Formeln wird man künftig kaum noch
                              									eine Rechenmaschine benutzen, die nicht die Zehnerübertragungen bis in die
                              									äussersten Stellen bewirkt.
                           Endlich hat die Duplex-Rechenmaschine noch den sehr beachtlichen Vorzug, dass sie
                              									viel kleiner als die Thomas-Maschine ist und sich dadurch um vieles handlicher
                              									erweist. Ganz wesentlich ist es aber, dass ihre einfache Construction – sie besitzt
                              									für jede Zahlstelle kaum ein Drittel der beweglichen Theile, die Thomas nöthig hat – eine grosse Dauerhaftigkeit
                              									verbürgt.
                           Im Uebrigen wird der hier beschriebene Apparat auch als einfache Rechenmaschine gebaut. Die sechsstellige Maschine, deren
                              									Leistungsfähigkeit immer noch die Thomas-Maschine übertrifft, da sie die
                              									Rückwärtsdrehung zulässt, hat sodann nur eine Grösse von rund 24 × 14 cm und dient
                              									ausserdem jedem Schreibtische als Schmuckstück. Sie
                              									wird sich ganz besonders zu Lohnberechnungen in Fabriken und industriellen Betrieben
                              									eignen, wie nicht minder Geometern, Technikern, Ingenieuren, Baumeistern und
                              									kaufmännischen Bureaus die vorzüglichsten Dienste leisten. Diese kleine
                              									sechsstellige Maschine ist natürlich die billigste und die Anschaffung Jedermann
                              									möglich, so dass sie schon aus diesem Grunde wie keine andere Rechenmaschine berufen
                              									ist, Gemeingut des rechnenden Publicums zu werden und die geisttödtende Arbeit der
                              									fortgesetzten Wiederholung des Einmaleins der Menschheit abzunehmen. Wer die
                              									Wohlthat des Maschinenrechnens und die damit verbundene absolute Sicherheit der
                              									Resultate nur einmal genossen hat, wird schwerlich wieder darauf verzichten wollen.
                              									Dabei hat die Rechenmaschine gegenüber der Schreibmaschine den grossen Vorzug, dass
                              									ihre Ausnutzung keine langwierige Einübung bedingt. Innerhalb 2 bis 3 Stunden eignet
                              									sich Jedermann diejenigen Kenntnisse und Fertigkeiten an, die zum ausgiebigen
                              									Gebrauche der Rechenmaschine nöthig sind.
                           Den Bau der Duplex-Rechenmaschine, die fast in allen Ländern patentirt ist, sowie den
                              									Bau ihrer einfachen Form hat ein geschickter und intelligenter Mechaniker, Woldemar Heinitz, übernommen, der in Dresden,
                              									Lortzingstrasse 27, zu diesem Behufe eine Fabrik errichtet hat. Die von ihm
                              									gelieferten Apparate werden überall wegen ihrer soliden Arbeit und eleganten
                              									Ausstattung uneingeschränkte Anerkennung finden.