| Titel: | Maschinenelemente. | 
| Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 221 | 
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                        Maschinenelemente.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 177 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Maschinenelemente.
                        
                     
                        
                           III. Zahnräder.
                           Das Bestreben des neueren Maschinenbaues, die Geschwindigkeit möglichst zu steigern,
                              									hat erheblichen Einfluss auf die Construction der Zahnräder ausgeübt. Der wichtigste
                              									Schritt nach dieser Richtung war wohl die Einführung der sogen. Winkelzähne.
                           Eine weitere Folge dieser Bestrebungen war die Einführung von Rohhauträdern, welche
                              									man bei hoher Geschwindigkeit gewöhnlich mit gefrästen Eisenrädern zusammen laufen
                              									lässt. Diese Rohhauträder werden bis zu 600 mm Durchmesser und in jeder gewünschten
                              									Breite hergestellt. Als Rohstoff dienen rohe, ausgesuchte Büffelhäute, welche unter
                              									starker Pressung zusammengekittet werden und dem Verschleisse nur wenig unterworfen
                              									sind. – In vielen Fällen genügt es schon, zur Erzielung eines geräuschlosen Ganges
                              									ein Lederrad zwischen zwei Eisenrädern einzuschalten. (Natürlich ist hierbei auf die
                              									Richtungsänderung Rücksicht zu nehmen.)
                           Die Zahnräder aus Rohhaut müssen mit Sorgfalt auf die Welle gepasst werden, so dass
                              									sich weder an der Bohrung, noch an dem Keile etwas zwängt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 220
                              Lederräder von Piat.
                              
                           Die Firma A. Piat et ses Fils in Paris, Rue St. Maur,
                              									hat sich um die Einführung der Lederräder verdient gemacht. Fig. 23 und 24 zeigen die Formen für
                              									ein kleines und ein grösseres Rohhautrad. Die Herstellung der Rohhautscheiben
                              									geschieht mittels scharfer Schneidstähle oder Fräser, mittels deren zunächst die
                              									äussere Form hergestellt wird; die Zähne werden wie bei Metallrädern mit dem Fräser
                              									eingeschnitten, den man mit erhöhter Geschwindigkeit laufen lässt. Nach dem Fräsen
                              									wird das Rad mit einer leichten Schellacklösung überstrichen, um es gegen die
                              									Einwirkung von Feuchtigkeit zu schützen. In Folge der Zähigkeit der Rohhaut ist das
                              									Ausbrechen von Zähnen eine Seltenheit, auch wird das bei raschem Gange sonst
                              									unvermeidliche Vibriren der Getriebe kaum empfunden. Die Zahnform kann die bei
                              									Rädern bisher übliche sein.
                           Die genannte Firma Piat führt an, dass Oel, Erdöl und
                              									Feuchtigkeit wenig Einfluss auf die Rohhauträder ausüben, indessen sei doch ein
                              									stetiges Laufen in Wasser zu vermeiden. – Um bezüglich der Festigkeit sicher zu
                              									gehen, schlägt Piat vor, die Breite der Rohhauträder
                              									etwa 20 Proc. grösser als üblich zu nehmen.
                           Die Rohhauträder werden besonders empfohlen für den Betrieb der Dynamomaschinen, für
                              									Spinnereien, für elektrische Transmissionen, für Mühlen (Walzenstühle) u.s.w.
                              									Die elektrischen Strassenbahnen bewegen sich, wie sich an zahlreichen Ausführungen
                              									gezeigt hat, bei Anwendung von Rohhautgetrieben fast geräuschlos. Es sind bereits
                              									Rohhauträder zur Uebertragung von 50  zur Verwendung gekommen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 220
                              Lamellenräder von Lieb.
                              
                           Sie können ganz ohne Seitenbefestigung laufen, werden aber für hohe Beanspruchung mit
                              									mehreren durchgehenden Nieten oder mit vernieteten Stahlscheiben versehen, welche
                              									bis zum Zahnfusse reichen. Die Lederräder, welche lose auf ihrer Achse laufen,
                              									werden mit Metall ausgebüchst.
                           Erwähnenswerth sind auch die Lamellenräder, wie sie in Fig. 25 bis 31 nach einer Ausführung
                              									von Lieb dargestellt sind. Sie bestehen aus
                              									wellenförmig gepressten Lederscheiben, die in rechtwinkliger oder geneigter Lage zur
                              									Achsrichtung angebracht, von seitlichen Scheiben BB
                              									zusammengehalten und durch Bolzen D gehalten werden.
                              									Diese Befestigungsweise gestattet den Scheiben einen gewissen Grad von Elasticität.
                              									Die Triebräder werden gezahnt oder sie bleiben glatt, je nach ihrer Verwendungsart.
                              									Im letzteren Falle kann man sie als Reibungsräder betrachten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 220
                              Holzzahnrad von Nuttal.
                              
                           Räder mit Holzzähnen bieten für den Betrieb manche Vortheile, die einzeln zu erwähnen
                              									wir hier wohl unterlassen können; in der Herstellung bieten sie dagegen manche
                              									Schwierigkeit, denn es lässt sich nicht wohl die Lücke für die Aufnahme und
                              									Befestigung der Holzzähne so genau durch Giessen herstellen, dass nicht noch viele
                              									Hand- und Passarbeit erforderlich wäre. Ein Holzzahnrad, welches lediglich mittels
                              									Maschinenarbeit (Fräse) fertig gemacht werden kann, ist von R. D.
                                 										Nuttall und Co. in Allegheny, Pa., angegeben und im American Machinist vom 26. Februar 1891 beschrieben. Das Rad Fig. 32 und 33 besteht aus drei
                              									Haupttheilen von Gusseisen, nämlich dem Kranze mit der Nabe und zwei seitlichen
                              									Scheiben. Der Kranz kann wegen seiner Zugänglichkeit von allen Seiten bearbeitet
                              									werden, auch die Zahnsitze sind von dem Fräser allseitig erreichbar, so dass die
                              									Sitze in einem völlig freien Durchgange geschnitten werden können. Nach dem
                              									Einsetzen der Zähne werden die Seiten- und Stirnflächen abgedreht, die seitlichen
                              									Scheiben angeschraubt, worauf das Ausfräsen bezieh. Nachfräsen der Zahnlücken
                              									erfolgen kann. Wie leicht ersichtlich, ist das alles ganz glatte Arbeit, auch das
                              									Einsetzen eines neuen Zahnes macht durchaus keine Schwierigkeit. Die Zähne werden in
                              									Folge der etwas konischen Form des Kranzes am Herausfliegen verhindert. Die
                              									Verbindung der drei Haupttheile geschieht mittels durchgehender Bolzen.
                           Die Nuttall'schen Räder haben sich wegen ihrer genauen
                              									Arbeit und der als Folge dieser Eigenschaft entstandenen Geräuschlosigkeit rasch
                              									eingeführt und werden beispielsweise zum Betriebe der Dynamo bei Strassenbahnen
                              									allem anderen vorgezogen. Um das Holz widerstandsfähiger zu machen, werden die
                              									Holzzähne in kochendes Leinöl getaucht. Die Dauer derartiger Räder wird zu 6 bis 8
                              									Monaten angegeben und der Ersatz der Zähne für die Strassenbahnwagendynamo zu 7 bis
                              									8 Francs für ein Triebrad.
                           Wie bei anderen Maschinenelementen, so geht auch bezüglich der Zahnräder das
                              									Bestreben dahin, allgemeine Einführung gewisser Normalien anzubahnen. Von Seiten
                              									hervorragender Fabriken, die den Bau der Zahnräder als Specialität betreiben, sind
                              									bereits beachtenswerte Vorschläge gemacht und durchgeführt worden. Indess ist eine
                              									allgemeine Gleichförmigkeit noch nicht erzielt worden und wird auch dieser
                              									wünschenswerthe Fortschritt wohl noch eine Weile auf sich warten lassen. Vielleicht
                              									ist eine Einigung eher zu erwarten, wenn erst bei den hauptsächlichsten
                              									Culturvölkern das metrische Maassystem allgemein Annahme gefunden haben wird. Zur
                              									Zeit befürworten auch gewichtige Stimmen für England die Einführung desselben.
                           Nach den vielen Vorarbeiten wird alsdann eine internationale Einigung über
                              									Zahnradnormalien kaum noch Schwierigkeit bereiten, um so weniger, da das Princip,
                              									die Theilungen nach Vielfachen von n zu wählen,
                              									inzwischen sich wohl allgemeine Geltung verschafft haben wird. Damit wäre die
                              									wichtigste Grundlage zur Einführung von Normalzahnrädern gesichert. Die Einigung
                              									über die Zahnform wird weniger Schwierigkeit bieten, da hier die geometrischen
                              									Verhältnisse einen maassgebenden und zwingenden Einfluss ausüben.
                           
                        
                           IV. Schwungräder und Schwungscheiben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 221
                              Schwungrad der Bass Foundry Works.
                              
                           Eine der verantwortlichsten Aufgaben des Maschineningenieurs bildet die Berechnung
                              									der Schwungräder und Schwungscheiben. Die Bestimmung und Feststellung des
                              									Ungleichförmigkeitsgrades birgt gewöhnlich schon eine Menge schwer zu bestimmender
                              									Grössen, für die man lediglich auf praktische Erfahrung bezieh. Beobachtung
                              									angewiesen ist. Bei ruhigem und voraus bestimmbarem Geschwindigkeitswechsel, wie
                              									etwa beim Abstellen gewisser Arbeitsmaschinen, lässt sich die Sache schon
                              									einigermaassen rechnerisch behandeln, wo aber Stösse und unerwartete plötzliche
                              									Hindernisse auftreten, wird die mathematische Grundlage stets unsicher. Solche Fälle
                              									sind aber nicht selten, wir erinnern nur an den Betrieb von Walzwerken. Hier wird
                              									man stets gezwungen sein, von vorhandenen Erfahrungen auszugehen, bewährte
                              									Constructionen nachzubauen, und der Ursache nicht bewährter Constructionen
                              									nachzuforschen, um die begangenen Fehler zu vermeiden. In jedem Falle ist eine
                              									genaue Berechnung jedes einzelnen Radelementes nach den Regeln des Maschinenbaues
                              									geboten. An Beispielen von Berechnungen zerstörter Schwungräder fehlt es in der
                              									technischen Litteratur nicht.Revue universelle des mines, 3. Serie Bd. 22
                                    											1893 S. 229.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 221
                              Fig. 36.Schwungrad der Bass Foundry Works.
                              
                           Wir brauchen wohl kaum zu erwähnen, dass nach Einführung grösserer Riemen- und
                              									Seilbetriebe die Scheiben dieser Betriebe in vielen Fällen zugleich als Schwungmasse
                              									dienen, so dass bloss zur Geschwindigkeitsregulirung dienende Schwungräder mehr und
                              									mehr zu den Seltenheiten zählen. – Bei Arbeitsmaschinen, die einen sehr wechselnden
                              									Kraftbedarf zeigen, sucht man diese mit besonderen Schwungmassen zu versehen, wie es
                              									zum Beispiel bei Steinbrechern üblich ist. Man erhält dadurch die Transmission
                              									stossfrei.
                           Ein Beispiel einer grossen Kraftübertragung durch eine zugleich als
                              									Schwungrad dienende Seilscheibe ist nach American
                                 										Machinist vom 27. Februar 1896 von den Bass Foundry
                                 										and Machine Works in Fort Weyne, Ind., gegeben. Die Seilscheibe (Fig. 34 bis 36) besteht aus zwei gleichen, neben einander
                              									liegenden Scheiben, deren jede aus zwei Hälften zusammengesetzt ist. Der Durchmesser
                              									von Seilmitte zu Seilmitte beträgt 25 engl. Fuss (7,62 m), die Breite ist 2,25 m und
                              									zeigt 32 Seilrinnen für ein 2zölliges Seil; das Gesammtgewicht beträgt 200 000 Pfund
                              									(= 91 metr. Tonnen). Den Figuren sind die englischen Maasszahlen nach der Ausführung
                              									eingeschrieben. Die Umfangsgeschwindigkeit ist in der Quelle leider nicht angegeben;
                              									bekanntlich wechseln die Constructeure zwischen 10 bis 30 m/Sec., also
                              									innerhalb Grenzen, die für den vorliegenden Fall einen Anhalt nicht bieten.
                           Nach Revue industrielle vom 23. November 1895 ist von
                              										H. Bollinckx eine Riemenscheibe gebaut worden, die
                              									gleichzeitig als Schwungrad dient. Als Baumaterial wurde, mit Ausnahme der
                              									Nabenscheiben, Schmiedeeisen benutzt, wodurch das Gewicht von 16000 k auf 8000 k
                              									reducirt werden konnte, was zum Kegeln der Geschwindigkeit ausreichend erschien. Der
                              									Durchmesser des Rades beträgt 7,5 m, die 24 Speichen bestehen aus ⊔-Eisen, die
                              									Seiten sind durch Holzfüllung abgeschlossen, damit der Luftwiderstand vermindert
                              									werde, der sonst etwa 2 bis 3  in Anspruch nehmen würde.
                           
                        
                           V. Stopfbüchsen und Kolbendichtungen.
                           Mehr und mehr brechen sich bei Stopfbüchsen und Kolben die metallischen Dichtungen
                              									Bahn, da sie den früher gebräuchlichen Dichtungen gegenüber den Vorzug leichter
                              									Auswechselbarkeit und längerer Haltbarkeit bieten. Ebenso lässt sich bei
                              									Metallkolben viel leichter die Nachgiebigkeit den Bewegungen der Kolbenstange
                              									gegenüber erzielen. Diese Vorzüge treten um so mehr hervor, je grössere
                              									Dampfspannung zur Verwendung kommt.
                           Die beiden nachstehenden Stopfbüchsen, die in Amerika sehr verbreitet sind,
                              									beschreibt Le Génie Civil; beide Büchsen gewähren der
                              									Kolbenstange etwas Spiel, um den Bewegungen der Stange nachgeben zu können. Zu ihrer
                              									Herstellung ist ausschliesslich Metall benutzt worden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 222
                              Stopfbüchse der United States Co.
                              
                           Die Stopfbüchse der United States Co. (Fig. 37 und 38) erhält ihre Spannung
                              									von der in der Büchse frei liegenden Rankenfeder H,
                              									welche die konischen Ringe von Weissmetall, G und D, an die fest liegende Brille A andrückt. EFF sind Ringsegmente, denen der
                              									Ring G, der auch die Rankenfeder stützt, als Unterlage
                              									dient. Die Schmiervorrichtung wird ringförmig um die Anzugsschraube der Brille
                              									herumgeführt. Die Brille ist bei L durch zwei
                              									Kupferdrähte gedichtet. Nachstellung ist, dank der Wirkung der Rankenfeder H, nicht erforderlich; die Auswechslung der
                              									Dichtungsringe nach etwaigem Verschleiss bietet keine Schwierigkeit.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 222
                              Fig. 39.Stopfbüchse von Jerome.
                              
                           Aehnlich ist die Stopfbüchse von Jerome eingerichtet,
                              									bei derselben ruht die kürzere Rankenfeder G (Fig. 39) auf dem Grundringe H und stützt sich gegen den Ring F, von dem
                              									sie auch ihre Führung erhält. Die Dichtungsringe sind aufgeschnitten, wie die
                              									Nebenfigur zeigt, so dass man die Ringe auswechseln kann, ohne andere Theile zu
                              									demontiren. Der in der Längsrichtung gehaltene Ring B
                              									ist nach einem Bogen ausgebohrt. Die Brille ist wie bei der vorhergehenden
                              									Construction fest und nicht nachstellbar. Zum Schmieren dient eine vorgelegte
                              									Flechte N, die von einer Blechkapsel gehalten wird.
                              									Beiden Stopfbüchsen wird nachgerühmt, dass sie bei geringem Verschleiss vollständig
                              									dicht halten und den Abweichungen der Kolbenstange leicht folgen können.
                           Auf denselben Grundsätzen beruht die Stopfbüchsendichtung von T. Keene in Birkenhead (Englisches Patent Nr. 21768 vom 29. November
                              									1892). Die Brille ist fest, jedoch kann die Feder I
                              									mittels der Schraube des Stückes G angespannt werden.
                              									Wie aus Fig. 40 ersichtlich, ist das
                              									Stopfbüchsensystem auf Nachgiebigkeit gegen die Bewegung der Kolbenstange
                              									eingerichtet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 222
                              Fig. 40.Stopfbüchsendichtung von Keene.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 222
                              Fig. 41.Schleusenliderung von Boulet.
                              
                           Die mehrfache Schleusenliderung mit abnehmender Kammerpressung für Kolben und
                              									Kolbenstangen von E. T. Boulet in Montluçon, Frankreich
                              									(D. R. P. Nr. 78301), Fig. 41, ist dadurch
                              									gekennzeichnet, dass der Raum zwischen zwei Liderungselementen von Flüssigkeit
                              									erfüllt ist, die auf einer stufen weisen, vom innersten zum äussersten Zwischenraum
                              									abnehmenden Pressung erhalten wird, und dass zugleich die Liderungselemente mit
                              									verschiedenen, vom innersten zum äussersten Element abnehmenden Pressungen gegen die
                              									abzudichtende Fläche gedrückt werden.
                           Letzteres erreicht man bei hydrostatischen Liderungen in der Weise, dass man die
                              									Zwischenraumflüssigkeiten zugleich zur Herstellung der hydrostatischen Drucke auf
                              										die
                              									Liderungselemente wirken lässt, bei den Stopfbüchsenliderungen aber dadurch, dass
                              									der von dem Stopfbüchsendeckel ausgeübte Druck in Folge verschieden grosser
                              									Durchmesser der Liderungselemente von diesen mit verschieden grossen Flächen
                              									aufgenommen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 223
                              Fig. 42.Stopfbüchse von Strassburger.
                              
                           Die Unterschiede in der Pressung der Flüssigkeit in den verschiedenen Zwischenräumen
                              									werden dadurch hervorgebracht, dass je ein enger Kanal von grosser Länge die
                              									benachbarten Zwischenräume unter einander, sowie den innersten mit dem Cylinder und
                              									den äussersten mit der Atmosphäre verbindet, so dass eine geringe Flüssigkeitsmenge
                              									vom Cylinder durch die Zwischenräume an die freie Luft oder in einen
                              									Niederdrucksammler tritt und dabei in jedem Verbindungskanal einen dem Widerstände
                              									entsprechenden Druckverlust erleidet.
                           Um die Füllung der Liderungszwischenräume mit von aussen zugeführter Flüssigkeit zu
                              									ermöglichen, kann in jedem Verbindungskanale ein auf der Umfangsfläche mit einer
                              									engen gewundenen Nuth versehenes Kegelventil angeordnet sein, welches als
                              									Rückschlagventil wirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 223
                              Fig. 43.Stopfbüchse von Martin.
                              
                           Stopfbüchse mit radialer Anpressung von Hermann
                                 										Strassburger in Bochum, Westfalen (D. R. P. Nr. 82561 vom 13. Februar 1895,
                              									Zusatz zum Patente Nr. 70044 vom 7. Februar 1893). Bei dieser Stopfbüchse (Fig. 42) wird durch axiales Anziehen eines Keilringes
                              										r die hülsenförmige Feder mittels aussen an ihr
                              									befestigter Keile k radial angepresst.
                           Stopfbüchse mit gegen die Stange durch Dampfdruck angepressten, radial verschiebbaren
                              									Dichtungsringen von F. P. Martin in Eaton und J. T. Martin in Scranton (D. R. P. Nr. 76378), Fig. 43. Zur inneren Stangenabdichtung sind
                              									aufgeschnittene metallene Dichtungsringe a zwischen die
                              									in seitlichen Spaltfugen abgedichteten Anlegeringe b
                              									angeordnet, während Scheideringe c durch ihre seitlich
                              									vortretenden Ansätze d bezieh. durch aufgesetzte
                              									Hilfsringe die axiale Anpressung der Stopfbüchsenbrille f derart begrenzen, dass die radiale Beweglichkeit der Dichtungs- und
                              									Anlegeringe nicht leidet und erstere durch den Dampfdruck die Kolbenstange g dicht
                              									umschliessen. Zur äusseren Topfabdichtung dient entweder eine auf die gewöhnliche
                              									Brille aufgesetzte Hilfsbrille h oder eine in den Topf
                              									direct einzupassende gewöhnliche Brille.
                           So wie hier die Stopfbüchse beschrieben ist, scheint sie uns nicht die nöthige
                              									Dichtung für den in den ausserhalb der Dichtungsringe tretenden Raum zu bieten. Auch
                              									erscheint die ganze Büchse als unbeweglich gegenüber den stets vorkommenden
                              									Biegungen der Kolbenstange.
                           Die Stopfbüchse von T. Winter und Co. in Blackburn wird
                              									bei Dampfmaschinen für hohen Dampfdruck verwendet, bei denen sie gutes Abdichten und
                              									eine Abstützung der Kolbenstange bewirken soll. Sie besteht aus Metallstaub,
                              									welcher, mit anderer elastischen Substanzen vermischt, zu einer plastischen Masse
                              									verarbeitet wird. In dieselbe sind einzelne Metallringe gelagert, die so abgedreht
                              									sind, dass sie vermöge ihrer Form beim Zusammenpressen das Dichtungsmaterial gegen
                              									die Kolbenstange drücken. Sind die Ringe nach innen abgeschrägt, so erfolgt das
                              									Abdichten gegen die Kolbenstange; bei nach aussen gehender Schrägung wird die
                              									Dichtung an die Stopfbüchsenwand gepresst.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 223
                              Fig. 44.Stopfbüchse von Buderus.
                              
                           Die Metallpackung für Stopfbüchsen von H. R. Buderus in
                              									Hirzenhain (Oberhessen) besteht aus einem kegelförmigen Ring a (Fig. 44), mehreren trichterförmigen
                              									Ringen b und dem oberen geschlossenen Ringe c. Die Ringe a und b sind schräg durchschnitten, um beim Anziehen der
                              									Stopfbüchse die nöthige Dichtung zu erzielen. Für die Packung ist ein weiches
                              									Compositionsmetall verwendet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 223
                              Fig. 45.Stopfbüchse von Thomas.
                              
                           Beim Verpacken legt man vorerst als Unterlage, je nach Grösse der Packung, einen
                              									Gummiring a von 2 bis 5 mm Dicke auf den Grund der
                              									Stopfbüchse, dann die Metallpackung und auf diese wieder einen Gummiring von 4 bis
                              									10 mm Stärke. Die Packungsringe werden vor dem Einlegen etwas eingefettet. Die
                              									Stopfbüchsenschrauben sollen allmählich und gleichmässig angezogen werden und nur so
                              									weit, dass Fig 45 gerade eine richtige Abdichtung
                              									erreicht wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 223
                              Fig. 46.Stopfbüchse von Green und Boulding.
                              
                           Die metallische Dichtung für Kolbenstangen und Plunger von D.
                                 										Thomas (Englisches Patent Nr. 24754 vom 20. December 1894), Fig. 45, bringt eine nach beiden Seiten konisch
                              									geformte Rankenfeder E zur Anwendung, deren innere
                              									Fläche an die Stange anschliesst und nach dieser ausgebohrt ist. Der konische Theil
                              									ist in zwei entsprechend ausgebohrten Töpfen F
                              									gelagert. Die Ausstattung mit Grundring und Stopfbüchsenbrille ist die übliche. Die
                              									Töpfe F ruhen auf der weichen Einlage L, ebenso sind weiche Einlagen I auf dem Grunde der Spiralfeder angebracht. Der Boden der Töpfe bietet
                              									der Feder einigen Spielraum H, auch haben die Töpfe
                              									gegen einander etwas Spiel, so dass sie dem Anziehen der Stopfbüchsenbrille kein
                              									Hinderniss bieten.
                           Engineer vom 9. März 1894 beschreibt eine von Green und Boulding ausgeführte
                              									Stopfbüchse (Fig. 46). Der Grundring ist mit einer
                              									weichen Unterlage versehen, die inneren konischen Ringe sind getheilt, die
                              									Anstellung erfolgt durch den Brillenschrauben untergelegte nachstellbare
                              									Rankenfedern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 224
                              Fig. 47.Stopfbüchse von Bangs.
                              
                           Die Packung für Stopfbüchsen von Edwin D. Bangs in
                              									Milwaukee (Amerikanisches Patent Nr. 506028 vom 3. Januar 1893), Fig. 47, verwendet als Dichtungsmaterial Ringe gff1 aus Lagermetall,
                              									welche paarweise mit ihren konischen Flächen auf einander liegen und von denen
                              									mindestens einer eines jeden Paares spiralförmig geschlitzt ist, um die
                              									erforderliche freie Beweglichkeit im Zusammenziehen oder Ausdehnen zu sichern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 224
                              Fig. 48.Nachdichtbarer Kolben.
                              
                           Einen leicht nachdichtbaren Kolben (Fig. 48)
                              									beschreibt Metallarbeiter vom 8. April 1893. Er besteht
                              									aus mehreren auf die Kolbenstange aufgeschobenen Metallscheiben, deren hinterste
                              									sich gegen einen Bund der Kolbenstange anlegt. Zwischen die einzelnen Metallscheiben
                              									sind Scheiben aus Wolle, Filz o. dgl. eingelegt, die durch eine in die Kolbenstange
                              									eingeschraubte und gegen die vorderste Metallscheibe drückende Schraubet
                              									zusammengepresst und dadurch nach aussen zwischen den Metallscheiben herausgedruckt
                              									werden. Die Scheiben werden mit Vaseline oder Oel getränkt. Man kann den Kolben
                              									durch Anziehen der Schraube A und dadurch bewirktes
                              									Auseinänderpressen der Dichtung leicht wieder abdichten. Bei Unbrauchbar werden der
                              									Dichtung wird die Schraube A losgeschraubt, die
                              									Metallscheiben abgenommen und neue Dichtung eingelegt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 224
                              Fig. 49.Buckley's Metallpackung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 224
                              Fig. 50.Bollinckx' Kolben.
                              
                           Unter D. R. P. Nr. 77030 ist William Buckley in
                              									Millsands, Cheffield, Yorkshire (England) eine Metallpackung für Kolben und
                              									Stopfbüchsen mittels kegelförmig eingestülpter Schraubenringfedern patentirt worden.
                              									Bei dieser Packung (Fig. 49) wirken radial geneigte,
                              									kegelförmig eingestülpte, schraubenförmig gewundene Ringfedern d, welche in mit rechtwinkligen Flanschen versehene
                              									Liderungsringe c eingelegt sind, bei axialem
                              									Zusammendrücken wie ein Ringhebel, so dass eine axiale und diametrale Wirkung der
                              									Ringfedern auf die Liderungsringe entsteht.
                           Bekanntlich ist es schwierig und stets unsicher, hohle Dampfmaschinenkolben aus
                              									einem Stück zu giessen; leicht kann es vorkommen, dass die Wände eine ungleiche
                              									Wandstärke bekommen, auch ist der Gusskern schwer vollständig zu entfernen. Bollinckx in Brüssel fertigt deshalb den Kolben aus
                              									zwei Theilen A und B (Fig. 50) an; dann liegt das ganze Innere zu Tage und
                              									kann bequem gereinigt werden; die Berührungsflächen bei C und D werden abgedreht und mittels einer
                              									hydraulischen Presse in die Lage gebracht, wie die Fig. E zeigt. Ein Manometer gibt die Kraft an, unter der die Vereinigung
                              									erfolgt, und der vorkommenden Falles erforderlich wäre, wenn die Theile getrennt
                              									werden sollten.