| Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. | 
| Autor: | Alfred Haussner | 
| Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 265 | 
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                        Neuerungen in der
                           								Papierfabrikation.
                        Von Prof. Alfred
                                 									Haussner, Brünn.
                        (Fortsetzung des Berichtes Bd. 300 S.
                           								25.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        
                     
                        
                           Weiterverarbeitung der Rohstoffe zu Papier.
                           
                              
                                 a) Holländer.
                                 
                              Noch immer nimmt diese Zerkleinerungsmaschine unter den in der Papierfabrikation
                                 										aufgekommenen den ersten Rang ein, insbesondere wegen ihrer Vielseitigkeit. Es
                                 										lassen sich nicht bloss die Zerkleinerungen im Holländer allein besorgen,
                                 										sondern auch die mannigfachen Zwischenarbeiten. In den früheren Berichten sind
                                 										schon Abänderungsvorschläge, die oft tief eingreifen, berührt worden und jetzt
                                 										liegen auch viele Neuerungen für diesen Apparat vor, die eine Besprechung
                                 										verdienen; sei es, dass es gilt, auf wirklich Gutes aufmerksam zu machen, sei
                                 										es, um Irrthümer zu zerstreuen, die über die Wirksamkeit gewisser Neuerungen
                                 										noch herrschen. Kaum ein Theil des Holländers ist von Abänderungsvorschlägen
                                 										verschont geblieben, die darauf hinausgehen, die Umlaufszeit für den Stoff zu
                                 										kürzen, den Stoff gründlich zu mischen, rascher zu mahlen u. dgl.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 265
                                 Fig. 1.Holländer von Hemmer.
                                 
                              Der wichtigste Theil, welcher unmittelbar zerkleinernd wirkt, ist die
                                 										Holländerwalze, die Messerwalze. Was die Messer anbelangt, so sind für diese
                                 										kaum wesentliche Aenderungen in letzter Zeit vorgekommen. Aber man muthet ihnen
                                 										doch vielfach nicht mehr zu, etwas ihrer Natur Fremdes zu besorgen: die
                                 										Stoffbewegung. Immer weiter verbreitet sich die Erkenntniss, dass es besser ist,
                                 										ihnen die Stoffbewegung abzunehmen und diese geeigneteren Hilfsapparaten
                                 										zuzuweisen. Sobald dies aber zugegeben wird, handelt es sich vielfach nur um
                                 										verschiedene Anordnungen desselben Organes, denn als Hilfsapparat für die
                                 										Stoffbewegung wird doch die gute Centrifugalpumpe hier häufig als das Beste
                                 										angesehen. So wird neuestens im D. R. P. Nr. 75718 von Carl Hemmer in Neidenfels ein Stofftreiber für Holländer empfohlen,
                                 										welcher seinem Principe nach bereits seit vielen Jahren ganz Vorzügliches in der
                                 										unter dem Namen „Leviathan“ bekannten Wollwaschmaschine gerade für das
                                 										Vorwärtsschieben der Wolle im Waschtroge leistet. Das Princip desselben ist in
                                 											Fig. 1 verdeutlicht. Der Stoff im Troge A soll durch Schaufeln B geschoben werden, welche an Stielen C
                                 										sitzen. Letztere werden gelenkig von Kurbeln D bei
                                 											E gefasst und der Punkt E in der Pfeilrichtung im Kreise mitgenommen. Die Stiele C gehen aber verschiebbar durch die um Zapfen H im Gestelle I
                                 										drehbaren Hülsen G. Dadurch wird für die untere
                                 										Schaufelkante eine Bewegung erzwungen, welche in der punktirt gezeichneten
                                 										krummen Linie MN stattfinden muss. Es taucht somit
                                 										in der Nähe von M die Schaufel ein, schiebt den
                                 										Stoff vor sich her und steigt dann bei N aus der
                                 										Flüssigkeit heraus, um oberhalb derselben gegen M
                                 										zurückzukehren. Der Apparat bewirkt eine getreue Nachahmung derjenigen Arbeit,
                                 										welche man von Hand aus mit dem Rührscheit ausübt. Der Apparat scheint wohl
                                 										geeignet, durch seine ruhige, zweckentsprechende Arbeit beim Holländer die
                                 										Centrifugalpumpe zu ersetzen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 265
                                 Holländer von Hromadnik.
                                 
                              Eine Anordnung, welche unmittelbar an die meist verbreitete Holländerform
                                 										anschliesst, ist die von C. Hromadnik in Pasing
                                 										nach D. R. P. Nr. 72030. Fig. 2 und 3 zeigt den üblichen, zweitheiligen Holländertrog mit lothrechter
                                 										Zwischenwand A, Messerwalze W, Grundwerk C, Waschtrommel B u. dgl. Aus der Ausbildung des Grundwerkes ist
                                 										ersichtlich, dass der Messerwalze W nicht
                                 										zugemuthet wird, den Stoff auf eine gewisse Höhe anzuheben, sondern dass
                                 										dieselbe nur zu mahlen hat, während die Stoffbewegung durch einen besonderen
                                 										Apparat unterhalten wird. Dieser besteht aus einem Flügelrade G mit ebenen, unter einem bestimmten, vom Rechten
                                 										abweichenden Winkel gegen den äusseren Umfang gestellten Schaufeln S. Aus der Gestalt des Stofftroges folgt, dass der
                                 										Stoff ungefähr axial dem Flügelrade, und zwar an der engeren Seite zufliesst und
                                 										dann an der weiteren Seite ausgeschleudert wird. Damit dies ordnungsmässig geschieht, sehen
                                 										wir die Wand A möglichst knapp an das Flügelrad
                                 										angeschlossen und auch die Trogwand gegen dieses eingezogen, so dass der ganze
                                 										Stoff das Flügelrad G durchströmen muss. Die
                                 										Gestalt der ebenen Schaufeln S ist nicht jene,
                                 										welche einer vollkommenen Centrifugalpumpe eigen sein soll, und ist deshalb von
                                 										einem stosslosen, also auch was den Kraftverbrauch anbelangt, von einem idealen
                                 										Gang keine Rede. Doch ist einerseits überhaupt der Kraftverbrauch für den
                                 										Stofftransport nicht gar so gross, weil ja nur die Bewegungswiderstände zu
                                 										überwinden sind. Andererseits müssen wir wohl beachten, dass es wünschenswerth
                                 										ist, den Stoff in allen Fällen gründlich zu mischen. Das wird aber gerade dann
                                 										besser geschehen, wenn der Stoff nicht in ungestörtem Strome durch das Rad G gelangt, sondern wenn die Flügel S auf den Stoff schlagen, wie es beim stossenden
                                 										Gange einer Centrifugalpumpe eintritt, so dass also auch von diesem Standpunkte
                                 										aus betrachtet die für eine eigentliche Centrifugalpumpe theoretisch nicht
                                 										richtige Flügelform hier, in dieser Construction, doch gewisse Vortheile
                                 										bringt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 266
                                 Fig. 4.Holländer von Hromadnik.
                                 
                              In einer Abänderung (D. R. P. Nr. 75722), Fig. 4,
                                 										legt Carl Hromadnik das Flügelrad G, das dem vorbeschriebenen ähnlich ist, in eine,
                                 										geneigt gegen die Wagerechte, aber senkrecht gegen die Mittelwand des Holländers
                                 										gelegte Hilfswand N, um der Messerwalze möglichst
                                 										nahe zu kommen, also ihr den Stoff thunlichst unmittelbar zuzutreiben. Diese
                                 										Anordnung lässt sich bequem jeder älteren Holländerausführung mit Kropf k, wie es in Fig. 4
                                 										punktirt angedeutet ist, anpassen, um den „Zug“ zu verbessern. Hat man
                                 										den Antrieb von oben eingerichtet, so braucht die schiefliegende Achse g des Flügelrades keine Stopfbüchse zu erhalten.
                                 										Nur dann, wenn der Antrieb unter den Holländertrögen montirt wird, ist eine
                                 										Stopfbüchse h in Fig.
                                    											4 erforderlich.
                              Einen gewöhnlichen, zweitheiligen Holländertrog, für welchen die
                                 										Umlaufgeschwindigkeit des Stoffes durch eine Centrifugalpumpe erzeugt wird,
                                 										benutzt James P. Cornett in Claxhengh, England
                                 										(Amerikanisches Patent Nr. 524934). In Fig. 5 und
                                 											6 ist a die
                                 										Messerwalze; a arbeitet zusammen mit dem
                                 										verhältnissmässig kurzen Grundwerk a1 so, dass, wie aus Fig. 5 zu erkennen ist, die Walze fast gar keinen Höhenunterschied
                                 										für die Stoffbewegung zu überwältigen hat, indem gleich nach dem Grundwerke der
                                 										Stoff durch Oeffnung 7 nach 8 und dann weiter der
                                 										Centrifugalpumpe 9 zufliesst, welche ihn anhebt und
                                 										durch 12, 13 auf den oberen Theil des Kropfabfalles
                                 											6 schafft; ein Schutzbrett 8, am Scharniere S1 hängend, verhindert das Verspritzen des
                                 										Stoffes bei dem Wegfliessen von der Pumpe, ebenso wie die Haube 14 bei der Messerwalze. Damit leicht eine grosse
                                 										Höhendifferenz und durch diese veranlasst eine bedeutende Stoffgeschwindigkeit
                                 										und kürzere Mahldauer gegeben werden kann, finden wir die Mittelwand des
                                 										Holländers bei H merklich erhöht. Das bedeutende
                                 										absolute Gefälle der schiefen Ebene 6 veranlasst
                                 										dann die erwähnte, bedeutendere Stoffgeschwindigkeit, wie das Ansteigen über die
                                 										schwach geneigte Ebene a5 zum Grundwerk zurück,
                                 										wenn es auch besser wäre, das Gefälle mehr auf die ganze Länge der Stoffbewegung
                                 										zu vertheilen. Der Antrieb der Centrifugalpumpe wird von der Messerwalze mittels
                                 										des Riementriebes PP abgeleitet.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 266
                                 Fig. 5.Holländer von Cornett.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 266
                                 Fig. 6.Holländer von Cornett.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 266
                                 Fig. 7.Holländer von Cannon.
                                 
                              Ein Stoffschieberad wird bei der Holländerconstruction von A. Cannon in Saudford-on-Thames benutzt. In Fig. 7 ist die Holländerwalze h auf der in bekannter Weise stellbaren Achse h1
                                 										verhältnissmässig hoch gelegt. Das Grundwerk g ist
                                 										nur klein. Die Walze hat keine Hebungsarbeit zu leisten, denn der Stoff fliesst
                                 										ihr auf der schiefen Ebene f zu, auf deren höchst
                                 										gelegene Stelle das Schieberad d mit Daumen d3 und
                                 										Zwischenräumen d1
                                 										den Stoff anhebt. Er fliesst dann, nachdem ihn die Walze h bearbeitet hat, über die geneigte Fläche a1 hinab, so dass der Stoff mit
                                 										bedeutendem „Zuge“ wieder zum Schieberad d
                                 										kommt. Der Trog ist zweitheilig gedacht und verengt sich beim Schieberad d, offenbar, um dieses nicht so breit zu erhalten.
                                 										Ueberdies wird dadurch der Stoff zusammengedrängt und ein Mischen unmittelbar
                                 										vor dem neuerlichen Fassen durch d veranlasst.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 267
                                 Fig. 8.Holländer der Neusiedler Actiengesellschaft.
                                 
                              Bei dem der Neusiedler Actiengesellschaft für
                                    											Papierfabrikation in Oesterreich patentirten Holländer ist eine
                                 										Transportschnecke zur Erhöhung des „Zuges“ angebracht. Fig. 8 zeigt den gewöhnlichen, zweitheiligen Trog,
                                 										in diesem wird bei a die Messerwalze, bei e die Waschtrommel in üblicher Weise angetrieben.
                                 										Im Stoff laufe zwischen Waschtrommel und Sandfang f
                                 										ist die Transportschnecke b mit wagerechter Achse
                                 										angebracht, welche mit Stopfbüchsendichtung durch die Trog wände tritt und
                                 										mittels Riemen angetrieben werden soll. Die Wirkung der Schnecke b, deren Schraubenflächenwindungen gegen die
                                 										Messerwalze zu mit wachsenden Durchmessern ausgeführt werden, ist ähnlich wie
                                 										bei dem 1888 268 490 besprochenen Schraubenholländer
                                 										nach Kron. Die Neusiedler Anordnung zeigt eine einfachere Ausführung, dagegen hat Kron die exactere, elegantere Ausführung. Auch in
                                 										der vorliegenden Ausführung wird die Schnecke b nur
                                 										einen Theil der aufgewendeten Arbeit zum Transport, zur Erhöhung des
                                 											„Zuges“ im Stoffe abgeben, während ein anderer Theil der Arbeit
                                 										(behauptet wird sogar, dass dieser vorherrscht) in Wirbelbildungen, also auch
                                 										zum Mischen des Stoffes aufgezehrt wird.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 267
                                 Fig. 9.Holländer von Voith.
                                 
                              Gründliche und innerhalb gewisser Grenzen veränderliche Mischung wird in den
                                 										folgenden drei Anordnungen durch eine besondere Gestalt des Troges bezweckt. Die
                                 										Ausführung von J. M. Voith in Heidenheim (D. R. P.
                                 										Nr. 76731), Fig. 9, hat einen dreitheiligen Trog,
                                 										der absichtlich unsymmetrisch gebaut ist. In dem Mittelkanale B befindet sich die Messerwalze b mit schief gegen die Cylindererzeugenden gelegten
                                 										Messern, wie solche von Voith gern (vgl. 1888 268 490) und mit einer gewissen Berechtigung
                                 										hauptsächlich auch wegen besserer Stoffmischung angewendet werden. Stoffbewegung
                                 										einzuleiten ist also hier Sache der Messerwalze. Nachdem die Waschtrommel c
                                 										passirt worden ist, wird der Stoffstrom getheilt für die beiden
                                 										Seitenkanäle A und C.
                                 										Diese beiden Kanäle sind verschieden lang gemacht. Es werden also, da für eine
                                 										Verschiedenheit in den Stoffgeschwindigkeiten in den beiden Kanälen A und B im Allgemeinen
                                 										kein Anlass vorhanden ist, dann, wenn die beiden Stoffströme bei E sich wieder vereinigen, nicht dieselben Theilchen
                                 										wieder zusammentreffen, welche sich bei D getrennt
                                 										haben, sondern andere, und damit ist die Stoffmischung gegeben. Diese eben
                                 										geschilderte Wirkung kann noch verschärft werden durch Vorsprünge F und G. Je nach der
                                 										Stellung von F mit der Nase s kann der Stoffstrom verschiedenartig getheilt werden, dem Kanäle A zum Beispiel mehr oder weniger Stoff zugewiesen
                                 										werden. Dabei werden überdies schon durch die Form von F, ebenso wie von G, todte Stellen im
                                 										Stoffstrome, wo „Katzen“ entstehen können, hintangehalten. Weil nun aber
                                 										doch die beiden Ströme in C und A bei D und bei E in einander übergehen, ist nicht anzunehmen, dass
                                 										sich der Stoff in einer der beiden Abtheilungen sehr viel höher als in der
                                 										anderen stelle, wenigstens für die in der Praxis gewöhnlich vorkommenden Fälle.
                                 										Dies bedingt dann etwa Folgendes: Weisen wir dem Kanäle A weniger, dem Kanäle C mehr Stoff zu
                                 										dadurch, dass wir F und G näher gegen A stellen, dann muss, weil
                                 											A und C gleich
                                 										breit sind und der Stoff bei D aus dem Mittelkanale
                                 										an allen Stellen mit ungefähr derselben Geschwindigkeit tritt, sich in der Nähe
                                 										von DF ein kleiner Stau bilden, dass der Stoff
                                 										gegen C hin, wo mehr Stoff hingewiesen wird, höher
                                 										steht als gegen A. Dadurch tritt ein flotteres
                                 										Fliessen im kürzeren Kanäle A, ein verzögertes im
                                 										längeren Kanäle C ein, wodurch also thatsächlich
                                 										der weiter oben hervorgehobene Einfluss der verschiedenen Kanallängen verschärft
                                 										wird. Dadurch wird der Stoff kräftig gemischt. Nur wäre für die gewöhnlichen
                                 										Fälle dem Bedenken Raum zu geben, dass bei dieser Arbeitsart gewisse
                                 										Stoffpartien häufiger, andere seltener zwischen die Messer gelangen, also
                                 										ungleichmässige Zerfaserung eintritt. Dem dürften aber sehr gut die schief
                                 										gestellten Messer der Voith'schen Walze
                                 										entgegenarbeiten, indem diese die Tendenz haben, den Stoff allmählich von der
                                 										Seite gegen Kanal A hinüberzudrücken gegen den
                                 										Kanal C, eine weitere Mengung, die zur
                                 										gleichmässigeren Zerfaserung beiträgt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 267
                                 Holländer von Dillon.
                                 
                              
                              Der Holländer von Peter Dillon in Lawrence nach
                                 										amerikanischem Patent Nr. 524497 knüpft an die alte Ausführung mit zwei Kanälen
                                 										im Troge. Wir bemerken (Fig. 10 und 11), dass die Messerwalze D, gedeckt
                                 										durch die Haube F, den Stoff im Verein mit dem
                                 										kurzen Grundwerk G bearbeitet und dann zur Höhe des
                                 										Kropfes bei E schafft und über E dann in einen Kanal mit halbrundem Boden
                                 										ausschleudert, der, sich allmählich nach der Richtung x2x2 senkend, den Stoff in den zweiten Hauptkanal
                                 										des Holländers leitet. Bedenken wir nun, dass der halbrunde Boden bei y1 höher liegt als
                                 										bei y2, so werden die bei y1 ausgeschleuderten Stofftheilchen
                                 										etwas früher auf den Boden gelangen und auf diesem abwärts laufen, als die bei
                                 											y2
                                 										ausgeworfenen, welch letztere also dann mit solchen zusammentreffen, die bereits
                                 										von weiter oben kommen. In der That dürfte demnach eine gewisse Mischung durch
                                 										diese eigenthümliche Troggestalt zu erzielen sein. Nur darf gewiss nicht
                                 										übermässig viel davon erwartet werden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 268
                                 Holländer von Heuseling.
                                 
                              Eine eigenthümliche Form erhält der Holländertrog von F.
                                    											Heuseling in Delligsen nach D. R. P. Nr. 72878 auch deshalb, damit der
                                 										Stoff gemischt werde. Die Messerwalze A (Fig. 12 und 13) bearbeitet den
                                 										Stoff und schafft denselben zur Höhe eines Kropfes K. Von der Höhe K des Kropfes fliesst
                                 										jedoch jetzt nur die eine Hälfte des Zeuges über eine allmählich abfallende
                                 										Fläche D in die zweite Troghälfte B. Das andere Zeug stürzt bei C1 in einen
                                 										Unterkanal C, der sich schief unter der Messerwalze
                                 										gegen C2 zieht, um
                                 										den Stoff, welcher eben vorher mehr gegen die Aussenwand des Troges geflossen
                                 										ist, jetzt nahe an die Mittelwand desselben zu bringen und dadurch den im Kanal
                                 											B zur Messerwalze zurückkehrenden Stoff zu
                                 										zwingen, auszuweichen und, nachdem er eben früher mehr in der Nähe der
                                 										Mittelwand sich befunden hatte, jetzt gegen die Aussenwand zu drängen. Dieser
                                 										Untergrundkanal hat jedoch viel Bedenkliches. Gegen ihn spricht vieles von dem,
                                 										was schon in früheren Berichten (vgl. z.B. 1888 268
                                 										493) hervorgehoben worden ist.
                              Um rascher zu mahlen, also in demselben Apparate die Mahldauer zu kürzen, werden
                                 										Holländer mit zwei oder sogar mehr Arbeitsstellen versehen. Sei es, dass man
                                 										mehrere Messerwalzen mit zugehörigen Grundwerken in denselben Trog einbaut, oder
                                 										aber mit derselben Walze mehrere, getrennte Grundwerke verbindet. Bedenklich
                                 										bleibt bei allen derartigen Systemen die Schwierigkeit, mehrere Arbeitsorte im
                                 										selben Apparate richtig für die zu leistende Arbeit einzustellen.
                              Zur ersteren Art gehört der Holländer von Gustav
                                 										Hoffsümmer in Düren nach D. R. P. Nr. 76526.
                                 										Es sind je an das eine Ende jeder der beiden Abtheilungen AB des Holländertroges zwei Messerwalzen D und E mit eingelegt.
                                 										Die Walzen sind durch Riemen angetrieben zu denken. Auch für die Stellbarkeit
                                 										derselben kann irgend eines der gangbaren Stellzeuge benutzt werden. Der Trog
                                 										erinnert an den von Peter Dillon, wenigstens soweit
                                 										es auf das Princip der Gestalt der hier in Fig.
                                    											14 mit F bezeichneten Kanaltheile
                                 										ankommt, welche einerseits unmittelbar an die bezüglichen Kropfoberkanten
                                 										anschliessen, andererseits in die Kanäle A und B mit normaler Breite übergehen. Das, was bei Dillon als günstig erwähnt worden ist, kann ohne
                                 										weiteres hierher übertragen werden. Nur darf die Hoffsümmer'sche Construction die Anerkennung der vollkommeneren
                                 										Durchbildung für sich beanspruchen. Wir bemerken nämlich hier, dass ganz richtig
                                 										die abfallenden Kanäle F nicht allseits gleich
                                 										breit gehalten sind, wie bei Dillon, sondern dass
                                 										sie sich gegen ihre bezüglichen höchsten Stellen I
                                 										in der Nähe der Aussenwand des Troges merklich verengen, ganz entsprechend dem
                                 										Umstände, dass die über den Kropfrand geworfene Stoffmenge desto mehr anwächst,
                                 										je weiter sich die Rinnen F von ihren
                                 										Ausgangspunkten bei I entfernen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 268
                                 Fig. 14.Holländer von Hoffsümmer.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 268
                                 Holländer von Trippes.
                                 
                              Der Holländer von Robert Trippes in Wien nach D. R.
                                 										P. Nr. 76810 verbindet mit der alten Holländerwalze M (Fig.
                                    											15 und 16) eine Stoffmühle, um in demselben Apparate zwei Zerkleinerungsstellen
                                 										zu gewinnen. Von der normalen Messerwalze wird nämlich der Stoff über den Kropf
                                 											K auf eine höher gelegte Ebene K1 geschafft, von
                                 										der ungehörig abzufliessen die Trogseitenwände, wie die im Inneren angeordnete
                                 										Wand W hindern. Bei K1 sehen wir einen Trichter S, der den Stoff zwischen die Mahlscheiben A leitet, von welchen das Zeug ausgeschleudert wird
                                 										und durch Oeffnung O in der Wand W nach x1 gelangt, um zur Messerwalze zurückzukehren und den
                                 										durch die punktirte Linie xx1 angedeuteten Weg zu machen. Die
                                 										Detailausbildung der Construction lässt allerdings so, wie sie in der
                                 										Patentschrift vorliegt, vieles zu wünschen übrig. Es sei nur auf die mangelhafte
                                 										Art der Rückleitung des Stoffes von den Stoffmahlscheiben A gegen die Messerwalze M bezieh. die Ansteigung K2 hingewiesen. Von der Oeffnung O ab, durch welche sich der Stoff förmlich zwängen
                                 										muss, ist kein Gefälle bis K2 vorhanden! –
                              Zwei Messerwalzen mit dem Untergrundholländertrog linden wir recht glücklich
                                 										vereint in dem Holländer von Rudolf Lehmann in
                                 										Oberursel a. Taunus nach D. R. G. M. Nr. 40823. Der Trog ist so gestaltet, dass
                                 										man die Bedenken gegen die Untergrundholländer hier einigermaassen fallen lassen
                                 										kann. Fig. 17 zeigt, dass die Messer walze A den Stoff mit Grund werk D bearbeitet, dann zur Kropfoberkante K1 schafft, von wo derselbe der
                                 										zweiten Messerwalze B zuläuft, um zwischen dieser
                                 										und dem Grundwerke E neuerlich angegriffen und dann
                                 										über die Kropfkante K2 in den Untergrundkanal F geworfen zu
                                 										werden, der nach oben durch die Wand C, nach unten
                                 										aber durch einen merklich abfallenden Boden begrenzt ist. Das scheint mir hier
                                 										das glücklichste Detail, denn durch den geneigten Boden werden alle Theile
                                 										veranlasst, abwärts gegen G zu laufen. Beachten wir
                                 										die wagerechte Linie xx, so erkennen wir sofort,
                                 										dass auch ein Theilchen Stoff, welches über K2 ganz tief auf den Trogboden fällt, noch, ohne
                                 										eine Höhendifferenz überwinden zu müssen, zur Walze A zurückgelangen kann. Und Stofftheilen, welche sich trotzdem hier an
                                 										der tiefsten Stelle bei G, wo auch das Ablassventil
                                 										angebaut ist, festsetzen wollten, kann man ganz gut mit dem Rührscheit
                                 										beikommen, so dass wir thatsächlich die Hauptmängel der Untergrundholländer
                                 										vermieden sehen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 269
                                 Fig. 17.Holländer von Lehmann.
                                 
                              Eine Combination zwischen dem gewöhnlichen und dem Untergrundholländer finden wir
                                 										in dem Holländer mit zwei Messerwalzen von William H.
                                    											Ethel in Dayton nach amerikanischem Patent Nr. 538903. Fig. 18 bietet das
                                 										Bild des gewöhnlichen, zweikanaligen Holländers, nur bemerken wir bereits die
                                 										beiden Messer walzen G und H in je einer Abtheilung. Aus Fig. 19 und 20, einem Schnitt
                                 										nach Linie 1,1 in Fig. 18, geht
                                 										hervor, dass auch die Messerwalze G auf der Achse
                                 											E ganz die übliche Anordnung besitzt. Der Stoff
                                 										wird zwischen G und Grundwerk I1 bearbeitet, zur
                                 										Höhe des Kropfes I gehoben und, wie es Pfeil a angibt, in den Kanal C geworfen, weil der Abstreifer P1 hindert, dass merklich Stoff zur Einlaufseite
                                 										zurückgeführt wird, während die Haube P nach oben
                                 										abdeckt. Berücksichtigen wir aber, dass die zweite Messerwalze H mit G auf derselben Achse E sitzt, so ist es auch nothwendig,
                                 										dass der Walze H der Stoff aus derselben Richtung
                                 										wie der Walze G zugeführt werde. Das scheint nach
                                 										der einfachen Fig.
                                    											18 und gemäss der durch die Pfeile angedeuteten Stoffbewegung gar
                                 										nicht möglich. Und doch ist diese Aufgabe gar nicht so unglücklich gelöst, wie
                                 										es Fig. 20, ein
                                 										Schnitt nach 2, 2 der Fig. 18, zeigt. Der
                                 										Stoff fliesst eben aus dem Kanale D in einen
                                 										Untergrundkanal D1
                                 										und dann gemäss Pfeil a1 dem zweiten Grundwerk N1 in der Wand N zu.
                                 										Gemäss der aus der Skizze ersichtlichen Höhenanordnung des Grundwerkes N1 kann man aus
                                 										ähnlichen Gründen, wie eben vorher bei Lehmann,
                                 										dieser Art des Untergrundkanales noch zustimmen. Er ist auch nicht besonders
                                 										lang, also kann man auch wenigstens einigermaassen noch mit dem Rührscheit
                                 										hinein. Dagegen hat diese Anordnung das Unangenehme (weil merklich Kraft
                                 										beanspruchend) wie bei gewissen anderen Untergrundholländersystemen: der Stoff
                                 										muss von der Walze H von der tiefsten Stelle, wo
                                 										sich das Grundwerk N1 befindet, um den ganzen Walzendurchmesser angehoben werden, um
                                 										endlich nach Pfeil a2 bei K vorüber in den Kanal B und von da wieder zur Walze G zurückzugelangen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 269
                                 Holländer von Ethel.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 269
                                 Fig. 21.Holländer von Pickles.
                                 
                              Wenn angenommen werden kann, dass diese mehrwalzigen Holländer zum mindesten
                                 										nicht ungünstig arbeiten werden (bei richtiger Behandlung, gehöriger Einstellung
                                 										insbesondere), so ist dies leider nicht vorauszusetzen von dem dreiwalzigen
                                 										Untergrundholländer von James Demaine Pickles in
                                 										Buckland nach D. R. P. Nr. 82221. In dieser Construction scheint wirklich fast
                                 										alles gethan zu sein, um gegen Untergrundholländer ein möglichst grosses
                                 										Vorurtheil zu bewirken. Fig. 21 zeigt drei
                                 										Messerwalzen dd1d2 hinter einander
                                 										angeordnet, die zusammen arbeiten sollen mit Grundwerken cc1c2, und zwar soll Walzet den Stoff unmittelbar an
                                 											d1 und diese an
                                 											d2 übergeben,
                                 										welche den Stoff bei Kante b2 vorüber, wie es der Pfeil andeutet, in den
                                 										Kanal A unter der Wand b wirft. Bei b1 soll dann gemäss dem eingezeichneten Pfeile der Stoff wieder durch
                                 										einen, überdies noch recht engen Schlitz zur Walze d zurückkehren. Es ist unbegreiflich, wie bei der aus der Skizze
                                 										ersichtlichen Disposition bei der geringen Erhebung der Grundwerksebene gegen
                                 										links ein praktischer Amerikaner einen Erfolg erwarten kann. Wie soll denn nur
                                 										der Stoff aus dem unteren Kanal heraus? Von selbst geht er doch nicht und
                                 										geschoben wird er in keiner ersichtlichen Weise. Bei dieser Vereinigung von
                                 											„Sonderbarkeiten“ ist es wirklich unverständlich, wie ein Fachblatt
                                 											(The Paper Mill) noch loben kann.
                              
                              Aus ähnlichen Gründen ist, wenigstens soweit es aus den bisherigen
                                 										Nachrichten zu entnehmen ist, der Untergrundholländer von A. P. Brown nach englischem Patent vom 27. Februar
                                 										1895 keineswegs zu empfehlen. Brown wendet den
                                 										Untergrundkanal in ebenso unglücklicherweise an, wie Pickles. Dass Brown das übliche feste
                                 										Grundwerk durch eine langsam sich drehende Messerwalze ersetzt, dürfte kaum
                                 										einen Vortheil, eher Nachtheile mit der Einstellung der sich drehenden
                                 										Grundwerkswalze u. dgl. bringen, welche so angeordnet ist, dass auch von einem
                                 										Nachschleifen derselben während des Betriebes keine Rede sein kann, so dass man
                                 										wirklich nicht den Zweck zu erkennen vermag, der dazu geführt hat, das feste
                                 										Grundwerk durch eine drehbare Messer walze zu ersetzen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 270
                                 Fig. 22.Holländer von Barton.
                                 
                              Einen selbsthätig sich einstellenden Abstreifer besitzt die Construction von Edwin W. Barton in Lawrence (Amerikanisches Patent
                                 										Nr. 503069). Die Messerwalze B (Fig. 22) befindet sich in den Mittelabtheilungen
                                 										eines dreikanaligen Holländertroges, arbeitet mit schmalem Grundwerk A zusammen und schafft den Stoff über die höchste
                                 										Kante des Kropfes D. Auf die stellbare Achse B1 der Messerwalze
                                 											B setzen sich Arme f, welche einarmige Hebel g bei b fassen. Die Hebel g
                                 										zu beiden Seiten der Messerwalze drehen sich um festgelegte Zäpfchen c und ergreifen am anderen Ende den Abstreifer F, welcher über die ganze Walzenbreite geht. Wird
                                 										die Achse B1 nun
                                 										etwa herabgelassen, um feiner zu mahlen, so senkt sich Punkt b um dasselbe Stück, der Abstreifer F aber um so viel mehr, als dem aus der Figur
                                 										ersichtlichen Hebelarm Verhältnisse entspricht. Wenn man also zum Beispiel beim
                                 										Halbstoffmahlen vorerst F nicht besonders nahe zur
                                 										Walze rückt, weil ja noch grössere Zeugtheile vorhanden sind, nähert sich dann
                                 											F der Walze ganz merklich, wenn diese weiter
                                 										aufs Grundwerk herabgelassen wird, um die vollständige Zerfaserung zu bewirken;
                                 										das ist aber ganz gut, weil die Fasern sonst leicht durchschlüpfen und zur
                                 										Einlaufsseite vorzeitig mitgenommen werden würden.
                              Was Holländerconstructionen betrifft, welche bereits im Berichte 1895 294 1 ff. besprochen worden sind, so sei zuerst
                                 										hervorgehoben, dass über den von der Maschinenfabrik Escher, Wyss und Co. gebauten Doppelholländer nach D. R. P. Nr. 67720
                                 										viele günstige und gewichtige Urtheile vorliegen. Besonders wird gerühmt der
                                 										rasche Stoffumlauf und in Folge dessen die kürzere Mahldauer; dass dieser
                                 										Vortheil zu erwarten sei, ist auch in dem Berichte ausdrücklich erwähnt
                                 										worden.
                              Der Holländer von Guyon Miller in Downington hat
                                 										nach amerikanischem Patent Nr. 482184 eine anscheinend geringfügige, in der
                                 										Wirkung aber aller Voraussicht nach günstige Abänderung erfahren. Wir sehen in
                                 											Fig. 23 das Wesen der Zerfaserung selbst
                                 										ungeändert: es arbeitet die Messerwalze B mit den
                                 										beiden Grundwerken D und D1, wie bereits 1895 294 3 geschildert, zusammen. Der Stoff verlässt
                                 										aber das untere Grundwerk D nicht auf wagerechter
                                 										Bahn, wie früher, sondern wird über einen Kropf G
                                 										emporgehoben, so dass, wie die eingezeichnete, strichpunktirte wagerechte Linie
                                 											xx sofort erkennen lässt, die Stoffbewegung
                                 										rechts von der Walze, so wie es die Pfeile andeuten, um so eher (gegenüber der
                                 										alten Construction) eintreten wird, weil die rechte Holländerseite sehr kurz
                                 										gehalten ist, somit ein kleinerer Weg zurückzulegen und weniger Widerstand zu
                                 										überwinden ist, und weiters der Stoffbewegung die in der neuen Construction geneigte Zwischenwand F zu Hilfe kommt. Ueberdies kann man hier mit dem Rührscheit
                                 										eingreifen, um das Festsetzen von Stoff in der Gegend von A zu verhindern. Aber auch links von der Walze
                                 										haben wir ganz passend die Zwischenwand E geneigt,
                                 										so dass dort gewiss eine flotte Stoffbewegung, den eingezeichneten Pfeilen
                                 										gemäss, stattfinden wird. Nur für die Entleerung des Holländers wäre neben dem
                                 										Ventile I rechts noch ein entsprechend angebrachtes
                                 										links von der Walze zu empfehlen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 300, S. 270
                                 Fig. 23.Holländer von Miller.
                                 
                              
                                 
                                    (Schluss folgt.)