| Titel: | Ueber Rauhmaschinen. | 
| Autor: | H. Glafey | 
| Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 270 | 
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                        Ueber Rauhmaschinen.
                        Von H. Glafey,
                           								Ingenieur, Berlin.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 241 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Rauhmaschinen.
                        
                     
                        
                           Bei der in den Fig. 29
                              									und 30 dargestellten
                              									Rauhmaschine von Henri Grosselin in Sedan, Frankreich
                              									(D. R. P. Nr. 65479), erfolgt der Antrieb der Rauhwalzen durch das Gewebe selbst;
                              									dieselben sitzen zu diesem Zweck in festen Trägern und sind durch Getriebe von
                              									verschiedenem Durchmesser mit einander verbunden, die nach Belieben geändert werden
                              									können, um die Energie der Wirkung der Karden zu ändern.
                           Je zwei neben einander liegende Rauhwalzen drehen sich in derselben Richtung, aber
                              									mit verschiedener Geschwindigkeit. Die Karden auf den beiden Walzen sind in
                              									entgegengesetztem Sinne zu einander angebracht, so dass die beiden Walzen im
                              									entgegengesetzten Sinne arbeiten. Die erste Kardenwalze, deren Kardenspitzen der
                              									fortschreitenden Bewegung des Gewebes entgegengesetzt gerichtet sind, wird in Folge
                              									der Berührung mit dem Gewebe in Umdrehung gesetzt und diese Umdrehung wird der
                              									zweiten Kardenwalze, deren Kardenspitzen denjenigen der ersten entgegengesetzt
                              									gerichtet sind, mitgetheilt. Die Umdrehung erfolgt also in demselben Sinne wie
                              									diejenige der ersten Wake, aber schneller, wenn diese zweite Kardenwalze ein
                              									kleineres Getriebe besitzt als die erste Kardenwalze.
                           Man kann die Getriebe natürlich durch irgend welche andere mechanische Organe, wie
                              									zum Beispiel Riemenscheiben, Zahnräder, die von einer Gall'schen Kette getrieben werden, Frictionsscheiben aus Papier, Leder
                              									u.s.w., ersetzen.
                              									Die Fortbewegungsgeschwindigkeit des Gewebes wird derart gewählt, wie die Natur des
                              									zu rauhenden Gewebes es verlangt.
                           Die Maschine besteht aus zwei Gestellen, welche durch eiserne Streben mit einander
                              									verbunden sind. An diesen Gestellen sind die Träger für die Kardenwalzen mit ihren
                              									Reinigungsvorrichtungen angebracht, die in Fig. 30 dargestellt
                              									sind. Man bringt so viel Kardenwalzen an, als für das Rauhen des Gewebes
                              									erforderlich sind. Bei der in Fig. 29 dargestellten Maschine sind deren 12 vorhanden, welche für das
                              									Rauhen mittlerer Stoffe genügen, es können davon jedoch auch 10, 24, 30 oder mehr
                              									vorhanden sein. Diese 12 Kardenwalzen sind in zwei Gruppen getheilt, die durch eine
                              									Zugwalze, welche das Gewebe führt, von einander getrennt sind. Das Gewebe wird im
                              									Uebrigen durch fünf gleichmässig sich bewegende Zugwalzen von demselben Durchmesser
                              									geleitet. Es kann erforderlichen Falles, um die gewünschte Wirkung zu erzielen,
                              									mehrere Mal durch die Maschine geführt werden, und hängt der Grad des Rauhens von
                              									der mehr oder weniger innigen Berührung des Gewebes mit den Kardenwalzen ab. Wenn
                              									der Raum es gestattet, so kann man auch eine Maschine aufstellen, welche das ganze
                              									Gewebe mit einem Mal rauht. Zwischen je drei Kardenwalzenpaaren wird eine Zugwalze
                              									eingeschaltet, so dass somit eine ununterbrochene Folge von Rauhmaschinen gebildet
                              									wird, von denen jede aus drei Kardenwalzenpaaren besteht.
                           Jede Gruppe von drei Walzenpaaren nimmt einen Raum von 80 cm Länge ein. Bei einer
                              									Maschine von 5 m Länge kann man somit eine Rauhmaschine von 30 Kardenwalzen haben,
                              									was für die am schwersten zu behandelnden Gewebe genügt.
                           Jedes Walzenpaar arbeitet nun in folgender Weise: Bewegt sich das Gewebe in der in
                              										Fig. 30
                              									angedeuteten Richtung, so wird es, wenn es über die Karden der Walze A1 geht, durch einfache
                              									Berührung in den Karden dieser Walze sich festhaken und die Walze A1 in Umdrehung
                              									versetzen. Das mit 24 Zähnen versehene, auf der Welle der Karden walze sitzende
                              									Zahnrad B1 wird die
                              									Drehbewegung durch die Räder F1I1 auf die Kardenwalze E1 übertragen.
                           Die Karden walze A1
                              									folgt also der Bewegung des Stoffes, heftet sich an die Fasern des Gewebes und hebt
                              									bei dem Verlassen des letzteren die Fasern hoch. Die Kardenwalze E1 übt eine um so
                              									stärkere gleiche Wirkung aus, je grösser der Unterschied zwischen den Rädern B1 und F1 ist.
                           Es ist ersichtlich, dass gemäss der Beschaffenheit der Karden, des
                              									Grössenverhältnisses der Zahnräder und der Berührung des Gewebes eine Arbeit mit
                              									sehr veränderlicher Energie ausgeführt wird. In dem Maasse, wie diese drei
                              									Arbeitsorgane geändert werden können, ändert sich auch die Energie und man kann
                              									somit die am leichtesten, wie die am schwierigsten zu behandelnden Stoffe
                              									rauhen.
                           Jede Kardenwalze hat ihre selbsthätige Reinigungswalze, der Abfall wird jedoch
                              									sozusagen gleich Null sein, da ein jähes Herausreissen der Fasern aus dem Gewebe
                              									nicht stattfindet.
                           Das Gewebe (vgl. Fig.
                                 									29) wird von den Zugwalzen B, die sich alle
                              									gleich schnell bewegen und von der Haupttriebwelle aus bethätigt werden,
                              									fortgezogen. Die kleinen Leitrollen D drücken das
                              									Gewebe gegen die Kardenwalzen, und es tritt so jedes Karden walzenpaar in
                              									Thätigkeit.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 271
                              Rauhmaschine von Grosselin.
                              
                           Die Reinigungswalzen werden mittels zweier Riemen in Umdrehung versetzt, die über
                              									eine grosse Scheibe geführt sind, welche auf einer Welle E sitzt, die ebenfalls von der Haupttriebwelle aus bethätigt wird. Alle
                              									ungeraden Reinigungswalzen werden von dem nicht gekreuzten Riemen C in Umdrehung versetzt, da sie alle sich in derselben
                              									Richtung drehen, während die geraden Nummern in entgegengesetztem Sinne rotiren und
                              									ihre Bewegung von dem gekreuzten Riemen C1 aus erhalten.
                           Die sechs Kardenwalzen einer jeden Gruppe liegen mit ihren Achsen in einer Curve,
                              									welche ihre convexe Seite dem Gewebe zugewendet hat. Der Riemen der Reinigungswalze
                              									drückt somit auf die Scheiben, und ausserdem übt, um einen vollständigen Contact zu
                              									erzielen, eine Leitrolle einen Druck aus.
                           Den Flor kann man je nach Belieben aufrecht stehen lassen oder man kann ihn glätten,
                              									wie zum Beispiel dieses beim Tuch der Fall ist. In diesem Falle bringt man noch eine
                              									Glatt walze R an, welche mit geraden Karden oder mit
                              									irgend einer sonstigen Garnitur versehen ist, durch welche der Flor geglättet werden
                              									kann.
                           Man kann ebenfalls die letzte Kardenwalze des letzten Paares durch eine Walze
                              									ersetzen, auf welcher eine gerade Garnitur angebracht ist. Man muss dann nur das
                              									Zwischenglied ausfallen lassen, und es werden die beiden Walzen direct, die eine
                              									durch die andere bethätigt.
                           Die in den Fig. 31 bis
                              										33 wiedergegebene Rauhmaschine von Franz Müller in M.-Gladbach (D. R. P. Nr. 73574) soll
                              									in einfacher Weise ein gleichzeitiges Rauhen der Waare in zwei entgegengesetzten
                              									Richtungen, ein sogen. Strich- und Gegenstrichrauhen ermöglichen. Nach Fig. 31 wird die Waare
                              									nur auf einer Seite, nach Fig. 32 auf beiden Seiten geraubt. Fig.
                                 										33 stellt ein System der Rauhwalzen mit Triebvorrichtung dar.
                           Jedes System besteht hier aus zwei Rauh walzen a1 und zwei Rauhwalzen a2, doch kann dasselbe auch aus je einer
                              									einzelnen Rauhwalze bezieh. aus mehr als zwei Walzen a1 bezieh. a2 bestehen.
                           Die Rauhwalzen können in einem einfachen, feststehenden Gestell A gelagert und in geradliniger oder bogenförmiger
                              									Aufeinanderfolge angeordnet sein. Die Rauhwalzen a1 haben ihre Kratzenspitzen in der Bewegungsrichtung
                              									des zu rauhenden Stoffes B liegen, die Kratzenspitzen
                              									der übrigen Rauhwalzen a2 sind entgegengesetzt gerichtet. Die Rauhwalzen a1 und a2 erhalten sämmtlich einen positiven Antrieb mittels
                              									Riemen, Zahnradübersetzung, Kettentrieb oder Reibung, und zwar werden alle in der
                              									Bewegungsrichtung des zu rauhenden Stoffes B gedreht.
                              									Die Drehungsgeschwindigkeit beider Gruppen, der Strich- und Gegenstrich walzen, ist
                              									jedoch verschieden, und zwar muss die Umfangsgeschwindigkeit der Walzen a1 deren Kratzenspitzen
                              									in der Richtung der Stoffbewegung liegen, grösser sein als die Stoffgeschwindigkeit,
                              									die Umfangsgeschwindigkeit der Gegenstrichwalzen a2 dagegen kleiner als die Stoffgeschwindigkeit. Der
                              									für die verschiedenen Waarengattungen zu wählende Grad der Energie der Rauhwirkung
                              									wird bestimmt einestheils durch die regulirbare Stoffgeschwindigkeit und
                              									anderentheils durch die nach Bedarf zu ändernde Antriebsgeschwindigkeit der beiden
                              									Rauhwalzengruppen. Hat der Stoff B beispielsweise eine
                              									Geschwindigkeit von 30 m in der Minute, so wird die Umfangsgeschwindigkeit der Rauh
                              									walzen a1 zum Beispiel
                              									31 m, diejenige der Walzen a2 zum Beispiel 29 m betragen. Doch lässt sich das Verhältniss der
                              									Umfangsgeschwindigkeiten der Rauhwalzen gegenüber der Stoffgeschwindigkeit nicht nur
                              									innerhalb gewisser Grenzen ändern, sondern auch ungleich gestalten, so dass zum
                              									Beispiel die Arbeit mit dem Strich stärker ist als diejenige gegen den Strich, oder
                              									umgekehrt.
                           Die Fortbewegung des Stoffes geschieht durch Transportwalzen t1t2, welche an ihrem Umfange mit kleinen Spitzen o.
                              									dgl. besetzt, oder mit einer rauhen Oberfläche versehen sein können, und durch
                              									Zugwalzen zz2...; ausserdem können Führungswalzen und Rollen zur
                              									Spannung des Stoffes in bekannter Weise Anwendung finden.
                           Das wesentlich Neue liegt darin, dass die Stoffbewegung für die zu verrichtende
                              									Arbeit derart nutzbar gemacht wird, dass sie die durch die Tambourdrehung
                              									hervorgerufene Energie ersetzt. Es kann dabei vorkommen, dass der Stoff, um einen
                              									Rauhpelz von bestimmter Stärke zu erhalten, einige Mal mehr durch die Maschine
                              									geschickt werden muss, als bei einer Trommelrauhmaschine; doch ergibt sich
                              									andererseits der Vortheil, dass manche Stoffe gerauht werden können, für welche die
                              									Trommelrauharbeit zu energisch ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 272
                              Rauhmaschine von Müller.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 272
                              Fig. 33.Rauhmaschine von Müller.
                              
                           Der besondere Antrieb der Rauhwalzen hat ferner den Vorzug, dass auch bereits
                              									vorhandene Maschinen beliebiger Construction verwendet werden können, ohne dass
                              									letztere einer kostspieligen Aenderung unterworfen zu werden brauchen. Bei einer
                              									Trommelrauhmaschine braucht man zum Beispiel nur die Trommel festzustellen und auf
                              									der oberen Hälfte derselben die Rauh walzen so zu legen, dass ein Theil derselben
                              									mit den Kratzenspitzen in der einen Richtung liegt, der andere Theil seine
                              									Kratzenspitzen in entgegengesetzter Richtung hält; sodann müssen die beiden
                              									Rauhwalzengruppen (Strich- und Gegenstrichwalzen) je einen gesonderten Antrieb
                              									in gleicher Richtung, jedoch mit ungleicher Geschwindigkeit, empfangen, und für die
                              									Fortbewegung des Stoffes sind Vorkehrungen zu treffen, welche die erforderliche
                              									Ganggeschwindigkeit sichern.
                           Vermöge der wesentlich vereinfachten Construction der Maschine ist es ohne
                              									Schwierigkeit ausführbar, den Stoff auf beiden Seiten, oben und unten, in einem
                              									Arbeitsgange zu rauhen, wie durch Fig. 32 verdeutlicht,
                              									und zwar in gleichem oder auch in verschiedenem Grade.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 273
                              Fig. 34.Rauhmaschine von Wood.
                              
                           C. Wood in Boston hat im amerikanischen Patent Nr.
                              									459354 eine Rauhmaschine in Vorschlag gebracht, bei welcher, wie Fig. 34 erkennen lässt, die Rauhwalzen a im Halbkreis in einem Gestell b gelagert sind und ihren Antrieb lediglich durch das Gewebe empfangen,
                              									welches mittels der Führungswalzen elf um dieselben
                              									geleitet wird. Um nun bei der Bewegung des Gewebes, also auch der Rauhwalzen
                              									überhaupt eine Wirkung der letzteren auf das erste zu erzielen, ist um die auf den
                              									Rauhwalzenachsen angeordneten Bremsrollen c ein
                              									Bremsband e gelegt, dessen Spannung regulirt werden
                              									kann. Zum Zweck des Schleifens der Rauhwalzen müssen dieselben eine rasche
                              									Drehbewegung machen und sind zu diesem Zwecke mit kleinen Triebrädern ausgestattet,
                              									die nach Bedarf mit einem Triebrade g durch axiale
                              									Verschiebung desselben in Eingriff gebracht, werden können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 273
                              Fig. 35.Rauhmaschine von Brown.
                              
                           Fig. 35 veranschaulicht eine Rauhmaschine von C. W. Brown in Troy, Cheshire, welche Gegenstand des
                              									amerikanischen Patentes Nr. 151957 ist. Bei dieser Maschine kommt der Rauhprocess
                              									dadurch zu Stande, dass das Gewebe über eine Reihe von im Halbkreis gelagerten
                              									Rauhwalzenpaaren aa, a1a1, aa2 geleitet wird,
                              									deren jedes durch einen Riemen besonderen Antrieb empfängt. Die sämmtlichen
                              									Treibriemen erhalten ihre Bewegung von zwei Riementrommeln cd, die unter sich derart durch Riementrieb verbunden sind, dass sich
                              									sämmtliche Walzen aa1a2 in
                              									gleicher Richtung drehen. Zwischen je zwei Walzen eines Walzenpaares ist eine
                              									Führungsplatte g vorgesehen, die nach Bedarf geheizt
                              									bezieh. zur Zuleitung von Dampf an das Gewebe benutzt werden kann.
                           Von der vorstehend erläuterten Rauhmaschine unterscheidet sich die in Fig. 36 dargestellte von Ch.
                                 										E. Moser in Aix-la-Chapelle (Englisches Patent Nr. 11347 A. D. 1893)
                              									dadurch, dass von jedem Rauhwalzenpaar ab, a1b1... immer die eine Rauhwalze in der Richtung des
                              									Gewebelaufes, die andere dagegen entgegengesetzt zu diesem in Umdrehung
                              									versetzt wird, also ein Strich- und Gegenstrichrauhen gleichzeitig erfolgt. Die Rauh
                              									walzen a sind zu diesem Zwecke auf der einen Seite der
                              									Maschine mit Riemenscheiben e, die Rauhwalzen b auf der anderen Seite der Maschine mit Riemenscheiben
                              										f ausgestattet, und über die beiden Systeme von
                              									Riemenscheiben und die auf der Trieb welle sitzende Scheibe b4 laufen die Treibriemen d und c in der aus Fig. 36 ersichtlichen Weise.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 273
                              Fig. 36.Rauhmaschine von Moser.
                              
                           Mit der Ausbildung von Rauhmaschinen, bei welchen das Gewebe über eine mit
                              									spiralförmigverlaufendem Kratzenbeschlag versehene Walze geleitet wird, die neben
                              									ihrer Drehbewegung gleichzeitig eine Parallelverschiebung in Richtung des Gewebes
                              									ausführt, hat sich besonders die Firma Marton Son and
                                 										Co. in Heckmondwike beschäftigt. Fig. 37
                              									zeigt eine Rauhmaschine dieser Art, bei welcher jedoch an Stelle einer Rauhwalze
                              									deren zwei zur Verwendung gebracht sind. Diese Rauhmaschine besitzt nach dem
                              									englischen Patent Nr. 5848 A. D. 1892 folgende Einrichtung:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 273
                              Fig. 37.Rauhmaschine von Marton Son and Co.
                              
                           Jede der Rauhwalzen besitzt an Stelle des bisher verwendeten Durchmessers von 14 Zoll
                              									einen solchen von 7 Zoll und kann aus dem auf Schienen hin und her gleitenden Wagen
                              									nach Belieben herausgenommen werden. Beide Walzen arbeiten nach einer oder auch nach
                              									entgegengesetzten Richtungen, d.h. also es legt im letzten Fall die erste den Flor
                              									nach vorn, die zweite nach hinten um, und gleichzeitig ergänzen sie sich in ihrer
                              									Wirkungsweise derart, dass die eine Walze etwa nicht getroffene Stellen der anderen
                              									Walze hebt. Die in Richtung des Gewebelaufes hin und her gehende Bewegung des
                              									Walzenschlittens erfolgt von einer Vorgelegewelle aus, welche zu diesem Zwecke mit
                              									geeignet gestalteten Excentern versehen ist.
                           Auf- und Abwickelvorrichtung für das Gewebe, sowie die Spannung desselben bieten
                              									nichts wesentlich Neues.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 274
                              Fig. 38.Rauhmaschine von Martinot et Cie.
                              
                           Martinot et Cie. in Paris haben eine Rauhmaschine in
                              									Vorschlag gebracht, bei welcher der Rauhprocess durch ein bezieh. mehrere
                              									vorzugsweise in schräger Lage angeordnete Systeme von auf einer oder beiden Seiten
                              									des zu rauhenden Stoffes C angeordneten Rauhwalzen A1-A7 (Fig. 38) erfolgt, die für jedes System in einer Ebene
                              									neben einander liegen, ausser der Drehbewegung um ihre Achsen gleichzeitig noch eine
                              									in einer geschlossenen Curve erfolgende Parallelverschiebung zu diesen ausführen
                              									können und in den verschiedenen Systemen verschiedene Geschwindigkeiten zeigen. Die
                              									Ausputzvorrichtung jedes Rauhwalzensystems besteht aus zwei mit beliebigem
                              									Bürstenbesatz versehenen Reinigungswalzen BB1, welche sich von
                              									einer Rauhwalze zur anderen die Reihe entlang bewegen, jeweilen zum Ausputzen die
                              									Berührung mit derselben herstellt, mit grösserer Umfangsgeschwindigkeit als diese
                              									und in verschiedenem Sinne gedreht wird. Die Streckung und Breitlegung des Stoffes
                              									und dessen Fortbewegung in einer Ebene gegenüber den Rauh walzen erfolgt durch
                              									Ausbreit- und Zugwalzen D1-D3 bezieh.
                              									endlose Bänder I, welche elastische, biegsame oder
                              									bürstenartige, zu je einer Hälfte der Rauhwalzen entgegengesetzte Schraubenwindungen
                              									tragen und auf den in Bewegung befindlichen, unter ihnen und über
                              									Führungsplatten M1-M7 gleitenden Stoff
                              									durch regulirbaren Druck und progressiv zunehmende, die Stoffbewegung
                              									überschreitende Umfangsgeschwindigkeit nach allen Richtungen so strecken, dass er
                              									den Rauhwalzen gegenüber in einer Ebene so zu sagen einen starren Körper bildet. Am
                              									Eingang in die Maschine wird das Ausstreichen des Stoffes durch zwei auf derselben
                              									Achse mit in entgegengesetzten Spiralen mit willkürlichem, elastischem und biegsamem
                              									bezieh. bürstenartigem Besatz überzogene Arbeitswalzen D erzielt; diese führen eine Drehbewegung, verbunden mit einer
                              									entgegengesetzten axialen Verschiebung aus. Eine Berührung derselben mit dem Stoffe
                              									erfolgt unter regulirbarem Druck und die Umfangsgeschwindigkeit dieser Arbeitswalzen
                              									ist grösser als die Fortbewegungsgeschwindigkeit des Stoffes. Die Führungswalzen F sind aus durchlässigem, nicht oxydirendem Material
                              									(Drahtsiebblech, runden oder T-förmigen, flachen, an der
                              									Oberfläche glatten oder gezackten Stäben) gebildet bezieh. mit elastischem,
                              									biegsamem, bürstenartigem, in entgegengesetzten Spiralen verlaufendem Bezug versehen
                              									und tragen im Innern feste bezieh. rotirende Heiz-, Dampf- oder
                              									Flüssigkeitsröhren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 274
                              Rauhmaschine von Müller.
                              
                           Franz Müller in M.-Gladbach lagert die Rauhwalzen nach
                              									D. R. P. Nr. 59074 in hin und her schwingenden Armen und ertheilt ihnen mittels
                              									Riemen oder Seilen eine nach Belieben veränderliche Drehungsgeschwindigkeit, so dass
                              									man es in der Hand hat, die Rauhwalzen mehr oder weniger auf die Waare einwirken zu
                              									lassen und dadurch nach Bedarf einen grösseren oder geringeren Grad der Wirkung
                              									hervorzurufen.
                           Die Waare geht durch die stellbare Spannvorrichtung S
                              										(Fig. 39 bis 41) nach der Transportwalze T1, wird dann unter die verstellbaren
                              									Leitrollen l geführt und berührt auf diesem Wege die in
                              									den Armen P gelagerten Rauhwalzen r1-r4. Hierauf wird die
                              									Waare von der Transportwalze T2 aufgenommen, gelangt nach dem Abzugswalzenpaare
                              										W1W2 und fällt von diesem
                              									herab. Die auf der Achse D drehbaren Arme P erhalten ihre schwingende Bewegung von der Antriebs-
                              									bezieh. Kurbelachse A aus mittels der Gelenkstangen L. Eine durchgehende Welle V erhält von der Triebwelle A aus mittels
                              									Riemen und Stufenscheiben S1S2 oder
                              									durch ein Reibungsvorgelege eine nach Bedarf zu verändernde Geschwindigkeit; auf
                              									dieser Welle V sitzen die beiden Getriebe g1g2. Während nun auf der
                              									einen Seite das Getriebe direct auf das Zahnrad N2 wirkt, wird auf der anderen Seite das Rad N1 indirect durch das
                              									doppeltbreite Getriebe k in Umdrehung versetzt. Die
                              									beiden Räder N1N2 erhalten also ihre
                              									Drehung in entgegengesetzter Richtung und mit ihnen auch die Riemenscheiben M1M2, welche mit den
                              									Rädern fest verbunden sind. Zahnräder N1N2 und Riemenscheiben M1M2 laufen lose auf einer am Gestell angeschraubten
                              									Büchse, welche gleichzeitig der Achse B als Lager
                              									dient. Von den Riemenscheiben M1M2 laufen über die kleinen Riemenscheiben der
                              									Rauhwalzen r1r4 Riemen oder Seile,
                              									welche über die verstellbaren Leit- oder Spannscheiben z1z2 und x1x2 geführt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 275
                              Fig. 41.Rauhmaschine von Müller.
                              
                           Diesen Riemen wird so wenig Spannung gegeben, dass sie erst dann eine Wirkung auf die
                              									Kratzenwälzchen ausüben können, wenn sie durch die im Hebel H1H2 gelagerten Spannrollen q1 oder q2 festgespannt werden.
                           Wie aus der Zeichnung ersichtlich, wirken die auf der Welle O befestigten Excenterdaumen E1E2 auf die Riemenspannhebel H1H2 ein. Da diese Daumen gegen einander um 180°
                              									versetzt sind, so kommt abwechselnd die Spannrolle q1 und dann q2 zur Wirkung.
                           Das Rauhen erfolgt nun in folgender Weise: Bewegt sich der Arm P in der Richtung des voll ausgezogenen Pfeiles (Fig. 39), so lässt das
                              									Excenter E2 während des
                              									ganzen Weges den um den Bolzen y drehbaren Hebel H2 frei; die Rolle q2 spannt den Riemen
                              									auf der Scheibe M2 so,
                              									dass derselbe die Rauhwalzen in Umdrehung versetzt. Kehrt dann der Arm P um und bewegt sich in der Richtung des punktirten
                              									Pfeiles, so bringt der Excenterdaumen E2 die Spannrolle q2 ausser Wirkung, während der Daumen E1 die Welle q1 freilässt, wodurch
                              									jetzt der Riemen von M1
                              									gespannt wird und die Rauhwalzen in dessen Drehrichtung rotiren. Die Kratzenspitzen
                              									der Rauhwalzen r1r2 stehen in
                              									entgegengesetzter Richtung zu denjenigen der Walzen r3r4. Da die Rauhwalzen r1r2 auf der rechten Seite grössere Riemenscheiben
                              									besitzen als die Walzen r3r4, so
                              									werden die ersteren, wenn der Riemen von M2 in Wirkung ist, langsamer rotiren als r3r4. Ist jedoch der
                              									Riemen von M1 in
                              									Thätigkeit, so tritt das umgekehrte Verhältniss ein, da auf der linken Seite r1r2 mit kleineren
                              									Scheiben ausgerüstet sind als r3r4. Durch diese Einrichtung erreicht man, dass die
                              									beiden Rauhwalzen, deren Kratzenspitzen der jeweiligen Bewegungsrichtung abgewendet
                              									sind, ebenfalls rauhen, indem sie während der betreffenden Bewegungsrichtung
                              									schneller rotiren als die beiden anderen Walzen, und indem durch ihre grössere
                              									Umfangsgeschwindigkeit der von dem schwingenden Arm P
                              									zurückgelegte Weg aufgehoben wird. Je nachdem man nun das Verhältniss der
                              									Triebscheiben der Rauh walzen zu einander wählt, erhält man ein bestimmtes
                              									Verhältniss des Strichrauhens zum Gegenstrichrauhen; dieses Verhältniss kann durch
                              									Aufstecken anderer Scheiben leicht verändert werden. Um die Bremswirkung der
                              									Bremsriemen (oder Bremsseile) auf die Rauhwalzen mit den gleichgerichteten
                              									Kratzenspitzen, also von r1r2 bezieh.
                              										r3r4 gleichmässig zu
                              									vertheilen und dadurch zu bewirken, dass die paarweise in gleichem Sinne arbeitenden
                              									Rauhwalzen auch genau dieselbe Umdrehungsgeschwindigkeit bekommen, empfiehlt es
                              									sich, die zusammengehörigen Rauhwalzen r1r2 bezieh. r3r4 an einer Seite mit dem Zahnradgetriebe w1w2w0 bezieh. w3w4w0 zu versehen (Fig. 41), wobei jedesmal w1w2 bezieh. w3w4 dieselbe Zähnezahl bezieh. denselben
                              									Theilkreisdurchmesser haben müssen. w0w0 sind dabei nur Zwischenräder, zum Zweck der
                              									Geschwindigkeitsübertragung in derselben Drehrichtung für die Räder w1w2 bezieh. w3w4. Die Zwischenräder
                              										w0w0 sind hier mit den
                              									Riemenscheiben P1P2 fest verbunden und
                              									auf den Zapfen c1c2 drehbar; diese
                              									Zapfen sind nach oben und unten verstellbar eingerichtet.
                           Bei Schwingung des Hebels in der Pfeilrichtung wird sich beim gespannten Bremsriemen
                              									die Drehung der Riemenscheiben P1P2 nebst Zahnrädern und Rauhwalzen in der durch
                              									Pfeile angegebenen Richtung vollziehen. Durch Aenderung der
                              									Riemenscheibendurchmesser P1
                              									P2, sowie durch
                              									Aenderung der Zähnezahl von w0 zu w1w2 bezieh. w0 zu w3w4 lässt sich jede
                              									gewünschte Drehungsgeschwindigkeit der Rauhwalzen, ebenso auch jedes Verhältniss von
                              									Strich und Gegenstrich erreichen. Dies kann auch beim feststehenden Bremsriemen, der
                              									natürlich abwechselnd je nach dem Ausschlage des Hebels in der Pfeilrichtung oder
                              									nach entgegengesetzter Richtung gespannt oder ungespannt sein muss, erreicht werden.
                              									Das abwechselnde Spannen und Nichtspannen der Bremsriemen geschieht in derselben
                              									oder in ähnlicher Weise, wie schon früher beschrieben.
                           Bringt man die Bremsriemen, wie ebenfalls schon früher beschrieben, mit der
                              									Differentialbewegung in Verbindung, so erhält man auch die Rauhenergie veränderlich.
                              									Ein stärkerer oder geringerer Rauhgrad lässt sich bequem durch Auflegen des Riemens
                              									auf die entsprechende Stufe der Scheibe 81 oder durch entsprechendes Verstellen des als
                              									Ersatz der Stufenscheibe benutzten Reibscheibenvorgeleges erreichen.
                           Von der Welle B aus erfolgt der Antrieb der beiden
                              									Reinigungswalzen R, welche je zwei Kratzen walzen
                              									reinigen.
                           Anstatt einer Excenterwelle O können deren auch zwei
                              									angebracht werden, die andere würde dann etwa bei U
                              									anzubringen sein. Auch das plötzliche Spannen des Riemens kann durch andere bekannte
                              									Spannvorrichtungen erfolgen.
                           C. Forstmann in Bocholt hat in der Patentschrift Nr.
                              									76836 eine Rauhmaschine in Vorschlag gebracht, deren Rauhwalzen in einer Ebene
                              									liegen und sich während ihrer Drehbewegung parallel zur Drehachse verschieben,
                              									während das Gewebe ebenso wie in der in Fig. 27
                              									dargestellten Maschine im Zickzack durch die Walzen hindurchgeführt wird, wie es
                              										Fig. 42 erkennen lässt. Durch diese Anordnung der
                              									Walzen und Führung des Gewebes wird erzielt, dass die auf und ab gehenden
                              									Rauhwalzen zwei Angriffspunkte aa1 haben, so dass beim Aufgange die eine Seite, beim
                              									Niedergange die gegenüberliegende Seite jeder Rauhwalze das Gewebe fasst und
                              									dasselbe rauht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 276
                              Fig. 42.Rauhmaschine von Forstmann.
                              
                           Das zu rauhende Gewebe wird in der Pfeilrichtung um die Führungswalzen DD, welche durch die Stufenscheiben EE mittels der durch das Kettenrad F getriebenen Kette G eine
                              									gleichmässig langsamere oder schnellere Bewegung erhalten, geleitet. Zwischen den
                              									Tuchgängen sind die Rauhwalzen derart gelagert, dass sie durch die auf beiden Seiten
                              									der Maschine liegenden Achsen HH vermöge der Excenter
                              										II in senkrechter Richtung bewegt und durch das
                              									Konuspaar KK um die Scheibe L mittels der Schnur M um ihre Achse gedreht
                              									werden.
                           Dadurch, dass jede Rauhwalze, wie oben angegeben, zwei Angriffspunkte aa1 hat, welche das
                              									Gewebe rauhen, entsteht der Vortheil, dass für dieselbe Leistung nur die Hälfte der
                              									Rauhwalzen nöthig ist, wie bei den bisherigen Rauhmaschinen, bei denen jede Rauh
                              									walze nur einen Angriffspunkt zum Rauhen hat. Die Rauh walzen werden durch eine
                              									Schnur oder einen Riemen M getrieben, welche durch die
                              									beiden, auf Federn ruhenden Spannrollen NN gehalten
                              									werden, so dass sie den auf und ab gehenden Bewegungen der Rauhwalzen folgen können.
                              									Der Antrieb der Achse D erfolgt mittels der auf Achse
                              										O verschiebbaren Lederscheibe P auf die Frictionsscheibe Q, so dass auch hier eine Veränderung der Geschwindigkeit möglich ist. Die
                              									beiden Achsen HH werden durch zwei konische Räderpaare
                              									mit einander verbunden, so dass sie immer mit gleicher Geschwindigkeit sich
                              									drehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 300, S. 276
                              Fig. 43.Rauhmaschine von Wood.
                              
                           Die Anordnung der Rauhwalzen kann in der Weise erfolgen, dass die Zähne der
                              									Kratzenbeschläge entweder alle dieselbe Richtung haben, oder sie arbeiten
                              									abwechselnd mit vor- und rückwärts gestellten Zähnen. Die Ausputzbürsten sind direct
                              									unterhalb der Rauhwalzen gelagert und werden durch je ein Zahnrad angetrieben.
                           Bei der Rauhmaschine von C. Wood in Boston
                              									(Amerikanisches Patent Nr. 459353) ruhen die Rauhwalzen a (Fig. 43) in einem halbkreisförmigen
                              									Gestell h, welches frei drehbar auf einer Achse
                              										l ruht und auf dieser mittels zweier
                              									Kurbelrädergetriebe gc bezieh. g1e in
                              									Schwingung versetzt wird, sobald das Zwischenrad d eine
                              									Drehbewegung empfängt. Jede Rauhwalze trägt an einem Ende ein Zahnrad i und sämmtliche Zahntriebe i stehen mit einem auf der Achse l
                              									festsitzenden Zahnrade k in Eingriff. Dies hat zur
                              									Folge, dass bei der Schwingbewegung des Rauhwalzenträgers h auch die Rauhwalzen auf diesem gegenüber dem über die Walzen b geleiteten Gewebe eine Schwingbewegung ausführen,
                              									also rauhen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)