| Titel: | Neuere Steuerungen an Dampfmaschinen. | 
| Autor: | Fr. | 
| Fundstelle: | Band 301, Jahrgang 1896, S. 31 | 
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                        Neuere Steuerungen an Dampfmaschinen.
                        (Schluss des Berichtes S. 6 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Steuerungen an Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           3) Hahnsteuerungen.
                           Die Hahnsteuerung von Carl Diefenbacher in Zürich
                              									besitzt gegenüber anderen derartigen Steuerungen den Vortheil, dass die
                              									Reibungsarbeit beim Abgleiten des verwendeten activen Mitnehmers von dem passiven
                              									Mitnehmer nicht durch den Regulator mit Hilfe der Massenträgheit desselben, sondern
                              									von dem Steuerexcenter selbst geleistet wird.
                           
                           Wie Fig. 18 und
                              										19 ersichtlich, ist
                              									die mit einer Coulisse n versehene Stange b des von der Steuerwelle W in Umlauf versetzten Excenters a an ihrem
                              									freien Ende mit dem am Arme A des Maschinenrahmens oder
                              									Cylinders drehbar befestigten Doppelhebel e gelenkig
                              									verbunden, dessen anderes Ende die Klinke oder den sogen. activen Mitnehmer g trägt. Dieser wirkt auf den durch eine Stange p mit dem Rundschieber q
                              									verbundenen passiven Mitnehmer h ein, der unten die
                              									nach dem Luftbuffer k führende Stange i trägt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 32
                              Hahnsteuerung von Diefenbacher.
                              
                           Da der Mitnehmer g mit der Excenterstange b durch eine Stange m und
                              									einen Coulissenstein a1
                              									verbunden ist, erhält er ausser seiner durch den Excenterhub bestimmten
                              									Verticalbewegung noch eine von der jedesmaligen Stellung des Steines a1 in der Coulisse n abhängige Seitenbewegung. Die Verstellung des Steines
                              									in der Coulisse kann entweder durch eine Schraube (bei geringer Veränderlichkeit der
                              									Füllung) oder mittels eines im Punkte w an dem Hebel
                              										e drehbar gelagerten Hebels s, sowie einer Hängestange t durch die
                              									Regulatorzugstange v erfolgen. Bei der durch den Pfeil
                              										b1 (Fig. 18) angedeuteten
                              									Drehung des Excenters führt die Kante g1 des Daumens g ausser
                              									der Aufwärtsbewegung zunächst eine Bewegung nach links aus, so dass sie unter den
                              									passiven Mitnehmer h zu liegen kommt. Bei
                              									Ueberschreitung des linken, in der Wagerechten liegenden Todtpunktes des Excenters
                              										a hört die Linksbewegung des Daumenpunktes g1 auf und es beginnt
                              									die Rechtsbewegung desselben, welche ihn wieder unter dem Mitnehmer h herauszieht.
                           Befindet sich der Coulissenstein a1, der Füllung „Null“ entsprechend, im
                              									obersten Ende der Coulisse n, so schwingt die Klinke
                              										g am weitesten seitlich aus, wobei sie, von ihrer
                              									untersten Lage beginnend, zunächst nur sehr wenig links, darauf bedeutend nach
                              									rechts geht. Die Daumenkante g1 tritt hierbei zwar in den Verticalschlitz c1 des passiven
                              									Mitnehmers h ein und hebt diesen letzteren so weit,
                              									dass der Schieber eben im Begriff steht, Dampf in die Maschine einzulassen, verlässt
                              									jedoch in demselben Augenblicke den Schlitz wieder, so dass der Mitnehmer unter
                              									Wirkung des Luftbuffers nach unten gezogen wird. Der grössten Füllung entspricht die
                              									tiefste Lage des Steines in der Coulisse. Die Klinke g
                              									macht hierbei den kleinsten seitlichen Ausschlag.
                           Wählt man den ideellen Angriffshebel für die Regulatorstange an dem um w drehbaren Hebel s
                              									derart, dass derselbe gleich der Entfernung des Punktes w von dem Drehungspunkte d des Hebels e ist, so ergibt sich, wie Fig. 18 erkennen lässt,
                              									eine Stellung des Hebels s, in welcher der
                              									Angriffspunkt u der Regulatorstange genau die
                              									Verlängerung der geometrischen Achse d bildet; bei
                              									dieser Stellung der Steuerung, wenn gleichzeitig auch der Endpunkt des Hebels s in die geometrische Achse durch den
                              									Excenterstangenangriffspunkt e1 geht, werden gar keine Rückwirkungen auf den
                              									Regulator ausgeübt. Hat ein Ausschlagen des Hebels s
                              									nach oben oder unten stattgefunden, so findet, da der Schwingungsmittelpunkt fi des
                              									Steines nicht mehr mit dem Punkte e1 zusammenfällt, eine kleine Bewegung in der
                              									Coulisse n statt, doch ist die hierbei vom Regulator
                              									gewissermaassen geleistete Reibungsarbeit sehr viel kleiner als diejenige, welche an
                              									den Gleitflächen zwischen g und h geleistet wird. Der Regulator kann daher in gleichem Maasse leichter und
                              									auch empfindlicher gemacht werden als bei solchen Steuerungen, bei denen die Reibung
                              									zwischen dem activen und passiven Mitnehmer durch die Trägheit des Regulators
                              									überwunden werden muss.
                           Eine Abänderung des unter Nr. 73770 im Deutschen Reiche ertheilten Patentes, den
                              									Ersatz des in diesem Patent gekennzeichneten Excenters nebst Schwinge und
                              									Gegenkurbel durch eine Steuerschwinge, Winkelhebel u.s.w. betreffend, wodurch sich
                              									eine wesentliche Vereinfachung der Drebschiebersteuerung ergibt, wurde Gustav Honegger in Berlin unter Nr. 84155
                              									geschützt.
                           Die um den Zapfen C drehbare Steuerschwinge B (Fig. 20) erhält ihre
                              									Bewegung mittels der Lenkerstange A von einer Kurbel
                              									oder einem Excenter aus. Auf dem Zapfen D der Schwinge
                              										B sind die beiden Winkelhebel EF, deren Zapfen F je
                              									mittels einer Stange G mit dem Zapfen L des Lenkers H verbunden
                              									ist, frei beweglich. Ueber den Zapfen L ist der active
                              									Mitnehmer K lose geschoben; derselbe wird durch den
                              									Anschlag M der Stange G
                              									geführt und mittels einer Feder N gegen diesen Anschlag
                              									gedrückt. Der passive Mitnehmer I ist auf die
                              									Schieberspindel aufgekeilt und durch die Zugstangen O
                              									stets belastet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 32
                              Fig. 20.Steuerung von Honegger.
                              
                           Bei einer Drehung in Richtung des Fig. 20
                              									ersichtlichen Pfeiles bewegt sich der Zapfen F
                              									concentrisch um die Achse C, während der Lenker H um die Spindelachse schwingt; der Zapfen F hat also seine Lage gegen die senkrechte
                              									Cylinderachse verändert und in Folge dessen ändert sich auch die Neigung der Stange
                              										G gegen die wagerechte Cylinderachse und damit die
                              									Lage des activen Mitnehmers K.
                              									Fig. 20 stellt den Augenblick dar, in welchem der
                              									letztere den passiven Mitnehmer 1 freigibt, der
                              									Drehschieber also plötzlich in seine Schlusstellung gelangt.
                           Behufs Erreichung variabler Füllungen werden die auf der Achse D frei beweglichen Arme EE
                              									der Winkelhebel mittels der Schienen RR im Punkte P durch den Regulator S
                              									symmetrisch zur senkrechten Cylinderachse derart gedreht, dass sich die Zapfen FF heben oder senken und dementsprechend die activen
                              									Mitnehmer längere oder kürzere Zeit mit den passiven Mitnehmern in Eingriff
                              									bleiben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 33
                              Fig. 21.Bergmans' Hahnsteuerung.
                              
                           Eine von R. Bergmans in Breslau erfundene zwangläufige
                              									Hahnsteuerung mit nur einem einzigen Excenter für die Ein- und Auslassorgane
                              									veranschaulicht die für die Todtpunktlage der Kurbel gezeichnete Abbildung (Fig. 21).
                           Das nur mit Rücksicht auf die Ausströmungsverhältnisse gewählte Excenter steuert
                              									durch Vermittelung des Gestänges EFGHIK die
                              									Auslasschieber Sa und
                              										Sa1 in stets
                              									gleichbleibender, von der Füllungsänderung unabhängiger Weise. Die Steuerung der
                              									Einlasschieber Se und
                              										Se1 wird von einem
                              									Punkte N der an die Excenterstange drehbar
                              									angeschlossenen Lenkstange Pb abgeleitet, deren Punkt b in einer durch
                              									den Drehpunkt d des Regulatorhebels gehenden, vom
                              									Regulator verlegbaren Richtung gerade geführt ist. Als Geradführung ist ein Evans'scher Lenker abcde
                              									benutzt. Die besondere Lage dieses Lenkers zum Regulator ist dadurch gekennzeichnet,
                              									dass der eine Fixpunkt des Lenkers, der Drehpunkt d des
                              									Gegenlenkers dc, mit dem Drehpunkt des Regulatorhebels
                              									zusammenfällt. Der Punkt a des Hauptlenkers acb wird durch das Gelenk ae annähernd gerade geführt, und so lange e
                              									seine Lage nicht ändert, beschreibt b eine durch d gehende Gerade gg. Der
                              									Hebel de, der diesen zweiten Fixpunkt trägt, ist mit
                              									dem Regulatorhebel d f auf derselben Achse dd fest aufgekeilt, während der Gegenlenker de lose auf dieser Achse sitzt. Jeder Regulatorstellung
                              									entspricht eine andere Lage des Punktes e, also auch
                              									eine andere Lage der Führungsgeraden gg, z.B. e1 entspricht g1g1. Jeder Lage der
                              									Geraden gg entspricht eine andere Bahn des Punktes N oder, was dasselbe ist, eine andere ideelle
                              									Excentricität. Der Punkt N beschreibt in Folge der
                              									durch den Regulator bewirkten Verstellung des Punktes e
                              									innerhalb der Grenzen e und e1 Curven, die das ganze Gebiet der zur
                              									Füllungsänderung nothwendigen ideellen Excentricitäten umfassen.
                           Eine stossfreie Ueberführung der bei Corliss-Maschinen zur Verwendung kommenden
                              									Einlassorgane in die Ruhestellung (auch ein stossfreies Aufsetzen der Dampfventile
                              									bei Ventilmaschinen) soll mittels der Rudolf Kron in
                              									Golzern i. S. unter D. R. P. Nr. 83683 patentirten Steuerung erzielt werden.
                           In Fig. 22 sind zu dem Zwecke je zwei über einander
                              									liegende Hähne AA1 und
                              										BB1 durch eine aus
                              									zwei Theilen gebildete Zugstange verbunden, die aus einem länglichen Gehäuse a und einer in letzteres eingelegten Rundstange b gebildet ist. Das untere Ende des Gehäuses a ist an den Winkelhebel der unteren Steuerhähne, das
                              									obere Ende der Rundstange b dagegen an den auf der
                              									Achse der oberen Hähne sitzenden Arm angeschlossen. Unter das verstärkte Ende der
                              									mit einer Aussparung b1
                              									versehenen Rundstange b legt sich ein am unteren Ende
                              									des Gehäuses a drehbar gelagerter Haken c, welcher beim Aufwärtsgange der auf Druck oder Schub
                              									wirkenden Stange ab das Verbindungsglied zwischen dem
                              									Gehäuse und der Rundstange bildet. Die an den Armen der oberen Hähne angedeuteten
                              									Pfeile stellen die Rückwärtsbewegung der Gewichts- oder Luftkatarakte dar.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 33
                              Fig. 22.Steuerung von Kron.
                              
                           Die Einleitung der Hahnbewegung erfolgt von der unteren wagerecht liegenden
                              									Excenterstange C aus, welche die unteren beiden Hähne
                              										A1B1 constant bewegt,
                              									während die oberen Einlasshähne AB durch die vorstehend
                              									gekennzeichneten, in ihrer Länge veränderlichen Druckstangen bethätigt werden. Um
                              									die Haken c bei Bewegung der Druckstangen in letztere
                              									hineintreten zu lassen, sind sie mit einem mehr oder weniger stark ausschwingenden
                              									Regulirhebel e verbunden, welcher bei der einen
                              									Druckstange den Haken c einschiebt, wenn er bei der
                              									anderen Druckstange austritt und damit die Verbindung zwischen den Theilen a und b der letzteren
                              									aufhebt.
                           Eine durch Druckflüssigkeit betriebene Hahnsteuerung von Claude Bonjour in Paris zeigen die Abbildungen Fig. 23 und 24.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 34
                              Hahnsteuerung von Bonjour.
                              
                           Ein auf der Welle M aufgekeiltes Excenter treibt die
                              									Kolben AAa zweier
                              									doppelt wirkender Druckpumpen. Der Kolben A bethätigt
                              									den Steuerkolben B für die beiden Einlass-, der Kolben
                              										Aa den Steuerkolben
                              										Ba für die beiden
                              									Auslasschieber, welche letztere durch eine Stange g
                              									derart mit einander gekuppelt sind, dass, wenn der eine Schieber in seiner
                              									Schlusstellung steht, der andere Schieber sich in seiner Oeffnungslage befindet.
                              									Bewegt sich der Druckkolben Aa, so bleibt der Steuerkolben Ba zunächst noch so lange stehen, bis der erstere
                              									allmählich die Oeffnungen D seines Cylinders abgesperrt
                              									hat. Hierauf gelangt Druckflüssigkeit durch das Rohr Ea1 gegen den Kolben Ba und bewegt denselben
                              									nach aufwärts, während der mit dem Auslasschieber der anderen Seite verbundene
                              									zweite Kolben Ba seine
                              									Abwärtsbewegung ausführt. Dies dauert so lange, bis der Kolben Ba die Oeffnungen C seines Cylinders überschritten; ersterer bleibt dann
                              									stehen, während der Druckkolben sich noch bis an sein Hubende weiter bewegt, wobei
                              									die Druckflüssigkeit durch C nach O1 entweicht. Der
                              									Rückgang des Kolbens Ba
                              									erfolgt, wenn die Flüssigkeit durch den Kolben Aa mittels des Rohres Ea gegen den zweitgenannten Kolben Ba gedrückt wird. In
                              									ähnlicher Weise wirkt die zur Steuerung der beiden Einlassschieber dienende
                              									Druckpumpe mit dem Kolben A, nur arbeiten die von ihr
                              									bethätigten beiden Steuerkolben B unabhängig von
                              									einander. Jeder Kolben B besteht aus drei Theilen
                              									verschiedenen Durchmessers und zwar aus einem den eigentlichen Steuerkolben
                              									bildenden unteren Theil b, einem mittleren Theil b1 zur Verhütung
                              									etwaiger Stösse beim Schieberabschluss und einem Theil b2 behufs Nutzbarmachung des äusseren
                              									Atmosphärendruckes beim Rückschube des Kolbens B. Der
                              									entsprechende Einlassschieber gelangt dann schnell in seine Schlusstellung, sobald
                              									das unterhalb des Kolbens B im zugehörigen Cylinder
                              									angeordnete Ventil V die Druckflüssigkeit durch die
                              									Oeffnungen vv nach dem gemeinsamen Mantelraum O1 abströmen lässt. Die
                              									durch eine Stange mit einander gekuppelten Ventile V
                              									werden von der Welle M aus durch einen geeigneten, vom
                              									Regulator beeinflussten Mechanismus periodisch in Schwingungen versetzt. Wenn der in
                              									Richtung des Pfeiles y sich bewegende Kolben A die Oeffnungen D
                              									geschlossen hat, drückt das durch Rohr E und Ventil V strömende Druckwasser gegen die untere Fläche b des Kolbens B, und der
                              									mit ihm verbundene Einlasschieber kommt in seine Oeffnungslage. Hat B die Oeffnungen C
                              									überschritten, so bleibt er stehen, während A seinen
                              									Hub beendet. Während des Hubes von B ist Flüssigkeit
                              									aus dem Behälter O1
                              									durch die Oeffnungen tt1t2 unter den
                              									mittleren Kolbentheil b1 getreten, während sich unter dem oberen Kolbentheil b2 Luftleere
                              									hergestellt hat, da das im Cylinderrand s angeordnete
                              									Ventilchen r sich nur nach dem Raume O1 hin öffnen kann. Der
                              									Kolben B bleibt ruhend in seiner gehobenen Lage, bis
                              									das Ventil V herumschwingt und die Oeffnungen vv überschreitet. Indem nunmehr die Flüssigkeit
                              									unterhalb des Kolbens B abströmt, gestattet die unter
                              									dem Kolbentheil b2
                              									herrschende Luftverdünnung dem Atmosphärendruck, den Kolben B schnell in sein unteres Hubende zurückzudrücken, d.h. den Einlasschieber
                              									in seine Schlusslage zu bringen. Bei diesem Rückschub wirkt die unter den
                              									Kolbentheil b1
                              									gedrungene Flüssigkeit als Dämpfer.
                           
                           Bewegt sich der Kolben A entgegengesetzt zur
                              									Pfeilrichtung y, so bethätigt er in gleicher Weise, wie
                              									vorstehend erläutert, einen zweiten, mit dem zweiten Einlassschieber verbundenen
                              									Steuerkolben B mittels des Rohres E1.
                           Die Mantelräume O und O1 stehen durch Leitungen F mit einander in Verbindung.
                           Da die Ventile V von der Kraftwelle M aus unter Mitwirkung des Regulators bewegt werden,
                              									kann der Schieberschluss bei irgend welcher beliebigen Kolbenstellung erfolgen,
                              									demnach die Menge des in den Cylinder strömenden Dampfes beliebig geregelt
                              									werden.
                           In einer zweiten Ausführungsform ist die Einrichtung dahin abgeändert, dass die Rückkehr des Steuerkolbens durch Druckflüssigkeit
                              									bewirkt wird.
                           Die Erfindung lässt sich auch zur Steuerung einer Maschine mit einem einzigen
                              									Schieber anwenden.
                           Um bei den mit Hahnsteuerungen, System Wheelock (1890
                              										275 * 490), arbeitenden Dampfmaschinen mit Verwendung
                              									nur eines einzigen Excenters Füllungen bis 75 Proc. des Kolbenhubes zu erreichen,
                              									schlägt die Chemnitzer Werk-Zeugmaschinenfabrik vorm. Joh.
                                 										Zimmermann in Chemnitz nachstehend beschriebene Einrichtung vor.
                           Ein auf der Schwungradwelle sitzendes Excenter ertheilt mittels der Excenterstange
                              										b (Fig. 25) und der
                              									Verbindungsstange c den auf den Spindeln der beiden
                              									Auslasschieber befestigten Hebeln d und d1 eine schwingende
                              									Bewegung. An den Bolzen e und e1 dieser Hebel sind drehbar die
                              									Steuerklinken f und f1 angeordnet. Bei der Vorwärtsbewegung des Excenters
                              									fasst die Steuerklinke f den durch die Stange h geführten, an einem Bolzen des auf der Spindel des
                              									Einlasschiebers befestigten Hebels k drehbaren Würfel
                              										i und bleibt so lange mit diesem in Eingriff, bis
                              									die vordere Fläche der Klinke f auf die vom Regulator
                              									beeinflusste Steuernase o aufstösst; die Kuppelung der
                              									Klinke f mit dem Würfel i
                              									wird dann aufgehoben und der Einlasschieber gelangt unter Mitwirkung eines
                              									Luftbuffers o. dgl. schnell in seine Schlusstellung. Die Auslösung der Kuppelung von
                              										f und i und somit der
                              									Dampfabschluss wird um so später erfolgen, je mehr der Regulator die Steuernase o nach abwärts bewegt hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 35
                              Fig. 25.Hahnsteuerung der Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabrik.
                              
                           Bis zur Umkehr der Excenterbewegung erfolgt die Absteuerung auf der vorgenannten
                              									Fläche der Klinke f. Während dieses Vorganges wird die
                              									um einen Zapfen der Klinke f drehbare Einfallklinke p gehoben, sobald nämlich ihre untere Fläche mit der
                              									Steuernase o in Berührung kommt.
                           Ist nun in Folge der Regulatorstellung die Auslösung bis zur Umkehr der
                              									Excenterbewegung nicht erfolgt, so wird die Einfallklinke p durch Gewicht oder Federdruck oder auf eine sonst
                              									geeignete Weise so weit heruntergedrückt, dass sie vor die Steuernase o zu stehen kommt. Damit die Klinke p bei der Excenterumkehr schon eingefallen ist, also
                              									kein todter Gang entsteht, weicht ihre gekrümmte Fläche von dem aus dem
                              									Drehungspunkt geschlagenen Kreisbogen entsprechend ab, ausserdem ist der
                              									Drehungspunkt der Klinke auf dem in der Hauptklinke f
                              									durch Stellschraube o. dgl. befestigten Bolzen excentrisch angeordnet, so dass eine
                              									Drehung dieses Bolzens ein Nachstellen der Einfallklinke ermöglicht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 35
                              Hahnsteuerung von Mc Fryer.
                              
                           Sobald also der Rückgang des Excenters beginnt, kann das Abheben der Steuerklinke f vom Würfel i durch die
                              									Einfallklinke p erfolgen, indem letztere mit ihrer
                              									gekrümmten Fläche je nach dem Regulatorstand früher oder später an die Steuernase
                              										o antrifft.
                           Die obere Fläche des Würfels i, d.h. seine Rückenfläche,
                              									ist nicht, wie bei der Wheelock-Steuerung, eben und der unteren Fläche parallel,
                              									sondern gekrümmt und zwar so, dass der Klinkenangriff in der Mittellinie des Zapfens
                              										e mit dem Drehzapfen des Würfels i erfolgt und die Klinke nach erfolgter Auslösung sich
                              									nicht auf die Steuernase o legt und auf derselben
                              									schleift, sondern sich nur mit einem eingesetzten Stahlplättchen auf den Würfel
                              									legt. Durch den Klinkenangriff in der Mittellinie wird die Abnutzung der
                              									betreffenden Steuertheile vermindert, auch findet, da die Klinke nur im Augenblicke
                              									der Auslösung mit der vom Regulator beeinflussten Steuernase o in Berührung kommt, eine auf das Minimum reducirte Rückwirkung auf den
                              									Regulator statt.
                           Eine Hahnsteuerung für Zwillings- oder Verbundmaschinen von Robert Mc C. Fryer in Washington veranschaulichen Fig. 26 und 27.
                           
                           A ist der Hochdruck-, B der hinter demselben liegende Niederdruckcylinder. Die Kolbenstange des
                              									einen Cylinders ist mit der Kurbel C der Kurbelwelle
                              										20a, diejenige des
                              									anderen Cylinders mit der Kurbel C1 der Kurbelwelle 20b verbunden. Auf den Kurbelwellen sind ferner um 90°
                              									gegenseitig versetzte Kurbeln DD1, welche durch Stangen dd1 an den Zapfen e der Antriebswelle angeschlossen sind, und auf vorstehenden Scheiben 21a
                              									21b derselben diametral
                              									gegenüberliegende lange Zapfen 24 25 bezieh. 22 23 befestigt; ein dritter Zapfen 20c der Kurbelwelle 20a ist etwas
                              									excentrisch eingesetzt, so dass er sich bei der Fig. 47 ersichtlichen Mittelstellung
                              									der Kurbelwelle in gleicher Horizontalebene mit dem Centrum der Kurbelwelle
                              									befindet.
                           Von den auf die Steuerungsorgane einwirkenden Hebeln 33 34 35
                                 										36 sind die äusseren Hebel 33 36 länger als
                              										34 35 gehalten; erstere erhalten ihre Bewegung von
                              									den Zapfen 27a,
                              									letztere von dem diametral gegenüberliegenden Zapfen 27b einer auf den Zapfen 22 23 angeordneten Scheibe 27. Auf den Enden der letztgenannten Zapfen ist ferner eine Scheibe 26 mit dem auf beiden Seiten vorstehenden Zapfen 26a befestigt, der, in
                              									derselben Weise zu der axialen Richtung der Kurbelwelle 20b wie der Zapfen 20c in der Kurbelwelle 20a eingesetzt, den
                              									vier Hebeln 29 30 31 32, deren Länge und Anordnung den
                              									Hebeln 33 bis 36
                              									entsprechen, als Drehpunkt dient.
                           Die kürzeren Hebel 30 31 werden durch den Zapfen 28a, die längeren durch
                              									den Zapfen 28b einer
                              									auf den Zapfen 24 25 befestigten Scheibe 28 bethätigt.
                           Wenn die Maschine im Betrieb ist, wird die schwingende Bewegung der Kurbelwellen 20a
                              									20b den genannten
                              									Hebeln in der Weise mitgetheilt, dass sich ein Paar jeder Reihe hebt, während das
                              									andere sich senkt.
                           Lose auf den Wellen 18a
                              									18b sind vier gleiche
                              									Hebel 5 6 7 8, sowie vier einander gleiche
                              									Doppelgabelhebel angeordnet, von denen diejenigen der einen Welle durch die
                              									Hebelarme der gegenüberliegenden Welle bethätigt werden. Die Hebel 5 bis 8 sind zu dem Zwecke
                              									auf ihrem einen Ende mit je einem rechteckigen Schlitz versehen, in dem sich ein mit
                              									dem Kurbelzapfen der betreffenden Welle verbundener Gleitklotz bewegt. Jeder Satz
                              									Kurbelzapfen besitzt Arme, welche durch eine Hülse mit einander verbunden sind. Der
                              									Cylinder A ist mit Schiebergehäusen 1 2 3 4, der Cylinder B
                              									mit Schiebergehäusen 1a
                              									2a
                              									3a
                              									4a versehen. Die
                              									Schieberspindeln 10 sind durch Kurbeln 9 und Gelenkstangen 11 mit
                              									den Armen der Wellen 18a
                              									18b verbunden, wobei
                              									jeder Satz der Kurbelarme auf zwei Schieber wirkt.
                           Befinden sich die auf die Schieber der Gehäuse 1 bis 4 einwirkenden Arme 7 und
                              										8 in ihrer niedrigsten bezieh. höchsten Lage, so
                              									strömt während des Kolbenniederganges Dampf durch die Kammer 1 ein, während der Dampfaustritt durch Kammer 4 erfolgt. Bei veränderter Stellung der Arme 7 und 8 gelangen die Schieber der
                              									vorgenannten Kammern in ihre Schlusstellung, diejenigen der Kammern 2 und 3 dagegen in ihre
                              									Oeffnungslage.
                           Um die verschiedenen Schieberstellungen zu erhalten, sind die Arme 5 bis 8 mit wagerechten
                              									Ansätzen, z.B. 5d
                              									7d (Fig. 26), versehen,
                              									welche Gelenke 13 14 15 16 tragen, die mit den
                              									Hebelarmen 29 bis 36 durch
                              									Gelenkstangen verbunden sind, wobei jedes Gelenk für sich wieder mit den zwei Hebeln
                              									in Verbindung tritt. So ist Gelenk 13 durch
                              									Gelenkstangen 13a
                              									13b (Fig. 27) mit den Hebeln
                              										29 30, Gelenk 14 durch
                              									Stangen 14a
                              									14b mit den Hebeln 31 32, Gelenk 15 durch
                              									Stangen 15a, 15b mit Hebeln 33 34 und Gelenk 16 durch
                              									Stangen 16a
                              									16b mit Hebeln 35 36 verbunden.
                           Da die Hebel eine schwingende Bewegung ausführen, wird das eine Ende jedes Gelenkes
                              									gehoben, das andere Ende gesenkt; an diesen Bewegungen nehmen die Hebelstangen
                              									Theil. Die Mittel zur Bewegung der Glieder sind nicht dargestellt, da irgend welche
                              									bekannte Mechanismen hierzu benutzt werden können.
                           Die Einrichtung zur axialen Entlastung eines rotirenden, wie auch hin und her
                              									gehenden Steuerhahnes von C. Hoppe in Berlin mag noch
                              									angefügt sein.
                           Wie Fig. 28 und 29 erkennen lassen, ist
                              										A das Hahnküken, B das
                              									Hahngehäuse, C die Dampfzuleitung, D die
                              									Dampfableitung, E die Leitung zum Cylinder bezieh. zu
                              									den Cylindern des Motors.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 36
                              Steuerhahn von Hoppe.
                              
                           Die radiale Entlastung des Hahnes A wird in bekannter
                              									Weise dadurch erzielt, dass sowohl die Eintrittskanäle cc, wie auch die Austrittskanäle ff und
                              									ferner die Kanäle ee im Gehäuse für die Zuleitung zu
                              									den Cylindern unter sich diametral gegenüberstehend (Fig. 29) angeordnet
                              									sind. Es kann deshalb der Hahn A in radialer Richtung
                              									nicht einseitig angepresst werden und sich in Folge dessen auch nicht einseitig
                              									abnutzen.
                           Der mit Ausnahme derjenigen Stellen, an denen die Kanäle ff ausmünden, vollständig vom Arbeitsdampfe umgebene Hahn wird in
                              									folgender Weise belastet.
                           Von m aus drückt der Dampf mit einem specifischen
                              									Flächendruck p auf die Fläche
                              										\left(\frac{D^2\pi}{4}-\frac{d^2\pi}{4}\right), von n aus auf die Fläche
                              										\left(\frac{D^2\pi}{4}-\frac{d^2\pi}{4}-2\,x\,y\right), worin
                              										2xy die Projection der Flächen der Kanäle ff des Hahnes auf die Verticalebene bedeutet.
                           Ist nun d = d1, so wird
                              									der Hahn mit einer Kraft
                           
                              \left[\frac{D^2\pi}{4}-\frac{d^2\pi}{4}-\left(\frac{D^2\pi}{4}-\frac{d^2\pi}{4}-2\,x\,y\right)\right]\,p=2\,x\,y\,p
                              
                           in der Richtung von m. nach n verschoben bezieh. in den Sitz hineingepresst, sich
                              									also sehr schwer bewegen lassen.
                           Um dies zu vermeiden, wird der Durchmesser d1 des Hahnschaftes a1 kleiner gehalten, und zwar um so viel, dass sein Querschnitt um
                              										2xy kleiner wird als derjenige des Schaftes a vom Durchmesser d, also
                              										\frac{d^2\pi}{4}=\frac{{d_1}^2\pi}{4}+2\,x\,y.
                           Es beträgt dann obige Kraft
                           
                              \left[\frac{D^2\pi}{4}-\frac{d^2\pi}{4}-\left(\frac{D^2\pi}{4}-\frac{{d_1}^2\pi}{4}-2\,x\,y\right)\right]\,p=0.
                              
                           Der Hahn ist sonach vollkommen entlastet, bewegt sich leicht und ist nur geringer
                              									Abnutzung unterworfen.
                           
                              
                                 Fr.