| Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und Kühlmaschinen. | 
| Autor: | Alois Schwarz | 
| Fundstelle: | Band 301, Jahrgang 1896, S. 105 | 
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                        Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und
                           								Kühlmaschinen.
                        Von Prof. Alois Schwarz
                           								in Mährisch-Ostrau.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und Kühlmaschinen.
                        
                     
                        
                           Seit unserem letzten Berichte über dieses Gebiet (1894 292
                              									* 289) sind wieder eine grosse Zahl von neuen Constructionen von Kühlmaschinen und
                              									einzelnen Theilen derselben zu verzeichnen; insbesondere sind es die
                              									Compressionsmaschinen, welche die Aufmerksamkeit der Constructeure fast
                              									ausschliesslich in Anspruch genommen haben und welche gegenwärtig fast
                              									ausschliesslich in Verwendung stehen. Die eigentlichen Kaltluftmaschinen sind fast
                              									gänzlich ausser Betrieb gekommen, und auch an den Absorptions- und den
                              									Vacuumkühlmaschinen sind wesentliche Verbesserungen nicht vorgenommen worden.
                           
                        
                           I. Compressionsmaschinen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 105
                              Fig. 1.Kohlensäurekältemaschine von Frank und Stahl.
                              
                           Die Kohlensäurekältemaschine von Frank und Stahl in
                              									München (D. R. P. Nr. 83734) betrifft eine Kühlanlage, bei welcher die beim
                              									Verflüchtigen der comprimirten Kohlensäure gebundene Wärme zur Kälteerzeugung
                              									benutzt wird. Die Kohlensäure wird mittelst einer Saug- und Druckpumpe aus einem
                              									Gasometer gesaugt und in den nach Art einer Kühlschlange angeordneten Condensator
                              									gepresst, wo die beim Verdichten auftretende Wärme gleichzeitig durch Wasser von
                              									niederer Temperatur aufgesaugt wird. – Von dem Condensator wird die verdichtete,
                              									bezieh. flüssige Kohlensäure in den eigentlichen, die Schlangen für die zu kühlende
                              									Flüssigkeit enthaltenden Kühlapparat (Refrigerator) abgelassen, wo sie sich
                              									verflüchtigt, bezieh. verdampft und eine kühlende Wirkung hervorruft. Aus dem
                              									Kühlapparat wird die Kohlensäure dann durch eine andere Saug- und Druckpumpe wieder
                              									abgesaugt und zur weiteren Verwendung in gewöhnliche Kohlensäureflaschen oder in den
                              									Condensator zurückgedrückt. Fig. 1 zeigt die
                              									Seitenansicht der Kühlanlage. Durch die Saug- und Druckpumpe A wird die Kohlensäure aus dem Gassammler B
                              									abgesaugt und in zwei mit einander in Verbindung stehende, in einem eisernen,
                              									cylindrischen Gefäss angeordnete, schraubenförmig gewundene Rohrschlangen D (Condensator) gepresst. Um diese Rohrschlangen D läuft Kühlwasser von etwa 12 ° C., welches die durch
                              									die Pumpe A erzeugte Wärme aufsaugt. Von der
                              									Condensatorenschlange führt eine Leitung nach dem eigentlichen Kühlapparat G (Refrigerator), welche einen Hahn F zur Regelung des Zuflusses besitzt. In dem
                              									Kühlapparat G ist eine Kühlschlange grösseren Kalibers
                              									angeordnet, welche mit einer zweiten Saug- und Druckpumpe A1 in Verbindung steht.
                              									Durch die letztere wird die Schlange ausgepumpt, so dass beim Oeffnen des Hahnes F die flüssige Kohlensäure übertritt, sich in der
                              									Schlange verflüchtigt und deren Umgebung Wärme entzieht. Die durch Pumpe A1 aus der Schlange
                              									abgesaugte Kohlensäure wird entweder unter Vermittelung einer Leitung in den
                              									Condensator zurück- oder in bereitgehaltene Flaschen I
                              									gedrückt; letzteres ist dadurch ermöglicht, dass aus dem Gassammler B stets neue Kohlensäure durch die Pumpe A angesaugt und in die Condensatorenschlange D hineingedrückt wird. Im Gassammler B ist stets gasförmige Kohlensäure in grosser Menge
                              									vorhanden. Als mittelbare Verbindung der Condensatorrohrschlangen D dient ein Druckausgleicher, welcher den Zweck hat,
                              									die Drucke in beiden Rohrschlangen auszugleichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 105
                              Fig. 2.Verdichtungskältemaschine von Audiffren.
                              
                           Die Verdichtungskältemaschine von M. Audiffren in
                              									Grasse, Frankreich (D. R. P. Nr. 82314), besteht aus zwei linsenförmigen, luftdicht
                              									geschlossenen, drehbaren Behältern, dem die Verdunstungsflüssigkeit (Ammoniak
                              									u.s.w.) aufnehmenden, also die Kältekammer bildenden Behälter R (Fig. 2) und dem die
                              									Saug- und Druckpumpe H enthaltenden Behälter C. Behälter C bildet
                              									gleichzeitig die Verdichtungskammer für die mit Hilfe der Pumpe zum Verdunsten
                              									gebrachte Flüssigkeit. R und C sind durch ein ihre Drehachse bildendes Rohr T luftdicht mit einander verbunden. Damit die Pumpe H während der Drehung der Behälter R und C arbeiten kann,
                              									darf sie die Drehung derselben nicht mitmachen. Zu diesem Zwecke ist an die Arme BB ein in Fig. 2 nicht
                              									dargestelltes Gewicht aufgehängt, während der Pumpenstiefel mit zwei Zapfen nn ausgestattet ist, welche in den Augen der am Gewicht
                              									befestigten Lagerlappen k ruhen. Durch Drehung der
                              									Kurbel M saugt die Pumpe H
                              									die in dem Verdunstungsbehälter R vorhandenen Gase ab
                              									und bringt hierdurch die in diesem Behälter befindliche Flüssigkeit zum lebhaften
                              									Verdampfen. Die von der Pumpe aus R abgesaugten Gase
                              									werden dann durch die Druckventile gg in den Behälter
                              										C ausgestossen und hierdurch in diesem ein Druck
                              									erzeugt, welcher wieder eine Condensation der aus R
                              									abgesaugten Dämpfe bewirkt. Die sich in dem Verdunstungsbehälter R entwickelnde Kälte wird von dem Wasser in dem
                              									Behälter D aufgenommen, während der Wasserbehälter E die bei der Verdichtung erzeugte Wärme aufnehmen
                              									soll. Die Wirkung der Maschine hört auf, wenn alle Flüssigkeit in dem Behälter E verdunstet und in den Behälter C übergetreten ist. Eine selbsthätig wirkende
                              									Vorrichtung öffnet und schliesst das Rohr F, durch
                              									welches die Verdunstungsflüssigkeit in den Behälter R
                              									zurückgedrückt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 106
                              Fig. 3.Ammoniakmaschine von Lebrun.
                              
                           Die Ammoniakmaschine von Lebrun ist in Fig. 3 dargestellt. Der Compressor hat statt eines
                              									doppelt wirkenden Kolbens zwei, einfach wirkende a,
                              									welche mittels Schubkurbel angetrieben werden. Diese Schubkurbel mit der gekröpften
                              									Welle liegt vollständig eingeschlossen in einem Gehäuse K, welches ganz mit Oel gefüllt ist. Dieses Oel soll einerseits zur
                              									Abdichtung dienen, andererseits die bewegten Theile in vollkommenster Weise
                              									schmieren. Die Welle tritt durch eine lange Stopfbüchse aus und ist diese leichter
                              									dicht zu halten, als die einer hin und her gehenden Kolbenstange. Das Oel aus der
                              									Kammer K tritt ausserdem zum Theil durch die
                              									Undichtigkeiten des Kolbens vor denselben und füllt dann die schädlichen Räume
                              									aus.
                           Auf der Kammer K ist ein Oelabscheider H montirt, durch den die Druckleitung zwecks
                              									Abscheidens des mitgerissenen Oels geführt wird. Aus ihm wird dasselbe mittels
                              									besonderen Hahns von Zeit zu Zeit in die Kammer K
                              									abgelassen. Im Oelausscheider ist noch ein feines Drahtgewebe angebracht, welches
                              									die letzten Reste des mitgerissenen Oels zurückhalten soll.
                           Der obere Theil der Kammer K communicirt mit der
                              									Saugleitung, so dass in ihr immer nur Saugspannung herrscht.
                           Bei der Kühlmaschine System Naeyer ist der Condensator
                              										(Fig. 4a) nach Art eines Röhrenvorwärmers
                              									construirt. Die comprimirten Gase treten, vom Cylinder kommend, bei a in einen geschweissten Kessel A, welcher von eingezogenen Röhren, durch die das Kühlwasser aufsteigt,
                              									durchzogen wird. Diese Art der Construction gestattet, eine viel grössere Kühlfläche
                              									in einem kleinen Raum unterzubringen, als dies bei der gewöhnlichen Bauart mit
                              									concentrisch in einander steckenden Schlangen möglich ist. Der Vortheil des
                              									Rührwerkes geht allerdings dabei verloren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 106
                              Fig. 4a.Kühlmaschine, System Naeyer.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 106
                              Fig. 4b.Stopfbüchse von Naeyer.
                              
                           Die Stopfbüchse (Fig. 4b) ist zweitheilig. Am
                              									Cylinderende befindet sich auf dem Grundring eine federnde Metallpackung, darauf
                              									folgt eine Laterne, von der aus ein Verbindungsrohr nach der Saugleitung führt.
                              									Nach aussen ist die Stopfbüchse sodann durch eine Anzahl Talcumschnüre und einen
                              									Gummiring abgedichtet.
                           Eine Verdunstungsflüssigkeit für Kältemaschinen, bestehend aus Schwefelkohlenstoff
                              									mit Chloroform, hat M. Wanner in Yorktown (Vereinigte
                              									Staaten) unter Nr. 80953 im Deutschen Reiche patentiren lassen. Die Erfindung
                              									betrifft die Herstellung einer neuen Kühlflüssigkeit; der praktische Werth dieser
                              									Erfindung soll in der Verhinderung oder Verzögerung des Verdickens oder gänzlichen
                              									Erstarrens der flüchtigen Flüssigkeit bestehen, die in dem Verdunstungsverfahren in
                              									dem Betriebe von Kühlvorrichtung und Eismaschine Anwendung finden, bezieh. in der
                              									Regel der Verdunstungsschnelligkeit der flüchtigen Flüssigkeit. Es ist wesentlich,
                              									dass die zu diesem Zwecke angewendete Flüssigkeit mit der flüchtigen Flüssigkeit
                              									vollkommen mischbar ist. Der flüchtigen Flüssigkeit, nämlich dem
                              									Schwefelkohlenstoff, wird Chloroform in dem Verhältnisse zugesetzt, dass auf je 9
                              									Thl. Schwefelkohlenstoff 1 Thl. Chloroform kommt. Die so erzeugte Mischung wird
                              									einer starken Luftströmung oder einem Vacuum der Verdunstung ausgesetzt. Die Dünste
                              									werden in einem geeigneten Apparate condensirt und wieder zur Verdunstung zum Vacuum
                              									zurückgeführt. Zwecks Regelung der Verdampfung oder der Verzögerung derselben im
                              									Betriebe von Kühlanlagen, wo es mehr auf eine beständige als auf eine niedrige
                              									Temperatur ankommt, wird dem Schwefelkohlenstoff Chlorbenzol beigemischt in dem
                              									Verhältniss von 1 Thl. zu 9 Thl. Schwefelkohlenstoff. Diese Verhältnisse können je
                              									nach beabsichtigter Wirkung geändert werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 106
                              Fig. 5.Compressor von Pieper.
                              
                           Ein Compressor mit zweistufiger Compression und Abdichtung der Kolbenstange für beide
                              									Compressionscylinder (D. R. P. Nr. 70930) von C. Pieper
                              									in Berlin hat folgende Einrichtung: Der zweite Compressionscylinder B (Fig. 5) besitzt mit
                              									dem ersten Compressionscylinder A dieselbe
                              									Kolbenstange. Die beiden mittleren Stopfbüchsen ab sind
                              									zu einer die verlängerte Kolbenstange von der Atmosphäre abschliessenden
                              									Zwischenbüchse vereinigt, zum Zweck, die beiden Kolbenstangenbüchsen ab zu entlasten. Die Zwischenbüchse kann auch in der
                              									Weise ausgeführt sein, dass beide Cylinder mit Stopfbüchsen versehen sind, deren
                              									verlängerte Brillen teleskopartig in einander greifen, so dass die Packung ein
                              									Nachziehen und Verpacken der Stopfbüchsen gestattet. Der Compressor für Eis- und
                              									Kälteerzeugungsmaschinen mit stufen weiser Compression in zwei Cylindern und
                              									Zwischenkühlung durch die angesaugten Gase von L. Koch
                              									in Nordhausen a. H. (D. R. P. Nr. 70202) hat folgende Construction: Die im ersten
                              									Cylinder entstehende Compressionswärme wird durch die von den Gefrierstellen
                              									zurückkehrenden expandirten Gase aufgenommen, indem die comprimirten Gase in einen
                              									Kühler gedrückt werden, der mit einer beliebigen Anzahl innen liegender Röhren
                              									versehen ist, welche von den zurückkehrenden expandirten Gasen durchströmt werden.
                              									In die zum Kühler führende Leitung für die zurückkehrenden expandirten Gase ist ein
                              										Rohr für die
                              									nach den Gefrierstellen strömenden comprimirten Gase, welche den Condensator
                              									durchlaufen haben, eingelegt, zum Zwecke, eine Erwärmung der Gase zu verhindern.
                           Bei dem Condensations- bezieh. Verdampfungsapparat für Kälteerzeugungsmaschinen von
                              										R. Bau in Strassburg (D. R. P. Nr. 73736) vollzieht
                              									sich die Verflüssigung in den Condensatoren und die Verdampfung in den Verdampfern
                              									in stählernen Flaschen a ohne irgend welche Löthstelle;
                              									eine Anzahl dieser stählernen, aus einem Stück hergestellten Flaschen a (Fig. 6) ist an ein
                              									Sammelrohr mit zwei Längskammern bf angeschlossen. Soll
                              									der Apparat als Condensator wirken, so werden die zu verflüssigenden Gase durch den
                              									Compressor in das Sammelrohr b gedrückt und gelangen in
                              									die Flaschen a, welche vom Wasser umgeben sind. Die
                              									condensirten Dämpfe setzen sich am Boden der Flaschen nieder und werden durch die in
                              									die Flaschen eingetauchten Röhren h in den engen
                              									Längskanal f geführt, der sich im Inneren des grossen
                              									Sammelrohres b hinzieht. – Soll der Apparat als
                              									Verdampfer wirken, so wird die flüchtige Flüssigkeit in den Kanal f eingeführt und gelangt durch die Röhren h auf den Grund der Flasche a. Die Verdampfung der Flüssigkeit findet in den Flaschen a statt, welche in die Flüssigkeit eingetaucht sind,
                              									deren  Temperatur vermindert werden soll. Die Gase steigen durch Stutzen in das
                              									grosse Sammelrohr b; aus diesem saugt der Compressor
                              									durch den weiten Stutzen c die entwickelten Dämpfe
                              									an.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 107
                              Fig. 6.Kälteerzeugungsmaschine von Rau.
                              
                           Eine Vorrichtung zur Regelung der Einspritzmenge bei Eis- und
                              									Kälteerzeugungsmaschinen ist von Sterne und Murray in
                              									Glasgow construirt worden (D. R. P. Nr. 66830 vom 18. Mai 1892). Zur Regelung der
                              									Einspritzmenge in den Expansionsapparat bei mit flüchtiger Flüssigkeit arbeitenden
                              									Eis- und Kälteerzeugungsmaschinen ist eine mit der Saugleitung des Compressors in
                              									Verbindung stehende Kammer durch eine federnde Platte abgeschlossen, welche mittels
                              									Hebelwerk auf das Einspritzventil derartig wirkt, dass bei Druckabänderungen in der
                              									Saugleitung ein Verstellen desselben stattfindet.
                           Die Steuerung der Expansionscylinderventile an Compressionsmaschinen durch den
                              									Compressordruck, auf welche H. Lorenz in Zürich unter
                              									Nr. 70674 im Deutschen Reiche ein Patent genommen hat, beruht auf der Bethätigung
                              									der Ein- und Austrittsventile des Expansionscylinders durch den veränderlichen Druck
                              									im Compressionscylinder, wobei der ganze Process sich in einem Cylinder derart
                              									vollzieht, dass eine (vordere) Kolbenseite als Expansionscylinder, die andere
                              									(hintere) dagegen als Compressionscylinder dient. Zu diesem Zweck sind die Ein- und
                              									Austrittsventile mit Hilfskolben verbunden, welche ihren Antrieb zum Schliessen
                              									bezieh. Oeffnen der Ventile durch den auf eine Kolbenseite wirkenden veränderlichen
                              									Druck im Innern des Compressorcylinders erhalten.
                           Aus Doppelrohren bestehende Verdampferröhren (D. R. P.
                              									Nr. 62333; Zusatz zum Patente Nr. 49562) werden von J. L.
                                 										Seyboth in München angewendet. Statt des gleichzeitigen Verschlusses
                              									der Verdampferröhren durch den äusseren Rohrflansch und Führungskonus des
                              									Hauptpatentes wird die Verbindung der Verdampferröhren mm (Fig. 7) mittels Muffen ii nebst Gegenmuffen kk
                              									und Dichtungsringen ll bewirkt. Umschlossen werden die
                              									Röhren mm durch das weite Rohr n. Statt des geraden inneren Rohres kann auch ein aus einem Stück
                              									bestehendes und von einem weiteren Cylinder umgebenes Schlangenrohr genommen werden,
                              									wobei der schädliche Raum durch ein cylindrisches oder anders geformtes Kernstück
                              									ausgefüllt ist. Die Benutzung des letzteren Apparates zur Condensation der aus der
                              									verdampften Flüssigkeit gebildeten Gase bildet ebenfalls einen Patentanspruch.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 107
                              Fig. 7.Verdampferröhren von Seyboth.
                              
                           Eine Vorrichtung zum Fortschaffen der an den
                              									Dichtungsstellen von Compressionsmaschinen verstreichenden Gase (D. R. P. Nr. 65531
                              									vom 7. Mai 1892) ist von der Sürther Maschinenfabrik in
                              									Sürth bei Köln ausgeführt. Um die bei Compressionsmaschinen durch Dichtungsstellen,
                              									vor allem durch die Stopfbüchsen, entweichenden Gase aufzufangen und der Saugleitung
                              									des Compressors zuzuführen, ist Behälter a (Fig. 8) durch Leitung b
                              									mit den Stopfbüchsen verbunden und nimmt die aus denselben entweichende Gasmenge
                              									auf, so dass die in a befindliche Flüssigkeit durch
                              									Tauchrohr c in den oberhalb befindlichen Behälter d gepresst wird. Beim Steigen der Flüssigkeit in d wird auch Ballon e durch
                              									Leitung k gefüllt und zwar so lange, bis er die
                              									Gegenwirkung des Gewichtes f überwindet. Sinkt nun
                              									Ballon e herab, so wird die zwischen ihm und g gespannte Schnur das Segment h nach unten drehen und in Folge dessen einen Dreiwegehahn I derart umsteuern, dass der Sammelbehälter a mit der Saugleitung des Compressors in Verbindung
                              									tritt. Der Dreiwegehahn I wird so lange seine
                              									umgesteuerte Stellung behalten, bis in Folge der Absaugung des Gases aus dem
                              									Sammelbehälter a die Flüssigkeit aus dem Behälter
                              									wieder herabsinkt und somit auch aus dem Ballon e
                              									wieder in die Höhe zieht. Damit h nicht ruckweise
                              									wirkt, ist dasselbe mit einer kleinen Luftpumpe K in
                              									Verbindung gebracht, welche die Stösse dämpft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 107
                              Fig. 8.Compressionsmaschine der Sürther Maschinenfabrik.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 107
                              Fig. 9.Stopfbuchse von Sedlacek.
                              
                           Die Stopfbüchse mit mehreren Kammern für Compressoren von Eis- und
                              									Kälteerzeugungsmaschinen von J. Sedlacek (D. R. P. Nr.
                              									77119) ist in mehrere gegen einander mittels Manchetten abgedichtete Kammern
                              									eingetheilt, zu dem Zweck, Gasverluste und die durch lange Packung entstehende Kolbenstangenreibung möglichst zu vermeiden. In der am meisten nach innen
                              									gelegenen Kammer, welche mittels Ventiles V (Fig. 9) mit der Saugleitung S in Verbindung steht, kann sich jeweilig eine durch das Ventil V bestimmte grössere Spannung als die Saugspannung
                              									halten, welche gegen den Compressionsdruck im Cylinder abzudichten hat. Der Druck
                              									nimmt in den folgenden Kammern immer mehr ab, wobei jedoch eine Kammer gegen die
                              									andere nur eine geringe Druckdifferenz aufweist, so dass die einfache Manchette
                              									statt der sonst üblichen langen Metall- und Baumwollpackungen zur sicheren
                              									Abdichtung genügend ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 108
                              Fig. 9a.Compressor von Sedlacek.
                              
                           Der Compressor mit Einrichtung zur Ausnutzung der von
                              									dem Condensator zum Verdampfer strömenden Gase von Sedlacek hat folgende Einrichtung: Eine im Compressionscylinder
                              									angebrachte Scheidewand A (Fig. 9a) bildet zwischen sich und einem Doppelkolben KK zwei cylindrische Räume EE, in denen die durch Rohr d und die
                              									gesteuerten Ventile ee abwechselnd eintretenden
                              									Condensatorgase zur Unterstützung der Betriebsmaschine des Compressors durch
                              									Expansion wirken. Dann erst werden Condensatorgase durch die gesteuerten Ventile gg und f in den
                              									Refrigerator abgelassen. Die aus dem Refrigerator durch Rohr rr und Ventile a abgesaugten Gase dagegen
                              									werden abwechselnd in den zwischen den Cylinderdeckeln bb, nachdem sie sich in dem Cylindermantel c
                              									abgekühlt haben, nach dem Condensator abgelassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 108
                              Fig. 10.Stopfbüchse für Kältemaschinen von Stein.
                              
                           Die Stopfbüchse für Kältemaschinen, welche F. Stein in
                              									Cannstatt unter Nr. 79878 patentirt ist, soll eine gute Abdichtung der Kolbenstange
                              									und eine Kühlung, sowie ein Schmieren derselben ohne Anwendung von Oel ermöglichen.
                              									Wie Fig. 10 zeigt, besitzt der die zwei Packungsräume
                              										H und I von einander
                              									trennende Boden F der Stopfbüchse E einen Hohlraum K zur
                              									Aufnahme des für die Kühlung und Schmierung der Kolbenstange erforderlichen
                              									flüssigen Ammoniaks. Der Hohlraum K, die sogen.
                              									Laterne, steht durch eine in der Wandung des Gehäuses der Stopfbüchse seitlich
                              									angebrachte Oeffnung und mittels eines Rohres mit der Druckleitung und durch das
                              									Rohr P mit der Saugleitung der Maschine in Verbindung.
                              									In die Druckleitung ist ein durch eine Saugleitung gekühlter Behälter eingeschaltet,
                              									aus welchem das sich condensirende Ammoniak in den Hohlraum K der Stopfbüchse zugeführt wird.
                           Die Einrichtung zum Zurückführen der durch den Kolben und die Stopfbüchse
                              									verstreichenden Gase in die Saug- bezieh. Druckleitung bei einfach wirkenden
                              									Compressoren der „König Friedrich August-Hütte“ in Potschappel hat folgende
                              									Construction (Fig. 11):
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 108
                              Fig. 11.Zurückführung für Gase von der König Friedrich
                                 										August-Hütte.
                              
                           Die in der Kammer o der Stopfbüchse sich sammelnden Gase
                              									werden durch Oelgefäss D hindurch mittels Rohrleitung
                              										E und Saugventil v in
                              									den Raum B zwischen dem Kolben K und der Stopfbüchse angesaugt und durch Druckventil w und Rohr h nach der
                              									Saug- bezieh. Druckleitung des Compressors befördert, derart, dass dieser Raum durch
                              									einzulassendes Oel regelbar ist und die Pumpe erst dann in Thätigkeit tritt, wenn
                              									unter dem Saugventil v oder im Raum B selbst ein Druckzuwachs erfolgt.
                           Bei der in Amerika stark verbreiteten de la
                                 									Vergne-Kühlmaschine wird ein Verlust an Ammoniak dadurch verhindert, dass ein
                              									ununterbrochener Strom bedeutender Oelmengen durch alle Stopfbüchsen, Cylinder und
                              									Ventile strömt, diese Räume erfüllt und auf diese Weise vollkommen abdichtet; diese
                              									Oelungen haben noch eine zweite wichtige Aufgabe, die bei der Compression
                              									entstehende Wärme in sich aufzunehmen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 108
                              Fig. 12.Compressor der de la Vergne'schen Kühlmaschine.
                              
                           Die Anordnung einer solchen Maschine mit doppelt wirkendem Compressor ist aus Fig. 12 ersichtlich. Die Dampfmaschine ist wagerecht
                              									liegend, der Compressor senkrecht stehend, bei welcher Anordnung dem Dampfkolben die
                              									grösstmögliche, dem Pumpenkolben eine möglichst geringe Geschwindigkeit zur
                              									Erzielung des höchsten Compressionsdruckes gegeben werden kann.
                           Die Oelspeisepumpe, welche das Oel zur Ausfüllung aller Innenräume der
                              									Maschine liefert, ist an die Pumpenkolbenstange mit Kurbel und Hebelverbindung
                              									angehängt. Die Anordnung eines einfach wirkenden Compressors dieses Systems ist in
                              										Fig. 13 dargestellt, während der Compressor in
                              										Fig. 12 doppelt wirkend ist.
                           Unten am Cylinder sitzt ein Gehäuse mit zwei Austrittsventilen; beim Kolbenniedergang
                              									sind in der Richtung gegen den Condensator zu entweder beide Ventile offen, oder
                              									jedenfalls das untere, so lange nämlich im letzteren Falle der Kolben das obere
                              									Ventil geschlossen hält.
                           Diese Einrichtung ist zu dem Zwecke getroffen, dass sämmtliches Gas aus dem Cylinder
                              									entweichen kann, bevor das Oel austritt.
                           Sobald das untere Ventil durch den Kolben geschlossen wird, kommt das obere mit einer
                              									ringförmigen Kammer in dem Kolben in Verbindung. Auf dem Boden dieser Kammer sind
                              									Klappen, welche sich gleichzeitig öffnen, sobald sich alle Ausgänge aus der unteren
                              									Kolbenfläche schliessen. Nun strömt alles Gas durch den Kolben; das Oel folgt nach,
                              									so Fig. 13. dass kein Gas zurückbleiben kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 109
                              Fig. 13.Compressor der de la Vergne'schen Kuhlmaschine.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 109
                              Fig. 14.de la Vergne'sche Kühlmaschine.
                              
                           In Fig 14 ist die Gesammtanlage einer de la
                                 									Vergne-Maschine abgebildet. Das Oel und comprimirte Gas strömt aus der
                              									Compressionsmaschine A durch die Rohrleitung C in den Gasometer D; von
                              									dort entweicht das Ammoniak durch die Gasleitung E in
                              									den Condensator F, während das hocherwärmte Oel durch
                              									das Rohr d in den Oelkühler getrieben wird und von
                              									diesem Apparate durch die Leitung c, nachdem es noch
                              									einen Oelfilter d1
                              									passirt hat, zu seinen früheren Functionen zurückkehrt. Das comprimirte Ammoniakgas
                              									reisst immer auf seinem Wege in den Condensator bestimmte Mengen Oel mit, die aus
                              									dem flüssig gewordenen Ammoniak in der Scheidekammer K
                              									abgesetzt werden.
                           Sowohl Condensator als Oelkühler werden durch stetig circulirendes Wasser gekühlt, so
                              									dass durch die Leitung w frisches Wasser zuströmt und
                              									das erwärmte Wasser durch w1 abläuft. Nach der Condensation in F, wobei
                              									das comprimirte Gas in den Flüssigkeitszustand übertritt, strömt das nun
                              									flüssige Ammoniak durch den Vorrathsbehälter i und die
                              									Rohrleitung I und L, wobei
                              									es, wie schon erwähnt, das Oel in K absetzt, zu den
                              									Expansionsröhren N in der Kältekammer. In der Zeichnung
                              									sind diese Röhren in der Form von Schlangenwindungen dargestellt, die aus Gussröhren
                              									mit Wärme absorbirenden Rippen von grossem Durchmesser bestehen. Selbstverständlich
                              									kann aber diese Expansionsvorrichtung in jeder anderen wirksamen Weise getroffen
                              									werden.
                           Nächst den beschriebenen Kühlmaschinen System de la
                                 										Vergne sind in Amerika die nach System Case
                              									gebauten Kühlmaschinen der Buffalo Refrigerating Machine
                                 										Company die verbreitetsten und häufigst eingeführten
                              									Kälteerzeugungsmaschinen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 109
                              Fig. 15.Case's Kühlmaschine von der Buffalo Refrigerating Machine
                                 										Company.
                              
                           Die besondere Construction der nach diesem System gebauten Maschinen besteht darin,
                              									dass, während der Dampfcylinder bei den meisten Compressionskühlmaschinen an einer
                              									Kurbelwelle wirkt, und von dieser aus die zur Compression erforderliche Arbeit
                              									mittels besonderer Pleuelstange und Kreuzkopf auf den Compressor übertragen wird,
                              									bei dieser Maschine beide Cylinder in eine Linie gelegt sind und mit einer beiden
                              									gemeinsamen Kolbenstange arbeiten. Der Kreuzkopf, an welchem die beiden
                              									Pleuelstangen angreifen, ist an der Kolbenstange aufgehängt, indem die Kolbenstangen
                              									beider Cylinder je in einer Hälfte eines zusammengeschraubten Blocks befestigt sind,
                              									welcher Block seinerseits in der Mitte des Kreuzkopfes mittels eines starken
                              									Zapfens, der durch beide hindurchgeht, drehbar aufgehängt ist, was den Vortheil
                              									einer in geringen Grenzen selbsthätigen Adjustirung für den Fall ungleichmässiger
                              									Abnützung der Pleuelstangen bietet.
                           Die Dichtung der Kolbenstange wird bei dieser Maschine mittels langer Stopfbüchse und
                              									drei Schichten Packung bewirkt; zwischen den einzelnen Schichten der Packung befinden sich zwei
                              									durch eingeschobene Zwischenstücke erzeugte Kammern.
                           Die oberste Kammer steht mit der Saugrohrleitung, die untere mit dem Oelreservoir in
                              									Verbindung, was zur Folge hat, dass etwa durch die obere Packungsschicht
                              									entweichendes Gas sofort abgesaugt wird und die unteren beiden Packungsschichten nur
                              									gegen den Druck der Saugleitung abzudichten haben. Die Verdampfung des Ammoniaks
                              									erfolgt, wie bei den amerikanischen Kühlmaschinen zumeist, direct in Kühlröhren,
                              									welche in den abzukühlenden Räumen aufgehängt sind, wodurch der Verdampfer zur
                              									Abkühlung der Salzlösung entbehrlich und der Kühlwirkung ein grösserer Effect
                              									gesichert wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 110
                              Case's Kühlmaschine von der Buffalo Refrigerating Machine Company.
                              
                           Fig. 15 bis 17 stellen eine sogen.
                              									65-t-Kühlmaschine dar, d.h. eine Kältemaschine, deren Leistungsfähigkeit gleich ist
                              									derjenigen von 65 t Eis bei Verwandlung in Wasser von 0°.
                           Der Compressionscylinder a (Fig. 15) ist aus feinkörnigem Gusseisen hergestellt und wird nach dem
                              									Ausbohren einem Luftdrucke von 24 bis zu 33 at unterworfen, um ihn auf sein
                              									Dichthalten zu probiren.
                           Die Ventile bb1, cc1 bestehen aus Stahl,
                              									deren Gehäuse aus Stahlformguss.
                           Um ein geräuschloses Arbeiten der Ventile zu erzielen, haben die Führungsstifte d (Fig. 16a) derselben
                              									Kolben (d1), welche in
                              									kleinen Cylindern d2
                              									arbeiten. Die Cylinderwandungen (d2) sind mit kleinen Bohrungen d3 versehen, durch die
                              									das Gas in die Cylinder d2 eintreten kann. Der schnelle Schluss der Ventile erfolgt unter der
                              									Einwirkung von Spiralfedern, welche über die oberen Theile der Stifte d hinweggeschoben sind; die Ventilgehäuse, welche gut
                              									in die Wandung des Cylinders a resp. die beiden
                              									Ventilkästen a1
                              									eingeschliffen sind, werden durch Bügel und Schrauben an den Kästen a1 festgehalten.
                           Auch wurden die Ventile so am Cylinder a angeordnet,
                              									dass zwei derselben (und zwar je ein Ein- und Auslassventil) auf den
                              									aufgeschliffenen, oberen Cylinderdeckel sitzen; derselbe bildet an den betreffenden
                              									Stellen gleichzeitig den Verbindungskanal zwischen beiden Kästen a1.
                           Die beiden anderen Ventile sitzen, das eine im rechten, das andere im linken Kasten
                              										a1, fast unmittelbar über dem unteren
                              									Cylinderdeckel.
                           Das Oel, welches zum Schmieren des Kolbens und dessen Stange dient, füllt eine Tasche
                              										e von ringförmigem Querschnitt zwischen dem oberen
                              									und dem unteren Theile der Stopfbüchsenpackung. Das Röhrchen 1 (Fig. 15) führt frisches Oel aus einem
                              									Reservoir zu.
                           Diese sinnreich angeordnete Oelkammer dient gleichzeitig zur Verbesserung der
                              									Abdichtung zwischen Compressorkolbenstange und Metallpackung. Der obere Theil der
                              									nicht ganz gefüllten Kammer e steht durch ein Rohr 2 (Fig. 15) mit der
                              									Saugleitung in Connex. Man vermag daher Gas, welches bei der Compressionsperiode im
                              									Cylinder a etwa in die Oelkammer e eingetreten ist, leicht aus derselben abzusaugen. Das
                              									zu comprimirende Gas strömt; durch das Rohr f zu und
                              									wird abwechselnd durch die Ventile b1 bezieh. c1 in den Cylinder a
                              									gesaugt. Die comprimirte Substanz entweicht abwechselnd durch die Ventile b und c in den Stutzen f1. Beide Stutzen ff1 sind durch Ventile
                              									absperrbar. Ebenso kann ein Druckausgleich in beiden Rohrleitungen nach Oeffnen der
                              									aus Fig. 16
                              									ersichtlichen Ventile gg1 erfolgen. Letztere sind durch ein Rohr mit einander verbunden.
                              									Ventilkästen a1 und
                              									Cylinder a werden aussen durch gusseisernen Mantel o2 verdeckt. Derselbe
                              									schliesst sich jedoch nicht fest an den Mantel a1 bezieh. Cylinder a
                              									an, sondern befindet sich in einem gewissen Abstande von beiden. Der zwischen a, a1 und a2 verbleibende,
                              									ringförmige Raum nimmt das Kühlwasser auf. Bohrungen ermöglichen den Uebertritt der
                              									Kühlflüssigkeit in den hohl gegossenen, unteren Cylinderdeckel.
                           Naturgemäss müssen sämmtliche Ventilgehäuse, Rohranschlüsse u.s.w., welche durch den
                              									Mantel a2 geführt sind,
                              									auch gegen dessen Wandung gut abgedichtet werden. Das schon eingangs erwähnte
                              									Oelreservoir befindet sich bei h (Fig. 17).
                           Der Compressionscylinder steht auf einem kräftigen Gussgestell, welches in seinem
                              									Inneren den Dampfcylinder mit den Steuerungsmechanismen und die Gleitbahn für die
                              									schmiedeeiserne Traverse i trägt.
                           Die Construction derselben ist aus den Zeichnungen (Fig. 16 und 17) zur Genüge
                              									ersichtlich. Die Traverse ist mit den beiden Kolbenstangen durch einen Zapfen
                              									verbunden, um den sich die Traverse bei Längenungleichheit der Pleuelstangen drehen
                              									kann.
                           Die Dampfvertheilung bewirkt eine Präcisionssteuerung System Still. Die Steuerung ist aus der bekannten Wheelock-Steuerung
                              									hervorgegangen. An jedem Cylinderende befinden sich je ein Auslasschieber l und ein Einlasschieber l1. Dieselben wurden gleich den zugehörigen Gleitbahnen als Gitterschieber
                              									ausgeführt; auch sind je zwei solche Schieber (l und
                              										l1) in einen gemeinsamen Schieberkörper eingepasst.
                              									Es sind also nur zwei solcher Körper m vorhanden, von
                              									denen jeder sauber in die an der betreffenden Stelle entsprechend konisch
                              									ausgebohrte Wandung des Dampfcylinders eingeschliffen ist. Jeder Schieberkörper m trägt an seinem äusseren Ende sämmtliche zu den
                              									beiden in ihn eingesetzten Schiebern ll1 gehörigen Bewegungsmechanismen. Auch bildet der
                              									Schieberkörper gleichzeitig den Durchlasskanal für den ein- bezieh. ausströmenden
                              									Dampf. Ferner sind die beiden Drehkörper m so am
                              									Cylinder angeordnet, dass ein gemeinsamer Dampfzuleitungskanal u (Fig. 17) beiden den
                              									frischen Dampf aus dem Rohre u1 (Fig. 16) zuführt. Ein
                              									gleichfalls für beide Schieber gemeinsamer Kanal v
                              										(Fig. 17) leitet
                              									den Auspuffdampf nach dem Rohr v1. Die beiden Kanäle u
                              									und v sind als flache Kästen direct an den Cylinder
                              									angegossen und dort, wo die Rohre u1 und v1 angeschlossen werden sollen, entsprechend mit
                              									Flanschen versehen. Die Details der Schieber sind aus den Fig. 17 bis 17a ersichtlich. Die Schieber haben eine geradlinige,
                              									hin und her gehende Bewegung, erzeugt durch Curvenkanäle m1 in einem von dem Excenter in
                              									oscillirende Bewegung versetzten Ring n (Fig. 16). Dieser Ring
                              									befindet sich an dem äusseren Ende jedes Schieberkörpers m. Die Schieberstangen sind mit Gleitbacken verbunden, auf denen
                              									Stiftschrauben angebracht sind. An diesen befinden sich konische Rollen o, welche genau den Curvenkanälen m1 des Ringes n angepasst sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 111
                              Case's Kühlmaschine von der Buffalo Refrigerating Machine Company.
                              
                           Der Auslasschieber l enthält, da er dauernd mit der
                              									Gleitbacke verbunden ist, eine positive und directe Bewegung. Der Einlasschieber t1 ist durch eine auf
                              									der Gleitbacke befindliche Sperrklinke p mit der
                              									Schieberstange des Einlasschiebers verbunden. Die Functionen der Klinke ähneln
                              									derjenigen an den Corlis-Steuerungen, jedoch ist die Ausführungsform der
                              									vorliegenden Klinken sehr verschieden von jener. Die Auslösung der Klinke erfolgt
                              									durch einen kleinen Hebelarm q (Fig. 17b), dessen eines
                              									Ende drehbar mit dem Curvenringe verbunden ist und sich mit diesem bewegt. Am losen
                              									Ende des Hebels sitzt eine Rolle q1, welche auf dem vom Regulator beeinflussten
                              									Regulirringe r gleitet. Letzterer ist an einer
                              									bestimmten Stelle mit einer abgerundeten Nase r1 versehen; wenn nun die Rolle diese Stelle trifft,
                              									so wird der Hebelarm gehoben und dadurch auch das Ausheben der Sperrklinke
                              									hervorgerufen. Nach vollendetem Ausheben der Klinke wird der Schieber durch den auf
                              									die Schieberstangenfläche wirksamen Dampfdruck rasch und unter Mitwirkung des
                              									Luftpuffers s (Fig. 17a)
                              									auch geräuschlos in seine Schlusslage zurückgebracht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 111
                              Fig. 17a.Case's Kühlmaschine von der Buffalo Refrigerating Machine
                                 										Company.
                              
                           Der Regulirring n bewegt sich vollständig ohne
                              									Schleifen, und mittels Verrücken desselben durch den Regulator werden die
                              									Füllungsgrenzen nach Bedarf gelindert. Des weiteren ist jeder Ring mit einer
                              									Sicherheitsvorrichtung versehen, welche, im Falle der Regulatorriemen zerreissen
                              									sollte, die Klinke des Dampfschiebers aushakt und so denselben geschlossen
                              									erhält.
                           Die Uebertragung der Regulatoreinwirkung auf die Ringe n
                              									erfolgt durch den Hebelmechanismus z1 (Fig. 17) und das
                              									Zahnsegment z. Die Zähne dieses letzteren greifen in
                              									diejenigen des Ringes auf dem oberen Schieber m. Ein
                              									Gewicht, welches auf einem Hebel sitzt, der auf die Drehachse des Segmentes z gekeilt ist, balancirt das Gewicht der Stangen z1z2 aus, von denen
                              									letztere die erhaltene Bewegung auf den Ring des unteren Schiebers überträgt.
                           
                              Amerikanische Ammoniakdruckventile.
                              
                           Von einem guten Druckventile verlangt man eine genaue und leichte Einstellung und
                              									vollkommenes Dichthalten, wenn geschlossen.
                           Diese Bedingungen werden von dem de la Vergne'schen
                              									Ventile (besser Hahn) in vollem Umfange erfüllt. Die genaue und leichte Einstellung
                              									desselben wird durch die Anwendung von Schnecke und Schneckenrad, sowie seiner
                              									dreieckigen Ausschlussöffnung erreicht. Eine Spiralfeder presst das Küken auf seinen
                              									Sitz.
                           Das in Fig. 18
                              									gezeichnete Ventil ist aus Gusseisen gefertigt. Der Ventilteller a hat oben und unten je einen ringförmigen Ausschnitt
                              										a1, der mit Zinn
                              									oder einem anderen weichen Metall, welches von Ammoniak nicht angegriffen wird,
                              									ausgefüttert ist. Ein geringes Anpressen des Ventiltellers an den oberen bezieh.
                              									unteren Ventilsitz genügt zur Erzielung einer guten Abdichtung. Diese Construction erlaubt nach
                              									Abnützung eine Erneuerung des Weichmetalls. Durch Hinaufschrauben des Ventiltellers
                              										a lässt sich eine Dichtung nach oben erzielen, und
                              									es kann während des Antriebes eine neue Asbestschnurpackung in die Stopfbüchse b eingesetzt werden, ohne dass Luft in das Ventil ein-
                              									oder Gas aus demselben ausströmen kann. Dieses Ventil wird von der Ice and Cold Machine Co., St. Louis, Mo., auch noch an
                              									anderen Theilen der Kühlmaschinen als Absperrventil angewendet und zeigt sich gerade
                              									dort der eben angedeutete Vortheil als sehr werthvoll, da man beim Auswechseln der
                              									Packungen nichtgezwungen ist, die Maschine zu stoppen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 112
                              de la Vergne's Ammoniakdruckventil.
                              
                           Fig. 19 zeigt das Ventil
                              									der Frick Co. in Waynesboro, Pa., Nordamerika. Hier
                              									sind Gehäuse und Spindel von Stahl, alles Uebrige von Guss. Als Stopfbüchsenpackung
                              									dienen Asbestringe.
                           Das in Fig. 20 skizzirte
                              									gusseiserne Ventil dürfte als Muster gerade nicht hingestellt werden. Bei demselben
                              									ist die Ueberwurfsmutter a aus schmiedbarem Guss, die
                              									Stopfbüchse c aus Gusseisen und auch der Spindelaufsatz
                              									aus Guss gefertigt. Die schmiedeeiserne Spindel wird durch Asbestschnüre b abgedichtet. Ein Gummiring dichtet das Ventilgehäuse
                              									gegen den Spindelaufsatz ab.
                           Die Verbindung der Ammoniakleitungsröhren mit den Ventilen erfolgt auf verschiedene
                              									Art.
                           So taucht die de la Vergne Refrigerating Machine Co. in
                              									New York das Rohrende in geschmolzenes Zinn, schraubt eine Flansche an und befestigt
                              									dieselbe mit Schrauben an das Ventil. Eine Bleischeibe dient als Dichtungsmittel
                              									zwischen den Flanschen. Die Flansche am Rohre hat am Rücken eine Nuthe. Diese wird
                              									mit Zinn ausgegossen und dasselbe alsdann festgehämmert, so dass die Schraube
                              									vollständig eingebettet ist. Um eine gute Verbindung zwischen Zinn und Flansche zu
                              									haben, fertigt man letztere aus schmiedbarem Guss.
                           Die Frick Co. benutzt ein kürzeres Verfahren. Das
                              									Rohrende wird mit einem Gemisch aus Bleiglätte und Glycerin bestrichen und in das
                              									Ventil geschraubt. Dieses Gemisch trocknet dann und dichtet vollständig ab. Haben
                              									nun beide Theile gut und scharf geschnittene Gewinde, so ist nicht die geringste
                              									Gefahr des Leckens zu befürchten. Das eben beschriebene Verfahren wird auch von
                              									einigen anderen Fabriken angewendet; wieder andere bringen, wie dies Fig. 18 zeigt,
                              									Stopfbüchsen an den Röhren an. Es wird dann ein Gummiring c durch eine Brille mit einem sechseckigen Kopfe in die Büchse und damit
                              									auch an die Pfeife gedrückt, und so eine zweite Abdichtung erzielt. Bei dem
                              									Frick-Ventile dient das doppelschwere ½zöllige Rohr, dessen Ende zugespitzt ist, als
                              									Ventilsitz.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)