| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 301, Jahrgang 1896, S. 138 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Letzter Bericht Bd. 297 S. 259.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           I. Rohmaterialien und Malz.
                           Die im J. 1894 von der deutschen Kartoffelculturstation unternommenen Anbauversuche
                              									hatten lediglich die Prüfung von 18 Kartoffelsorten auf ihren Anbauwerth unter
                              									möglichst gleichen Düngungs- und Bodenverhältnissen zum Zweck, und der Vorsteher der
                              									Station, Dr. v. Eckenbrecher, erstattet über die
                              									Versuchsresultate in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, 1895, Ergänzungsheft S. 14 bis 16 und S. 41, 73
                              									ausführlich Bericht.
                           Nach diesem gaben von allen concurrirenden Sorten die mittelspäten Richter'schen Züchtungen, namentlich Prof. Maercker,
                              									Juwel und Imperator, sowohl hinsichtlich der Knollen, als auch der Stärkeproduction,
                              									die besten Erträge. Bezüglich der Höhe der Stärkeerzeugung überragte jedoch eine
                              									einzige von Paulsen's späten Sorten, Hannibal, die
                              									erwähnten Varietäten, während alle übrigen sehr spät reifenden Kartoffeln im
                              									Allgemeinen zwar sehr stärke- aber nicht sehr ertragreich sich zeigten. Obwohl die
                              									wieder als Standardsorte angebaute Daber'sche Kartoffel
                              									verhältnissmässig vorzügliche Ernten, durchschnittlich 101 Ctr. mit 18,09 Proc.
                              									Stärke auf 1 Morgen, gebracht hatte, wurde sie doch in der Knollenproduction von 12,
                              									in der Stärkeproduction von 10 neuen Sorten übertroffen; beispielsweise lieferten im
                              									Mittel auf 1 Morgen: Prof. Maercker 140 Ctr. Knollen mit 18,6 Proc. Stärke, Richters Imperator 135 Ctr. Knollen mit 18,6 Proc.
                              									Stärke, Juwel 137 Ctr. Knollen mit 18,8 Proc. Stärke und Hannibal 120,4 Ctr. Knollen
                              									mit 21,8 Proc. Stärke.
                           Die auf manchen Versuchsfeldern und bei verschiedenen
                                 										Kartoffelsorten in ungleichem Grade auftretende Schorfbildung suchten Frank und Krüger (Zeitschrift
                                 										für Spiritusindustrie, 1895, Ergänzungsheft 61), allerdings ohne
                              									erkennbaren Erfolg, durch Bespritzung des Krautes mit Kupfervitriolkalkbrühe zu
                              									bekämpfen; ein besseres Resultat ergab eine 20stündige Beizung der Saatknollen,
                              									welche zwar noch keine völlige Unterdrückung, aber doch eine Verminderung des
                              									Schorfes zur Folge hatte.
                           Die abermalige Prüfung der Kupfervitriolkalkbrühe in ihrer
                                 										Wirkung auf die Erträge erkrankter Kartoffelpflanzen zeigte, dass die
                              									Anwendung dieses Mittels überall da, wo die Krankheit früh auftrat, rentabel gewesen
                              									war.
                           Zu einem gleich günstigen Ergebniss kam Lempolowski (Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten, 1895
                              									Bd. 5 Heft 4 S. 203), welcher Kupfervitriolkalk und Eisenvitriolkalk zu gleichem
                              									Zwecke angewandt hatte, bezüglich der Bordelaiser Brühe, während Eisenvitriolkalk
                              									sich als völlig unwirksam erwies. (Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, 1895 41 S. 327.)
                           Ueber frühere oder spätere Aberntung von Kartoffeln,
                              									welche bei der ersten Ernte Mitte September noch grün waren, theilt Eckenbrecher Beobachtungen mit, nacb denen bei späterem
                              									Aufnehmen ganz erhebliche Mehrerträge gewonnen wurden. (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895, Ergänzungsheft S. 61.)
                           Auf den Bericht von Westermann
                                 										(Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895, Ergänzungsheft S. 78) über die zu Kloster Hadmersleben mit einer grossen Anzahl
                                 										von neuen Kartoffelsorten ausgeführten Anbauversuche kann hier nur
                              									verwiesen werden.
                           Ueber den Malzverbrauch in Brennereien schreibt Heinzelmann in der Zeitschrift
                                 										für Spiritusindustrie, 1895 19 S. 149.
                           Die Erzeugung des bis vor wenigen Jahren in den Kartoffelbrennereien gebräuchlichen
                              									Malzes erfolgte fast ausschliesslich bei Temperaturen von 16 bis 18° E. innerhalb
                              									eines Zeitraumes von 6 bis 7 Tagen. Der Graskeim des nach diesem Verfahren
                              									erhaltenen Productes wies nur etwa ⅔ der Länge des Kornes auf, und zu einer nach
                              									damaligen Begriffen möglichst vollständigen Verzuckerung der Maischen und zur
                              									Herstellung der Hefen waren etwa 5 Proc. des Kartoffelgewichts an Malzgetreide, ja
                              									in älteren Brennereien wohl noch mehr erforderlich. Später dehnte man die
                              									Wachsthumsdauer des Malzes auf 10 bis 12 Tage bei gleichzeitiger kälterer Führung
                              									(14 bis 15° R.) mit dem Erfolge aus, dass sich nur noch etwa 4 Proc. Getreide, auf
                              									das Maischmaterial bezogen, zu dem gleichen Zwecke vernothwendigten. Der Blattkeim
                              									erreichte unter diesen Bedingungen knapp die volle Länge des Kornes. Erst die
                              									Entdeckung, dass bei Temperaturen von 9, höchstens 12° R. in 16 bis 20 Tagen unter
                              									täglichem Anspritzen mit Wasser gewachsenes Langmalz mit Blattkeimen bis zu 2 cm
                              									Länge und sehr stark entwickelten Wurzelkeimen noch ein ungleich höheres
                              									Verzuckerungsvermögen besass, ermöglichte nicht nur eine Einschränkung des
                              									Malzgetreides auf etwa 2 Proc., sondern auch die Herbeiführung einer besseren
                              									Vergährung.
                           In zwei Artikeln: Die Bedeutung des Langmalzes und Gesundes Malz und Malzwechsel, bespricht Delbrück (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895 44 S.
                              									347 und 45 S. 355) die zur Herstellung eines guten Lang- oder Kraftmalzes
                              									erforderlichen Bedingungen, sowie die muthmasslichen Ursachen unreiner Gährungen
                              									nebst deren zweckmässigster Bekämpfung und fordert schliesslich zur Anstellung von
                              									einschlägigen Versuchen auf.
                           Nach den Anschauungen dieses Forschers sind die günstigen Eigenschaften des
                              									Langmalzes keineswegs von der Länge des Gewächses allein, sondern vielmehr von der
                              									bei der Keimung geleisteten wirklichen Arbeit des Embryos abhängig. Diese Arbeit
                              									besteht vorwiegend in der Bildung von Enzymen, welche Eiweiss, Stärke und Salze des
                              									Mehlkörpers des Kornes in diffusible Formen umzuwandeln vermögen, so dass die
                              									Nährstoffe in die Pflanze eintreten und zum Aufbau von Blatt- und Wurzelkeimen
                              									dienen können. Einen sicheren Maasstab für die Beurtheilung dieser Arbeitsleistung
                              									des Embryos bietet nun aber nicht die Länge der Keime, sondern nur deren Gewicht im
                              									getrockneten Zustande, wie schon aus der Thatsache hervorgeht, dass der vom Korn
                              									losgelöste Embryo unter geeigneten Bedingungen, entsprechenden Feuchtigkeitsmengen
                              									und angemessenen Temperaturen, für sich allein, also ohne Inanspruchnahme des
                              									Mehlkörpers, schon schwache und wässerige Keime zu treiben, ein sogen. geiles
                              									Gewächs zu erzeugen vermag, dessen Gesammttrockensubstanz allerdings nicht
                              									fortgesetzt zunimmt, sondern sich bei weiterer Entwickelung beständig verringert.
                              									Ein solches geiles Gewächs entsteht aber auch aus ungenügend oder übermässig
                              									geweichtem Korn bei hoher Temperatur, Gewächs mit innerer Arbeit nur bei Gegenwart
                              									von ausreichenden, jedoch massigen Mengen von Feuchtigkeit, niedriger Temperatur und
                              									reichlichen Quantitäten von Sauerstoff bei längerer Wachsthumsdauer. Aus diesem
                              									Grunde ist kein schnell hervorgetriebenes, sondern ein allmählich unter erheblichem
                              									Zeitaufwand hergestelltes, nicht todtes, vielmehr im Innern vollkommen thätiges
                              									Grünmalz zu erstreben, wie es nur durch dünnes, luftiges Führen bei niedriger
                              									Temperatur unter häufigem, gleichmässigem Befeuchten mit Wasser erzielt werden kann,
                              									in welchem bei geringster Entwickelung trockensubstanzreichen Gewächses, also unter
                              									Ueberführung der geringsten Stoffmengen in die Keime die höchste diastatische Kraft
                              									vorhanden ist. Vielleicht trägt geradezu die Verkümmerung des Gewächses zur
                              									Verstärkung der Enzymbildung durch den Embryo bei, und vielleicht lassen sich auch
                              									der Wechsel des Wassergehaltes in den Wurzelkeimen, wie er beim Wenden des Malzes
                              									auftritt, oder eine künstliche Schwelke auf der Tenne, welche unbeschadet der
                              									inneren Arbeit des Malzes die Wurzeln zum Absterben bringt, zur Vervollkommnung der
                              									Diastasebildung verwerthen.
                           Wie allgemein bekannt, gestattet die Verwendung guten Langmalzes nicht nur eine
                              									Einschränkung des Malzgetreides und einen Zusatz des Malzes zur abgekühlten Maische
                              									(Verfahren Hesse zur Bekämpfung der Schaumgährung) ohne
                              									die mindeste Gefahr einer Säuerung der gährenden Maische bis zum Abbrennen, sondern
                              									sie bewirkt auch nebenbei eine ungleich vollständigere Zuckerbildung und vor allen
                              									Dingen eine reinere Vergährung. Die letztere kann, da nach Ansicht Delbrück's alle Infectionen im heutigen
                              									vervollkommneten Brennereibetriebe dem Malze entstammen, nur darin ihren Grund
                              									haben, dass, gutes pilzfreies Malzgetreide und reines Weichwasser vorausgesetzt, die
                              									in kalt und luftig geführtem Langmalze zweifellos in geringeren Mengen auftretenden,
                              									aëroben Spaltpilzarten in den Maischen sich nicht, oder doch nur in geringerem Grade
                              									zu vermehren vermögen, als die bei der älteren Mälzerei unter hoher Haufenführung
                              									und hohen Temperaturen in einer stark kohlensäurehaltigen Haufenluft erzeugten,
                              									anaeroben Pilzvegetationen. Ausschliesslich die letzteren, die in den fast
                              									sauerstoffreien, gährenden Maischen mit Leichtigkeit sich fortpflanzen können, sind
                              									als Hefenfeinde anzusehen.
                           Ueber alle am Malze vorkommenden Infectionspilze liegen indessen bisher ausreichende
                              									Beobachtungen nicht vor, und ein eingehendes Studium derselben ist also dringend
                              									geboten. Delbrück erklärt sich zur Untersuchung von
                              									Rohgetreide und aus diesem hergestellten Malzen in allen den Fällen bereit, in denen
                              									eine Besserung der Betriebsergebnisse durch Malzwechsel oder veränderte Malzführung
                              									erreicht wurde. Nach Bestätigung der in Vorstehendem ausgesprochenen Anschauungen
                              									durch die zu erwartenden wissenschaftlichen Arbeiten würde man bei der Bekämpfung
                              									unreiner Gährungen in der Praxis sich von folgenden Gesichtspunkten leiten lassen
                              									müssen:
                           1) In erster Linie sind bei Verwendung von Reinhefen unreine Gährungen auf das Malz
                              									zurückzuführen.
                           
                           2) Die aus dem Malze stammende Infection kann schon vom rohen Malzgetreide
                              									herrühren, und in diesem Falle ist ein Wechsel des Rohkornes nothwendig.
                           3) Gesundes Korn kann durch schlechtes Weichwasser verdorben werden.
                           4) Bei gesundem Korn und reinem Wasser kann ein mit Hefefeinden besetztes Grünmalz
                              									nur durch die Art der Malzführung erzeugt werden.
                           
                        
                           II. Dämpfen und Maischen.
                           In der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895 27 S.
                              									214, gibt Heinzelmann eine Zusammenstellung derjenigen
                                 										Methoden, welche eine Vorbereitung des zu dämpfenden Getreides, insbesondere des
                                 										Mais, und damit eine Abkürzung der Dämpfdauer und eine Verringerung des
                              									erforderlichen Dampfdruckes zum Zweck haben, und beschreibt das neuerdings in
                              									Belgien allgemein ausgeübte und bewährte Einquellen des Mais mit schwefliger Säure.
                              									Man verwendet dort zu 100 k Mais eine 50° C. warme Lösung von 4 bis 5 l schwefliger
                              									Säure von 4° Bé. in etwa 100 l Wasser und lässt dieselbe bei dieser Temperatur 12
                              									Stunden einwirken. Der so behandelte, mehrmals mit reinem Wasser gewaschene, mittels
                              									Walzen gequetschte und ohne Anwendung von Dampfdruck gekochte Mais gibt keine dicke,
                              									kleisterartige Masse, sondern verhältnissmässig dünnflüssige Maische für
                              									Presshefefabriken.
                           In den Spiritusbrennereien zieht man jedoch wegen der hier üblichen, extremen
                              									Dickmaischung vor, das in schwefeliger Säure gequellte Rohmaterial zu trocknen,
                              									später zu mahlen und dann kurze Zeit bei gelindem Druck zu dämpfen.
                           
                        
                           III. Gährung und Hefe.
                           Natürliche Hefereinzucht von Delbrück, Wochenschrift für Brauerei, 1895 4 S. 65, 5 S. 89, 6 S. 121.
                              									Nach den grossartigen und dauernden Erfolgen des Hansen'schen Systems der Hefereinzucht in allen Gährungsgewerben glaubt
                              										Delbrück die nach diesem System erzielten
                              									Resultate, wie auch diejenigen der älteren und neueren bakteriologischen Forschungen
                              									im Interesse der Praxis zur Erzeugung reiner Gährungen weiter verwerthen zu
                              									müssen.
                           Das moderne System verlangt die Aussaat von Reinhefe, rein in der Rasse und rein von
                              									Spaltpilzen, die Verwendung steriler Gährflüssigkeiten und die Abhaltung aller
                              									Infectionen von aussen, kennt also nur mechanische Mittel zur Reinhaltung der
                              									Gährungen und würde nur in hermetisch geschlossenen und mit filtrirter Luft
                              									versehenen Räumen und Apparaten zur vollkommenen Durchführung gelangen können. An
                              									diesen schwer zu erfüllenden Anforderungen hätte das ganze System scheitern müssen,
                              									wenn die in der Praxis übliche Kunsthefebereitung nicht auch unter Beibehaltung der
                              									gebräuchlichen, offenen Apparate und der bisherigen Arbeitsweise die Reinerhaltung,
                              									bezieh. die Reinigung inficirter Reinhefe ermöglicht, also bereits ein natürliches
                              									System der Hefenreinzucht dargestellt hätte. Die natürliche Reinzucht kann
                              									keineswegs dazu bestimmt sein, die künstliche zu verdrängen, wohl aber geeignet, die
                              									letztere zu ergänzen. Delbrück stellt sich die Aufgabe,
                              									zu prüfen, in wie weit die altbewährten, praktischen Kunstgriffe der Brauer, Brenner
                              									und Winzer in diesem Sinne naturwissenschaftlich erklärt und einem System der
                              									natürlichen Hefenreinzucht angepasst werden können; er macht den Versuch, die
                              									Gesetze der natürlichen Hefenreinzucht aus dem Hefezuchtverfahren der verschiedenen
                              									Zweige der Gährungsgewerbe abzuleiten, führt die Ursachen der Sonderung der
                              									verschiedenen Heferassen ohne Mitwirkung der künstlichen Reinzucht auf und bespricht
                              									die Hefenzucht im Brennereigewerbe als die einfachste Form der natürlichen
                              									Hefenreinzucht, wie folgt:
                           Wird bei der Kunsthefebereitung in der Brennerei als Anstellhefe die Presshefe oder
                              									Bäckerhefe, ein Gemisch von verschiedenen Hefenrassen, in welchem sich zuweilen wohl
                              									auch noch Bierhefe vorfindet, benutzt, so erreicht die erzeugte Kunsthefe ihre volle
                              									Kraft erst nach etwa sechsmaliger Weiterführung der Mutterhefe unter den
                              									Verhältnissen des Betriebes durch Aussonderung dem Saatgut anhaftender, schädlicher
                              									Spaltpilze und untüchtiger Hefenrassen. Diese Sonderung wird bewirkt dadurch:
                           1) Dass die Hefe nicht in Würzen, sondern in treberhaltigen Maischen, also unter
                              									Anregung durch indifferente Stoffe und unter gemässigter Bewegung wächst.
                           2) Dass die in dem gekühlten, sauren Hefengut vorhandenen sehr geringen
                              									Sauerstoffmengen sofort von der wachsenden Hefe verbraucht und damit dem Essig- und
                              									Kahmpilz die Entwickelungsbedingungen genommen werden.
                           3) Dass in Folge der Gegenwart der Milchsäure im Hefengut Brauereihefen und
                              									Fäulnisspilze nicht aufkommen.
                           4) Dass durch die benutzten hohen Gährtemperaturen ganz bestimmte Hefenrassen
                              									gefördert werden.
                           5) Dass ferner unter dem Einflüsse des hohen Alkoholgehaltes der Mutterhefe die
                              									Eliminirung aller Hefen und Spaltpilze sich vollzieht, welche einen solchen nicht
                              									ertragen können.
                           Der Verfasser knüpft dann an die in der Presshefefabrikation und der Brauerei
                              									beobachteten Verfahren der Hefegewinnung ähnliche Betrachtungen und kommt zu dem
                              									Schlusse, dass im Betriebe angewandte Reinhefe bei wiederholter Benutzung sich nicht
                              									verschlechtern darf, sondern vielmehr in Folge der schärferen Beobachtung der von
                              									ihm aufgestellten Gesetze der natürlichen Reinzucht reiner und besser werden
                              									muss.
                           In der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895 25 S.
                              									198, 26 S. 205 und 50 S. 395, liefern nun Munsche und
                                 										Auerbach einige Beiträge zur experimentellen Prüfung der Gesetze der natürlichen
                                 										Reinzucht. Ersterer versuchte aus einem Gemisch von obergähriger Hefe,
                              									Rasse II, und Brauereiunterhefe die Unterhefe dadurch zu entfernen, dass er beide
                              									Hefen in einer Maische von hoher Concentration und hohem und niedrigem Säuregehalt
                              									bei hoher Temperatur und schliesslichem, hohem Alkoholgehalt, also unter den
                              									Lebensbedingungen der Brennereihefe züchtete und 6mal weiter führte.
                              									Parallelversuche, unter den gleichen Verhältnissen mit den beiden in Betracht
                              									kommenden Reinhefen angestellt, sollten ausserdem einen Vergleich des Verlaufes der
                              									Gährung bei Benutzung der Reinhefen und der Mischhefe ermöglichen.
                           Bei der ersten Versuchsreihe bildeten hauptsächlich der hohe Alkoholgehalt und die
                              									hohen Gährtemperaturen die dem Wachsthum der Bierhefe ungünstigen Factoren. Die
                              									Resultate dieser Versuche bezüglich des Gährverlaufes sind in einer Tabelle
                              									zusammengestellt und zeigen, dass bei der 6tägigen Gährführung die Mischhefe den
                              									höchsten Alkoholgehalt erzeugte. Die Bierhefe blieb zunächst in dieser Beziehung
                              									hinter der Mischhefe und Rasse II zurück, erwies sich nach drei- und viermaliger Führung der
                              									Rasse II fast ebenbürtig, gab jedoch später wieder geringere Erträge.
                           Bei der mikroskopischen Untersuchung der Hefen konnte man in der Bierhefe einen sehr
                              									körnigen Inhalt und viele abgestorbene Zellen nachweisen; bei Rasse II waren die
                              									Zellen fast ausschliesslich gleichmässig durchscheinend; an lebenskräftigsten und
                              									gesundesten Zellen war indessen in der Mischhefe der grösste Procentsatz enthalten,
                              									und entsprechend diesem Procentsatz jener kräftigen Zellen lieferte die Mischhefe,
                              									so lange der Concurrenzkampf der beiden Rassen dauerte, bis zu dreimaliger Führung
                              									den höchsten Alkoholertrag; ebenso war der Verlauf der Gährung bis zu diesem
                              									Zeitpunkte durchaus verschieden von demjenigen der beiden Parallelversuche. Erst mit
                              									der vierten Führung nahmen die durch die Mischhefe hervorgerufenen
                              									Gährungserscheinungen dauernd den Charakter der Gährung mit Rasse II an, und
                              									gleichzeitig sank der Alkoholertrag auf die für letztere Hefe charakteristische
                              									Höhe. Jedenfalls war also die Bierhefe der Rasse II unterlegen, obwohl die
                              									Versuchsbedingungen keineswegs derart angeordnet waren, dass die Bierhefe zu Grunde
                              									gehen musste, denn die reine Bierhefe war bei dem Parallelversuch wohl geschwächt,
                              									aber keineswegs abgestorben. Den unumstösslichen Beweis für die Richtigkeit dieser
                              									Annahme führte der Verfasser sowohl nach einer von Lindner in der Bonner Brennereizeitung, 1891
                              									S. 910, beschriebenen Methode, welche darauf beruht, dass, abweichend von dem
                              									Verhalten der Presshefe unter gleichen Bedingungen, untergährige Bierhefe sich aus
                              									einer Flüssigkeit, in welcher sie durch Schütteln vertheilt ist, flockig absetzt,
                              									wie auch nach dem von Bau in der Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 1368, empfohlenen
                              									Gährverfahren mit Melitriose zum Nachweis von Unterhefe in Presshefe. Nach beiden
                              									Methoden konnten nicht die geringsten Spuren von Bierhefe in der viermal geführten
                              									Mischhefe mehr nachgewiesen werden.
                           Bei der zweiten in ähnlicher Weise angeordneten Versuchsreihe fügte Munsche den bei Reihe I benutzten der Bierhefe
                              									ungünstigen Bedingungen, hohem Alkoholgehalt und hohen Gährtemperaturen, noch einen
                              									weiteren nachtheiligen Factor in Form eines hohen Säuregehaltes der Maischen hinzu,
                              									und es war vorauszusehen, dass unter diesen Umständen die Unterdrückung der Bierhefe
                              									in der Mischhefe sich noch schneller vollziehen würde. Dass dies thatsächlich
                              									bereits nach der dritten Führung der Fall war, ging nicht nur aus dem Gährungsbild,
                              									sondern auch aus dem Gährversuch mit Melitriose unzweifelhaft hervor. – Verfasser
                              									folgert aus diesen Versuchsergebnissen, dass die Ansicht Delbrück's, das Kunsthefebereitungsverfahren in der Brennerei stelle ein
                              									System der natürlichen Hefereinzucht dar, richtig ist.
                           Im Anschluss an die vorstehend beschriebenen Versuche Mansche's prüfte Auerbach das Verhalten der Rasse
                                 										II bei Anwesenheit von grösseren und geringeren Säuremengen in den
                                 										Gährflüssigkeiten gegen aus Presshefe isolirte Kahmhefe mit dem Resultate,
                              									dass bei hohem Säuregehalt (1,8 Proc.) die Rasse II schon nach 2tägiger Gährung fast
                              									völlig unterdrückt war, während bei niedrigeren Säuregraden (0,4 Proc.) und hoher
                              									Concentration der gährenden Flüssigkeit, also der Möglichkeit der Bildung grosser
                              									Alkoholmengen, der Kahm während des gleichen Zeitraumes fast völlig verschwand. Bei
                              									Einhaltung dieser zuletzt erwähnten Bedingungen dürfte es also recht wohl gelingen,
                              									mit Kahmhefe inficirte Brennereihefe von ersterer zu befreien. Die Theorie Delbrück's bezüglich der natürlichen Hefereinzucht hat
                              									also auch in diesem Falle eine Bestätigung erfahren.
                           Zur Frage der Milchsäure- oder Flussäurehefe von
                                 										Wittelshöfer, Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895 23 S. 181.
                           Die Mittheilungen von Cluss bezüglich der praktischen
                              									Erfolge der Arbeitsweise ohne Säuerungsprocess mit nach Effront in Flussäure acclimatisirter Hefe, über welche wir in dieser
                              									Zeitschrift im Jahre 1895 Bd. 297 S. 141 berichtet haben, geben dem Verfasser
                              									Veranlassung, das alte Verfahren der Herstellung der Milchsäurehefe mit dem Effront'schen Verfahren zu vergleichen. Er bespricht
                              									die mit ersterem verbundenen Verluste an gährfähigem Material und die mit demselben
                              									in Folge der Ergebnisse der neuesten Forschungen auf diesem Gebiete, als welche die
                              									Einhaltung der günstigsten Säuerungstemperaturen, die nochmalige Sterilisation des
                              									gesäuerten Hefengutes, sowie dessen zweckmässigste Concentration und Vergährung zu
                              									nennen sind, erzielte Sicherheit des Betriebes und kann der Neuerung Effront's auf Grund der Resultate der Buirer Versuche
                              									eine technische Ueberlegenheit über die ältere Arbeitsweise, sowohl in Bezug auf die
                              									erzielten Alkoholausbeuten, als auch auf leichte, sichere und einfache
                              									Durchführbarkeit, nicht beimessen, sondern höchstens eine Gleichwerthigkeit beider
                              									Verfahren anerkennen. – Auch nachdem Verfasser (Zeitschrift
                                 										für Spiritusindustrie, 1895 25 S. 199) Gelegenheit hatte, das verbesserte
                              										Effront'sche Verfahren nach längerem, regelmässigem
                              									Betriebe in Buir kennen zu lernen, bleibt Wittelshöfer
                              									bei seiner früheren Ansicht, dass die neue Arbeitsweise für deutsche Verhältnisse
                              									nennenswerthe Vortheile nicht bieten dürfte, findet jedoch dieselbe jetzt zur
                              									Einführung in die Brennereien südlicher Länder geeignet, bezeichnet die Hefeführung
                              									nach den Angaben von Effront als ungemein einfach und
                              									nennt die Ausarbeitung des Verfahrens eine That von grosser, wissenschaftlicher
                              									Bedeutung, welche die Frage der Hefeführung ohne Einleitung der Milchsäuregährung
                              									zweifellos in vollständig befriedigender, praktisch durchführbarer Weise gelöst
                              									habe.
                           Scheibner, Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895 25 S.
                              									199, kommt zu ähnlichen Schlüssen, hält vor allen
                              									Dingen die Einführung des Verfahrens für unnöthig und nicht rentabel und empfiehlt,
                              										Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895 28 S. 221,
                              									die Darstellung von Kunsthefe unter Benutzung der natürlichen Reinzucht der
                              									Milchsäure und der Alkoholhefe.
                           Behrend, Hohenheim, Zeitschrift
                                 										für Spiritusindustrie, 1895, E.-H. S. 29, hat zur
                                 										Sicherung reiner Säuerung der ersten Hefenmaischen sich der von seinem
                                 										Mitarbeiter Lafár hergestellten Reinculturen des Milchsäureferments bedient
                              									und mit denselben unter gleichzeitiger Benutzung von Reinhefe im Betriebe gute
                              									Erfahrungen gemacht, ist aber dennoch der Ansicht, dass, wenn die Flussäure bei der
                              									Hefeführung die Rolle des reinen Milchsäurefermentes sicher auch für die ersten
                              									Hefenmaischen zu übernehmen vermag, die Verwendung derselben nach Effront einen enormen Fortschritt darstellen würde.
                           Cluss, Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895 26 S.
                              									206, verweist gegenüber den abfälligen Urtheilen über das
                                 										Flusssäureverfahren auch in seiner gegenwärtigen, vervollkommneten Gestalt
                              									auf den Umstand, dass dasselbe nach zuverlässigen Berichten aus Buir seit Monaten in
                              									jeder, also auch in
                              									pecuniärer Beziehung zufriedenstellende Resultate gegeben hat, erörtert nochmals
                              									dessen Vorzüge und richtet schliesslich an die deutsche Spiritusindustrie die
                              									eindringliche Mahnung, die Vortheile der neuen Arbeitsweise nicht allein dem
                              									Auslande zu überlassen. Ebenso ist Maercker, Zeltschrift für
                                 										Spiritusindustrie, 1895, E. H. S. 29, der
                                 										bestimmten Ueberzeugung, dass die Flussäure der beste Regulator des
                                 										Betriebes ist, und dass diese, wenn auch die Beseitigung der
                              									Milchsäuregährung nach den Vorschriften von Effront
                              									nicht eine colossale Steigerung der Alkoholerträge in ausgezeichnet geleiteten
                              									Brennereien zur Folge haben kann, doch sicher den Betrieb in grossartiger Weise
                              									erleichtert und vereinfacht, fast alle bisher bei der Hefebereitung geübten
                              									Vorsichtsmaassregeln überflüssig macht und die lästige Schaumgährung sicher
                              									beseitigt.
                           In einem Bericht über praktische Erfahrungen mit der
                                 										Flussäurehefe kommt Bücheler, Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895 28 S.
                              									221, welcher Gelegenheit hatte, nicht nur das in Bayern eingeführte, ältere Effront'sche Verfahren, sondern auch die Bereitung, die
                              									Führung und die Wirksamkeit der Effront'schen
                              									Flussäurehefe in der Brennerei von Villers bei Paris genau kennen zu lernen und
                              									endlich die Resultate einer bayerischen, 2 Monate hindurch mit Flussäurehefe
                              									arbeitenden Brennerei an 27 Versuchstagen zu controliren, auf Grund seiner
                              									Erfahrungen zu folgenden Schlüssen:
                           1) Die mit Flussäurehefe vergohrenen Maischen weisen dauernd günstigere
                              									Säureverhältnisse auf, als die mit Milchsäurehefe vergohrenen, denn bei allen an den
                              									27 Versuchstagen in der bayerischen Brennerei untersuchten Bottichen konnte eine
                              									Säurezunahme in den Maischen während und nach Beendigung der Gährung kaum
                              									nachgewiesen werden.
                           2) Frappant ist die Reinheit des mikroskopischen Bildes derartiger reifer Maischen,
                              									in welchen die Auffindung von Milchsäure- und Kugelbakterien nur schwierig
                              									gelang.
                           3) Der charakteristische Unterschied beider concurrirenden Hefen besteht darin, dass
                              									die Flussäurehefe ausnahmslos und ohne besondere Maassnahmen des Brennmeisters so
                              									niedrige Endsäuren zu erzielen vermag, wie die Milchsäurehefe sie nur in wenigen
                              									auserlesenen Brennereien bei Einhaltung ganz besonderer Vorsichtsmaassregeln und
                              									auch dann nur noch ausnahmsweise erreichen lässt.
                           4) Die Milchsäurehefe kann bezüglich der Unabhängigkeit von der Qualität der
                              									Rohmaterialien in eine Concurrenz mit der Effront'schen
                              									Flussäurehefe mit Aussicht auf dauernden Erfolg nur unter Aufbietung eines
                              									schwerfälligen Systems von Maassregeln zur Einschränkung der Säurebildung eintreten,
                              									als da sind: Gersten und Malzwäsche, Warmhalten des säuernden Hefengutes,
                              									Sterilisation der gesäuerten Hefenmaische und endlich die Ausschliessung der
                              									Infectionsgefahr durch die in der Luft schwebenden Keime.
                           Verfasser führt Beobachtungen an, welche darthun, dass Flussäurehefe selbst bei
                              									Anwendung total verschimmelten Malzes vorzüglich zu arbeiten vermag, und bespricht
                              									die verschiedene Accommodationsfähigkeit der Hefen verschiedener Abkunft der
                              									Flussäure gegenüber, welche beispielsweise gestattete, die Rasse II in der Praxis
                              									ohne die geringsten Betriebsstörungen an Flussäure zu gewöhnen, also im Betriebe
                              									allmählich von reiner Milchsäure- zu reiner Flussäurehefe überzugehen. Da in Bayern
                              									seit Jahren mit gleichzeitig milch- und flussauren Hefen sehr vortheilhaft
                              									gearbeitet wird, wird man dort nach diesen erfreulichen Erfahrungen jedenfalls
                              									baldigst mit allen Halbheiten in der Flussäureanwendung brechen.
                           In der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895 23 S.
                              									185, macht Moller neuerdings ausführliche Mittheilungen über
                                 										sein bereits von uns im letzten Berichte dieser Zeitschrift, Bd. 297 S.
                              									142, kurz erwähntes Verfahren der Kunsthefebereitung unter
                                 										Anwendung des elektrischen Stromes (D. R. P. Nr. 81228 vom 21. Februar
                              									1894). Zweck der Erfindung ist die Umgehung der Milchsäuregährung bei der
                              									Hefenbereitung und die dauernde Fortführung und Reinhaltung einmal in den Betrieb
                              									eingeführter Hefe oder auch die Isolirung von Hefen desselben Aussehens und
                              									derselben Gährkraft aus Gemengen verschiedener Rassen und die Erzielung einer
                              									normalen, reinen Gährung. – Der Erfinder beobachtete, dass verschiedene Arten von
                              									Spross- und Spaltpilzen gegen elektrische Ströme eine verschiedene Widerstandskraft
                              									zeigen, und stellte fest, dass Buttersäurebakterien bereits durch einen Strom von 2
                              									Ampère vernichtet werden und Milchsäurebakterien bei 3 Ampère zu Grunde gehen,
                              									während ein Strom von 5 Ampère Stärke bei einer Einwirkungsdauer von 15 Minuten die
                              									Entwickelung der Arten von Sacch. cerevisiae günstig beeinflusst. Auf Grund dieser
                              									Beobachtungen hat Moller sein Verfahren ausgearbeitet;
                              									er elektrisirt die unmittelbar nach dem Verzuckerungsprocess auf die
                              									Anstelltemperatur von 15 bis 18° C. zu kühlende Maische während der ganzen Dauer der
                              									Kühlung mittels eines Stromes von 5 Ampère und zwar je nach den verwendeten Maisch-
                              									und Kühlapparaten in verschiedener Weise, z.B. durch Einhängen von Zinkblech- oder
                              									Aluminiumelektroden in die Maische, derart, dass die Anode auf dem Boden des
                              									Gefässes, die Kathode aber auf der Oberfläche der Maische aufliegt; durch Verbindung
                              									mit der Leitung können auch eventuell die Kühlschlangen oder Kühltaschen als Anode
                              									benutzt werden. Gleichzeitig behandelt er die aufbewahrte Anstellhefe durch directe
                              									Einschaltung des metallenen Hefegefässes in den positiven Stromkreis mit einem Strom
                              									von gleicher Stärke so lange, bis die fremden Fermente abgetödtet erscheinen, für
                              									welchen Zweck meistens eine Einwirkungsdauer von 15 Minuten genügt. Die so
                              									gereinigte Hefe wird dann mit der gekühlten und ebenfalls elektrisirten Maische
                              									vorgestellt und auch während der sofort eintretenden, rapiden Gährung und
                              									Hefevermehrung die elektrische Behandlung mit einem Strom von für die gewünschte
                              									Hefegattung passender, vorher ermittelter Stärke nicht unterbrochen. Man erzielt auf
                              									diesem Wege eine grosse Menge einer reinen, gährkräftigen Hefe von ganz bestimmter
                              									Form, welche der gekühlten Hauptmaische ohne Weiteres zugesetzt werden und in dieser
                              									nur eine entsprechend reine, günstig verlaufende Gährung hervorrufen kann.
                           Für sein Hefebereitungsverfahren nimmt Moller folgende
                              									Vortheile in Anspruch:
                           1) Der Process wird um die volle Säuerungsdauer des Hefengutes abgekürzt.
                           2) Die sonst durch Nebengährungen veranlassten Verluste an gährungsfähigem Material
                              									kommen in Wegfall, und hierdurch wird eine Mehrausbeute von mindestens 5 Proc. des
                              									eingemaischten Stärkemehls erzielt.
                           3) Die Gährung verläuft vollständig normal und ohne Schaumbildung.
                           
                           4) Der sich an der Anode entwickelnde Sauerstoff begünstigt die Vermehrung der
                              									Hefe und macht ein Lüften entbehrlich.
                           5) Die dargestellte Hefe weist überwiegend die gewünschten Zellformen auf.
                           6) Der resultirende Alkohol ist fuselfrei und ungleich reiner, als der nach den
                              									übrigen Verfahren erzielte, besitzt also einen entsprechend höheren Werth.
                           Ausführliche Mittheilungen über Spiritus- und
                                 										Presshefefabrikation in den Vereinigten Staaten von Nordamerika macht Saare in
                                 										der Zeitschrift für Spiritusindustrie', 1895 10 S. 77, 13 S. 102, 14 S.
                              									109, 15 S. 118.
                           Verfasser hatte im Herbste 1894 im Auftrage des Vereins der Stärkeinteressenten eine
                              									Reise nach Amerika zwecks Studiums der Stärke- und Stärkezuckerfabrikation u.s.w.
                              									unternommen, und bemühte sich, gleichzeitig die Gährungsgewerbe Nordamerikas kennen
                              									zu lernen. Die Resultate dieser Bestrebungen gibt Saare
                              									in einem Ueberblick über die im Jahre 1893 von den Brennereien verarbeiteten
                              									Rohmaterialien, die Production an Alkohol von 1886 bis 1893, die Einfuhr und Ausfuhr
                              									und den Verbrauch auf den Kopf der Bevölkerung während dieses Zeitraumes; er
                              									bespricht ferner die Steuerverhältnisse und den Vertrieb der Spirituosen durch den
                              									Whisky-Trust (Spiritusring), dessen Hauptzweck die Verbilligung und Regulirung der
                              									Production neben Beeinflussung der Preise des Fabrikates bildet, und legt
                              									schliesslich seine technischen Erfahrungen in drei Abschnitten über Whiskybereitung,
                              									über das Takamineverfahren, sowie über die Presshefefabrikation nieder. Bezüglich
                              									der Einzelheiten müssen wir auf die Originalabhandlungen verweisen.
                           Verfahren zur Herstellung von Fermenten für die Umwandlung
                                 										von Stärke in Zucker und zur Einleitung der alkoholischen Gährung von Jokichi
                                 										Takamine in Chicago (D. R. P. Nr. 79763 vom 22. October 1891). Nach Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1895 28 S. 223.
                           Die Herstellung diastatischer und alkoholischer Fermente, sowie die Gewinnung zur
                              									Aussaat bestimmter Pilzsporen aus Eurotium oryzae, Aspergillus- und Mucor-Arten
                              									(Takakoji, Takamoto und Takamoyaschi) erfolgt auf einem Nährboden von Kleie. Die
                              									Züchtung von gereiften Pilzsporen (Takamoyaschi) wird in der Weise bewirkt, dass
                              									einer zunächst mit Wasser angefeuchteten und dann bei 100° gedämpften Kleie 1 bis 5
                              									Gew.-Th. einer schwach alkalisch gemachten Salzmischung aus Kalium-, Calcium-,
                              									Magnesiumsalzen, Phosphaten und Stickstoffsalzen zugesetzt werden. Dieses Gemisch
                              									mengt man nach dem Abkühlen auf 20 bis 30° mit einer geringen Menge von Pilzsporen
                              									und lässt dann die Entwickelung des Pilzes bis zur vollständigen Reife innerhalb 3
                              									bis 6 Tagen bei einer Temperatur von 20 bis 30° sich vollziehen. Die resultirenden,
                              									pulverförmigen Sporen können mit indifferenten, hygroskopischen, zerkleinerten
                              									Substanzen gemischt und aufbewahrt werden.
                           Die Bereitung des diastatischen Fermentes (Takakoji) bewerkstelligt man durch Aussaat
                              									einer geringen Menge Pilzsporen auf in gleicher Weise vorbereiteter Kleie, lässt
                              									aber die Pilze rasch bei 30 bis 45° innerhalb 30 bis 60 Stunden sich nur soweit
                              									entwickeln, dass an den aus den Sporen gesprossenen Härchen kleine Köpfe sich
                              									bilden, und unterbricht dann deren Wachsthum durch Wenden und Abkühlen auf etwa 20°.
                              									Durch Auslaugen des Fermentes mit Wasser kann man Diastaseextract gewinnen und
                              									dasselbe allenfalls im Vacuum concentriren.
                           Trennt man den Takakoji von seinem Nährboden und lässt denselben in einer
                              									verzuckerten Maische bei 20 bis 35° vegetiren, so erhält man das alkoholische
                              									Ferment (Takamoto), mittels dessen starke, alkoholische Flüssigkeiten in der Weise
                              									erzeugt werden können, dass während der Vergährung entsprechende Mengen von Zucker
                              									oder auch von Stärke unter Beigabe von Takakoji oder Takakojiextract hinzugefügt
                              									werden.
                           Ueber eine Dextrin vergährende Hefe berichtet Delbrück
                              									in einem Vortrage, gehalten in der Generalversammlung des Vereins der
                              									Spiritusfabrikanten, Zeitschrift für Spiritusindustrie,
                              									1895, E.-H. S. 26, wie folgt: Die Untersuchungen Delbrück's und anderer über die Hefen Saaz und Frohberg hatten gezeigt,
                              									dass es Hefen gibt, welche nur Maltose, und andere, welche ausserdem noch Isomaltose
                              									vergähren können. Englische Forscher konnten in Hefen mit den zuletzt aufgeführten
                              									Eigenschaften, zu denen auch die Rasse II gehört, ein Enzym mit verzuckernden
                              									Eigenschaften nachweisen. Delbrück stellte sich nunmehr
                              									die Aufgabe, Rassen aufzusuchen, welche neben Maltose und Isomaltose noch Dextrine
                              									zu vergähren vermögen. Auf seine Anregung hat nun Rothenbach eine von Lindner aus dem Negerbier
                              									isolirte eigenthümliche, und unter dem Namen Sacch. Pombe beschriebene Hefenart,
                              									eine Spalthefe, bezüglich ihrer Gährkraft mit Rasse II verglichen und feststellen
                              									können, dass dieselbe in diastasefreien 14procentigen Malz würzen eine Endvergährung
                              									von 2° am Saccharometer erzeugte, während Rasse II nur eine solche von 4° erreichte.
                              									Da die letztere sämmtlichen Zucker vergährt, musste diese Ueberlegenheit der
                              									Pombehefe der Vergährung von Dextrin zugeschrieben werden. Bei Parallelversuchen mit
                              									24procentigen diastasefreien und 28,6procentigen diastasehaltigen Maischen zeigte
                              									sie den gleichen Vorzug. Stärkste Dickmaischen von 33,6 Proc. wurden von Rasse II
                              									auf 12,2° Saccharometer, von Pombe 10,7° und von einem im späteren Verlauf der
                              									Gährung hergestellten Gemisch der Rasse II und Pombe auf 7,3° vergohren. In einem
                              									gleichen Falle erreichte man in 27,7procentiger Maische eine Endvergährung von 1,4°,
                              									entsprechend einem Alkoholgehalt von 15,4 Proc. Die neue Hefe erzeugt nicht
                              									unbedeutende Quantitäten Säure, vermag sich aber aus diesem Grunde anderer
                              									säurebildender Spaltpilze leicht zu erwehren; so vergohr sie stark angesäuerte
                              									29procentige Maischen mit 0,7, 1,9, 3,1 Anfangssäure, in welchen Hefe Frohberg und
                              									Rasse II ihre Gährthätigkeit nur noch äusserst mangelhaft ausüben konnten, bis auf
                              									1,6° resp. 3,7° und 4,7°. Diese Eigenschaften veranlassten Delbrück zu Versuchen im Grossbetriebe, welche jedoch bisher zu den
                              									erhofften Resultaten deshalb nicht führten, weil sich Infection mit Rasse II
                              									einstellte und diese die neue Hefe schnell überwucherte. Für die nächste Campagne
                              									stellt Delbrück indessen weitere derartige Versuche in
                              									Aussicht, über deren Verlauf er jedenfalls berichten wird.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)