| Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. | 
| Autor: | Alfred Haussner | 
| Fundstelle: | Band 301, Jahrgang 1896, S. 169 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neuerungen in der
                           								Papierfabrikation.
                        Von Prof. Alfred
                                 									Haussner, Brünn.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 145 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        
                     
                        
                           Mehrsiebmaschinen.
                           Das Streben nach grosser Production bei thunlichst herabgeminderten Kosten hat für
                              									die Erzeugung von Papier zu immer weitergehender Erhöhung der Arbeitsgeschwindigkeit
                              									geführt, wovon schon weiter oben gesprochen worden ist. Für die Erzeugung von sehr
                              									dicken Papieren, bezieh. Kartons und Pappen, sind zur Erfüllung ähnlicher Wünsche in
                              									neuester Zeit Mehrsiebmaschinen aufgekommen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 169
                              Fig. 45.Langsiebpapiermaschine von Füllner.
                              
                           So bringt Eugen Füllner in Warmbrunn nach D. R. P. Nr.
                              									73088 eine Vereinigung dreier Langsiebpapiermaschinen. Wir sehen in Fig. 45, nur in ganz einfachen Linien angedeutet, in
                              									dem Theile I die erste der Langsiebmaschinen mit
                              									Stoffzulauf a1, Sieb
                              										s1, Registerwalzen
                              										b1, Deckelriemen
                              										c1, den beiden
                              									Saugapparaten d1,
                              									endlich die Gautschpresse A. Bei dieser schliesst sich
                              									nun, während Maschine I von links herüber arbeitet, von
                              									rechts die Maschine II von ganz ähnlicher Einrichtung,
                              									wie eben für I geschildert, an. Theile, welche dabei
                              									dem gleichen Zweck zu dienen haben, sind mit denselben Buchstaben und dem Zeiger 2 versehen. Weil nun in der Gautschpresse A die beiden, in I und II gebildeten Stoffbahnen unter Druck zusammenkommen,
                              									so werden sie zu einer einzigen Stoffbahn vereinigt, welche mit dem Siebe s2 weiter über die
                              									Ablenkungswalze E geht, um in den Pressen DD1... mit einer von
                              									der Siebpartie III (welche auch ganz analog wie bei I bezeichnet ist) kommenden Papierbahn zu einer
                              									dreifachen Pappe zusammenzugautschen, so dass endlich die Schlussgautschpresse B eine befriedigend zusammenhängende Bahn verlässt. Wie
                              									leicht einzusehen, kann man auf einer solchen Maschine Pappenstärken erzielen, wie
                              									sie bisher auf Langsiebmaschinen durchaus nicht erreicht werden konnten; statt
                              									mehrere Bahnen zusammenzuleimen, wie es heute so häufig geschieht, liefert diese
                              									Maschine die Pappen schon fertig kaschirt; endlich unterliegt es keinem Anstände,
                              									stärkeres Papier, Cartons u. dgl. so herzustellen, dass auf den beiden Aussenseiten
                              									Stoff von beliebiger Farbe und Qualität und im Innern etwa ein minderwerthiger,
                              									als Fülle zu betrachtender Stoff sich befindet. Dabei erhält ein solcher Carton all
                              									jene vorzüglichen Eigenschaften bezüglich der Festigkeit, wegen guter Verfilzung der
                              									Faser, wie sie in Folge der Herstellung auf der Langsiebpapiermaschine bei
                              									gutgeleiteter Fabrikation nothwendiger Weise folgen.
                           Mittels einer Zweicylindersiebmaschine vereinigt Charles S.
                                 										Bird in Walpole nach amerikanischem Patent Nr. 514059 zwei Papierbahnen so,
                              									dass nur ein loser Zusammenhang zwischen den beiden Bahnen besteht, weil die eine
                              									Bahn vor ihrer Vereinigung mit der anderen über eine Walze streift, welche in
                              									Thonwasser taucht. Der Zweck ist der, das erzielte Papier, welches für gewisse
                              									Tapeten verwendet werden soll, beim Prägen derselben widerstandsfähiger zu machen
                              									und doch die eine Bahn leicht ablösen zu können, wenn die Tapete beim Aufkleben
                              									nicht so steif sein soll. Um farbige Cartons aus einzelnen Bahnen ohne besonderes
                              									Klebmittel, vielmehr durch Zusammengautschen zu bilden, lässt Diedrich J. H. Helmers in Moys nach D. R. P. Nr. 72323
                              									eine Kernpappe gesondert von den beiden Aussenblättern auf drei Rundsiebmaschinen
                              									entstehen und leitet diese drei Theile durch geeignet angebrachte Filze in dieselbe
                              									Gautschpresse, wo der Druck der Walzen die Theile wie gewünscht vereinigt.
                           Das Grossartigste, was aber bisher durch Vereinigung mehrerer Einzelmaschinen
                              									geleistet worden sein dürfte, ist die in der Fabrik der National Metal Edge Co. in Readsboro arbeitende, von der berühmten
                              									Maschinenfabrik The Pusey and Jones Co. in Wilmington
                              									hergestellte mehrfache Rundsiebmaschine mit zwölf papierbildenden Cylindern 1 bis 12 (Fig. 46). Sechs Cylinder, 1 bis 6, finden sich im ersten Stockwerke,
                              									sechs weitere, 7 bis 12,
                              									zu ebener Erde, eine Anordnung, welche hauptsächlich deshalb getroffen worden ist,
                              									um den Filz nicht so lang zu bekommen, wie es bei dem Zusammenstellen aller zwölf
                              									Siebcylinder in einer Reihe nothwendiger Weise folgen würde. Was nun die Vereinigung
                              									der durch die zwölf Siebcylinder gebildeten Papierbahnen anbelangt, so bemerken wir,
                              									dass der Filz a, in nahezu gerader Linie über die
                              									oberen Scheitel der Siebcylinder 1 bis 6 gehend, die Bahnen unter Zuhilfenahme einer
                              									Gautschwalze bei jedem Siebcylinder ohne weiteres vereinigt und gegen g zu den Pressen führt, während ganz analog unten der
                              									Filz b die Bahnen von den Siebcylindern 7 bis 12 von den oberen
                              									Scheiteln der Cylinder unter Zuhilfenahme von Walzen zusammengautscht und dann auch
                              									nach aufwärts gegen g bringt, wo die sechsfache Bahn
                              									von a und jene von b
                              									vereinigt und, zwischen den beiden Filzen gefasst, durch die Nasspressen 13 bis 23 gehen. Filz a kehrt dann über die Oberwalze von 23 zurück, Filz b über die
                              									Unterwalze, während die Pappebahn P durch die Presse
                              										24 ohne die Filze und dann weiter zu den 50
                              									Trockencylindern von, abgesehen von der riesigen Zahl derselben, ähnlicher Anordnung
                              									geht, wie sie bei Langsiebpapiermaschinen üblich ist. Die ungewohnt hohe Zahl der
                              									Pressen hat sich als nothwendig gezeigt, um den Druck von einem verhältnissmässig
                              									sehr kleinen Werthe ganz allmählich anwachsen lassen zu können in dem Maasse, wie
                              									die Festigkeit der Pappe durch die Entwässerung wächst. Bei der ersten Ausführung
                              									einer derartigen Maschine hat sich eben gezeigt, dass bei weniger Pressen schon
                              									anfänglich ein so hoher Druck angewendet werden musste, dass die noch nicht sehr
                              									widerstandsfähige Pappe einfach zerquetscht wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 170
                              Fig. 46.Rundsiebmaschine von der Pusey and Jones Co.
                              
                           Auch aus der Natur des verarbeiteten Materials hervorgehenden Erwägungen erklärt sich
                              									die grosse Zahl der Trockencylinder. Es wäre ganz unmöglich, brauchbare Pappen zu
                              									erhalten, wenn die in der vorbeschriebenen Weise gebildete Bahn nicht ganz
                              									allmählich getrocknet würde. Nach den Trockencylindern wird die Pappe in grossen
                              									Kalandern geglättet und dann entweder aufgewickelt oder aber durch geeignete
                              									Schneidwerke sogleich in Bogen geschnitten. In der Quelle, Papierzeitung, Jahr 1894 S. 1254 ff., findet sich auch die Angabe, dass
                              									Proben von auf dieser Maschine aus gedämpftem Holzschliff 1,5 mm stark hergestellter
                              									Pappe anscheinend an Güte nichts zu wünschen übrig lassen. Selbstredend kann sich
                              									die Anlage einer solchen Riesenmaschine nur für Gegenden empfehlen, in welchen das
                              									Rohmaterial leicht und billig in genügend grosser Menge zu haben ist und – wo auch
                              									auf genügenden Absatz für die Riesenquantität der von der Maschine hergestellten
                              									Pappen, 40000 k in 24 Stunden, gehofft werden kann. Zur Bedienung der Maschine sind
                              									zwei bis vier Maschinenführer und etwa noch zwei andere Arbeitskräfte
                              									erforderlich.
                           
                        
                           Glätten.
                           Für die nachgiebigen Walzen der Kalander empfiehlt Herbert J.
                                 										Frink in Holyoke nach amerikanischem Patent Nr. 511606 die folgende
                              									Construction. Auf der Achse a der Walze (Fig. 47) werden vorerst Lagen oder Kuchen aus
                              									Baumwolle o. dgl. zwischen eisernen Ringen d lose
                              									aufgeschoben und dann mit kräftigem Druck gepresst. Zum Festhalten der gepressten
                              									Masse dient irgend einer der bekannten Verschlüsse, z.B., wie in der Figur
                              									gezeichnet, ein solcher, welcher aus Ring C,
                              									Einsatzstück C1 auf dem
                              									konisch gedrehten Theil a1 der Welle und, weil C1 offenbar, um es überhaupt aufschieben zu können,
                              									zweitheilig sein muss, dem warm aufzuziehenden Ring C2 besteht. Nur die Eisenringe d, welche gerauht oder auch noch am Rande gezahnt
                              									hergestellt sein können und welche mit Nasen d1 in Nuthen der Welle a
                              									greifen, wodurch sie sicher drehend mitgenommen werden, unterscheiden diese
                              									Construction von den sonst ziemlich allgemein üblichen. Diese Ringe können aber ganz
                              									gut wirken, weil sie durch ihre Rauhigkeit oder ihre Zähnelung die stark angepresste
                              									Fasermasse gut mitnehmen. Das Abdrehen der Walzen wird durch die Ringe d keineswegs verhindert, weil sie im Durchmesser
                              									merklich kleiner als die Baumwolle gemacht werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 170
                              Fig. 47.Frink's Walzen.
                              
                           Um bei Walzenglättwerken auch mattirtes Aussehen des Papieres bekommen zu können, wie
                              									es insbesonders für manche Photographien gewünscht wird, schlägt Hans Brand in Bayreuth nach D. R. P. Nr. 72599 vor,
                              									eine oder beide Walzen, zwischen welchen das Papier unter Druck hindurchgehen soll,
                              									rauh zu machen und zu heizen, etwa dadurch, dass man die Walzen hohl macht und durch
                              									die hohlen Zapfen warme Gase einleitet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 170
                              Fig. 48.Aussperrung des Glättwerkes von Luhn.
                              
                           Bei Kalandern, ebenso wohl wie z.B. bei Schneidmaschinen u. dgl., kommen
                              									Bändchenführungen nicht selten vor (1892 286 134). Solche
                              									Bändchen verursachen aber, wenn sie reissen und in diesem Zustand an ungehöriger
                              									Stelle zwischen die Walzen kommen, manches Unheil. Eine Vorkehrung, welche das
                              									Glättwerk zum Stillstande bringt oder wenigstens ein vernehmbares Zeichen gibt, wenn
                              									ein solches Bändchen reisst, ist deshalb zu empfehlen. Eine einfache Einrichtung
                              									hierfür finden wir im D. R. P. Nr. 71387 von Peter Luhn
                              									in Leipzig. Reisst das Bändchen A (Fig. 48), so fällt ein Ende auf den einarmigen Hebel
                              										M, drückt denselben und die schwache Feder k nieder, bis er den Anschlag E berührt.
                              									Weil nun die Achse von M und der Anschlag E mit den entgegengesetzten Polen einer Stromquelle
                              									verbunden sind, in deren Leitungskreis ein Klingelapparat eingeschaltet ist, so wird
                              									thatsächlich der beabsichtigte Zweck erreicht. Natürlich ist es schliesslich auch
                              									durchführbar, schon bei merklichem Schlaffwerden des Bändchens A die Sicherheitsvorrichtung wirken zu lassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 171
                              Fig. 49.Glättmaschine von Müller.
                              
                           Für das Glätten von Pappen, Presspähnen u. dgl. führt die Maschinenfabrik von Friedrich Müller in Potschappel-Dresden eine
                              									Glättmaschine mit Glättstein aus, deren principielle Einrichtung aus der
                              									schematischen Skizze Fig. 49 zu erkennen ist (vgl.
                              									hierzu 1892 286 53). Der Glättstein A befindet sich an der Stange A und wirkt, indem er auf der Pappe P auf dem
                              									Tische T aufruht, dadurch, dass er mittels Pleuelstange
                              										L und Kurbel M hin und
                              									her gezogen wird. Natürlich ist dabei K geführt unter
                              									anderem durch Röllchen H, welche auf Stangen G fahren. Die Schienen G
                              									sind aber nicht unveränderlich im Gestelle befestigt, sondern durch Hebelarme E1E2 gestützt. An die
                              									Achse des Hebels E1
                              									schliesst sich aber ein zweiter Arm D, an dessen Ende
                              									die Zugstange C hängt, welche weiter unten den Hebel
                              										B mit Fusstritt F
                              									erfasst. In Folge der Feder N ist das Streben
                              									vorhanden, B zu heben, also wegen der geschilderten
                              									Verbindung die Schienen G, also schliesslich auch den
                              									Glättstein A herabzulassen. Wenn man jedoch,
                              									unbeschadet der weitergehenden Schubstangenkurbelbewegung, das Glätten unterbrechen
                              									will, z.B. um eine Pappe heraus- und eine andere hineinzugeben, so tritt man auf F, senkt also B, C,
                              									Hebelarm D, hebt aber E1 also auch G und
                              									schliesslich den Glättstein A.
                           
                        
                           Schneidmaschinen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 171
                              Längsschneider von Pope.
                              
                           Für den in der Hauptsache nicht abzuändernden Längsschneider finden wir einen, durch einige Einzelheiten sich von den
                              									bisherigen unterscheidenden im amerikanischen Patent Nr. 516746 von Charles E. Pope in Kaukauna (vgl. 1892 286 53). Die beiden Schneidscheiben D und G (Fig. 50 und 51) besitzen die übliche
                              									Form, und zwar ist D als Verstärkung eines auf der
                              									Welle C durch Fixirschräubchen festgestellten Muffes
                              									ausgebildet, während die obere Scheibe G auf einem Dorn
                              										g sitzt zwischen zwei Muffen H und I.
                           Der Dorn g bildet somit die Drehungsachse für das
                              									Stahlblatt G und ist an den Arm F gehängt, welcher die beiden Lappen e durch seine Verlängerung, die Schraubenspindel f durchdringt und mittels Klemmutter k festgehalten wird. Die Lappen e gehören zu einem Ringe E, welcher sich um
                              									die Welle B legt und rückwärts von einem Schräubchen
                              										m durchdrungen wird, das mit seinem Ende in eine,
                              									in B gehobelte Längsnuth taucht. Dadurch ist der ganze
                              									obere Schneidscheibenhalter gezwungen, senkrecht herabzuhängen, selbst dann, wenn,
                              									um die Stellung der oberen Scheibe zu verändern, die Klemmung durch Lüften der
                              									Schraube k aufgehoben wird. Es befindet sich somit die
                              									Scheibe G jederzeit in der richtigen Lage, gleichgültig
                              									an welche Stelle die Scheibe G zur Erzielung einer
                              									gewissen Bahnbreite gestellt wird.
                           Bei dem Längsschneider der Gandenberger Maschinenfabrik G.
                                 										Goebel in Darmstadt nach D. R. P. Nr. 75245 wird Papier in viele
                              									Längsstreifen geschnitten und diese werden dann neben einander auf eine Walze
                              									gewickelt. Wir sehen in Fig.
                                 										52 und 53 die
                              									Schneidscheiben B auf der Welle A, mittels der Federn C ununterbrochen
                              									angedrückt an die eine Seite D von in die starke Welle
                              										F eingedrehten Nuthen E. Die schmalen Streifen, welche solcherart aus der Bahn P geschnitten werden, finden bis zum Uebergange auf die
                              									Walze H an den vorstehenden Ringen J der Welle F Führung, so
                              									dass zu erwarten steht, dass die einzelnen Papierbändchen sich regelmässig neben
                              									einander zu dem Wickel W auf derselben Welle Z bilden werden. (Vgl. hierzu übrigens die
                              									Wickelvorrichtung weiter Oben von J. H Spoerl,
                              									Fig. 38.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 171
                              Längsschneider von Goebel.
                              
                           Für Querschneider finden wir eine ganz interessante
                              									Einzelheit von C. G. Haubold jr. in Chemnitz im D. R.
                              									P. Nr. 81330. Insbesondere beim Schneiden von sehr dünnen Papieren kann diese
                              									Vorkehrung gute Dienste leisten. Es ist bekannt und wurde auch in früheren Berichten
                              									ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Papier in unmittelbarer Nähe des Messers
                              									kräftig geklemmt werden muss, wenn ein reiner Querschnitt erfolgen soll. Diese
                              									nothwendige Klemmung verursacht nun hier und da, insbesondere bei sehr feinen,
                              									leichten Papieren, dass dieselben an einem der Pressbalken hängen bleiben und, wenn
                              									nach einem erfolgten Schnitte das Pressmaul geöffnet wird, um die Bahn zur Erzielung
                              									eines neuen Bogens weiter vorzuschieben, sich stauchen, was natürlich unzukömmlich
                              									ist. Gefährlich bei ununterbrochener Arbeit solcher Querschneider wäre es, wenn der
                              									Arbeiter von Hand aus das festgeklebte Papier lösen wollte. Deshalb schlägt Haubold Luftströme vor, welche durch geeignete Düsen
                              									unmittelbar an den Pressflächen vorüber geführt werden, also zwischen unterem Backen
                              									und dem Papier und zwischen oberem Backen und dem Papier streichen. Statt dieser Art
                              									der Ausführung kann die wesentlich einfachere, auch von Haubold angegebene Platz greifen, dass man die Pressbalken hohl herstellt,
                              									in diese comprimirte Luft einführt, welche durch Bohrungen nach unten bezieh. oben
                              									an das Papier tritt und dieses sanft von den Pressbalken löst.
                           Um das Papier möglichst rasch in derjenigen Form zu schneiden, welche für
                              									die Herstellung von Briefumschlägen nothwendig ist, schlägt John A. Hess in Philadelphia im amerikanischen Patent Nr. 518647
                              									Schneidwalzen vor, von denen die untere gehärtet ist und Nuthen so eingearbeitet
                              									besitzt, dass sie der Form der herzustellenden Umschläge entsprechen. Die obere
                              									Walze ist weich gelassen und enthält in Folge geeigneter Gravirung die
                              									Gegenschneidkanten, natürlich in entsprechendem Eingriff mit den Schneidkanten in
                              									der Unterwalze. Das durchgeschickte Papier wird dann in die gewünschte Form
                              									geschnitten. Für die Haltbarkeit der Einrichtung dürfte die ungehärtete Schneidwalze
                              									nicht unbedenklich sein. Ganz amerikanisch ist aber die Idee, abgenützte
                              									Schneidflächen der weichen Walze dadurch wieder brauchbar zu machen, dass man mit
                              									Hilfe eines Stemmers das weiche Material vom Rande in die bezügliche Nuthe etwas
                              									hineinstaucht, dann beide Walzen zusammen arbeiten lässt, wodurch die harten,
                              									scharfen Kanten der Unterwalze sich selbst die richtigen Flächen in der weichen
                              									Walze herausarbeiten sollen.
                           
                        
                           Herstellung verschiedener Papiere und Pappen.
                           
                              a) Gefärbte Papiere.
                              Statt der so wenig lichtbeständigen Anilinfarben werden heute vielfach
                                 										Anthracenfarben, Alizarine, gebraucht, von welchen man manche vollständig
                                 										lichtechte Farblacke gewinnen kann. So finden wir ein Recept für ein haltbares Rosa in der Papierzeitung, 1895 S. 215. Man mischt eine Lösung von phosphorsaurem
                                 										Natron, Soda und Türkischrothöl im Verhältniss 5 : 2 : 1 mit einer
                                 										entsprechenden Menge Wasser und fügt dann etwas zinnsaures Natron hinzu. Zur
                                 										Rosafärbung wird nun Azarin in Lösung, mit etwa dem
                                 										dritten Theil Alaunlösung versetzt, benutzt. Das Azaringemisch wird nun unter
                                 										Umrühren zu der Mischung, welche eben früher erwähnt wurde, gebracht. Nach
                                 										3stündigem Kochen erhält man einen Niederschlag, welcher mit einer heissen
                                 										Sodalösung und dann mit kaltem Wasser zu waschen ist. Der so zu gewinnende echte
                                 										Farblack wird mit Blanc fixe und Leimlösung versetzt und in üblicher Weise
                                 										gestrichen.
                              Aber auch das Färben im Holländer wird mit Anthracenfarben ausgeführt und werden
                                 										dieselben am billigsten fixirt durch Behandeln des Papierstoffes mit eisenfreiem
                                 										Alaun und Weinstein.
                              Statt des Blanc fixe wird neuestens das sogen. Satinweiss in der Bunt- bezieh. Chromo-Papierfabrikation empfohlen
                                 										(vgl. Papierzeitung, 1895 S. 92). Satinweiss
                                 										besteht aus 30 Thl. Thonerdehydrat und 70 Thl. schwefelsaurem Baryt. Es gibt dem
                                 										Papiere schöne Weisse und angenehmen Glanz. Satinweiss wird durch
                                 										Wechselreaction entsprechender Salze gebildet, braucht weniger Leim zu seiner
                                 										Befestigung auf dem Papiere und genügt davon eine geringere Menge als von Blanc
                                 										fixe. Aber nicht bloss zum Streichen ist Satinweiss geeignet, sondern es bildet
                                 										auch einen ganz zweckmässigen Zusatz zu dem Ganzzeug im Holländer. Gleichzeitig
                                 										mit dem Satinweiss lassen sich auch ganz gut säurebeständige Anilinfarben
                                 										verwenden.
                              Eine haltbare und geruchlose thierische Leimgallerte
                                 										wird für streichbare Farben von Erich Brand in
                                 										Rostock nach D. R. P. Nr. 71488 empfohlen. Diese Leimgallerte soll ganz geeignet
                                 										sein, um schon im gallertartigen Zustande versendet zu werden, ohne
                                 										befürchten zu müssen, dass dieselbe verderbe.
                              Allerdings darf nicht übersehen werden, dass eine solche Leimgallerte wohl manche
                                 										Bequemlichkeiten bietet gegenüber den trockenen glasartigen Leimtafeln, welche
                                 										für den Gebrauch erst immer aufgequollen werden müssen, dass aber das Gewicht
                                 										der noch viel Feuchtigkeit enthaltenden Leimgallerte für analoge Verhältnisse
                                 										entsprechend höher als das des getrockneten Leimes ist. Der Erfinder behauptet
                                 										nun, dass seine Leimgallerte auch günstige Wirkungen auf die damit präparirten
                                 										Farben ausübe. Die Farben sollen selbst unter ungünstigen Verhältnissen
                                 										dauerhaft und beständig sein. Die Leimgallerte wird in der Weise hergestellt,
                                 										dass man in Wasser aufgelösten Borax in siedendem Zustande Potasche zugibt und
                                 										diese Lösung während der Fabrikation dem siedend heissen Leimwasser unter stetem
                                 										Umrühren zusetzt.
                              Als Bindemittel für Leimfarben wird von A. Hastrup und
                                    											Co. und John A. T. Clasen in Hamburg nach
                                 										D. R. P. Nr. 80537 ein sogen. „Formleim“ empfohlen. Derselbe wird dadurch
                                 										hergestellt, dass man Leim in etwa der doppelten Wassermenge löst, dann mit
                                 										einigen Prozenten von Kokos- oder Stearinöl versetzt und bei einer 50 Grad nicht
                                 										übersteigenden Temperatur mit Sago- oder Kartoffelmehl versetzt, hierauf in
                                 										Formen giesst und trocknet. Zur Wiederauflösung dieses Formleimes beim Gebrauche
                                 										soll das achtfache Gewicht an Wasser benutzt werden, weil nur dann die
                                 										Verkleisterung des Kartoffel- oder Sagomehles erfolgt, worauf es hier wegen der
                                 										beabsichtigten Schleimentwickelung ankommt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 301, S. 172
                                 Fig. 54.Auftragvorrichtung von Müller.
                                 
                              Zum Auftragen von Flüssigkeiten empfiehlt Johannes
                                    											Müller in Schaffhausen im D. R. P. Nr. 75690 (vgl. französisches Patent
                                 										Nr. 230304) die folgende Vorrichtung (Fig. 54).
                                 										Die Papierbahn P geht über Wälzchen S zum oberen Scheitel der Farbwalze B. Diese läuft im Farbentroge, nimmt von diesem
                                 										Farbe auf und gibt sie an die Papierbahn ab. Hierauf läuft sie unter dem
                                 										Wälzchen O1, dessen
                                 										Höhenstellung der gewünschten Spannung entsprechend geregelt werden kann. Walze
                                 											B1 gibt dann an
                                 										die über ihren Scheitel hinwegziehende Bahn keine Farbe ab, sondern regelt nur
                                 										die Vertheilung derselben im Verein mit der Druck walze M, deren Höhen Stellung wie auch Druckwirkung mittels des Gewichtes
                                 											P1, Hebels O mit Schlitz N und
                                 										Schraube Q den Bedürfnissen angepasst werden kann.
                                 										Dabei ist es natürlich nicht zu vermeiden, dass auch etwas Farbe an die Walze
                                 											B1 übergeht,
                                 										welche von ihrem Umfange abgestrichen werden soll, bevor der betreffende Theil
                                 											des
                                 										Umfanges wieder zur Papierbahn zurückkehrt. Dies bewirkt ein Schaber, welcher
                                 										zwischen Walze B und B1 angedeutet ist und gemeinsam den
                                 										Umfang von B1
                                 										sowohl, wie jenen von B abstreicht. Gedreht werden
                                 										die Walzen B und B1 von der Kiemenscheibe G aus mittels der Zahnradübersetzung ins Langsame FE. Zahnrad E treibt
                                 										dann entweder gleichzeitig die beiden gleichgrossen Zahnräder HH1, wodurch die
                                 										Walzen B und B1 gleiche Umfangsgeschwindigkeit nach derselben
                                 										Richtung bekommen. Nicht so ohne weiteres ist aber die Wirkung sich
                                 										vorzustellen, dann, wenn nach des Erfinders Angabe mit Hilfe eingeschalteter
                                 										Zwischenräder die Walze B1 entgegengesetzt der Walze B gedreht
                                 										wird. Es wird dabei offenbar ein Verstreichen der Farbe beabsichtigt. Möglich
                                 										ist es aber nur dann, wenn die Papierbahn P
                                 										entsprechend scharf nach Verlassen dieses Apparates von einer Wickelvorrichtung
                                 										an sich gezogen wird. Ausser dieser streichenden Wirkung in der Längsrichtung
                                 										der Bahn ist noch eine quergerichtete Reibung vorgesehen. Mechanisch wird diese
                                 										dadurch hervorgebracht, dass an dem einen Ende der Walzenachse von B1 eine gegen
                                 										dieselbe schiefgestellte Scheibe angebracht ist, welche in eine festgestellte
                                 										Nuth greift. Also ähnlich wie es für analoge Zwecke schon vielfach ausgeführt
                                 										worden ist (vgl. oben Fig. 19).
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 301, S. 173
                                 Fig. 55.Farbeauftragung von Woodward.
                                 
                              Eine Maschine, in welcher das Papier beiderseits gestrichen wird, erhielt A. S. Woodward in East Pepperell durch
                                 										amerikanisches Patent Nr. 528752 geschützt. Die Walze b (Fig. 55) entnimmt Farbe aus dem
                                 										Behälter a. Von b
                                 										übergeht die Farbe auf die Bürsten walze c, welche
                                 										die vom Wickel e kommende Papierbahn d dann einerseits streicht, wenn die Papierbahn auf
                                 										die Walze f aufzulaufen beginnt. Auf f, weiter dann auf den Leitwalzen g und h wird durch die
                                 										hin und her bewegten Bürsten i die Farbe verrieben.
                                 										Hierauf geht die Bahn zwischen den beiden flachen Heizkörpern j hindurch, aus welchem heisse trockene Luft
                                 										strömt, um die Papierbahn zu trocknen. Um aber die untere noch nicht gestrichene
                                 										Seite der Papierbahn vor dem folgenden Streichen etwas zu kühlen, wird aus dem
                                 										kurzen Kasten 7c kalte Luft angeblasen. Hierauf
                                 										folgt der zweite Strich mittels der Bürsten walze l, welche die Farbe von dem Umfange der aus dem Behälter n mit Farbe versehenen Walze m abnimmt. Diesen Farbenauftrag verstreichen die
                                 										Bürsten o auf den Leitwalzen pqr, worauf die Papierbahn zum Fertigmachen weiter
                                 										geleitet wird.
                              Um Tapeten und ähnliche Buntpapiere mit abgetönten, durch eine Art Längsschraffur
                                 										hergestellten Streifen zu versehen, um etwa Gesimsgliederung u. dgl.
                                 										nachzuahmen, verwendet Wilhelm Köhler in Wien nach
                                 										D. R. P. Nr. 73490 eine Vorrichtung, welche wohl am besten mit einer Reihe
                                 										von knapp neben einander liegenden Reissfedern zu vergleichen ist. Es sind viele
                                 										sehr schmale, aus dünnem Bleche hergestellte Farbkästen neben einander gereiht,
                                 										die sämmtlich nach unten je einen schmalen Schlitz besitzen und durch diesen die
                                 										Farbe auf die darunter fortgezogene Bahn entlassen.
                              Um in Buntpapier auch noch Muster einzupressen, werden von Hockenjos und Schmidt
                                 										nach französischem Patent Nr. 245328 drei Walzen benutzt, von denen eine die zu
                                 										prägenden Figuren herausgearbeitet, also vertieft enthält. Diese Walze kann hart
                                 										gemacht werden. Die darauf folgende Walze ist weich, aus weichem Messing, aus
                                 										Aluminium o. dgl., oder auch aus gepresstem Papier. Die dritte Walze endlich ist
                                 										hart und besitzt glatte Mantelfläche. Die Figuren werden also von der gravirten
                                 										Walze auf die weiche übertragen und fortwährend erneuert und gehen von dieser in
                                 										das Papier über, welches zwischen der weichen und harten glatten Walze
                                 										durchgeht. Es wird erhofft, dass dadurch die Musterung länger benutzbar bleiben
                                 										werde, weil nicht wie bei der gewöhnlichen Anordnung die gravirte Walze
                                 										unmittelbar mit der Hartwalze zusammen arbeitet.
                              Bei dem Prägewalzwerk für Buntpapiere von Dr. Julius
                                    											Hofmeier in Wien nach D. R. P. Nr. 82530 wird für das zu prägende
                                 										Muster ein Kupfercliché hergestellt, welches zusammengebogen auf den Umfang der
                                 										Prägewalze so aufgebracht wird, dass nur das eine Ende fest mit der Walze
                                 										verbunden wird, während das andere Ende lose bleibt. Um den Zusammenhang
                                 										zwischen Kupfercliché und Walze doch einigermaassen zu sichern, werden an den
                                 										Enden des Walzenbundes Klemmringe aufgeschoben, durch welche die Musterung vor
                                 										dem Abfallen vollständig gesichert ist. Dabei behält dieselbe aber doch eine
                                 										gewisse Beweglichkeit, um den Temperaturänderungen in Folge Heizung der Walzen
                                 										folgen zu können. Doch bedingt natürlich diese Anordnung, dass nur Bogen von
                                 										bestimmter Ausdehnung bearbeitet werden, weil endlose Bahnen periodisch
                                 										wiederkehrend jene unschönen Stellen abgedrückt erhielten, wo die beiden Enden
                                 										der Musterplatte sich einander nähern.
                              Streifenweise gefärbte Papiere werden gemäss D. R. P. Nr. 74524 von Francisque Voland und Co. in Paris irisirend
                                 										gemacht einfach dadurch, dass solches Papier zwischen Riffelwalzen hindurch
                                 										geführt wird, so dass die Riffelungen mit den Farbengrenzen zusammenfallen.
                              Eine Einrichtung von Richard Thomas in Wien nach D.
                                 										R. P. Nr. 71037 dient zum Masern von Papier. Es geschieht dies heute vielfach in
                                 										der Weise, dass auf Löschpapier hergestellte Maserirschablonen auf das gestrichene Papier angedrückt werden und
                                 										dadurch die Farbe stellenweise aufheben. Damit dies regelmässig nach bestimmten
                                 										Mustern geschehe, sind die Löschpapiere nach bestimmten Mustern mit unlöslicher
                                 										Wasserfarbe bedruckt und wird natürlich beim Auflegen solcher Löschpapiere nur
                                 										dort Farbe aufgesaugt, wo keine Farbe auf das Löschpapier vorher gedruckt worden
                                 										ist. Das Auflegen solcher Löschcartons erfordert nun erfahrungsgemäss sehr
                                 										geschickte Arbeiter und trotzdem ist es, was schliesslich zu begreifen ist,
                                 										nicht zu erreichen, dass reine Ränder durchwegs erzielt werden. Um diesem
                                 										Uebelstande zu steuern, schlägt nun Thomas einen
                                 										anscheinend empfehlenswerten Hilfsapparat (Fig.
                                    											56) vor. Der Maserircarton p legt sich um
                                 											zwei Walzen
                                 											a1a2, welche von
                                 										Armen b1b2, die sich oben
                                 										bei c vereinigen, gehalten werden. Bei dem
                                 										Handgriffe d fasst man beim Gebrauche den Apparat
                                 										und führt ihn über das zu masernde Papier. Dabei wickelt sich das Löschblatt p von der einen Walze ab und auf die andere Walze
                                 										auf. Zum Befeuchten der Löschcartons finden wir eine Klemme e, welche einen Schwamm, einen Filz o. dgl.
                                 										enthält. Die Walzen a1a2
                                 										können innerhalb gewisser Grenzen mit beliebig breiten Löschstreifen gewickelt
                                 										werden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 301, S. 174
                                 Fig. 56.Maserirmaschine von Thomas.
                                 
                              Um die vielfach beliebten Eispapiere, Eiscartons giftfrei herzustellen, finden
                                 										wir ein Recept in der Papierzeitung, 1895 S. 339.
                                 										Man löse 5 g Gummitragant in etwa ¾ l warmem Wasser und giesse dazu 50 bis 60 g
                                 										Bittersalzlösung in lauwarmem Wasser. Das Gemisch wird durch Fig. 56. ein feines Sieb in ein Gefäss gelassen,
                                 										worin es einige Stunden stehen soll. Mit dieser Flüssigkeit werden die zu
                                 										behandelnden Bogen mit einem weichen Schwamm etwa gestrichen und hierauf in
                                 										einem gleichmässig geheizten Raum getrocknet.
                              In Folge der Verdunstung des Wassers scheidet sich das Bittersalz in feinen
                                 										Kryställchen aus, welche sich zu Sternen gruppiren. Zwischen Zinkplatten kann
                                 										man die so beeisten Bogen noch etwas satiniren. Je nach der Steigung, unter
                                 										welcher die mit der Lösung behandelten Bogen getrocknet werden, bilden sich
                                 										verschiedene „Eis“-Blumen.
                              Angeschlossen seien hier Verfahren, welche das Imprägniren von Papierstoffen betreffen und bezwecken, das Papier unverbrennlich oder, richtiger gesagt, gegen Hitze
                                 										unempfindlicher zu machen.
                              Nach dem D. R. P. Nr. 80998 von Hermann Zwieger in
                                 										Zwickau werden Presspähne oder andere glasirte Pappen zu diesem Zwecke mit einer
                                 										Flotte aus Wasserglas, Alaun und Hausenblase getränkt, wodurch sie geeignet
                                 										gemacht werden, einer Temperatur von 240° noch zu widerstehen.
                              Dagegen schlägt M. Schneider nach französischem
                                 										Patent Nr. 239432 vor, ein Bad zu benutzen, welches auf 2 l Phosphorsäure, 1 l
                                 										Ammoniak, 20 g Borax und 25 g schwefelsaures Zink enthält. Zuerst werden die
                                 										beiden letztgenannten mit je 150 cc Wasser gelöst und dann vereint. Hierzu kommt
                                 										dann das Ammoniak und dann die Phosphorsäure.
                              
                           
                              b) Sicherheitspapier.
                              Das Papier mit localisirten Fasern (System Wilcox)
                                 										ist vorläufig noch immer als dasjenige anerkannt, welches die derzeit grösste
                                 										Sicherheit gegenüber Fälschungen gewährt. Um nun die in der gleichmässigen
                                 										Papiermasse einzubettenden Fasern möglichst gleichmässig über die ganze
                                 										Papieroberfläche zu vertheilen, schlagen W. M.
                                    											Crane und W. S. Warren in Dalton nach
                                 										amerikanischem Patent Nr. 537753 folgende Einrichtung vor. In der Nähe des
                                 										Auflaufes des Stoffes auf das Langsieb einer Papiermaschine befindet sich eine
                                 										Art Stoffkasten über der ganzen Breite des Metalltuches und in diesem
                                 										Stoffkasten dreht sich langsam eine Welle C (Fig. 57 und 58). Auf der Welle
                                 											C befinden sich in zu wählenden Abständen
                                 										Scheiben D, welche mit Ausnehmungen b versehen sind, welche durch ungefähr radial
                                 										verlaufende Kanäle a mit einer Ausnehmung e der Scheibe D
                                 										zusammenhängen. Wenn nun bei der Drehung der Welle C der untere Theil der Scheiben D in den
                                 										Trog taucht, in welchem sich Papierstoff, gemengt mit den in das Papier zu
                                 										bringenden Fasern, befindet, so dringt Stoff durch die Löcher c der Seitenwände von D in die Höhlungen b. Dieser Stoff wird
                                 										dann bei der Drehung der Scheibe D emporgehoben und
                                 										ergiesst sich durch den bezüglichen Kanal a in eine
                                 										Rinne E, welche mit einem Ansatz in die Höhlung e der Scheibe D taucht
                                 										und den Stoff sammt den erwähnten Sicherheitsfasern auf die im Entstehen
                                 										begriffene Papierbahn auf dem Langsiebe ergiesst. Durch die Anwendung solcher
                                 										Scheiben D kann man die Dichte für die
                                 										einzulagernden Fasern beliebig regeln und verhindert auch die gezackte Form der
                                 										Scheiben 1), welche bei ihrer Drehung fast so wie Rührer wirken, dass die dem
                                 										Papierstoffe fremden, verhältnissmässig langen Fasern sich ungehörig
                                 										absetzen.
                              Neben einem solchen Papier vermochten noch gar keine anderen Sorten
                                 										durchzudringen. Empfohlen wird von den Erfindern gar mancherlei.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 301, S. 174
                                 Herstellung des Sicherheitspapieres von Crane und Warren.
                                 
                              So z.B. wird von Adolph Colin sein Papier, dessen
                                 										Herstellung weiter oben bereits besprochen worden ist, als Sicherheitspapier
                                 										sehr geeignet gehalten. Gewiss können so durchgefärbte Längsstreifen wie bei dem
                                 											Cohn'schen Papiere nicht leicht anders als auf
                                 										einer Papiermaschine erzeugt werden. Aber Nachahmungen sind immerhin denkbar
                                 										dadurch, dass von geschickten Fälschern beiderseits auf gewöhnliches Papier
                                 										Farbe streifenweise aufgetragen wird. Und was den Cohn'schen Vorschlag betrifft, die Streifen aus verschiedenen
                                 										Faserstoffen zu bilden, so bietet eine solche Herstellungsart gewiss
                                 										Bürgschaften gegen die Fälschung für diejenigen, welche die Mittel an der Hand
                                 										haben, die Natur der Fasern zu prüfen. Aber der Allgemeinheit kann man doch
                                 										nicht zumuthen, sich auf solche Prüfungen einzulassen.
                              Auch das Imprägniren mit Chemikalien bietet in der Richtung, Fälschungen zu
                                 										verhindern, keine Sicherheit. Schliesslich würde es ja einem Fälscher gar nicht
                                 										darauf ankommen, durch eine Analyse sich von der Natur dieser Chemikalien zu
                                 										überzeugen. Daher dürfte auch von dem Vorschlage von W.
                                    											Hoskins und J. B. Wels, dem Papierstoff in
                                 										den Holländern schon 5 Proc. Eisenphosphat, 2 Proc. Manganphosphat und 5 Proc.
                                 										Blutlaugensalz zuzusetzen, nicht viel zu erwarten sein. Die Erfinder
                                 										beabsichtigen wohl nur durch die genannten Zusätze Correcturen im Texte zu
                                 										erschweren.
                              Von C. F. Cross, E. J. Bevan und C. Beadle wird in The
                                    											World's Paper Trade Review empfohlen, Papier mit Wasser oder einer
                                 										anderen, die Elektricität leitenden Flüssigkeit zu befeuchten und auf eine
                                 										Metallplatte zu legen, welche mit dem einen Pole einer elektrischen Stromquelle
                                 										verbunden ist. Benutzt man nun einen Metallstift, welcher mit dem zweiten Pole
                                 										derselben Stromquelle leitend zusammenhängt, und berührt mit diesem Stifte die
                                 										feuchte Papieroberfläche, so findet örtlich auf elektrolytischem Wege eine
                                 										Reaction statt, welche eine Verfärbung des Papiers veranlasst. Man kann nun mit
                                 										dem erwähnten Metallstifte wie mit einem Griffel schreiben und dadurch
                                 										unvertilgbare Schriftzüge oder Zeichnungen in dem Papiere hervorrufen.
                              
                                 
                                    (Schluss folgt.)