| Titel: | Zur Kritik der Druckverseifung. | 
| Autor: | W. Herbig | 
| Fundstelle: | Band 301, Jahrgang 1896, S. 190 | 
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                        Zur Kritik der Druckverseifung.
                        Von W.
                                 								Herbig.
                        Zur Kritik der Druckverseifung.
                        
                     
                        
                           Nach Fertigstellung meiner letzten ArbeitD. p. J. 1896 301
                                    											114. gelangte die neueste Publication von HenriquesZeitschrift für
                                          											angewandte Chemie, 1896 S. 423. in meine Hände, welche von Neuem
                              									die Verseifung unter Druck behandelt.
                           Da ich, wie zu ersehen ist, eben beschäftigt bin, das Gebiet der Druckverseifung in
                              									der von mir angegebenen Weise aufzuklären, so komme ich später eingehender darauf
                              									zurück. Ich muss aber jetzt schon vorausschicken, dass die bisher erhaltenen
                              									Resultate meine Auffassung dieser Vorgänge bestätigt haben. Da das Arbeitsfeld,
                              									welches ich mir im Vorherstehenden abgesteckt habe, ziemlich umfangreich ist, von
                              									mir aber womöglich erschöpfend abgebaut werden soll, so kann ich heute mit den
                              									Ergebnissen noch nicht hervortreten, da ich dieselben nicht verstreut, sondern
                              									zusammen der Oeffentlichkeit übergeben möchte.
                           Eins aber möchte ich von den erhaltenen Resultaten schon hier niederlegen.
                           Der Palmitinsäurecholesterinester zeigt bei der Verseifung am Rückflusskühler die
                              									Verseifungszahl 90,99 (theoretisch 91,8); unter Druck mit doppelt-normaler Lauge zeigt derselbe Ester die
                              									Verseifungszahl 91,12, Cerotinsäurecholesterinester zeigt
                              									am Rückflusskühler die Verseifungszahl 68,40, bei der
                              									Druckverseifung 75,6 (theoretisch 74,07).
                           Endlich zeigten beide Ester am Rückflusskühler mit doppelt-normaler Lauge 1 Stunde erhitzt die Verseifungszahlen:
                              									Cerotinester: 67,19 (am Rückfluss mit ½-normaler Lauge:
                              										68,40), Palmitinester: 91,05.
                           Diese Zahlen beweisen zur Genüge, dass Zersetzungen des Cholesterins nicht
                              									eingetreten sind. Ebenso zeigt der Cerotinsäurecerylester in den erhaltenen
                              									Verseifungszahlen dasselbe Verhalten wie die angeführten, von mir synthetisch
                              									dargestellten Ester. Wie sich diese Ester der „kalten Verseifung“ gegenüber
                              									verhalten werden, vermag ich heute noch nicht anzugeben, da die Versuche bis jetzt
                              									nur auf die von mir verwendeten Verseifungsverfahren ausgedehnt worden sind.