| Titel: | Zur Bleischeidung der Melasse nach Kassner. | 
| Autor: | Georg Kassner | 
| Fundstelle: | Band 301, Jahrgang 1896, S. 215 | 
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                        Zur Bleischeidung der Melasse nach
                           								Kassner.
                        Antwort auf die unter gleichlautendem Titel
                           								erfolgte Erwiderung C. W.'s in D.
                              									p. J. 1896 301 46 von Dr. Georg Kassner.
                        Zur Bleischeidung der Melasse nach Kassner.
                        
                     
                        
                           Da es mir scheinen will, dass in vorliegender Sache mit akademischen Erörterungen
                              									nicht bald zu einem Schluss zu kommen ist, will ich mich in der Beantwortung der
                              									oben genannten Erwiderung kurz fassen und nur meiner Ueberzeugung Ausdruck geben,
                              									welche dahin geht, dass die meisten Einwände C. W.'s
                              									gegen das von mir publicirte Verfahren bei zukünftiger praktischer Durchführung
                              									desselben gegenstandslos sein werden.
                           Im Einzelnen möchte ich aber bemerken: Nach meinen Erfahrungen und aus theoretischen
                              									Gründen ist die Einwirkung von Chlorkalium in der Melasse auf Bleioxyd eine bei
                              									weitem geringere als die von Kaliumsulfat. So habe ich z.B. in dem von mir
                              									gewonnenen Saturationsschlamm nach dem Ansäuern mit Salpetersäure kaum eine Trübung
                              									mittels Silbernitrat erhalten, ein Beweis, wie wenig Chlor als Chlorblei fixirt
                              									worden war. Der Niederschlag mit Baryumnitrat fiel dagegen relativ stärker aus. Es
                              									ist daher nicht richtig, den vollen Minimalgehalt der
                              									Melasse an Chlorkalium in Ansatz zu bringen, sondern es wird reichlich genug sein,
                              									wenn wir nur die Hälfte dieses Gehaltes berücksichtigen, d.h. 5 Doppelcentner
                              									Chlorkalium auf 1000 Doppelcentner Melasse, entsprechend rund 7,5 Doppelcentner PbO;
                              									somit haben wir im Ganzen 7,5 + 6,4 = 13,9 Doppelcentner PbO oder entsprechend
                              									meinen Ausführungen in D. p. J. 1896 300 94 rund 14 Doppelcentner.
                           Ich wiederhole aber, dass ein Fixiren durch Chlorkalium nach meinen Erfahrungen kaum
                              									oder nur in geringem Grade stattfindet, da der bei weitem grösste Theil derselben in
                              									den alkalisch reagirenden Waschwässern zum Vorschein kommt. Deshalb habe ich in
                              									meinen eben erwähnten Ausführungen schliesslich nur von einer vorläufigen Festlegung von Bleioxyd in Form von Bleisulfat gesprochen.
                           Obige Annahme bedeutet daher noch ein Entgegenkommen meinerseits gegenüber der
                              									Behauptung des Einsenders.
                           Zum Beweise diene das Resultat der Chlorbestimmung eines noch von früher her in
                              									meinen Händen befindlichen lufttrockenen Saturationsschlammes. Derselbe enthielt nur
                              									0,24 Proc. Chlor als Chlorkalium berechnet. Da man annehmen kann, dass sich das
                              									Gewicht des Saturationsschlammes gegenüber dem des angewandten Bleioxyds (800 g auf
                              									1000 g Melasse) um rund 25 Proc. vermehrt hat, so würde das Gewicht lufttrockenen
                              									Saturationsschlammes dem der in dem Verfahren zur Verarbeitung gekommenen Melasse
                              									entsprechen. Somit sind von den seitens C. W. in
                              									Rechnung gestellten 10 pro Mille nur 2,4 pro Mille Chlorkalium fixirt worden.
                           Es wird aber nicht schwer halten, durch gutes Auswaschen des Saccharats u.s.w. noch
                              									günstigere Resultate zu erhalten. – Uebrigens will ich noch einmal darauf hinweisen,
                              									dass man durch Digeriren des gebrannten
                              									Saturationsschlammes mit Soda- oder Potaschelösung alles etwa gebildete Bleichlorid
                              									oder Bleisulfat leicht zersetzen und das Bleioxyd recht
                                 										wirksam machen kann, da auf diesem Wege sich auch noch andere eventuell
                              									entstandene Bleiverbindungen, z.B. die mit metallischen Basen etwa gebildeten
                              									Plumbite zerlegen lassen. Weniger zweckmässig erscheint es mir, das Digeriren
                              									des Saturationsschlammes mit Alkalien vor dem Brennen desselben vorzunehmen, da in
                              									diesem Falle durch die organischen Substanzen zu viel Alkali gebunden wird.
                           Was nun die Ausfällung der letzten Spuren Blei aus den Zuckersäften anbelangt, so
                              									habe ich nicht bloss behauptet oder gemeint, dieselbe sei eine vollständige, sondern
                              									solches durch die Resultate meiner Versuche bewiesen.
                           Weder der Saft selbst noch der Zucker, den ich gewonnen hatte, enthielten
                              									nachweisbare Spuren von Blei, sei es, dass ich direct die Lösung prüfte oder dass
                              									ich die Asche der genannten Substanzen untersuchte.
                           Proben meiner Präparate stehen dem Einsender eventuell zur Nachuntersuchung gern zur
                              									Verfügung.
                           Mechanisch in die Säfte mitgerissenes Bleicarbonat darf freilich in der Fabrikation
                              									nicht auftreten.
                           Diesen Fehler zu vermeiden, dürfte aber unserer entwickelten Technik nicht schwer
                              									fallen; würde doch wohl bereits zweimalige Filtration der Säfte genügen.
                           Im Uebrigen verweise ich auf meine Ausführungen in der Pharmazeutischen Centralhalle Nr. 1 1896, welche denselben Gegenstand
                              									erörtern.
                           Damit kann ich für heute meine Entgegnung schliessen.