| Titel: | Ueber Walzen und Walzwerke. | 
| Fundstelle: | Band 301, Jahrgang 1896, S. 225 | 
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                        Ueber Walzen und Walzwerke.
                        (Vorhergehender Bericht 1893 289 * 265.)
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Walzen und Walzwerke.
                        
                     
                        
                           In den letzten Jahren sind die Walzwerksbetriebstechniker mehr und mehr zu der
                              									Ueberzeugung gekommen, dass auch auf ihrem Felde die Specialisirung der Fabrikation
                              									von grossem Vortheile ist. Während noch vor nicht langer Zeit jedes Walzwerk einen
                              									ausgedehnten Walzenpark haben musste, um alle möglichen Sorten von Formeisen liefern
                              									zu können – vom schwächsten Fenstersprosseneisen bis zu den schwersten Trägereisen –
                              									suchen die neueren Walzwerke die Zahl ihrer Profile möglichst einzuschränken und
                              									legen Werth darauf, diese geringe Zahl nach Form und Gewicht auch möglichst
                              									gleichartig zu halten. Der grosse Vortheil dieses Bestrebens liegt darin, dass die
                              									Apparate, Oefen, Walzenstrassen, Betriebsmaschinen u. dgl. besser zu einander
                              									passend eingerichtet werden können. Auch wurde es dadurch ermöglicht, einen Betrieb
                              									für Massenproduction einzuführen. Bei dem früheren Verfahren ging ein grosser Theil
                              									der Zeit mit dem Auswechseln der Walzen verloren. Auch erforderte das Zurichten der
                              									Führungen, der- Abstreifer u. dgl. längere Zeit und gewöhnlich mussten auch noch
                              									mehrere Versuchsstäbe geopfert werden, bevor alles gelang.
                           Fernerhin wurde es erforderlich, für den verstärkten Betrieb mechanische
                              									Vorrichtungen zum selbsthätigen Einlassen der Walzstücke, zum Heben und Senken der
                              									Tische zu treffen. So entstand eine Reihe von Hilfsvorrichtungen, wie Rollentische,
                              									Ueberhebewerke, Selbstführungen, die alle darauf hinzielen, die persönlichen
                              									Kraftleistungen der Arbeiter durch Elementarkraft zu ersetzen. Auf diese Weise hat
                              									der Walzwerksbetrieb ein ganz neues Bild angenommen, so dass er dem früheren in
                              									vieler Hinsicht kaum noch ähnlich ist.
                           Die amerikanischen Walzwerke haben wohl die kräftigste Anregung zu diesen
                              									Betriebsumänderungen gegeben. Nicht zu verkennen ist jedoch auch der gute Einfluss,
                              									den die Schaffung von rationellen Normalprofilen auf die Entwickelung der
                              									Massenfabrikation ausgeübt hat. Jetzt ist es den Walzwerken ermöglicht, ein
                              									mehr oder weniger assortirtes Lager zu halten, da sie sicher sind, für die
                              									Normalprofile einen stetigen Absatz zu finden. Dasselbe ist bezüglich der
                              									Eisenbahnschienen eingetreten, von denen jetzt nur noch eine geringe Anzahl von
                              									Querschnittsformen verlangt wird, während früher jede Bahn ihre eigenen
                              									Constructionen und Constructiönchen, für Schienen sowohl wie für Laschen, hatte.
                           Die Herstellung der Panzerplatten hat zum Ausbau selbsthätiger Hilfsapparate
                              									ebenfalls wesentlich beigetragen, da das Hantiren so schwerer Stücke ohne
                              									Elementarkraft absolut unmöglich geworden war.
                           Der amerikanischen Anregung ist übrigens Deutschland auf dem Fusse gefolgt, wobei
                              									jedoch noch bemerkt werden mag, dass vor den Amerikanern schon deutsche Werke (Krupp insbesondere) bereits ebenso mächtige, ja
                              									vielleicht noch mächtigere Einrichtungen hatten, als die amerikanische Concurrenz.
                              									Jetzt haben sich die angedeuteten Principien bei uns schon allgemein und vollständig
                              									eingebürgert und die neueren Walzwerksanlagen werden von Specialfabriken in grosser
                              									Vollkommenheit entworfen und ausgeführt. Wir wollen nicht auf die Geschichte dieser
                              									Entwickelung eingehen, sondern unmittelbar einige unserer Neuanlagen beschreiben und
                              									deren Grundprincipien erörtern.
                           Das Blockwalzwerk der Union,
                                 										Eisen- und Stahlwerke in Dortmund ist von der Maschinenbau-Actiengesellschaft vorm. Gebrüder Klein in Dahlbruch im J.
                              									1894 gebaut worden und dient nach Stahl und Eisen, 1895
                              									Nr. 2, zum Auswalzen von Flusseisenblöcken im Meistgewicht von etwa 2500 k und einem
                              									Querschnitt von 450 × 450 mm.
                           Die Blöcke werden aus den geheizten Durchweichungsgruben senkrecht mittels eines
                              									hydraulischen Krahns gehoben und auf einen Auflegeapparat gesetzt. Mit Hilfe eines
                              									hydraulischen Cylinders dreht sich derselbe um 90° und legt den Block auf die
                              									schrägliegende Rollenbahn, auf welcher er durch sein eigenes Gewicht bis auf den
                              									umkehrbaren Rollenapparat herabrollt. Der Block wird nun in gewöhnlicher Weise
                              									zwischen den Blockwalzen mit Hilfe der vor und hinter den Walzen befindlichen
                              									Rollenapparate heruntergewalzt. Zum Verschieben und Wenden der Blöcke dient ein
                              									Wende- und Verschiebeapparat, welcher durch Wasserdruck zwischen den Rollen vor den
                              									Walzen wagerecht verschoben werden kann. Das Wenden der Blöcke erfolgt durch vier
                              									senkrechte Daumen, welche durch einen unter dem Kantapparat befindlichen
                              									hydraulischen Cylinder gehoben und gesenkt werden. Die Wasserröhrchen zu diesem
                              									Cylinder sind gelenkartig ausgebildet.
                           Die Oberwalze des Blockwalzwerks, sowie die obere Kuppelungsspindel werden durch
                              									hydraulische Cylinder ausbalancirt. Das Anstellen der Oberwalze erfolgt durch
                              									Wasserdruck mittels Zahnstange und an die Druckschrauben angeschmiedete
                              									Getriebe.
                           Ueber den Rollen vor den Walzen befindet sich eine Steuerbühne, von welcher aus das
                              									Auflegen der Blöcke auf die schrägliegende Rollenbahn, das Umsteuern der senkrechten
                              									Zwillingsreversirmaschine zum Betrieb der Rollen vor und hinter den Walzen, das
                              									Verschieben und Wenden der Blöcke, das Anstellen der Oberwalze, alles durch
                              									hydraulische Steuerapparate bewirkt wird. Die Handhabung der Steuerapparate erfolgt
                              									durch zwei Arbeiter, während vor und hinter den Walzen sich je ein Walzer
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 226
                              Blockwalzwerk der Dortmunder Union.
                              
                           
                           befindet, um das Einführen sehr langer Blöcke in die
                              									Kaliber und das Wenden sehr langer und krumm gewordener Blöcke zu unterstützen.
                           Von dem Blockwalzwerk gelangen die Blöcke mittels eines schmalen Rollenapparates zu
                              									der wagerechten, durch Wasserdruck betriebenen Schere, welche von der Kalker Werkzeugmaschinenfabrik L. W. Breuer, Schumacher und
                                 										Co. in Kalk geliefert wurde.
                           Ueber die Reversirmaschine zum Betriebe des Blockwalzwerks wäre nur zu bemerken, dass
                              									dieselbe mit Stephenson'scher Coulissensteuerung
                              									versehen ist; letztere, hydraulisch abbalancirt, wird durch Differentialsteuerung
                              									umgesteuert. Die Kolbenschieber haben, um den Hub zu verringern, doppelte
                              									Einströmungskanäle. In der Quelle ist die Zwillingsbetriebsmaschine skizzirt, sie
                              									hat 1200 mm Cylinderdurchmesser, 1300 mm Hub.
                           Die Dimensionen des Blockwalzwerks sind folgende:
                           
                              
                                 Durchmesser
                                 der
                                 Blockwalzen
                                 1100
                                 mm
                                 
                              
                                 Ballenlänge
                                 „
                                        „
                                 2700
                                 „
                                 
                              
                                 Theilkreisdurchmesser
                                 der
                                 Kammwalzen
                                 1150
                                 „
                                 
                              
                                 Durchmesser
                                 der
                                 Rollen vor und hinter den Walzen
                                 550
                                 „
                                 
                              
                                 Länge der Rollen
                                 
                                 
                                 3200
                                 „
                                 
                              
                           der senkrechten Zwillingsreversirmaschine zum Betriebe des
                              									Rollenapparates vor und hinter der Walze:
                           
                              
                                 Cylinderdurchmesser
                                 250
                                 mm
                                 
                              
                                 Hub
                                 300
                                 „
                                 
                              
                           der senkrechten Zwillingsreversirmaschine zum Betriebe des
                              									Rollenapparates vor und hinter der Schere:
                           
                              
                                 Cylinderdurchmesser
                                 200
                                 mm
                                 
                              
                                 Hub
                                 250
                                 „
                                 
                              
                           Die Räderübersetzung zwischen Maschine und Strasse ist 1 : 2,5.
                           Der hydraulische Druck beträgt 25 at.
                           Die Einrichtung ist in Fig.
                                 										1 bis 4
                              									skizzirt.
                           Eine eingehende Zeichnung der Anlage findet sich a. a. O., auf die wir hier
                              									verweisen.
                           Das Blockwalzwerk der Neu-British-Iron-Company in
                              									Birmingham dient nach dem Berichte seines Erbauers, des Ingenieurs d'Head, zum Auswalzen von Blöcken von 380 × 380 mm
                              									Querschnitt und annähernd 1000 k Gewicht. Diese Blöcke werden auf 150 bis 75 mm
                              									Quadrateisen oder auf Flachstäbe 180 × 75 bis 150 × 50 vorgewalzt, die auf der
                              									nebenliegenden Fertigwalze zu Knüppeln ausgewalzt werden können. Die Blockwalzen
                              									haben bei 2400 mm Ballenlänge einen Durchmesser von 710 mm und machen 40 Gänge in
                              									der Minute. Die zugehörigen Kammwalzen haben 810 mm von Mitte zu Mitte. Die
                              									Reversirmaschine hat 915 mm Cylinderdurchmesser bei 1066 mm Hub; sie macht 120
                              									Umdrehungen, das Vorgelege hat mithin eine Uebersetzung von 1 : 3; das zur
                              									Uebersetzung dienende Getriebe besteht aus Stahlgussrädern von 1200 und 8600 mm
                              									Durchmesser und hat Winkelzähne mit 177 mm Theilung. Die zum Anstellen der Oberwalze
                              									dienende kleine Zwillingsmaschine hat 150 mm Durchmesser der Cylinder und 230 mm
                              									Kolbenhub.
                           Die zugehörige Blockschere schneidet Querschnitte von 250 mm Seitenkante in warmem
                              									Zustande und wird durch eine Zwillingsmaschine von 460 mm Cylinderdurchmesser und
                              									600 mm Kolbenhub bei 120 minutlichen Umdrehungen getrieben, während die Uebersetzung
                              									6 Messerhübe in der Minute ergibt. Als Anhalt für die Grösse der Walzvorrichtung
                              									mögen folgende Gewichtsangaben dienen: Gesammtgewicht der Dampfmaschine nebst
                              									Uebersetzung 160 t, des Walzwerks 250 t, der Schere 65 t. Die in Stahl und Eisen, 1893 Nr. 8, dargestellte Anordnung
                              									zeigt eine gute Disposition.
                           Das Trägerwalzwerk der Actiengesellschaft Peiner
                                 										Walzwerk wurde im J. 1889 von der Duisburger
                                 										Maschinenbau-Actiengesellschaft Bechem und Keetman in Duisburg erbaut und
                              									ist, wie wir einer Mittheilung der Erbauerin an Stahl und
                                 										Eisen, 1896 Nr. 14, entnehmen, noch heute als eine erstklassige Anlage
                              									anzusehen. Das Werk dient in erster Reihe zur Herstellung von Trägereisen, ist
                              									jedoch auch für andere Formen zu benutzen:
                           Es werden in dem Trägerwalzwerk sämmtliche Normalprofile von Nr. 15 bis Nr. 40
                              									gewalzt und zwar die Profile 15 bis 20 ausschliesslich auf der 750 er Strasse, unter
                              									Benutzung sämmtlicher drei Gerüste. Für jedes Profil ist das Einlegen einer
                              									besonderen Fertigwalze in dem der Walzenzugmaschine zunächst liegenden Gerüst
                              									erforderlich, während die in beiden anderen Gerüsten liegenden Trios die Vorkaliber
                              									für sämmtliche sechs Profile enthalten.
                           Die mit der 750 er Strasse in gleicher Achse liegende 850 er Strasse ist so
                              									angeordnet, dass sie gebotenenfalls als eine Fertigstrasse mit drei Gerüsten
                              									ausgebaut werden kann. Zur Zeit sind nur zwei der vorgesehenen Gerüste betriebsfähig
                              									und dienen ausschliesslich als Vorwalzgerüste für die Herstellung der grösseren
                              									Trägerprofile. Die Profileisen Nr. 20 bis Nr. 40 werden unter Benutzung von vier
                              									Gerüsten gewalzt und zwar gehören davon zwei Gerüste der 850 er und zwei Gerüste der
                              									750 er Strasse an. Es sind dies die Gerüste, welche zunächst den Maschinen
                              									liegen.
                           Ein drittes Gerüst der 850 er Strasse dient vorläufig als Reservegerüst, kann aber
                              									auch als drittes Arbeitsgerüst dieser Strasse dienen. Die Fertigwalze liegt für alle
                              									Profile ohne Ausnahme im ersten bezieh. dem der Maschine zunächst liegenden Gerüst
                              									der 750 er Strasse. Von hier aus bringt ein Rollgang das fertige Walzgut zu den
                              									Sägen bezieh. zur Adjustage.
                           Bemerkenswerth ist der Transport der auf der 850 er Strasse vorgewalzten Stäbe zur
                              									750 er Strasse, die hier fertig gewalzt werden. Dieser Transport erfolgt mittels
                              									eines Wagens W von 3 m Spurweite, welcher, in einen
                              									unterirdisch angeordneten Seiltrieb eingeschaltet, den erwähnten Verkehr zwischen
                              									den beiden Strassen vermittelt.
                           Es wird dabei wie folgt verfahren:
                           Die aus dem letzten oberen Stich des zweiten Gerüstes der 850 er Strasse kommenden
                              									Stäbe werden, auf den Hebeln der Dachwippe liegend, unter Benutzung der entsprechend
                              									langen Querbahn dieser Hebevorrichtung über den Transportwagen gefahren und durch
                              									Sinkenlassen der Dachwippe dort abgelegt. Um dieses Ablegen zu ermöglichen, ist die
                              									Wippe vor der 850 er Strasse so eingerichtet, dass beide Enden gehoben und gesenkt
                              									werden können. Es geschieht dies durch einen Dampfcylinder, welcher auf die von der
                              									Strasse abgewendete Querbahn wirkt und diese in dem Augenblicke sinken lässt, in
                              									welchem der Block über dem Wagen ankommt. Nach Auflegen des Blockes auf den
                              									Transportwagen setzt sich derselbe in Bewegung und fährt vor das zweite Gerüst der
                              									750 er Strasse. Hier treten zwei hydraulisch gehobene Abnehmer aus dem Plattenbelag
                              									hervor und heben den Stab so weit vom Wagen ab, dass dieser zurückfahren kann, und
                              									legen alsdann den
                              									Stab auf den Rollgang nieder. Dieser, schon vorher in Bewegung gesetzt, fährt nun
                              									den Stab ohne weitere Beihilfe in das für ihn bestimmte Kaliber. Sämmtliche
                              									Steuerungen werden von einer hochstehenden Steuerbühne aus bedient und von hier aus
                              									die Vor- und Rückwärtsbewegung des Rollganges, das Fahren des Wagens, hydraulische
                              									Heben und Senken des Blockes und die Bedienung der Schlepper veranlasst.
                           Nachdem die fertig gewalzten Träger durch eine der beiden Pendelsägen auf die
                              									gewünschte Länge geschnitten sind, werden sie durch Schleppzüge vom Rollgang
                              									abgenommen und über die zu beiden Seiten desselben angeordneten, bis zur Arbeitshöhe
                              									der Richtpressen ansteigenden Schrägbetten vertheilt, wo sie zunächst abkühlen, um
                              									nachher von der Richtmannschaft von etwaigen Krümmungen befreit zu werden.
                           Die fertig gerichteten Träger werden auf die Kaltbetten oder Hochbetten abgeschoben,
                              									verputzt und dann durch Transportwagen entweder auf das Lager oder direct an die
                              									Verladungsrampe gebracht.
                           Einer nachträglich angebrachten Vorrichtung für die Horizontalbewegung der
                              									Hebellaufbahn geschehe noch Erwähnung. Um die erforderliche Horizontalbewegung der
                              									Hebellaufbahn der Dachwippe für die 850 er Strasse bequem und präcis ausführen zu
                              									können, ist in der Nähe der Walzenzugmaschine ein hydraulischer Hubmultiplicator
                              									angeordnet, welcher mittels einer Transmission zwei endlose Seile treibt, in welche
                              									der Laufbahnträger eingeschaltet ist. Durch diese Einrichtung werden viele Leute
                              									gespart und erleichtert dieselbe das Abnehmen des Blockes vom Hebetisch und das
                              									Auflegen auf den Quertransportwagen ungemein.
                           Die beiden Walzenstrassen sind mit Trioständern ausgerüstet. Das erste Gerüst der 850
                              									er Strasse, sowie dasjenige der 750 er Strasse sind mit kräftig gebauten
                              									Hebetischen, welche durch liegenden Dampfcylinder und ein geeignetes unter dem
                              									Tische liegendes Hebelsystem bewegt werden, versehen. Zum Aus- und Einlegen der
                              									Walzen dient ein von Bechem und Keetman gelieferter,
                              									maschinell bewegter Bockkrahn von 12 m Spurweite und 30000 k Tragkraft.
                           Die beiden Walzenzugmaschinen baute die Maschinenbau-Actiengesellschaft vorm. Gebr. Klein in Dahlbruch.
                           Zum Schlusse mögen noch einige Betriebsresultate folgen, welche die Direction des Peiner Walzwerks der Lieferantin zur Verfügung
                              									stellte.
                           Es werden zwei Rollöfen mit directer Feuerung betrieben und betrug z.B. auf einer
                              									Doppelschicht (also innerhalb 24 Stunden) im April 1896 beim Auswalzen von Profil
                              									15: der Einsatz 511460 k Rohblöcke, das Ausbringen 464990 k fertiger Träger bei 5
                              									Proc. Abfällen und 5,45 Proc. Kohlenverbrauch an den Rollöfen. In demselben Monat
                              									war bei N.-P. 20 der Einsatz 643260 k Rohblöcke, das Ausbringen 592005 k Träger bei
                              									4,15 Proc. Abfällen und 4,15 Proc. Kohlen verbrauch; bei N.-P. 32 war der Einsatz
                              									605160 k Rohblöcke, das Ausbringen 530115 k Träger bei 5,85 Proc. Abfällen und 4,8
                              									Proc. Kohlenverbrauch; ferner bei N.-P. 38 war der Einsatz 544860 k Rohblöcke, das
                              									Ausbringen 488915 k Träger bei 5,9 Proc. Abfällen und 4,6 Proc. Kohlenverbrauch.
                           Zur Herstellung der Träger N.-P. 15 bis einschl. N.-P. 20 dienen Blöcke von 300 × 300
                              									mm unterem Querschnitt und etwa 900 k Max.-Gew.
                           Für N.-P. 21 bis einschl. N.-P. 28
                           Blöcke von 380 × 380 mm und etwa 1500 k.
                           Für N.-P. 30 bis einschl. N.-P. 36
                           Blöcke von 405 × 405 mm und etwa 1700 k.
                           Für N.-P. 36 bis einschl. N.-P. 40
                           Blöcke von 430 × 430 mm und etwa 2000 k.
                           Bemerkenswerth ist auch die Reversirwalzwerksanlage, welche in den Jahren 1890 bis
                              									1891 von der Duisburger Maschinenbau-Actiengesellschaft
                                 										vorm. Bechem und Keetman in Duisburg für den Hörder
                                 										Bergwerks- und Hüttenverein in Horde erbaut wurde (Stahl und Eisen, 1893 Nr. 1). Sie dient vorzugsweise zur Erzeugung von
                              									Eisenbahnschienen, Drahtknüppeln, und zerfällt in zwei Abtheilungen:
                           
                              
                                 1)
                                 die Blockstrasse und
                                 
                              
                                 2)
                                 die Fertigstrasse,
                                 
                              
                           welch letztere sich unmittelbar an die erstere
                              									anschliesst.
                           In den vor dem Blockwalzwerk liegenden Gier'schen Gruben
                              									werden die von dem Stahlwerk kommenden Blöcke erwärmt und mittels eines
                              									hydraulischen Drehkrahns von 2000 k Tragkraft und 8 m Ausladung auf den vor dem
                              									Hauptrollgang liegenden Transportrollgang nach dem Blockgerüst gebracht. Derselbe
                              									wird durch eine kleine Reversirmaschine mittels Riemen und geeignetem Rädervorgelege
                              									angetrieben. Dieser Rollgang bringt das Walzgut auf den vor und hinter der Walze
                              									angeordneten Hauptrollgang, der ebenfalls durch besondere Transmission und
                              									Riemenbetrieb von vorerwähnter Reversirmaschine in Thätigkeit gesetzt wird.
                           Das Blockwalzwerk wird durch eine Zwillingsreversirmaschine mit 1200 mm Durchmesser
                              									bei 1300 mm Hub mittels eines Rädervorgeleges mit Uebersetzung 1 : 2,5 betrieben.
                              									Die Maschine macht 125 Umdrehungen in der Minute, woraus eine Umdrehungszahl der
                              									Blockwalze von 50 in der Minute sich ergibt.
                           Die Walzen haben einen Durchmesser von 1100 mm bei einer Ballenlänge von 2750 mm mit
                              									Zapfen von 550 mm Durchmesser und 475 mm Lauflänge. Der Rollendurchmesser der zum
                              									Blockwalzwerk gehörigen Rollen beträgt 550 mm bei einer Ballenlänge von 700 bezieh.
                              									1650 bezieh. 3100 mm. Die Ausbalancirung der Oberwalze des Blockwalzwerks sowohl als
                              									auch die Druckschraubenstellung wird durch Presswasser bewirkt. Der für die
                              									Abbalancirung dienende hydraulische Druck beträgt 45 at, während für die
                              									Druckschrauben Stellung und die Kantvorrichtung 25 at zur Verfügung stehen. Die
                              									Abbalancirung der Oberwalze geschieht durch zwei hydraulische Cylinder mit Plungern
                              									von je 220 mm Durchmesser, welche durch Hängestangen an den Walzenständern befestigt
                              									sind. Für die Abbalancirung ist ein besonderer Accumulator vorgesehen.
                           Die Anstellung der Druckschrauben geschieht auf folgende Weise:
                           Auf jedem der Blockwalzenständer ist ein hydraulischer Cylinder mit Plunger von 235
                              									mm Durchmesser bei 1536 mm Hub angeordnet. An dem durchgehenden Plunger ist eine
                              									gemeinschaftliche Zahnstange befestigt, die ihrerseits an beiden Cylindern noch
                              									einmal geführt wird. Auf den vorstehenden und oben geführten Hälsen der
                              									Druckschrauben sind Ritzel aufgekeilt, welche in eine Zahnstange eingreifen und bei
                              									dem Hin- und Hergange des Plungers die Druckschrauben auf- und abwärts bewegen. Die
                              									Steigung der doppelgängigen Druckschrauben beträgt 82,5 mm. Ueber den hydraulischen
                              									Cylindern ist eine
                              									Scala angebracht, auf der man mittels eines am Plunger befindlichen Zeigers die
                              									jeweilige Verstellung der Schrauben ablesen kann.
                           Es erübrigt nun noch, einiges über die vor der Blockwalze angeordnete Kantvorrichtung
                              									mit fahrbarem Wagen zu sagen.
                           Ein auf Schienen laufender Wagen trägt drei besonders montirte Aufsätze, welche
                              									einerseits die bewegliche Wendeklappe und andererseits die Linealträger aufnehmen.
                              									Das an die letzteren angeschraubte Lineal hat den Zweck, einen etwa weiter, als das
                              									betreffende Kaliber es zulässt, fallenden Block an die richtige Stelle
                              									zurückzuführen. Der Fahrcylinder hat einen Durchmesser von 200 mm bei einem Hub von
                              									1800 mm und wird von dem Accumulator von 25 at bedient.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 229
                              Fig. 5.Stahlwerke von Carnegie Phipps und Co. (S. 230.)
                              
                           Die Wendeklappen sind so angeordnet, dass sie zwischen den Rollen des Hauptrollgangs
                              									herfahren können. Der Kant- oder Wendecylinder mit 200 mm Durchmesser und 400 mm Hub
                              									ist seitlich vom Hauptrollgang angeordnet. Derselbe greift an eine Vierkantachse an,
                              									auf welcher ein konisches Bad verschiebbar angebracht ist, welches wiederum in ein
                              									auf der Wendeachse festsitzendes Ritzel eingreift. Auf dieser Achse sind Hebel
                              									aufgekeilt, welche mittels Zugstangen an die in festgekeilten Scharnieren sitzenden
                              									Wendeklappen angreifen und so beim Vorwärts- und Rückwärtsgang des Plungers
                              									dieselben bewegen. Auf diese Weise können die in der Blockwalze angebrachten sechs
                              									Kaliber leicht bedient werden. Der hydraulische Druck beträgt auch hier 25 at.
                           Die Kammwalze hat 1150 mm Durchmesser und 1000 mm Ballenlänge mit Zapfen von 550 mm
                              									Durchmesser bei einer Lauflänge von 475 mm. Die 3 m langen Zwischenspindeln sind
                              									mittels Hebel und Contregewichte in der üblichen Weise ausbalancirt.
                           Die auf dem Blockwalzwerk vorgewalzten Blöcke werden auf einem etwa 12 m langen
                              									Transportrollgang mit 600er Rollen bei 1250 mm Ballenlänge einer Schere (für
                              									300 mm Quadratblöcke) zugeführt, dort je nach Bedarf und Gewicht geschnitten und
                              									dann entweder wieder auf einem etwa 30 m langen Rollgang mit denselben Rollen, wie
                              									eben erwähnt, direct der Fertigstrasse zugeführt oder zum Theil in den vor der
                              									Fertigstrasse liegenden Rollofen gebracht, um von da aus später auf der
                              									Fertigstrasse verwalzt zu werden.
                           Die zum Betriebe beider Rollgänge nöthige Reversirmaschine von 230 mm Durchmesser und
                              									340 mm Hub ist hinter der Blockschere aufgestellt und gibt mittels Riemen und je
                              									einem besonderen Vorgelege die zum Betrieb nöthige Kraft ab.
                           Die Fertigstrasse besteht aus drei Arbeitsgerüsten und einem Kammwalzgerüst. Erstere
                              									haben Walzen von 900 mm Durchmesser bei 2500 mm Ballenlänge mit Zapfen von 480 mm
                              									Durchmesser bei 425 mm Lauflänge. Die zum Betriebe der Fertigstrasse vorhandene
                              									Maschine ist eine Drillings-Reversirmaschine mit Cylinder von 1000 mm Durchmesser
                              									und 1300 mm Hub und greift an die Strasse direct an.
                           Die Maschine macht 60 Umdrehungen in der Minute und arbeitet ebenfalls mit 8 at
                              									Dampfspannung. Die Zwischenspindeln sind durch Federn ausbalancirt, auf welche
                              									Untersätze aus Stahlguss gelagert sind, in denen die Zwischenspindeln laufen. Die
                              									Oberwalzen sämmtlicher drei Gerüste sind wie bei dem Blockwalzwerk hydraulisch
                              									abbalancirt und ebenso ist das erste Fertiggerüst mit hydraulischer
                              									Anstellvorrichtung versehen. Die Druckschrauben der beiden anderen Fertiggerüste
                              									werden mittels aufgekeilter Nabenstücke angestellt.
                           Die Fertigstrasse besitzt drei Hauptrollgänge vor und hinter jedem Arbeitsgerüst, mit
                              									Rollen von 600 mm Durchmesser bei 2500 mm Länge, und wird jeder Rollgang durch eine
                              									besondere Reversirmaschine von 280 mm Cylinderdurchmesser und 450 mm Hub mittels
                              									Riemen angetrieben. Das auf der Fertigstrasse zu verarbeitende Walzgut wird von einem Gerüst zum
                              									anderen durch sechs vor und sechs hinter der Walze liegende, durch Kettenantrieb
                              									bethätigte Schlepper gebracht. Für diese Schlepper sind zwei besondere
                              									Reversirmaschinen von 160 mm Durchmesser und 240 mm Hub vorgesehen, welche den
                              									Antrieb durch geeignete Vorgelege bewirken. Die Führungen für die Schlepperdaumen
                              									bestehen aus je zwei zusammengenieteten ⊏-Eisen, welche zwischen den Rollen auf Böcken in
                              									Abständen von etwa 2,5 m gelagert sind. Eine endlose Kette, über verstellbare
                              									Kettenrollen geführt, nimmt die Schleppdaumen mit und bewirkt so den Transport des
                              									Walzgutes. An den Hauptrollgang des zweiten sowie an den des dritten Arbeitsgerüstes
                              									schliessen sich zwei je 74 m lange Transportrollgänge an, welche die fertigen
                              									Schienen oder die lang gewalzten Knüppelstreifen nach der Adjustage bezieh. dem
                              									Lagerplatze hin bringen. Die Rollgänge sind so getheilt, dass je eine besondere
                              									Reversirmaschine von 230 mm Durchmesser und 340 mm Hub mit Vorgelege zum Ein- und
                              									Ausrücken (um nach Belieben den einen oder anderen Rollenstrang treiben zu können)
                              									die Hälfte der Rollgänge treibt. Zwischen den Rollgängen sind in Entfernungen von
                              									etwa 31,5 m Pendelsägen bezieh. in Entfernungen von 10,6 m Scheren zum Zerschneiden
                              									der Schienen und Knüppelstreifen angeordnet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 230
                              Fig. 6.Stahlwerke von Carnegie Phipps und Co.
                              
                           Die Walzenzugmaschinen – Reversirmaschinen – für beide Strassen baute die Firma Ehrhardt und Sehmer in Schleifmühle bei
                              									Saarbrücken.
                           Durch die politischen Zeitungen sind die Stahlwerke in Homestead wegen der sich auf
                              									denselben abgewickelten socialpolitischen Differenzen in weiteren Kreisen bekannt
                              									geworden.
                           Wie Stahl und Eisen, 1889 Nr. 2, nach einem Bericht des
                              										Iron age vom 1. November 1888 berichtet, haben die
                              									in Homestead gelegenen Stahlwerke von Carnegie Phipps und
                                 										Co. bei Pittsburgh einen selbst für amerikanische Begriffe ausserordentlich
                              									schnellen Aufschwung erfahren, indem dieselben aus einem kleinen
                              									Schienenwalzwerk mit zwei 5-t-Convertern in nur 2 Jahren zu einem Blechwalzwerke mit
                              									Herdofenschmelzerei von grösster Ausdehnung angewachsen sind. Selbstredend sind die
                              									neueren Walzwerkseinrichtungen bei diesen Werken zur Anwendung gekommen, so dass es
                              									als Urbild der neueren Bestrebungen gelten kann. Fig.
                                 										5 gibt einen Grundriss des zu dieser Anlage gehörigen Brammenwalzwerkes.
                              									Das Hauptgebäude misst 36 × 90 m, der Anbau des Kesselhauses hat 11 m Breite. In die
                              									vier Wärmeöfen H werden die Blöcke mittels der
                              									hydraulischen Krahnen I senkrecht eingesetzt und
                              									demnächst auf den Rollgang G befördert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 230
                              Stahlwerke von Carnegie Phipps und Co.
                              
                           Die Krahnen haben eine Tragfähigkeit von 35 t bei 4 m Hub und
                              									6 m Ausladung. Das Brammenwalzwerk besteht aus dem Gerüst Dfür die
                              									senkrechten Walzen, welche durch die Umsteuermaschine C
                              									betrieben werden, und dem Gerüst B für die wagerechten
                              									Walzen, zu deren Antrieb die Umsteuermaschine A dient.
                              									In den Fig. 6 bis 9
                              									ist dasselbe in grösserem Maasstabe dargestellt. Die Trennung der beiden
                              									Walzensysteme ist geschehen, um den Uebelstand der Ungleichheit der
                              									Walzenumfangsgeschwindigkeit zu vermindern, welcher bei gemeinschaftlichem Antriebe
                              									sich meistens in häufigen Brüchen der konischen Getriebe der Verticalwalzen äussert.
                              									Es wird freilich auch hier ein Stoss entstehen, wenn der Block aus einem Walzenpaare
                              									in das andere übergeht, dann aber werden die beiden Motoren sich bald einigen, weil
                              									keine erhebliche Schwungmasse vorhanden ist. Die Hauptmaasse sind aus den Figuren
                              									ersichtlich, der grösste Blockquerschnitt ist 1000 × 1400, das grösste Gewicht eines
                              									Blockes ist 25 t; die Umsteuermaschinen haben 760 mm Cylinderdurchmesser und 1370 mm
                              									Hub für die senkrechten und 1016 bezieh. 1370 für die wagerechten Walzen, die
                              									Dampfspannung beträgt 11,5 at. Von den Blockrollen sind je zwei durch Stirnräder mit
                              									einer Achse verbunden, welche den konischen Antrieb mit der Hauptachse vermittelt
                              									und in Folge ihrer Elasticität den Stoss vermindert, der stets beim Ansetzen der
                              									Betriebsmaschine entsteht und für die meisten derartigen Anlagen verderbliche Folgen
                              									hat (s. Fig. 7 und 8). Die hydraulischen
                              									Cylinder A dienen zum Abheben des Blockes von den
                              									Rollen und werden mittels des hydraulischen Cylinders B
                              									verschoben, um den Block stets in die richtige Lage zu bringen. Es ist ferner die
                              									Vorrichtung zum Unterstützen der Kuppelspindel C
                              									bemerkenswerth, indem dieselbe aus zwei Balken D
                              									besteht, welche die Lager E tragen und mittels Bolzen
                              										F und Gelenken an den Lagerdeckeln G befestigt sind, so dass sie die Bewegung der
                              									Oberwalze mitmachen, ohne dass ihr Gewicht nachtheilig auf die Kuppelmuffen wirkt.
                              									Die Neigung der Spindel C ist in der hier gezeichneten
                              									höchsten Stellung der Oberwalze eine auffallend steile und könnte dies durch
                              									Vergrösserung der Durchmesser der Kammwalzen vermindert werden, ein Hilfsmittel,
                              									welches namentlich bei Brammenwalzen statthaft ist. Bei K (Fig. 5) steht eine Brammenschere, welche
                              									den Wasserdruck durch die zwei Pumpen L erhält, deren
                              									Dampfcylinder 1650 mm Durchmesser und 2400 mm Kolbenhub haben; der Wasserkolben hat
                              									254 mm Durchmesser.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 231
                              Fig. 9.Stahlwerke von Carnegie Phipps und Co.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 231
                              Fig. 10.Triowalzwerk der Prager Eisenindustrie-Gessellschaft.
                              
                           Es sind vier Herdöfen von 15 bis 40 t Einsatz vorhanden, welche zum Theil sauer, zum
                              									Theil basisch zugestellt sind. Als Blechwalze dient ein Lauth'sches Trio mit zwei Walzen von 810 und einer mittleren von 610 mm
                              									Durchmesser bei 3000 mm Länge, welches durch eine Schwungradmaschine mit 1220
                              									mm Cylinderdurchmesser und 1350 mm Kolbenhub betrieben wird. Sämmtliche Hebezeuge
                              									haben Wasserdruck, welcher in den Duplexpumpen M (Fig. 5) ohne Rotation erzeugt wird.
                           Nach Jern-Kont. Ann. wird den neueren Walzwerken
                              									amerikanischer Bauweise – mit einer festgelagerten Mittelwalze, Ober- und
                              									Unterwalzen, welche mittels Schrauben stellbar sind – von dortigen und europäischen
                              									Fachleuten der Vorzug vor allen anderen gegeben. So trefflich diese Apparate auch
                              									sind, so haben sie doch den Fehler, dass sie sehr hohe Anlagekosten verursachen. Aus
                              									diesem Grunde hat der schwedische Ingenieur Gjers diese
                              									Walzwerke vereinfacht und billiger gemacht. Er lagert die unterste Walze fest und
                              									lässt die oberste durch Gegengewichte oder Federn tragen und verstellbar machen.
                              									Zwischen beiden soll eine Mittelwalze von gleichem Durchmesser lose liegen, welche
                              									wie die beiden anderen auf gewöhnliche Weise gekuppelt ist; passirt das Walzgut
                              									durch die obere Spur, so liegt sie gegen die Unterwalzen an, geht das Gut aber in
                              									einer der unteren Spuren, so wird sie gegen die Oberwalze emporgehoben. Zur
                              									Vermeidung von Stössen ist das Gewicht der Mittelwalze so auszugleichen, dass sie
                              									mit schwachem Druck sich immer gegen die Oberwalze legt. Kommt das Walzgut in eine
                              									untere Spur, so liegt die mittlere Walze bereits gegen die obere an. Durch am
                              									Walztisch angebrachte Hängeeisen werden die Gegengewichte der Mittelwalze beim Heben
                              									des Tisches mitgehoben und dieselbe senkt sich gegen die Unterwalze, so dass auch
                              									beim Einführen des Gutes in eine Oberspur kein Stoss erfolgt. Diese Anordnung ist
                              									einfacher, sie hat nur zwei Walzenschrauben und die Walzendurchmesser fallen kleiner
                              									aus; die Walzen werden also leichter. In Amerika gilt die Regel, dass die
                              									Mittenabstände zwischen den Walzen dreimal so gross sein müssen, wie die Dicke des
                              									Walzgutes, damit die Zapfen hinreichend dick und die Lager genügend stark ausfallen.
                              									In unserem Falle haben Unter- und Mittel walze nur ein Unterlager, die Oberwalze
                              									aber beide. Da die Mittelwalze kein Oberlager besitzt, so kann für das
                              									Unterlager der Oberwalze immer leicht Raum gefunden werden. Auf diese Weise kann
                              									obiger dreifache Abstand auf 2,5 reducirt werden. Dadurch wird auch die
                              									Walzoperation beschleunigt, weil schwächere Walzen mehr strecken als starke; ebenso
                              									wird der Stahl beim Auswalzen weniger angegriffen, denn grössere Walzen pressen
                              									stärker als kleinere. Die Walzendimensionen nach diesem System besitzen für 200 mm
                              									starkes Walzgut 500 mm Durchmesser und 1000 mm Länge.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 232
                              Triowalzwerk der Prager Eisenindustrie-Gesellschaft.
                              1. Plunger a oben; Plunger b und c
                                 										unten; Plunger d unten 2. a. Plunger a Mittelstellung, so lange das Stück kurz
                                 										ist; b Plunger a unten, wenn das Stück lang geworden ist; Plunger b und c oben;
                                 										Plunger d Mittelstellung oder unten, je noch Länge d. Stückes; Anmerkung: Unter
                                 										allen Umständen müssen die Plunger b und c unten sein (Rücklauf), wenn der
                                 										Plunger der Mittelwalze oben ist, sowie ferner die Plunger b und c oben (Druck)
                                 										sein müssen, wenn der Plunger der Mittelwalze unter ist (Rücklauf); 3. Plunger a
                                 										Mittelst. oder unten; Plunger b und c unten; Plunger d unten; Letzter Stich beim
                                 										Fertigwalzen, wo das Stück auf die Warmrichtbank herabläuft. Mittelwalze
                                 										oben.
                              
                           Das Auswalzen von starkem und mittlerem Blech erfordert bekanntlich verschiedenere
                              									Einrichtungen als die Erzeugung von Feinblech. In jenem Falle verfährt man nach Uhr gewöhnlich so, dass man in einem Gerüst mit zwei
                              									gekuppelten Walzen verwalzt und dann in einem solchen mit drei Walzen über
                              									einander fertig walzt. In Amerika aber steht das Gerüst zum Fertigwalzen unmittelbar
                              									am Schwungrade, mit dessen Welle die Unterwalze direct gekuppelt ist; dadurch
                              									vermeidet man die starken Schläge und Stösse, wie sie bei nicht genau schliessenden
                              									Kuppelungen vorkommen. Brüche und Unterhaltungskosten werden so vermindert, während
                              									das Werk rascher gehen kann. Die zwischen den beiden gekuppelten Unter- und
                              									Oberwalzen lose liegende Mittel walze wird durch Gegengewichte balancirt und durch
                              									einen Hebel mit der Hand gehoben oder gesenkt. Dabei aber muss die Oberwalze selbst
                              									ausbalancirt und in ständiger drehender Bewegung sein, was man durch
                              									Riementransmission erreicht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 233
                              Fig. 12.Triowalzwerk der Prager Eisenindustrie-Gesellschaft.
                              
                           Damit die Bleche gleich dick und äusserlich schön ausfallen, müssen die Walzen
                              									möglichst oft abgedreht und polirt werden. Bei Diston
                              									in Philadelphia erfolgt nun dieses Abdrehen an den in ihren Lagern ruhenden Walzen.
                              									Längs der Walzenstrasse liegt unter dem Boden eine Welle, welche mittels eines
                              									Zahnvorgeleges an beiden Enden die Kraft von der Treibwelle auf den äussersten
                              									Zapfen des Walzentrios überträgt. Die Umsetzungsverhältnisse dieser beiden Wechsel
                              									sind so gewählt, dass die Walzen bei normaler Geschwindigkeit der Triebwelle eine
                              									für das Abdrehen passende Geschwindigkeit erhalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 233
                              Fig. 13.Triowalzwerk der Prager Eisenindustrie-Gesellschaft.
                              
                           Die Einrichtung von Gjers lässt sich auch zum
                              									Blechwalzen vortheilhaft anwenden. Man gewinnt dadurch für starke Zapfen und Lager
                              									Platz und die ganze Anlage wird solid, was man mit dem Triosystem für Grobbleche nur
                              									dadurch erreichen kann, dass der Walzendurchmesser sehr gross ausfällt. Aber sehr
                              									grosse Walzen kosten mehr und strecken schlechter. (Nach Jern-Kont. Ann., 1893 S. 56.)
                           Zur näheren Erläuterung des Vorstehenden führen wir ein Trio-Universalwalzwerk von
                              									800 mm Walzbreite, erbaut im J. 1892 von der Duisburger
                                 										Maschinenbau-Actiengesellschaft vorm. Bechem und Keetman (Stahl und Eisen vom 15. Mai 1896) für die Prager Eisenindustrie-Gesellschaft, Abtheilung Kladno
                              									in Böhmen, an. (Fig. 10 bis 17.)
                           Die Anlage ist bemerkenswerth, da nicht allein bei derselben eine ausserordentliche
                              									Walzbreite der Streifen, bei grosser Länge, sondern auch das Vorwalzen von nur 400
                              									mm langen Blöcken zur Bedingung gemacht wurde. Entgegen der gewöhnlichen
                              									Construction mit zwei Verticalwalzen, sollten deren vier angewendet werden und zwar
                              									zwei vor und zwei hinter der Walze, auch sollten alle Bewegungen für die einzelnen
                              									Manipulationen des Walzens von einer Centralstelle aus vorgesehen werden.
                           Die Hauptabmessungen und Constructionsbedingungen waren wie folgt vereinbart
                              									worden:
                           
                              
                                 Grösste Walzbreite
                                 800
                                 mm
                                 
                              
                                 Kleinste       „
                                 150
                                 mm
                                 
                              
                                 Länge der kleinsten Packete
                                 400
                                 mm
                                 
                              
                                 Grösstes Packetgewicht
                                 2000
                                 k
                                 
                              
                                 Grösste Maulweite bezieh. Grösste  Hebung der
                                    											Mittelwalze
                                 350
                                 mm
                                 
                              
                                 Durchmesser der Ober- bezieh.  Unterwalze
                                 730
                                 mm
                                 
                              
                                 Durchmesser der Mittelwalze
                                 500
                                 mm
                                 
                              
                                          „             „   Kammwalzen
                                 600
                                 mm
                                 
                              
                                 Länge des vorderen Hebetisches
                                 6800
                                 mm
                                 
                              
                                     „      „    hinteren         „
                                 10000
                                 mm
                                 
                              
                                 Hydraulischer Druck
                                 28
                                 at
                                 
                              
                           Zur weiteren Erläuterung der Anlage diene Folgendes: Die Anstellung der
                              									Hauptdruckschrauben für die Oberwalze sowohl, als diejenige für die seitlichen
                              									Druckschrauben zur Bewegung der Verticalwalzen geschieht durch eine senkrechte
                              									Zwillingsmaschine von 160 mm Cylinderdurchmesser und 240 mm Hub, welche mittels
                              									geeigneter Räder- und Frictionsvorgelege den Antrieb bewirkt. Der Mechanismus l dient zur Anstellung der seitlichen Druckschrauben.
                              									Je nachdem der Hebel a oder b bewegt wird, gehen die Verticalwalzen vor bezieh. hinter der Walze aus
                              									einander, oder nähern sich. Durch den Hebel c wird die
                              									Auf- bezieh. Abwärtsbewegung der Horizontal walzen bewerkstelligt. Diese drei Hebel
                              									sind neben einander, auf der Ofenseite, angeordnet und werden von einem
                              									gemeinschaftlichen Podium aus bedient. Die Stellungen der Hebetische für die einzelnen
                              									Walzperioden sind aus der schematischen Aufzeichnung leicht ersichtlich und durch
                              									den beistehenden Text genügend erläutert. Das Anstellen der Druckschrauben wird
                              									durch geeignete Zeigervorrichtungen erleichtert und zwar dient die mittlere
                              									Zeigerscheibe zur Erkennung der Stellung der Oberwalze, während die beiden rechts
                              									und links befindlichen Scheiben denselben Zweck für das Anstellen der vorderen
                              									bezieh. hinteren Verticalwalzen verfolgen. Die Ausbalancirung der Oberwalze, sowie
                              									das Heben der Mittelwalze geschieht durch unterhalb des Arbeitsgerüstes angebrachte
                              									Cylinder, von denen der zur Mittel walze gehörige gesteuert wird. Der Antrieb der
                              									Verticalwalzen geschieht vom Kammwalzgerüst aus durch ein Zwischenrad, in das
                              									beiderseitig die Antriebsritzel eingreifen und durch angekuppelte Stahlachsen die
                              									Bewegung auf die vierkantige Antriebsachse der Verticalwalzen übertragen. Die
                              									Hauptantriebsspindel, sowie die Zwischenspindel sind ausbalancirt und in besonders
                              									für diesen Zweck construirten Untersätzen gelagert. Um das Einbringen der kleinen,
                              									400 mm langen Blöcke zu erleichtern, sind geeignete, mit angetriebenen Rollen
                              									versehene Vorrichtungen construirt worden, deren Lage und System aus den Zeichnungen
                              									ersichtlich ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 234
                              Fig. 14.Triowalzwerk der Prager Eisenindustrie-Gesellschaft.
                              
                           Auf die Lagerungen der Antriebsachsen wurde besondere Sorgfalt verwendet, da an
                              									dieselben bei forcirtem Betriebe grosse Anforderungen gestellt werden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)