| Titel: | Ueber Fortschritte auf dem Gebiete der Gerberei. | 
| Autor: | Johannes Pässler | 
| Fundstelle: | Band 301, Jahrgang 1896, S. 235 | 
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                        Ueber Fortschritte auf dem Gebiete der
                           								Gerberei.
                        Von Dr. Johannes
                                 									Pässler in Freiberg in Sachsen.
                        Ueber Fortschritte auf dem Gebiete der Gerberei.
                        
                     
                        
                           Seit dem letzten Berichte (1894 297 89) sind in diesem
                              									wichtigen Industriezweige wiederum eine grosse Anzahl von Neuerungen zu verzeichnen,
                              									welche in folgendem Berichte in übersichtlicher Weise zusammengestellt sind, um auch
                              									demjenigen, welchem die gerberische Fachlitteratur nicht zur Verfügung steht,
                              									Gelegenheit zu geben, sich mit den in der Gerberei in der letzten Zeit
                              									stattgefundenen Fortschritten bekannt zu machen.
                           
                        
                           Gerbmaterialien und Hilfsstoffe.
                           (Untersuchung, Zusammensetzung,
                                 										Verwendung).
                           Ueber die pflanzlichen Gerbmaterialien ist in den letzten Jahren sehr viel gearbeitet
                              									worden, besonders über die zur Untersuchung derselben angewandten Methoden;
                              									fortwährend tauchen wieder neue Vorschläge auf, um entweder die vorhandenen Methoden
                              									zu verbessern oder dieselben vollständig umzustossen und durch neue zu ersetzen. Es
                              									ist zu bedauern, dass viele Chemiker auf dieses Thema so ausserordentlich viel Zeit
                              									gewissermaassen unnütz verwenden, da wir doch in der indirecten gewichtsanalytischen
                              									Gerbstoffbestimmungsmethode (Hautpulvermethode) ein Verfahren besitzen, welches bei
                              									genauer Einhaltung der Vorschriften und bei Benutzung eines wirklich guten Hautpulvers in jeder Weise zufriedenstellende Resultate
                              									liefert. Es wäre zu wünschen, dass sich die Gerbereichemiker der verschiedenen
                              									Länder vereinigten und einen Beschluss fassten, dass sie die genannte Methode
                              									allgemein annehmen und in ein und derselben Weise ausführen wollen. In gerberischen
                              									Kreisen ist man gegen die Chemiker und deren Gerbstoffanalysen zuweilen sehr
                              									misstrauisch und nicht ganz mit Unrecht. Dieses Misstrauen rührt daher, dass die
                              									Analysenresultate desselben Gerbmaterials aus verschiedenen Laboratorien mitunter
                              									sehr stark differiren, was damit zusammenhängt, dass nach verschiedenen Methoden
                              									oder nach derselben Methode in ungleicher Weise gearbeitet worden ist. Sobald eine
                              									einheitliche Methode festgesetzt ist und von allen Seiten nach derselben analysirt
                              									wird, sind Unterschiede von mehreren Procenten bei gerbstoffarmen und von 10 bis 20
                              									Proc. bei hochprocentigen Gerbmaterialien, wie sie thatsächlich vorgekommen sind,
                              									vollständig unmöglich.
                           Der Vorschlag des Berichterstatters würde nur insofern auf Schwierigkeiten stossen,
                              									als wohl die meisten der Gerbereichemiker ihre bisher benutzte Methode nicht
                              									aufgeben und durch die eines Anderen ersetzt haben wollen. Zur Beseitigung des
                              									vorhandenen Misstrauens vieler Gerber gegenüber den Resultaten der chemischen
                              									Analyse wäre es jedoch wünschenswerth, wenn eine definitive Einigung hierüber
                              									erfolgte und jeder Fachchemiker etwas Selbstüberwindung üben wollte. Da die
                              									gewichtsanalytische Methode in dem Tharander Laboratorium seitens des verewigten
                              									Prof. v. Schroeder einer eingehenden Prüfung
                              									unterzogen und verbessert wurde, die vorhandenen Fehlerquellen in der jetzigen
                              									Ausführung thunlichst vermieden werden und aus diesem Laboratorium die grösste
                              									Anzahl der überhaupt publicirten Analysen in die Oeffentlichkeit gelangt sind, so
                              									würde es vielleicht empfehlenswerth sein, die gewichtsanalytische
                              									Gerbstoffbestimmungsmethode in der Tharander Fassung anzunehmen.
                           Die amerikanischen Gerbereichemiker haben sich während der Chicagoer Weltausstellung
                              									auf Grund der Arbeiten von YocumThe Leather
                                       												Manufacturer, 1894 S. 120: Notes on the points of error in the
                                    											shake method of determining tannin by hide-powder. dahin
                              										geeinigtProceedings of the 11. annual convention of the
                                       												association of official agricultural chemists, Washington,
                                    											Government printing office, 1894 S. 194: Report on tannin.,
                              										„dass 10 g Hautpulver in einem Schüttelapparat, dem sogen. 'milk-shaker', mit
                                 										200 cc Wasser 10 Minuten lang geschüttelt, abfiltrirt und ausgepresst werden. In
                                 										3 g des feuchten Hautpulvers wird das Wasser bestimmt. Der Rest wird in drei
                                 										gleichen Theilen nach einander zu 150 cc der Gerbstofflösung zugegeben, je 10
                                 										Minuten lang geschüttelt und die Flüssigkeit wird die ersten zwei Male durch
                                 										Leinwand, zum Schlusse durch Leinwand und Papier filtrirt. In dem Filtrat werden
                                 										dann in bekannter Weise durch Eindampfen von 100 cc die Nichtgerbstoffe
                                 										bestimmt. Bei der Berechnung wird die mit dem feuchten Hautpulver eingeführte
                                 										Wassermenge berücksichtigt.“ Bei seinen Untersuchungen kam Yocum zu dem Resultate, dass das Hautfilter zur
                              									Entfernung des Gerbstoffes unzweckmässig und deswegen das Schüttelverfahren
                              									anzuempfehlen sei.
                           WeissDer Gerber, 1895 S. 51 und 63: Zur
                                    											Gerbstoffbestimmung. nimmt Gelegenheit, die Anwendung des
                              									Hautfilters zur Entfernung des Gerbstoffes bei Untersuchung von Gerbmaterialien und
                              									Gerbextracten als vollständig einwandfrei hinzustellen, während er zugibt, dass bei
                              									der Untersuchung von sauren Gerbbrühen wegen deren Gehalt an Säure es vortheilhafter
                              									sei, die Schüttelmethode anzuwenden; es ist aber dann nothwendig, dass sowohl in dem
                              									Gesammtextract, als auch in den eingedampften Nichtgerbstoffen eine Säurebestimmung
                              									auf gewichtsanalytischem Wege (nach der Magnesiamethode von Simand und Kohnstein) ausgeführt und die
                              									gefundene Säuremenge in Rechnung gezogen wird.
                           Die Schüttelmethode in der Yocum'schen Form wie die von
                              										Weiss citirte Hautfiltermethode haben, jede für
                              									sich betrachtet, ihre Vortheile, aber auch ihre Nachtheile. Das Schüttelverfahren
                              									nach Yocum ist vor allen Dingen zu umständlich und die
                              									Hautfiltermethode kann, wenn nicht ausserordentlich peinlich nach ihr gearbeitet
                              									wird, zu grossen Differenzen führen, welche namentlich dadurch herbeigeführt werden,
                              									dass die Gerbstofflösungen das Hautfilter nicht gleichmässig durchdringen, sondern
                              									dass sich Kanäle bilden und dadurch die Gerbstoffabsorption eine unvollständige
                              									wird. Das Richtigste ist entschieden, dass man nur das beste Hautpulver verwendet – hierin schliesst sich der Berichterstatter
                              									vollständig den Weiss'schen Ausführungen an –, die
                              									Gerbstofflösung zweimal mit trockenem Hautpulver (200 cc Gerbstofflösung 1 Stunde
                              									lang mit 10 g und dann weitere 24 Stunden mit 4 g) schüttelt und dann einen
                              									bestimmten Theil (100 cc) eindampft; die Menge der löslichen Hautbestandtheile wird für jedes
                              									Hautpulver durch einen besonderen blinden Versuch bestimmt. Es werden auf diese
                              									Weise die von den genannten Autoren citirten Fehlerquellen vermieden. Die durch den
                              									Wassergehalt des lufttrockenen Hautpulvers bedingte Verdünnung des Hautfiltrates,
                              									die Yocum gern beseitigt wissen will, ist, wie auch Weiss bemerkt, zu unbedeutend und kann ohne Bedenken
                              									vernachlässigt werden.
                           CerychDer Gerber, 1895 S. 241: Bemerkungen zur
                                    											Analyse des Eichenholzextractes nach der Hautpulvermethode.
                              									empfiehlt, dem Hautpulver für die Gerbstoffbestimmung nach der Hautfiltermethode
                              									zerkleinertes Filtrirpapier zuzusetzen; verwendet man nämlich Hautpulver für sich
                              									allein, so zieht sich die Gerbstofflösung an den Glaswänden hinauf und man erhält in
                              									Folge dessen kein gerbstoffreies Hautfiltrat, welcher Uebelstand durch das
                              									angeführte Verfahren erfolgreich vermieden werden soll. Ferner führt Cerych an, dass zur Herstellung der Gerbstofflösungen
                              									für die Analyse nicht zu grosse Mengen Extract aufgelöst werden dürfen, weil sonst
                              									der schwer lösliche Gerbstoff zum grössten Theile als Unlösliches bestimmt wird, was
                              									in der Originalarbeit durch Analysen von Eichenholzextract belegt wird. Auf diesen
                              									Umstand, welcher bei anderen Extracten, namentlich Quebrachoholz- und
                              									Hemlockextracten, viel mehr ins Gewicht fällt, haben früher schon wiederholt v. Schroeder und Koch
                              									hingewiesen.
                           Cerych weist auch darauf hin, dass die Temperatur des
                              									Arbeitsraumes bei der Gerbstoffanalyse eine grosse Rolle spielt und nicht über 20°
                              									betragen soll. Bei höherer Temperatur wird immer ein geringerer Gehalt an
                              									Unlöslichem gefunden; ferner steigt der Gehalt an Nichtgerbstoffen mit der
                              									Temperatur, was wieder zur Folge hat, dass man einen zu niedrigen Gehalt an
                              									Gerbstoff findet. Diese letztere Thatsache ist in der Weise zu erklären, dass bei
                              									höherer Temperatur eine grössere Menge Hautsubstanz in Lösung geht. Der
                              									Berichterstatter hat auch wiederholt Gelegenheit gehabt, zu beobachten, dass eine
                              									höhere Temperatur des Arbeitsraumes zu fehlerhaften Zahlen führt.
                           ProcterJourn. Soc. Chem. Ind., XIII 5 S. 494: Notes on
                                    											the estimation of tanning matter. beschreibt in einem kurzen
                              									Artikel den in Amerika jetzt viel benutzten „milk-shaker“, der daselbst zum
                              									Schütteln der Gerbstofflösungen mit Hautpulver dient. Procter erwähnt hierbei, dass bei Verwendung dieses Apparates merkwürdiger
                              									Weise selbst schlechte Hautpulversorten vollständig zufriedenstellende Resultate
                              									liefern.
                           Einen Beitrag zur Prüfung der Löwenthal'schen
                              									Gerbstoffbestimmungsmethode lieferte Snyder.Journ. Am. Chem.
                                       												Soc., 15 S. 560 bis 562: Notes on Löwenthal's method.
                           KrugJourn. Am. Chem. Soc., 17 S. 811.
                              									schlägt eine neue Gerbstoffbestimmungsmethode vor; bei derselben wird eine
                              									abgewogene Menge eines Metalloxydes, wozu sich am besten Hg2O2 eignet, 4
                              									Stunden mit der verdünnten Gerbstofflösung geschüttelt; der Niederschlag (Verbindung
                              									von Metalloxyd mit Gerbstoff) wird abfiltrirt, ausgewaschen und nach dem Trocknen
                              									gewogen. Die Gewichtszunahme ist gleich der in der angewandten Lösung enthaltenen
                              									Gerbstoffmenge. Diese Methode ist durchaus nicht einwandfrei und nicht geeignet, die
                              									Hautpulvermethode zu verdrängen.
                           Bis jetzt ist in gerberischen Kreisen der Mangel einer Methode zur einfachen und
                              									genauen Bestimmung der in den Gerbmaterialien, Gerbextracten und Gerbbrühen
                              									vorhandenen Farbstoffe lebhaft empfunden worden. Um diesem Uebelstande abzuhelfen,
                              									haben Procter und ParkerJourn. Soc. Chem. Ind., 1895 Nr. 2: A modified
                                    											form of tintometer or colorimeter; The estimation and numerical expression
                                    											of colour in tanning materials. an dem Lovibond'schen Tintometer verschiedene Verbesserungen getroffen und diesen
                              									modificirten Apparat zu dem oben bezeichneten Zwecke empfohlen. Die genannten
                              									Autoren schlagen noch eine zweite Methode vor, welche einfacher und für den Gerber
                              									verständlicher ist. Bei der letzteren werden Hautstücke, und zwar Narbenspalte von
                              									Schaffellen, zur vergleichsweisen Farbenintensitätsbestimmung mit den
                              									Gerbstofflösungen ausgegerbt und alsdann die Farbentöne der Leder mit einander
                              									verglichen. Die hierzu erforderlichen Hautstücke müssen, um die Färbung vollständig
                              									klar und fleckenrein erscheinen zu lassen, vollständig kalkrein gemacht werden und,
                              									um sie längere Zeit unversehrt aufbewahren zu können, mit antiseptischen Mitteln
                              									conservirt werden. Zur Erreichung dieses doppelten Zweckes eignet sich nach
                              									vielfachen Versuchen der genannten Autoren am besten eine Lösung, die 1 Proc. Phenol
                              									und 2 Proc. Borsäure enthält. In einer derartigen Lösung werden die Hautstücke
                              									zunächst ausgewaschen und dann in einer solchen für den Gebrauch aufbewahrt.
                              									Hinsichtlich der speciellen Ausführung der Methode muss auf das Original verwiesen
                              									werden (Referat darüber: Der Gerber, 1895 S. 185; Kampffmeyer'sche Gerberzeitung, 1895 S. 39). Die schwierige Frage der
                              									Farbenintensitätsbestimmung ist durch diese Untersuchungen bei weitem noch nicht
                              									vollständig gelöst. Wenngleich die nach der angegebenen Methode erhaltenen Leder
                              									immer eine ganz gleichmässige, reine Färbung hatten und bei Wiederholung desselben
                              									Versuches immer der gleiche Farbton erhalten wurde, so zeigten sich doch gewisse
                              									Unterschiede, wenn man die mit dem verbesserten Tintometer erhaltenen Resultate mit
                              									den Ausfärbungsergebnissen vergleicht. Es war wohl Uebereinstimmung der nach beiden
                              									Methoden erhaltenen Resultate vorhanden, wenn ungleich stark gefärbte Lösungen des
                              										gleichen Materials verwendet wurden, aber nicht,
                              									wenn z.B. die Färbung eines mit Sumach gegerbten mit der Färbung eines mit
                              									Myrobalanen gegerbten Leders verglichen wurde.
                           ProcterJourn. Soc. Chem. Ind., 1894 S. 497: On the
                                    											qualitative determination of tanning materials. hat die
                              									Gerbstoffe der verschiedenen Gerbmaterialien auf ihr Verhalten gegenüber Bromwasser
                              									und Eisenalaun geprüft und danach in drei Klassen, welche wieder in
                              									Unterabtheilungen zerfallen, eingetheilt. Die Ergebnisse sind alsdann in Tabellen
                              									zusammengestellt worden, denen noch ein Anhang mit der Angabe des Verhaltens der
                              									verschiedensten Gerbstoffe gegenüber den gebräuchlichen Reagentien beigefügt ist.
                              									Ein ausführliches Referat dieser Arbeit befindet sich im Gerber, 1894 S. 195; im Anschluss hieran gibt Andreasch eine Zusammenstellung der von ihm ausgeführten Reactionen der
                              									Gerbstoffe mit den bekanntesten Chemikalien.
                           Eine Methode zur Bestimmung des Gehaltes an Zucker und zuckerartigen Stoffen in
                              									Gerbmaterialien, Gerbextracten und Gerbbrühen geben v.
                                 										Schroeder, Bartel und Schmitz-DumontD. p. J. 1894 203 229 ff. an. Dieselben besprechen
                              									zunächst die bisher üblichen Methoden der Zuckerbestimmung, weisen deren Mängel und Fehlerquellen
                              									nach und stellen nach ausführlicher Begründung eine neue Methode auf, nach welcher
                              									von den Verfassern in einer sehr grossen Anzahl verschiedener Gerbmaterialien,
                              									Gerbextracte und Gerbbrühen Zuckerbestimmungen ausgeführt worden sind. Die
                              									speciellen Vorschriften zur Ausführung können hier nicht angeführt werden, weswegen
                              									auf die Originalarbeit verwiesen werden muss.
                           Die durchschnittlichen Zuckergehalte, sowie die Grenzwerthe derselben bei den
                              									verschiedenen Gerbmaterialien und Gerbextracten sollen wegen der hohen Wichtigkeit
                              									dieser Zahlen in folgender Tabelle wiedergegeben werden. Da bei der Verwendung der
                              									Gerbmaterialien aus dem Zucker sich organische Säuren bilden, so hat man für Zucker
                              									auch die Bezeichnung „säurebildende Stoffe“. Zum besseren Vergleiche sind in
                              									der folgenden Zusammenstellung auch die durchschnittlichen Gerbstoffgehalte, sowie
                              									die Zahlen aufgeführt, welche angeben, wie viel säurebildende Stoffe in jedem
                              									Gerbmaterial auf 100 Th. Gerbstoff kommen (die Gerbmaterialien sind in der Weise
                              									geordnet, dass diejenigen, welche auf 100 Th. Gerbstoff die grössere Menge Zucker
                              									enthalten, vorausstehen):
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Ger-bendeStoff
                                 Gehalt an Zucker(säurebildende
                                    											Stoffe)
                                 Auf 100 Th.gerbendeStoffe
                                    											kom-men säure-bildendeStoffe
                                 
                              
                                 Mittel
                                 Mittel
                                 Mini-mum
                                 Maxi-mum
                                 
                              
                                 
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                                 
                              
                                 Fichtenloheextracte
                                 25,00
                                 7,84
                                 4,58
                                   9,44
                                 31,4
                                 
                              
                                 Fichtenlohe
                                 11,63
                                 3,53
                                 2,65
                                   4,47
                                 30,4
                                 
                              
                                 Eichenlohe (Jungrinde)
                                 10,10
                                 2,65
                                 1,75
                                   3,46
                                 26,2
                                 
                              
                                 Dividivi
                                 41,50
                                 8,39
                                 7,98
                                   8,83
                                 20,2
                                 
                              
                                 Algarobilla
                                 43,00
                                 8,23
                                 6,24
                                 10,49
                                 19,1
                                 
                              
                                 Myrobalanen
                                 30,00
                                 5,35
                                 3,15
                                   7,05
                                 17,8
                                 
                              
                                 Sumach (italienischer)
                                 28,00
                                 4,53
                                 –
                                 –
                                 16,2
                                 
                              
                                 Eichenholzextracte  (slavonische)
                                 28,00
                                 3,07
                                 2,47
                                   3,92
                                 11,0
                                 
                              
                                 Kastanienholzextracte  (normale, flüssige)
                                 30,00
                                 2,87
                                 2,61
                                   3,53
                                   9,6
                                 
                              
                                 Valonea
                                 28,80
                                 2,69
                                 1,21
                                   3,57
                                   9,3
                                 
                              
                                 Cajotarinde
                                 22,00
                                 1,65
                                 –
                                 –
                                   7,5
                                 
                              
                                 Trillo der Valoneen
                                 43,50
                                 2,41
                                 –
                                 –
                                   5,5
                                 
                              
                                 Garouille
                                 25,00
                                 1,00
                                 0,07
                                   1,51
                                   4,0
                                 
                              
                                 Rove
                                 29,00
                                 1,13
                                 –
                                 –
                                   3,9
                                 
                              
                                 Quebrachoholzextracte  (feste)
                                 70,00
                                 2,41
                                 1,04
                                   3,80
                                   3,4
                                 
                              
                                 Mimosenrinden
                                 32,00
                                 0,91
                                 0,33
                                   1,57
                                   2,8
                                 
                              
                                 Knoppern
                                 30,00
                                 0,65
                                 0,54
                                   0,71
                                   2,2
                                 
                              
                                 Quebrachoholz
                                 22,00
                                 0,25
                                 0,10
                                   0,65
                                   1,1
                                 
                              
                           Ueberblickt man diese Tabelle, so findet man, dass diese Resultate mit den in der
                              									Gerberei gemachten Erfahrungen übereinstimmen, indem die in der letzten Colonne an
                              									der Spitze stehenden Gerbmaterialien diejenigen sind, welche sich durch grösste
                              									Säurebildung auszeichnen, während die zuletzt kommenden durch ihre sehr geringe
                              									Fähigkeit, Säure zu bilden, bekannt sind.
                           Um zu zeigen, welche Zuckergehalte in Gerbbrühen vorkommen und in welcher Weise sich
                              									diese Zuckergehalte in Gerbbrühen bei längerer Benutzung derselben verändern, führen
                              									die Verfasser der citirten Arbeit die Resultate der Untersuchung eines Brühenganges
                              									aus einer Rosslederextractgerberei an. Es zeigt sich hierbei, dass die frische Extractbrühe, hergestellt aus Quebrachoholz und
                              									Fichtenlohe, und die aus dieser durch Verdünnen hervorgegangene stärkste Gerbbrühe
                              									den grössten Zuckergehalt und den kleinsten Säuregehalt besitzen; je länger
                              									aber die Gerbbrühe benutzt wird und die Gährung im Brühengang dauert, um so
                              									mehr verschwindet der Zucker und nimmt die Säure zu, bis endlich in der schwächsten
                              									Brühe der Zucker sein Minimum und die Säure ihr Maximum erreicht. Als Gegenstück zu
                              									diesem rationellen Brühengange führen die Verfasser die Analysenresultate von
                              									Schwellfarbengängen aus einer kleinen Sohlledergerberei an, welche mit Eichen- und
                              									Fichtenlohe arbeitet. Bei diesen ist eine regelmässige Stufenfolge weder im
                              									Zuckergehalte, noch im Säure-, noch im Gerbstoffgehalte wahrzunehmen, was
                              									unzweifelhaft an der unrationellen Art und Weise liegt, mit welcher die Brühen in
                              									manchen Betrieben ganz nach Gutdünken bald mit grösseren, bald mit kleineren Mengen
                              									frischer Lohe und Sauerbrühe nachgebessert werden.
                           Die Verfasser haben ferner noch den Versuch gemacht, dass sie zu einer aus Eichen-
                              									und Fichtenlohe erhaltenen Sauerbrühe Traubenzucker zusetzten und diese Brühe,
                              									welche etwa 10 Tage ruhig stehen gelassen wurde, von Zeit zu Zeit auf Gerbstoff-,
                              									Säure- und Zuckergehalt untersuchten. Hierbei ergab sich, dass innerhalb eines
                              									Zeitraumes von 10 Tagen die Menge der gerbenden Stoffe und der Säure so gut wie
                              									unverändert blieb, während der Zucker bis auf einen geringen Rest verschwunden war;
                              									nahezu um denselben Betrag hatte auch die Menge der Nichtgerbstoffe in der Brühe
                              									abgenommen. Dieses Resultat ist sehr wichtig; da in diesem Falle Zucker wohl
                              									zersetzt worden ist, ohne dass eine weitere Säurebildung eingetreten ist. Der Zucker
                              									muss demnach zum grössten Theile in gasförmige Producte zersetzt worden sein. Eine
                              									Erklärung für diese abnorme Erscheinung können die Verfasser nicht geben. Jedenfalls
                              									ersieht man aber aus den Versuchen die Thatsache, dass die Zersetzung des Zuckers in
                              									Gerbbrühen nicht nothwendig immer von Säurebildung begleitet sein muss, sondern dass
                              									diese Zersetzung unter Umständen auch nach anderen Richtungen hin gehen kann. Ferner
                              									führen die genannten Autoren an, dass im Laufe des Gerbeprocesses in ähnlicher Weise
                              									grosse Mengen der übrigen, in den Brühen gelösten Nichtgerbstoffe zerstört werden.
                              									Fände eine derartige Zersetzung der organischen Nichtgerbstoffe nicht statt, so
                              									müssten sich dieselben im Laufe der Zeit in den Brühengängen der Gerbereien in viel
                              									höherem Maasse anhäufen, als dies thatsächlich der Fall ist.
                           Der BerichterstatterD. p. J. 1895 295
                                    											141: Zur Analyse der sauren Gerbbrühen. stellt auf Grund seiner
                              									Untersuchungen fest, dass der Fehler, der entsteht, wenn man Sauerbrühen, die sich
                              									auf natürlichem Wege gebildet haben und die Essigsäure, Milchsäure u.s.w. enthalten,
                              									nach der indirect gewichtsanalytischen Methode untersucht, in den meisten Fällen
                              									nicht so gross ist, als man meist annimmt – aber nur unter der Voraussetzung, dass
                              									man die Brühen durch wiederholtes Eindampfen und Wiederaufnehmen mit Wasser vor der
                              									Ermittelung des Gesammtrückstandes und vor dem Schütteln mit Hautpulver von dem
                              									grössten Theile der freien Säuren befreit hat. Der Berichterstatter hat auch die
                              									Fehlergrössen bestimmt, welche bei den verschiedensten Verhältnissen zwischen Säure
                              									und Gerbstoff entstehen können, wenn man in der geschilderten Weise analysirt;
                              									dieselben sind sehr gering und in Folge dessen ist die bei der vorgeschlagenen
                              									Methode erzielte Genauigkeit für die Controle in Gerbereibetrieben betrieben vollständig
                              									genügend und übrigens grösser, als die bei der Titration nach Löwenthal'scher Methode oder als bei der Meerkatz'schen Methode. Weiss hatte, wie bereits in diesem Berichte kurz angedeutet worden ist,
                              									empfohlen, saure Gerbbrühen nach der Gewichtsmethode zu untersuchen, in jedem
                              									Eindampfrückstande ausserdem die Säure nach der Magnesiamethode zu bestimmen und die
                              									gefundene Säuremenge von jedem Eindampfrückstande in Abzug zu bringen. Diese Methode
                              									mag ganz gute Resultate liefern, ist jedoch so ausserordentlich umständlich und
                              									zeitraubend, dass sie wohl für wissenschaftliche Zwecke, aber nicht zur
                              									Betriebscontrole geeignet ist.
                           Eine werthvolle Arbeit über den Einfluss verschiedener Temperaturen auf die
                              									Auslaugung der Gerbmaterialien lieferten Parker und Procter.Journ, Soc. Chem. Ind., 1895 S. 635: The effect
                                    											of different temperatures in the extraction of tanning materials; Referat im
                                    												Gerber, 1895 S. 232. Dieselben
                              									laugten einige der gebräuchlichsten Gerbmaterialien bei Temperaturen, die zwischen
                              									15 und 100° lagen und um je 10° differirten, vollständig aus und untersuchten die so
                              									erhaltenen Gerbstofflösungen auf Gerbstoffgehalt und Farbenintensität. Hierbei ergab
                              									sich das unerwartete Resultat, dass die meisten Gerbmaterialien, entgegengesetzt der
                              									bisherigen Ansicht, sich bereits bei Temperaturen, die unter 100° liegen,
                              									vollständig auslaugen lassen, und dass Hitzegrade, die über diesem Punkte liegen,
                              									schon zersetzend auf den Gerbstoff wirken. Diese Resultate sollen wegen ihres hohen
                              									Interesses an dieser Stelle zahlenmässig wiedergegeben werden. (Im Originale sind
                              									eine Anzahl Rechenfehler vorhanden, welche in der folgenden Tabelle berichtigt
                              									worden sind.) In dieser Zusammenstellung werden nicht die einzelnen analytischen
                              									Ergebnisse, sondern nur die Schlussresultate angeführt, und zwar derart, dass man
                              									denjenigen Gerbstoffgehalt, der bei den verschiedenen Temperaturen als höchster
                              									gefunden wird, gleich 100 setzt und die bei den anderen Temperaturen gefundenen
                              									Zahlen in Procenten dieser höchsten Zahl anführt.
                           
                              
                                 Auslaugungstemperatur
                                 Gerbstoffgehalt der Lösungen in
                                    											Procentender stärksten Lösung
                                 
                              
                                 Eichen-rinde
                                 Myro-balanen
                                 Valonea-Trillo
                                 Valonea(ganzeFruchte)
                                 Natal-Mimosa
                                 Sumach
                                 Quebracho-holz
                                 Mangrove-rinde
                                 
                              
                                           15°
                                   61,5
                                   79,2
                                   70,5
                                   64,4
                                   66,3
                                   70,0
                                   35,2
                                   61,6
                                 
                              
                                 15 bis 30
                                   70,8
                                   83,6
                                   74,4
                                   72,4
                                   90,6
                                   86,7
                                   46,5
                                   76,3
                                 
                              
                                 30  „   40
                                   83,3
                                   89,7
                                   85,9
                                   84,4
                                   94,1
                                   91,1
                                   54,4
                                   82,5
                                 
                              
                                 40  „   50
                                   85,4
                                   93,1
                                   90,8
                                   94,0
                                   94,4
                                   99,0
                                   69,6
                                   87,7
                                 
                              
                                 50  „   60
                                   88,5
                                   96,4
                                 100,0
                                   99,2
                                   95,0
                                 100,0
                                   76,0
                                   96,2
                                 
                              
                                 60  „   70
                                   94,8
                                   96,7
                                   98,7
                                 100,0
                                   98,4
                                   93,6
                                   80,2
                                   94,7
                                 
                              
                                 70  „   80
                                   95,8
                                   96,9
                                   99,2
                                   98,4
                                 100,0
                                   88,7
                                   88,0
                                   96,7
                                 
                              
                                 80  „   90
                                 100,0
                                   97,5
                                   94,4
                                   96,0
                                   96,3
                                   83,3
                                  100,0
                                 100,0
                                 
                              
                                 90  „ 100
                                 100,0
                                 100,0
                                   93,6
                                   94,4
                                   94,1
                                   81,8
                                   89,9
                                   65,7
                                 
                              
                                 ½ Stunde gekocht
                                   94,8
                                   98,3
                                   90,5
                                   90,4
                                   91,9
                                   74,9
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Aus diesen Zahlen folgern die betreffenden Autoren, dass für manche Gerbmaterialien,
                              									wie Valonea, Sumach, Mimosa, die höchste Extractionstemperatur, wie Siedehitze,
                              									nicht nur nicht nothwendig, sondern sogar direct schädlich ist, indem bei diesen
                              									Temperaturen schon Gerbstoffzersetzungen stattfinden und der Gerbstoff in Substanzen
                              									übergeführt wird, die nicht mehr gerbend auf thierische Haut wirken. Der
                              									Berichterstatter, welcher durch die obigen Resultate veranlasst wurde, diese
                              									Versuche zu wiederholen und noch auf einige andere Gerbmaterialien auszudehnen,
                              									hat dieselben im Wesentlichen bestätigt gefunden; hierbei ergab sich auch, dass
                              									namentlich der leichtlösliche Gerbstoff der Zersetzung bei höheren Temperaturen
                              									ausgesetzt ist. Es würde demnach kalt ausgelaugtes Material von Valoneen, Sumach
                              									u.s.w. schliesslich auch in der Hitze extrahirt werden können, ohne
                              									Gerbstoffverluste befürchten zu müssen. Da es nicht der Zweck eines Berichtes, wie
                              									des vorliegenden, ist, über noch nicht veröffentlichte Betrachtungen zu schreiben,
                              									so kann auf diesen Gegenstand jetzt nicht näher eingegangen werden, sondern derselbe
                              									wird später in einem Artikel für sich eingehend erörtert werden. Die Verfasser
                              									gedenken ihre Versuche noch fortzusetzen und zu ergänzen, und zwar sowohl
                              									hinsichtlich der bei höheren Temperaturen eintretenden Gerbstoffverluste, als auch
                              									hinsichtlich der Wirkung der in unseren Gebrauchswässern gewöhnlich vorkommenden
                              									Stoffe.
                           Parker und Procter prüften
                              									ferner die bei verschiedenen Temperaturen erhaltenen Lösungen auf Farbenintensität
                              									und bedienten sich hierzu des verbesserten Lovibond'schen Tintometers, auf welchen Apparat bereits aufmerksam gemacht
                              									worden ist. Beim Vergleiche der hierbei gewonnenen Resultate ergaben sich einige
                              									recht interessante Thatsachen. Bei den meisten Gerbmaterialien stieg die
                              									Farbenintensität annähernd proportional mit der Steigerung der
                              									Extractionstemperatur, während einige Gerbmaterialien eine Ausnahme machten und z.B.
                              									ihre färbenden Stoffe bei niedrigen Temperaturen leichter abgaben als bei höheren.
                              									Auf diese Zahlen ist jedoch nicht allzu grosser Werth zu legen, da die Apparate zur
                              									Ermittelung der Farbenintensität von gefärbten Flüssigkeiten noch nicht absolut
                              									sicher arbeiten und sehr verbesserungsfähig sind. Ausserdem ist noch zu
                              									berücksichtigen, dass Gerbstofflösungen z.B. durch Spuren von Metallsalzlösungen, namentlich Eisensalzen, oder alkalisch
                              									reagirenden Verbindungen bedeutend dunkler werden, und solche geringe Mengen sind
                              									bei der Extraction der Gerbmaterialien und sonstigen Handhabung der
                              									Gerbstofflösungen sehr schwierig vollständig auszuschliessen.
                           Eine nicht minder werthvolle Arbeit, welche in naher Beziehung zu der eben referirten
                              									steht, veröffentlichte EitnerrDer Gerber, 1895
                                    											S. 145. als Resultat seiner Untersuchungen über das „Verhalten
                                 										verschiedener Gerbstoffe bei der Extraction unter Dampfdruck“. Bei den Eitner'schen Versuchen wurden die gebräuchlichsten
                              									Gerbmaterialien unter verschiedenem Druck und unter diesem entsprechenden
                              									verschiedenen Temperaturen extrahirt, dann die Menge des erhaltenen Extractes (auf
                              									Trockensubstanz bezogen), sowie die Gehalte dieser Extracte an Gerbstoff und
                              									Nichtgerbstoff bestimmt. Die Gerbmaterialien wurden im Autoclaven unter Druck
                              									jedesmal 2 Stunden belassen. Von jedem Gerbmaterial wurde je nach den Eitner'schen Angaben eine Probe bei gewöhnlichem Druck
                              									(Temperatur: 100°), bei 2 at Ueberdruck (Temperatur: 120,5°), bei 4 at Ueberdruck
                              									(Temperatur: 143°) und endlich unter 6 at Ueberdruck (Temperatur: 158°) extrahirt.
                              									(Die von Eitner angeführten Beziehungen zwischen
                              									Dampfdruck und der dabei herrschenden Temperatur sind nicht richtig; einem
                              									Ueberdruck von 2 at entspricht nicht eine Temperatur von 120,5°, sondern von 133,9°;
                              									es liegt hier vermuthlich eine Verwechselung zwischen Ueberdruck und Gesammtdruck
                              									vor, weswegen die Angaben einer weiteren Erklärung von Eitner's Seite bedürfen.) Die wichtigsten Resultate dieser interessanten
                              									Versuchsreihe sind in folgender Tabelle zusammengestellt; in der Colonne A sind
                              									angegeben die Extractmengen, in B die Gerbstoffmengen und in C die Nichtgerbstoffe, ausgedrückt in Procenten des angewandten
                              									Gerbmaterials.
                           Aus den Eitner'schen Zahlen ist ersichtlich, dass die
                              									Extractmengen bei den verschiedenen Rindenmaterialien mit Zunahme des Druckes und
                              									der Temperatur bei der Extraction massig steigen, was bei der Eichenrinde und
                              									Weidenrinde anhält, während bei den anderen Rinden, deren Gerbstoff leicht in
                              									unlösliche Substanzen übergeht, schliesslich wieder ein Sinken stattfindet. Bei
                              									Myrobalanen, Sumach und den Holzgerbmaterialien, besonders bei Eichenholz sind
                              									Zunahmen der Extractmengen zu verzeichnen; bei Algarobilla, Dividivi, Valonea und
                              									Knoppern nimmt dagegen die Extractmenge in Folge Bildung unlöslicher Körper ab. Die
                              									Colonne B zeigt, dass die Gerbstoffe der verschiedenen Materialien eine verschiedene
                              									Widerstandsfähigkeit gegenüber der Einwirkung höherer Temperatur besitzen; am
                              									widerstandsfähigsten zeigt sich die Mimosenrinde. Eichenholz- und
                              									Quebrachoholzgerbstoffe vertragen die Behandlung eines Dampfüberdruckes von 2 at und
                              									die diesem Druck entsprechende Temperatur von 120°, bei höheren Temperaturen
                              									erleiden dieselben jedoch auch Zersetzungen. Die Gerbstoffe der Myrobalanen,
                              									Algarobilla und des Dividivi vertragen keinen Ueberdruck und die damit verbundenen
                              									höheren Temperaturen, sondern werden bei denselben theilweise zersetzt. Die Eitner'schen Untersuchungen haben vor allem den
                              									wichtigen Nachweis erbracht, dass eine Extraction bei höherer Temperatur, welche für
                              									Quebrachoholz noch geeignet ist, für die meisten anderen Gerbmaterialien schon
                              									schädlich sein kann.
                           Die Colonne C zeigt das beständige Wachsen der Nichtgerbstoffe bei Extraction unter
                              									Druck, was zum Theil auf Zersetzungen des Gerbstoffs, zum Theil auf das
                              									Löslichwerden von Substanzen, welche sonst nicht löslich sind, zurückzuführen ist.
                              									Diese Zunahme der Nichtgerbstoffe erklärt auch die Thatsache, dass die bei hohem
                              									Druck und hoher Temperatur erhaltenen Extracte wohl hohe specifische Gewichte
                              									zeigen, aber trotzdem verhältnissmässig wenig Gerbstoff enthalten. Eitner folgert weiter aus seinen Ergebnissen, dass
                              									selbst bei den Holzgerbstoffen, welche man für schwer extrahirbar hält, eine
                              									Heranziehung von Druck und höherer Temperatur überhaupt nicht nothwendig ist, um
                              									vollständig zu extrahiren.
                           MaschkeKampffmeyer'sche Gerberzeitung, 1895 Nr. 15: Werden die gerbenden Stoffe in
                                    											Gerbextracten durch Kälte zersetzt? wurde von gerberischer Seite
                              									darauf aufmerksam gemacht, dass man mit Gerbextracten, welche zuvor grossen
                              									Kältegraden ausgesetzt gewesen seien, schlechte Gerbresultate erziele. Diese
                              									Mittheilung veranlasste Maschke, durch Untersuchungen
                              									festzustellen, ob höhere Kältegrade verändernd auf Gerbextracte wirken. Diese
                              									Versuche erstreckten sich zunächst auf die beiden vielfach gebrauchten Gerbextracte:
                              									flüssiger Quebrachoholzextract und flüssiger Eichenholzextract. Es ergab sich
                              									hierbei, dass dieselben eine wesentliche Veränderung in ihrem Gehalte an gerbenden
                              									Substanzen selbst dann nicht erleiden, wenn sie mehrere Tage einer Temperatur von
                              									–10 bis 11° ausgesetzt werden; bewahrt man sie dagegen einige Tage bei einer
                              									Temperatur von –17° auf, so findet eine Zersetzung der Extracte derart statt, dass
                              									die gerbenden Stoffe abnehmen und die Nichtgerbstoffe entsprechend zunehmen; beim
                              									Quebrachoholzextract hatte sich auch die Menge des Unlöslichen nicht unwesentlich
                              									vermehrt. Maschke stellt am Schlusse seiner Arbeit in
                              									Aussicht, dieselbe noch weiter auszudehnen und zu prüfen, wie sich unter ähnlichen
                              									Verhältnissen die Extracte verschiedener Fabriken, sowie die Extracte aus anderen
                              									Gerbmaterialien und die Gerbmaterialien selbst verhalten.
                           
                              
                                 
                                 A
                                 B
                                 C
                                 
                              
                                 ExtractUeberdruck in Atmosphären
                                 Gerbende SubstanzenUeberdruck in
                                    											Atmosphären
                                 NichtgerbstoffeUeberdruck in
                                    											Atmosphären
                                 
                              
                                 0
                                 2
                                 4
                                 6
                                 0
                                 2
                                 4
                                 6
                                 0
                                 2
                                 4
                                 6
                                 
                              
                                 
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Fichtenrinde (junge)
                                 29,06
                                 32,76
                                 31,54
                                 30,72
                                 16,24
                                 12,92
                                 8,58
                                 6,49
                                 12,82
                                 19,82
                                 22,96
                                 24,23
                                 
                              
                                 Eichenrinde
                                 22,14
                                 23,79
                                 23,88
                                 24,04
                                 11,07
                                 7,99
                                 5,62
                                 3,22
                                 13,07
                                 15,80
                                 13,26
                                 20,82
                                 
                              
                                 Cajotarinde
                                 40,54
                                 41,41
                                 33,14
                                 26,38
                                 21,75
                                 21,45
                                 11,41
                                 2,27
                                 18,79
                                 20,00
                                 21,73
                                 24,11
                                 
                              
                                 Mimosarinde
                                 42,10
                                 45,00
                                 43,52
                                 41,33
                                 31,61
                                 30,75
                                 29,98
                                 26,60
                                 10,49
                                 13,54
                                 14,25
                                 14,73
                                 
                              
                                 Hemlockrinde
                                 13,70
                                 14,07
                                 13,73
                                 12,70
                                 9,30
                                 8,34
                                 4,50
                                 2,13
                                 4,40
                                 5,73
                                 8,20
                                 11,60
                                 
                              
                                 Weidenrinde
                                 9,16
                                 14,95
                                 17,49
                                 19,39
                                 4,80
                                 3,16
                                 1,59
                                 1,59
                                 6,00
                                 10,15
                                 15,90
                                 17,80
                                 
                              
                                 Myrobalanen
                                 41,73
                                 44,19
                                 45,98
                                 44,12
                                 25,02
                                 23,02
                                 14,52
                                 12,49
                                 16,72
                                 21,17
                                 31,46
                                 31,63
                                 
                              
                                 Algarobilla
                                 68,62
                                 63,06
                                 49,25
                                 48,85
                                 36,44
                                 24,04
                                 8,37
                                 8,47
                                 32,18
                                 39,04
                                 40,88
                                 40,38
                                 
                              
                                 Dividivi
                                 69,40
                                 64,72
                                 55,90
                                 46,56
                                 45,12
                                 33,14
                                 18,08
                                 14,93
                                 24,28
                                 31,58
                                 37,26
                                 31,63
                                 
                              
                                 Valonea
                                 49,23
                                 50,70
                                 47,79
                                 41,45
                                 29,97
                                 27,28
                                 24,78
                                 18,92
                                 19,26
                                 23,42
                                 23,41
                                 22,53
                                 
                              
                                 Knoppern
                                 45,23
                                 43,87
                                 41,43
                                 35,90
                                 29,32
                                 27,08
                                 23,78
                                 17,73
                                 15,92
                                 16,78
                                 17,65
                                 18,25
                                 
                              
                                 Sumach
                                 43,38
                                 52,33
                                 51,10
                                 47,48
                                 22,85
                                 22,70
                                 11,27
                                 8,87
                                 20,53
                                 29,63
                                 39,83
                                 39,61
                                 
                              
                                 Eichenholz
                                 9,76
                                 10,96
                                 23,60
                                 24,81
                                 6,44
                                 6,50
                                 5,52
                                 2,57
                                 3,32
                                 4,46
                                 18,08
                                 22,34
                                 
                              
                                 Quebrachoholz
                                 23,91
                                 24,38
                                 25,39
                                 26,23
                                 21,05
                                 21,50
                                 18,42
                                 13,60
                                 2,86
                                 2,88
                                 6,96
                                 12,63
                                 
                              
                                 Tannin
                                 100,12
                                 100,59
                                 100,16
                                 92,79
                                 94,76
                                 85,55
                                 63,49
                                 39,14
                                 5,46
                                 15,04
                                 36,67
                                 53,65
                                 
                              
                           
                           Die Arbeiten von FajansZeitschrift für
                                       												angewandte Chemie, 1895 S. 471: Studien über Tannin. und
                              										BöttingerArch. Pharm., 233 S. 125: Das Glukasazon aus
                                    											Sumach und Valoneen. sind nicht von gerberischem Interesse,
                              									weswegen hier die Anführung des Titels genügen soll.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)