| Titel: | Die Wassermesser für Hausleitungen. | 
| Autor: | L. Sell | 
| Fundstelle: | Band 301, Jahrgang 1896, S. 242 | 
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                        Die Wassermesser für
                           								Hausleitungen.
                        Von Dr. L.
                                 								Sell.
                        (Letzter Bericht 1882 Bd. 244 S. 287.)
                        Mit Abbildungen.
                        Die Wassermesser für Hausleitungen.
                        
                     
                        
                           Flügelrad- und Scheibenwassermesser.
                           Seitdem das wachsende Verlangen nach häuslichem Comfort auch in kleineren Orten in
                              									steigendem Maasse zur Anlegung von Wasserwerken führt, welche den einzelnen
                              									Haushaltungen die Befriedigung ihres dringendsten Bedürfnisses auf die bequemste
                              									Weise ermöglichen, hat sich den Fabrikanten von Wassermessern ein sehr erhebliches
                              									Absatzgebiet eröffnet. Und die Grösse dieses Marktes ist der erfinderischen
                              									Thätigkeit ein Anreiz zur Schaffung von Instrumenten gewesen, welche durch
                              									hervorragende Vollkommenheit sich diesen Markt zu erobern vermöchten. Auf diese
                              									Weise sind zahllose Messerconstructionen entstanden, von denen zum mindesten ein
                              									guter Theil in gewisser Hinsicht einen Fortschritt bedeutet. Von diesen vielen
                              									Neuerungen sind nur wenige nutzbar geworden. Natürlich! Denn wo die Ueberlegenheit
                              									einer Neuerung nicht so zu sagen mit Händen zu greifen ist, werden immer die den
                              									Markt beherrschenden Firmen als Sieger aus dem Concurrenzkampf hervorgehen – wenn es
                              									überhaupt zu einem solchen Kampf kommt.
                           So tauchen neue Gebilde auf und verschwinden wieder vom Markt, noch ehe sie recht
                              									eigentlich bekannt geworden. Alle derartigen Constructionen stellen Versuche zur
                              									Lösung realer Probleme dar. So einseitig diese Lösungen häufig sind, weisen
                              									dieselben nichtsdestoweniger nicht selten auf Mängel hin, welche den im Gebrauch
                              									befindlichen Apparaten der betreffenden Kategorie anhaften. Durch diese Fähigkeit,
                              									als ein Ferment zur Vervollkommnung des Bestehenden zu wirken, wird auch das im
                              									Wesentlichen Missglückte werth, der Vergessenheit entrissen zu werden. Auch für die
                              									Beurtheilung des auf einem bestimmten Gebiete der Technik Möglichen ist die
                              									Kenntniss früherer, wenn auch nicht zur Geltung gelangter Versuche unerlässlich.
                           Was nun die Wassermesser anbetrifft, so fehlt es an einer umfassenden, geschweige
                              									denn systematischen Zusammenstellung der Schritte, die zur Vervollkommnung derselben
                              									gethan sind, gänzlich. Seit einer von Salbach im Jahre
                              									1875 im Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung
                              									gegebenen Beschreibung von Wassermessern nach den ersten 146 englischen
                              									Wassermesserpatenten, der ein zusammenfassendes Schlusskapitel angefügt war, sind
                              									zwar noch kleinere Berichte (letzter Bericht in D. p.
                                 										J. Bd. 244) erschienen, meines Wissens aber keine grössere systematische
                              									Zusammenstellung. So fehlt es auch jetzt noch an einer rationalen Basis für die
                              									Beurtheilung von Wassermessern. Dabei fordert die immer allgemeiner werdende
                              									obligatorische Einführung von Wassermessern, von Seiten der Wasserwerke, dass
                              									einer aufs Gerathewohl erfolgenden Wahl derselben ein Ende gemacht werde.
                           Einen neuen Anstoss in dieser Richtung scheinen die Mittheilungen des Stadtbauraths
                              										W. H. Lindley über Ergebnisse von Untersuchungen,
                              									welche in der Frankfurter Wassermesserversuchsanstalt an einer Reihe von Messern
                              									verschiedener Systeme ausgeführt worden sind, gegeben zu haben (s. Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung, 1894
                              									S. 717 bis 721). Jedenfalls ist die auf Grund der Lindley'schen Anregung erfolgte Einsetzung einer Wassermessercommission
                              									zur Ausarbeitung von Normalbestimmungen für Wassermesser durch den Verein von Gas-
                              									und Wasserfachmännern Deutschlands nur mit Freuden zu begrüssen.
                           Als Beitrag zur Lösung der Wassermesserfrage soll nun im Folgenden der Versuch einer
                              									übersichtlichen und nach Möglichkeit erschöpfenden Darstellung der auf Wassermesser
                              									bezüglichen Erfindungsgedanken, wie dieselben insbesondere in deutschen, englischen
                              									und amerikanischen Patentschriften niedergelegt sind, gemacht werden.
                           Aus Zweckmässigkeitsgründen will ich dabei eine Beschränkung auf diejenigen
                              									Kategorien von Wassermessern eintreten lassen, welche bei der Bestimmung des durch
                              									Hausleitungen fliessenden Wassers zur Zeit allein in Frage kommen. Es sind das die
                              									sog. Flügelrad- und die Scheiben-Wassermesser.
                           
                        
                           Die Flügelradwassermesser.
                           Unter denjenigen Wassermessern, welche das hindurchströmende Wasser nicht direct
                              									messen, bei welchen vielmehr lediglich die lebendige Kraft desselben benutzt wird,
                              									eine mit irgend welchen Antriebsvorrichtungen ausgerüstete Welle in Umdrehung zu
                              									versetzen, wobei die Zahl dieser Umdrehungen als Maass für die hindurchgeströmte
                              									Menge dient, nehmen die Flügelradmesser die erste Stelle ein. Es mag daher gestattet
                              									sein, diese ganze Kategorie unter dem Titel der Flügelradmesser abzuhandeln. Die
                              									Messer dieser Art haben sich wegen ihrer einfachen Construction und der dadurch
                              									bedingten Billigkeit und relativen Dauerhaftigkeit von Anbeginn für alle diejenigen
                              									Messungen empfohlen, bei welchen es nicht auf die äusserste Genauigkeit ankommt. Das
                              									letztere gilt insbesondere von den Hauswasserleitungen. So sind diese die
                              									eigentliche Domäne der Flügelradmesser, in der dieselben bis jetzt die
                              									Alleinherrschaft besassen. In neuester Zeit ist freilich den Flügelradmessern, auch
                              									auf diesem Gebiet, eine Concurrenz von solcher Art erwachsen, dass manche geneigt
                              									sind, anzunehmen, dass die Aera der Flügelradmesser vorüber sei. Doch haben die aus
                              									Amerika zu uns nach Deutschland eingewanderten Scheibenmesser, von deren
                              									staunenswerther Messgenauigkeit und Durchlassfähigkeit in neuester Zeit insbesondere
                              									aus Hamburg berichtet worden ist, noch den Beweis ihrer dauernden Ueberlegenheit über die Flügelradmesser zu erbringen, da
                              									einwandfreie Beobachtungen vorerst noch sehr kurze Zeiträume umfassen.
                           Dass absolute Genauigkeit auf dem Wege indirecter Messung durch Flügelradmesser nicht
                              									zu erreichen ist, wenn nicht etwa Vorkehrungen ganz besonderer Art getroffen werden,
                              									ist ohne weiteres klar: Die Trägheit des in Bewegung zu setzenden Rades wird
                              									naturgemäss bewirken, dass bei sehr geringer Durchflussmenge eine Registrirung
                              									überhaupt nicht eintritt, während auf der anderen Seite, wie auch die theoretische
                              									Betrachtung ergibt, die Geschwindigkeit jenes Rades nicht in demselben Verhältniss,
                              									sondern schneller als die Durchflussmenge wächst. So ergibt sich als der
                              									nächstliegende allbekannte Mangel dieser Flügelradmesser, dass die Angaben derselben
                              									bei geringer Durchflussmenge zu niedrig, bei grosser Durchflussmenge dagegen zu hoch
                              									sind. Bevor ich jedoch auf die überaus zahlreichen Vorkehrungen zur Beseitigung
                              									dieses Grundmangels der Flügelradmesser eingehe, scheint eine Erörterung der
                              									allgemeinen Constructionsverhältnisse derselben geboten.
                           Material. Eine der wesentlichsten Bedingungen
                              									insbesondere für einen Messer, der den Wasserconsum in Haushaltungen ermitteln soll,
                              									ist, dass derselbe lange in betriebsfähigem Zustande bleibt. Dazu bedarf es in
                              									erster Linie eines hinreichend widerstandsfähigen Materials, das freilich
                              									andererseits den Preis des Messers nicht allzu sehr erhöhen darf. Es liegt nahe,
                              									beiden Bedingungen dadurch gleichzeitig zu genügen, dass man die Messertheile der
                              									Hauptsache nach aus einem, wenn auch nicht besonders widerstandsfähigen, so doch
                              									wohlfeilen Material herstellt und nur mit einem widerstandsfähigen, wenn auch
                              									vielleicht kostspieligen Ueberzug versieht. So hat man die Messergehäuse vielfach
                              									aus Gusseisen hergestellt, das auf der Innenseite verzinnt wurde, während man die
                              									Stahlachse nicht selten mit einem Silber- oder Nickelüberzug versah. Es sind das
                              									jedoch Mittel, die nicht in jeder Hinsicht als zweckmässig gelten können.
                           So lange die Ueberzüge vollkommen unversehrt sind, bilden sie ja allerdings einen
                              									sicheren Schutz gegen die zerstörende Wirkung des Wassers. Aber derartige Ueberzüge,
                              									die doch immer nur ziemlich dünn sind, schleifen sich allmählich ab. Das geschieht,
                              									selbst wenn das Wasser keine festen Verunreinigungen mit sich führt. Ist aber einmal
                              									an einer Stelle die Schutzschicht verletzt, so ist der Schutz für diese Stelle nicht
                              									nur aufgehoben, sondern das Uebel unendlich verschlimmert. Die beiden Metalle bilden
                              									in diesem Falle Pole einer oder unzähliger galvanischer Ketten. Die entstehenden
                              									elektrischen Ströme üben aber eine ungleich zerstörendere Wirkung aus, als das
                              									Wasser allein je auszuüben vermöchte. Es scheint daher räthlich, von der Anwendung
                              									dieses Mittels abzusehen. Dagegen unterläge ein Emailüberzug des Gehäuseinnern im
                              									Wesentlichen diesem Bedenken nicht.
                           Was das Material für die Messergehäuse anbetrifft, so ist jetzt wohl vorzugsweise
                              									Messing oder Deltametall im Gebrauch; während für die sogen. „Einsätze“,
                              									welche bei einer Reihe von Messern das Flügelrad einschliessen, daneben Hartgummi
                              									mit bestem Erfolge angewandt wird. Die vortrefflichen Eigenschaften dieses
                              									Materials, seine ausserordentliche Widerstandsfähigkeit gegen zerstörende Einflüsse
                              									der verschiedensten Art sind auch in der Wassermessertechnik seit sehr langer Zeit
                              									nach Gebühr gewürdigt. Namentlich hat man auch bei der Herstellung des
                              									Messrades schon sehr frühzeitig zu diesem Material gegriffen, wobei allerdings noch
                              									der Umstand von maassgebender Bedeutung gewesen ist, dass Hartgummi annähernd das
                              									specifische Gewicht von Wasser besitzt, worauf etwas später des Näheren eingegangen
                              									werden wird. Auch für einen Theil der Räder des Zählwerkes hat man zuweilen
                              									Hartgummi angewandt.
                           So griff beispielsweise bei den Leopolder'schen Messern,
                              									die in eine grössere Versuchsreihe über Wassermesser von Salbach (Journal für Gasbeleuchtung u.s.w.,
                              									1875 S. 519 bis 544) einbezogen waren, ein metallenes Getriebe in ein Gummirädchen
                              									(a. a. O. S. 526). Auch Dreyer, Rosenkranz und Droop
                              									wenden bei ihren Messern Hartgummiräder (in Verbindung mit Neusilberrädern
                              									verschiedener Art) an.
                           Ich sehe davon ab, die Materialfrage unter Bezugnahme auf eine grössere Zahl
                              									besonderer Messerformen zu erörtern, da das Material im Allgemeinen nichts ist, was
                              									mit einer bestimmten Messerconstruction untrennbar verbunden wäre; da vielmehr im
                              									Grossen und Ganzen zu jedem Messer jedes beliebige Material verwendet werden kann
                              									und auf Wunsch einzelner Besteller wohl auch verwendet worden ist.
                           Von viel grösserer Bedeutung als die Widerstandsfähigkeit der festen Messertheile und
                              									auch des Zählwerkes mit seiner verhältnissmässig langsamen Bewegung ist die
                              									Dauerhaftigkeit der in Bewegung befindlichen und an einander reibenden Messertheile,
                              									insbesondere der Flügelradachse und ihrer Lager.
                           Als Material für die Radachse hat sich an Stelle von
                              									Stahl, auch bei ungünstiger Wasserbeschaffenheit, reines Nickel gut bewährt (vgl.
                              										Journal für Gasbeleuchtung u.s.w., 1895 S. 694
                              									ff.), so dass dieses Metall voraussichtlich bald allgemeinere Anwendung finden
                              									wird.
                           Stellbarkeit des Messrades. Das nächstliegende Mittel
                              									zur Erhaltung der Zapfen und Lager rotirender Achsen besteht in der Wahl sehr harter Materialien, wie
                              									z.B. Stahl oder Achat. Doch auch die härtesten Materialien nutzen sich ab. Zur
                              									Ausgleichung dieser Abnutzung wird jetzt wohl allgemein eine leicht zu bewirkende
                              									Verstellbarkeit eines oder beider Lagerzapfen vorgesehen. Durch eine Verstellung der
                              									Lagerzapfen erfährt jedoch zu gleicher Zeit das Flügelrad eine Veränderung seiner
                              									Lage gegenüber den Einströmungsöffnungen. Für den ruhigen Gang des Messers ist es
                              									aber erforderlich, dass eine einseitige Beanspruchung des Flügelrades vermieden
                              									wird. Die Verstellbarkeit der Flügelrad welle muss also ergänzt werden durch eine
                              									Verstellbarkeit des Flügelrades auf der Welle. Diese Verstellbarkeit des Flügelrades
                              									auf der Achse findet sich bereits bei dem Spanner'schen
                              									Wassermesser aus dem Jahre 1878 (D. R. P. Nr. 2893) und bei manchen anderen. Doch
                              									scheinen es mehr constructive Rücksichten gewesen zu sein, welche hier dazu führten,
                              									die Flügelrad welle mit Gewinde zu versehen, so dass das Flügelrad aufgeschraubt
                              									werden konnte. Während die bewusste Absicht, durch
                              									Verstellbarkeit des Flügelrades auf der Welle eine einseitige Beanspruchung des
                              									Flügelrades zu vermeiden, erst ganz neuerdings zur Construction einer besonderen zweitheiligen Flügelrad welle führte, welche ohne
                              									weiteres erlaubt, die Entfernung der Schwerpunktsebene des Flügelrades vom
                              									Stützpunkt desselben stets gleich gross zu erhalten. Bei dieser neuen Flügelradwelle
                              									der Firma H. Meinecke in Breslau (D. R. P. Nr. 79397
                              									vom Jahre 1894) „trägt der glockenartige Theil g
                                 											(Fig. 1) der Welle das Flügelrad und der
                                 										andere massive Theil c mit der Spurpfanne den Trieb
                                 											e, welcher die Bewegung des Flügelrades auf das
                                 										Zählwerk überträgt. Die beiden Theile der Welle sind einstellbar, z.B. durch
                                 										Verschraubung mit Gegenmutter h mit einander
                                 										verbunden. Das Flügelrad d ist in bekannter Weise
                                 										ebenfalls verstellbar auf g angebracht, und die
                                 										Welle c kann der besseren Führung wegen gegen eine
                                 										verstellbare Spur l laufen.“ Es hat den
                              									Anschein, als ob auch für die Gestaltung dieser Welle, bei welcher der den Spurstift
                              									glockenartig umfassende Theil einen wirksamen Schutz gegen Verschlammung und gegen
                              									Verlaufen bildet, insbesondere constructive Rücksichten maassgebend gewesen sind, da
                              									der in der Patentschrift angegebene Zweck, „eine genaue Einstellung des
                                 										Flügelrades zu erzielen“, auch ohne die Zweitheiligkeit zu erreichen
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 243
                              Fig. 1.Flügelradwelle von Meinecke.
                              
                           Schutz der Achsenzapfen und Lager. Diese Mittel zur
                              									Verringerung des Verschleisses der Flügelrad welle und ihrer Lager durch Wahl
                              									entsprechender Materialien und zur Beseitigung der Folgen solchen Verschleisses sind
                              									aber von relativ untergeordneter Bedeutung. Wichtiger ist die Beseitigung der Ursachen des Verschleisses. Diese liegen einerseits in
                              									dem Druck, den das Flügelrad in Folge seiner Schwere bei senkrechter Stellung auf
                              									sein unteres Lager ausübt, andererseits aber vornehmlich darin, dass das strömende
                              									Wasser Unreinigkeiten mit sich führt und diese allenthalben im Inneren des Messers
                              									absetzt und dadurch die Reibung der Achse an den Lagern vergrössert – abgesehen
                              									davon, dass diese Ablagerung von Schmutz die Empfindlichkeit des Messers allmählich
                              									heruntersetzt und den Messer schliesslich gänzlich betriebsunfähig macht. Als
                              									weitere Ursachen des Verschleisses durch Reibung treten hinzu: der Druck, den das
                              									strömende Wasser auf das Flügelrad ausübt, und die Rückstösse und Wirbel, welche
                              									sich im Messergehäuse, bei plötzlichem Schluss des Hahnes in der Abflussleitung,
                              									bilden und das Flügelrad heftig afficiren.
                           Es ergeben sich hieraus für die Construction von Wassermessern folgende Aufgaben:
                              									Schutz der Lager eventuell des Messers überhaupt vor Verunreinigungen, Entlastung
                              									der Achse gegen senkrechten und gegen seitlichen Druck und Sicherung des Flügelrades
                              									gegen Rückstösse bei Schluss der Leitung.
                           Schutz gegen Verschlammung. Der Verschlammung der
                              									Achsenlager und des Messers überhaupt kann durch Anordnung eines Schlammsiebes,
                              									welches das Wasser vor seinem Eintritt in den Messer passiren muss, bis zu einem
                              									gewissen Grade vorgebeugt werden. Doch ist damit selbstverständlich ein
                              									beträchtlicher Druckverlust verbunden. Die Grösse dieses Druckverlustes ist nicht
                              									allein von dem Gesammtquerschnitt der Durchlassöffnungen, sondern insbesondere auch
                              									von der Form des Siebes abhängig. Einer Privatmittheilung über diesen Gegenstand,
                              									die ich Rosenkranz verdanke, von dessen Wassermessern
                              									später wiederholt die Rede sein wird, entnehme ich, dass die
                              									Maximaldurchlassmenge eines bestimmten Siebes einer ganz bestimmten Biegung
                              									desselben entspricht, und dass ein ebenes Sieb von grösserer Querschnittssumme der
                              									Oeffnungen und selbst von grösserem Durchmesser eine geringere Durchlassfähigkeit
                              									besitzt, als ein zweckmässig gewölbtes Sieb von geringerer Durchlassfläche und
                              									eventuell von kleinerem Durchmesser. Da mir nicht hinreichend Beobachtungsmaterial
                              									zur Verfügung steht, um durch dessen Discussion über die zweckmässigste Grösse der
                              									Oeffnungen und Form des Siebes etwas auszumachen, und bei der Verwickeltheit aller
                              									hydrodynamischen Erscheinungen die Erlangung irgend welcher brauchbaren Ergebnisse
                              									auf theoretischem Wege ausgeschlossen erscheint, so muss ich mich auf diesen
                              									allgemeinen Hinweis auf die Bedeutung der Form des Schlammsiebes beschränken.
                           Das beste Schlammsieb ist nun aber nicht im Stande, alle Verunreinigungen, zumal die
                              									feinkörnigen fernzuhalten. Es bedarf daher noch besonderer Vorkehrungen zum Schütze
                              									der Achsenzapfen und Lager. Insbesondere kommt hier das untere Achsenende in Frage,
                              									da der etwa eindringende Sand u.s.w. sich in Folge seiner Schwere vorzugsweise im
                              									unteren Theil des Messers absetzen wird. Um eine Verschlammung der Achsenlager zu
                              									verhüten, wird man also die Achsenlagerung so einzurichten haben, dass etwa
                              									niedersinkender Schlamm nicht zu den Achsenlagern gelangen kann. Die Achse wird also
                              									nach unten hin beispielsweise nicht in einer Spitze endigen dürfen, welche in einem
                              									am Messerboden befindlichen Lager läuft – eine Einrichtung, wie sie unter den
                              									neueren Messerconstructionen m. W. nur diejenige von Schinzel (s. weiter unten) aufweist. Vielmehr wird es sich empfehlen, die
                              									Achse unten auf einem Spurstift laufen zu lassen, welcher in die Achse bezieh. in
                              									das Flügelrad selbst hineinragt, so dass die Lagerstelle von der übergreifenden
                              									Achse geschützt wird, wie es jetzt wohl auch fast allgemein geschieht. Dadurch kann
                              									zu gleicher Zeit einem Verlaufen der Achse nach Möglichkeit vorgebeugt werden.
                           Bemerkenswerth in dieser Hinsicht ist ein unter Nr. 2734 patentirter Messer von Valentin (1880 237 Taf. 18
                              									Fig. 5). Bei demselben ragen die Schafte, zwischen welchen die Flügelradachse läuft,
                              									tief in Bohrungen der Achse hinein. Um das untere Lager noch nachdrücklicher vor
                              									Versandung zu schützen, wird der untere Theil der Achse von einer Büchse umfasst,
                              									die vollends allen Schlamm von dem Achsenlager fernhält; durch den Behälter wird
                              									überdies bewirkt, dass die Achse und der centrale Theil des Flügelrades sich dauernd
                              									in ruhigem Wasser befindet, wodurch das Flügelrad im Wesentlichen den Stössen und
                              									Rückschlägen des Wassers bei plötzlichem Hahnschluss entzogen wird.
                           Zur Verminderung der Reibung in den Achsenlagern führen zu denselben je zwei feine
                              									Bohrungen, welche in vollständig abgeschlossene Oelbehälter münden.
                           Die Anwendung einer besonderen Schmierung zur Verminderung der Reibung in den
                              									Achsenlagern u.s.w. kann nicht in jeder Hinsicht als vortheilhaft gelten, da das Oel
                              									schon bei verhältnissmässig hoher Temperatur erstarrt und statt einer Verminderung
                              									eine ausserordentliche Vergrösserung der Reibung
                              									bewirkt. Aus diesem Grunde begnügt man sich bei einer ansehnlichen Zahl von Messern
                              									mit der natürlichen Wasserschmierung.
                           
                           Die Reibung in den Achsenlagern bildet nur einen Theil der gesammten Reibung.
                              									Hinzu kommt vor allen Dingen die Reibung im Zählwerk. Auch von dem letzteren gilt
                              									hinsichtlich der Schmierung das soeben Bemerkte.
                           Trockenläufer und Nassläufer. Die von dem Zählwerk
                              									verursachte Reibung hängt nicht nur von der Beschaffenheit des Zählwerkes selbst ab,
                              									sondern auch davon, ob der Zählwerksraum vom Flügelradraum völlig abgeschlossen ist
                              									oder nicht. Sollen die beiden Räume von einander getrennt werden (Trockenläufer), so muss die Achse, welche die Bewegung
                              									des Flügelrades auf das Zählwerk überträgt, mittels Stopfbüchse in den Zählwerksraum
                              									eingeführt werden. Darin liegt aber eine Quelle beträchtlicher Reibung bezieh.
                              									Unempfindlichkeit des Messers, die den letzteren völlig betriebsunfähig machen kann
                              									– namentlich nach längerem Stillstand.
                           Andererseits besitzen Messer mit offener Verbindung zwischen Zählwerksraum und
                              									Flügelradraum (Nassläufer) doch auch nur am Anfange den
                              									Vorzug eines geringeren Reibungswiderstandes bezieh. einer grösseren
                              									Empfindlichkeit. Denn selbst das reinste zur Verwendung kommende Wasser bildet im
                              									Laufe der Zeit Niederschläge an den Wänden, die es umspült. Die Getriebe des
                              									Zählwerkes werden sich also im Laufe der Zeit incrustiren, wodurch der Vorzug der
                              									grösseren Empfindlichkeit, den die Nassläufer in der ersten Zeit, nachdem sie
                              									eingebaut, vor den Trockenläufern voraus haben, bald verloren geht. Die festen
                              									Niederschläge an den Wänden des Messers machen überdies das Ablesen der
                              									Zifferblätter bald schwer oder unmöglich. Man sucht diesem Dilemma dadurch zu
                              									entgehen, dass man zwar auf eine vollständige Trennung von Zählwerksraum und
                              									Flügelradraum verzichtet, aber doch auch keine vollkommen freie Verbindung zwischen
                              									beiden Räumen bestehen lässt, derart, dass eine Füllung von destillirtem Wasser,
                              									welche man dem Zählwerksraum gibt, bevor man den Messer in Betrieb setzt, lange Zeit
                              									in demselben erhalten bleibt und die Zifferblätter und die Beobachtungsglasscheibe
                              									vor Verunreinigung schützt.
                           Eine diesem Zweck dienende Abschlussvorrichtung hat sich Spanner in Wien im Jahre 1877 unter Nr. 2893 in Deutschland (und Nr. 2843
                              									in England) patentiren lassen (1880 237 Taf. 18 Fig. 7).
                              									Dieselbe besteht aus einem in den Boden des Zählwerksgehäuses eingelötheten Cylinder
                              									aus Messingblech, welcher an seinem oberen Ende das nach innen mit einem
                              									vorspringenden Halse versehene Halslager trägt. Auf der Flügelradspindel ist ein
                              									ähnlicher kleiner Cylinder aufgeschraubt, welcher einerseits den Hals des Halslagers
                              									in einem geringen Abstande umfängt, andererseits wieder in einem ebenfalls geringen
                              									Abstande von dem grossen Cylinder umfangen wird.
                           Indessen ist zu befürchten, dass die stagnirende Flüssigkeit im Zählwerksraum unter
                              									gewissen Umständen eine Brutstätte für Bakterien bilden könnte.
                           Um bei Nassläufern die Ablesung dauernd zu ermöglichen, kann auch eine fortlaufende
                              									mechanische Reinigung der Glasscheibe durch die Zeiger bezieh. durch mit den Zeigern
                              									verbundene Stücke, welche gegen die Glasscheibe schleifen, vorgesehen werden, wie
                              									z.B. bei dem unter Nr. 350619 in Amerika patentirten Messer, auf den später näher
                              									eingegangen werden soll.
                           Nicht minder wie durch eigentliche Verunreinigung wird die Ablesung des
                              									Wassermesserstandes durch unter der Glasscheibe sich ansammelnde Luft
                              									beeinträchtigt. Zur Beseitigung dieses Uebelstandes wird von der Frankfurter Wasser- und Beleuchtungsapparate-Fabrik vormals
                                 										Valentin in Frankfurt a. M. eine Entlüftungsvorrichtung angewandt
                              									(Schweizerisches Patent Nr. 4839 vom 5. April 1892), bestehend in einem, in der
                              									Gehäusewand angeordneten Kanal, der bis unmittelbar unter die Glasscheibe geführt
                              									ist und mit einer verschliessbaren Oeffnung ins Freie mündet. Sobald die
                              									Auslassöffnung freigegeben ist, wird die Luft, welche sich unter der Glasscheibe
                              									angesammelt hat, durch das andrängende Wasser herausgepresst. Doch erscheint der
                              									Erfolg dieser Maassnahme sehr zweifelhaft.
                           Ein weiterer Uebelstand der Nassläufer besteht darin, dass das nicht gerade selten
                              									vorkommende Springen der Glasscheibe in Folge Stoss, Schlag oder Frost Ursache
                              									gefährlicher Ueberschwemmungen ist.
                           Den letzten Folgen einer solchen Ueberschwemmung, wie überhaupt jeder durch Defecte
                              									in der Leitung veranlassten Ueberschwemmung hat man zwar durch Vorkehrungen zu
                              									entgehen gesucht, die eine Absperrung der Zuflussleitung bei übermässiger
                              									Wasserentnahme bezwecken, vgl. z.B. das englische Patent Nr. 13779 vom Jahre
                              									1852.
                           Aber immerhin muss das Uebel bereits einen ziemlichen Grad erreicht haben, wenn
                              									derartige Vorrichtungen in Wirksamkeit treten sollen.
                           Im Ganzen scheinen demnach die Vorzüge der Trockenläufer zu überwiegen, weshalb auch
                              									die Mehrzahl der Messer als Trockenläufer gebaut wird. Uebrigens versteht sich von
                              									selbst, dass die Messer beliebiger Systeme ohne die mindeste Aenderung wesentlicher
                              									Constructionstheile sowohl als Trocken- als auch als Nassläufer gebaut werden können
                              									und auch gebaut worden sind.
                           Uebertragung der Bewegung des Bades auf das Zählwerk.
                              									Die Uebertragung der Bewegung des Messrades auf das Zählwerk kann in mannigfacher
                              									Weise bewirkt werden. Eines der gebräuchlichsten Mittel besteht in der Anwendung von
                              									Schrauben ohne Ende auf der Messradachse. Doch haben dieselben viel Reibung und
                              									zeigen eine starke Abnutzung. Das mag wohl die Ursache sein, weshalb man hier und
                              									da, z.B. Meinecke in Breslau, zur Anwendung von
                              									Stirnrädern an Stelle der Schrauben ohne Ende übergegangen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 244
                              Fig. 2.Messer von Reuther.
                              
                           Eine bequeme Art der Verbindung von Zählwerk und Messereinsatz, die freilich nur für
                              									Nassläufer in Frage kommen kann, ist neuerdings Carl
                                 										Reuther, in Firma Bopp und Reuther in Mannheim
                              									patentirt worden (D. R. P. Nr. 82327), Fig. 2. Bei
                              									dieser Reuther'schen Construction bilden Messereinsatz
                              									und Anzeigewerk ein Ganzes, an welchem auch die Regulirvorrichtung sitzt, so dass
                              									man den Messer in einem beliebigen Normalgehäuse justiren und in jedem anderen
                              									Gehäuse von gleicher Abmessung verwenden kann. Die Welle läuft oben in einem
                              									Hohlzapfen Z, der an einer Stelle durchbrochen ist, um
                              									dem ersten Rade des Zählwerkes den Eingriff in das Stirnrad der Achse zu gestatten.
                              									Dadurch ist es möglich, nach Entfernung des Spurträgers S die Flügelwelle mit den auf ihr sitzenden Theilen ohne weiteres
                              									herauszunehmen. Das Anzeigewerk ist zwischen zwei auf den Hohlzapfen aufgeschraubten
                              									Werkplatten PP1
                              									aufgebaut.
                           Ein dritter Weg zur Verbindung von Messrad und Zählwerk, der insbesondere von Dreyer, Rosenkranz und Droop in Hannover eingeschlagen
                              									wird, besteht in der Anwendung von Mitnehmern (vgl. Fig. 4). Dieses Verfahren
                              									besitzt jedenfalls den Vorzug, dass man sich bei der Auswechselung von Theilen des
                              									Messers nicht um den Eingriff derselben zu bekümmern braucht, da dieser von selbst
                              									erfolgen muss. Indessen ist dieses Verfahren bei Messrädern aus Metall, die keine
                              									compacte Masse bilden, nicht wohl anwendbar.
                           Endlich ist noch von Ch. William Siemens vorgeschlagen
                              									worden (Englisches Patent Nr. 14060 vom Jahre 1852), die Uebertragung der
                              									Messradbewegung auf das Zählwerk durch Magnete bewirken zu lassen, welche am
                              									Messrade befestigt sind und bei ihrer Drehung mit dem Zählwerk verbundene Magnete
                              									durch magnetische Anziehung senkrecht über sich festhalten und im Kreise mit
                              									herumführen. Später ist dieser Siemens'sche Gedanke
                              									noch von Whitehouse und von Muller aufgenommen (Englisches Patent Nr. 2828 vom Jahre 1855 und 2962 vom
                              									Jahre 1886). Das Zählwerk selbst kann natürlich von beliebiger Art sein.
                           Ich komme nunmehr zu den Vorkehrungen zur Entlastung der Achse von senkrechtem und
                              									von seitlichem Druck.
                           Entlastung der Achse von senkrechtem Druck. Die
                              									Entlastung der Achse von senkrechtem Druck kann entweder auf directem Wege dadurch
                              									bewirkt werden, dass das Flügelrad sehr leicht oder von einem Material hergestellt
                              									wird, dessen specifisches Gewicht gleich demjenigen des Wassers ist. Letzteres ist
                              									bei Kautschuk bezieh. Hartgummi annähernd der Fall.
                           Die Anwendung dieses Materials bei der Herstellung der Messräder von Wassermessern
                              									findet sich bereits bei einem im Jahre 1852 unter Nr. 757 in England patentirten
                              									Messer von Thomas Taylor. Später ist die Herstellung
                              									der Messräder aus Hartgummi noch mehrfach erfunden und auch patentirt worden, selbst
                              									nachdem Ch. William Siemens das hierbei zu Grunde
                              									liegende Princip der Entlastung der Achse in seinem ersten englischen
                              									Wassermesserpatent (Nr. 14060 vom Jahre 1852) in seiner allgemeinsten Form
                              									ausgesprochen hatte. Siemens hatte sich durch das
                              									genannte Patent die Herstellung des rotirenden Rades „aus einem leichten Material
                                 										wie Guttapercha (soll wohl heissen Hartgummi!) oder mit Hohlräumen in der Weise,
                                 										dass das Gewicht des ganzen Rades dem der verdrängten Flüssigkeit gleich
                                 										kommt“ patentiren lassen.
                           Auch das englische Patent von Muller (Nr. 2962 aus dem
                              									Jahre 1886), sowie das deutsche Patent von Dreyer,
                                 										Rosenkranz und Droop (Nr. 12358 aus dem Jahre 1880) enthalten auf die
                              									Herstellung des Messrades aus Hartgummi gerichtete Ansprüche. Bei Dreyer, Rosenkranz und Droop
                              									(Fig. 3 und 4) wird allerdings das
                              										Material des Rades von ganz besonderer Bedeutung
                              									durch die gewählte Radform. Das Rad ist nämlich ein
                              									Sternrad mit compactem Radkern; dadurch wird eine eigentliche Radachse entbehrlich
                              									und das Rad schwimmt im Wasser, geführt durch einen tief in das Rad hineinragenden
                              									Spurstift.
                           Zur Entlastung der Flügelachse kann aber auch ein indirectes Verfahren Anwendung
                              									finden. Da man bei Wassermessern, sobald dieselben in Thätigkeit sind, jederzeit
                              									eine lebendige Kraft, nämlich die des strömenden Wassers, zur Verfügung hat, so kann
                              									man die letztere zur Entlastung der Achsenlager benutzen. Dieser Zweck kann entweder
                              									dadurch erreicht werden, dass man das Wasser von unten her gegen das Flügelrad
                              									leitet, oder dadurch, dass man dem Flügelrad eine besondere Gestaltung gibt, derart,
                              									dass von der Kraft des antreibenden Wassers eine Componente der Richtung der Schwere
                              									entgegenwirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 245
                              Messer von Dreyer, Rosenkranz u. Droop.
                              
                           Den ersten Weg haben Joseph John Tylor und William Alfred Tylor bei ihrem unter Nr. 3007 im J.
                              									1880 in England patentirten Messer eingeschlagen, indem sie einen dünnen
                              									Wasserstrahl unter die Achse leiten (Fig. 5), während
                              									der zweite angegebene Weg von denselben Erfindern bereits bei einem älteren Messer
                              									(Nr. 4056 vom Jahre 1876) zur Anwendung gekommen war. Bei dem letzteren sind die
                              									Arme, welche die Flügel mit dem centralen Theil des Rades verbinden, schräge
                              									angeordnet, „so dass der Widerstand der Flüssigkeit zu bewirken vermag, dass das
                                 										Flügelrad oder der irgendwie gestaltete bewegliche Theil des Messers gehoben und
                                 										dadurch die Reibung oder der Verschleiss des Bodenlagers vermindert
                                 									wird.“
                           In ganz derselben Weise, durch Schrägstellung der Radspeichen, hat später Karl Oldenburg die Entlastung der Achse von senkrechtem
                              									Druck bewirkt (D. R. P. Nr. 18624 aus dem Jahre 1881).
                           Anstatt durch Neigung der Radspeichen suchen Dreyer,
                                 										Rosenkranz und Droop denselben Zweck durch entsprechende Stellung der
                              									Flügel bezieh. der Zacken ihres Sternrades selbst zu erreichen (D. R. P. Nr.
                              									18975).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 245
                              Fig. 5.Entlastung der Flügelradachse von Tylor.
                              
                           
                              „Diese Neigung soll dazu dienen, das Sternrad zu belasten oder zu entlasten. Wählt man nämlich ein Material, dessen
                                 										specifisches Gewicht etwas schwerer als Wasser ist, so muss die Neigung so
                                 										liegen, dass der Wasserdruck von unten nach oben, also auf Hebung wirkt; ist das
                                 										Material etwas leichter als Wasser, so muss die Neigung entgegengesetzt liegen,
                                 										damit von oben nach unten ein Druck ausgeübt wird. Man kann auf diese Weise das
                                 										Gewicht des Rades in ziemlichen Grenzen reguliren und dem Gewicht des verdrängten
                                 										Wassers also so nahe als möglich bringen.“
                              
                           Der betreffende Patentanspruch richtet sich auf „die Schrägstellung der Zacken des
                                 										Sternrades zur möglichsten Ausgleichung des specifischen Gewichtes des
                                 										Materiales des Sternrades und des Wassers.“
                           Im Anschluss hieran mögen noch einige weitere Beispiele für die Entlastung der Achse
                              									gegen senkrechten Druck angeführt werden. Bei dem unter Nr. 141325 im Jahre 1873 in
                              									Amerika patentirten Cook'schen Messer besteht das Rad
                              									aus einer vollen Scheibe, die an ihrem Rande senkrechte, nach beiden Seiten gleich
                              									weit überstehende Flügel trägt. Durch die mittlere Scheibe wird das eintretende
                              									Wasser getheilt und fliesst nach oben und unten ab. Durch Regulirung der Menge der
                              									beiden Wasserströme ist eine völlige Entlastung der Achse zu erreichen. Uebrigens
                              									ist bei dem Apparat eine Regulirvorrichtung vorgesehen, bestehend in einer federnden
                              									Klappe an der Einflussöffnung, durch deren Zurückdrängung bei wachsendem
                              									Wasserdurchfluss die Einflussöffnung selbsthätig vergrössert wird, wodurch die
                              									Geschwindigkeit des eintretenden Wassers vermindert und das Voreilen des Messers
                              									beseitigt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 246
                              Messer von Wolff.
                              
                           Der Messer von Hugo Wolff in Breslau (D. R. P. Nr. 41606
                              									aus dem Jahre 1887), Fig.
                                 										6 bis 8,
                              									besitzt, um die Achse von senkrechtem Druck zu entlasten, folgende Einrichtung: Die
                              									wagerechte Scheidewand des inneren Gehäuses, welche den Raum für das Flügelrad d von der Zählvorrichtung trennt, trägt auf ihrer
                              									unteren Seite, concentrisch zu der Welle x des
                              									Flügelrades d, einen Ring oder Trichter t, dessen Aussenwandung von oben nach unten konisch
                              									zuläuft. Innerhalb dieses Trichters, nahe dem unteren offenen Ende desselben, bewegt
                              									sich die Nabe s des Flügelrades d. Der tellerförmige Kopf p (der Prellteller)
                              									des im Querschnitt T-förmigen Ansatzes p hat auf seiner
                              									oberen Fläche, deren Durchmesser gleich dem grössten Durchmesser des Trichters t ist, eine zur Achse concentrische Ringnuth p1 von halbrundem
                              									Querschnitt. Diese Ringnuth p1 bildet mit der Aussenwandung des Trichters t und der Nabe s des Flügelrades einen
                              									Ringkanal, durch welchen das bei g eintretende Wasser
                              									bezieh. ein Theil desselben während und nach seiner Wirkung auf die Flügel des
                              									Flügelrades in der Richtung des Pfeiles (Fig. 6) so abgelenkt
                              									wird, dass es gegen die untere Fläche der Nabe s des
                              									Flügelrades stösst und demgemäss eine Entlastung des Drehzapfens hervorruft. – Ob
                              									diese in der Patentschrift behauptete Entlastung der Achse wirklich eintritt,
                              									lässt sich a priori nicht mit Bestimmtheit sagen; für
                              									sehr wahrscheinlich wird man dieselbe jedoch nicht halten können.
                           Eine Entlastung des Drehzapfens hätte dieser Messer allerdings ganz besonders nöthig,
                              									da das Wasser, bevor es den Messer verlässt, in einen Raum unterhalb des Flügelrades
                              									geleitet wird, wodurch der natürliche, durch die Schwere des Flügelrades ausgeübte
                              									Druck noch erhöht wird. Uebrigens ist, um eine Stauung der ausfliessenden
                              									Wassermenge und gleichzeitig eine Regulirung des Ausflussquerschnittes zu erzielen,
                              									in dem unteren Theil des Gehäuses eine diametrale Trennungswand w um den Ansatz p drehbar
                              									gelagert, welche an ihren äusseren Enden mit je einer gekrümmten, dicht an die
                              									innere cylindrische Wandung des Ausflusskastens anliegenden Deckklappe w1 versehen ist, und
                              									durch deren Drehung in der einen oder der anderen Richtung die Austrittsöffnungen
                              									von den Deckklappen w1
                              									mehr oder weniger verschlossen werden. Inwiefern durch diese Trennungswand,
                              									abgesehen von einer Justirung des Messers, der in der Patentschrift angegebene Zweck
                              									erreicht wird, nämlich, besonders bei geringen Durchflussmengen, die der Flüssigkeit
                              									innewohnende lebendige Kraft vollständig zur Bewegung der Flügel auszunutzen, muss
                              									dahin gestellt bleiben.
                           Durch die beschriebene Einrichtung des Wolff'schen
                              									Messers wird, wenn vielleicht auch keine Entlastung des Drehzapfens, so doch ein
                              									anderer wesentlicher Zweck erreicht. In dem Messergehäuse bilden sich, namentlich in
                              									der Nähe der Flügelradwelle, leicht Wirbel aus, welche den ruhigen Gang des Messers
                              									stören. Durch den Trichter t und den Prellteller p2 wird nun die
                              									Wirbelbildung herabgesetzt. Doch brachte die Wolff'sche
                              									Vorrichtung, in deren Patentbeschreibung dieser Nebenzweck übrigens nicht einmal
                              									erwähnt wird, in dieser Beziehung nichts Neues, wie sich sogleich zeigen wird.
                           Die Entlastung des unteren Drehzapfens durch die lebendige Kraft des durchströmenden
                              									Wassers kann nicht in jeder Hinsicht als vortheilhaft gelten. Da die zur Wirkung
                              									gelangende Kraft nicht constant, sondern proportional der Geschwindigkeit des
                              									durchströmenden Wassers oder der Ausflussmenge in der Zeiteinheit ist, so findet
                              									eine völlige Entlastung der Drehzapfen nur bei einer ganz bestimmten
                              									Durchflussgeschwindigkeit statt, während bei geringerer Geschwindigkeit der untere
                              									Zapfen belastet bleibt und bei grösserer der obere Zapfen belastet wird.
                           Die praktische Bedeutung dieses Umstandes lässt sich schwer schätzen; doch dürfte sie
                              									nicht ganz gering sein, da selbst so gewiegte Constructeure wie William Siemens ihm besondere Aufmerksamkeit
                              									schenken.
                           Auch die Construction eines unter Nr. 2868 in Deutschland und 2843/1877 in England
                              									patentirten Spanner'schen Messers scheint wesentlich
                              									durch die Rücksicht auf Beseitigung der Achsenreilung in Folge der Schwere des
                              									Flügelrades bestimmt zu sein. Bei diesem Messer hängt das Schaufelrad durch die
                              									Welle an einem Metallschwimmer, welcher so leicht ist, dass er einen kräftigen
                              									Auftrieb verursacht. Die Wirkung dieses Schwimmers erscheint höchst problematisch,
                              									so dass man es begreift, dass derselbe alsbald wieder fallen gelassen wird
                              									(Zusatzpatent Nr. 2893). Von den übrigen Eigenschaften dieser Spanner'schen Messer, die auch in der späteren Zeit beibehalten worden sind,
                              									mag erwähnt werden, dass das Messrad durch einen einzigen Wasserstrom in Bewegung
                              									gesetzt wird, und dass über diesem treibenden Strom ein regulirbarer Nebenstrom,
                              									oberhalb des Flügelrades mündend, vorgesehen ist.
                           Ausser der primären Belastung der Drehzapfen und Lager der Flügelachse ist eine
                              									secundäre Belastung durch etwaigen Druck des hindurchströmenden Wassers in Betracht
                              									zu ziehen. In der That ist klar, dass das Wasser einen Druck auf das Flügelrad in
                              									seiner Bewegungsrichtung ausüben muss. Findet also ein Ausströmen des Wassers aus
                              									dem Flügelradraum nach unten hin statt, so ergibt sich daraus eine Belastung des
                              									unteren Drehzapfens und Lagers, während beim Entweichen des Wassers nach oben hin
                              									eine theilweise Aufhebung des Gewichtes des Flügelrades eintritt und bei seitlichem
                              									Austritt eventuell ein seitlicher Druck auf die Flügelachse ausgeübt wird.
                           Bei senkrecht stehenden Flügeln des Rades wird freilich der Druck des nach oben oder
                              									unten entweichenden Wassers, bei der geringen Angriffsfläche, nur ein sehr geringer
                              									sein, so dass in diesem Falle wenig darauf ankommt.
                           Scheint jedoch eine Entlastung gegen von dem strömenden Wasser ausgeübten senkrechten
                              									Druck gleichwohl geboten, so würde eine Theilung des den Flügelradraum verlassenden
                              									Stromes in einen nach oben und einen nach unten sich wendenden vorzunehmen sein.
                           Eine solche Theilung des den Flügelradraum verlassenden Wassers in zwei Ströme findet
                              									sich zum ersten Male bei einem Messer von Th. Walker
                              									(Englisches Patent Nr. 1150 vom Jahre 1865) und später beispielsweise bei dem Germutz'schen Messer (s. weiter unten).
                           Bei Verzicht auf völlige Entlastung durch den Wasserdruck sollte, bei Anwendung von
                              									Messrädern, die specifisch schwerer sind als Wasser, das aus dem Flügelradraum
                              									austretende Wasser nach oben geleitet werden, um wenigstens nicht ohne Erlangung
                              									eines besonderen Vortheils den ohnehin nach unten gerichteten Druck des Rades zu
                              									vermehren. In Uebereinstimmung hiermit ist beispielsweise bei den Meinecke'schen Messern, bei denen früher vielfach das
                              									Wasser den Flügelradraum nach unten hin verliess, jetzt der Abfluss wohl allgemein
                              									nach oben hin verlegt.
                           Entlastung der Achse von seitlichem Druck. Die
                              									Entlastung von seitlichem Druck macht Einrichtungen
                              									nothwendig, die für die ganze Construction eines Messers von weitgehendster
                              									Bedeutung sind.
                           Wenn man, wie es das Natürlichste wäre, ein mit Einlass und Auslass versehenes
                              									Gehäuse, das in seinem Innern ein Flügelrad enthält, als einfachste Form eines
                              									Flügelradmessers, in eine Leitung einschalten würde, so dass sich das Wasser auf der
                              									einen Seite in einem einzigen starken Strahl gegen das Messrad ergösse und auf der
                              									anderen Seite oder auch nach oben oder unten in einem einzigen Strahl den
                              									Flügelradraum verliesse, so wäre die Achse in jedem Falle einseitig belastet. Um
                              									diese einseitige Achsenbelastung zu vermeiden, muss der Angriff des einströmenden
                              									Wassers symmetrisch zur Achse erfolgen. Das bedeutet so viel wie: statt eines einzigen Stromes müssen zwei oder allgemein eine gerade Anzahl von Wasserströmen gegen das
                              									Flügelrad gerichtet werden. Ebenso muss das Wasser symmetrisch zur Achse
                              									ausströmen.
                           Die symmetrische Anordnung der Einströmungsöffnungen ist verhältnissmässig
                              									leicht auf dem von Ch. William Siemens in der
                              									englischen Patentschrift Nr. 631 vom Jahre 1867 angegebenen Wege dadurch zu
                              									erreichen, dass in das Messergehäuse ein das Flügelrad umschliessender cylindrischer
                              									Einsatz mit seitlich schief gegen den Radius geneigten Einlasskanälen eingesetzt
                              									wird (1880 236 * 166).
                           Diese Anordnung hat später ausserordentliche Verbreitung gefunden und bildet auch
                              									jetzt noch das wesentlichste Merkmal einer ganzen Reihe allgemein bekannter Messer,
                              									wie z.B. der Messer von Siemens und Halske, von Meinecke, von Tylor,
                                 										Schinzel-Lux und anderen.
                           Man hat vielfach gemeint, durch Theilung des Flüssigkeitsstromes, unter Anwendung
                              									einer das Flügelrad umschliessenden Kapsel, eine völlige seitliche Entlastung der
                              									Achse zu erreichen und nur, je nachdem das Wasser die Flügelradkapsel nach oben oder
                              									nach unten verlässt, einen senkrecht aufwärts oder abwärts gerichteten Druck übrig
                              									zu behalten.
                           Wenn man indessen näher zusieht, so findet man, dass diese Annahme nicht zutreffend
                              									ist. Da in der Richtung vom Eintritt in den Messer zum Ausfluss aus demselben eine
                              									Druckabnahme eintritt, so muss, bei der verschiedenen Höhenlage von Wassereinlass
                              									und Auslass, die Richtung dieser Druckabnahme schräge zur Achse verlaufen.
                           Es ergibt sich bei diesen Messern also ein schiefer Achsendruck, eine Tendenz, die
                              									Achse zu kippen, die eine ungleichmässige, einseitige Achsenabnutzung zur Folge
                              									haben muss. Dieser schiefe Achsendruck kann nur dadurch beseitigt werden, dass auch
                              									die Auslassöffnungen des Einsatzes symmetrisch zur Achse angeordnet werden. Diese
                              									symmetrische Anordnung ist sowohl möglich, wenn das Wasser den Flügelradraum in der
                              									Richtung der Achse, als auch, wenn es denselben senkrecht zur Achse verlässt. Im
                              									ersteren Fall ist das schon oben zur Entlastung von dem senkrechten Druck des
                              									strömenden Wassers angegebene Mittel, die Theilung des den Flügelradraum
                              									verlassenden Flüssigkeitsstromes in einen nach oben und einen nach unten
                              									gerichteten, anzuwenden.
                           Eine Entlastung der Achse von seitlichem Druck bei wagerechter bezieh. senkrecht zur
                              									Achse erfolgender Durchströmung des Messers findet sich wohl zuerst bei dem unter
                              									Nr. 757 im J. 1852 in England patentirten Messer von Thomas
                                 										Taylor (1877 225 * 138). Bei diesem Messer
                              									laufen auf der Aussenseite des kreisförmigen Gehäuses zwei Kanäle, welche mit dem
                              									Inneren durch je zwei einander gegenüber liegende Oeffnungen communiciren, während
                              									nach aussen hin das Einlass- bezieh. das Auslassrohr an dieselben angeschlossen
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 247
                              Messer der Deutschen Wasserwerksgesellschaft in Frankfurt a. M.
                              
                           In etwas anderer Weise ist die Entlastung der Achse von seitlichem Druck bei
                              									wagerechter Durchströmung des Messers bei dem unter Nr. 174336 im Jahre 1875 in
                              									Amerika und unter Nr. 1076 im Jahre 1877 in Deutschland patentirten Messer der Deutschen Wasserwerksgesellschaft in Frankfurt a. M.
                              									durchgeführt (Fig. 9 und
                              										10).
                           
                           Bei diesem Messer befindet sich das Flügelrad in einer Kapsel, die an gegenüber
                              									Hegenden Seiten mit gleich grossen Ein- bezieh. Auslassöffnungen versehen ist. Um
                              									eine solche Anordnung der Ein- und Auslassöffnungen zu ermöglichen, ist an einer
                              									Stelle, wie aus dem Schnitt e bis f ersichtlich, der Ausströmungskanal durch den
                              									Einströmungskanal hindurchgeführt. Diese Messerconstruction hat sich, wie mir von
                              									unterrichteter Seite mitgetheilt wird, „gar nicht, nicht 2 Jahre bewährt und ist
                                 										längst verschwunden“. Es ist jedoch schwer zu sagen, worauf dieser
                              									Misserfolg, abgesehen von der allerdings schwierigen Herstellungsweise,
                              									zurückzuführen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 301, S. 248
                              Fig. 11.Messer von Ehlert.
                              
                           Ein Beispiel, in dem auf Entlastung gegen seitlichen Druck überhaupt nicht Rücksicht
                              									genommen ist, bietet dagegen der unter Nr. 2411 in Deutschland patentirte Ehlert'sche Wassermesser (Fig.
                                 										11), bei dem das Wasser durch Oeffnungen auf der einen Seite der
                              									Flügelradkapsel ein- und durch Oeffnungen auf der anderen Seite Fig. 11. derselben austritt, wodurch angeblich bewirkt
                              									werden soll, dass „das Rad sowohl durch das einströmende wie entweichende Wasser
                                 										u.s.w. in Bewegung gesetzt wird“. Einen Vorzug, der vielleicht allen übrigen
                              									Messern abgeht, bei denen das Flügelrad in einer Kapsel eingeschlossen ist, besitzt
                              									dieser Messer gleichwohl: je nach der Richtung des hindurchströmenden Wassers wird
                              									das Zählwerk in dem einen oder im entgegengesetzten Sinne fortgeschaltet, während
                              									sonst auch das in rückläufigem Sinne den Messer durchströmende Wasser von dem
                              									Zählwerk so registrirt wird, als ob es sich um der Leitung wirklich entnommenes
                              									Wasser handelt. Dadurch entstehen Fehler in den Messerangaben, zu deren Beseitigung
                              									mannigfache Mittel angegeben worden sind, auf welche später einzugehen sein
                              									wird.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)