| Titel: | Ueber Fortschritte auf dem Gebiete der Gerberei. | 
| Autor: | Johannes Pässler | 
| Fundstelle: | Band 301, Jahrgang 1896, S. 259 | 
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                        Ueber Fortschritte auf dem Gebiete der
                           								Gerberei.
                        Von Dr. Johannes
                                 									Pässler in Freiberg in Sachsen.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 235 d.
                           								Bd.)
                        Ueber Fortschritte auf dem Gebiete der Gerberei.
                        
                     
                        
                           EitnerDer Gerber, 1895 S. 195. äussert
                              									sich in einem Artikel über neue Mimosenrinden (Wattlerinden), die jetzt aus
                              									Südafrika, besonders aus Natal und Transvaal, vielfach auf unseren Markt gelangen;
                              									diese afrikanischen Mimosenrinden zeigen ähnliche hohe Gerbstoffgehalte (27 bis 35
                              									Proc.) wie die bisher ausschliesslich aus Australien exportirten Mimosenrinden und
                              									liefern bei massig warmer Auslaugung helle Brühen ohne rothen Ton, welcher erst bei
                              									stärkerem Kochen hervortritt; die Farbe des damit hergestellten Leders ist fast rein
                              									ledergelb. Es können somit die afrikanischen Mimosenrinden, welche im Preise auch
                              									nicht höher sind, vollständig mit den australischen Provenienzen concurriren. In
                              									Südafrika hat man jetzt zur Gewinnung dieser gerbstoffreichen Rinden grosse Strecken
                              									mit Wattlebäumen bepflanzt. Eitner untersuchte auch
                              									amerikanische Mimosenrinden und eine Mimosenrinde von der Insel Java. Die ersteren,
                              									die aus Californien stammten, waren ziemlich gerbstoffhaltig, sind aber sonst ohne
                              									Interesse für uns, da sie von den dortigen Gerbereien aufgebraucht werden; die Rinde
                              									von Java hatte nur 12,7 Proc. und kann deswegen für den Import nach Europa kaum in
                              									Betracht kommen.
                           EitnerDer Gerber, 1895 S. 61. führt an,
                              									dass seit einiger Zeit in Folge der gesteigerten Nachfrage nach Trillo (die
                              									richtigere Schreibweise soll Drilo sein) dieser Theil der Valoneen auf künstlichem
                              									Wege hergestellt und in dieser Form dem natürlichen Trillo oder den Valoneen
                              									beigemischt wird. Das Kunstproduct wird in der Weise erzeugt, dass Ausschuss von
                              									Valoneen (sogen. Skart oder Refuso), Eicheln und dünne Zweige auf einer Mühle
                              									mittelgrob vermählen werden, so dass das Product ungefähr die Grösse der natürlichen
                              									Valoneenschuppen erhält. Dasselbe kann nicht direct als Trillo verkauft werden, weil
                              									es an dem Aussehen sofort erkenntlich wäre, aber es dient als Beimischung zu
                              									wirklichem Trillo oder als Einschlag zu Valoneen, um den Anschein zu erwecken, dass
                              									dieselben einen hohen Procentsatz an gerbstoffreichem Trillo enthalten. Eitner fand in einem derartigen Producte im
                              									unvermischten Zustande nur 11,36 Proc. Gerbstoff und in einem Gemisch mit echtem
                              									Trillo 24,62 Proc., während reiner Trillo stets 35 bis 45 Proc., zuweilen noch
                              									mehr Gerbstoff enthält. Es wird also angezeigt sein, bei Ankauf von Trillo
                              									vorsichtig zu sein und denselben auf Gerbstoffgehalt untersuchen zu lassen. Der
                              									gefälschte Trillo lässt sich nach Eitner auch daran
                              									erkennen, dass man den Trillo auf Papier in dünner Schicht ausbreitet und genau
                              									durchsieht; findet man darin zahlreiche Schalen der Eicheln und viele abgerundete
                              									Stücke von Eichelsamen, so ist der Nachweis einer Verfälschung schon ziemlich sicher
                              									erbracht.
                           Im Anschluss an den obigen Artikel theilt Eitner mit,
                              									dass gegenwärtig in Bosnien ein neues Productionsgebiet für Eichenrinde erschlossen
                              									worden ist; die bisher von ihm untersuchten Spiegelrinden dieser Provenienz erwiesen
                              									sich durchweg gerbstoffreicher (Gerbstoffgehalt: 9 bis 13 Proc.) als die meisten
                              									ungarischen Rinden; sie mahlten sich pulverig, nicht so faserig wie die ungarischen
                              									und laugten sich bei der Verwendung gut aus. Der Berichterstatter hat im letzten
                              									Jahre wiederholt Gelegenheit gehabt, bosnische Eichenrinden, welche jetzt auch auf
                              									den deutschen Markt kommen, zu untersuchen, und hat dabei stets ähnliche günstige
                              									Resultate gefunden.
                           Im vergangenen Jahre ist EitnerDer Gerber, 1895
                                    											S. 109. von verschiedenen Seiten ein Gerbextract zugesandt
                              									worden, der aus den Holzabfällen einer elsässischen Fournir- und Parquettenfabrik
                              									hergestellt sein soll; das betreffende Holz soll vermuthlich aus Ostindien stammen.
                              									Bei der Untersuchung dieses Extractes fand Eitner, dass
                              									derselbe stark mit Holztheilchen verunreinigt ist und 30 bis 43 Proc. Gerbstoffe, je
                              									nach Gehalt an mechanisch beigemengten Verunreinigungen, enthält, wobei er das
                              									Katechin, welches zwar von der thierischen Haut aufgenommen wird, nicht als
                              									Gerbstoff rechnet, sondern für sich aufführt. Er bemängelt hierbei eine Analyse von Schroeder's, welcher in einem derartigen Extracte,
                              									und zwar in einem holzfreien Extracte, rund 70 Proc. gerbende Substanzen gefunden
                              									hatte. Eitner führt aus, dass man das Katechin, welches
                              									von der thierischen Haut aufgenommen werde, aber nicht gerbend wirke, nicht als
                              									Gerbstoff rechnen dürfe, wie dies von Schroeder gethan
                              									habe. Bisher sind als gerbende Substanzen immer diejenigen Körper bezeichnet worden,
                              									die von der Haut aufgenommen wurden; da dies beim Katechin der Fall ist, so muss man
                              									mithin dasselbe zu dieser Gruppe rechnen.
                           In meinem früheren Berichte habe ich bereits des Mitscherlich'schen Patentes ErwähnungD. p. J. 1895 297
                                    											43; D. R. P. Nr. 72161. gethan. Nach diesem sollte es möglich
                              									sein, aus der Sulfitcelluloseabfallauge durch besondere Reinigungsprocesse
                              									gehaltreiche Gerbextracte herzustellen. Ich habe bereits damals meine Bedenken, die
                              									ich gegen dieses Product hatte, ausgesprochen und angerathen, erst die
                              									Gerberesultate abzuwarten, bevor man ein endgültiges Urtheil fällt. Eitner theilt nun im GerberDer Gerber, 1895 S. 121. mit, dass
                              									er im letzten Jahre wiederholt Gerbextracte zugeschickt erhalten habe, über deren
                              									Herkunft und Darstellung die Einsender immer ein geheimnissvolles Dunkel bewahrten.
                              									Bei genauerer Untersuchung wurden diese Producte als Mitscherlich'sche Extracte erkannt. Dieselben lösten sich vollkommen klar,
                              									zeigten einen starken Geruch nach Essigsäure und gaben bei der Analyse folgendes
                              									Resultat:
                           
                           
                              
                                 23,85
                                 Proc.
                                 von Haut aufnehmbare Substanz
                                 
                              
                                 15,54
                                 „
                                 von Haut nicht aufnehmbare Substanz
                                 
                              
                                 0,24
                                 „
                                 freie Schwefelsäure
                                 
                              
                                 5,58
                                 „
                                 freie Essigsäure
                                 
                              
                                 53,53
                                 „
                                 Wasser
                                 
                              
                                 1,26
                                 „
                                 Asche
                                 
                              
                                 0,00
                                 „
                                 Unlösliches
                                 
                              
                                 ––––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 100,00
                                 Proc.
                                 
                                 
                              
                           Bei dieser Analyse ist vor allem der hohe Gehalt an freier Essigsäure auffallend.
                              									Derselbe ist nach Eitner erst dem fertigen Extract
                              									beigebracht worden, um diesem eine hellere Farbe zu geben. Bei Gerbversuchen, die
                              										Eitner mit diesem Extract ausführt, stellte sich
                              									heraus, dass die Blössen sich hoben und durchfärbten; der Schnitt wurde nach und
                              									nach gleichmässig dunkel. Es zeigte sich aber bereits, dass die Haut nicht den Griff
                              									des Leders annahm, sondern den einer geschwellten Blösse behielt. Nach der
                              									vermeintlichen vollständigen Durchgerbung wurde die Haut getrocknet, wobei aber kein
                              									Leder, sondern ein Product erhalten wurde, welches weder getrockneter Haut noch
                              									Leder ähnelte. Diese von Eitner constatirte Thatsache
                              									würde allerdings ein Beweis dafür sein, dass ein Körper von thierischer Haut
                              									absorbirt werden kann, ohne im eigentlichen Sinne gerbend zu wirken. Eitner setzte seine Gerb versuche mit diesem Extracte
                              									weiter fort und kam schliesslich zu dem Endresultate, dass sich die Mitscherlich'schen Extracte weder für sich allein
                              									angewendet, noch in Combination mit anderen Gerbextracten zur Benutzung in der
                              									Gerberei eignen.
                           Nach dem Opl'schen PatentD. R. P. Nr. 75351. gewonnene
                              									Gerbextracte sind Eitner noch nicht eingesandt worden;
                              									derselbe hat sich aber einen solchen selbst hergestellt und ebenfalls Gerbversuche
                              									damit ausgeführt. Hierbei ergab sich, dass diese Gerbung keine andere ist als die,
                              									welche durch Metallsalze, wie Alaun und Kochsalz, hervorgerufen wird; die organische
                              									Substanz aus der Sulfitlauge wirkt hierbei auch nur als Färbemittel. Derartiges
                              									Leder muss wie Alaunleder aufgestollt werden, um weich zu werden, und kann durch
                              									Behandlung mit Wasser wieder entgerbt werden.
                           Ueber ein neues Gerbmaterial, den Palmettoextract, schreibt SchnizerChem.-Ztg., 1895, S. 167.. Dieser
                              									Extract wird aus den Blättern eines in den südlichen Staaten Nordamerikas heimischen
                              									strauchartigen Palmengewächses, der sogen. „Sägepalmetto“, gewonnen. Im
                              									Ursprungslande werden die zerkleinerten Blätter heiss ausgelaugt und diese Lösungen
                              									direct zum Gerben verwendet, während sie für den Versand einer weiteren
                              									Concentration unterworfen werden. Die ausgelaugten Blätter werden alsdann weiter
                              									verarbeitet und man gewinnt aus denselben schliesslich einen tadellosen,
                              									handelsfähigen Faserstoff. Der Gerbstoffgehalt der Palmettoblätter soll 11,5 bis 12
                              									Proc. betragen; es wird sich demnach dieses Product nicht für den Export nach Europa
                              									eignen, wohl aber der Extract, über dessen Gerbstoffgehalt keine Angaben gemacht
                              									worden sind. Da der Preis dieser Palmettoblätter für 100 k ab südamerikanischem
                              									Hafenplatz nur 2 M. beträgt, so ist anzunehmen, dass ein an Ort und Stelle
                              									hergestellter Extract für einen annehmbaren Preis bei uns importirt werden könnte.
                              									Nach den im Original gemachten Mittheilungen ist die Qualität des mit Palmetto
                              									gegerbten Leders dem mit Eichenrinde gegerbten ebenbürtig und dasselbe ebenso
                              									dauerhaft wie dieses. Auf den deutschen Markt ist der Palmettoextract bis jetzt
                              									unter diesem Namen noch nicht gekommen.
                           Ueber die Erlnüsse als Gerbstoff macht KlempDeutsche
                                       												Gerberzeitung, 1895 Nr. 108 und 110. einige interessante
                              									Mittheilungen. Die Früchte der Erle werden nach diesen Angaben in Siebenbürgen sehr
                              									häufig zum Gerben der schwarzen Corduanleder verwendet. Klemp beschreibt zunächst die daselbst angewandte Gerbmethode, führt
                              									alsdann die Reactionen des Erlnussgerbstoffes, sowie zwei Analysen von Erlnüssen an;
                              									hiernach ergab sich in dem einen Falle 15,59 Proc., in dem anderen 12,80 Proc. Die
                              									aus Erlnüssen hergestellten Gerbebrühen sind dunkel und ertheilen auch dem Leder
                              									eine dunkle Farbe, weswegen man dieselben in Siebenbürgen nur für schwarze Leder
                              									verwendet.
                           Die in den Vereinigten Staaten von Nordamerika gebräuchlichen
                              									Gerbstoffextractionsmethoden beschreibt AndreaschDer Gerber, 1895
                                    											S. 86, 89, 111, 123 und 135. in mehreren Artikeln ausführlich.
                              									Derselbe AutorDer Gerber, 1895 S. 193, 205, 220, 230, 254,
                                    											267, 279; 1896 S. 3, 15, 27. veröffentlicht in der gleichen
                              									Fachschrift seine umfänglichen Untersuchungen über Gährungserscheinungen in
                              									Gerbebrühen und die von ihm aus Gerbebrühen isolierten Mikroorganismen.
                           Bei der in der Weissgerberei neuerdings als vortheilhafter Alaunersatz verwendeten
                              									schwefelsauren Thonerde ist es nothwendig, dass dieselbe möglichst frei von
                              									ungebundener Schwefelsäure ist. Ein Mittel, um den Gehalt derselben schnell zu
                              									bestimmen, wird deswegen sehr werthvoll sein. SchreiberChem.-Ztg., 1895 S. 262. schlägt für
                              									diesen Zweck vor, eine abgewogene Menge schwefelsaurer Thonerde in Wasser zu lösen,
                              									mit einigen Tropfen alkoholischer Hämatoxylinlösung zu versetzen und mit 1/10-Normallauge
                              									zu titriren, bis ein Farbenumschlag aus Gelb in Blau erfolgt.
                           Auf dem Gebiete der Untersuchung der Fette, die in der Gerberei theils als
                              									Gerbmaterialien, theils zum Geschmeidigmachen der bereits gegerbten Leder verwendet
                              									werden, sind mehrere Arbeiten veröffentlicht worden. WeissDer Gerber, 1894 S. 122. schlägt
                              									einige Abänderungen bei der Degrasanalyse vor; derselbe rügt zunächst, dass
                              									hinsichtlich der Untersuchungsverfahren von gerberischen Hilfsstoffen niemals
                              									Vorschläge zur Verbesserung und Vereinfachung von anderer Seite als von der Wiener
                              									Gerbereiversuchsstation ausgingen und dass gewissermaassen dieses Institut allein
                              									bahnbrechend auf dem Gebiete der Gerbereichemie wirke; der Autor führt weiter an,
                              									dass es stets der genannten Anstalt überlassen bliebe, vorhandene Mängel
                              									aufzudecken. Es muss hierzu bemerkt werden, dass sich der obige Autor in einem
                              									grossen Irrthume befindet, der nur auf vollständig ungenügende Kenntniss der
                              									Fachliteratur oder auf absichtliche Ignorirung derselben zurückzuführen ist. Was
                              									hier im speciellen Falle die Untersuchung des Degras anbelangt, so hat FahrionZeitschrift für angewandte Chemie, 1891 S.
                                    											172. vor einigen Jahren eine sehr wesentliche Vereinfachung der
                              										Simand'schen Methode der Wasserbestimmung im Degras
                              									vorgeschlagen, die in der kürzesten Zeit auszuführen ist und an Genauigkeit nichts
                              									zu wünschen übrig lässt. Weiss schliesst an seine Rüge,
                              									die entschieden zurückgewiesen werden muss, die Beschreibung einer neuen
                              									Wasserbestimmungsmethode im Degras an, die aber viel umständlicher als die Fahrion'sche Methode ist und wohl ihre Berechtigung bei
                              									Ausführung von Analysen für wissenschaftliche Zwecke haben mag, aber sich für rasch
                              									auszuführende Bestimmungen nicht so gut eignet wie das Fahrion'sche Verfahren. Hierauf gibt Weiss
                              									eine wirkliche Verbesserung der Bestimmung des Mineralöles im Degras an. Bisher lag
                              									die Schwierigkeit der Bestimmung des Mineralöles im Degras daran, dass die meisten
                              									Degrassorten auch Wollschweissfett enthalten und dieses letztere bei der Analyse zum
                              									Theil als Unverseifbares wie das Mineralöl selbst bestimmt wird. Um das Mineralöl
                              									für sich quantitativ zu bestimmen, macht Weiss
                              									folgenden beachtenswerten Vorschlag: Man nimmt etwa 10 g Degras, entwässert
                              									denselben, löst das wasserfreie Fett in Aether, filtrirt, wenn dies überhaupt
                              									nothwendig ist, und versetzt die ätherische Fettlösung in einer geräumigen
                              									Glasschale mit höchstens 10 cc 95procentigem Alkohol, wobei darauf zu achten ist,
                              									dass durch den Alkohol keine Trübung durch ausfallendes Cholesterin, dem einen
                              									Bestandtheile des Wollschweissfettes, entsteht; falls dies geschieht, so ist
                              									derselbe durch Aether wieder in Lösung zu bringen. Man fügt hierauf ein kleines
                              									Stück reines metallisches Natrium (0,5 bis 1 g) zu und lässt mit einem Uhrglas
                              									bedeckt stehen, bis die Wasserstoffentwickelung aufgehört hat. Man verdunstet
                              									hierauf bei gelinder Wärme Alkohol und Aether vollständig, extrahirt den Rückstand
                              									(bestehend aus trockener Seife, Mineralöl u.s.w.) im Soxhlet'schen Extractionsapparat mit Petroläther, indem man nur drei- oder
                              									viermal ablaufen lässt. Zur Entfernung geringer Mengen gelöster Seife schüttelt man
                              									den Petroläther zwei- oder dreimal im Scheidetrichter mit stark verdünntem Alkohol
                              									aus, dunstet den Petroläther ab und wiegt den aus Mineralöl bestehenden
                              									Rückstand.
                           Ueber einen in den Fachzeitungen vielfach empfohlenen Degrasersatz, welcher unter der
                              									Bezeichnung Corroïne (Degrasessenz) angepriesen wird, macht EitnerDer Gerber, 1895 S. 85. einige
                              									Mittheilungen. Nach den vom Fabrikanten mitgetheilten Analysen besteht dieses
                              									Degrassurrogat aus 95 Proc. reinem Fett und 5 Proc. Wasser, ist aber vollständig
                              									frei von sonstigen Verunreinigungen. Im Gegensatz hierzu stellt Eitner fest, dass Corroïne sich im Wesentlichen aus 8
                              									Proc. Wasser, 60 Proc. Wollfett und 30 Proc. eines leichten Mineralöles
                              									zusammensetzt. Wenn auch diese Stoffe nicht nachtheilig auf das Leder einwirken,
                              									sondern demselben sogar ganz günstige Eigenschaften ertheilen können, so muss doch
                              									gegen eine derartige Reclame, wie sie mit dem genannten Producte durchgeführt wird,
                              									protestirt werden, da man die angeführten Bestandtheile des Schmiermittels im
                              									Originalzustande wohlfeiler zu kaufen erhält.
                           EitnerDer Gerber, 1894 S. 121. macht
                              									ferner auf die Bedeutung des raffinirten Fischtalges als brauchbares Mittel zur
                              									Bereitung von Lederschmieren aufmerksam. Unter „Fischtalg“ versteht man
                              									diejenigen festen Fette, welche sich aus manchen Thransorten, namentlich bei
                              									niederer Temperatur, ausscheiden und alsdann durch Absetzenlassen und Abpressen aus
                              									diesen gewonnen werden. Am meisten Fischtalg setzen die Walthrane und der Japanthran
                              									ab, ferner auch der Delphinthran, dann die Härings- und die Sardellenthrane; für die
                              									Qualität ist es nicht gleichgültig, aus welchem Material der Fischtalg
                              									hergestellt worden ist. Der aus Walthran gewonnene Talg lässt sich direct verwenden,
                              									während der aus Häringsthran und japanischem Thran gewonnene Fischtalg einen
                              									leimartigen Körper (richtiger einen harzartigen Körper) enthält, welcher die
                              									Veranlassung dazu ist, dass dieses Product schwer vom Leder aufgenommen wird. Zur
                              									Beseitigung dieses Uebelstandes wird dieser Fischtalg jetzt raffinirt; derselbe ist
                              									dann in diesem Zustande vollständig frei von dem harzartigen Körper und schmilzt bei
                              									42° C. Bei der Verwendung des raffinirten Fischtalges zum Schmieren von Ledern zieht
                              									derselbe rasch in das Leder ein, hinterlässt wenig Abstossfett und gibt einen guten
                              									vollen Griff, sowie eine helle Farbe. Eitner gibt an,
                              									dass der raffinirte Fischtalg sich sehr gut als Ersatz des Rindstalges eignet,
                              									besonders da der Preis desselben wesentlich niedriger als der des Rindstalges
                              									ist.
                           Einen Beitrag zur Untersuchung der Lederfette liefert Schmitz-DumontD. p. J. 1895 296
                                    											210, 233 und 259., welcher am Anfange seiner Publication zunächst
                              									die von ihm angewandten Untersuchungsmethoden nebst einer kritischen Besprechung
                              									derselben zusammenstellt; hieran reihen sich die übersichtlich angeordneten
                              									Analysenresultate, welche er bei der Untersuchung einer grossen Anzahl verschiedener
                              									in der Gerberei benutzten Fette (Rindstalg, Hammeltalg, Pferdefett, Wollfett,
                              									einiger Pflanzenfette, Thrane, Degras, Mineralfette, Harzöl u.s.w.) erhalten hat,
                              									sowie deren ausführliche Besprechung. Bei der Zusammenstellung der Analysenresultate
                              									wendet der Verfasser ein bestimmtes Schema an und schlägt vor, da es sich im Verkehr
                              									mit Producenten und Consumenten als praktisch erwiesen hat, dasselbe allgemein
                              									anzunehmen.
                           Dieses Schema lautet:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Wasser
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Asche
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Nichtfett (d. i. in Petroläther
                                    											unlösliche  organische Substanz)
                                 
                                 
                              
                                 Fett (d. i. in Petroläther  lösliche
                                    											organische  Substanz)
                                 UnverseifbaresVerseifbares
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                                 Oxyfettsäuren (Degrasbildner)
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Cholesterin
                                 
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Säurezahl
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Verseifungszahl
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Jodzahl
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Schmelzpunkt des Fettes
                                 
                                 
                              
                                           „            der Fettsäuren
                                 
                                 
                                 
                              
                           Schmitz-Dumont fand bei seinen Untersuchungen, dass die
                              									von vielen Seiten als unerreicht bezeichneten französischen Degras, von welchen er
                              									eine grössere Anzahl analysirte, mit einer einzigen Ausnahme mit Mineralöl oder
                              									Wollfett versetzt waren. Eitner hat auf diese Zusätze
                              									bei den französischen Degrassorten bereits früher hingewiesen.
                           Schweitzer und LungwitzJourn. Chem. Ind., 14 S. 130.
                              									untersuchten verschiedene Walfischthrane und geben als Ergebniss ihrer
                              									Untersuchungen an, dass die Jodzahl von gereinigten Walthranen 120 bis 130, die
                              									Verseifungszahl 190 bis 200, das spec. Gew. 0,921 bis 0,923 betragen und der
                              									Schmelzpunkt nicht höher als 20° C. liegen soll.
                           VedrödiChem.-Ztg. 1895 S.: 600. erhielt von
                              									einer Gerberei einen Fischthran zur Untersuchung eingesandt, mit dem Bemerken, dass
                              									derselbe zum Schmieren von Leder untauglich sei, weil er es nicht weich mache. Bei
                              									der Untersuchung zeigte derselbe den abnorm hohen Gehalt von 27,80 Proc. an
                              									unverseifbaren Substanzen; zum besseren Vergleiche analysirte der Verfasser eine
                              									grössere Anzahl von Thranen verschiedener Provenienz, wobei er zu folgendem
                              									Ergebniss gelangte: „Alle Fischthrane, selbst die ausschliesslich medicinischen
                                 										Zwecken dienenden Leberthrane enthalten freie Säure und harzige Stoffe (d. i.
                                 										Unverseifbares); diese Stoffe sind in den reineren Sorten in geringerer, in den
                                 										unreineren hingegen in grösserer Menge vorhanden“ (Vedrödi fand in einigen derselben 51,3, 49,4 und 82,0 Proc.
                              									Unverseifbares). Der obige Autor schlägt schliesslich vor, beim Einkaufe von
                              									Fischthran für Gerbzwecke die Garantie zu verlangen, dass derselbe nicht mehr als 15
                              									Proc. freie Säure und nicht mehr als 3 bis 4 Proc. Unverseifbares enthalten darf; ob
                              									höhere Procentsätze an letzterem Bestandtheil auf betrügerischen Zusatz
                              									zurückzuführen sind oder nicht, will er nicht entscheiden. Hierzu ist zu bemerken,
                              									dass die von Vedrödi festgesetzten Grenzen etwa mit
                              									denen von anderen Seiten, wie Fahrion, Schmitz-Dumont,
                              									aufgestellten zusammenfallen; dass die von ihm gefundenen hohen Gehalte an
                              									Unverseifbarem durch Zusatz von Mineralölen, Harzölen u.s.w. hervorgerufen sind,
                              									steht ausser Zweifel.
                           In neuerer Zeit findet das Wollfett in der Lederindustrie zum Schmieren von Leder
                              									eine ausgedehntere Verwendung, nachdem dasselbe jetzt unter mannigfachen
                              									Bezeichnungen, wie Neutralwollfett u.s.w., in viel reinerem Zustande in den Handel
                              									gelangt, als dies früher der Fall war; diese gereinigten Wollfette zeichnen sich vor
                              									den rohen Producten durch eine bedeutend hellere Farbe, einen wesentlich geringeren
                              									Geruch und durch fast vollständiges Fehlen der freien Fettsäuren aus. In dieser Form
                              									sind die Wollfette sehr geeignet zur Verwendung als Lederschmiermittel.
                           Auf die Reinigung von rohem Wollfett hat BusseD. R. P. Nr. 79131; Zeitschrift für angewandte Chemie, 1895 S. 150. ein
                              									Patent erhalten; nach diesem werden die im rohen Wollfett vorhandenen freien
                              									Fettsäuren zunächst an Alkalien gebunden, worauf eine Trennung des Fettes und der
                              									Seifen durch Essigäther erfolgt. Nach einem englischen Patent Nr. 20639 werden aus
                              									dem rohen Wollfett die Fettsäuren und das Cholesterin abgeschieden und alsdann jedes
                              									für sich gewonnen. Auf die Verwendung des letzteren als Lederschmiermittel ist ein
                              									deutsches PatentD. R. P. Nr.
                                    											74882. ertheilt worden.
                           Werthvolle Beiträge zur Untersuchung des Wollfettes haben v.
                                 										Cochenhausen und HerbigD. p. J. 1895 297 135, 160; 298 118;
                                    											1896 299 233, 256 und 257; Pharm. Ztg., 1895 S. 343. geliefert;
                              									dieselben weisen bei dieser Gelegenheit die von LifschützPharm. Ztg., 1895 S. 643 und 694.
                              									erhobenen Angriffe gegen die von den genannten Autoren angewandten
                              									Untersuchungsmethoden als unrichtig zurück.
                           In den letzten Jahren erfreut sich die Chromgerberei, wie wir in diesem Berichte noch
                              									ausführlicher kennen lernen werden, einer allgemeineren Aufnahme, da die dabei
                              									erzielten Producte von recht beachtenswerther Qualität sind. Die bei dem Schultz'schen Chromgerbeverfahren, dem sogen.
                              										„Zweibadsystem“, erforderlichen Brühen haben Heal und ProcterThe analysis of used
                                       												liquors in chrome tannage, Journ. Soc. Chem. Ind., 1895 Nr. 3,
                                    											Referat: Der Gerber, 1895 S. 197.
                              									genauer untersucht. Auf Grund der von ihnen angestellten Versuche geben
                              									dieselben die Bedingungen an, unter welchen bei der Chromgerbung gute Resultate
                              									erhalten werden können; ferner haben sie das Verhalten und die Wirkungsweise der
                              									freien Chromsäure geprüft. Zur Bestimmung des Gehaltes derselben in Chrombrühen
                              									haben sie die Reaction von Mc. Culloch benutzt, nach
                              									welcher die geringste Menge freier Chromsäure bei Gegenwart von Wasserstoffsuperoxyd
                              									Aether blau färbt. Auf die Einzelheiten kann hier nicht eingegangen werden, weswegen
                              									auf die Original arbeit verwiesen werden muss.
                           
                        
                           Vorbereitung der Haut für den Gerbprocess
                           (Weiche, Schwitze, Aescher und
                                 									Beize).
                           Zur Vermeidung von Fäulniss der Häute im Aescher und dem damit verbundenen Verlust an
                              									Hautsubstanz empfiehlt EitnerDer Gerber, 1895
                                    											S. 15., denselben Aescher nicht zu häufig zu verwenden (höchstens
                              									dreimal), bei jeder Benutzung die zugesetzte Kalkmenge zu erhöben und die
                              									Aescherzeit abzukürzen, so dass also die Häute in einem Aescher, der nach
                              									entsprechendem Kalkzusatz zum dritten Male benutzt wird, nur kürzere Zeit verbleiben
                              									dürfen als in einem frisch gestellten. An anderer Stelle macht EitnerDer Gerber, 1895 S. 157 und 169.
                              									Mittheilungen über die Verluste an Hautsubstanz beim Aeschern. Für seine
                              									diesbezüglichen Untersuchungen verwendete er eine Stierhaut, deren vier Viertel in
                              									vier verschiedene Aescher gebracht wurden, und zwar
                           
                              
                                 Nr. 1
                                 in
                                 einen frisch gestellten Kalkäscher,
                                 
                              
                                 Nr. 2
                                 in
                                 einen frisch gestellten, mit Schwefel-natrium angeschärften
                                    											Kalkäscher,
                                 
                              
                                 Nr. 3
                                 in
                                 einen gebrauchten Kalkäscher,
                                 
                              
                                 Nr. 4
                                 in
                                 einen gebrauchten, mit Schwefelnatriumangeschärften
                                    											Kalkäscher.
                                 
                              
                           Die Hautviertel der zwei ersten Versuche kamen bis zur Enthaarung in den sogen.
                              									Haaräscher und im enthaarten Zustande noch auf einige Tage in den sogen.
                              									Schwelläscher. Hierauf wurden dieselben Versuche mit einer Kuhhaut wiederholt.
                           Nach erfolgter Aescherung wurden in den einzelnen Aescherflüssigkeiten folgende
                              									Bestandtheile der Menge nach bestimmt:
                           
                              
                                 Substanz
                                 a:
                                 an Kalk gebundene lösliche Hautsubstanz,
                                 
                              
                                 „
                                 b:
                                 kalkfreie lösliche Hautsubstanz,
                                 
                              
                                 „
                                 c:
                                  zersetzte Hautsubstanz in Form von Peptonen.
                                 
                              
                           
                              
                                 Gelöste Hautsubstanz-menge für 1
                                    											lAescherflüssigkeit
                                 Aescher Nr. 1
                                 Aescher Nr. 2
                                 AescherNr. 3
                                 AescherNr. 4
                                 
                              
                                 Haar-äscher
                                 Schwell-äscher
                                 Haar-äscher
                                 Schwell-äscher
                                 Haar-äscher
                                 Haar-äscher
                                 
                              
                                 Substanz
                                    											a        „      b        „      c
                                 g1,0680,3242,370
                                 g2,7640,5403,624
                                 g0,8520,1721,816
                                 g1,2400,5143,846
                                 g0,8681,3183,856
                                 g0,9281,1983,004
                                 
                              
                                 Summe:
                                 3,762
                                 6,928
                                 2,840
                                 5,600
                                 5,542
                                 5,130
                                 
                              
                                 Gelöste Hautsub-  stanzmenge, aus-  gedrückt
                                    											in Pro-  centen des trocke-  nen Blössenge-  wichtes
                                 Proc.2,35
                                 Proc.4,14
                                 Proc.1,75
                                 Proc.3,36
                                 Proc.4,33
                                 Proc.3,83
                                 
                              
                                 Bei Wiederholung  des Versuches:  Gelöste
                                    											Hautsub-  stanzmenge
                                 4,30
                                 5,94
                                 2,96
                                 4,87
                                 8,29
                                 5,03
                                 
                              
                           
                           Substanz a wird mittels Fällen mit Kohlensäure, b durch Fällen mit Essigsäure und c nach der Methode von Hopkins durch Fällung als Quecksilberpeptonat oder nach der Eitner'schen Methode durch Fällen mittels
                              									unterchloriger Säure bestimmt. Die Untersuchungsresultate ergeben sich aus
                              									vorstehender tabellarischen Uebersicht.
                           Diese Versuche bewiesen ferner, dass nicht alle Häute derselben Gattung unter
                              									gleichen Umständen so gleich massig geäschert werden, dass sie sich gleichzeitig
                              									gleich gut haaren lassen. Aus den Zahlen ist das interessante Resultat ersichtlich,
                              									dass in einem mit Schwefelnatrium angeschärften Aescher, bei kürzerer Aescherdauer
                              									als im reinen Kalkäscher, ein geringerer Verlust an Hautsubstanz stattfindet als in
                              									diesem. Eitner kommt am Schlusse seiner Betrachtungen
                              									zu dem Resultat, dass im Ganzen die Verluste, welche die Haut an Substanz bei
                              									rationell geleitetem reinem Haaräscher in der Unterlederfabrikation erleidet, gar
                              									nicht so bedeutend sind als man sich gewöhnlich vorstellt; doch können sie bedeutend
                              									werden, wenn die Fermentwirkung im Aescher zu intensiv und die Aescherzeit unnöthig
                              									verlängert wird. Viel bedeutender stellen sich naturgemäss die Aescherverluste bei
                              									Material, welches für Oberleder bestimmt ist und deswegen länger geäschert werden
                              									muss. Versuche nach dieser Richtung hin ergaben, dass bei Kalbfellen in einem Falle
                              									17,61 Proc., in einem anderen 15,51 Proc. des Blössentrockengewichtes im Aescher
                              									gelöst worden waren.
                           Diese Verluste, die von Eitner bestimmt worden sind,
                              									erscheinen auf den ersten Blick sehr hoch; man muss aber hierbei berücksichtigen,
                              									dass an diesen Verlusten, namentlich beim Haaräscher, nicht nur die Lederhaut,
                              									sondern vor allen Dingen die der Aescherflüssigkeit am meisten zugängliche Oberhaut,
                              									die Unterhaut und das noch anhaftende Fleisch betheiligt sind. Würde man eine
                              									Methode besitzen, um die lediglich aus der Lederhaut stammenden Antheile der
                              									Aescherflüssigkeit quantitativ zu bestimmen, so würde man aller Wahrscheinlichkeit
                              									nach zu noch wesentlich niedrigeren Verlustprocenten gelangen.
                           Um die Wirkung des Aeschers zu beschleunigen und den Aescherprocess abzukürzen, ist
                              									von verschiedenen Seiten vorgeschlagen worden, die Aescherflüssigkeit von Zeit zu
                              									Zeit aufzurühren oder durch irgendwelche maschinelle Vorrichtung zeitweise in
                              									Bewegung zu halten. Diehl, welcher auf seine
                              										„Einrichtung an Bottichen zum Aeschern von Häuten“ ein PatentD. R. P. Nr. 76920. genommen hat,
                              									verfährt zur Erreichung einer zeitweiligen Bewegung in der Weise, dass er am Boden
                              									des Aeschers unterhalb eines Lattenbodens ein Rührwerk anbringt, welches seinen
                              									Antrieb von oben mittels einer senkrechten Achse erhält und welches die Flüssigkeit
                              									in einer rotirenden und zugleich aufwärts steigenden Bewegung erhält, so dass die im
                              									Aescher befindlichen Häute gleichmässig und kräftig umspült werden. Denselben Zweck
                              									sucht Thomann durch einen anderen, ihm patentirten
                              										ApparatD. R. P. Nr.
                                    											81305. zu erreichen, welcher dadurch gekennzeichnet ist, dass am
                              									Boden des Aeschergefässes eine mit Schaufeln versehene wagerechte Welle eingelagert
                              									ist, deren Antriebsscheibe durch Ketten mit der Transmission verbunden ist. Dieser
                              									Apparat kann auch bei der Brühengerbung zur Beschleunigung des Gerbprocesses
                              									verwendet werden; es muss aber dann der Gerbraum von dem Raume, in welchem sich
                              									die Antriebsscheibe befindet, durch eine senkrechte Scheidewand getrennt sein.
                              									Derartige Rührwerke für Aescher haben sich in der Praxis meist nur dann bewährt,
                              									wenn es sich um die Aescherung von Oberleder handelt, während Häute, die für
                              									Sohlleder oder Riemenleder bestimmt sind, durch die häufige Bewegung zu locker und
                              									zu lose werden.
                           Ein Patent auf eine Fellenthaarungsmaschine ist der Firma C.
                                 										et E. Chapal frères et Co.D. R. P. Nr.
                                    											75800. ertheilt worden.
                           Zum Entkalken (Beizen) und Schwellen sind als Ersatz für bisher angewandte Mittel
                              									mehrere neue Producte vorgeschlagen worden. HauffD. R. P. Nr. 85933. liess sich ein
                              									Verfahren zum Entkalken (Beizen) und Schwellen aller Arten von Fellen und Häuten
                              									patentiren, welches in einer Behandlung derselben mit den Sulfosäuren des Phenols
                              									und der Kresole oder mit Gemischen derselben in geeigneter wässeriger Lösung
                              									besteht. Diese Sulfosäuren kommen unter der Bezeichnung „Anticalcium“ in den
                              									Handel. Dieses Product hat den Vorzug, nicht nur kalklösend, sondern zugleich auch
                              									antiseptisch zu wirken. Schmeltzer und AschmannD. R.
                                    											P. Nr. 86334. verwenden zu gleichem Zwecke, besonders aber zum
                              									Schwellen von Häuten, die für Sohlleder bestimmt sind, Glycerinschwefelsäure mit
                              									oder ohne Zusatz eines Gemisches von Aethyl- und Methylschwefelsäure. Durch dieses
                              									Schwellmittel, welches erst vor ganz kurzer Zeit auf den Markt gelangte, sollen auch
                              									diejenigen Häute, welche sonst nur schwierig schwellen, schnell und vollständig
                              									geschwellt werden. Dieses patentirte Säuregemisch führt den Namen
                              										„Malattinsäure“.
                           Fortwährend erscheinen neue Mittel, um den in der Gerberei zum Entkalken benutzten
                              									Hunde-, Hühner- oder Taubenkoth zu verdrängen; oft sind jedoch diese Ersatzmittel
                              									werthlos und können eben die Rolle des Kothes nicht vertreten. Vor Kurzem ist Popp und BeckerD. R. P. Nr. 86335. ein Verfahren
                              									zur Herstellung einer Beize für zu gerbende Hautblössen mittels Verbreitung der im
                              									Kothe, insbesondere im Hundekothe, befindlichen Bakterien patentirt worden, welches
                              									entschieden alle Beachtung verdient. Die Erfinder dieses Verfahrens gehen von der
                              									wohl richtigen Ansicht aus, dass die Wirkung der Kothbeize keine rein chemische,
                              									also keine wirklich kalklösende ist, sondern darauf zurückzuführen ist, dass die
                              									Blösse durch die Einwirkung der Kothbeize bezieh. durch die in derselben vorhandenen
                              									Substanzen in einen Zustand der Schlaffheit versetzt wird, in welchem sich aus der
                              									Haut durch mechanische Arbeiten, wie durchstreichen, die kalkhaltigen
                              									Verunreinigungen entfernen lassen. Die Erfinder haben weiter festgestellt, dass bei
                              									der Bildung derjenigen Substanzen, welche die Blössen in diesen gewünschten Zustand
                              									versetzen, Bakterien eine grosse Rolle spielen. Bei der nun folgenden
                              									bakteriologischen Untersuchung der Kothbrühen stellte sich heraus, dass dieselben
                              									sehr reich an verschiedenen Bakterien arten waren und dass von diesen einige (drei
                              									Arten) den Beizprocess beförderten, während andere schädlichen Einfluss hatten. Das
                              									Studium der Lebensweise dieser Mikroorganismen lehrte weiter, dass die schädlichen
                              									nicht gut weder in sauren noch in alkalischen Flüssigkeiten vegetiren können.
                           Auf diesen Thatsachen fussten die Erfinder und stellten sich entweder Reinculturen
                              									der den Beizprocess befördernden Bakterien dar oder sie verwendeten einen Aufguss
                              									von Bakterien, in welchem durch Zusatz von Säure die Vermehrung der nützlichen
                              									Bakterien begünstigt und die der schädlichen zurückgehalten wurde. Das letztere
                              									Verfahren hat vor dem ersteren den Vorzug, dass es auch von demjenigen, der nicht
                              									bakteriologisch gebildet ist, ausgeführt werden kann. Erfahrungen, die mit dieser
                              									neuesten patentirten Beizmethode gemacht worden sind, sind bis jetzt noch nicht an
                              									die Oeffentlichkeit gelangt.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)