| Titel: | Ueber Fortschritte auf dem Gebiete der Gerberei. | 
| Autor: | Johannes Pässler | 
| Fundstelle: | Band 301, Jahrgang 1896, S. 283 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber Fortschritte auf dem Gebiete der
                           								Gerberei.
                        Von Dr. Johannes
                                 									Pässler in Freiberg in Sachsen.
                        (Schluss des Berichtes S. 259 d. Bd.)
                        Ueber Fortschritte auf dem Gebiete der Gerberei.
                        
                     
                        
                           Lederbildung und Gerbeverfahren.
                           Dem Zuge der Zeit folgend sucht man auf jedem technischen Gebiet die Herstellung der
                              									Producte in möglichst kurzer Zeit zu bewerkstelligen; in ganz besonderem Grade ist
                              									dieses Bestreben auf dem Gebiete der Gerberei zu finden, was auch durchaus nicht
                              									unnatürlich ist, da die Gerberei zu denjenigen Gewerben zählt, deren Endproducte zu
                              									ihrer Herstellung die längste Zeit erfordern. In jedem Jahre tauchen deswegen neue
                              									Vorschläge und Verfahren auf, nach welchen die Häute nicht mehr innerhalb mehrerer
                              									Jahre, sondern in wenig Wochen, ja Tagen, sogar Stunden in den gegerbten Zustand
                              									übergeführt werden sollen.
                           Allgemeines Aufsehen erregt in Gerberkreisen das Verfahren von Fratelli DurioD.
                                    											R. P. Nr. 75324., welches unter dem Reclamenamen
                              										„Schnellgerbeverfahren Velocitan“ angepriesen wird.
                           Diese Schnellgerbemethode besteht darin, dass die Häute oder Felle nach dem Weichen,
                              									Wässern, Enthaaren u.s.w. ohne vorherige Angerbung durch schwache Gerbebrühen in
                              									einem rotirenden Behälter (Walkfass) der Einwirkung einer Gerbeflüssigkeit
                              									ausgesetzt werden, deren Dichtigkeit im Mittel achtmal grösser ist als diejenige der
                              									bisher zu diesem Zwecke angewendeten Gerbebrühen; nach dem Einbringen der Häute und
                              									Gerbeflüssigkeit in das Walkfass wird das letztere sofort in Rotation versetzt und die Brühe während des ganzen
                              									Gerbeprocesses auf der gleichen Stärke (8° Bé.) erhalten. Um dies ausführen zu
                              									können, empfiehlt es sich, die Bewegung von Zeit zu Zeit zu unterbrechen, die Brühe
                              									auf den Dichtigkeitsgrad zu untersuchen und dem Befunde entsprechend zu verstärken.
                              									Wird das Verfahren in der geschilderten Weise richtig geleitet, so rechnet man zum
                              									Gerben kleinerer Felle, wie von Schaffellen, 2 bis 4 Stunden, und zum Gerben der
                              									schwersten Rindshäute 20 bis 36 Stunden.
                           Das Durio-Verfahren wird jetzt bereits in einer
                              									grösseren Anzahl Gerbereien der verschiedensten Länder angewandt und man erzielt
                              									dabei ein Product, welches sich von Ledern, die nach anderen Schnellgerbemethoden
                              									gegerbt sind, in Farbe, Schnitt u.s.w. vortheilhaft unterscheidet. Dieses
                              									Gerbeverfahren „Velocitan“ würde sich wahrscheinlich noch besser in der
                              									Praxis einbürgern, wenn nicht der Preis der Walkfässer, sowie die Licenzgebühren für
                              									die Aufstellung eines jeden einzelnen Walkfasses so hohe wären; durch den hohen
                              									Preis werden die grossen Vortheile, die das Verfahren im Uebrigen bietet, fast
                              									illusorisch.
                           Die chemische Untersuchung der nach dem Durio-Verfahren
                              									gegerbten Leder hat ein unerwartetes Resultat geliefert. Da die Leder in kürzester
                              									Zeit und mit Hilfe sehr starker Brühen hergestellt worden sind, so vermuthet man,
                              									dass dieselben bei der Analyse einen grossen Auswaschverlust ergeben werden; nach
                              									den Eitner'schen UntersuchungenDer Gerber, 1895
                                    											S. 181. und den im Laboratorium der Deutschen Gerberschule
                              									gefundenen Zahlen findet aber gerade das Gegentheil statt; die Durio-Leder enthalten sogar eine geringere Menge an
                              									auswaschbaren Stoffen als die rheinischen Sohlleder. Eitner findet ferner, dass das Durio'sche
                              									Leder ein höheres specifisches Gewicht als alle übrigen Ledersorten hat, und führt
                              									dies darauf zurück, dass während der kurzen Gerbedauer keine Hautsubstanzverluste
                              									haben stattfinden können, mithin sämmtliche Hautsubstanz dem Leder erhalten
                              									geblieben ist. Der Berichterstatter glaubt jedoch annehmen zu müssen, dass das hohe
                              									specifische Gewicht der Durio-Leder nicht durch die
                              									Gerbmethode, sondern durch die Appretur (Walzen, Hämmern u.s.w.) bedingt wird; in
                              									dieser Annahme wird derselbe noch dadurch bestärkt, dass das von Eitner nach dem Durio-Verfahren gegerbte Leder dieses hohe specifische Gewicht nicht
                              									zeigte.
                           Von England aus wurde in den letzten Jahren ein Schnellgerbeverfahren unter dem Namen
                              										„The Economic“ empfohlen. Der Erfinder
                              									desselben, Evans, gibt an, dass mittels dieser Methode
                              									der Gerbeprocess einer Haut sich innerhalb 24 Stunden vollzieht und die Umwandlung
                              									der rohen Haut in vollständig fertiges, zugerichtetes Leder in 25 Tagen durchgeführt
                              									werden kann; es sei jedoch besser, den ganzen Process auf 5 bis 6 Wochen
                              									auszudehnen, um die denkbar vollkommenste satte Gerbung bei höchstem
                              									Gewichtsrendement zu erzielen, und zwar sollen dann 55 Proc. Leder von der grünen
                              									Haut (incl. Hörn und Knochen) erhalten werden. Das Economic-Verfahren benutzt zur
                              									Beschleunigung des Gerbeprocesses ebenfalls die Bewegung der Häute und Gerbebrühen
                              									im Walkfasse; die danach hergestellten Ledersorten sollen auch von guter Qualität
                              									sein. Bis jetzt hat man in Deutschland wenig von der Anwendung dieser
                              									Schnellgerbemethode gehört.
                           Vor etwa 2 Jahren schien anfänglich das als Momentgerbung bezeichnete Kornacher'sche Gerbeverfahren eine grosse Umwälzung in
                              									der Gerberei hervorrufen zu wollen; die Gerbung der schwersten Häute sollte nur
                              									wenige Stunden bezieh. Tage dauern. Dieses Verfahren ist neuerdings dem Erfinder
                              									desselben, Kornacher, und der Firma Diesel und Weise in Pössneck patentirt wordenD. R. P. Nr. 86565., hat aber bei
                              									weitem nicht den erhofften Anklang gefunden. Man verfährt bei dieser
                              									Schnellgerbemethode in folgender Weise: Die wie bisher vorbereiteten, aber etwas
                              									mehr gekalkten und gebeizten, sowie gut reingemachten Häute werden zuerst mit einer
                              									schwachen Lohbrühe behandelt (abgefärbt), welches einestheils den Zweck haben soll,
                              									den Narben gegen die darauffolgenden Einwirkungen widerstandsfähiger zu machen,
                              									anderntheils den, die in der Haut zurückgebliebenen, bei der späteren Behandlung
                              									schädlich wirkenden Kalktheilchen zu entfernen. Die abgefärbte Haut wird dann in
                              									bekannter Weise mineralgar oder fettgar gemacht und hiernach getrocknet und gereckt.
                              									Durch diese Behandlung wird die Haut derartig aufgeschlossen und aufnahmefähig
                              									gemacht, dass der nun folgende Gerbeprocess in ebenso viel Stunden oder Tagen wie
                              									früher Wochen oder Monate vollendet wird. Die vorbereiteten Häute kommen alsdann in
                              									eine Gerbebrühe von 3 bis 5° Bé. und werden im Walkfasse mit derselben unter öfterer
                              									Verstärkung ausgegerbt. Hierbei werden leichte Häute und Felle in wenig Stunden,
                              									schwere Häute in 1 oder 2 Tagen vollständig gar gemacht. Das auf diese Weise
                              									hergestellte Leder soll weder im Aussehen noch in der Qualität, noch im Rendement
                              									dem nach altem Verfahren hergestellten Leder nachstehen.
                           Hierzu ist zu bemerken, dass, wie bei der Originalbeschreibung des Verfahrens nicht
                              									angegeben ist, die vegetabilische Vorgerbung etwa 14 Tage währt, also wesentlich
                              									länger als der als eigentliche Gerbung bezeichnete Gerbeprocess im Walkfasse; durch
                              									diese Vorgerbung und die darauffolgende mineralische Gerbung wird die Haut schon in
                              									ein Product übergeführt, welches vollständig durchgegerbt erscheint und die
                              									Bezeichnung Leder verdient. Das Einwalken der starken Gerbebrühen wird demnach nur
                              									den Zweck haben, die Haut mit Gerbstoff reichlich anzufüllen, um ihr Gewicht und
                              									ausserdem das Aussehen von lohgarem Leder zu geben. In der Patentschrift ist die bei
                              									diesem Verfahren angewandte Methode der Mineralgerbung nur kurz berührt und als die
                              									übliche bezeichnet worden. Man würde demnach vermuthen, dass hiermit
                              									Alaun-Kochsalzgerbung gemeint ist; in Wirklichkeit wird dieselbe aber bei dem Kornacher'schen Verfahren nicht angewendet, sondern die
                              									abgefärbten Blössen werden vermuthlich mit Hilfe einer Combination von Alaun-
                              									und Chromgerbung mineralgar gemacht.
                           In Deutschland und Schweden arbeiten mehrere Lederfabriken nach diesem Kornacher'schen Verfahren; ob sich dasselbe auf die
                              									Dauer halten wird, muss erst die Zeit lehren.
                           Vor ganz Kurzem tauchte ein neues Verfahren zum Gerben von Häuten und Fellen auf,
                              									welches den Erfindern Thomas Henry Lee Bake und Henry Alfred Leverett in Deutschland patentirtD. R. P. Nr. 86609. worden ist.
                              									Dieses Verfahren besteht darin, dass man Ströme von arsenhaltigem Wasserstoffgas
                              									oder irgend einer geeigneten gasförmigen Verbindung desselben, in welcher Arsen
                              									gegenwärtig ist, von Zeit zu Zeit durch die Gerbeflüssigkeit, in welcher sich die
                              									Häute befinden, leitet. Durch die Wirkung dieser Ströme soll der Gerbeprocess sehr
                              									beschleunigt werden und zugleich ein Product von besserer Beschaffenheit als bisher
                              									erzeugt werden. Der arsenwasserstoffhaltige Wasserstoff wird durch Einwirkung von
                              									Schwefelsäure auf gewöhnliches Eisen oder Zink erhalten und soll deren geringer
                              									Gehalt an Arsen vollständig zur Bildung von Arsenwasserstoff genügen.
                           Erfahrungen über dieses Verfahren liegen bis jetzt im grossen Maasstabe noch nicht
                              									vor. Zunächst hat man keine Erklärung für die den Gerbeprocess beschleunigende
                              									Wirkung des arsenwasserstoffhaltigen Wasserstoffes. Wenn dieselbe schliesslich auch
                              									erwiesen ist, so dürfte doch der Kostenpunkt der Anlage und vielleicht auch die
                              									Gefährlichkeit des explosiblen Gemisches von Luft und Wasserstoff, welches sich bei
                              									diesem Verfahren ständig bildet, der allgemeinen Einführung hinderlich sein.
                           Die verschiedenen elektrischen Gerbe verfahren, auf die man ursprünglich so grosse
                              									Hoffnungen gesetzt hatte, haben in der Praxis nicht den gewünschten Eingang
                              									gefunden, nachdem man ziemlich allgemein einsehen gelernt hat, dass dem elektrischen
                              									Strome nicht die Wirkung, den Gerbeprocess wesentlich zu befördern, zukommt. Zur
                              									Darlegung dieser negativen Resultate hat EitnerDer Gerber, 1895
                                    											S. 1, 25, 37 und 73. seine diesbezüglichen Untersuchungen
                              									veröffentlicht. Das Ergebniss derselben war: der Gerbstoff wird durch den
                              									elektrischen Strom in Lösungen fortbewegt und es wird durch denselben seine
                              									Diffusion befördert, wenn dem Durchgange des Gerbstoffes kein Hinderniss in den Weg
                              									gelegt wird; in der thierischen Haut bieten zwar die Poren der Haut kein grosses
                              									Hinderniss, aber trotzdem ist hier die Differenz in der Diffusion mit und ohne Anwendung des
                              									elektrischen Stromes eine verschwindend kleine. Der
                                 										elektrische Strom wird also die während des Gerbeprocesses auftretenden
                                 										Diffusionsvorgänge nur ganz unwesentlich befördern. Weiter zeigt Eitner, dass der elektrische Strom auch keine merkliche
                              									dynamische Wirkung auf die Haut ausübe, also nicht, wie vielfach vom Praktiker
                              									behauptet wird, durch den elektrischen Strom die Poren der Haut geöffnet werden. Er
                              									constatirte ferner, dass die Gerbstoffe durch den elektrischen Strom sogar eine
                              									Zersetzung erleiden, und zwar schwankte, wie durch Analysen festgestellt wurde, die
                              									Zersetzlichkeit bei den verschiedenen Gerbstoffen zwischen 4 bis 68 Proc. Aus den
                              										Eitner'schen Resultaten muss demnach gefolgert
                              									werden, dass keine von den Wirkungen, welche bei den sogen. elektrischen Gerbe
                              									verfahren der Elektricität zugeschrieben werden, sich experimentell nachweisen lassen.
                           FölsingChem.-Ztg., 1895 S. 1121., welcher
                              									früher selbst ein Patent auf elektrische Gerbung genommen hat, sucht jetzt auch die
                              									Verfahren anderer Erfinder zu verbessern, so die Methode von Worms und Bolé. Bei seinem Verfahren hängt man die Häute in einen Bottich
                              									ein und leitet mit Hilfe von vernickelten Kupferelektroden einen Gleichstrom durch;
                              									während des Gerbeprocesses sorgt eine Pumpe für Circulation der Gerbstofflösung. In
                              									6 Tagen sollen hierbei die schwersten Ochsenhäute gar sein.
                           Die Chromgerbung, welche früher eigentlich nur Misserfolge zu verzeichnen hatte, ist
                              									durch die neueren amerikanischen Verfahren, namentlich die von Schultz und Dennis,
                              									unbestritten in ein neues Stadium getreten, in welchem sie schon viel Erfolge
                              									errungen hat. Ueber diese beiden Methoden sind in dem vorjährigen Berichte schon
                              									Mittheilungen gemacht worden, weswegen hier nur kurz das Princip derselben angeführt
                              									werden soll. Schultz bringt die Blössen zunächst in
                              									eine Lösung von Kaliumbichromat, welcher zum Freimachen eines Theiles der Chromsäure
                              									Salzsäure zugesetzt wird, und dann in eine mit Salzsäure versetzte Lösung von
                              									Natriumthiosulfat (Antichlor); hier erfolgt die Reduction der Chromsäure zu einer
                              									Chromoxydverbindung, welche gerbend auf die Haut wirkt. Dieses Verfahren wird
                              									kurzweg auch als „Zweibadverfahren“ oder „Reductionsverfahren“
                              									bezeichnet. Bei dem Dennis-Verfahren geht man vom
                              									Chromalaun oder Chromoxydhydrat aus und stellt sich schliesslich
                              									Chromoxychlorid-Chlornatrium her, in dessen Lösung die Blössen eingehängt werden und
                              									welches direct gerbend wirkt. Da hier der Gerbeprocess in einem Bade durchgeführt
                              									wird, so nennt man diese Methode auch das „Einbadverfahren“. Die hierzu
                              									erforderliche Chromlösung wird gegenwärtig im concentrirten Zustande von der Martin Dennis Chrome Tannage Company hergestellt und
                              									unter dem Namen Tanolin in den Handel gebracht.
                           Das Zweibadverfahren arbeitet schneller, ist aber umständlicher als das
                              									Einbadverfahren. Nach beiden Verfahren werden jetzt Leder von sehr guter Qualität
                              									hergestellt und unter den verschiedensten Phantasienamen, wie: Corin, Groïscin,
                              									Dixin u.s.w., in den Handel gebracht. Das Chromleder ist sehr widerstandsfähig gegen
                              									Nässe und eignet sich deswegen für schweres Schuhwerk, aber nur für solches, bei dem
                              									der glatte Narben nach aussen getragen wird. Die Fleischseite ist bei Chromleder nie
                              									glatt zu bringen, weswegen dasselbe nicht zu Wichsleder passt. Ferner findet das
                              									Chromleder eine passende Verwendung zu Schlag-, Näh- und Binderiemen und auch zu
                              									Maschinenriemen.
                           Vor Kurzem hat der durch seine früheren, wenig erfolgreichen Chromgerbeverfahren
                              									bekannte Heinzerling in Amerika ein Patent auf ein
                              									neues ChromgerbeverfahrenAmerikanisches
                                    											Patent Nr. 527162. ertheilt erhalten. Dieser sucht die bei den
                              									bisherigen Chromgerbeverfahren angeblich vorhandenen Mängel (geringe
                              									Widerstandsfähigkeit gegenüber Wasser, mangelhaftes Gewicht) dadurch zu vermindern,
                              									dass er zum Gerben chromsaures Chromoxyd verwendet, welches durch Auflösen von
                              									Chromoxyd in Chromsäure erhalten wird; diese Verbindung kann auch ersetzt werden
                              									durch Chrombichromatmonosulfat oder basisches Chromchromatsulfat. Die Gerbung
                              									erfolgt in der Weise, dass die in der gewöhnlichen Weise vorbereiteten Häute in eine
                              									0,25- bis 0,50procentige Lösung der genannten Verbindungen, die nach und nach
                              									verstärkt wird, gebracht werden; in derselben verbleiben sie bis zur Beendigung der
                              									Gerbung, was je nach der Dicke und Qualität der Häute verschieden ist und bei
                              									Sohlhäuten 5 bis 8 Wochen dauern kann. Hierauf kommen die Häute, um ihnen die
                              									gewünschte Farbe und gutes Gewicht zu geben, mit verschiedenen Metallsalzlösungen
                              									zusammen; hierzu empfiehlt Heinzerling Chromchlorid,
                              									Chromsulfat, Aluminiumsulfat, Aluminium-, Chrom-, Zinkthiosulfat und andere
                              									Salze.
                           AmendAmerikanisches Patent Nr. 542971. hat auf ein neues
                              									Chromgerbeverfahren ein Patent genommen. Nach diesem werden die Blössen zunächst wie
                              									bei dem Schultz'schen Verfahren mit freier Chromsäure
                              									getränkt und diese wird dann im zweiten Bade mit Hilfe eines aromatischen Amines
                              									oder eines Salzes desselben, wozu sich am besten salzsaures Anilin eignet, zu einer
                              									Chromoxydverbindung reducirt.
                           Zur Herstellung von Fischbeinleder aus rohen Häuten hat
                              										Hartmann ein Verfahren angegeben, das
                              										patentirtD. R. P. Nr.
                                    											81600. worden ist. Dieses Leder ist hornartig, von grosser
                              									Steifheit und Biegungselasticität und gegen Nässe unempfindlich, weswegen sich
                              									dasselbe namentlich zur Anfertigung von Reisegeräthen, wie Koffern u.s.w., als
                              									Ersatz für Fischbein u.s.w. eignet. Die Herstellung des Fischbeinleders erfolgt in
                              									der Weise, dass die reingemachte thierische Haut nach dem vollständigen Auftrocknen
                              									bei etwa 70° mit Wasserdampf in Berührung gebracht wird, damit eine theilweise
                              									Verleimung der Hautfasern eintritt; hierauf sättigt man die Haut in einem
                              									Terpentinbad vollständig mit Terpentin, trocknet sie und überzieht sie schliesslich,
                              									um sie gegen Nässe vollständig unempfindlich zu machen, mit einem Firniss oder
                              									Lack.
                           Um das Versenken der Häute einfacher vornehmen zu können, hat SaalerD. R. P. Nr.
                                    											77906. eine Vorrichtung zum Versenken von Häuten in Brühengruben
                              									construirt.
                           
                        
                           Zurichtung.
                           Um das Einfetten des Leders in vollkommenerer Weise als bisher zu erreichen und um
                              									vor allen Dingen die bei den alten Schmiermethoden vorhandenen grossen
                              									Fettverschwendungen zu vermindern, sind schon mehrere heizbare Walkfässer construirt
                              									worden, welche den gewünschten Zweck in befriedigender Weise erfüllen. In neuerer
                              									Zeit hat KirbergD.
                                    											R. P. Nr. 72363. auf ein derartiges Walkfass ein Patent erhalten.
                              									Dieses ist nicht, wie sonst auf Lagerzapfen, sondern mit seinem äusseren Umfange auf
                              									Rollen gelagert und an Stelle des Heizrohrsystems ist ein über den ganzen Umfang des
                              									Walkfasses sich erstreckender Dampfmantel angebracht. Die Dampf-Zu- und -Ableitung
                              									erfolgt durch Rohre mit eingeschalteten Kugelgelenkstopfbüchsen. Ausserdem ist
                              									central in einer Oeffnung der Stirnwand des Walkfasses ein drehbarer Halter mit
                              									tiefliegendem Schwerpunkt für ein Thermometer angeordnet, welches letztere in Folge
                              									dessen an der Drehung des Walkfasses nicht theilnimmt und daher während des
                              									Betriebes eine genaue Ablesung der Temperatur des Fassinneren gestattet. Eine andere
                              									Construction eines Walkfasses gibt WeyersD. R. P. Nr. 80757. an; um eine
                              									eventuelle Schädigung des Leders durch zu hohe Temperatur des als Heizmittel
                              									verwendeten Wasserdampfes auszuschliessen, wird bei diesem mit warmem Wasser, dessen
                              									Temperatur 40° C. nicht übersteigen soll, geheizt. Dieses Walkfass besteht aus einer
                              									Trommel, deren Umfang durch einen ringförmigen Wasserheizmantel gebildet wird, in
                              									dessen eine Seite das Wasserzuführungsrohr eintritt. Das Heizwasser wird in einem
                              									neben dem Walkfass stehenden Wasserbehälter durch Einleitung von Dampf oder mittels
                              									einer anderen Heizvorrichtung auf die erforderliche Temperatur gebracht. Aus dem
                              									oberen Theile des Wasserbehälters strömt das Heizwasser durch ein Rohr, den
                              									Stopfbüchsenkörper und vier an der einen Stirnseite des Passes befindliche hohle
                              									Arme dem Heizmantel zu, während das abgekühlte Wasser durch vier an der anderen
                              									Stirnseite des Fasses angebrachte hohle Arme, durch den Stopfbüchsenkörper und ein
                              									Leitungsrohr auf den Boden des Wasserbehälters zurückläuft, wo dasselbe von Neuem
                              									erwärmt wird. Um eine energische Wärmeübertragung von dem Heizwasser an das Leder zu
                              									bewirken, ist der innere Blechmantel des Walkfasses aus Wellblech hergestellt.
                              									Dieses Fass, welches sich wohl recht gut zum Schmieren von Leder eignen mag, hat nur
                              									den Nachtheil, dass es ziemlich viel Raum in Anspruch nimmt.
                           Auf die Herstellung von Sammetleder hat Lebt ein
                              										PatentD. R. P. Nr.
                                    											76312. erhalten, welches inzwischen schon wieder gelöscht worden
                              									ist. Das Leder erhält eine sammetartige Oberfläche durch Schleifen oder Aufrauhen
                              									der Narbenseite, wobei nur die hervorstehenden Theile der Oberfläche in Flaum
                              									aufgelöst werden dürfen; damit das so hergestellte Product in verschiedenen
                              									Farbentönen spielt, kann der Flaum stellenweise nach verschiedenen Richtungen
                              									gestrichen werden.
                           Um Leder vollständig wasserundurchlässig zu machen, ohne dass dasselbe an seiner
                              									Elasticität Einbusse erleidet, lässt AlexanderD. R. P. Nr. 78055. dasselbe mit
                              									einer Mischung von 2 Th. Benzin, 2 Th. Terpentinöl, 3 Th. Colophonium und 1 Th.
                              									Firniss bestreichen. Bei Anwendung dieses Mittels bei Riemenleder wird das Auftragen
                              									von Adhäsionsstoffen vollständig entbehrlich gemacht; ferner sollen mit obiger
                              									Mischung imprägnirte Schuhsohlen sich fast gar nicht abnutzen. Nach einem
                              									schwedischen Patente Backe's soll man, um Leder hart,
                              									dauerhaft und vollständig wasserdicht zu machen, dasselbe mit einem Gemisch aus 12
                              									Th. Harz, 8 Th. Fett und 0,3 Th. Terpentin tränken. Gemische, welche nach ähnlichen
                              									Recepten zusammengestellt sind, werden schon lange zum Imprägniren von Leder
                              									benutzt, um dasselbe vor schneller Abnutzung zu schützen.
                           Eine wesentliche Verbesserung an Lederwalzen hat BögelD. R. P. Nr.
                                    											79593. getroffen. Bei den bisherigen Walzen mit elastischer Karre
                              									besteht der Uebelstand, dass sie nicht mit constantem Druck arbeiten, weil die
                              									Unebenheiten des Leders bald eine stärkere, bald eine schwächere Spannung der Federn
                              									bedingen, was einen grösseren oder geringeren Arbeitsdruck zur Folge hat; ferner
                              									findet bei diesen Walzen ein constantes Wogen des Tisches statt, was zuweilen ein
                              									Brechen des Tisches, mindestens aber dem Gebäude schädliche Erschütterungen
                              									verursacht. Zur Beseitigung dieser Uebelstände hat Böget eine Lederwalze construirt, bei welcher behufs Erzielung eines
                              									constanten Druckes auf alle Theile des zu walzenden Leders der Tisch auf Kniehebeln
                              									ruht, die durch beliebig veränderliche Gewichtsbelastung gestreckt den Tisch gegen
                              									eine Druckwalze pressen.
                           AmmonD. R. P. Nr.
                                    											81838. verwendet zum Bügeln von Satin- und Kidleder eine von ihm
                              									construirte und in Deutschland patentirte Maschine, bei welcher das Leder, während
                              									es durch zwei grosse heizbare Walzen geht, mit Hilfe einer aus einer Anzahl kleiner
                              									Rollen bestehenden Spannvorrichtung nach allen Seiten hin angespannt wird, um das
                              									gebügelte Leder der Maschine vollständig faltenlos entnehmen zu können. Eine andere,
                              									ebenfalls patentirte Maschine zum Glätten und Zurichten von Leder hat EvansD. R. P. Nr.
                                    											86316. construirt.
                           Palencsar und FischerD. R. P. Nr. 80756. haben eine
                              									Riemenstreckmaschine gebaut, auf die in Deutschland ein Patent genommen worden ist.
                              									Dieser Apparat bezweckt, Treibriemen derselben Inanspruchnahme auszusetzen, die sie
                              									beim Betrieb erleiden; es soll hierdurch ein Nachspannen der Riemen nach dem ersten
                              									Gebrauch vermieden und die Sicherheit erlangt werden, dass der Riemen der
                              									Inanspruchnahme beim Betriebe gewachsen ist.
                           
                        
                           Untersuchung des Leders und seine Zusammensetzung.
                           Zur Bestimmung der Menge der Gesammtschwefelsäure und der freien Schwefelsäure im
                              									Leder empfehlen Bailand und MaljeanCompt. rend. 119, 913; Refer. im Repert. d. Chem.-Ztg., 1894 S. 313.,
                              									zwei Proben des betreffenden Leders zu untersuchen. Die eine derselben wird mit
                              									Sodalösung (1 : 100) durchfeuchtet und nach dem Trocknen vollständig eingeäschert.
                              									Die Asche wird in Salpetersäure gelöst, und in dieser Lösung bestimmt man die
                              									Schwefelsäure in üblicher Weise als Bariumsulfat. Die andere Probe wird direct
                              									verascht und in dem Rückstand in gleicher Weise wie oben der Schwefelsäuregehalt
                              									ermittelt. Die erst gefundene Schwefelsäuremenge stellt die Gesammtschwefelsäure
                              									dar, während bei der zweiten Probe nur die gebundene Schwefelsäure bestimmt wird.
                              									Die Differenz dieser beiden Gehalte ergibt die Menge der im Leder vorhandenen freien
                              									Schwefelsäure.
                           JeanRevue Chim. Analyt., 1895 3, 13; Refer. im Repert. d. Chem.-Ztg., 1895 S. 26.
                              									hält es für zweckmässiger, an Stelle der oben mitgetheilten Methode folgendes
                              									Verfahren zur Bestimmung der freien Schwefelsäure im Leder anzuwenden: Man extrahirt
                              									das gepulverte und in geeigneter Weise getrocknete Leder im Soxhlet'schen Extractionsapparat mit absolutem Alkohol, dem zur Bindung
                              									der Säure etwas Kali zugesetzt ist. Nach vollständiger Extraction wird der Alkohol
                              									abdestillirt und im Rückstand die Schwefelsäure in üblicher Weise als Bariumsulfat
                              									bestimmt.
                           von Schroeder und PässlerD. p. J., 1895 295
                                    											211. geben eine Methode zur Untersuchung des Sämischleders und
                              									eine Anzahl von Analysenresultaten an, die nach diesem Verfahren ermittelt worden sind. Sie
                              									benutzen dabei die von ihnen schon früher befolgte Methode der Bestimmung des
                              									Stickstoffgehaltes im Leder; durch ihre früheren Arbeiten haben die Verfasser
                              									festgestellt, dass der Stickstoffgehalt der asche- und fettfreien
                              									Hauttrockensubstanz der verschiedensten Blössen zwar nicht überall vollständig
                              									gleich ist, dass sich aber die Blössen nach dem Stickstoffgehalte in drei Gruppen
                              									eintheilen lassen. Bei den meisten Gerbemethoden werden durch den Gerbeprocess
                              									lediglich stickstoffreie Substanzen aufgenommen; mithin wird das aus der Blösse
                              									durch Aufnahme von Gerbstoff entstandene Leder weniger Stickstoff enthalten als die
                              									Blössentrockensubstanz, und zwar um so weniger, je mehr Gerbstoff aufgenommen worden
                              									ist. Diese Theorie ist von den Verfassern bereits an anderer Stelle ausführlich
                              									begründet worden. Der Stickstoffgehalt des Leders wird also ein Maass für die Menge
                              									aufgenommenen Gerbstoffes darstellen und man wird aus demselben die von der Haut
                              									gebundene Menge Gerbstoff berechnen können. Diese Methode haben die Verfasser auch
                              									zur Untersuchung über die Zusammensetzung der Sämischleder angewandt. Dieselben
                              									unterscheiden bei dieser Lederart folgende Bestandtheile: Wasser, Mineralstoffe, in
                              									Schwefelkohlenstoff lösliches Fett, von der Haut gebundenes Fett, Hautsubstanz. Die
                              									ersten drei Substanzen werden in üblicher Weise ermittelt; hierauf wird in dem
                              									getrockneten, mit Schwefelkohlenstoff extrahirten Leder eine Stickstoff- und
                              									Aschebestimmung ausgeführt und der Stickstoffgehalt auf die aschefreie eigentliche
                              									Ledersubstanz berechnet. Aus diesem lässt sich mit Hilfe des
                              									Blössenstickstoffgehaltes durch eine einfache Rechnung der Gehalt an gebundenem Fett
                              									und Hautsubstanz ermitteln. Man ersieht aus diesen Angaben übrigens, dass sich von
                              									dem beim Gerbeprocesse aufgenommenen Fette ein Theil mit einem Fettlösungsmittel
                              									wieder extrahiren lässt, während der andere Theil an der Hautfaser fest gebunden
                              									ist, also während des Gerbeprocesses irgend welche Veränderung erlitten hat.
                           Die Verfasser haben nach ihrer Methode sechs Sämischleder untersucht und hierbei
                              									folgende Resultate gefunden: Der Gehalt an Mineralstoffen ist wesentlich höher als
                              									bei anderen, ebenfalls unter Ausschluss von Mineralstoffen gegerbten Ledern; die
                              									Menge des extrahirbaren Fettes schwankt innerhalb der Grenzen 2,07 bis 6,69 Proc.
                              									und die des von der Haut gebundenen Fettes zwischen 2,00 bis 9,17 Proc. Diese Leder
                              									zeigen demnach sehr verschiedene Gehalte an gebundenem Fett. Vergleicht man diese
                              									Gehalte an gerbend wirkender Substanz mit denen andrer Ledersorten, wie lohgarer
                              									oder alaungarer Leder, so findet man, dass dieselben wesentlich geringer als die der
                              									letzteren sind.
                           FahrionChem.-Ztg., 1895 S. 1000. schlägt
                              									ein anderes Verfahren zur Untersuchung von Leder, namentlich von Sämisch- und
                              									Glaceleder, vor. Derselbe hatte gefunden, dass sich die Hautsubstanz durch
                              									alkoholische Natronlauge vollständig in eine wasserlösliche stickstoffhaltige Säure
                              									überführen lässt, welche er für identisch mit der Schützenberger'schen Proteinsäure hält und deswegen auch mit derselben
                              									Bezeichnung belegt. Nach Fahrion soll das Leder mit
                              									alkoholischer Natronlauge in der Hitze behandelt und alsdann die so entstandene
                              									Lösung mit Salzsäure angesäuert werden, wodurch die beim Gerbeprocesse aufgenommenen
                              									Fettbestandtheile als freie Fettsäuren bezieh. Oxyfettsäuren ausfallen, deren
                              									Trennung und quantitative Bestimmung hierauf zu erfolgen hat. Hinsichtlich der
                              									ausführlichen Beschreibung dieser Methode muss auf die Originalarbeit verwiesen
                              									werden. Fahrion untersuchte nach seiner Methode
                              									ebenfalls mehrere Sämischleder und ein Glacéleder und fand auch hierbei die von von Schroeder und Pässler
                              									gemachte Angabe, dass Sämischleder im Vergleich zu den übrigen Ledersorten
                              									verhältnissmässig wenig Gerbstoff enthalte, vollauf bestätigt. Eine präcise Methode
                              									zur Bestimmung des Zuckergehaltes im Leder haben von
                                 										Schroeder, Bartel und Schmilz-DumontD. p. J., 1894
                                    												293 229 ff. angegeben und nach
                              									derselben eine grosse Anzahl von lohgaren Ledern analysirt. Bei dieser umfassenden
                              									Untersuchung stellte sich heraus, dass der Zuckergehalt in normalen (also
                              									unbeschwerten) Ledern ein ganz verschwindender ist und nur selten auf 1 Proc. und
                              									mehr steigt; man kann als Mittel (berechnet aus 171 Zuckerbestimmungen in den
                              									verschiedensten unbeschwerten lohgaren Ledersorten) einen Zuckergehalt von 0,25
                              									Proc. annehmen, wobei Schwankungen von Spuren an Zucker bis zu etwa rund 1,40 Proc.
                              									vorkommen. Bei Ledern, die nachweislich beschwert waren, wurden Zuckergehalte von
                              									1,50 bis etwa 16 Proc. gefunden.
                           
                        
                           Lederfärberei.
                           Ueber die Anwendung von basischen Theerfarbstoffen in der Lederfärberei machen Hummel und ProcterJourn. Soc. Chem. Ind., 1894 S. 496.
                              									einige Angaben. Nach denselben erhält man beim Färben von Leder, welches mit Sumach
                              									oder irgend einem anderen Pflanzengerbstoffe gegerbt ist, bei Verwendung basischer
                              									Theerfarbstoffe sehr häufig schlechte Resultate, indem das Leder sich ungleichmässig
                              									anfärbt. Dieses Ergebniss kann übrigens nicht überraschen, wenn man in Betracht
                              									zieht, dass basische Farbstoffe mit den vegetabilischen Gerbstoffen unlösliche
                              									Farblacke geben; der Gerbstoff ist im Leder ungleichmässig vertheilt, mithin wird
                              									dort, wo viel Gerbstoff sich befindet, sich mehr Farbstoff niederschlagen als an
                              									denjenigen Stellen, wo im Leder wenig Gerbstoff ist. Es ist deswegen erforderlich,
                              									den überschüssigen, nicht gebundenen Gerbstoff durch Auswaschen aus dem Leder zu
                              									entfernen, wie dies in der Praxis immer vorgenommen wird. Die obengenannten Autoren
                              									schlagen zum Unschädlichmachen des ungebundenen Gerbstoffes vor, das Leder vor dem
                              									Färben in eine warme Lösung (45° C.) von Brechweinstein zu bringen, wodurch der
                              									überschüssige Gerbstoff in unlöslicher Form ausgefällt wird. Wird derartig
                              									vorbereitetes Leder alsdann in der üblichen Weise ausgefärbt, so fallen die Farben
                              									klar und gleichmässig und ausserdem einige Nuancen dunkler als sonst aus; das Leder
                              									leidet durch diese Behandlung in keinerlei Weise.
                           Ueber Lederfärberei mit basischen Theerfarbstoffen äussert sich ferner in
                              									ausführlicher Weise BertramFärberzeitung, 6.
                                    											Jahrg. S. 293.. Derselbe empfiehlt, die Leder vor dem Ausfärben
                              									zunächst möglichst vollständig von dem überschüssigen Gerbstoff zu befreien, was
                              									durch wiederholtes Auswaschen mit Wasser von etwa 35° C. im Walkfasse geschieht. Bei
                              									Farbstoffen, die sehr empfindlich gegenüber Gerbstoffen sind, macht sich ausserdem
                              									eine Behandlung des Leders mit Brechweinsteinlösung nöthig, welche Angabe sich mit
                              									der oben citirten Mittheilung Hummel's und Procter's deckt. Nach dieser Präparirung werden
                              									die Leder in kaltem Wasser gespült, in welchem Zustande dieselben noch genügend
                              									Gerbstoff enthalten, um bei dem sich anschliessenden Färbeprocesse eine genügende
                              									Menge von basischem Theerfarbstoff auf der Oberfläche des Leders fixiren zu können.
                              										Bertram führt auch an, dass bei Anwendung von
                              									Brechweinstein die Farbnuancen etwas dunkler und voller als sonst ausfallen; nur bei
                              									einigen Farbstoffen, wie Echtblau R kryst., tritt der umgekehrte Fall ein. So sehr
                              										Bertram für die Vorbehandlung des Leders mit
                              									Brechweinsteinlösung für dunklere Farben eintritt, so sehr warnt er davor bei
                              									Erzeugung heller Nuancen, da hierbei der Brechweinstein das gefärbte Leder stumpf
                              									und unansehnlich macht. Von ausserordentlich günstiger Wirkung auf die Klarheit des
                              									Farbtones ist bei diesen hellen Farben nach den Angaben des genannten Autors eine
                              									Vorbehandlung der Leder mit Schwefelsäure; zu diesem Zwecke bringt man die Leder vor
                              									dem Färben in ein schwach schwefelsaures Bad, bewegt etwa 10 Minuten darin und spült
                              									hierauf gut in reinem Wasser aus; alle Flecken werden hierdurch zum Verschwinden
                              									gebracht.
                           Um lohgares Leder zur Aufnahme von Farbstoffen recht geeignet zu machen, soll man
                              									nach dem englischen Patent Hardy'sEnglisches Patent Nr. 18949; Chem.-Ztg., 1895 S. 412. in
                              									folgender Weise verfahren: Auf das gut getrocknete Leder wird mittels einer Bürste
                              									eine Mischung von aufgeweichter Gelatine, Chromalaun- und Kaliumbichromatlösung
                              									aufgetragen und das Leder alsdann wieder getrocknet; an Stelle der Gelatine kann man
                              									auch Hausenblase oder einen anderen Leimstoff verwenden.
                           Die Färberei des Kalbleders mit Theerfarbstoffen, sowie die Vorbereitung des Leders
                              									dazu bespricht KastFärberzeitung, 7. Jahrgang S.
                                    									99..
                           In der Färberei des weissgaren Leders sind bis jetzt verhältnissmässig wenig
                              									Theerfarbstoffe verwendet worden, weil die damit erzielten Resultate meist nicht
                              									befriedigend waren. Ueber die Anwendung dieser Farbstoffe in der Färberei weissgarer
                              									Leder macht MüllerFärberzeitung, 6. Jahrgang S. 330.
                              									einige Mittheilungen. Nach diesem Autor sind für diesen Zweck überhaupt wenig
                              									Farbstoffe geeignet, wie z.B. Säuregrün, Cyanol, Säurebraun, Rosindulin,
                              									Brillantponceau, Orange II und Naphtolgelb. Die weissgaren Felle müssen erst mit
                              									Urin bezieh. mit Ammoniak gebeizt werden und gelangen dann in die Farbstofflösung,
                              									in welcher sie etwa 30 Minuten geknetet werden; zur Erzielung voller, satter Nuancen
                              									muss man der Farbstofflösung Essigsäure zusetzen, damit aus den sauren Farbstoffen
                              									die Farbsäuren ausgefällt werden, welche dann Farblacke bilden können. Basische
                              									Farbstoffe eignen sich nicht zum Färben von weissgarem Leder.
                           Ein Verfahren zur Herstellung von marmorirtem Leder ist EpsteinD. R. P. Nr.
                                    											78855. patentirt worden. Dasselbe hat den Zweck, durch Färbung
                              									auf Leder ein netzartiges Muster von marmorartigem Aussehen zu erzeugen. Hierzu wird
                              									zunächst auf dem Leder in üblicher Weise das Korn hergestellt; es handelt sich nun
                              									darum, in die dadurch hervorgebrachten Rinnen und Furchen den Farbstoff
                              									hineinzubringen und die Oberfläche des Kornes davon frei zu halten. Um dies zu
                              									bewerkstelligen, wird das ganze Leder vor oder nach der Erzeugung des Kornes gefärbt
                              									und alsdann der Farbstoff auf den Erhöhungen der Körnung wieder vernichtet, und
                              									zwar durch Chemikalien, welche den Farbstoff entweder vollständig zerstören oder
                              									denselben in Lösung bringen, so dass er durch Waschen entfernt werden kann. Nach
                              									dieser Operation kann das Leder weiter gefärbt oder zur Entfernung der Körnung
                              									wieder glatt gepresst und geglänzt werden.
                           Zum Färben gegerbter Thierhäute werden nach dem Herrmann'schen PatenteD. R. P. Nr.
                                    											80833. die gut gebleichten Leder im trockenen Zustande in einen
                              									geschlossenen Raum eingehängt und dem durch Verglimmen von Pferdemist erzeugten
                              									Rauche ausgesetzt, wodurch sie auf der Oberfläche in lichtgelben bis braunen
                              									Farbentönen angefärbt werden; durch Anbringen von Schablonen auf dem Leder kann man
                              									farbige Muster auf diesem herstellen.
                           Eine praktische Lederfärbemaschine ist von ErgangD. R. P. Nr. 83087. construirt
                              									worden; dieselbe unterscheidet sich von den bisher gebräuchlichen Maschinen sehr
                              									vortheilhaft. Während bei diesen die durch die Centrifugalkraft abgeschleuderte
                              									Flüssigkeit mit Hilfe von Pumpwerken wieder auf die Mitte des Tisches befördert
                              									werden musste, wird bei der Ergang'schen Maschine die
                              									der Farbflüssigkeit von dem rotirenden Farbtisch ertheilte
                              									Centrifugalgeschwindigkeit dazu benutzt, um die abgeschleuderte Flüssigkeit
                              									selbstthätig immer wieder auf die Mitte des Tisches zu bringen; durch diese
                              									Verbesserung wird nicht unwesentlich an Kraft gespart.