| Titel: | Ueber Hebung und Bergung gesunkener Schiffe. | 
| Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 29 | 
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                        Ueber Hebung und Bergung gesunkener
                           								Schiffe.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Hebung und Bergung gesunkener Schiffe.
                        
                     
                        
                           Es ist eine unbestreitbare Thatsache, dass die Bergung gestrandeter, die Hebung
                              									gesunkener Fahrzeuge zumeist Geschick, Ausdauer und Muth der Rettungsmannschaften in
                              									ausgiebigstem Maasse in Anspruch nehmen. Wohl jeder einzelne Fall bedarf einer
                              									individuellen Behandlung, macht entsprechend seiner Eigenart vorherige Disposition
                              									des Verfahrens und Auswahl der zu verwendenden Mittel erforderlich, schliesst
                              									aber auch die Möglichkeit nicht aus, dass während der Arbeit rasch zu
                              									unvorhergesehenen Maassregeln gegriffen werden muss. Die Witterung hat hier eine
                              									entscheidende Rolle. Vergessen darf auch nicht werden, dass Hebungen nur aus
                              									verhältnissmässig geringen Tiefen stattfinden können, denn es machen sich jederzeit
                              									Taucherarbeiten erforderlich, für welche die praktische Erfahrung eine äusserste
                              									Grenze von 50 m festsetzt; doch sind schon Tiefen von 40 m gewagte Tauchstücke, wenn
                              									Verrichtungen unter Wasser nothwendig sind.
                           In früheren Zeiten hat man die Taucherglocke dem in Rede stehenden Zwecke oft
                              									dienlich gemacht; freilich erfordert die Anwendung derselben, dass die Zugänge von
                              									der Wasseroberfläche aus vollkommen frei liegen, da nur eine senkrechte Aufhängung
                              									des Apparates in Frage kommen kann. Erfolgreich ist die Taucherglocke beispielsweise
                              									bei Bergung des Wracks des Linienschiffes Christian
                                 										VIII. gewesen, welches am 5. April 1849 bei Eckernförde nach langem Gefecht
                              									in die Luft flog – man hat nicht erfahren, ob durch Unglück oder durch absichtliche
                              									Sprengung. Es handelte sich um Hebungen aus 8 bis 10 m Tiefe, wozu eine für
                              									Hamburger Verhältnisse (Elbmündung) berechnet gewesene Glocke als geeignet befunden
                              									worden war. Soweit die Aufzeichnungen erkennen lassen, scheint diese von Smeaton ausgeführte Construction die erste für die
                              									Bergungszwecke brauchbare Taucherglocke gewesen zu sein. Sie bestand aus einem
                              									gusseisernen, unten offenen, oben mit flach gewölbtem Deckel abgeschlossenen Kasten
                              									von rechteckigem Querschnitt (2,063 × 1,80 m licht) und 2,20 m lichter Höhe, einer
                              									zwischen 39 und 78 mm starken Wandung und 6500 k Gewicht mit einer Wasserverdrängung
                              									von 4500 k, so dass das Eigengewicht zum Herablassen genügte. An der Decke waren
                              									acht Glasfenster von etwa 200 mm Durchmesser eingesetzt; im Innern befanden sich
                              									Sitzbänke und konnten Arbeitsgeräthe aufgehängt werden. Die zur Verdrängung des
                              									Wassers aus der Glocke benöthigte Druckluft wurde von einer Luftpumpe mittels eines
                              									ledernen und mit Kautschukfirniss gedichteten, 30 mm weiten Schlauches eingeführt,
                              									welcher zur Verhinderung von Knickungen u.s.w. eine Einlage aus spiralförmig
                              									gewundenem federndem Draht besass und auf ein mitten in der Decke der Glocke
                              									luftdicht eingesetztes Messingrohr gezogen war. Der Apparat wurde mit Ketten am
                              									Krahnausleger über Wasser gehängt und die Mannschaft kletterte von unten ein, worauf
                              									das Senken unter fortwährendem Lufteinpumpen vor sich ging. Die Verständigung
                              									zwischen den Tauchern und den Bootsleuten erfolgte durch Schläge an die Kammerwand
                              									bezieh. die Kette, da der Schall gut fortgeleitet wurde. Die Taucher hatten die
                              									Aufgabe, Ausrüstungsstücke des Linienschiffes an die Ketten von Krahnen zu
                              									befestigen, so dass nach Versetzung der Glocke das Aufwinden der Theile erfolgen
                              									konnte. Die zwei die Besatzung der Kammer bildenden Taucher vermochten 2½ bis 4
                              									Stunden hinter einander, täglich aber 9½ Stunden unter Wasser zu arbeiten. Im
                              									Allgemeinen bleibt aber die Verwendung der Taucherglocke eine beschränkte. Auch die
                              									Versuche, vollkommen geschlossene Kammern, deren Innendruck also unabhängig von der
                              									Wassertiefe gehalten werden konnte, haben zu brauchbaren Resultaten nicht geführt.
                              									Die Talpa marina des Italieners Toselli, ein aus Eisen
                              									und Bronze hergestellter 4 m langer Cylinder, sollte zwei Personen 50 Stunden unter
                              									Wasser halten und bis 150 m tauchen können. Am 26. August 1871 hat die Talpa in
                              									der Neapel-Bai bis zum Grund getaucht; irgend welche von ihr ausgeführte Arbeiten
                              									sind jedoch nicht verlautbart.
                           Sam. Williams hatte 1827 zum Auffinden von Körpern im
                              									Wasser 10 bis 15 m lange Ketten von etwa 50 k Tragkraft benutzt, an welche Haken
                              									angehängt waren; beim Schleppen der Ketten fassten die Haken den gesuchten
                              									Gegenstand. Dem Erfinder wurden damals die silberne Vulcan-Medaille und 5 Guineen
                              									zuerkannt. Noch jetzt ist das Absuchen nach gesunkenen Objecten, deren genaue Lage
                              									man nicht kennt und ohne weiteres nicht ersehen kann, mittels Schleppseilen u. dgl.
                              									üblich.
                           Die schwerste Aufgabe fällt jedoch offenbar den Tauchern zu, welche, mit den
                              									bekannten Taucherapparaten ausgerüstet, die genaue Lage des gesunkenen Schiffes und
                              									dessen Zustand festzustellen haben, bevor über die Art und Weise der Bergung
                              									disponirt werden kann. Abgesehen davon, dass der Anzug und die Verbindungsorgane die
                              									Bewegungen sehr behindern, stellt die zumeist vorhandene Dunkelheit unter Wasser
                              									grosse Anforderungen an das Tastgefühl. Werden Arbeiten unter Deck des gestrandeten
                              									Fahrzeuges erforderlich, so ist beim Herabsteigen der im Zickzack verlaufenden
                              									Treppen und Gänge die grösste Vorsicht zu beobachten, namentlich aber auch der
                              									zurückgelegte Weg genau zu merken, da ein Rückzug auf anderem Wege die Verwickelung
                              									der Seile und Luftrohre und damit den sicheren Untergang des Tauchers ergeben
                              									würde.
                           Man hat nun allerdings dahin gestrebt, die Taucheranzüge, insbesondere die Helme, so
                              									einzurichten, dass die Taucher unabhängig von der äusseren Atmosphäre unter Wasser
                              									manöveriren können. Die dahin zielenden Bestrebungen gipfelten sinngemäss in der
                              									Beschaffung bequemer Einrichtungen, welche die Athmungsluft liefern. Aehnlich wie es
                              									seiner Zeit der Pariser Professor der Medizin Paul Bert
                              									für die Luftschiffer in höheren Regionen vorgeschlagen hatte, dürfte, um ein
                              									Beispiel herauszugreifen, der Taucherapparat eingerichtet gewesen sein, mit dem der
                              									Taucher Fleuss 1880 im Westminster Aquarium mitunter
                              									länger als 5 Stunden währende und den verschiedenartigsten Arbeiten gewidmete
                              									Tauchungen anstandslos ausführte. Die Verbindung mit der Oberwelt war dadurch
                              									entbehrlich gemacht worden, dass besondere Mittel die Athmungsluft immer wieder
                              									gebrauchsfähig gestalteten.
                           Ein mit Wechselklappen versehener elastischer, vor dem Gesicht des Tauchers
                              									befestigter Luftbeutel besorgte die Luft-Zu- und -Abführung in der Weise, dass die
                              									Einathmung durch die Nase, die Ausathmung jedoch durch den Mund erfolgen musste. Die
                              									ausgestossene Luft gelangte nach einander durch zwei aus Stahlblech hergestellte
                              									kastenförmige Luftreiniger, welche Schwämme enthielten, die mit einer Lösung
                              									kaustischer Alkalien getränkt und auf Brust und Rücken vertheilt waren. Aus dem
                              									zweiten Luftreiniger wurde die gereinigte, jedoch sauerstoffarme Luft in den
                              									Taucherhelm übergeführt, wo sich ihr mit jedem Athemzuge aus einem Behälter mit
                              									comprimirtem Sauerstoff die erforderliche Menge dieses Gases beimischte. Indessen
                              									ist man weder der Verwerthung dieser Einrichtung näher getreten, noch hat man andere
                              									gleichwerthige Vorschläge in die Praxis übersetzt, sondern man hält noch heutigen
                              									Tages an den von über Tag zu bedienenden Helmen fest.
                           Der Mittel zum Heben selbst gibt es viele, wenngleich sie allesammt darauf
                              									hinauslaufen, dem untergesunkenen Object das mangelnde bezieh. verloren gegangene
                              									Mehr an Auftrieb zu verleihen. Gummiluftsäcke, welche in Grössen von 10 bis 30 t an
                              									die Schiffe angehängt und von oben mit Luft gefüllt werden, sind oft in Benutzung
                              									gewesen. Doch ist ihre Abnutzung zu gross und das Verfahren umständlich und nicht
                              									überall anzuwenden. Auch Luftgefässe aus festem Material (Holz, Eisen) in gleicher
                              									Verwendung haben sich nicht bewährt. Auf die Ausfüllung der Schiffsräume mit
                              									tragfähigen Mitteln greift man heute, wenn auch zumeist, um den Bootsrumpf stabil zu
                              									machen bezieh. ihn in geeignete Lage zu bringen. Der Engländer Kyle hatte 1881 den Versuch gemacht, am gesunkenen
                              									Schiff Netzwerke zu befestigen, in welche er von oben durch Rohre Ballons aus
                              									Kautschuk einführte; einen Erfolg hatte er freilich nicht zu verzeichnen gehabt.
                              									Anscheinend nach dem Vorgange Brown's (1881) sind auch
                              									Vorschläge verlautbart, die Ballons anstatt mit Luft mit Verbrennungsgasen zu
                              									füllen. Es sollten Patronen mit entzündlicher Ladung eingesetzt werden, deren
                              									Entzündung mittels elektrischen Funkens zu erfolgen gehabt hätte. Des Ferneren hat
                              									man Stoffe, welche in Berührung mit Wasser Gase, wie Kohlensäure, entwickeln, in
                              									nach unten offene Tragekörper eingelegt, aus denen nach erfolgtem Versenken die sich
                              									entwickelnden Gase das Wasser verdrängten. Whiteside
                                 										Cook machte 1889 der englischen Admiralität den Vorschlag, den bei Malta
                              									gesunkenen Panzer Sultan in der Weise zu heben, dass
                              									der Schiffsrumpf abgedichtet und in sein Inneres eine entsprechende Menge Zink und
                              									Verdünnter Schwefelsäure. eingeführt würde, welche Medien Wasserstoffgas entwickeln.
                              									Bei 10,36 m Wassertiefe, in welcher der Panzer lag, hätte man allerdings für je 1000
                              									t des zu hebenden Schiffsgewichtes 10 t Schwefelsäure und 7 t Zink gebraucht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 30
                              Hebevorrichtung von Clark und Stanfield.
                              
                           Clark und Stanfield's „Kameele“ werden in der
                              									erforderlichen Anzahl quer über das Schiff gelegt, welches sie mit ihrer Steigkraft
                              									heben sollen. Der Rücken a (Fig. 1) wird von einem
                              									Ponton gebildet, an den mit Scharnieren c die
                              									kastenförmigen Backen d angelenkt sind; diese drücken
                              									bei b mittels Holzfutters gegen den Ponton. Die aus
                              									mehreren Lagen starker Segelleinwand und Kautschuk mit einem starken Taunetzüberzug
                              									gebildeten Säcke e befinden sich für gewöhnlich in
                              									Einbuchtungen der Backen d; f sind am Ponton feste,
                              									schiffsseitig rauh gemachte Stahlgriffnetze. Der Dom g
                              									ist so bemessen, dass er die ganze Vorrichtung senkrecht schwimmend erhalten kann.
                              									Das „Kameel“ wird mit unter den Ponton geklappten Backen, wie Fig. 2 zeigt, von dem mit
                              									Luftpumpen u.s.w. ausgerüsteten Dampfer zum Ort der Verwendung geschleppt. In Folge
                              									Einleitens von Wasser in die Backen d klappen diese
                              									nach unten; sie werden mit Bolzen in dieser Stellung festgemacht. Werden nun auch
                              									die Zellen des Pontons a mit Wasser gefüllt, so erhält
                              									der Apparat die Tendenz zu sinken, so dass er an dem Krahnausleger des Dampfers hängt und
                              									genau über das zu hebende Schiff niedergelassen werden kann. 'Nachdem auf diese
                              									Weise die entsprechende Anzahl „Kameele“ placirt worden ist, werden die Säcke
                              										e durch Wasser, allenfalls auch zu ½ ihres Volumens
                              									mit Luft aufgebläht und wird das Wasser aus den Pontons und den Backen ausgepumpt,
                              									worauf die Hebung beginnt. Geeignete Sicherheitsventile besorgen den Ausgleich des
                              									Ueberdruckes in den Säcken während des Steigens der Apparate. Liegt das Schiff
                              									schief, so kann man auch das „Kameel“ mittels einer Neigungskette schräg
                              									legen; ebenso würde man in der Lage sein, durch einseitiges Aufblähen der
                              									Backentaschen das Schiff aufzurichten. Um die Backen in Schlammboden einzuführen,
                              									müsste man sich unter Umständen kräftiger Wasserstrahlen bedienen, welche aus den
                              									unteren Enden der Backen ausgelassen werden. Von der Hilfe eines Tauchers könnte
                              									aber kaum Abstand genommen werden, wie es der Constructeur gern möchte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 31
                              Hebeprahme.
                              
                           Am 2. Juni 1892 war der mit 570 t Gütern beladene Handelsdampfer Celte an der Mündung des Kanals von Brest auf einen
                              									Felsen gelaufen, hatte aber noch mit forcirter Maschinenkraft das erste Hafenbassin
                              									erreichen können, wo er in 30 m Wassertiefe 16 Monate lag. Erst nach dieser Zeit
                              									liess man durch Taucher unter dem Kiel des im Sande eingebetteten Schiffes zwölf
                              									schwere Ketten durchholen, welche an Pontons straff gesetzt wurden. Unter Ausnutzung
                              									des grossen Unterschiedes von Ebbe und Fluth konnte so das Schiff nach und nach
                              									gehoben und mit Hilfe dreier Schlepper an eine seichte, bei Ebbe trockene Stelle der
                              									Rhede geschafft werden.
                           Kameele oder Pontons, welche mit Hilfe von Zugorganen und Hebezeugen die Schiffe
                              									heben und halten, leisten auch heute ihre Dienste, wenngleich sie mehr als
                              									Hilfsmittel zweiter Ordnung auftreten. Auch Schwimmdocks lassen sich dem
                              									vorliegenden Zwecke nutzbar machen. In Fig. 3 und 4 sind zwei
                              									Prahme A mit einander gekuppelt. Sie sollen durch die
                              									Krahne das am Boden liegende Schiff so weit heben, dass es auf den Dockboden D aufsitzen kann. Dieser Boden wird von Trägern L auf und ab bewegt, welche nach Art von Nürnberger
                              									Scheren gekürzt und verlängert werden. f, d, c sind
                              									wasserdichte Kasten. Beim Senken des Bodens D sind die
                              									Kasten c voll Wasser, die Kasten df dagegen leer; beim Heben dreht sich das Verhältniss
                              									um, so dass die Kasten df auf die Scheren
                              									zusammenschiebend wirken. Um die Prahme zu verankern, sind Scheren B vorgesehen, welche durch Anziehen der Spannwerke S gestreckt und gegen das Erdreich gestemmt werden.
                              									Diese Hebevorrichtung macht wohl kaum einen Anspruch auf grosse Bedeutung. Wenn sie
                              									überhaupt zur Verwendung gelangen wird, so dürfte dies nur bei glatter See, geringer
                              									Tiefe und für kleine Fahrzeuge geschehen.
                           Das Nämliche gilt von der Kategorie jener Hebewerke, von denen die Fig. 5 bis 7 ein
                              									Ausführungsbeispiel zeigen. Die Vorrichtung besteht aus einem zweitheiligen Schiff
                              										A, dessen Theile durch Träger fest mit einander
                              									verbunden sind. An den Ketten E der Krahne B hängen Greifzangen Z,
                              									deren Backen dadurch geöffnet gehalten werden, dass in Führungen gleitende und an
                              									den Armen F angelenkte Stangen H von Vorsteckern G in der in Fig. 7 gezeichneten Weise
                              									festgehalten werden. Die Vorstecker G sind an einem
                              									Anschlage K befestigt. Befindet sich das Schiff A mit dem freien Theil über dem zu hebenden Object, so
                              									werden die Zangen heruntergelassen; beim Aufstossen der Anschläge K werden die Vorstecker aus den Stangen H herausgezogen, so dass die schweren Arme der Zange
                              									sich gegen einander bewegen und das Fahrzeug umfassen können. Um diesen Moment über
                              									Wasser bemerkbar zu machen, sind Schwimmblasen 1 an den
                              									Armen H so befestigt, dass die hochgehenden Anschläge
                              										K die Verbindung durchreissen.
                           Das wichtigste Rettungsmaterial liefern die Pumpenschiffe. Es sind dies Dampfer mit sehr leistungsfähigen Pumpanlagen,
                              									welche aus unter Wasser gedichteten Schiffen das eingedrungene bezieh. das noch
                              									eindringende Wasser austreiben. Sie werden zu diesem Zwecke entweder direct mit dem
                              									zu lenzenden Raum verbunden, oder man stellt, wenn die Annäherung dem Pumpenschiffe
                              									selbst nicht möglich ist, mitgeführte, mit Dampfmaschinen gekuppelte Pumpen an Bord
                              									von Prahmen, geeigneten Falles auch an Bord der zu lenzenden Schiffe auf. Ein
                              									vorzügliches Pumpenschiff besitzt die österreichische Marine in dem am 18. September
                              									1889 in Triest vom Stapel gelassenen Gigant von 36,5 m
                              									Länge, 6,4 m Breite, 3,2 m grösstem Tiefgang und 265 t Deplacement. Seine
                              									Dreifach-Expansionsmaschine indicirt 400  und genügt für 11,8 Knoten
                              									mittlere Geschwindigkeit. In die wasserdichten Abtheilungen können 12,6 t
                              									Wasserballast eingelassen werden. Die Pumpanlage besteht in einer Centrifugalpumpe
                              									und einer Dampffeuerspritze. Die erstere saugt aus 4,45 m Tiefe je nach dem
                              									Widerstände der Saugrohrleitung 684 bis 1026 t stündlich. Mit Ausnahme einer grossen
                              									und einer engeren Leitung zur Herstellung der Verbindung Bord an Bord liegender
                              									Fahrzeuge ist noch ein Satz Kupferrohre mit Korkbekleidung vorhanden, welche
                              									schwimmfähig sind und das Legen der Leitung in Wasser gestatten. Indessen hat sich
                              									das Zusammenbauen der grossen 300-mm-Leitung als zu langwierig (etwa 3½ Stunden) und
                              									nur bei ruhiger See möglich erwiesen, so dass man sie durch vier Stränge von 155 mm
                              									Durchmesser ersetzt hat. Die zweicylindrige Dampffeuerspritze wirft stündlich 240 t
                              									Wasser 49 m hoch; sie lenzt dann, wenn der Gigant am zu
                              									bergenden Object fest anlenken kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 32
                              Schiffshebewerke.
                              
                           Von typischen Bergungsfällen mögen die folgenden Aufnahme finden: Dem am 11. Juli
                              									1894 zwischen zwei, 3 m unter Wasser gelegenen Riffen festgefahrenen italienischen
                              									Torpedoboote 69 S war der Bug unter den Geschützrohren zertrümmert worden, während
                              									der Bug selbst sich in einer Länge von 7 m nach und nach gänzlich vom Rumpf
                              									loslöste. Man hob diesen mittels unter den Kiel geholter Stahldrahttaue und Ketten,
                              									von denen jedoch nur die ersteren sich voll bewährten. Das Boot wurde erleichtert
                              									und in dem Kesselraume brachten Taucher Querstangen an, an deren durch die Lecke
                              									gesteckten Enden dicke, mit Brettern versteifte Pilzschichten aufgesteckt wurden;
                              									diese legte man mittels Schraubenmuttern am Schiffsrumpfe fest. Zur vollkommenen
                              									Dichtung des Abschlusses zog man noch auf Oelleinwand angebrachte gespickte Matten
                              									über die Filzschichten. Um weitere Lecke zu stopfen, führte man in dem Kesselraume
                              									mittels eines Leinwandtrichters in den Sodraum hydraulischen Cement ein, welcher
                              									sofort erhärtete. Luftsäcke hielten dann das Wasser vom Eindringen ab. Unter solchen
                              									Schutzmaassregeln und fortwährendem Pumpen liess sich das Boot, dessen Bug
                              									nachträglich gehoben wurde, vom Strandungsorte, dem Golf von Policastro, nach Neapel
                              									selbst bei schwerem Wetter schleppen.
                           Eine merkwürdige Lage hatte die am 6. Juni 1892 im Kanal von Oriole (südlich der
                              									Insel Lussin) gesunkene hölzerne Brigg Resi angenommen.
                              									Sie kenterte in Folge einer plötzlichen Böe, wobei der durch Anker u.s.w. beschwerte
                              									Bug zuerst untertauchte; die 50 t Schotterladung ging hiernach nach vorn über, so
                              									dass das Heck erleichtert wurde. Die Brigg sass nunmehr mit dem Bug in 44 m
                              									Wassertiefe auf, während das Heck bis auf 8 bis 10 m Tiefe hochstand. Das Gewicht
                              									des leeren Schiffes wurde zu 200 bis 230 t, dasjenige der nicht schwimmfähigen
                              									Objecte zu etwa 70 t ermittelt; nach Abzug des Auftriebes musste für die zu hebende
                              									Last 40 t angenommen werden. Die Schiffe Gigant und Triton vollzogen die Hebung der Brigg, indem sie bei
                              									geeigneter Vertheilung von Lichterfahrzeugen zwecks Abhebens vom Grund unter dem Bug
                              									eine 300-mm-Stahltrosse holten und diese am Krahnponton festlegten, andererseits
                              									aber von der Brigg zu einem 300 m davon landwärts vertäuten Ponton eine
                              									280-mm-Stahltrosse legten, mittels deren die Brigg an Land gezogen werden sollte. Es
                              									gelang auch nach und nach, das gesunkene Schiff in Richtung der 470 m von der
                              									Strandungsstelle entfernten Südwestspitze des Eilands Oriole grande so weit zu
                              									schleppen, dass die Luken geschlossen und die Verbindungen der Pumpen mit den
                              									überflutheten Räumen hergestellt werden konnten. Die Wirkung der Pumpen äusserte
                              									sich dann in dem entsprechenden Auftauchen der Brigg.
                           Andere Bedingungen waren für die Bergung des am 13. December 1893 gestrandeten
                              									900-t-Dampfers Glenbervie, welcher mit 9 Knoten Fahrt
                              									auf das Eiland Reverol (südlich von Orsera) aufgelaufen war und hier, mit dem Bug
                              									stark aus dem Wasser, auf einem Felsen festsass. In dieser Lage wurde er von dem
                              									Pumpen schiff Gigant angetroffen. Durch das Auflaufen
                              									hatte der Felsen vorwiegend nach Backbord die 18 Spanten von dem Collisionsschott
                              									bis zum Fockmast, sowie den Kiel durchbrochen und ragte in den Schiffsraum hinein.
                              									Man suchte vor dem Auspumpen das Schiff dadurch schwimmfähig zu machen, dass man
                              									direct hinter der Leckstelle vom Kiel zum Oberdeck ein hölzernes Querschott
                              									einbaute, dieses mit Kautschuk und Cement abdichtete und in den vorderen Raum 280 leere,
                              									wasserdichte Fässer von je 700 1 Inhalt einstaute. Weder dem vereinten Pumpen der
                              									Bergungsdampfer Gigant und Pluto, noch dem Einbau von weiteren 400 Fässern zu je 600 l Inhalt, noch
                              									endlich den Abschleppversuchen unter Beihilfe von Lloyddampfern gelang das Abbringen
                              									des Schiffes vom Felsen. Der letztere musste vielmehr mit mehr als 35 k Dynamit
                              									gesprengt werden, wonach es dem Gigant im Verein mit
                              									drei Dampfern und Lichterfahrzeugen glückte, den Glenbervie ins Fahrwasser und damit in Sicherheit zu bringen. Es war das
                              									Ergebniss einer 3monatigen, schweren Arbeit.
                           Wie schon eine Tiefe von 50 m Hebungsarbeiten unmöglich macht, so übt auch der
                              									Meeresboden auf das Gelingen derselben einen erheblichen Einfluss aus. In Triebsand
                              									versunkene Schiffe sind nach längerem Liegen meist verloren. So hatte man im J. 1866
                              									vergebliche Versuche gemacht, die in der Schlacht bei Lissa gesunkenen Fahrzeuge zu
                              									heben. Im J. 1872 wurden die Versuche von dalmatischen Rhedern wiederholt; man fand
                              									die Re d'Italia vollständig eingewühlt und überwuchert,
                              									andere Schiffe waren überhaupt nicht mehr zu erkennen gewesen.