| Titel: | Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem zweiten Viertel 1896. | 
| Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 40 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem
                           								zweiten Viertel 1896.
                        (Letzter Bericht 1896 Bd. 300 S. 258, 282 und
                           								296.)
                        Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem zweiten Viertel
                           								1896.
                        
                     
                        
                           A. Rübenzuckerfabrikation.
                           
                              I. Landwirthschaft.
                              Ueber die Rolle der Osmose beim Wachsthum und bei der
                                    											Anhäufung von Zucker in der Rübe. In einer geistreich geschriebenen
                                 										Abhandlung, auf die aber hier nicht näher eingegangen werden kann, zeigt L. MaquenneAnnales agronomiques, 1896 XVII S. 5; Zeitschrift des Vereins für die
                                          													Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reichs, 1896 XXXXVI S.
                                       												239., dass die Osmose künftighin der Diffusion, da die
                                 										letztere allein nicht im Stande ist, eine Anzahl von physiologischen
                                 										Erscheinungen zu erklären, zur Seite gestellt und als ein Hauptfactor der
                                 										Pflanzenphysik betrachtet werden muss. Auf Grund seiner Studien gründet Maquenne folgendes Gesetz, welches er das Princip
                                 										der osmotischen Drucke nennt: Jeder lösliche Körper kann sich an einem Punkt des
                                 										lebenden Organismus anhäufen, wenn seine Bildung an diesem Punkt zu einer
                                 										Erniedrigung des osmotischen Druckes Veranlassung gibt.
                              Ueber die Kalizufuhr auf Rübenäcker äussert sich M. HollrungMagdeburgische Zeitung, 1896 Nr.
                                       											153. und kommt hierbei zu folgenden Schlussfolgerungen: Für
                                 										Sandböden ist die Zuführung von Kalisalzen beim Rübenbau unentbehrlich. Auf
                                 										lehmigen und thonigen Rübenböden kann nur der specielle Versuch entscheiden, ob
                                 										in Summa ein Erfolg zu verzeichnen ist. Da hierbei eine Erhöhung des
                                 										Nichtzuckergehaltes eintritt, die an und für sich belanglos ist, durch ihre
                                 										Beschaffenheit aber die Ausbringbarkeit des Zuckers erschwert, ist die Forderung
                                 										berechtigt, dass bei der Frage, ob in einem,
                                 										speciellen Falle eine Kalidüngung angebracht ist, auch erwogen wird, ob der
                                 										einerseits durch den Mehrertrag an Gewicht und event. an Zucker erzielte
                                 										Nutzeffect nicht andererseits vielleicht durch die schwierige Ausbringbarkeit
                                 										und Salzerhöhung in den Zuckern illusorisch gemacht wird. Bezüglich der Zeit, in
                                 										welcher Kalisalze zu Rüben verabreicht werden sollen, ist bei chlorhaltigen
                                 										Salzen, wie Kainit, Chlorkalium, Carnallit, ein möglichst frühzeitiges
                                 										Aufbringen derselben anzurathen.
                              Frank hat vor kurzer Zeit eine eingehende Abhandlung
                                 										über das Wesen der Herz- und Trockenfäule der
                                    											Zuckerrübe veröffentlicht (D. p. J. 1896
                                 											300 260) und in derselben verschiedene
                                 										Rathschläge zur Bekämpfung dieser Krankheit gegeben. Diese Rathschläge werden
                                 										nun von KiehlDer Landwirth, 1896 XXXII S.
                                       											163. bekämpft, nachdem dieselben der Hauptsache nach in praxi
                                 										ihren Zweck nicht erfüllen können. Kiehl legt
                                 										ausdrücklich Verwahrung ein gegen die Ausführungen Frank's, in welchen zur Bekämpfung der Krankheit die späte
                                 										Bestellungszeit, die Vermeidung solcher Düngungen, welche ein rasches Treiben
                                 										der Rübenpflanzen bedingen, und das einmalige Abblatten der Blätter empfohlen
                                 										wird, nachdem
                                 										man durch Befolgung dieser Maassregeln einen grossen Fehler begehen würde.
                              Während man vor wenigen Jahren das Auftreten der Nematoden in Kussland noch
                                 										geleugnet hat und auch jetzt noch wenig Wahrnehmungen in die Oeffentlichkeit
                                 										gelangen, ist aber J. K. TarnaniGazeta
                                          													Cukrownicza, 1896 V S. 445; Oesterreichisch-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und
                                          													Landwirthschaft, 1896 XXV S. 326. der Meinung, dass
                                 										die Rübennematoden in sämmtlichen Gouvernements des
                                    											Königreichs Polen vorkommen. Nachdem man in Russland noch kein
                                 										Vertilgungsmittel versucht hat, so regt Tarnani die
                                 										Errichtung einer Versuchsstation mit dem nöthigen Areale behufs gründlichen
                                 										Studiums der Frage an. Tarnani constatirt
                                 										schliesslich, dass man in Nowo-Aleksandrya ausser Heterodera Schachtii auch H.
                                 										radicicola gefunden hat. (Letztere Nematodenart ist unseres Wissens nach bis
                                 										jetzt weder in Deutschland noch in Oesterreich-Ungarn gefunden worden. Der
                                 										Ref.)
                              Ueber den Rüsselkäfer und speciell die Gattung Cleonus punctiventris, welche namentlich in Ungarn
                                 										ungeheuren Schaden verursacht, liegen weitere Beobachtungen von RovaraWiener landwirthschaftliche Zeitung, 1896
                                       												XXXXVI S. 264 und 272. vor, die über die bis jetzt noch wenig
                                 										gekannte Entwickelung und Lebensweise Aufschluss geben. Rovara ist es nun gelungen, durch Schweinfurtergrün, welches mit
                                 										verschiedenen klebrigen Stoffen gemischt ist, die Käfer in radicaler Weise zu
                                 										vernichten. Die Mischung wird „Rovarin“ genannt und ist in
                                 										Oesterreich-Ungarn durch ein Patent geschützt. Bei der Anwendung des Mittels
                                 										genügt in der Regel die Bestäubung der Ränder der aufgegangenen Rübensaat mit
                                 										einer 2procentigen Schweinfurtergrünemulsion.
                              G. GrossBlätter für Zuckerrübenbau, 1896 III S.
                                       												136. empfiehlt zur Bekämpfung der Rüsselkäfer das Auslegen
                                 										von Topinamburknollen, welche die Käfer gierig aufsuchen, worauf sie leicht
                                 										eingesammelt werden können. (Nach den Versuchen des Referenten hat sich aber
                                 										dieses Mittel in keiner Weise bewährt.)
                              
                           
                              II. Chemie und analytische
                                    											Untersuchungsmethoden.
                              Seitdem Pellet seine Methode der Zuckerbestimmung in
                                 										der Rübe mittels der wässerigen Digestion veröffentlicht hat, haben sich viele
                                 										Forscher mit den Untersuchungen beschäftigt, ob diese Methode mit der gebräuchlichen Alkoholdigestion übereinstimmende
                                    											Resultate gibt. In vielen Fällen hat man nun bedeutende Differenzen
                                 										gefunden, während es aber auch vorkommen kann, dass beide Methoden
                                 										übereinstimmende Resultate liefern. F. BeckerDie deutsche
                                          													Zuckerindustrie, 1896 XXI S. 1057. veranlasste nun
                                 										die Beobachtung, dass in den Campagnen 1894/95 und 1895/96 ausgeführte Analysen
                                 										nach beiden Methoden sehr von einander abweichende Ergebnisse lieferten, zur
                                 										Ausführung zahlreicher Vergleichsversuche. Aus den Resultaten geht nun hervor,
                                 										dass man nicht ohne weiteres die wässerige Digestion an Stelle der alkoholischen
                                 										setzen kann; es gibt vielmehr Umstände, bei welchen die Wasserdigestion
                                 										bedeutend höhere Zahlen (über 1 Proc.) ergeben kann, als die alkoholische. Es
                                 										erklärt sich dies hauptsächlich daraus, dass durch die abnormen
                                 										Wachsthumsverhältnisse des trockenen Sommers 1895 in den Rüben eine Menge
                                 										optisch-activen Nichtzuckers erzeugt wurde, welcher in wässeriger Lösung durch
                                 										Bleiessig allein nicht auszufällen ist. Aus diesem Grunde ist daher die
                                 										wässerige Digestion nur mit Vorsicht anzuwenden und muss dieselbe öfter, am
                                 										besten täglich, durch die Alkoholdigestion controlirt werden.
                              Bei der Polarisation von Rohzucker können verschiedene Fehler vorkommen, auf
                                 										welche bereits in einigen Versammlungen von Handelschemikern hingewiesen wurde.
                                 											F. SachsZeitschrift des Vereins für die
                                          													Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reichs, 1896 XXXXVI S.
                                       												264. zeigt nun, dass gewöhnlich ein Factor übersehen wird,
                                 										welcher die Polarisation nicht unwesentlich modificiren kann, nämlich der Einfluss der Temperatur auf die Polarisation. Sachs
                                 										hat gefunden, dass die zwischen den Temperaturen von 14 bis 26° C. beobachteten
                                 										Polarisationsdifferenzen fast ganz genau 0,10° für 2° Temperaturdifferenz
                                 										betragen, wie schon seinerzeit Wartze beobachtet
                                 										hat. Trotzdem ist es aber unstatthaft, einfach die Temperatur der zu
                                 										polarisirenden Zuckerlösung zu beobachten und danach, in dem eben angegebenen
                                 										Verhältniss, das erhaltene Resultat zu corrigiren, da man noch die Temperatur,
                                 										bei der die Auffüllung im Glaskolben von 100 cc geschah, berücksichtigen muss.
                                 										Zur Bestimmung dieses Einflusses wurden zwei Versuchsreihen angestellt und
                                 										gefunden, dass, wenn man die Normallösung eines Zuckers bei 25° C. auffüllt und
                                 										bei 25° C. polarisirt, die Differenz am Polarimeter nicht 0,50°, sondern bloss
                                 										0,20° betragen würde. Bei verdünnten Lösungen ist dieser Einfluss
                                 										selbstverständlich noch ein geringerer. Schliesslich constatirt Sachs, dass die Polarisation der Quarze der zur
                                 										Controle gebrauchten Normalröhre von der Temperatur nur in geringem Maasse
                                 										beeinflusst wird.
                              PelletLa sucrerie indigène et coloniale, 1896
                                       												XXXI S. 494. unterzieht die Versuche von Sachs einer näheren Besprechung und ist der
                                 										Ansicht, dass man den Einfluss der Temperatur auf die Polarisation nicht
                                 										vernachlässigen solle, denn man kann doch in die Lage kommen, Polarisationen bei
                                 										höheren oder niederen Temperaturen vornehmen zu müssen. Von Vortheil ist die
                                 										Anwendung der Polarisationsröhren mit Kühlmantel, bei welchen man die
                                 										Temperaturen constant halten kann. Der Chemiker soll sein Instrument prüfen,
                                 										indem er Versuche mit Lösungen von 5, 30 und 35° anstellt und eine Tabelle über
                                 										den Temperatureinfluss auf die Polarisation von concentrirten Zuckerlösungen
                                 										entwirft. Dies ist hauptsächlich bei Zuckeranalysen von Wichtigkeit, nachdem man
                                 										bei einer 10- bis 13procentigen Lösung die Differenzen vernachlässigen kann. Bei
                                 										dieser Gelegenheit bemerkt Pellet auch, dass, um
                                 										exacte und vergleichbare Resultate zu erhalten, die Gas- oder Erdöllampen, sowie
                                 										auch das elektrische Licht absolut die gleiche Lichtintensität für alle Versuche
                                 										haben sollen. Dies ist nun zumeist nicht der Fall und selbst nicht bei
                                 										monochromatischen Flammen, so dass man Differenzen von 0,2 bis 0,5 in den
                                 										Beobachtungen erhalten kann. Es erscheint daher von Vortheil zu sein, eine
                                 										Einrichtung zu besitzen, die es ermöglicht, genügend schnell die
                                 										Lichtintensitäten festzustellen, und gibt Pellet
                                 										hierzu ein Mittel an, welches ähnlich der Einrichtung ist, die man in der
                                 										Photographie zum Studium der Empfindlichkeit des Papiers benutzt. Es werden
                                 										nämlich auf Glasplatten schwarze Nummern geschrieben und diese mit Schichten von
                                 										mehr oder minder dickem Papier bedeckt. Man könnte es nun so einrichten, dass
                                 										man vor dem Polarisiren immer noch diejenige Nummer sehen müsste, welche z.B. mit
                                 										vier Lagen Papier bedeckt ist.
                              XhonneuxZeitschrift des Vereins für die
                                          													Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reichs, 1896 XXXXVI S.
                                       												469. hat die Wirkung der Essigsäure
                                    											auf Zuckerlösungen studirt und ist zu dem Resultat gekommen, dass die
                                 										Essigsäure unter gewissen Bedingungen überhaupt gar keine invertirende Wirkung
                                 										ausübt, sondern merkwürdiger Weise eher die Zuckerlösungen conservirt. Dies
                                 										tritt ein, wenn man der Zuckerlösung etwa 1 Proc. Essigsäure zusetzt (bis zur
                                 										sauren Reaction); bei gleichzeitiger Anwesenheit von Bleiessig ist die
                                 										Conservirung eine noch längere. Setzt man mehr Essigsäure zu, so bilden sich in
                                 										den Zuckerlösungen weisse Flocken, und es findet eine Inversion statt. Diese
                                 										Flocken enthielten in der reinen Zuckerlösung zwei Arten Bakterien in
                                 										Stäbchenform und in der essigsauren Lösung eine Art Bakterie in Stäbchenform und
                                 										eine Art Spore, welche den Charakter einer Torula zeigte. Xhonneux stellt weitere Untersuchungen in
                                 										Aussicht.
                              Dichtebestimmung in Füllmassen von Buisson, Clauteau und Escande.Bulletin de l'Association des chimistes,
                                       												1896 13. Jahrg. S. 517. 20 g Füllmasse werden zu 100 ec
                                 										gelöst und durch Spindelung oder besser auf pyknometrischem Wege die Dichte
                                 										bestimmt. Zur Dichtebestimmung verwendet man 50-cc-Kölbchen, deren Hals einen
                                 										Durchmesser von 7 bis 8 mm hat. Die Lösung wird mittels eines langhalsigen
                                 										Trichters bis nahe unter die Marke eingefüllt, der Kolben im Wasserbad bis zur
                                 										Normaltemperatur gekühlt, dann genau bis zur Marke eingestellt und wie üblich
                                 										weiter verfahren. Wäre die gefundene Dichte der Füllmasselösung so d, so haben 100 cc der Zuckerlösung somit ein
                                 										Gewicht von 100 d g. Das Volumen (bezieh. Gewicht)
                                 										des Wassers, in welchem die 20 g Füllmasse gelöst wurden = (100 d – 20) cc, somit ist das Volumen der Füllmasse =
                                 										100 – (100 d – 20) cc. Die Dichte der Füllmasse ist
                                 										daher =\frac{20}{100-(100\,d-20)}. Zur Umgehung der lästigen
                                 										Berechnung haben die Verfasser eine Tabelle ausgerechnet, welche die Dichten von
                                 										1,0577 bis 1,0746 enthält. (Diese Methode ist nicht neu, da die in der Praxis
                                 										vielfach angewendete Methode von Cuřin auf
                                 										demselben Princip beruht und überdies einfacher und genauer ist. Der Ref.)
                              Ueber den Rückgang der Alkalität in Rohzuckern. Nach
                                 										den Untersuchungen von O. MittelstaedtNeue Zeitschrift
                                          													für Rübenzuckerindustrie, 1896 XXXVI S. 243.
                                 										enthalten Rohzucker, welche aus mit schwefliger Säure behandelten Säften
                                 										hergestellt werden, in frischem Zustande neben den schwefligsauren Salzen der
                                 										Alkalien und des Calciums in den meisten Fällen unterschwefligsaure Salze und
                                 										allem Anschein nach auch Verbindungen der sogen. Polythionsäuren. Die Entstehung
                                 										derselben lässt sich dadurch erklären, dass in Folge ungenügenden
                                 										Sauerstoffzutritts in den Schwefelofen, oder in Folge einer zu raschen Bewegung
                                 										des Gasstromes, wodurch dem Schwefel keine Zeit zur vollständigen Verbrennung
                                 										gelassen wird, unverbrannte Schwefeltheile in die stark alkalischen
                                 										Saturationssäfte gelangen. Bei der während des Lagerns des Rohzuckers
                                 										stattfindenden langsamen Oxydation gehen die schwefligsauren Salze in
                                 										Schwefelsäure über, wobei kein Zurückgehen der Alkalität stattfinden kann, da
                                 										beide Säuren zweibasisch sind. Die unterschwefligsauren Salze aber, sowie
                                 										auch die der Polythionsäuren zerfallen bei der Oxydation in Schwefelsäure und
                                 										Schwefel, welch letzterer Körper sich des im Ueberschuss vorhandenen Alkalis
                                 										bemächtigt, wobei die Zersetzungen nach folgender Gleichung vor sich gehen:
                                       K2S2O3 + 2K + O =
                                 											K2SO4 + K2S
                                    K2S3O6 + 4K + O =
                                 											K2SO4 + K2SO3 + K2S.
                              (Trithionsaures Kali)
                              Neben der durch Spaltpilze und Peptone hervorgerufenen Säurebildung sind
                                 										derartige Schwefelverbindungen zweifellos am Rückgange der Alkalität im fertigen
                                 										Zucker stark betheiligt, doch kann der analytische Nachweis derselben mit
                                 										Sicherheit nur in neuen Zuckern geführt werden. Vielleicht ist im Obigen der
                                 										Grund für den Umstand zu finden, dass Zucker aus älteren Perioden der
                                 										Fabrikation, in denen die schweflige Säure noch keine Verwendung fand, ihre
                                 										Alkalität durch Jahrzehnte zu bewahren im Stande sind, während die Zucker der
                                 										Jetztzeit schon im Lauf eines Jahres in der Alkalität so erheblich zurückgehen,
                                 										dass man dies in den Raffinerieproducten deutlich wahrnehmen kann.
                              Für Zuckerfabrikchemiker handelt es sich oft bei Kalksteinanalysen, geringe
                                 										Mengen von Magnesia schnell ermitteln zu müssen, und da ist die scharfe Methode
                                 										der Fällung der Magnesia als phosphorsaure Ammonmagnesia bei Gegenwart von viel
                                 										Chlorammonium und concentrirtem freiem Ammoniak zu zeitraubend. A. Herzfeld und A.
                                    											FörsterZeitschrift des Vereins für die
                                          													Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reichs, 1896 XXXXVI S.
                                       												284. haben nun die von Prinsen-Geerlig vorgeschlagene Methode der qualitativen Prüfung der
                                 										Magnesia einer Nachprüfung unterzogen und gefunden, dass dieselbe in der
                                 										vorgeschriebenen Form leicht zu trügerischen Resultaten führen kann. Den
                                 										Verfassern ist es nun gelungen, die Fehler zu beseitigen und den Nachweis und die Bestimmung geringer Mengen Magnesia im
                                    											Kalkstein mittels einer Methode durchführen zu können, welche für
                                 										praktische Zwecke genügend genaue Resultate gibt. Für die Bestimmung der
                                 										Magnesia bei der Kalksteinanalyse wird in folgender Weise vorgegangen:
                              a) Qualitative Bestimmung. Etwa 0,5 g des gebrannten
                                 										Kalksteins werden in einer kleinen Porzellanschale in concentrirter Salzsäure
                                 										gelöst, darauf zur Kieselsäureabscheidung unter Umschwenken über freier Flamme
                                 										zur Trockne verdampft, mit einigen Tropfen Salzsäure aufgenommen, mit Wasser auf
                                 										etwa 10 cc verdünnt, unter Zusatz einiger Tropfen Salpetersäure aufgekocht, und
                                 										darauf so viel präcipitirter kohlensaurer Kalk zugegeben, dass etwa eine
                                 										Messerspitze davon ungelöst bleibt. Darauf wird aufgekocht, in ein Reagensglas
                                 										filtrirt, klares Kalkwasser zum Filtrat gegeben, bis das Gläschen nahezu
                                 										angefüllt ist, mit einem Kautschukstopfen verschlossen und durchgeschüttelt. Ist
                                 										viel Magnesia zugegen, so stellt sich sofort, bei Anwesenheit geringer Mengen
                                 										nach einigen Minuten, ein Niederschlag ein.
                              b) Quantitative Methode. Es wird eine abgewogene
                                 										Menge Substanz verwendet und zunächst wie bei der qualitativen Methode
                                 										verfahren. Das Filtrat von Eisenoxyd und Thonerde versetzt man in einem
                                 										passenden Gefäss mit überschüssigem Kalkwasser. Man füllt das Gefäss bis an den
                                 										Rand und verschliesst es gleichfalls dicht, schüttelt um, filtrirt nach einiger
                                 										Zeit den Niederschlag ab oder lässt ihn sich absetzen, decantirt und wäscht
                                 										einmal mit Wasser durch Decantiren nach, löst den Niederschlag in wenig
                                 										Salzsäure, neutralisirt, fällt Spuren von Kalk als Oxalat und im Filtrat in
                                 										bekannter Weise die Magnesia, um sie dann als Pyrophosphat zu wägen.
                              Spindel mit Correctionsscala (D. R. G. M. Nr.
                                 										53564). VolquartzZeitschrift des
                                          													Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reichs, 1896
                                       												XXXXVI S. 392. hat eine Spindel construirt, bei welcher das
                                 										nothwendige Aufsuchen der Correctionsgrade und das umständliche Nachschlagen in
                                 										den Tabellen vermieden wird, dieselbe gestattet ein directes Ablesen der
                                 										Correctionsgrade. Es ist die Anordnung in der Weise getroffen, dass der
                                 										Quecksilberfaden einer mit Thermometer versehenen Spindel nicht die
                                 										Temperaturgrade, welche bei den meisten Betriebsuntersuchungen ohne Interesse
                                 										sind, sondern die Correctionsgrade angibt, um welche die Spindelung zur
                                 										Erlangung der Normaldichte vermehrt oder vermindert werden muss. Die
                                 										Correctionsscala ist in den Stift der Spindel gelegt, um den Graden eine
                                 										möglichst grosse Länge geben zu können und dadurch ein genaues Ablesen zu
                                 										ermöglichen. Je nach der Art der zu spindelnden Flüssigkeit und nach der
                                 										Concentration derselben ist das Verhältniss der Concentrationsgrade zu einander
                                 										ein verschiedenes, denn bekanntlich werden nicht nur die einzelnen Flüssigkeiten
                                 										durch die Wärme in verschiedener Weise ausgedehnt, sondern die Ausdehnung ist
                                 										auch je nach den Concentrationsgraden eine andere. Aus diesem Grunde müssen die
                                 										Scalen für jede Spindel besonders auf Grund der vorhandenen Tabellen empirisch
                                 										eingetheilt werden.
                              
                           
                              III. Zuckerfabrikation.
                              Die nahezu augenblickliche Saturation ist nach W. GuerreroLa sucrerie indigene et coloniale,
                                       												1896 XXXI S. 161. vorzugsweise anwendbar bei der Saturation
                                 										der Zuckersäfte mit Kohlensäure oder schwefliger Säure. Hierbei sind die
                                 										Vertheilungsrohre für das zu verwendende Gas über einander in einer
                                 										Schraubenlinie angeordnet, so dass das Gas nicht in einer Vertheilungsebene,
                                 										sondern in mehreren ausströmt. Hierbei sollen folgende Vortheile damit verbunden
                                 										sein: 1) Saturation grosser Mengen des Saftes in kürzerer Zeit bei Anwendung
                                 										einer geringeren Anzahl von Saturateuren, 2) Möglichkeit der Saturation sehr
                                 										dichter Säfte, was bei Anwendung anderer Vertheiler schwer möglich ist, 3)
                                 										Erzielung einer gründlicheren Reinigung durch Kalkkohlensäure und grössere
                                 										Entfärbung der Säfte. Der Apparat kann in jedem Saturationsgefäss angebracht
                                 										werden und zwar, wenn man wünscht, unter Beibehaltung des alten Vertheilers. Die
                                 										Vertheiler werden am besten in folgenden Höhen angebracht:
                              
                                 
                                    In
                                    den
                                    Gefässen
                                    der
                                    1.
                                    Saturation
                                    ⅗
                                    der
                                    Safthöhe
                                    
                                 
                                    „
                                    „
                                    „
                                    „
                                    2.
                                    „
                                    ⅖
                                    „
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    „
                                    „
                                    „
                                    3.
                                    „
                                    ⅖
                                    „
                                    „
                                    
                                 
                              Der innere Durchmesser der unteren Vertheilungsrohre ist 50 mm und derjenige der
                                 										oberen Vertheilungsrohre 28 bis 30 mm. Die Vertheiler standen mit günstigem
                                 										Erfolg in den spanischen Zuckerfabriken Atarfe und Alcolea in Anwendung und
                                 										benöthigte man dort anstatt drei nur zwei Gefässe.
                              Zur Frage der elektrischen Saftreinigung hat A. BaudryOesterreichisch-ungarische Zeitschrift
                                          													für Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1896 XXV S.
                                       											238. einen interessanten Beitrag geliefert. Derselbe betrifft die
                                 										Arbeit der Elektrolyse nach der Methode Schollmeyer und Huber in den russischen
                                 										Zuckerfabriken Stepanówka und Waronowitza. Die einfache und billige Einrichtung
                                 										des Verfahrens besteht 1) aus einer Dynamomaschine mit Zubehör, wie
                                 										Messapparate, Ausschaltung, Widerstände u.s.w., und 2) einem rechtwinkeligen
                                 										Reservoir, die Zinkelektroden enthaltend, welche durch Klemmen mittels starker
                                 										Kupferleitungen mit der Dynamomaschine verbunden sind. In Stepanówka war die
                                 										Arbeit wie folgt: Der Diffusionssaft gelangt nach Austritt aus dem Messgefäss in
                                 										einen Schnitzelfänger, erhält dann eine Zugabe von etwa 0,25 Proc. Kalk (CaO)
                                 										und geht dann in die Vorwärmer weiter, wo er bis 80° C. erwärmt wird. Hierauf
                                 										kommt der Saft zur Elektrolyse. Hierbei entsteht ein immer dichter werdender
                                 										Schlamm und ein klebriger Niederschlag auf den Kathoden, welcher Niederschlag
                                 										dem Stromlaufe einen grossen Widerstand entgegensetzen würde, wenn man nicht von
                                 										Zeit zu Zeit die Stromrichtung wechselt, um den Niederschlag abzustossen, der
                                 										dann zu Boden fällt. Der Saft fliesst nach 15 bis 20 Minuten mit einer schönen
                                 										gelblichen Farbe zur Saturation. Von dieser Station ab offenbart sich die
                                 										Wirkung der Elektrolyse durch Ersparniss an Kalk um 40 bis 50 Proc., Erhöhung
                                 										der Kesselzahl um 25 bis 30 Proc., geringere Schaumbildung und Ersparniss an
                                 										Fett zum Niederschlagen des Schlammes um 60 bis 70 Proc. Die Arbeit auf der
                                 										Filterpresse geht ebenfalls rascher vor sich, da man 20 bis 25 Proc. weniger
                                 										Schlamm als früher producirt, ist auch ökonomischer, da man Leinwand,
                                 										Absüsswässer und Arbeiter erspart. Die Verdampfung ist eine leichtere, die
                                 										Füllmasse viel lichter und ausgezeichnet schleuderbar. Für eine tägliche
                                 										Verarbeitung von 409,5 t Rüben ist eine Stromstärke von etwa 850 wirklichen
                                 										Ampère bei einer Stromspannung von 5,5 Volt vollauf genügend; es genügt somit
                                 										ein Motor von etwas mehr als 7 . Verfasser rechnet bei einer
                                 										Verarbeitung von 32800000 k Rüben eine wirkliche Ersparniss durch Anwendung der
                                 										Elektrolyse von 14470 Rbl. Die Versuche haben aber deutlich gelehrt, dass die
                                 										Anwendung der Elektrolyse als alleiniger Reinigungsmodus der Rohsäfte unmöglich
                                 										ist, nachdem es nicht rationell wäre, von der immerhin theuren elektrischen
                                 										Kraft zu verlangen, mit dem bedeutend billigeren Kalk in Concurrenz zu treten.
                                 											Schollmeyer hatte nun die glückliche Idee,
                                 										gleichzeitig mit der Elektrolyse Kalk anzuwenden, und hierin liegt auch das
                                 										Geheimniss des Erfolges seines Verfahrens.
                              Die elektrische Kraft tritt nicht mehr in Concurrenz mit dem Kalk, sondern ist
                                 										nur bestimmt, dessen Wirkung zu vervollständigen und auf gewisse Theile des
                                 										organischen Nichtzuckers mit grösserer Kraft einzuwirken, als dies der Kalk,
                                 										selbst in grosser Menge angewendet, nicht vermag und so zum Theil für die
                                 										Saturation erspart werden kann. Die weiteren Versuche haben ergeben, dass die
                                 										Elektrolyse beinahe dreimal mehr stickstoffhaltige Stoffe fällt, als die
                                 										gewöhnliche Scheidung. Die Wirkung der Elektrolyse ist deshalb in der That
                                 										sichtbar; sie wirkt mit Kalk auf die stickstoffhaltigen organischen Stoffe ein
                                 										und als logische Folge bedarf es deshalb weniger Kalk zur schliesslichen
                                 										Reinigung eines solchen Saftes, was die Praxis bestätigt hat. Die
                                 										elektrolysirten Säfte enthalten weniger der stickstoffhaltigen, zur Bildung von
                                 										organischen Kalksalzen geeigneten Stoffe, und deshalb werden das Kochen und die
                                 										Verdampfung leichter vor sich gehen, und die Säfte bei ihrem Eintritt in die
                                 										ersten Körper der Verdampfapparate weniger schäumen.
                              A. SteinZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen,
                                       												1896 XX S. 411. berichtet über die Betriebsresultate mit dem
                                 											Neumann'schen Kalkofen mit directer Gasfeuerung
                                 										(Generatorfeuerung). Dieser Ofen ist ein Schachtofen mit unmittelbar
                                 										angeschlossenen, symmetrisch geordneten Generatoren, welche mit beliebigem
                                 										Brennmaterial beschickt werden. Der mit feuerfestem Material ausgekleidete
                                 										Füllraum gleicht einem Cylinder mit aufgesetztem Kegelstumpf, wodurch ein
                                 										Hängenbleiben des Kalkes während des Betriebes vermieden wird. Ein Eisenmantel
                                 										hindert das Eindringen falscher Luft durch Risse und Sprünge. Zwischen Mantel
                                 										und Ofen befindet sich eine isolirende Schicht und der unmittelbare Anbau der
                                 										Generatoren hindert die sonst bei Gasfeuerungen vorkommenden lästigen Theer- und
                                 										Russabscheidungen, welche Betriebsstörungen und selbst Explosionen verursachen
                                 										können. Die Verbrennungsgase treten durch mehrere Kanäle gleichmässig vertheilt
                                 										in den Schacht, während das erforderliche Luftquantum durch Oeffnungen und
                                 										Rosetten der Kalkabzugsthüren zuströmt, wodurch der Kalk geglüht, die Luft
                                 										vorgewärmt wird. Das zur Gasbildung erforderliche Luftvolumen gelangt, regulirt
                                 										durch stellbare Schieber der Aschenfallthür, unter den Rost. Das entwickelte Gas
                                 										passirt den Laveur; Neumann empfiehlt einen
                                 										Gegenstromkaskadenapparat, welcher die innige Mischung des Gases mit dem Wasser
                                 										ermöglicht, schweflige Säure und Schwefelwasserstoff vollständig absorbirt. Der
                                 										Ofen wird mit einem Deckel geschlossen, event. wird ein Trichter angeordnet,
                                 										dessen Boden ein mittels Krahn und Kette bewegter Eisenblechkegel bildet, so
                                 										dass die Fällung binnen einigen Secunden erfolgen kann und das Ansaugen von Luft
                                 										vermieden wird. Die praktischen Versuche mit diesem Ofen haben ein
                                 										ausserordentlich günstiges Resultat ergeben. Bei Verwendung von Duxer Braunkohle
                                 										und Berouner Kalkstein ergab sich ein Kohlensäuregesammtdurchschnitt von 30 bis
                                 										40 Proc. Der vorhandene Sauerstoff entsprang einem Luftverbrauch = 1,154 und
                                 										wurde diese überraschend niedrige Ziffer bisher noch von keiner anderen Feuerung
                                 										erreicht. Die Verbrennung erfolgt in der Generatorfeuerung mit einem bedeutend
                                 										geringeren Luftquantum, welches sich dem theoretischen Luftbedarf nähert. Es
                                 										wird die höchste Initialtemperatur erreicht, das Brennmaterial vollkommen
                                 										ausgenutzt und trotz minderwerthiger Braunkohle eine hochprocentige Kohlensäure
                                 										erzielt. Der Sauerstoffgehalt schwankte zwischen 2 bis 3 Proc. Als Brennmaterial
                                 										wurden gebraucht:
                              
                                 
                                    Auf
                                    100
                                    Th.
                                    Kalkstein
                                    14,89
                                    Th.
                                    Braunkohle
                                    
                                 
                                    „
                                    100
                                    „
                                    gebrannten Kalk
                                    26,55
                                    „
                                    „
                                    
                                 
                              Der gebrannte Kalk war von tadelloser Qualität und Verunreinigung durch Asche und
                                 										Schlacke war ausgeschlossen. Während des 4jährigen Bestandes kamen keine
                                 										Störungen vor und der Ofen erforderte nur eine flüchtige Reparatur des inneren
                                 										Chamottemauerwerkes. Bei Verwendung minderwerthiger, billiger Braunkohle wurde
                                 										nach einem (4jährigen) Durchschnitt von 1500 Analysen 30,4 Proc. Kohlensäure im
                                 										Saturationsgas erreicht. Im Vergleich mit dem früheren Kalkofen, mit gesondert
                                 										aufgestellten Generatoren, wurde eine Brennmaterialersparniss von 15 Proc.
                                 										herbeigeführt. Die Verbrennung erfolgte mit dem minimalen Luftüberschuss =
                                 										15,4 Proc., entsprechend 18,48 CO2 einer
                                 										Dampfkesselfeuerung.
                              Ueber eine eigenthümliche Erscheinung bei der
                                    											Schwefelung berichtet M. A. Goossens.Bulletin de
                                          													l'Association des chimistes de sucrerie et distillerie, 1896
                                       												XIII S. 833. Nach mehrjähriger tadelloser Punction eines
                                 										gusseisernen Ofens zur Erzeugung von Schwefligsäureanhydrid nahm plötzlich der
                                 										geschwefelte Saft eine dunklere Farbe an und enthielt suspendirt einen sehr
                                 										feinen schwarzen Staub, herrührend von Ulminsubstanzen. Beim Verkochen des von
                                 										den letzten Stunden herrührenden Dicksaftes bemerkte man, dass der gegen die
                                 										Schaugläser durch das Aufwallen geschleuderte Schaum eine anormale Farbe hatte
                                 										und auf Augenblicke helle, schwach grünliche Reflexe zeigte. Bei der
                                 										Untersuchung fand man, dass der über dem Gefässe liegende Theil fast vollständig
                                 										mit zum Theil flüssigem, zum Theil bereits festgewordenem Schwefel verstopft
                                 										war. Die Kautschukklappen der Schwefligsäureventile waren vollständig verkohlt
                                 										und der flüssige Schwefel war durch die Ventile gedrungen und hatte sich auf den
                                 										Boden der Gefässe ergossen. Alle Theile der Wandung der Gasleitung, die nicht
                                 										mit Schwefel bedeckt waren, besassen einen Ueberzug von einer feuchten grauen
                                 										Substanz, die grösstentheils aus Eisensulfat, Schwefel und freier Schwefelsäure
                                 										bestand. Auch die Innenwand des Ofens war in ihrem Theil mit derselben Substanz
                                 										bedeckt, während man sonst nicht die geringste Spur von Wasser (event. vom
                                 										schadhaften Kühler) entdeckte. Auffällig war nun am meisten die enorme
                                 										Temperaturerhöhung der oberen Ofenwandung und stellte Verfasser folgende
                                 										Hypothese auf, die sich in der Folge als richtig erwies: In der oberen Wandung
                                 										des Ofens, also im Boden des Kühlers, hatten sich nicht wahrnehmbare Poren
                                 										gebildet, welche nur dann dem Wasser den Durchgang gestatteten, wenn der Ofen im
                                 										Gang war, und welche sich unter dem Einfluss der bei der Verbrennung des
                                 										Schwefels entwickelten Wärme erweitert hatten. Wenn das Wasser durch das
                                 										Gusseisen hindurchsickert und auf der Innenseite der erhitzten Oberfläche mit
                                 										dem Schwefligsäureanhydrid und Sauerstoff im Ueberschuss in Berührung kommt,
                                 										wird die poröse gusseiserne Wandung zum Sitz einer intensiven chemischen Arbeit
                                 										unter gleichzeitiger Temperaturerhöhung und Bildung von Schwefligsäureanhydrid,
                                 										welches sich mit dem Wasser unter Wärmeentwickelung vereinigt. Diese
                                 										unvorhergesehenen chemischen Bindungen gaben zu einer derartigen
                                 										Wärmeentwickelung Veranlassung, dass dabei die Schmelz-, Verbrennungs- und
                                 										Siedetemperatur des Schwefels überschritten wurden. Es wurde nun der Reserveofen
                                 										montirt und die Arbeit ging alsdann ohne weitere Störung vor sich.
                              Das Ranson'sche Verfahren, welches bezweckt, den
                                 										gesammten Zucker der Rübensäfte sogleich direct als weisse Waare zu erhalten,
                                 										wodurch es berufen erscheint, den bisher bestehenden Raffinerien die weitere
                                 										Existenz unmöglich zu machen, hat in Frankreich Anlass zu verschiedenen
                                 										Besprechungen gegeben, die aber keineswegs Klarheit in diese Angelegenheit
                                 										bringen. In der Zuckerfabrik Beaumont wurde dieses Verfahren im Februar 1896 mit
                                 										solchem Erfolg erprobt, dass nach Renard dasselbe
                                 										nun im Grossbetrieb eingeführt werden soll. Das Wesen dieses Verfahrens besteht
                                 										nun nach dem französischen Patent Nr. 284834 im Folgenden: Das charakteristische
                                 										Agens ist
                                 										Bariumsuperoxyd (BaO2), durch welches die
                                 										sauerstoffreichen Farbstoffe reducirt und die sauerstoffarmen oder -freien
                                 										Stoffe oxydirt werden sollen, insoweit die Reduction der ersteren nicht schon
                                 										durch Anwendung schwefliger Säure überflüssig geworden ist. Die Rüben- und
                                 										Rohrsäfte und Syrupe werden mit 2 bis 5 Proc. Bariumsuperoxyd in Form einer 20
                                 										bis 25° Be. dicken Milch vermengt und so lange stehen gelassen, bis jede
                                 										Gasentwickelung aufhört; hierbei zerfällt das Bariumsuperoxyd und liefert
                                 										einerseits Sauerstoff in Form des intensiv oxydirenden Ozons, andererseits
                                 										Bariumoxyd (BaO), das sich mit Zucker zu Bariumsaccharat verbindet, welches im
                                 										überschüssigen Zuckersaft gelöst bleibt. Man bläst die Lösung, unter Druck
                                 										zerstäubt, in ein geschlossenes, mit Kohlensäure gefülltes Gefäss ein, wobei
                                 										Bariumbicarbonat und Zuckerlösung erhalten wird, letztere von solcher Reinheit,
                                 										dass man sie sofort und ohne mehr als 0,5 Proc. Zucker zu verlieren, zu
                                 										Raffinade beliebiger Form verarbeiten kann; nur ist es nöthig, weil stets Baryt
                                 										in Lösung bleibt, dessen Menge zu bestimmen und ihn zunächst mit titrirter
                                 										Schwefelsäure und weiterhin mit Soda quantitativ auszufällen. Das Bariumcarbonat
                                 										zersetzt man mittels Salpetersäure und gewinnt dabei einerseits Kohlensäure, die
                                 										zur Fällung neuen barythaltigen Saftes dient, andererseits eine Nitratlösung;
                                 										diese dampft man zur Trockne ein und glüht den Rückstand in besonderen Oefen,
                                 										wodurch er in Salpetersäure zerfällt, die man wieder verwendet, und in Baryt,
                                 										den man ebenso wie anfangs zur Behandlung neuer Mengen zu reinigender
                                 										Zuckerlösung benutzt.
                              Du BeaufretJournal des fabricants de sucre,
                                       												1896 XXXVII Nr. 18. ist der Ansicht, dass bei diesem
                                 										Verfahren nicht das Bariumsuperoxyd als solches wirkt, sondern allein der beim
                                 										Zerfall desselben entstehende Baryt, während VerbièseIbid. Nr.
                                       											19. diese Behauptung zurückweist und weiter bemerkt, dass Ranson nicht auf die Reinigung, sondern auf
                                 										Entfärbung ausgehe, und diese werde durch den Sauerstoff in status nascendi
                                 										erreicht. Von anderer französischer Seite wird vor übertriebenen Versprechungen
                                 										gewarnt und – ganz richtig – ein Abwarten, bis praktische Ergebnisse vorliegen,
                                 										empfohlen.
                              Das Wesen des Ranson'schen Verfahrens wird nun von
                                 											v. LippmannDie deutsche Zuckerindustrie, 1896
                                       												XXI S. 1058. in streng sachlicher Weise besprochen und
                                 										bemerkt derselbe kurz Folgendes: Die Patentbeschreibung gibt über die
                                 										Regenerirung des Baryts, an welcher bisher alle Barytverfahren gescheitert sind,
                                 										keinerlei Aufklärung. Ausserdem entsteht beim Glühen von Bariumnitrat nicht
                                 										Bariumsuperoxyd, sondern wesentlich Bariumoxyd (BaO) und es bleibt somit der
                                 										schwierigste und kostspieligste Theil der Wiederbelebung, die Darstellung des
                                 										Superoxyds, unerledigt. Beim Glühen des Bariumnitrats erhält man ausserdem
                                 										keineswegs quantitativ dessen Gehalt an Salpetersäure zurück, nachdem dieselbe
                                 										fast vollständig zersetzt wird, also dadurch verloren geht. Unrichtig ist auch,
                                 										dass beim Zerfall von Bariumsuperoxyd Ozon gebildet wird; es entsteht vielmehr
                                 										fast ausschliesslich gewöhnlicher Sauerstoff und falls dieser wirklich Oxydation
                                 										einleitet (was noch zu beweisen ist), so vermag er doch keineswegs die
                                 										melassebildenden Nichtzuckerstoffe aus den Säften zu entfernen. Abgesehen von
                                 										der technischen Seite der Erfindung, kommt aber auch noch die kaufmännische
                                 										in Betracht. Es genügt nicht die Möglichkeit, weissen Zucker in Krystallen oder
                                 										in Platten herzustellen, dass der Fabrikant mehr verdient, als hätte er den
                                 										Zucker in Gestalt von Rohzucker an die Raffinerien verkauft. Wenn auch das
                                 										Verfahren von Ranson technisch noch so gute Erfolge
                                 										erzielt, so ist es kaum glaublich, dass die französischen Raffinerien (und auch
                                 										die anderen Länder. D. Ref.) aufhören müssten, zu arbeiten. Dies scheint auch
                                 											Ranson eingesehen zu haben, da er sonst nicht
                                 										ein auf den Raffineriebetrieb bezügliches Zusatzpatent genommen hätte.
                              VerbièseChemiker-Zeitung, Repertorium 1896 XX S.
                                       												175; Journal des fabricants de sucre, 1896
                                       												XXXVII Nr. 21. wendet sich gegen die vorstehenden
                                 										Ausführungen Lippmann's, dessen Material jedenfalls
                                 										zu einer Beurtheilung des Verfahrens noch nicht hinreichend war, wenngleich ein
                                 										Theil seiner Einwände ganz berechtigt ist. Hervorzuheben bleibt, dass das
                                 										Bariumsuperoxyd nicht reinigend, sondern entfärbend wirken soll, und dass es so
                                 										in der That wirkt, und zwar in Folge stattfindender Oxydation. Dass beim Zerfall
                                 										des Superoxyds kein Ozon entstehen soll, ist nach Würtz'
                                    											Wörterbuch unrichtig, aber auch, wenn nur Sauerstoff entsteht, so
                                 										genügt dann auch dessen vortheilhafte Wirkung. Bei der Regeneration des Baryts
                                 										wird allerdings ein grosser Theil der Salpetersäure des Bariumnitrats zerstört,
                                 										aber die Gase gehen nicht verloren, sondern werden in einer Art Bleikammersystem
                                 										durch Luft und Dampf wieder zu Salpetersäure umgewandelt. Fertiges Superoxyd
                                 										kostet in Frankreich 80 bis 85 Fr.
                              Osmometer. J. J. WeissListg
                                          													cukrovarnické, 1896 XIV S. 221; Oesterreichisch-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und
                                          													Landwirthschaft, 1896 XXV S. 370. verweist darauf,
                                 										dass die gründliche Prüfung und Untersuchung des Osmosepapieres in den meisten
                                 										Fabriken unterlassen wird. Man überzeugt sich zwar, ob das Papier genug fest ist
                                 										und überhaupt die nothwendigen physikalischen Eigenschaften besitzt; es wird
                                 										jedoch sehr wenig Aufmerksamkeit auf den Umstand gerichtet, ob dasselbe auch
                                 										thatsächlich zur Osmose geeignet ist. Das Papier wird auch sehr selten einer
                                 										chemischen Untersuchung unterzogen, weil die bestehenden complicirten Methoden
                                 										keine absolut genauen Resultate liefern. Verfasser hat nun einen Apparat
                                 										construirt, mittels welchem man die Fähigkeit der verschiedenen Osmosepapiere
                                 										messen und in Zahlen ausdrücken kann. Der Apparat beruht auf folgendem Princip:
                                 										Bei der Osmose bemerkt man eine stete Volumzunahme der dichteren Lösung und
                                 										Abnahme jener Lösung, welche dünnflüssiger ist. Durch diese Zunahme kann man die
                                 										relative Menge der durchgegangenen Krystalloide oder den osmotischen Process
                                 										messen, und wenn man auch die Zeit in Rechnung nimmt, welche zu einer bestimmten
                                 										Zunahme nothwendig ist, kann man auch die Schnelligkeit des osmotischen
                                 										Processes feststellen. Zur Prüfung des Papieres verwendet man eine 20procentige
                                 										Chlornatriumlösung und die Resultate werden in Ziffern ausgedrückt, welche die
                                 										Volumenzunahme dieser Lösung in Cubikcentimeter in der Dauer einer Stunde
                                 										angeben und zwar bei Benutzung eines Quadratmeters Papier (auf welches
                                 										Flächenmaass die Resultate gerechnet werden). Bezüglich der Durchführung des
                                 										Versuches und der Beschreibung des Apparates sei auf das Original verwiesen. Ein
                                 										Versuch dauert wohl 4 bis 7 Stunden, doch braucht man während dieser Zeit
                                 										den Apparat nicht zu beobachten. In den Fabriken kann man anstatt der Salzlösung
                                 										verdünnte Melasse verwenden und man kann also mit einem Papier die relative
                                 										Fähigkeit einer gewissen Melasse zur Osmose bestimmen. Eine wichtige Rolle
                                 										spielt bei diesen Versuchen die Dicke des untersuchten Papieres, da ein
                                 										schwaches Papier schneller osmosirt als ein starkes und zwar dann, wenn es von
                                 										derselben Provenienz ist.
                              In Oesterreich-Ungarn gilt als Werthmesser für Rohzucker noch das alte
                                 											„französische“ Rendement, nach welchem die 5fachen Aschenprocente von
                                 										den Polarisationsprocenten abgezogen werden. Diese Methode wird nun vielfach als
                                 											„unwissenschaftlich“ bekämpft, ohne dass bisher etwas Besseres oder
                                 										Wissenschaftlicheres an deren Stelle gesetzt wurde. E.
                                    											PfeiferOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für
                                          													Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1896 XXV S.
                                       											250. ist nun in einer Abhandlung „Zur
                                       												Rendementfrage“ der Ansicht, dass die Vorwürfe, die man dem
                                 										französischen Rendement macht, nicht ganz zutreffend sind, indem er an einigen
                                 										Beispielen zeigt, dass man dasselbe nur consequent durchzuführen braucht, um
                                 										ebenfalls eine „gerechtere“ Bewerthung des Rohzuckers damit zu erzielen.
                                 											Pfeifer glaubt dieses Ziel durch Aufstellung
                                 										von „Rendementcorrecturen“ zu erreichen, die durch die Natur der Sache
                                 										ihre volle Berechtigung erhalten. Bezüglich dieser Berechnungen muss auf das
                                 										Original verwiesen werden. Diese Methode ist allerdings auch nicht
                                 										wissenschaftlich, aber so lange man die Menge des wirklich in Form von
                                 										ausbringbaren Krystallen vorhandenen Zuckers nicht mit mathematischer
                                 										Genauigkeit wird bestimmen können, so lange wird man sich mit Näherungswerthen
                                 										begnügen müssen. Sehr beachtenswerth ist aber die weitere Bemerkung von Pfeifer, in welcher er seiner Meinung dahin
                                 										Ausdruck gibt, dass für den Raffineur nicht allein das augenblickliche Rendement
                                 										des Rohzuckers im Moment des Kaufes in Betracht kommt, sondern dass er, mit
                                 										Rücksicht auf die traurigen Erfahrungen mit Zucker, welche sogen. „abnormen
                                    											Vegetationsperioden“ entstammen, auch eine gewisse
                                 											„Lagerfestigkeit“ – das bleibende Rendement – in Calculation stellen
                                 										können muss, denn es kommen zuweilen Rohzucker vor, die nach längerem Lagern
                                 										förmlich in „Verwesung“ übergehen, wovon ihr Geruch lebhafte Zeichen
                                 										gibt. Es muss sich also der Raffineur bei den von Jahr zu Jahr ungünstiger
                                 										gestaltenden Conjuncturen vor grösseren Lagerungsrendementverlusten (analog den
                                 										Rübenmiethenverlusten) bewahren können und auch in dieser Richtung hin müsste
                                 										also die Regelung der Rendementfrage ins Auge gefasst werden.
                              Im Anschluss an seine früheren Versuche über die Wärmeverluste, verursacht durch Wärmeausstrahlung der Dampfleitungen und
                                    											durch Berührung mit der Luft (D. p. J.
                                 										1896 300 283) hat J.
                                    											PokornyZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen,
                                       												1896 XX S. 398. noch einige Versuche mit einer
                                 										Nebendampfrohrleitung durchgeführt, auf welche aber hier nur verwiesen werden
                                 										kann.
                              Derselbe AutorIbid. S.
                                       											541. hat sich weiter mit der Frage beschäftigt, wie viel eine Zuckerfabrik zu ihrem Betriebe Wasser
                                    											benöthigt und wie gross die Kühlanlagen sein sollen, und hier an einem
                                 										der Praxis entnommenen Beispiele rechnerisch die nöthigen Daten geliefert. Da
                                 										auch diese Abhandlung unmöglich in einem Auszuge wiedergegeben werden kann,
                                 										so muss ebenfalls auf das Original verwiesen werden.
                              
                                 
                                    (Schluss folgt.)