| Titel: | Die Wassermesser für Hausleitungen. | 
| Autor: | L. Sell | 
| Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 73 | 
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                        Die Wassermesser für
                           								Hausleitungen.
                        Von Dr. L.
                                 								Sell.
                        (Schluss des Berichtes S. 49 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Die Wassermesser für Hausleitungen.
                        
                     
                        
                           Etwas später wird von Thomson noch eine andere, nahe
                              									verwandte Art der Führung des Kugelzapfens in Vorschlag gebracht (Amerikanisches
                              									Patent Nr. 452486). Der untere Theil des Scheibengehäuses wird mit einer
                              									kegelförmigen Ringnuth ausgerüstet (Fig. 97), in
                              									welcher sich der untere Kugelzapfen führt. Statt dessen kann auch ein am Gehäuse
                              									fester Zapfen Anwendung finden, der sich in einer, in die Kugel eingegrabenen
                              									Ringnuth führt (vgl. amerikanisches Patent Nr. 452489). Eine weitere Art der Führung
                              									ist von Frank Lambert angegeben und in zwei
                              									Ausführungsformen in den amerikanischen Patentschriften Nr. 490025 und Nr. 490026
                              									beschrieben worden. Bei der ersten ist die Kugel central und senkrecht zur Scheibe
                              									durchbohrt und in die Durchbohrung ist ein Cylinder, durch den die zum Zählwerk
                              									führende Achse schräg hindurchgeht, eingesetzt. Wenn die Scheibe in Schwingbewegung
                              									geräth, dreht sich der in der Kugel befindliche Cylinder wie eine Achse in ihren
                              									Lagern und überträgt ihre Drehbewegung auf die Zählwerksspindel.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 73
                              Fig. 97.Scheibenführung von Thomson.
                              
                           Bei der zweiten Ausführungsform ist der cylindrische Körper an der Scheibe befestigt
                              									und in der aus zwei getrennten Hälften bestehenden Kugel eingebettet. Hier werden
                              									durch die Schwingbewegung der Scheibe die Kugelhälften in drehende Bewegung versetzt
                              									und mit ihnen je ein an denselben festsitzender Zapfen, deren oberer die
                              									Zählwerksspindel ist.
                           Alle diese Anordnungen besitzen nun aber den Uebelstand, dass sie ihre Aufgabe, einen
                              									dauernden Contact zwischen Scheibe und Gehäuse herzustellen, nur zu genau erfüllen.
                              									Solange sich kein Widerstand zwischen Scheibe und Gehäuse einfügt, ist das ja sehr
                              									erwünscht. Ist aber doch einmal ein Fremdkörper, trotz aller Vorkehrungen dagegen,
                              									in das Innere des Scheibengehäuses gelangt, so können die soeben angegebenen starren
                              									Führungen dem Messer leicht verhängnissvoll werden.
                           Man hat daher für die Herstellung elastischer Führungen Sorge getragen, d.h. solcher,
                              									die zwar starr genug sind, um die Scheibe fest gegen das Gehäuse zu pressen, wenn
                              									keine festen Körper vorhanden sind, die sich dem widersetzen, die aber doch zu
                              									gleicher Zeit elastisch genug sind, um eine geringe Entfernung der Scheibe vom
                              									Gehäuse zuzulassen, wenn etwa die Scheibe auf einen in das Gehäuse hineingerathenen
                              									Fremdkörper drückt.
                           Das älteste Beispiel einer solchen elastischen Führung bei Scheibenmessern dürfte der
                              									bereits oben erwähnte, unter Nr. 387831 in Amerika patentirte Messer von Thomson darbieten (vgl. Fig. 86).
                           Hier ist der Kugelzapfen, auf dessen oberes Ende eine Führungsrolle lose, in der
                              									Zapfenrichtung verschiebbar aufgesetzt ist, etwa von der Mitte der Kugel an
                              									abgesetzt, so dass jeder Druck, den ein zwischen Scheibe und Gehäuse gerathener
                              									Fremdkörper auf die Scheibe ausübt, auf einen verhältnissmässig langen elastischen
                              									Hebelarm wirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 73
                              Fig. 98.Scheibenführung von Thomson.
                              
                           Diese Methode der elastischen Führung ist aber nur unter Voraussetzung einer vollen
                              									Kugel anwendbar. Andererseits ist die Anwendung von Hohlkugeln, wegen des geringeren
                              									Gewichtes und Materialverbrauches derselben, zuweilen vorzuziehen.
                           In der amerikanischen Patentschrift Nr. 452485 gibt nun Thomson auch für den Fall der Anwendung von Hohlkugeln eine elastische
                              									Führung an (Fig. 98).
                           In das Scheibengehäuse wird von unten her ein bis zu einem gewissen Grade elastischer
                              									Stift eingeschraubt, welcher in die Kugel hineinragt und gegen einen gleichfalls in
                              									die Kugel hineinragenden Führungskegel anliegt. Damit der Stift auch bei der
                              									Bewegung der Scheibe keinen Widerstand an der Kugelwandung findet, ist das untere
                              									Kugelsegment abgeschnitten, wodurch zugleich eine Verminderung der reibenden Fläche
                              									erzielt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 73
                              Fig. 99.Scheibenführung v. Lambert.
                              
                           Eine andere Anordnung hat sich Frank Lambert von der Thomson Meter Company in New Jersey unter Nr. 511705 in
                              									Amerika patentiren lassen. Dieselbe ist in Fig. 99
                              									zur Darstellung gebracht. Die Achse des Anfangstriebes des Zählwerkes ist nach unten
                              									hin so weit verlängert, dass sie den Kugelzapfen berührt, welch letzterer sich an
                              									dem abgerundeten Ende der Triebachse führt. Wird die Zählwerksachse von einem
                              									elastischen Material gewählt, so gibt sie nach, sobald ein Fremdkörper sich zwischen
                              									Scheibe und Scheibengehäuse einschiebt. Zur Erhöhung ihrer elastischen
                              									Nachgiebigkeit kann die Spindel nicht rein cylindrisch sein, sondern muss an einer Stelle etwas
                              									schwächer gestaltet werden, wie aus der Zeichnung zu ersehen.
                           Zu erwähnen ist endlich noch eine sehr einfache, allerdings auch wenig zuverlässige
                              									Art, die Berührung der Scheibe und des Gehäuses dauernd zu sichern, ohne doch
                              									Kippbewegungen der Scheibe beim Eintritt von Fremdkörpern in das Gehäuse
                              									auszuschliessen. Dieselbe besteht darin, den Schwerpunkt der Kugel – oder
                              									allgemeiner des ganzen Scheibenkolbens – nicht in den Mittelpunkt der Kugel, sondern
                              									mehr nach oben zu verlegen, so dass der Kolben in Folge labilen Gleichgewichtes
                              									jederzeit das Bestreben hat, mit der Scheibe gegen das Gehäuse hin zu fallen. Diese
                              									Anordnung ist von Thomson in der bereits erwähnten
                              									amerikanischen Patentschrift Nr. 476102 angegeben.
                           Selbst die beste Führung des Scheibenkolbens muss aber wirkungslos bleiben, wenn die
                              									Scheibe nicht so beschaffen ist, dass sie im Stande ist, sich während ihrer ganzen
                              									Bewegung dicht an das Gehäuse anzuschliessen. Bei der Herstellung der Scheibe
                              									versteht es sich zwar von selbst, dass man darauf achtet, dass dieselbe entweder
                              									eine Ebene oder eine Kegelfläche bilde. Indessen kann es beim Gebrauche vorkommen,
                              									dass die Scheibe ihre ursprüngliche regelmässige Gestalt verliert, so dass sie nicht
                              									mehr in ihrer ganzen Breite an dem Gehäuse anliegt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 74
                              Fig. 100.Scheibe von Thomson.
                              
                           Nun könnte man diesen Uebelstand zwar dadurch vermeiden, dass man die Scheibe sehr
                              									stark und aus einem Metall herstellt, welches vom Wasser nicht oder nur wenig
                              									angegriffen wird. Dadurch würde aber die Kugel unnöthig belastet; auch ist Metall,
                              									welches dem Einflüsse des Wassers dauernd zu widerstehen vermag, verhältnissmässig
                              									theuer. Zur Beseitigung dieses Uebelstandes wurde schon im Jahre 1886 von James Davies vorgeschlagen (Englisches Patent Nr.
                              									13571), die Scheibe aus zwei durch Stege oder Ringflanschen mit einander verbundenen
                              									Hälften aus Blech herzustellen. Später (D. R. P. Nr. 63928) ist dieser Gedanke auch
                              									von Thomson aufgenommen worden (Fig. 100). Nur will Thomson die Hohlräume (auch der Kugel) mit Kork füllen, und zwar in dem
                              									Maasse, dass der Scheibenkolben annähernd das specifische Gewicht derjenigen
                              									Flüssigkeit erhält, in welcher der Messer arbeiten soll.
                           Um selbst bei Anwendung einer einzigen Blechlage eine hinreichende
                              									Widerstandsfähigkeit gegen Formveränderungen zu erzielen, hat Thomson auch versucht (Amerikanisches Patent Nr.
                              									476102), die Scheibe gewölbt herzustellen; wobei natürlich das Scheibengehäuse nicht
                              									mehr aus Kegelstumpfen, sondern aus zwei entsprechend gewölbten Hälften zu bilden
                              									ist.
                           An Stelle von Metall hat man auch sonst in der Wassermessertechnik vielfach Hartgummi
                              									angewandt, welches Material eine ausserordentliche Widerstandsfähigkeit gegen die
                              									zerstörenden Einflüsse des Wassers besitzt und dabei nahezu im Wasser schwimmt.
                              									Wegen der genannten Eigenschaften hat Hartgummi auch bei der Herstellung der
                              									Scheibenkolben von Scheibenwassermessern eine ausgedehnte Anwendung gefunden.
                           Da nun aber die mechanische Beanspruchung der Scheibenkolben durch Druck und Stoss
                              									eine sehr beträchtliche ist, und Hartgummi in dieser Hinsicht nicht so
                              									widerstandsfähig ist, als gegen chemische Reagentien, so hat man darauf Bedacht
                              									nehmen müssen, die Hartgummikolben zu verstärken. Zu diesem Zweck bildet Thomson (Amerikanisches Patent Nr. 471295 und D. R. P.
                              									Nr. 63928) ein der Form des Kolbens entsprechendes Metallgerüst, welches er mit
                              									Hartgummi umgibt, der darauf vulcanisirt wird (Fig.
                                 										101). Um eine feste Verbindung zwischen der Metalleinlage und dem
                              									Hartgummiüberzuge zu erhalten, wird die Metalleinlage auf der Oberfläche in irgend
                              									einer Weise aufgerauht oder mit Unebenheiten und ausserdem mit zahlreichen
                              									Durchbrechungen versehen, durch welch letztere hindurch sich der beiderseitige
                              									Hartgummiüberzug zu einem Ganzen zusammenschliesst.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 74
                              Fig. 101.Scheibe von Thomson.
                              
                           John C. Kelley in Brooklyn begnügt sich (Amerikanisches
                              									Patent Nr. 534748) mit einem Metallgewicht von einfacherer Construction (Fig. 102 und
                              										103).
                              									Er verbindet einen äusseren und einen inneren Metallring in sehr primitiver Weise
                              									durch einzelne Querrippen mit einander. Wenn das auf diese Weise entstehende System
                              									auch nicht die Festigkeit des Thomson'schen besitzt, so
                              									dürfte es doch im Allgemeinen für ausreichend zu erachten sein.
                           Durch die letzterwähnten Verstärkungseinlagen wird zwar ein weitgehender Schutz gegen
                              										Bruch der Scheibe gewonnen; ein Verziehen, Werfen
                              									und namentlich Faltigwerden, wie es insbesondere eintritt, wenn gewöhnlicher
                              									Hartgummi in heisses Wasser kommt, wird dadurch jedoch nicht gänzlich
                              									ausgeschlossen. Um dem Hartgummi seine Neigung zur Formänderung bei Einwirkung hoher
                              									Temperaturen zu nehmen, ist von Frank Lambert in der
                              									amerikanischen Patentschrift Nr. 452479 vorgeschlagen worden, den Hartgummi nach der
                              									Vulcanisirung und vorläufigen Bearbeitung stark zu erhitzen und darauf schnell
                              									abzukühlen und eventuell dieses Verfahren vor der definitiven Bearbeitung mehrmals
                              									zu wiederholen. Das Verfahren ist auch von Thomson in
                              									der ziemlich gleichzeitigen deutschen Patentschrift Nr. 63928 beschrieben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 74
                              Scheibe von Kelley.
                              
                           Später (Amerikanisches Patent Nr. 520196) ist von Thomson eine Ergänzung des Verfahrens angegeben worden. Die Lambert'sche Behandlungsweise von Hartgummigegenständen
                              									schützt dieselben zwar im Wesentlichen vor nachträglichen Formveränderungen,
                              									Faltigwerden der Oberfläche u. dgl., aber sie hat keinen Einfluss auf die
                              									Festigkeit. Der gewöhnliche Fabrikationsprocess, der durch Pressung gewünschte
                              									Formen herstellt, erzeugt Spannungen im Material, welche die Haltbarkeit der
                              									betreffenden Gegenstände in derselben Weise beeinträchtigen, wie die Spannungen, insbesondere
                              									Oberflächenspannungen schlecht gekühlter Glasgegenstände. Bei letzteren sucht man
                              									dem Uebel durch vorsichtiges, langsames Abkühlen zu begegnen, und das ist auch im
                              									Wesentlichen der von Thomson bei Hartgummigegenständen
                              									eingeschlagene Weg. Er stellt die gewünschten Formen durch Druck unter Anwendung von
                              									Wärme her und steigert beides so lange, bis das Material plastisch wird; dann hebt
                              									er den Druck auf und lässt langsam abkühlen.
                           Es ist nicht unwahrscheinlich, dass, wenn die Spannungen im Material der
                              									Kolbenscheiben schon bei der Fabrikation beseitigt sind, dann nachträgliche
                              									Formveränderungen kaum mehr auftreten werden, so dass das Lambert'sche Verfahren entbehrlich würde.
                           Auch in anderer Hinsicht ist die Wahl des Materials für die Scheibenkugel von
                              									ausserordentlicher Bedeutung. Bekanntlich hängt die Grösse der Reibung zweier auf
                              									einander gleitender Körper nicht nur von der Grösse der reibenden Flächen, sondern
                              									mehr noch von der Oberflächenstructur und der Natur des Materials ab. Dass man die
                              									Oberflächen zweier Körper, welche mit möglichst geringer Reibung auf einander
                              									gleiten sollen, von vornherein nicht rauh, sondern glatt macht, ist ja
                              									selbstverständlich; welches Material man wählen muss, um die Reibung möglichst
                              									gering zu machen, versteht sich dagegen nicht von selbst.
                           Nun ist es eine alte Gepflogenheit, zum Zwecke der Verminderung der Reibung die Lager
                              									aus anderem Material zu wählen als die Achse o. dgl., welche in den Lagern laufen
                              									soll. Da Hartgummi und Metall in ihrem Zusammenwirken günstige Reibungsverhältnisse
                              									bieten, pflegt man das Gehäuse aus Metall, die Kugel aber entweder aus Hartgummi
                              									oder mit einem Hartgummiüberzug herzustellen. Derselbe Zweck wird erreicht, wenn man
                              									das Scheibengehäuse, wenigstens in denjenigen Theilen, in denen es mit der Kugel in
                              									Berührung kommt, aus Hartgummi herstellt. Eine solche Anordnung ist neuerlich von
                              										Lewis Hallock Nash in South Norwalk, dem Vertreter
                              									der National Meter Company in New York, vorgeschlagen
                              									worden (Amerikanisches Patent Nr. 527537).
                           Auch die übrigen Patente der Serie amerikanischer Patente, welche Nash auf Scheibenmesser genommen hat (Nr. 527534 bis
                              									Nr. 527539) – der Gesammtheit derselben entspricht das englische Patent Nr. 19635
                              									vom Jahre 1894 –, betreffen im Wesentlichen die Construction des
                              									Scheibenkolbens.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 75
                              Fig. 104.Messer von Basset.
                              
                           In anderer Weise sucht George B. Basset in Buffalo
                              									insbesondere bei grossen Messern die Reibung zwischen der Kugel des Scheibenkolbens
                              									und ihrem Sitz herabzusetzen (Amerikanisches Patent Nr. 501203). Anstatt die Kugel
                              									mit ihrem ganzen unteren Theil auf der Fläche des Gehäuses schleifen zu lassen,
                              									lagert er sie mit dem grösseren Theil der reibenden Fläche auf Kugeln, die in einen
                              									Hohlraum des Gehäuses eingebracht werden. Natürlich muss diese Kugeltasche an ihrem
                              									Rande von der Kugel des Kolbens gegen den Messraum des Scheibengehäuses
                              									abgeschlossen sein, damit nicht Wasser durch sie hindurch vom Einlass zum
                              									Auslass dringt (Fig. 104).
                           Die Reibung zwischen Kugel und Gehäuse bildet aber nur einen Theil der Gesammtreibung
                              									zwischen Scheibenkolben und Gehäuse. Zu berücksichtigen ist des weiteren noch die
                              									Reibung zwischen dem Scheibenrande und der Gehäusewand, zumal an dieser Stelle die
                              									Geschwindigkeit des Scheibenkolbens am grössten ist, und endlich die Reibung der
                              									Trennungswand im Gehäuseschlitz.
                           Schon James Davies hatte in der englischen Patentschrift
                              									Nr. 1357 vom Jahre 1886 verschiedene Mittel zur Verminderung der Reibung zwischen
                              									Scheibenrand und Gehäuse angegeben. Ein völlig dichter Anschluss der Scheibe an das
                              									Gehäuse sollte nach seiner Angabe nicht unbedingt erforderlich sein, vielmehr sollte
                              									eine „Wasserpackung“ genügen, die dadurch gewonnen werden könnte, dass man
                              									den Scheibenrand mit einer Rille oder Nuth versähe. In diese Rille legt sich dann
                              									ein festliegender Wasserring ein, der eine vollkommene Abdichtung zwischen Scheibe
                              									und Gehäuse herstellt.
                           Nach einer zweiten von Davies angegebenen Methode sollte
                              									die Reibung zwischen Scheibe und Gehäuse durch Zuschärfung des Scheibenrandes, also
                              									Verkleinerung der reibenden Fläche, herabgesetzt werden. Auch die in Fig. 101 dargestellte Thomson'sche Scheibe besitzt einen nach dem Rande hin abnehmenden
                              									Querschnitt. Die grössere Stärke der Scheibe in den der Kugel benachbarten Theilen
                              									soll nach Thomson's Absicht zugleich eine grössere
                              									Sicherheit gegen Bruch gewähren, da gerade hier die Beanspruchung durch Reibung an
                              									der Trennungswand am grössten ist.
                           Der Davies'sche Gedanke, den Scheibenrand mit einer
                              									scharfen Kante zu versehen, ist in neuester Zeit von Lewis
                                 										Hallock Nash wieder aufgenommen worden. Aber Nash will nicht die ganze Scheibe gegen den Rand hin in eine scharfe Kante
                              									auslaufen lassen, sondern nur eine scharfe Kante auf die im Uebrigen gleichförmig
                              									dicke Scheibe aufsetzen, wie aus Fig. 105 zu ersehen
                              									ist (vgl. englisches Patent Nr. 19635 vom Jahre 1894).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 75
                              Fig. 105.Scheibenrand von Nash.
                              
                           Da die Scheibe von dem strömenden Wasser nach der Auslasseite hin gedrängt wird, so
                              									findet hier eine besonders starke Reibung statt, wenn im Ruhezustande des Messers
                              									die Scheibe überall gleichmässig gegen die Gehäusewand anliegt. Um diesem mit der
                              									Zeit wachsenden Uebelstande zu begegnen, zieht es Nash
                              									vor, den Rand der kreisförmigen Scheibe in dem dem Auslasse zugekehrten Quadranten
                              									abzuschneiden, so dass hier im Ruhezustande und solange der Messer neu ist,
                              									überhaupt keine Berührung stattfindet (vgl. Fig.
                                 									107).
                           Zur Verminderung der Reibung der Trennungswand im Scheibenschlitz schärft man die den
                              									Schlitz begrenzenden Scheibenkanten zu, so dass eine Berührung stets nur in einer
                              									Linie stattfindet. Um die Reibung weiter herabzusetzen, lässt Thomson die Ränder des Scheibenschlitzes in der
                              									Nachbarschaft der Scheibenkugel von der Trennungswand zurücktreten, so dass hier, wo
                              									die Beanspruchung der Scheibe am grössten sein würde, überhaupt keine Berührung
                              									zwischen Scheibe und Trennungswand stattfindet (vgl. D. R. P. Nr. 56745), Fig. 106.
                           Auch Nash hat sich neuerlich – auch in Deutschland unter
                              									Nr. 86190 – Scheibenkolben mit Ausschnitten in der Nähe der Trennungswand patentiren
                              									lassen (Fig. 107). Während sich aber bei der
                              										Thomson'schen Scheibe diese Ausschnitte 65 im centralen Scheibentheil befinden, ordnet Nash seine Ausschnitte 47,
                                 										48 an der Peripherie der Scheibe an.
                           Die Wirkung dieser Ausschnitte ist hinsichtlich der Verminderung der Reibung zwischen
                              									Scheibe und Trennungswand derjenigen der Thomson'schen
                              									vollkommen entsprechend; auch tragen beide Arten von Ausschnitten auf gleiche Weise
                              									zur Erleichterung des Druckausgleiches zwischen den Kammern oberhalb und unterhalb
                              									der Scheibe bei. Die Nash'schen Ausschnitte haben
                              									jedoch vor den Thomson'schen wenigstens einen Vorzug; sie erleichtern die Entfernung etwa in
                              									das Scheibengehäuse gelangter Fremdkörper, die immer die Neigung haben, nach dem
                              									Aussenrande des Scheibengehäuses zu wandern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 76
                              Fig. 106.Scheibe von Thomson.
                              
                           Nach der deutschen Patentschrift ist diesen Ausschnitten 47,
                                 										48 bei Nash noch eine weitere Function
                              									zugewiesen: sie sollen einen sichereren Gang des Messers bewirken. Wie diese Wirkung
                              									zu Stande kommt, ist zwar nicht hinlänglich erläutert, doch erscheint es wohl
                              									glaublich, dass zur Zeit der Annäherung des Scheibenschlitzes an die Gehäusewand
                              									bezieh. wenn der Rest des Inhaltes einer Auslasskammer aus derselben herausgepresst
                              									wird und eine Einlasskammer in eine Auslasskammer übergeht, gewisse Störungen,
                              									Hemmungen der Scheibe o. dgl., eintreten, die durch Verbindung der über und unter
                              									dem Kolben gelegenen Kammern beseitigt werden können.
                           Eine weitere Quelle der Reibung resultirt aus der Nothwendigkeit einer Abdichtung
                              									zwischen der das Scheibengehäuse umschliessenden Druckkammer und dem Anzeigewerk.
                              									Auch hierauf hat Thomson wiederholt sein Augenmerk
                              									gerichtet.
                           In der deutschen Patentschrift Nr. 56745 beschreibt er eine Dichtung mit Hilfe einer
                              									Mischung von Graphit und Paraffin wachs. In die Bohrung der Stopfbüchse wird
                              									zunächst eine Reihe von Scheiben aus halbelastischem Material, wie Kork, Leder oder
                              									Asbest, oder auch Baumwollen- oder Hanfgewebe gebracht. Ueber diese Mischung wird
                              									sodann die Graphit-Paraffinwachsmischung eingebracht und darauf wieder durch
                              									Scheiben abgedeckt. Die Graphit-Paraffinwachsmischung füllt alle Zwischenräume aus
                              									und die Dichtung soll selbst grossen Drucken vortrefflich widerstehen. Ueberdies
                              									dient das Dichtungsmittel zugleich als Schmiermittel.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 76
                              Fig. 107.Messer (Scheibe) von Nash.
                              
                           In der amerikanischen Patentschrift Nr. 387828 beschreibt Thomson eine andere Dichtungsmethode. Die Welle, welche wasserdicht nach
                              									dem Zählwerksraume geführt werden soll, wird mit einer Anzahl paralleler Rillen oder
                              									Schraubengänge versehen (vgl. Fig. 108); um diesen
                              									Theil der Welle wird Packungsmaterial herumgelegt und darauf durch eine Mutter
                              									zusammengepresst. Das Packungsmaterial legt sich in die Rillen ein und das Wasser
                              									kann in Folge dessen nur auf einem sehr beschwerlichen Zickzackwege durch die
                              									Stopfbüchse hindurchgelangen.
                           Endlich geben Thomson und Lambert in der amerikanischen Patentschrift Nr. 452484 eine sehr
                              									geistvolle Lösung des Problems (Fig. 109), doch wird
                              									man zweifeln können, ob die betreffende Einrichtung von grosser Dauerhaftigkeit
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 76
                              Fig. 108.Dichtung der Zählwerkswelle von Thomson.
                              
                           So lange die Aufgabe so gestellt ist, dass eine sich drehende Welle abgedichtet
                              									werden soll, wird die Lösung immer dadurch erschwert, dass zu gleicher Zeit dafür
                              									Sorge getragen werden muss, der Welle genügend Spielraum zu geben, damit sie sich
                              									ohne zu grosse Reibung zu drehen vermag. Um diese Schwierigkeit zu umgehen, dichten
                              									nun Thomson und Lambert
                              									nicht eine sich drehende Welle ab, wie sie unmittelbar zum Antrieb des Zählwerkes
                              									benutzt werden könnte, sondern sie führen zum Antrieb des Zählwerkes eine in
                              									Uebereinstimmung mit dem Kugelzapfen des Scheibenkolbens schwingende, ohne Drehung
                              									eine Kegelfläche beschreibende Welle ein und stellen sich die Aufgabe, diese Welle
                              									abzudichten. In diesem Falle kann man das Dichtungsmittel vollkommen fest auf der
                              									Welle befestigen, sofern dasselbe nur elastisch genug ist, um den Schwingungen der
                              									Welle zu folgen.
                           Thomson und Lambert
                              									versehen die vom Scheibenkolben angetriebene und die Zählwerkswelle treibende
                              									Zwischenwelle etwas oberhalb der Spitze des von derselben beschriebenen Doppelkegels
                              									mit einem Wulst, dessen untere Seite eine Kegelfläche und dessen obere Seite eine
                              									Kugelschale bildet. Die Kegelfläche ruht in jedem Augenblick ihrer Bewegung in einer
                              									geraden Linie auf einer kegelförmigen Lagerfläche. Für die durch den Wasserdruck
                              									eventuell nach oben gepresste Kugelschale ist eine Hohlkugel als Lager vorgesehen.
                              									Zur Abdichtung dieser Welle ist auf derselben eine Kugel aus elastischem Material
                              									befestigt, welche zugleich an den Abschlussdeckel des äusseren Gehäuses fest
                              									angeschlossen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 76
                              Fig. 109.Dichtung der Zählwerkswelle von Thomson.
                              
                           Da der Inhalt des Scheibengehäuses verhältnissmässig gering ist gegenüber der
                              									Durchlassfähigkeit des Messers, so muss die Scheibe bei stärkerer Wasserentnahme
                              									sehr schnell
                              									schwingen. Wollte man diese schnellen Schwingungen unmittelbar auf das Zählwerk
                              									übertragen, so ergäbe das eine sehr grosse Umdrehungsgeschwindigkeit für den
                              									Anfangstrieb, die einen starken Verschleiss zur Folge haben und zur Anwendung eines
                              									grossen Uebersetzungsverhältnisses bei Uebertragung der Bewegung auf die weiteren
                              									Räder des Zählwerkes nöthigen würde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 77
                              Bewegungsübertragung auf das Zählwerk von Thomson.
                              
                           Zur Vermeidung dieses Uebelstandes trifft Thomson die in
                              										Fig.
                                 										110 und 111 dargestellte Anordnung (Amerikanisches Patent Nr. 452490). Die von
                              									dem Scheibenkugelzapfen mit grosser Geschwindigkeit umgetriebene Welle trägt ein
                              									Excenter, welches lose in die Scheibe eines Zahnrades eingesetzt ist. Dieses Zahnrad
                              									greift in einen festen Zahnkranz, in dessen Zähne es durch das umlaufende Excenter
                              									hineingedrückt wird. Je nach dem Verhältnisse der Zähnezahl von Zahnrad und
                              									Zahnkranz beschreibt das Zahnrad ausser der ihm durch das Excenter mitgetheilten
                              									schwingenden Bewegung noch eine mehr oder minder schnelle drehende Bewegung. Besitzt
                              									beispielsweise der Zahnkranz 101 Zähne und das Zahnrad 100 Zähne, so tritt bei jeder
                              									Umdrehung des Excenters eine Drehung des Zahnrades um einen Zahn ein.
                           Die Zählwerkswelle lässt man nun von dem langsam umlaufenden Zahnrade antreiben,
                              									indem man etwa auf die Welle einen Arm aufsetzt, der mit einem Stift in einen
                              									Schlitz des Zahnrades greift.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 77
                              Fig. 112.Bewegungsübertragung auf das Zahlwerk von Whittier.
                              
                           Demselben Zweck der Ableitung einer langsamen Bewegung der Zählwerkswelle von dem
                              									schnell schwingenden Scheibenkolben dient die in Fig.
                                 										112 dargestellte Einrichtung von H. F.
                                 										Whittier aus Lawrence, welche demselben unter Nr. 501237 in Amerika
                              									patentirt ist.
                           Während Thomson die schwingende Bewegung der Scheibe
                              									zunächst in eine rotirende (des Excenters) von grosser Geschwindigkeit verwandelt
                              									und dann diese verlangsamt, leitet Whittier unmittelbar
                              									von der schnell schwingenden Scheibe eine langsame Drehbewegung ab. Das Princip
                              									ist dabei dem bei der Thomson'schen Anordnung benutzten
                              									nahe verwandt. Das Zahnrad, mit dessen Hilfe die schnelle Bewegung in eine langsame
                              									verwandelt wird, ist auf den Kugelzapfen selbst aufgesetzt, und zwar im Innern der
                              									Kugel; dabei sind die Zähne des Rades nach oben gerichtet. Dieses Zahnrad greift in
                              									ein an der Zählwerkswelle sitzendes, gleichfalls im Innern der Kugel befindliches
                              									Zahnrad mit nach unten gerichteten Zähnen. In derselben Weise, wie sonst von dem
                              									schwingenden Kugelzapfen eine drehende Bewegung abgeleitet wird, wird hier die
                              									Drehbewegung durch das auf dem Kugelzapfen bezieh. in der Kugel sitzende schwingende
                              									Zahnrad erzeugt. Statt eines vollständigen Zahnrades im Innern der Kugel kann auch
                              									ein einziger Zahn oder zwei diametral gegenüber liegende Zähne Anwendung finden,
                              									welche von der schwingenden Scheibe nur periodisch mit dem oberen Zahnrade in
                              									Eingriff gebracht werden, so dass in diesem Falle nur eine discontinuirliche
                              									Fortschaltung der Zählwerksspindel erfolgt.
                           Die Construction der Zählwerke selbst, welche von der Antriebsspindel ihre Bewegung
                              									erhalten, bietet kaum etwas Bemerkenswerthes; es versteht sich, dass jedes beliebige
                              									Zählwerk auch zum Anzeigen der durch einen Scheibenmesser hindurchgegangenen
                              									Wassermengen dienen kann.
                           Damit sind die bemerkenswerthen constructiven Besonderheiten der individuellen Messer
                              									erschöpft. Hinsichtlich der Grösse, in der die Messer vortheilhaft zur Anwendung
                              									kommen, mag noch bemerkt werden, dass es sich nicht empfiehlt, die Dimensionen
                              									übermässig zu steigern, weil dadurch die Haltbarkeit der Messer, insbesondere der
                              									Scheibe, und die Messgenauigkeit herabgesetzt wird, während die Herstellungskosten
                              									schneller wachsen als die Durchlassfähigkeit. So empfiehlt die Thomson Meter Company beispielsweise, statt eines
                              									8zölligen zwei, statt eines 10zölligen drei, statt eines 12zölligen vier 6zöllige
                              										(„Bee“) Messer anzuwenden.
                           Man kann sich, wo die Messung grosser Wassermengen in Frage kommt, freilich auch
                              									dadurch helfen, dass man nur einen Theil des Wassers durch den Messer hindurchgehen
                              									lässt und misst und die Gesammtmenge durch Multiplication mit der betreffenden
                              									Proportionalzahl – wobei die Zahlen der Zifferblätter natürlich direct das Resultat
                              									der Multiplication angeben können – ermittelt. Bei einer solchen proportionalen
                              									Wassermessung mit Hilfe von Scheibenmessern ist natürlich wie überall bei Anwendung
                              									von Proportionalwassermessern dafür Sorge zu tragen, dass die nach dem Messer
                              									führenden Durchlasswege bei allen möglichen Drucken in einem unveränderlichen
                              									Grössenverhältniss zu den directen Wasserwegen stehen.
                           Ueber die mit Scheibenmessern erzielten Resultate lässt sich einstweilen kaum mehr
                              									sagen, als dass die Versuche mit neu eingebauten Messern geradezu glänzend
                              									ausgefallen sind (vgl. Journal für Gasbeleuchtung und
                                 										Wasserversorgung, 1895 S. 584/87). Doch mangelt es einstweilen aus Amerika,
                              									wo die Messer bisher fast ausschliesslich im Gebrauch gewesen sind, an zuverlässigen
                              									Daten, und die Versuche auf dem Continent umfassen noch nicht genügend lange
                              									Zeiträume, um schon jetzt ein Urtheil über die Zukunft dieser neuen Messerkategorie
                              									zu gestatten. Doch sollen, wie ich privaten Nachrichten aus der Schweiz entnehme,
                              									bei zwei dort eingebaut gewesenen Messern die Resultate nach 2jährigem Betrieb bei
                              									weitem nicht mehr so befriedigt haben wie am Anfange. Namentlich der Scheibenschlitz
                              									soll sich nach erfolgtem Ausbau stark erweitert gezeigt haben, wodurch freilich, wie
                              									aus einer oben gegebenen Darlegung hervorgeht, das weniger befriedigende
                              									Messergebniss kaum erklärt werden kann. Es wäre zu wünschen und steht zu hoffen,
                              									dass man in Deutschland diesem Gegenstande fortgesetzte Aufmerksamkeit widmen wird
                              									und dass auch die deutschen Wassermesserfabrikanten nicht unthätig sein und bereit
                              									sein werden, auf dem Plane zu erscheinen, sobald die Möglichkeit, auch für
                              									Scheibenmesser eine befriedigend lange Betriebsdauer zu erzielen, dargethan ist.
                           Ich will nicht unterlassen, ausdrücklich zu erwähnen, dass mir die Hindernisse,
                              									welche in Deutschland einer Productionsthätigkeit auf diesem Gebiete durch
                              									bestehende Patente erwachsen, nicht besonders erheblich zu sein scheinen. Jedenfalls
                              									ist der Spielraum gross genug, um einen erfolgreichen Wettbewerb zuzulassen, der
                              									nicht ohne die besten Wirkungen für die Brauchbarkeit der Scheibenmesser bleiben
                              									kann.