| Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. | 
| Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 88 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Bierbrauerei.
                        (Letzter Bericht Bd. 299 S. 280.)
                        Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
                        
                     
                        
                           III. Gährung, Hefe.
                           Ueber die Gährung und Lagerung des Bieres schreibt Schwackhöfer in dem offiziellen Bericht über die amerikanische Brauindustrie auf der Weltausstellung in
                                 										Chicago, S. 39: Die Refrigeratoren, d.h. die
                              									Gähr- und Lagerräume sind in Amerika oberirdisch. Im obersten Raume mit den Settling Tubs, den Anstellbottichen, herrscht eine
                              									Temperatur von 4 bis 6°; im Gährraume beträgt der Wärmegrad 3,5 bis 4°, im
                              									Ruhekeller 1° und im Spankeller 1,5 bis 2° R. Die Kühlung ist eine künstliche; es
                              									ist manchmal, um die Bottiche gegen das Herabtropfen des Wassers zu schützen, die
                              									Anordnung getroffen, dass die kalte Luft durch Schläuche aus einem eigenen Kühlnetzraume in den Gähr- und Ruhekeller gelangt. Die
                              									Gährbottiche sind aus Eichenholz, californischem Rothholz oder aus Cedernholz
                              									hergestellt und fassen 100 bis 150 Brls. Die vollständig geschlossenen Ruhebütten
                              									sind aus dem gleichen Material, sie fassen 200 bis 450 Brls. Die Spanfässer werden
                              									aus starkem Material (aus Weisseichenholz) hergestellt; sie haben eine Capacität von
                              									50 bis 500 Brls. Bottiche und Fässer sind innen und aussen lackirt; gepicht werden
                              									nur die Transportfässer. Anstelltemperatur 4 bis 5° R., Hefegabe: 1 Pfund für 1 Brl.
                              									(0,4 k für 1 hl). Die Hefe ist in den grösseren Brauereien Reinzucht. Das Aufziehen
                              									erfolgt mittels Injectoren (1894 294 261). Die
                              									Bottichkühler sind für Süss- oder Salzwasser, häufig auch für directe Expansion
                              									eingerichtet. Die Decke wird mehrmals abgenommen. Gährdauer meist 10 bis 12 Tage;
                              									scheinbarer Vergährungsgrad 60 bis 70. Das Bier kommt mit 3° ziemlich grün in grosse
                              									Ruheständer, wo es 2 bis 4 Wochen (wohl aber auch 2 bis 4 Monate) lagert. Die Hefe
                              									von der mittleren Schicht wird gesiebt, 12 Stunden abgewässert und dann bei 2° R.
                              									mit nur wenig darüber stehendem Wasser aufbewahrt. Jene Brauereien, welche keine
                              									Reinhefe verwenden und einen Stamm längere Zeit fortführen wollen, waschen die Hefe
                              									alle 2 bis 3 Monate mit alkoholischen Lösungen von Salicylsäure und Benzoësäure (160
                              									g Säure auf 1 l 98procentigen Alkohol). Es bleiben 50 k Hefe mit 50 l Wasser, 58 g
                              									Benzoësäurelösung und 140 g Salicylsäurelösung 12 Stunden lang stehen. Nach dem
                              									Abziehen der Flüssigkeit und dem einmaligen Waschen mit Condenswasser wird die Hefe
                              									behufs Kräftigung
                              									bei 12° R. mit 18- bis 19gradiger Würze hergeführt. Um Hefe zu kräftigen, die aus
                              									Maiswürzen stammt, pflegt man 10 k Hefe mit 20 l abzukochen, das Hefedecoct vom
                              									Absatz zu trennen, hierauf zu kühlen und mit 10 k frischer Hefe vermischt in Vorder
                              									würze aufzuziehen.
                           Das nach Bedarf in die Spanfässer abgezogene Bier wird durch Kräusenzusatz
                              									(durchschnittlich 8 bis 12 Proc.) aufgefrischt. Man lässt 3 bis 4 Tage ausstossen,
                              									sodann wird mindestens einmal, nicht selten aber zweimal mit Hausenblase (Amur's Isinglas) geschönt (gewöhnlich 1 Pfund
                              									Hausenblase für 100 Brls. Bier), worauf sofort das Fass mit dem Spundapparat
                              									verbunden wird. Da man in Amerika stark moussirende Biere verlangt, so ist der
                              									Spundapparat unentbehrlich. Die meiste Verbreitung hat das Eureka-Spundventil gefunden. Es ist dies ein Federventil. Durch Anziehen
                              									einer Feder lässt sich der Druck nach Wunsch reguliren. Ein feststehender Index
                              									zeigt an einer beweglichen Scheibe den herrschenden Druck in Pfunden für den
                              									Quadratfuss an (in der Regel 4 bis 5 Pfund). Die überschüssige Kohlensäure entweicht
                              									durch einen Wasserverschluss, der es gestattet, die Function des Apparates zu
                              									ersehen. Ein Spundapparat genügt für alle Fässer; er wird zweckentsprechend mit dem
                              									Wasserverschluss im Braumeisterzimmer aufgestellt. Ueber den Spundapparat von Zwietusch mit Druckkessel
                              									siehe 1894 294 263. Die Behandlung im Lagerfass bis zum
                              									Abfüllen des fertigen Bieres nimmt etwa 14 Tage in Anspruch.
                           Der Carbonisirungsapparat von Schneible wurde schon 1894 294 263 beschrieben;
                              									beim Apparat von Strobaeus und Wackenhuth findet sich eine eigenthümlich construirte Mischkammer. Beim
                              									Apparat von Feigenspan (siehe ebenfalls 1894 294 263) wird die Imprägnirung bis zu einem Druck von 10
                              									Pfund für den Quadratzoll getrieben und geht sehr rasch von statten, so dass der
                              									Inhalt eines Fasses von 250 Brls. in etwa 15 bis 20 Minuten imprägnirt ist.
                           Die Vacuumgährung ist in Schwackhöfer's Werk ebenfalls behandelt. In der Tafel 17 findet sich eine
                              									Abbildung der Vacuumsgähranlage der Phönix-Brauerei in
                              									Pittsburg. Das Bier wird in den Absetzbottichen bei 7 bis 7,5° mit Hefe (1 bis 1,5
                              									Pfund für 1 Brl.) angestellt und nach 30 bis 36 Stunden in die Vacuumständer
                              									abgelassen; es wird vacuirt und filtrirte Luft unten eingelassen. Wenn die
                              									Saccharometeranzeige auf 4,5 bis 5 Proc. gesunken, stellt man die Luft ab und
                              									comprimirt die sich jetzt entwickelnde Kohlensäure, welche dann nach dem Abkühlen
                              									dazu benutzt wird, das vergohrene Bier zu carbonisiren. Die ganze Procedur vom
                              									Einbrauen bis zum Ausstoss des fertigen Bieres dauert 20 bis 26 Tage.
                           In einer kritischen Uebersicht der seither erschienenen Arbeiten über, die Beziehungen des Sauerstoffs zur Hefe (Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 353) hält H. van Laer folgende Schlussfolgerungen für
                              									erwiesen:
                           Es gibt eine alkoholische Gährung mit und ohne Hefenneubildung.
                           A. Alkoholische Gährung mit Hefenneubildung:
                           1) Wenn eine Hefe in einer geeigneten zuckerhaltigen Flüssigkeit wächst, so ist ihre
                              									Gährkraft (d.h. das Verhältniss \frac{Z}{H} des zersetzten
                              									Zuckers zur gebildeten Hefe) um so höher, unter je vollkommeneren
                              									Lüftungsbedingungen die Hefe wächst.
                           2) Die Intensität der Zuckerzersetzung innerhalb einer bestimmten Zeit
                              									(Gährthätigkeit oder Gährungsenergie) ist grösser, wenn die Hefe mit reichlicher
                              									Luft in Berührung ist, als wenn sie unter Ausschluss der Luft lebt.
                           3) Unter sonst gleichen Bedingungen besitzt die bei Gegenwart von Luft gewachsene
                              									Hefe eine höhere Gährkraft als die unter Ausschluss des Luftsauerstoffs
                              									gebildete.
                           Schlussfolgerungen aus 1, 2 und 3: Wenn eine zuckerhaltige Flüssigkeit während der
                              									Gährung gelüftet wird, so verläuft diese rascher und vollkommener, und es bildet
                              									sich im Allgemeinen eine grössere Hefenmenge.
                           4) Die Hefenmenge, die sich in einer geeigneten Gährflüssigkeit bilden kann, kann
                              									auch unter den günstigsten Lüftungs-, Temperatur-, Aussaat- und
                              									Gährdauerverhältnissen ein bestimmtes Maximum nicht überschreiten.
                           B. Alkoholische Gährung ohne Hefenneubildung.
                           Wenn eine Hefe, die sich nicht mehr vermehren kann, sich in einer geeigneten
                              									Nährflüssigkeit befindet, wächst sowohl das Gährungsvermögen als auch die
                              									Gährthätigkeit der Zellen, wenn die Flüssigkeit während der Gährung gelüftet
                              									wird.
                           Folgende Probleme haben dagegen eine neue experimentelle Untersuchung nöthig:
                           1) Hängt bei der alkoholischen Gährung mit Hefenneubildung die Bildung des Alkohols
                              									mit der Zellenneubildung zusammen, oder ist sie das Werk der bereits gebildeten,
                              									sich nicht mehr vermehrenden Zellen?
                           2) Würde bei der alkoholischen Gährung mit und ohne Hefenneubildung Alkohol gebildet
                              									werden, wenn alle Hefenzellen während der Zuckerzersetzung dem Einfluss des
                              									atmosphärischen Sauerstoffs ausgesetzt wären?
                           3) Wie verhalten sich bei Gegenwart von Luft die Hefen, die unter normalen
                              									Existenzbedingungen die grösste Zellenvermehrung aufweisen?
                           4) Welches sind die Ursachen, die die Hefenneubildung in zuckerhaltigen Flüssigkeiten
                              									und besonders in Bierwürzen innerhalb gewisser Grenzen halten?
                           5) Können gewisse Hefenrassen in Bierwürze bei Gegenwart von Luft gleichzeitig mehr
                              									Alkohol und Hefe produciren als unter gewöhnlichen Bedingungen?
                           Ueber den Einfluss des Sauerstoffs auf die alkoholische
                                 										Gährung berichtet D. Iwanowsky in den Arbeiten des botanischen Laboratoriums der Akademie St.
                                 										Petersburg, 1893 Nr. 4 S. 28. Iwanowsky drückt
                              									die Gährungsenergie in Grammen Zucker aus, welche durch 1 g trockene Hefe in 24
                              									Stunden zersetzt werden. Der Sauerstoff ist ohne Einfluss auf die Gährungsenergie.
                              									Einige Versuche des Verfassers zeigen, dass die Anhäufung von Alkohol von
                              									bedeutendem Einfluss ist auf die Minderung der Energie. Werden aerobe und anaerobe
                              									Culturen in einem Strom von Nährlösung gehalten, so fällt die Gährungsenergie beider
                              									gleich aus. Das unzweideutige Gesammtergebniss ist, dass die Hefenzellen vollkommen
                              									daran angepasst sind, ihre Energie nicht durch Oxydation, sondern durch Spaltung des
                              									Zuckers zu gewinnen, dermaassen, dass ihre Gährungsenergie durch Sauerstoff gar
                              									nicht beeinflusst wird und dass sie durch keinen noch so reichlichen Luftzutritt
                              									dazu gebracht werden können, so wie aerobe Organismen zu athmen. Hier ist ein
                              									wesentlicher Unterschied zwischen der alkoholischen Gührung der Hefe und der
                              									intramolekularen Athmung der höheren Pflanzen gegeben.
                           H. H. Mann erhielt bei seinen Versuchen über dieWirkung gewisser
                                 										antiseptischer Stoffe auf die Hefe (Annales de
                                 										l'Institut Pasteur, 1894 S. 786) folgende Ergebnisse:
                           1) Bei gewissen Metallsalzen, die antiseptische Eigenschaften besitzen, wächst die
                              									zur Tödtung der Hefe nöthige Menge des Antisepticums mit der Menge der Hefe. Bei der
                              									Carbolsäure konnte eine ähnliche Wirkungsweise nicht beobachtet werden.
                           2) Die Kupfer-, Blei-, Eisen- und Quecksilbersalze verdanken ihre antiseptischen
                              									Eigenschaften einer Fixirung des Metalls durch die Hefe. Die Menge des fixirten
                              									Metalls ist nicht bei allen Salzen die gleiche und wechselt für jedes Metall mit der
                              									Einwirkungsdauer, der Concentration der Lösung und der Beschaffenheit der Hefe.
                           3) Diese Fixirung des Metalls ist, wenigstens theilweise, auf die Bildung eines
                              									unlöslichen Phosphats zurückzuführen. Gleichzeitig schlägt sich das Metall in
                              									dichter Anlagerung auf die Zellwandung nieder; ausserdem können auch noch gewisse
                              									organische Stoffe der Zellen gefällt werden.
                           Die Sterilisirung von Kellern, Tennen, Fässern u.s.w. mittels
                                 										Dämpfen von Formaldehyd, sowie das Verhalten von Formaldehyd gegen Hefen und
                                 										Bakterien bespricht W. Windisch in der Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 1531. Er weist auf
                              									die Untersuchungen Trillat's (Comptes rendus, 119 S. 563) hin und muntert die Brauer auf, sich die
                              									günstige Wirkung des gasförmigen Formaldehyds zu Nutzen zu machen. Es würde sich
                              									Formaldehyd, wenn man es durch Verbrennung des Methylalkohols in dem zu
                              									sterilisirenden Raum nach Bedarf herstellen kann, nicht zu theuer stellen. Da
                              									Formaldehyd die Bakterien rascher tödtet als die Hefe, so hat es Windisch im Laboratorium mit Erfolg dazu benutzt, um
                              									verunreinigte Hefen im Laboratorium von beigemischten Bakterien zu befreien.
                           Die Tröpfchencultur und die Bedeutung des Mikroskops in der
                                 										Brauerei ist der Titel einer Abhandlung von P.
                                 										Lindner (Wochenschrift für Brauerei, 1894 S.
                              									697), in welcher derselbe zunächst erwähnt, dass ihm keine Brauerei bekannt sei, wo
                              									neben der mikroskopischen Hefeuntersuchung consequent auch die Sporencultur benutzt
                              									wird. Die Sporencultur sei für den Praktiker unbequem; sie lässt ausserdem nicht die
                              									Bestimmung des quantitativen Verhältnisses der einzelnen Arten eines Gemisches zu.
                              										Lindner übergibt den Praktikern eine einfache
                              									Methode, welche die sichere Unterscheidung von wilder Hefe und Culturhefe mit Hilfe
                              									des Mikroskops ohne weitere complicirte Apparate ermöglicht: es ist die Tröpfchenmethode. Sie ist der Lindner'schen Tropfencultur (1894 293 305) nachgebildet und kann als Tropfencultur en
                              									miniature bezeichnet werden. Sie eignet sich ohne weiteres zur Untersuchung der
                              									gährenden Würze oder des Bieres, bei Untersuchungen von Betriebshefen ist aber ein
                              									Vermischen der letzteren mit Würze erforderlich. Mit geputzten und sterilisirten
                              									Federn, die man in das betreffende Bier taucht, werden kleine Tröpfchen in Form von
                              									Strichen auf sterile Deckgläschen gemacht; die Deckgläschen befestigt man sodann mit
                              									Hilfe von Vaselin auf hohlgeschliffenen Objectträgern. Es ist darauf zu achten, dass
                              									die Tröpfchen nicht austrocknen. Die Zellen vermehren sich in den Tröpfchen ohne
                              									durch einander gemischt zu werden; dabei ordnen sie sich in der Fläche an, so dass
                              									mit dem Mikroskop fast jede Zelle kenntlich bleibt. Charakteristisch ist nun, dass
                              									die Culturhefenzellen Flecken bilden, die auffällig von denen der wilden Hefe
                              									sich unterscheiden. Die Unterschiede treten am schärfsten sogar bei ganz schwachen
                              									Vergrösserungen (etwa 100fach) hervor. Das Gesammtbild aller Zellen bedingt den
                              									specifischen Charakter der Flecke. Wo in einem kleinen Tröpfchen sich keine
                              									Organismen entwickeln, hat man steriles Bier vor sich.
                           Zwei neue Hefenarten aus Danziger Jopenbier, Saccharomyces
                                 										farinosus und Saccharomyces Bailii, beschreibt
                              										P. Lindner in der Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 153. Zur Herstellung des Jopenbieres
                              									wird die Würze so stark eingedickt, bis sie 53 bis 54 Proc. am Saccharometer zeigt,
                              									dann auf dem Kühlschiff 24 Stunden lang gehalten und darauf mit einer Temperatur von
                              									8 bis 12° R. gefasst. Die Brauperiode für dieses Bier dauert von November bis März.
                              									Die Selbstgährung beginnt gewöhnlich Anfang Juni und ist in ungefähr 6 Wochen
                              									beendet. Das Bier ist Mitte September versandtfähig, nachdem es noch durch
                              									Filtration von Hefe und Geläger befreit worden. Ueber dem Biere befindet sich nach
                              									beendeter Gährung eine schwarzbraune Decke. P. Lindner
                              									fand in einer mit sterilem Wasser verdünnten Probe, abgesehen von Pilzhyphen und den
                              									Sporen von Penicillium, dünne Zellen einer fremdartigen Hefe, aber auch solche von
                              									dem Aussehen der Torula und der gewöhnlichen Hefe, daneben dünne Stäbchenbakterien.
                              									Mittels Weissbierwürzegelatine wurden zwei Hefearten isolirt, die wegen ihrer
                              									Fähigkeit, in hochprocentiger Würze vegetiren zu können, besonderes Interesse
                              									verdienen. Die eine nennt Lindner Saccharomyces
                                 										farinosus wegen des puder- bezieh. mehlartigen Aussehens der Decke, welche
                              									sie auf der Würze oder festem Nährboden entwickelt. Eine Decke bildet sich auf der
                              									Würze sehr rasch; in den Zellen derselben stellt sich schon nach Verlauf einiger
                              									Tage eine überaus reiche Sporenbildung ein; allerdings verliert die Hefe durch
                              									andauernde Cultur auf Gelatine das Vermögen, Sporen zu bilden. Besonders hübsch ist
                              									das Aussehen der Riesenculturen dieser Hefenart; auf den flachen Randpartien der
                              									Colonie erscheint die Oberfläche meist wie mit kleinen, runden Schüppchen bedeckt.
                              									Im mikroskopischen Bild der Hefenzellen selbst fällt vor allem die schmächtige Form
                              									auf. In Culturen im hängenden Würzetröpfchen beobachtete Lindner öfter, dass an einzelnen Stellen sich Lufthyphen bildeten. Die
                              									Hefe gehört zu den Kahmhefen und verursacht in Würze keine Gährung. Die zweite aus
                              									Jopenbier isolirte Art nennt Lindner zu Ehren des
                              									Danziger Forschers Bail Saccharomyces Bailii. Sie
                              									bildet grosse, kräftige, ziemlich derbwandige Zellen von etwas langgestreckter Form.
                              									In Würze ruft sie nur spärliche Gährungserscheinungen hervor, da sie nur Dextrose
                              									und Rohrzucker vergähren kann. Hautbildung tritt langsam ein. Auf Würzegelatine
                              									wächst die Hefe langsam, die Colonie ist glänzend und grauweiss. In alten
                              									Impfstrichculturen finden sich amöbenförmige, zum Theil sporenhaltige Zellen.
                              									Charakteristisch für die Hefe ist auch die reichliche Bildung von Glykogen.
                           Die sogen. hoch und niedrig vergährenden Hefen der
                                 										Praxis behalten, wie Windisch an mehreren
                              									Beispielen in der Wochenschrift für Brauerei, 1894 S.
                              									1565, erläutert, ihre Charaktereigenschaften durchaus nicht immer bei, wenn sie in
                              									andere Brauereien versetzt werden. Der Vergährungsgrad ist da Schwankungen
                              									unterworfen, die sich nicht etwa mit einem verschiedenen Zuckergehalt allein
                              									erklären lassen. Die Eigenthümlichkeit, Bruch zu bilden oder nicht, welche ja auch
                              									mit dem Vergährungsgrad zusammenhängt, ist nicht eine Charaktereigenthümlichkeit der
                              									Hefe, denn sonst müsste eine bruchbildende Hefe stets Bruch bilden und eine nicht
                              									bruchbildende stets lehmige Gährungen liefern. Es spielen hier offenbar Körper und
                              									Verhältnisse eine Rolle, die der chemischen Untersuchung bisher entgangen sind.
                           Die Resultate von 99 Gährversuchen in tabellarischer
                                 										Darstellung mit dazu gehörigen Erläuterungen (Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 381) geben P.
                                 										Lindner zu der Aeusserung Veranlassung, dass nur mit Vorsicht allgemeine
                              									Regeln über das Verhalten der Hefen aufgestellt werden dürfen. Jede Hefenrasse
                              									müsste eigentlich für sich studirt werden und je nach den Resultaten solcher
                              									Einzeluntersuchungen wären dann die Hefen in Gruppen zu ordnen und für diese Gruppen
                              									Regeln aufzustellen. Zu den Versuchen wurden ober- und untergährige Hefen verwendet,
                              									Hefen aus Brauereien, Brennereien und Presshefefabriken. Anstellmenge,
                              									Gährtemperatur, das Bild der Gährung selbst, die Oberflächengestaltung der neu
                              									gebildeten Hefe, der Vergährungsgrad, die staubige oder flockige Beschaffenheit der
                              									geernteten Hefe, die Menge des während der Gährung entzogenen Stickstoffs, die
                              									Säuremenge u.s.w. wurden beobachtet. Die obergährigen Hefen standen in der
                              									Hefenerzeugung obenan; die nicht zu den Culturhefen gehörigen Rassen gaben im
                              									Allgemeinen die geringsten Hefenernten; die untergährigen Hefen vertheilten sich
                              									ziemlich gleichmässig in der nach Hefenausbeute geordneten Reihe. Die untergährigen
                              									Hefen zeichneten sich aus durch compacten Bodensatz, schnellere Klärung und Krausen
                              									mit wenig Hefengehalt. Die wilden Hefen gaben dünne Bodensätze, schlechte Klärung,
                              									schwächere Krausen. Wellig geformte Bodensätze, heftige Krausen waren der
                              									obergährigen Hefe eigen; die Klärung erfolgte langsamer als bei der untergährigen
                              									Hefe.
                           Die Bedeutung des Rohr Zuckergehaltes für den
                                 										Vergährungsgrad erläutert Prior (Bayerisches Brauerjournal, 1894 Nr. 5). Die
                              									Untersuchung von 13 Malzen ergab, dass der Gehalt des Würzeextractes an Rohrzucker
                              									zwischen 5,59 und 8,69 Proc. schwankte. Zwei der untersuchten Malze gaben
                              									reducirenden Zucker im Extract 64,97 bezieh. 64,27 Proc. Von den beiden Malzen
                              									sollte man daher annehmen, dass ihre Würzen den gleichen Vergährungsgrad ergeben
                              									würden. Das war nicht der Fall. Das eine Malz, welches zwar ganz den Charakter eines
                              									guten bayerischen Malzes hatte, besass 2 Proc. Rohrzucker und lieferte deshalb einen
                              									zu hohen Vergährungsgrad. Die Bestimmung des Rohrzuckers im Malz ist daher wichtig.
                              									Es gibt jedoch die Methode von Jais nicht ganz richtige
                              									Resultate, da, wie schon Ehrich (Der Bierbrauer, 1894 Nr. 4 und 5) hervorhebt, in
                              									Malzauszügen eine Substanz enthalten ist, die nicht Rohrzucker ist und doch nach dem
                              									Behandeln mit Säure reducirend wirkt. Prior meint, dass
                              									diese Substanz wohl zu den Hefenährstoffen gehört und sich vielleicht unter den
                              									Stickstoffsubstanzen der Würze befindet.
                           E. Fischer und Thierfelder
                              									schreiben in den Berichten der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, XXVII S. 2985, über den Einfluss der
                                 										Configuration auf die Wirkung der Enzyme. Es ist ihnen gelungen, für zwei
                              									glukosidspaltende Enzyme, das Invertin und das Emulsin, nachzuweisen, dass dieselben
                              									nur in diejenigen Glukoside (zu denen man auch Polysaccharide als die Glukoside der
                              									Zucker selbst rechnen kann) eingreifen, mit denen sie eine verwandte
                              									Configuration besitzen. Eine frisch bereitete Lösung von Invertin (Fischer lässt dabei allerdings unentschieden, ob
                              									demselben nicht ein glukaseähnliches Ferment beigemengt ist) spaltet nicht nur
                              									Rohrzucker leicht, sondern im Gegensatz zu der bisherigen Annahme auch Maltose, was
                              									allerdings mit dem käuflichen Invertin nicht gelingt. Diese Beobachtung scheint
                              									dafür zu sprechen, dass die Maltose nicht, wie man bisher annahm, von der Hefe
                              									direct vergohren wird, sondern zunächst ähnlich dem Rohrzucker in Hexose verwandelt
                              									wird.
                           Zwischen Saccharomyces cerevisiae, Typus Frohberg und Typus Saaz, konnte kein
                              									Unterschied im Spaltungsvermögen nachgewiesen werden, dagegen darf man erwarten,
                              									dass die Saccharomyceten, welche Maltose nicht vergähren, wie Saccharomyces exiguus,
                              									Saccharomyces Ludwigii, auch kein glukosidspaltendes Enzym bereiten; für
                              									Milchzuckerhefe ist dies jetzt schon erwiesen. Der Wirkungsunterschied zwischen
                              									Invertin und Emulsin ergibt sich in folgenden Hauptpunkten: α-Methylglukosid wird durch Invertinlösung zur Hälfte in Traubenzucker
                              									verwandelt, β-Methylglukosid dagegen nicht. Umgekehrt
                              									spaltet Emulsin α-Methylglukosid nicht, dagegen wohl
                              										β-Methylglukosid. Invertin invertirt Maltose und
                              									Rohrzucker, aber nicht den Milchzucker; Emulsin dagegen lässt Maltose und Rohrzucker
                              									unverändert und spaltet den Milchzucker. Es muss Enzym und Glukosid wie Schloss und
                              									Schlüssel zu einander passen, um eine chemische Wirkung auf einander ausüben zu
                              									können.
                           Im Anschluss an Fischer's Arbeit schreibt C. J. Lintner in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1894 S. 414, dass seine schon
                              									früher über die Invertirung von Maltose und Isomaltose durch
                                 										Hefe angestellten Versuche ergaben:
                           1) dass bei Anwendung von Hefepulver direct die intensivste Glykosebildung
                              									stattfand,
                           2) dass ein wässeriger Auszug schwach und
                           3) der Invertinniederschlag am schwächsten wirkte,
                           4) dass Isomaltose leichter angegriffen zu werden scheint als Maltose.
                           Lintner ist der Ansicht, dass das Maltose und Isomaltose
                              									hydrolisirende Ferment nicht identisch ist mit dem Invertin. Es scheint aus den
                              									Versuchen hervorzugehen, dass dasselbe schwerer löslich ist als Invertin. Es
                              									erscheint wahrscheinlich, dass es der Glykase nahe steht.
                           Wie die von Hiepe in der Country
                                 										Brewer's Gazette, Nr. 434 (Referat in der Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 87), veröffentlichten Versuche
                              									darthun, kann man behaupten: Die Isomaltose ist durch Hefe
                                 										Saaz praktisch unvergährbar. Es folgt dies aus Gährversuchen, die mit
                              									Gemischen von Isomaltose mit anderen Zuckerarten angestellt wurden. Wurde eine
                              									10procentige Isomaltoselösung (Wochenschrift für
                                 										Brauerei, 1894 S. 3) unter Zusatz von Hefewasser geprüft, so zeigte sich
                              									aber, dass Hefe Saaz 24 Proc. der Isomaltose vergohr, Hefe Frohberg 57,1 Proc.,
                              									Saccharomyces cerevisiae (obergährig) 50 Proc., Saccharomyces apiculatus 0 Proc. Um
                              									dieses eigenthümliche Verhalten der Hefen gegen Isomaltose zu erklären, kann man
                              									entweder annehmen, dass die Fermente der verschiedenen Hefenrassen verschieden und
                              									die Isomaltose in verschiedene Verzuckerungsproducte überzuführen im Stande sind
                              									(siehe Studien über die Isomaltose und die
                              									„Amyloïne“, Referat von W., Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 28), oder, dass die Isomaltose doch
                              									kein einheitlicher Körper ist. Die Amyloïne des Handels, welche nach einem Brown, Moritz und Morris
                              									patentirten Verfahren im Grossen hergestellt werden, bestehen nach Hiepe's Untersuchungen aus Gemischen von Dextrose,
                              									Maltose, Isomaltose, Dextrin und anderen Substanzen.
                           Der Sammelbegriff Saccharomyces cerevisiae umfasst nach
                              										A. Bau (Wochenschrift für
                                 										Brauerei, 1894 S. 1366) vier Arten:
                           
                              
                                 1)
                                 Saccharomyces
                                 cerevisiae,
                                 Typus Frohberg, ober-gährig (OF),
                                 
                              
                                 2)
                                 „
                                 „
                                 Typus Saaz, obergährig(OS),
                                 
                              
                                 3)
                                 „
                                 „
                                 Typus Frohberg, unter-gährig (UF),
                                 
                              
                                 4)
                                 „
                                 „
                                 Typus Saaz, untergährig(US).
                                 
                              
                           Der Eintheilung liegt das physiologische Verhalten der Hefen gegen Zuckerarten
                              									bezieh. andere Kohlenhydrate zu Grunde. Man hat dabei zwischen Gährwirkung und
                              									Wachsthum der Hefen in Bezug auf Kohlenhydrate scharf zu unterscheiden. Nach den
                              									Untersuchungen von Bokorny z.B. dienen Dextrine der
                              									Hefe Saccharomyces cerevisiae sehr wohl zur Ernährung, doch können dieselben nicht
                              									vergohren werden, wie andere unzweifelhafte Versuche erweisen. Die physiologische
                              									Eigenschaft der Gährwirkung ist eine unveränderliche und kann als Artmerkmal
                              									Verwendung finden. So besitzen die Hefen OS und OF unter den verschiedensten Bedingungen die
                              									Eigenthümlichkeit, Melibiose nicht zu vergähren, die Melitriose aber in Fructose
                              									(vergährbar) und Melibiose zu zerlegen (siehe auch die Arbeit von Bau über das Verhalten von Oberhefe gegenüber der Isomaltose
                                 										und Raffinose, Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 113). Die Hefen US und UF dagegen
                              									vergähren Melitriose und Melibiose vollständig. Bei der wiederholten Prüfung des
                              									Verhaltens der Hefen US und UF gegenüber Isomaltose fand Bau in der
                              									Mehrzahl der Fälle, dass Isomaltose mit S zum grössten
                              									Theil, mit F dagegen bis auf geringe Spuren von Dextrin
                              									stets vollständig vergohr; nur einmal erhielt er aus Gerstenmalzstärke ein Product,
                              									welches durch S unvergährbar war, durch F vergohren wurde. Bau
                              									nennt die beiden Modificationen der Isomaltose α-Isomaltose und β-Isomaltose; die erstere ist
                              									durch US und OS
                              									vergährbar, die letztere unvergährbar; beide Isomaltosen werden aber durch OF und UF vollständig
                              									vergohren. Sie sind sich in chemischer Beziehung sehr ähnlich und bilden nur ein
                              									Osazon, das Isomaltosazon. Die Frage, ob es einen zwischen US und UF stehenden Rassentypus als
                              									Mittelglied gibt, wie es von van Laer angenommen wird,
                              									lässt A. Bau noch offen.
                           Im 6. Heft der Mittheilungen der österreichischen
                                 										Versuchsstation für Brauerei und Mälzerei in Wien berichtet H. Wichmann über neuere
                                 										Hefenreinzuchtapparate. Um dem Princip des continuirlichen Betriebes zu
                              									genügen, kann man ein besonderes Hefegefäss benutzen, welches zugleich als
                              									Anstellapparat dienen kann. Einen solchen, den Wiener
                                 										Anstellapparat, beschreibt Wichmann näher.
                              									Derselbe ist im Wesentlichen nach demselben Princip gebaut wie ein Gährcylinder Hansen's, hat jedoch kleinere Dimensionen und dient nur
                              									zur Aufnahme von 25 l Würze, die man mit Hilfe eines Pasteur-Kolbens, der 2 l
                              									gährende Würze enthält, anstellen kann. Der Apparat kann entweder in Verbindung
                              									mit einem Hansen-Kühle'schen Cylinder oder in
                              									Verbindung mit einem kleinen Anstellbottich von 2 hl Inhalt benutzt werden. Es
                              									bezweckt der Apparat in erster Linie die Umgehung der sogen. Carlsberg-Kolben. Durch
                              									ihn werden viele Impfungen (es sind deren mindestens 17) umgangen, welche nach dem
                              									alten Verfahren nothwendig sind, um die nöthige Menge zum Anstellen eines
                              									Reinzuchtapparates zu erlangen. Es wird demnach an Material und Zeit gespart und die
                              									Infectionsgefahr, welche bei jedesmaligem Oeffnen eines Pasteur-Kolbens vorhanden
                              									ist, auf ⅛ reducirt. Ausserdem mag erwähnt werden, dass bei Einführung von
                              									verschiedenen Hefesätzen der Gebrauch von zwei Anstellapparaten eine wesentliche
                              									Zeitersparniss bedingt. Die ersten Gährungen werden bei verhältnissmässig hohen
                              									Temperaturen, nämlich bei 22 bis 25° C, geführt. Im grossen Gährcylinder hält man in
                              									Wien die ersten Stunden eine Anstelltemperatur von 20° C. ein, kühlt aber dann auf
                              									18° C., den zweiten Tag auf 15 bis 16° C. herab und sucht während des folgenden
                              									Gährverlaufs 15° C. zu halten. Die ersten drei Tage lüftet man auch entsprechend, am
                              									vierten unterbricht man die Lüftung ganz, damit sich die Hefe absetzen kann. In
                              									derselben Abhandlung findet sich das Project einer grossen Hefenreinzuchtanlage für
                              									die an der Wiener Station zu errichtende Versuchsbrauerei. Der Sterilisator, der
                              									auch zum Vermehren der Hefe dienen soll, fasst 15 hl; mit diesem steht ein
                              									gewöhnlicher Gährcylinder von 2 hl Inhalt in Verbindung. Man gewinnt durch
                              									Vermehrung der Hefe im grossen Cylinder so viel Zeug, um damit auf einmal zwei
                              									Bottiche von 24 bis 30 hl anstellen zu können.
                           Van Laer veröffentlicht in den Transactions of the Institute of Brewing, VII S. 55 (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1894 S. 182),
                              										Beobachtungen über Nachgährungen überhaupt und über zu
                                 										starke Nachgährungen („frets“) im Besonderen. Bei manchen
                              									obergährigen Bieren, welche beim Fassen noch zu wenig vergohren sind, tritt allzu
                              									rasch Nachgährung ein. Es bilden sich im Gegensatz zu den Formen der Hauptgährung
                              									Zellen, welche elliptische und verlängerte Form haben und sich in der Regel nicht
                              									zusammenballen. Die fehlerhafte Nachgährung ist nicht immer stürmisch, sie geht
                              									bisweilen langsam vor sich und die Krankheit (fret genannt) beschränkt sich auf eine
                              									Trübung durch wilde Hefe. Um secundäre Hefen aus gewöhnlicher Hefe zu züchten,
                              									befreit van Laer solche Producte der Stürkeumwandelung,
                              									welche vergohren worden waren, nach Zusatz einer geringen Menge Maltose vom Alkohol,
                              									versetzt sie nach dem Abkühlen mit gewöhnlicher Hefe und lässt dann mehrere Wochen
                              									im Brüteofen stehen. Der hierauf gebildete Bodensatz wird zur weiteren Cultur in
                              									Würzegelatine verwendet. Auch auf einem anderen Wege erhielt er secundäre Hefen. Er
                              									stellte gewöhnliche Hefe auf sterilisirtem Filtrirpapier in den Exsiccator und gab
                              									sie dann in ein Bier, welches über 1 Jahr alt und nach Zusatz von etwas Maltose
                              									pasteurisirt worden war. In der trockenen Atmosphäre vermehren sich die secundären
                              									Formen rascher als der Saccharomyces cerevisiae, und in einer für den letzteren
                              									schlechten Nährlösung werden jene Formen schneller zur Vegetation gebracht. Mittels
                              									der beiden Methoden erhielt van Laer ausser
                              									Saccharomyces cerevisiae, Mycoderma- und Torulaarten ohne starke Gährkraft ungefähr
                              									zehn Culturen, welche in ihren physiologischen Eigenschaften grosse Unterschiede zeigten. Zu ihrer
                              									Charakterisirung zieht er die Beschaffenheit des Bodensatzes heran (käsige oder
                              									pulverige Hefen; erstere geben Bruch, letztere bestehen aus isolirten Zellen),
                              									ferner die Höhe des Vergährungsgrades und drittens die Fermentkraft oder
                              									Gährungsenergie, d.h. die relative Schnelligkeit der Vergährung der Kohlenhydrate in
                              									der nämlichen Flüssigkeit bei möglichst gleicher Zahl und gleichem Zustand der
                              									Hefen, bei gleicher Temperatur und Lüftung.
                           Aus englischen Oberhefen züchtete van Laer folgende
                              									Kassen: E1, E2 und E3 (Saccharomyces
                              									cerevisiae); E4 und E5 (Saccharomyces
                              									pastorianus); E6
                              									(Saccharomyces ellipsoideus); E7 bis E10 (Saccharomyces pastorianus). Die aus belgischer
                              									Oberhefe isolirten Arten bezeichnete er mit B1 und B2 (Saccharomyces cerevisiae), B3 und B4 (Saccharomyces
                              									ellipsoideus), B5 und
                              										B6 (Saccharomyces
                              									pastorianus).
                           Während Saccharomyces cerevisiae in der ganzen Gährzeit unverändert bleibt, haben
                              									Saccharomyces ellipsoideus und pastorianus die Neigung, wenn man sie wiederholt
                              									züchtet und dabei das Altwerden der Culturen vermeidet, immer mehr die elliptische
                              									und sogar die runde Form anzunehmen. Besonders auffallend war diese Veränderlichkeit
                              									bei E7. Van Laer stellte mit seinen Hefen Versuche an, welche
                              									über das Wesen der Nachgährung Aufschluss geben sollten. Bei einer Versuchsreihe
                              									wurden fünf Proben steriler Würze mit Hefe E1 in ganz gleicher Weise angestellt. Vier von diesen
                              									Proben erhielten aber ausserdem eine Spur von einer der Hefen E4, E5, E7 und E8. Die bei 20° C.
                              									vergohrenen Biere wurden in hermetisch verschliessbare Flaschen übergeführt und dazu
                              									trockener Hopfen mit eigener diastatischer Kraft, je 1 g auf 360 cc Bier, gegeben.
                              									Die Versuche ergaben:
                           1) Dass stets unter den angeführten Verhältnissen nach einer längeren oder kürzeren
                              									Zeit Nachgährung eintrat und zwar unabhängig von der Zahl und der Art der
                              									zugesetzten Hefenzellen.
                           2) Wenn man die Haupthefe mit einer nur ganz geringen Menge anderer Hefe mischt,
                              									welche im Geläger eines ganz vergohrenen Bieres enthalten sind, so erscheinen die
                              									letzteren immer schneller und mit grösserer Intensität, als wenn das Bier mit der
                              									Haupthefe allein vergohren wird.
                           3) Die Stärke der Nachgährung hängt von den Arten der Hefen ab, welche mit der
                              									Haupthefe gemengt sind. Einige secundäre Hefen, wie z.B. E7 und E8, verursachen eine
                              									sehr heftige Nachgährung, wobei sehr lichte Zellen entstehen, die lange im Biere
                              									schwebend bleiben, während andere, wie E5 und E6, eine mehr massige Nachgährung veranlassen, wobei
                              									die Hefenzellen nur schwer in die Höhe steigen.
                           Wenn in den Bodensätzen der Biere, welche die Nachgährung durchgemacht haben, die
                              									gestreckten Zellen vorherrschen, so kann das auf zweierlei Weise erklärt werden:
                              									entweder ist das Bier, welches durch die Hauptgährung von den stickstoffhaltigen
                              									Verbindungen, die assimilirt wurden, befreit worden ist, nach Zusatz von Maltose für
                              									die secundären Arten in Folge von deren Polymorphismus eine bessere Nährlösung, oder
                              									die Anzahl der erzeugten Zellen L ist im Verhältniss
                              									zur Menge des zersetzten Extractes E bei den secundären
                              									Arten grösser als bei Saccharomyces cerevisiae. Das Verhältniss L : E nennt van Laer den Reproductionscoëfficienten. Wie in Bezug auf die normale Hauptgährung mit
                              									gemischten Rassen die Kenntniss des Reproductionscoëfficienten, so ist unter
                              									den Verhältnissen der Nachgährung das Studium des
                              									Kohlensäureentwickelungscoëfficienten (CO2 : E) von grosser
                              									Wichtigkeit.
                           Bei Besprechung einer zweiten Versuchsreihe, bei welcher kein Hopfen dem Bier während
                              									des Fassens zugegeben wurde, erörtert van Laer zunächst
                              									allerlei Umstände, welche bei der Herstellung gemischter Reinhefen zu
                              									Betriebszwecken zu berücksichtigen sind. Einzelne Hefen, wie E8, entwickeln einen ganz bestimmten
                              									eigenartigen Geruch und Geschmack, andere Rassen besitzen auf die Ausscheidung der
                              									Hefe Einfluss; so liefert beispielsweise ein Gemenge von B1 und wenig B4 viel mehr Oberhefe, als B1 allein. Biere aus
                              									käsigen Hefen, z.B. B1, lassen sich leicht klären und schönen,
                              									gehen jedoch in Folge ihres specifischen Gewichtes schwerer nach oben, während
                              									pulverige Hefen, z.B. B4, schwer aus dem Bier entfernt werden können, aber reichliche Ernten an
                              									Oberhefe liefern. Gewisse Hefen bringen den Gerbstoff der Würzen vollständig zum
                              									Verschwinden, während andere ihn überhaupt nicht alteriren. Dann stellt van Laer folgende Sätze auf:
                           1) Gewisse Hefen, wie B3
                              									(nach seiner Bezeichnungsweise zum Typus Saaz-Frohberg gehörig), vergähren Maltose
                              									rasch, aber nur langsam jene Kohlenhydrate, welche die Hefen des Frohberg-Typus
                              									leicht zerlegen. Nach der Hauptgährung ist das Bier nur wenig vergohren, die
                              									Nachgährung verläuft zu heftig.
                           2) Jede Hefe, die aus einer oder mehreren Rassen ähnlicher Hefen und aus kleinen
                              									Mengen einer höher vergährenden Hefe besteht, ist im Stande, die Nachgährung
                              									hervorzurufen (z.B. Gemisch von E2 und E5, E2 und E8, E1 und E10, B1 und B5). Ist die zugesetzte Menge der secundären Hefen
                              									gross (25 Proc.), so wird schon in der Hauptgährung die Grenzattenuation des
                              									niedrigsten Typus erreicht, weshalb eine Nachgährung nicht mehr eintritt. Der
                              									Grenzvergährungsgrad, den ein Hefengemisch hervorbringt, entspricht dem
                              									Vergährungsgrad der am höchsten vergährenden Hefe.
                           3) Die Gegenwart von Hefenarten mit schwacher Gährkraft neben einer anderen oder
                              									neben mehreren Hefen verursacht eine jenen Arten entsprechende Verzögerung der
                              									Vergährung. Man verhindert durch solche Gemische, dass das Bier in der Hauptgährung
                              									den der Haupthefe entsprechenden Vergährungsgrad erreicht. Die Nachgährung verläuft
                              									also in diesem Fall auf Kosten des Unterschiedes zwischen dem Vergährungsgrad beim
                              									Fassen und dem der Anstellhefe eigenthümlichen Endvergährungsgrad (Versuche mit B1 und B3).
                           Bezüglich der Immunität gegen wilde Hefen von Bieren, die mit bestimmten
                              									symbiotischen Mischungen von Saccharomycesarten hergestellt sind, erwähnt van Laer eine in der Praxis gemachte Beobachtung: In
                              									einer Brauerei wurden neben einander zwei Bottiche angestellt, der eine mit einer
                              									einheitlichen Reinzucht, der zweite mit einer Mischhefe, aus der die einheitliche
                              									Reinzucht entnommen war. Die Luft des Gährkellers enthielt sehr viele wilde Hefen.
                              									Nach dem Fassen verhielt sich das Bier der gewöhnlichen Mischhefe ganz normal,
                              									während die Biere aus der absoluten Reinzucht zunächst 14 Tage ganz todt blieben,
                              									dann aber plötzlich in eine ausserordentlich starke Nachgährung geriethen und dabei
                              									eine grosse Menge von Hefenzellen producirten, die sich von dem Saccharomyces
                              									cerevisiae der Anstellhefe unterschied. Es müssen in der gewöhnlichen Hefe Rassen gewesen sein,
                              									die bereits in der Hauptgährung einen Theil der Arbeit verrichteten, die den wilden
                              									Hefen während der Nachgährung oblag. Es ist der Schluss nahe gelegt, dass in
                              									gewissen Mischhefen Saccharomycesarten enthalten sind, welche die Wirkung der wilden
                              									Hefen abschwächen. Nach des Verfassers Ansicht kann eine Reinhefe, die nur aus einer
                              									einzigen Zelle stammt, nicht ungestraft in einer so leicht veränderlichen
                              									Flüssigkeit arbeiten unter den augenblicklich herrschenden, wenig aseptischen
                              									Bedingungen, unter denen der Kühl-, Gährungs- und Aufbewahrungsprocess gehandhabt
                              									wird.
                           Wie gewisse Biere gegen die Wirkungen wilder Hefen unempfänglich sind, so können
                              									manche derselben eine Immunität besitzen, welche sie gegen Bakterien schützt.
                           In einer Arbeit über die Verwendung der Reinhefe zur
                                 										Obergährung wenden sich Alex. K. Miller und
                              										C. F. Hyde (Zeitschrift für
                                 										das gesammte Brauwesen, 1894 S. 217) gegen van
                                 										Laer und gegen die Ansicht, es müssen, um eine normale Nachgährung zu
                              									erhalten, wilde Hefen anwesend sein. Sie geben zu, dass es eine Anzahl von Hefen
                              									gibt, durch welche keine befriedigende Fass- und Nachgährung bewirkt wird, weisen
                              									aber für eine von ihnen mit C bezeichnete Hefe nach,
                              									dass sie Nachgährung allein bewirkt. Ein mit dieser Hefe erzeugtes Bier wurde der
                              									Forcirung unterworfen. Die Nachgährung schritt rasch fort und wurde beständig
                              									beobachtet. Das Bier enthielt anfangs gesunde, runde Zellen, die erst nach
                              									beendigter Nachgährung körnig und geschrumpft wurden. Erst nach dieser Periode
                              									wurden einzelne wilde Hefen beobachtet.
                           Die von den Verfassern nach 2jähriger Anwendung reiner Hefe gemachten Beobachtungen
                              									rechtfertigen nach ihnen folgende Schlüsse:
                           1) Die Stellung, welche van Laer bezüglich der Reinzucht
                              									einer einzigen Art von Hefe eingenommen hat, ist nicht haltbar. Einige seiner
                              									Beweise richten sich ebenso gegen die zusammengesetzte Reinzucht, wie gegen die
                              									einfache, während andere durch die thatsächlichen Erfolge nicht unterstützt
                              									werden.
                           2) Es gibt reine Hefen von nur einer Pilzart, welche sowohl die Haupt- wie die
                              									Nachgährung bewirken. Das mit ihnen erzeugte Bier hat bessere Eigenschaften und ist
                              									gleichmässiger als dasjenige, welches mittels zusammengesetzter Reinzucht bereitet
                              									worden ist.
                           3) Es ist zur Erzielung einer befriedigenden Nachgährung nicht nöthig, ein
                              									diastatisches Agens (Hopfen) beim Fassen zuzusetzen.
                           Auch Alfred Jörgensen greift in einer Abhandlung – Hansen's System der Hefenreinzucht in der englischen
                                 										Obergährung betitelt – van Laer an (Transactions of the Institute of Brewing, VII S. 227,
                              									durch Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1894 S.
                              									249). Er hat sich eine Originalhefenmischung verschafft, so wie dieselbe von Burton aus versendet wird. Die Mischung bestand aus
                              									zwei Hefen A und B. Wurde
                              									das Hefengemisch übergeimpft in Obergährungswürze, so erwies sich A als die kräftigere; sie unterdrückte die Hefe B mehr oder weniger schon im Verlauf einer einzigen
                              									Gährung. Es ergibt sich hieraus, dass die nach van Laer
                              									bereitete Mischung von Hefenarten nicht im Stande ist, das numerische Verhältniss
                              									unverändert zu erhalten. Wurden die Biere nach der Hauptgährung in sterile Flaschen
                              									übergefüllt, so erfolgte regelmässige Nachgährung, welche aber von der Hefe A bewirkt wurde, während von B keine Spur gefunden ward. Nach van Laer hätte gerade B,
                              									die Hefe des niedrigeren Typus, die Nachgährungen verursachen sollen. Das Resultat
                              									seiner Untersuchungen fasst Jörgensen kurz zusammen:
                              									Wie sich Hansen's System in seiner Einfachheit
                              									innerhalb 10 Jahren in allen Zweigen der Gährungsindustrie des Festlandes Eingang
                              									verschafft und überall glänzende Ergebnisse geliefert hat, ebenso hat es sich, wie
                              									nun festgestellt ist, für englische Brauereien als nützlich erwiesen, indem mit
                              									demselben ein gleichmässigeres und vollkommeneres Product, als früher erhalten
                              									worden ist, und es ist sowohl wissenschaftlich, als auch durch die Praxis bewiesen,
                              									dass mit Hefen, die aus einer einzigen Hefenrasse reingezüchtet wurden, diese
                              									Resultate erzielt worden sind. Demnach ist nicht der mindeste Grund vorhanden, das
                              									System verwickelter zu gestalten, und zwar um so weniger, als eine sorgfältige
                              									Untersuchung ergeben hat, dass die zusammengesetzte Hefe von Dr. van Laer, welche die Burton
                                 										Company in den Handel bringt, die Unveränderlichkeit des Verhältnisses
                              									zwischen den Arten, welche alle hervorragenden englischen Brauereitechniker als
                              									Hauptbedingung ihrer Anwendung fordern, nicht zu bewahren vermag.
                           Die braungefärbten Ausscheidungen (Hopfenharzausscheidungen),
                                 										welche der Bierhefe beigemengt sind, deren Bau im normalen und abnormalen
                                 										Zustand, sowie deren Beschaffenheit schildert H.
                                 										Will in der Zeitschrift für das gesammte
                                 										Brauwesen, 1894 S. 315; sie bestehen im Wesentlichen aus eiweissartiger
                              									Substanz. Ihre Structur tritt häufig besser bei der Quellung mit sehr verdünnter
                              									Essigsäure und Nachfärben mit Anilinfarben hervor. Die braunen Ausscheidungen
                              									bestehen bei normaler Hefe aus klümpchenförmigen Anhäufungen, welche wie marmorirt
                              									erscheinen, indem unregelmässig gestaltete hellere gelbbraune Partien von dunkleren
                              									unregelmässig breiten Linien umgrenzt werden. Die helleren Partien selbst zeigen
                              									vielfach gewundene Linien und Streifungen, hervorgerufen durch Faltungen der
                              									Substanz; hier und da sind in der Mitte der helleren Partien oder dem grösseren
                              									Durchmesser derselben folgend regelmässigere, scharf umschriebene, rundliche bis
                              									elliptische oder zu einem schmalen Spalt ausgezogene Stellen wahrnehmbar. Bei
                              									vorsichtiger Präparation zerfallen die Klumpen zu feinhäutigen, mit runder oder
                              									elliptischer Oeffnung versehenen Bläschen, die vielfach durch eine grosse Anzahl
                              									radiär verlaufender Flächen eingeschnürt erscheinen. Zuweilen ist zwischen diesen
                              									Bläschen Hefe eingeschlossen. Unter Umständen kommen braune Ausscheidungen bei der
                              									Hefe in grösserer Menge (bis zu 4 Proc. der Gesammthefe) vor. In diesem abnormalen
                              									Falle, wo ein auffällig niedriger Vergährungsgrad beobachtet wird, bestehen die
                              									Ausscheidungen aus schaumig poröser Masse, welche ohne Ausnahme eine ungemein grosse
                              									Anzahl von Hefenzellen einschliesst oder, falls die letzteren herausgefallen sind,
                              									viele Löcher zeigt. Mit concentrirter Essigsäure lösen sich diese Klümpchen bei
                              									gewöhnlicher Temperatur nicht wie die aus Bläschen zusammengesetzten Klümpchen auf,
                              									sondern sie quellen nur stark. Bei längerer Berührung mit Wasser geben die
                              									abgeschlämmten braunen Ausscheidungen einen rothbraunen bezieh. gelbbraunen
                              									Farbstoff an dasselbe ab. Die Ausscheidungen stammen wahrscheinlich, von der
                              									Deckender beobachtete niedere Vergährungsgrad rührt davon her, dass von ihnen
                              									Hefenzellen eingeschlossen und erstickt werden.
                           
                           Bei den von Hayduck angestellten neuen Untersuchungen über die Vorgänge heim
                                 										Hopfenkochen (Wochenschrift für Brauerei, 1894
                              									S. 733) betrug die Verminderung des Stickstoffgehaltes, also die Aufnahme des
                              									Stickstoffs durch die Hefe während der Gährung 26,5, 30 und 35 Proc. von dem
                              									Gesammtstickstoffgehalt der Würze, je nachdem 1 l Würze mit 2, 4 oder 6 g Hopfen
                              									gekocht worden war; also mit steigendem Gehalt an gelösten stickstoffhaltigen
                              									Körpern aus dem Hopfen war die Stickstoffmenge, die von der Hefe aus der Würze
                              									herausgenommen wurde, grösser geworden.
                           Delbrück spricht in einem Vortrag, den er über den Einfluss der Gährungsführung auf die Haltbarkeit des
                                 										Bieres hielt (Wochenschrift für Brauerei, 1894
                              									S. 756), die Ansicht aus, das Recept, wie man schnell ein haltbares Bier ohne
                              									Künstlichkeiten herstellen könne, sei in zwei Grundsätzen gefunden, nämlich in dem,
                              									dass die Endvergährung für ein Bier erreicht sein muss, wenn es haltbar sein soll,
                              									und dass diese Endvergährung womöglich schon auf dem Bottich erzielt werde. Delbrück weist dabei auf Amerika hin, wo die
                              									Hauptgährung namentlich bei Anwendung des Vacuumverfahrens schnell bis zum
                              									Endvergährungsgrad geht, so dass in den Ruhebütten kaum eine nennenswerthe
                              									Nachgährung sich einstellt. Es muss nun allerdings dem Bier die in Folge dessen zu
                              									stark zu Verlust gehende Kohlensäure wieder durch Aufkräusen oder durch die Methode
                              									der Carbonisirung ersetzt werden. Bei uns erreicht man die Endvergährung im
                              									Lagerfass. 1, auch 1,5 und 2 Proc. Saccharometeranzeige sind durch Nachgährung zu
                              									beseitigen. Darin liegt nun die Schwierigkeit, weil bei der langsamen Nachgährung
                              									leicht wilde Hefen sich einstellen. Von Lindner und Schönfeld unternommene zahlreiche Untersuchungen
                              									ergaben übrigens das Resultat, dass in der That Brauereien vorhanden sind, welche
                              									trotz der langen Nachgährung eine absolut reine Nachgährung haben, wo
                              									ausschliesslich die Hauptgährungshefe das Geschäft weiter besorgt. Das günstige
                              									Resultat schreibt Delbrück der besonderen Reinlichkeit,
                              									überhaupt einer vollkommen ausgebildeten Technik zu.
                           Biere Münchner Charakters, die „Süssbiere“, sind meist nicht so haltbar, wie
                              									die höher vergohrenen Biere. Man kann jedoch auch haltbare süsse Biere herstellen,
                              									wenn man darauf sieht, dass reinlich gearbeitet wird, dass das Bier mit wenig Hefe,
                              									aber viel Kohlensäure auf Flaschen kommt.
                           Im Anschluss an seinen Vortrag stellte der Vortragende noch die Frage auf: Gibt es
                              									besondere Momente, die wir nicht kennen, die ein Bier immun, d.h. gefeit machen gegen gewisse Krankheiten? Nicht bloss Alkohol und
                              									Kohlensäure sind Stoffe, die Immunität bedingen, unzweifelhaft haben alle
                              									Umsetzungsstoffe der Hefe, wie Glycerin u.s.w., diese Eigenschaft, vor allen Dingen
                              									aber auch gewisse Eiweissumsetzungsstoffe, die von der Hefe ausgeschieden werden.
                              									Vielleicht gibt es Hefen, die etwa Ameisensäure oder Aldehyde, diese starken
                              									Pilzgifte, ausscheiden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)