| Titel: | Neuerungen an Oefen für keramische Zwecke. | 
| Autor: | L. Sell | 
| Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 97 | 
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                        Neuerungen an Oefen für keramische
                           								Zwecke.
                        Von Dr. L. Sell in
                           								Charlottenburg.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen an Oefen für keramische Zwecke.
                        
                     
                        
                           Zu einer Zeit des lebhaftesten internationalen Verkehrs und internationalen
                              									Wettbewerbs auf dem Weltmarkt ist es einigermaassen befremdend, zu sehen, dass die
                              									Internationalität der Productionsmethoden doch noch nicht in allen Industriezweigen
                              									zur Thatsache geworden ist.
                           Als die deutschen Keramiker von der Weltausstellung in Chicago heimkehrten, waren
                              									dieselben voll des Ruhmes der keramischen Erzeugnisse Amerikas. Das lenkte die
                              									allgemeine Aufmerksamkeit auf die Productionsmethoden der Neuen Welt, die zum Theil
                              									in schroffem Gegensatz zu denjenigen des Continents stehen. In der keramischen
                              									Fachpresse wurde die in Amerika weit verbreitete Trockenpressung, die auf dem
                              									Continent, wenn auch nicht unbekannt, so doch gänzlich ausser Uebung war und auch
                              									noch ist, auf das eingehendste erörtert. Von einem anderen wichtigen
                              									Productionsfactor, den Brennöfen, wurde jedoch von Besuchern der Ausstellung damals
                              									nur beiläufig bemerkt, dass dieselben den in Deutschland gebräuchlichen nachstehen,
                              									ohne dass es zu einer eingehenderen Erörterung dieses Punktes gekommen wäre.
                           Es ist ohne weiteres klar, dass jedes derartige allgemeine Urtheil immer nur bedingt
                              									richtig sein kann. Für den Fortschritt der Technik bleibt aber ganz allgemein zu
                              									wünschen, dass jedes durch erfinderische Thätigkeit geschaffene Kapital, das, im
                              									Gegensatz zu dem Geldkapital, das ein einzelner erwirbt, seiner Natur nach zu
                              									allgemeiner Verwendung befähigt ist, auch allgemein nutzbar gemacht wird.
                           In diesem Bericht über Neuerungen an Brennöfen sollen daher neben den deutschen auch
                              									die in Amerika und England hervorgetretenen Constructionen eingehende
                              									Berücksichtigung finden. Und zwar werden die letzteren einen um so grösseren Raum
                              									für sich beanspruchen dürfen, als es sich bei ihnen darum handelt, eine lange
                              									Vernachlässigung gut zu machen. Dabei mag schon jetzt bemerkt werden, dass die
                              									Hauptstärke amerikanischer und englischer Erfinder sich bei der Construction von
                              									periodischen Oefen insbesondere zum Brennen mit überschlagender Flamme zeigt. Dass
                              									man mit solchen Oefen ausgezeichnete Resultate erzielen kann, wenn auch bei grossem
                              									Brennmaterialaufwand, ist ja auch in Deutschland hinreichend bekannt; auch sind
                              									vortreffliche Constructionen hier und da in Betrieb, von denen nur zu bedauern ist,
                              									dass sie nicht weiteren Kreisen durch Veröffentlichung bekannt gemacht werden.
                              									Hinsichtlich der Oefen mit continuirlichem Betrieb wird man dagegen, in
                              									Uebereinstimmung mit den Besuchern der Chicagoer Ausstellung, im Wesentlichen
                              									eine Ueberlegenheit Deutschlands gegenüber dem transoceanischen Ausland als
                              									feststehend annehmen dürfen.
                           In dem letzten Bericht (1895 298 1 ff.) war von Versuchen
                              									die Rede, den Ringofen zum Brennen feinerer und feinster Thonwaaren nutzbar zu
                              									machen. Es wurden in dieser Beziehung namentlich die Hädrich'schen Heizwände und die Diesener'schen Heizschächte erwähnt, die sich – die letzteren noch mehr als
                              									die ersteren – namentlich auch hinsichtlich der Kohlenersparniss vortrefflich
                              									bewährt haben. Von diesen Bestrebungen ist bei amerikanischen und englischen
                              									Erfindern noch kaum etwas zu verspüren – man fasst wenigstens die Aufgabe nicht so
                              									allgemein, wie es in Deutschland geschieht. In Deutschland erscheint es
                              									gewissermaassen selbstverständlich, dass der Vorzug des Hoffmann'schen Ringofens: die Vorwärmung der Verbrennungsluft, erhalten
                              									bleiben müsse. Dieser Vorzug wird von Amerikanern und Engländern, da, wo sie
                              									continuirliche Oefen zur Herstellung besserer Waaren construiren, häufig aufgegeben.
                              									Diese continuirlichen Oefen sind meist nur unmittelbar an einander gereihte oder
                              									auch räumlich von einander getrennte und nur durch Hitzeleitungskanäle mit einander
                              									verbundene Oefen mit äusserer Rostfeuerung. Was die eigentlichen Ringöfen
                              									anbetrifft, so beschränkt man sich in Amerika und England in der Hauptsache auf
                              									neuartige Anordnungen für Hitzeleitungs-, Rauch- und Schmauchkanäle, die ja
                              									natürlich auch Verbesserungen bedeuten können, die aber doch immer nur zu den
                              									kleinen Mitteln gehören, durch welche die Wirkungsweise des Ringofens im Grossen und
                              									Ganzen nicht wesentlich berührt wird.
                           Der continuirliche Betrieb selbst, der in Deutschland bei der Massenfabrikation
                              									namentlich gewöhnlicher Mauersteine fast allgemein Verwendung findet, ist in der
                              									amerikanischen Thonindustrie verhältnissmässig neu und hat, wie die amerikanische
                              									Zeitschrift Clay Record noch im Herbst 1895 schrieb, in
                              									derselben noch keinen Erfolg gehabt. Man wirft den continuirlichen Oefen vor, dass
                              									die Anlagekosten zu hoch seien, der Betrieb eine erhebliche Erfahrung erfordere, und
                              									dass die Controle des Ofens schwierig sei. Aus diesen Gründen sind in den
                              									amerikanischen Ziegeleien für gewöhnliche Steine hauptsächlich Feldöfen und für
                              									bessere und feuerfeste Waare Oefen mit niederschlagender Flamme im Gebrauch, von
                              									welchen letzteren bereits oben bemerkt wurde, dass die Construction derartiger Oefen
                              									die Hauptstärke amerikanischer und englischer Ofenconstructeure bilde.
                           
                        
                           Oefen mit continuirlichem Betriebe.
                           Ein bekannter Uebelstand der gewöhnlichen Ringöfen besteht in der Neigung des in der
                              									Nähe der Ofensohle befindlichen Theiles des Einsatzes zum Verschmauchen. Auch der
                              									von Siehmon und Rost erfundene und namentlich durch die Bemühungen
                              										Bock's so schnell verbreitete obere Rauchabzug,
                              									event. selbst in Verbindung mit dem Bock'schen
                              									Verfahren des Rückwärtsschmauchens, ist für sich allein nicht immer ein unfehlbares
                              									Gegenmittel. Die Bemühungen, durch entsprechende Kanalsysteme eine lebhaftere
                              									Luftbewegung in der Nähe der Ofensohle zu erzeugen, dauern daher fort.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 98
                              Fig. 1.Youngren's Ofen mit Kanalanordnung.
                              
                           Eine diesem Zweck dienende Kanalanordnung ist von Peter L.
                                 										Youngren in Oakland (Californien) in dem amerikanischen Patent Nr. 517637
                              										(Fig. 1 und 2)
                              									angegeben. In die vorzuschmauchenden Kammern wird heisse Luft aus den abkühlenden
                              									Kammern (oder auch durch ein besonderes Schmauchfeuer auf der Ofendecke erzeugt) von
                              									der Sohle her eingeführt, welche die stagnirenden, mit Feuchtigkeit überladenen und
                              									verhältnissmässig kalten Luftmassen an der Sohle in Bewegung bringt. Die Verbindung
                              									der abkühlenden Kammern mit den vorzuschmauchenden wird durch einen über dem
                              									Rauchsammler E angeordneten Hitzeleitungskanal F hergestellt, welcher einerseits durch abnehmbare
                              									Kappen, die über eine Reihe von Heizlöchern und einen Kanalstutzen F1 des Kanals F gedeckt werden, mit den kühlenden Kammern und
                              									andererseits durch Ueberdecken der oberen Mündung des senkrechten Kanals H1 und eines Stutzens
                              										F1 mit einer Kappe
                              										G mit den vorzuschmauchenden Kammern verbunden
                              									werden kann.
                           Der Ofen ist noch in einer anderen Hinsicht bemerkenswerth. In Folge des Schwindens
                              									der Steine während des Brennprocesses entstehen in der Nähe des Ofengewölbes freie
                              									Räume, welche der Verbrennungsluft ungehinderten Zutritt zum Feuer gestatten und
                              									eine ordentliche Umschliessung des Einsatzes von den Feuergasen beeinträchtigen. Zur
                              									Beseitigung dieses Uebelstandes werden Gewölberippen P
                              									in angemessenen Abständen vorgesehen, welche vom Gewölbe her in den Ofenraum hinein
                              									vorspringen und die freie Luftpassage am Gewölbe entlang hemmen. Um jedoch das
                              									zwischen den Gewölberippen befindliche Material gar zu brennen, muss während des
                              									Schmauchens und in den ersten Stadien des Brennprocesses für hinreichende
                              									Luftbewegung am Gewölbe entlang gesorgt werden. Zu diesem Zweck sind in den
                              									Gewölberippen Durchlässe R vorgesehen, vor denen sich
                              									beim Schwinden des Einsatzes selbsthätig schliessende Klappen S befinden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 98
                              Fig. 2.Youngren's Ofen mit Kanalanordnung.
                              
                           Eine andere Anordnung eines Hitzeleitungs- bezieh. Schmauchsystems, die in der
                              									Wirkung mit der soeben beschriebenen völlig übereinstimmt, ist in dem amerikanischen
                              									Patent Nr. 511026 von W. und J. Oakes angegeben. Der
                              									die mittlere Trennungswand der beiden Kammerreihen umschliessende
                              									Hitzeleitungskanal ist hier zwar unter der Ofensohle angeordnet. Doch gehen von
                              									diesem Kanal Zweigkanäle am Ofengewölbe entlang in die Höhe bis zum Scheitel des
                              									Gewölbes, wo sie in den Ofenraum münden. Es findet also auch hier die Entnahme der
                              									heissen Luft aus den abkühlenden Kammern von oben her und die Einführung in die zu
                              									schmauchenden Kammern von der Sohle aus statt.
                           Auch der in dem englischen Patent Nr. 21876/1893 beschriebene Ofen (Fig. 3) von George Dean
                              									besitzt ein Kanalsystem, welches die Entnahme der Hitze aus den kühlenden Kammern
                              									von oben her und die Einführung in die Schmauchkammern von der Sohle aus gestattet.
                              									Diesem Zweck dient der rings um den Ofen, an dessen äusserer, oberer Kante laufende
                              									Hitzeleitungskanal I, der durch nach dem
                              									Gewölbescheitel und der Ofensohle abzweigende Querkanäle oben und unten mit den
                              									einzelnen Ofenkammern in Verbindung steht. Ausserdem ist dieser Ofen mit einer
                              									besonderen Einrichtung zur Abführung des Schmauches versehen. Derselbe zieht durch
                              									Oeffnungen P im Ofengewölbe und wagerechte Kanäle O1 nach dem
                              									Schmauchkanal O. Man hat also hier einen oberen
                              									Schmauchabzug mit besonderem Schmauchkanal. Der Rauchabzug ist auch bei diesem Ofen
                              									ein unterer, durch den Kanal E bewirkter, und zwar
                              									werden die Gase nach der Aussenseite der Ofenkammern gezogen. Obwohl ein besonderer
                              									Grund hierfür nicht angegeben ist, so dürfte diese Anordnung doch von Vortheil sein,
                              									da in der Nähe der Aussenwände des Ofens bisweilen ein Zurückbleiben des Feuers oder
                              									schwächerer Brand beobachtet wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 98
                              Fig. 3.Ofen von Dean.
                              
                           Anlass, diese Art der Zugführung gegen die Aussenmauer des Ofens hin ausdrücklich
                              									hervorzuheben, bietet der Umstand, dass auf dieselbe in Verbindung mit einem auch in
                              									Deutschland unter Nr. 64352 patentirten Ofen von Dubois
                                 										d'Enghien in Hennuyères in Belgien (1895 298 4)
                              									ein besonderer Nachdruck gelegt ist (Englisches Patent Nr. 22008/1894 und Nr.
                              									7914/1895). In der an zweiter Stelle erwähnten Patentschrift ist übrigens eine
                              									Zugführung beschrieben, welche das Feuer nicht nur gegen die Aussenmauern, sondern
                              									nach Belieben auch nach der Innenseite des Ofenkanals zu führen gestattet.
                           Auch die in Fig. 4 dargestellte Anordnung des
                              									amerikanischen Patents Nr. 511704 von A. Knacker
                              									erlaubt die Gase nach Belieben entweder mehr gegen die Aussen- oder gegen die
                              									Innenwandung zu leiten. Der Ofen, für welchen diese Art der Zugführung vorgesehen
                              									ist, ist ein solcher mit kreisförmigem Grundriss und in der Mitte befindlichem
                              									Schornstein, der event. von oben her mit flüssigem Brennmaterial befeuert werden
                              									kann.
                           Bei allen bisher beschriebenen Hitzeleitungs- bezieh. Schmauch- und
                              									Rauchkanalsystemen fand die Entnahme der heissen Luft aus den kühlenden Kammern
                              									durch das Ofengewölbe statt, während die Zuführung der heissen Luft aus dem
                              									Hitzeleitungskanal in die zu trocknenden Kammern von unten her erfolgte. Bei der
                              									Anordnung nach dem amerikanischen Patent Nr. 513999 und Nr. 514709 (Thomas Green),
                              									Fig. 5, erfolgt die Entnahme der heissen Luft zwar
                              									auch von oben her; doch erfolgt auch die Einführung in die Schmauchkammern
                              									gleichfalls durch das Ofengewölbe und zwar durch Kanalstutzen F, welche denjenigen völlig gleich sind, die aus den
                              									Kühlkammern nach dem Hitzeleitungskanal G führen. Die
                              									Ableitung der Rauch- und Schmauchgase nach dem Kamin bezieh. der Rauchkammer B erfolgt an der Ofensohle durch Oeffnungen in den
                              									Aussenwänden des Ofens. Und zwar geschieht diese Ableitung der Gase entweder (Nr.
                              									513999) in der Weise, dass die Gase durch senkrechte Kanäle an der Aussenseite des
                              									Ofens zunächst in einen rings um den Ofen an dessen Oberkante laufenden Kanal und
                              									dann erst durch über die Kammern hinweg geführte Kanäle in die Rauchkammer B geführt werden, oder dieselbe geschieht (Nr. 514709),
                              									wie aus Fig. 5 zu ersehen ist, ohne Vermittelung
                              									eines besonderen Kanals lediglich durch Kanäle C.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 99
                              Fig. 4.Ofen von Knacker.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 99
                              Fig. 5.Ofen von Green.
                              
                           Auch bei der den Gegenstand des englischen Patents Nr. 21508/1893 (Fig. 6) bildenden Anordnung geschieht sowohl die
                              									Entnahme der heissen Luft aus den Kühlkammern, als auch die Wiedereinführung in den
                              									Ofen durch das Ofengewölbe mit Hilfe einer und derselben Art am Kanalstutzen a, welche durch einen freien Raum C sowohl mit dem Rauchkanal G, als auch mit dem Heissluftkanal N in
                              									Verbindung stehen bezieh. durch Oeffnung entsprechender Schieber in Verbindung
                              									gesetzt werden können. Die Einleitung der dem Hitzeleitungskanal entnommenen Luft in
                              									die mit dem frischesten Material besetzte Kammer erfolgt jedoch gleichwohl an der
                              									Ofensohle. Die einzelnen Ofenkammern sind nämlich durch Trennungswände H von einander getrennt, welche zur Verbindung der
                              									Kammern unmittelbar über der Ofensohle mit Oeffnungen 1
                              									versehen sind. Die den abkühlenden Kammern durch Kanalstutzen a entnommene und in den Hitzeleitungskanal N übergeführte heisse Luft wird aus dem Kanal N durch einen Stutzen a in
                              									eine bereits vorgeschmauchte – wenn auch vielleicht noch nicht völlig
                              									ausgeschmauchte – Kammer geleitet und tritt aus dieser durch die Oeffnungen I in die vorzuschmauchende Kammer; die Abführung
                              									geschieht entweder durch einen Stutzen a oder durch
                              									eine Oeffnung f an der Ofensohle und einen
                              									daranschliessenden senkrechten Kanal f nach dem
                              									Rauchsammler G.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 99
                              Fig. 6.Englischer Brennofen.
                              
                           Auch bei dem unter Nr. 23299/1893 (Fig. 7 und 8) in England patentirten Ofen von William Eaves bilden die Hitzeleitungskanäle einen
                              									Hauptbestandtheil; doch handelt es sich bei demselben nicht nur um die Leitung der
                              									Wärme der abkühlenden Kammern, sondern auch um die Leitung und Nutzbarmachung der
                              									Abwärme von Kesselfeuerungen u. dgl. Die Verbrennungsgase von in Verbindung mit der
                              									Ofenanlage betriebenen Feuerungen sollen in die Ofenkammern eingeführt und dabei
                              									nicht nur durch Entziehung der Wärme, sondern auch durch vollständigere Verbrennung
                              									nutzbar gemacht werden. Zur Erreichung dieses Zweckes ist ein im Wesentlichen oben
                              									rings um den Ofen verlaufender Kanal g vorgesehen, der
                              									nach dem Ofen inneren führende Oeffnungen h besitzt.
                              									Der eigentliche Hitzeleitungs- bezieh. Schmauchkanal d
                              									zum Wärmetransport innerhalb des Ofens befindet sich an der Ofendecke zwischen den
                              									beiden Kammerreihen. Derselbe steht mit dem dem Gewölbe benachbarten Theil der
                              									Kammern durch Oeffnungen e in Verbindung, während an
                              									der Ofensohle Oeffnungen l vorgesehen sind. Die
                              									Verbindung zwischen den unteren Oeffnungen l und dem
                              									Kanal d wird durch senkrechte Kanäle k in der mittleren Trennungswand der Kammern
                              									hergestellt. Die zum Vorschmauchen bestimmte heisse Luft kann also auch hier aus den
                              									kühlenden Kammern von oben her entnommen und unten in die Schmauchkammern eingeführt
                              									werden. Zum Schmauchen kann auch direct von aussen zugeführte Luft, welche die
                              									Ofenkammern nicht passirt hat, benutzt werden. Um dies zu ermöglichen, ist unter der
                              									Ofensohle in der ganzen Länge des Ofens zwischen den beiden Kammerreihen ein Kanal
                              										o angelegt, der durch einen senkrechten Kanal q mit dem oberen Hitzeleitungskanal d in Verbindung steht. Um dem Kanal o stärker erwärmte Luft entnehmen zu können, sind in
                              									der mittleren Trennungswand Höhlungen r vorgesehen, die
                              									mit dem Kanal o in offener Verbindung stehen. Endlich
                              									ist auch Fürsorge getroffen, die im Ofen etwa disponible Wärme aus den Kanälen g, d und o in besondere
                              									Trockenräume zu leiten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 99
                              Fig. 7.Ofen von Eaves.
                              
                           An dieser Stelle mag auch ein Ofen, der „Chicago-Ofen“, erwähnt werden, der, wie
                              									die Thonindustrie-Zeitung, 1895 S. 783, der
                              									amerikanischen Zeitschrift Clay Record entnimmt, für
                              									die amerikanische Ziegelindustrie von grosser Bedeutung sein soll.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 100
                              Fig. 8.Ofen von Eaves.
                              
                           Bei diesem Ofen (Fig. 9) steht der Schornstein S in der Mitte. Nach beiden Seiten desselben laufen
                              									drei Kanäle, ein Rauchkanal und zwei Schmauchkanäle, von welchen der eine zur
                              									Ueberführung heisser Luft aus den kühlenden in die vorzuschmauchenden Kammern, der
                              									andere zur Einführung von durch eine besondere Feuerung F erzeugter heisser Luft in die Schmauchkammern dient. Der Abzug der
                              									Feuergase erfolgt, wie die schematische Zeichnung erkennen lässt, dicht hinter dem
                              									Feuer. Der Ofen besitzt kein festes Bedeckungsgewölbe, sondern ist nur zum Theil
                              									durch eine bewegliche Decke bedeckt.
                           Die Thonindustrie-Zeitung unterzieht den Ofen einer
                              									abfälligen Kritik. In der That ist leicht zu sehen, dass der Abzug der Feuergase
                              									dicht hinter dem Feuer eine ausserordentliche Vergeudung an Brennmaterial zur Folge
                              									hat. Freilich wird bei dem Mangel einer festen Decke und den daraus resultirenden
                              									ungünstigen Zugverhältnissen eine Aenderung hierin kaum möglich sein. Der Mangel
                              									einer festen Decke trägt unzweifelhaft auch einen Theil der Schuld, wenn die
                              									kühlenden Kammern nicht hinreichend Wärme zum Vorschmauchen liefern. Uebrigens sind
                              									bewegliche Decken und besondere Schmauchfeuer – letztere freilich meist unter
                              									Wegfall weiterer Schmauchkanäle – in Deutschland seit langer Zeit bekannt, so dass
                              									sich schwer sagen Hesse, worin das Neue des Ofens besteht.
                           Es ist charakteristisch für die amerikanische Ringofentechnik und eine Bestätigung
                              									dessen, was oben darüber gesagt wurde, dass ein so mangelhafter Ofen eine gewisse
                              									Bedeutung in der amerikanischen Ziegelindustrie hat erlangen können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 100
                              Fig. 9.Chicago-Ofen.
                              
                           Bei allen bisher genannten Oefen waren besondere Kanäle vorgesehen, um die heisse
                              									Luft der abkühlenden Kammera in die vorzuschmauchenden Kammern überzuführen.
                              									Derartige Schmauchkanäle sind auch sonst allenthalben angewandt, wo man den
                              									abkühlenden Kammern Wärme für den Schmauchprocess entnehmen will. Nur wenn man, wie
                              										Bock, die zum Vorschmauchen erforderliche Wärme den
                              									Rauchgasen entnimmt, hat man von der Anlegung besonderer Schmauchkanäle Abstand
                              									genommen. Hermann Spitta in Strieganzthal hat nun ein
                              										„Verfahren zum Vorschmauchen frisch eingesetzter Waare bei Ringöfen“
                              									angegeben (D. R. P. Nr. 82831 vom 8. December 1894), bei dem die Wärme zum
                              									Schmauchen den abkühlenden Kammern entnommen wird, ohne dass besondere
                              									Schmauchkanäle zur Ueberführung der Hitze in die vorzuschmauchenden Kammern
                              									nothwendig wären. Das Verfahren beruht auf der ausserordentlichen Ausdehnung der
                              									Luft bei starker Erwärmung. Die durch die Thüre der in Entleerung begriffenen Kammer
                              									eintretende Luft bewegt sich – nach den vom Erfinder in der Patentschrift gemachten
                              									Angaben – in der Richtung des stärksten Zuges auf der Ofensohle nach dem Feuer hin.
                              									Dabei erwärmt sie sich, dehnt sich stark aus und strömt, da der Fuchs die Luftmassen
                              									nicht zu bewältigen vermag, an der Ofendecke rückwärts durch die leeren Kammern nach
                              									den vorzuschmauchenden Kammern und wird hier theils durch den geöffneten Fuchs
                              									abgezogen, theils strömt sie durch die offenen Heizkapseln aus. Man wird wohl,
                              									abweichend von den Angaben der Patentschrift, annehmen müssen, dass der offene Fuchs
                              									der Schmauchkammer unmittelbar einen Theil der in den Ofen einströmenden Luft
                              									ansaugt; doch bleibt dadurch die Erklärung des Schmauchvorganges im Wesentlichen
                              									unverändert. In der Ziegelei Strieganzthal, die mageres
                              									Material verarbeitet, ist das Verfahren mit gutem Erfolg zur Anwendung gekommen; die
                              									früher rothflammigen, unansehnlichen Steine kommen jetzt nach Einführung der neuen
                              									Schmauchmethode reinfarbig gelb aus dem Ofen (vgl. den Cramer'schen Vortrag in der Generalversammlung des deutschen Vereins für
                              									Fabrikation von Ziegeln, Thonwaaren, Kalk und Cement im Februar 1896, Bericht S.
                              									118).
                           Bei einer weiteren Reihe continuirlicher Oefen sind der Hauptsache nach andere
                              									Rücksichten als solche auf das Vorschmauchen bezügliche für die Construction
                              									maassgebend gewesen.
                           Bei einem Ofen von Wilford (Englisches Patent Nr.
                              									19132/1894; amerikanisches Patent Nr. 527255) ist Fürsorge getroffen, zu verhindern,
                              									dass die aus benachbarten Kammern kommenden Gase durch Zusammentreffen in demselben
                              									Hauptableitungskanal den Ofenzug stören. Zu diesem Zweck sind zwei Kanäle zur
                              									Ableitung der Gase aus den Ofenkammern vorgesehen, und die Abzugskanäle der auf
                              									einander folgenden Kammern münden abwechselnd in den einen und in den anderen dieser
                              									beiden unter der Ofensohle liegenden Hauptkanäle. Inwiefern gerade durch das
                              									Zusammentreffen von aus benachbarten Kammern kommenden
                              									Gasen eine Störung des Ofenbetriebes resultat, ist nicht angegeben. Es ist ja
                              									richtig, dass ein in einem Kanal sich fortbewegender Gasstrom in seiner Bewegung
                              									eine gewisse Störung erfährt, wenn man in denselben Kanal senkrecht zur
                              									Kanalrichtung einen zweiten Strom hineinleitet. Diese Störung bleibt aber im
                              									Wesentlichen dieselbe, gleichviel an welcher Stelle die Einleitung des zweiten
                              									Stromes erfolgt. Wenn aber daran gedacht sein sollte, die aus dem Zusammentreffen
                              									von Rauch- und Schmauchgasen resultirenden Störungen zu vermeiden, so bedarf es dazu anderer
                              									Mittel. Das eigentlich Gefährliche in dieser Hinsicht ist nicht das Zusammentreffen
                              									der Gase in den Kanälen, sondern im Schornstein. Zur Vermeidung dieses Uebelstandes hat man
                              									deshalb für eine innige Mischung der abzuführenden Gase noch vor dem Eintritt in den
                              									Schornstein Sorge getragen, oder man hat im Schornstein
                              									getrennte Kanäle für die Abführung der Rauchgase
                              									einerseits und der Schmauchgase andererseits
                              									geschaffen, indem man den Schornstein aus zwei sich concentrisch umschliessenden
                              									Röhren herstellte.
                           Diesen letzteren Weg schlägt auch Ludwig Schiele in
                              									Freiburg i. B. bei dem von ihm angegebenen Verfahren zur getrennten Abführung der
                              									Rauch- und Schmauchgase ein (D. R. P. Nr. 85123 vom 16. Februar 1895), Fig. 10 und
                              										11.
                              									Während man aber bisher in diesem Falle jede Ofenkammer durch besondere Kanäle mit dem inneren und mit dem
                              									ringförmigen äusseren Schornsteinraum verband, ordnet Schiele jeder Kammer nur einen einzigen Kanal 1 zu. Alle diese von den einzelnen Ofenkammern kommenden Kanäle 1 sind mit Sammelkanälen 2
                              									und 3 verbunden, von denen der eine in den inneren, der
                              									andere in den äusseren Schornsteinraum führt. Je nachdem nun ein Kanal 1 Rauch- oder Schmauchgase führt, wird er mit dem Kanal
                              										2 oder mit dem Kanal 3
                              									verbunden, indem man entweder die Klappe 4 oder die
                              									Klappe 5 öffnet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 101
                              Ofen von Schiele.
                              
                           Die Schiele'sche Construction dürfte wohl nur bei
                              									speciellen Ofenformen eine wirkliche Vereinfachung bieten. Bei gewöhnlichen Ringöfen
                              									wird es wohl immer vortheilhafter sein, bei den bekannten von einander getrennten,
                              									in sich geschlossenen Rauch- und Schmauchkanälen zu bleiben und nur einen doppelten
                              									Kamin vorzusehen, so dass die beiden Kanäle in getrennte Rohre geführt werden
                              									können. Rauch- und Schmauchkanal entsprechen dann den Schiele sehen Sammelkanälen und es bedarf keiner ausgedehnten Kanäle, um
                              									von den einzelnen Ofenkammern zu den Sammelkanälen zu gelangen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 101
                              Fig. 12.Ofen von Forrester und Donecken.
                              
                           Auch der Ofen des amerikanischen Patents Nr. 512106 von Forrester und Donecken (Fig. 12) bezweckt
                              									eine Ersparniss bei der Herstellung des Abzugskanalsystems. Es ist ein Ofen höchst
                              									primitiver Art, der nur eine mittlere, stabile Rauchkammer A erhält, während alle übrigen Theile für den jedesmaligen Brand
                              									frisch hergestellt werden. Die Rauchkammer ist zum grössten Theil mit Erde gefüllt
                              									und enthält Abzugsrohre H, welche an Sohlkanäle K anschliessen, die aus dem eingesetzten Material
                              									hergestellt werden. Um die Feuergase auch nach aussen zu ziehen, sind bewegliche
                              									Züge mit einem wagerechten Theil j und einem
                              									senkrechten Theil j1
                              									vorhanden, welche gleichfalls an die Kanäle K
                              									anschliessen und beim Aufbau des Ofeneinsatzes eingebracht, bei der Fortschaffung
                              									des gebrannten Gutes wieder entfernt werden, um sofort wieder Verwendung zu finden.
                              									Zur Hitzeleitung hat man freilich auch sonst vielfach bewegliche Blechkappen
                              									angewandt, auch aus Metallröhren zusammengesetzte Schmauchkanäle sind bekannt (vgl.
                              									z.B. D. R. P. Nr. 63826 bezieh. D. p. J. 1895 298 4); die Anwendung derartiger dem directen Ofenfeuer
                              									ausgesetzter beweglicher Züge dürfte aber doch wenig empfehlenswerth sein. Die
                              									Befeuerung geschieht anfangs von unten durch in die Kanäle K eingebrachtes Brennmaterial, während im weiteren Verlauf des
                              									Brennprocesses das Feuerungsmaterial durch die Decke eingeführt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 101
                              Fig. 13.Ofen von Röpert.
                              
                           Auch der Ofen des englischen Patents Nr. 20126/1893 kommt mit einem Minimum an festen
                              									Kanälen aus; doch wird dieses Resultat hier nicht durch bewegliche Züge innerhalb
                              									des Ofens, sondern durch einen auf der äusseren Mauer rings um den Ofen wandernden
                              									Schornstein erreicht. Durch Sohlkanäle werden die Feuergase in die Seitenwand und
                              									durch diese aufwärts von dem Schornstein abgeführt. Zur Verbesserung des Ofenzuges,
                              									namentlich nach jedesmaliger Ortsveränderung des Schornsteins, können um den
                              									Schornstein herum Hilfsfeuerungen vorgesehen werden.
                           Ein Uebelstand, namentlich bei Ringöfen älterer Construction, besteht in ungenügender
                              									Kammerzahl bezieh. unzureichender Länge des Brennkanals. In solchem Falle pflegte
                              									man bisher den Ofenring zu öffnen und an einer Seite eine Anzahl Kammern
                              									anzubauen.
                           W. Röpert in Stumsdorf bei Halle a. S. will die
                              									Verlängerung des Ofenkanals anstatt auf diesem Wege durch Anlegung eines zweiten
                              									Ringes rings um den ersten bewirken (D. R. P. Nr. 84340 vom 7. März 1895), Fig. 13 und 14. Um den
                              									Zugang zu dem inneren Ofenring nicht zu versperren, muss der äussere Ring an
                              									denjenigen Stellen, an welchen sich die Einkarrthüren zum inneren Ring befinden,
                              									Unterbrechungen e erleiden. Das macht eine Ueberführung
                              									über die Durchgänge oder eine Unterführung unter dieselben erforderlich. Röpert wählt die Ueberführung, da über den Raum unter dem
                              									Brennkanal durch Anordnung eines unterirdischen Rauchsammlers a
                              									in anderer Weise verfügt ist. Diese Ueberführung hat ziemlich complicirte
                              									Einrichtungen im Gefolge. Die Glocken h des neuen
                              									Brennkanals liegen dicht neben den Durchgängen e. Um
                              									die Glocken vor herabfallenden Steinen zu schützen, sind parallel zu den Wänden g der Durchgänge e
                              									durchbrochene Bogen Wandungen k aufgeführt; Schutz der
                              									Glocken h vor übermässiger Hitze wird durch Bedecken
                              									mit Sand erzielt, zu dessen Einbringung in den Wänden g
                              									Oeffnungen n vorgesehen sind. Auch auf der anderen
                              									Seite jedes Durchganges sind parallel den Mauern g
                              									Wände l aufgeführt, und zwar Gitterwände mit Oeffnungen
                              										o in ihrem unteren Theile. Dieselben haben den
                              									Zweck, die grünen Steine nicht direct vom Feuer treffen zu lassen, ausserdem aber
                              									auch das Feuer zu zwingen, sich gleichmässig in der Brennkammer auszubreiten. Der
                              									Betrieb wird im inneren Ring in der gewöhnlichen Weise geführt. Sobald das Feuer bis
                              									zur letzten Kammer gelangt ist (in der Zeichnung Kammer 7), wird es durch Aufführung einer Querwand r
                              									am weiteren Fortschreiten gehindert und durch Oeffnen der Glocke h von Kammer 8, durch
                              									Kanal s hindurch, in den äusseren Brennkanal
                              									herübergezogen. Die weitere Fortführung des Brennprocesses in dem letzteren erfolgt
                              									wiederum in der bei Ringöfen üblichen Weise.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 102
                              Fig. 14.Ofen von Röpert.
                              
                           Cramer unterzieht die Röpert'sche Einrichtung in seinem bereits erwähnten Vortrage auf dem
                              									letzten Zieglertage (S. 122) einer eingehenden Kritik, indem er auf verschiedene
                              									Mängel derselben hinweist; dass die eisernen Ventilstangen (der Glocken h) nicht lange vorhalten können, ist zweifellos; auch
                              									scheint die Haltbarkeit der Wölbungen und die Möglichkeit, das Feuer durch den Kanal
                              									über dem Durchgang wieder auf die Sohle zu ziehen, keineswegs hinreichend
                              									gesichert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 102
                              Fig. 15.Ringofen von Boiger.
                              
                           Im Ringofenbetriebe wendet man zuweilen, anstatt die einzelnen Kammern lediglich
                              									durch Papierschieber von einander zu trennen, Querwände mit Oeffnungen insbesondere
                              									an der Ofensohle an, durch welche das Feuer aus einer Kammer in die andere
                              									herübergezogen wird. Da nun die Kammergrösse, insbesondere bei wechselnder
                              									Beschaffenheit des Einsatzes, Veränderungen erleiden muss, erscheint es zweckmässig,
                              									diese Querwände so einzurichten, dass sie im Ofenkanal leicht versetzt werden
                              									können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 102
                              Fig. 16.Ringofen von Boiger.
                              
                           Eine solche versetzbare Trennungswand für Ringofenkammern bildet den Gegenstand des
                              									an Simon Boiger in Mittbach b. Hohenlinden, Oberbayern,
                              									ertheilten D. R. P. Nr. 86156 vom 28. Januar 1894 (Fig.
                                 										15 und 16). Der Unterbau derselben besteht
                              									aus zwei oder mehreren unter sich und mit der Kammerwand verfalzten Sockelsteinen
                              										a, die mit Gasdurchzugsöffnungen b und Vorlegeplatten c
                              									versehen sind, welche zur Regulirung des Durchzuges von aussen mittels Stangen
                              									verschoben werden können. Der Oberbau besteht aus einer gewöhnlichen, dreifachen
                              									Ziegelwand z, zu deren Aufbau man zweckmässig frische
                              									Ziegel verwendet, welche zugleich mit der eingekarrten Waare gebrannt werden.
                           Die bisher beschriebenen Oefen waren gewöhnliche Ringöfen mit unmittelbarer Berührung
                              									von Brenngut und Feuerungsmaterial. Dieselben dienen zur Herstellung
                              									geringwerthigeren Materials, zu welchem Zweck allein Ringöfen bis vor Kurzem im
                              									Gebrauch waren. Um auch bei der Erzeugung feinerer Waaren auf die Vortheile des
                              									Ringofenbetriebes nicht verzichten zu müssen, ist man, wie bereits im Eingange
                              									dieses Berichtes erwähnt wurde, zur Anwendung von Heizwänden und Heizschächten in
                              									Ringöfen übergegangen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 102
                              Fig. 17.Ofen von Diesener.
                              
                           Seit meinem letzten Bericht ist in Deutschland nur eine einzige Neuerung auf diesem
                              									Gebiet zu verzeichnen gewesen. Es handelt sich dabei um eine weitere Umgestaltung
                              									der Diesener'schen Heizschächte des D. R. P. Nr. 62847
                              									(vgl. D. p. J. 1895 298 1
                              									und 2). Ursprünglich benutzte Diesener zwei im
                              									Ofenkanal freistehende Schächte. Später verlegte er dieselben zum Zweck der
                              									Raumersparniss an die Seiten des Ofenkanals; dadurch wurde eine Verlegung der
                              									Abzugskanäle für die Feuergase unter die Ofensohle erforderlich. Bei der Ausrüstung
                              									alter Oefen mit diesen Heizschächten hat sich nun aber eine technische
                              									Schwierigkeit ergeben. Die Oefen sind oft nicht tief genug fundamentirt, um die
                              									Anlegung eines Kanals unter der Ofensohle unmittelbar neben der Ofenwandung zu
                              									gestatten. Die Anlegung der Heizschächte erforderte so eine mühsame und kostspielige
                              									Unterführung der Ofenfundamente. Um eine solche entbehrlich zu machen, zerreisst nun
                              										Diesener (D. R. P. Nr. 86653 vom 29. November 1895;
                              									zweiter Zusatz zu Nr. 62847) seine Heizschächte und rückt die Abführungskanäle cc1 (Fig. 17) von der Ofenwandung ab und verlegt dieselben
                              									mehr nach der Ofenmitte. Die Thonindustrie-Zeitung
                              									weist bei der Besprechung dieser Umgestaltung der Diesener'schen Heizschächte (S. 379/1896) mit Recht darauf hin, dass sich
                              										Diesener damit der Einrichtung des Tropus'schen Ofens (D. R. P. Nr. 77167) nähert, der
                              									auch im letzten Bericht (D. p. J. 1895 298 2) im unmittelbaren Anschluss an die Diesener'schen Heizschächte erwähnt wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 103
                              Ofen von Bates.
                              
                           An dieser Stelle mögen auch einige mit den Diesener'schen Heizschächten erzielte Betriebsergebnisse namhaft gemacht
                              									werden, die ich dem bereits mehrfach erwähnten Cramer'schen Vortrage (S. 106) entnehme. Danach betrug die durch Einführung
                              									der Heizschächte gegen früher erzielte Ersparniss an Brennmaterial bei sechs
                              									verschiedenen Ziegeleien 55 bezieh. 53, 53, 43, 49 und 56 Proc. Wie man sieht,
                              									handelt es sich also hier nicht nur um eine Verbesserung des Brennproductes, sondern
                              									gleichzeitig um eine bedeutende Verbilligung des Brennverfahrens. Man kann hieraus
                              									schliessen, dass durch weitere Verbesserung der Ofenconstructionen ganz gewaltige
                              									Summen im Volkshaushalt erspart werden können.
                           Dass die deutschen Bemühungen auf diesem Gebiet im Auslande wenigstens nicht ganz
                              									unbemerkt geblieben sind, dafür bietet das englische Patent Nr. 22357/1894 von John Craven einen Beleg. Der Gegenstand dieses Patents
                              									ist nämlich ein Ofen mit Heizwänden, die ebenso wie die bekannten Hädrich'schen Heizwände (vgl. D. p. J. 1895 298 3) quer im Ofenkanal
                              									angeordnet sind. Während aber bei Hädrich ein einziger
                              									grosser Treppenrost den ganzen Ofenkanal überspannt, ist bei dem englischen Ofen
                              									eine Anzahl kleiner Treppenroste neben einander vorgesehen. Diese Einrichtung
                              									dürfte, insbesondere bei in der Längsrichtung des Ofengewölbes verlaufenden
                              									Heizwänden, nicht unvortheilhaft sein.
                           Es bleiben noch einige Oefen mit continuirlichem Betrieb und vom Brenngut getrennten
                              									Feuerstellen zu erwähnen, bei denen jedoch ein Hauptpunkt des Ringofenbetriebes, die
                              									Vorwärmung der Verbrennungsluft in den gar gebrannten Kammern, aufgegeben ist. Bei
                              									diesen Oefen sind die Feuerungsroste in den äusseren Längswänden des Ofens
                              									angeordnet und die Flammen schlagen über Feuerbrücken in das Ofeninnere hinein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 103
                              Fig. 20.Ofen von Onions.
                              
                           Der Ofen des englischen Patents Nr. 23495/1893 von John
                                 										Charles Bates (Fig. 18 und 19) ist durch
                              									die Mannigfaltigkeit der Möglichkeiten, den gasförmigen Inhalt einer Ofenkammer in
                              									eine beliebige andere Kammer überzuführen, ausgezeichnet. Zu diesem Zweck sind zu
                              									beiden Längsseiten des Ofens je zwei neben einander liegende Kanäle F und H angeordnet.
                           Für die Abführung der Gase aus irgend einer Kammer bestehen nun folgende
                              									Möglichkeiten: die Gase werden entweder durch Sohlöffnungen a oder durch Kanalstutzen I im Ofengewölbe
                              									abgeführt. Im ersteren Falle können sie entweder aus den Sohlkanälen A und den senkrechten Kanälen B in den Trennungswänden C durch Oeffnungen
                              										G, in den letzteren direct in die Nachbarkammer
                              									oder durch Kanäle E in die Kanäle F geleitet werden. Aus den Kanälen F können die Gase dann entweder direct in den
                              									Schornstein abgesogen oder nach Kreuzung der Kanäle H
                              									durch die Stutzen I in eine beliebige Kammer geführt
                              									werden. Dieselbe Mannigfaltigkeit der Möglichkeiten ergibt sich bei Entnahme der
                              									Gase aus einer Ofenkammer durch die Gewölbeöffnungen I.
                              									Werden nicht nur zwei Kanäle HF, sondern drei oder
                              									mehrere angelegt, so tritt eine weitere Vermehrung der Zahl der für die Führung der
                              									Gase vorhandenen Möglichkeiten ein. Wenn man die Patentschrift liest, bekommt man
                              									den Eindruck, als ob hier die Vermehrung der Wege für die Ofengase gleichsam als
                              									Sport betrieben würde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 103
                              Fig. 21.Ofen von Onions.
                              
                           Der Ofen des englischen Patents Nr. 13328/1894 von Joseph Onions (Fig. 20 und 21) ist gleichfalls ein Ofen mit seitlichen
                              									Rostfeuerungen. Die Feuergase werden durch regulirbare Oeffnungen dd1 in der Ofensohle
                              									abgesogen und treten zunächst in Kanäle BB1 ein. Diese letzteren stehen mit zu beiden Seiten
                              									des Ofens angeordneten Kanälen CC1 in Verbindung, von denen der erstere zur
                              									Hitzeleitung, der letztere zur Abführung der Gase nach dem Schornstein dient. Die
                              									Einrichtung ist so getroffen, dass die Verbindung der Kanäle BB1 mit den Kanälen CC1 an
                              									entgegengesetzten Kammerenden, und zwar durch die Kanäle gh1 bezieh. hg1 hergestellt ist. Die Abführung der
                              									Schmauchgase erfolgt durch die Ofendecke mittels des Kanals D. Wir haben also auch hier ein Vorschmauchen von unten nach oben und
                              									getrennte Abführung der Rauch- und Schmauchgase, so dass die Ofenconstruction als
                              									wohlgelungen angesehen werden könnte, wenn nicht die Vorwärmung der Verbrennungsluft
                              									fehlte.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)