| Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. | 
| Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 115 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Bierbrauerei.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 88 d.
                           								Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
                        
                     
                        
                           IV. Bier.
                           Ueber den Bierausstoss und die Einrichtungen für Flaschenbier in Nordamerika finden sich in dem offiziellen Bericht über die
                                 										amerikanische Brauindustrie auf der Weltausstellung in Chicago Angaben von
                              										Schwackhöfer. Zur Herstellung der Transportfässer,
                              									die fast nur auf maschinellem Wege erfolgt, dient ausschliesslich Weisseichenholz.
                              									Die gebräuchlichste Grösse ist ½ Brl. Auf einer Tafel des genannten Werkes sind
                              									amerikanische Spundbüchsen, Spundbohrer, Büchseneinschrauber, Eintreiber für
                              									Holzspunde, sowie ein Spundzieher mit Maschinenantrieb abgebildet.
                           Als praktisch bezeichnet Schwackhöfer den in vielen
                              									nordamerikanischen Brauereien eingeführten Pechschmelzofen nach dem Patente H. G. Zunner in Boston, Mass. Die Temperatur des
                              									geschmolzenen Peches wird automatisch regulirt, eine bestimmte, gerade für ein Fass
                              									ausreichende Pechmenge kann bequem abgemessen werden. Ein sehr zweckmässiger Apparat
                              									zum Abziehen des Bieres wurde von J. Pusch, Braumeister
                              									der Bohemian Brwg. Co. in Chicago, construirt. Die
                              									Vortheile dieses Apparates liegen darin, dass die Manipulation ohne jeden Verlust an
                              									Bier und ohne Entweichen von Kohlensäure erfolgt, dass ferner der Gasdruck im
                              									Transportgebinde nahezu derselbe ist, wie im Lager und Spanfass und dieser Druck
                              									nach Belieben regulirt werden kann, und endlich darin, dass gleich nach dem Füllen
                              									auch das Verspunden des Fasses mit einem Handgriff geschieht. Ein Mann kann bequem
                              									zwei Apparate bedienen. Nach dem Abfüllen werden die Fässer in das im ersten Stock
                              									befindliche Depot transportirt. Vielfach findet man die Einrichtung, dass die Fässer
                              									vom Abziehapparat weg über eine geneigte Ebene rollen, an eine Klappthür stossen,
                              									die sich dabei selbsthätig öffnet und sobald das Fass durchgegangen ist, sofort auch
                              									wieder schliesst, um das Eindringen der warmen Aussenluft in den Abziehraum zu
                              									verhindern. Ausserhalb der Klappthür befindet sich der Fassaufzug, welcher nach Art
                              									eines Becherwerkes construirt ist; statt der Becher ergreifen Gabeln das Fass. Diese
                              									Einrichtung ist zweckmässiger, als die bei uns meist gebräuchlichen
                              									Plattformaufzüge, welche als wahre Luftpumpen wirken und die warme Aussenluft
                              									gewaltsam in den Keller oder Abziehraum hineintreiben.
                           Die Vorliebe des Amerikaners für stark schäumendes Bier macht es nothwendig, dass der
                              									Ausschank nur mittels Druckapparaten geschieht. Man hat Kohlensäure und
                              									Luftdruckapparate in Verwendung. Die letzteren sind vielfach so construirt, dass
                              									gleichzeitig mit dem Schliessen des Bierhahnes ein Kolben bewegt wird, der comprimirte
                              									Luft in das Fass presst, während beim Oeffnen Luft wieder in den Kolbencylinder
                              									eingesaugt wird.
                           Die Einrichtungen für Flaschenbier sind in Amerika bei dem grossen Flaschenbierconsum
                              									ausserordentlich grossartig. Ein Apparat für die äussere Reinigung der Flaschen in
                              									warmer Sodalösung nach dem Patent Theurer Birkholz
                              									nimmt 2160 Flaschen auf einmal auf; er besteht aus einem eisernen Behälter, in
                              									welchen mittels zweier Schraubenspindeln ein Flaschenträger eingesenkt und
                              									herausgehoben werden kann.
                           Eine leistungsfähige und exact arbeitende Maschine ist die Radwaschmaschine von F. E. Anderson in Chicago, welche sowohl die äussere,
                              									als auch innere Reinigung der Flaschen besorgt. Auf einem Rade, welches
                              									intermittirende Rotation besitzt, sind Flaschenbehälter aufmontirt. Die Flaschen
                              									tauchen mit dem Rad in einen mit angewärmter Sodalösung gefüllten Behälter, füllen
                              									sich dabei selbsthätig, werden, wenn das rotirende Rad an einer bestimmten Stelle
                              									angelangt ist, innen durch Bürsten gereinigt und an einer weiteren Stelle durch
                              									einen Spritzapparat mit kaltem Wasser ausgespritzt. Alles vollzieht sich
                              									automatisch. Der Arbeiter, welcher die Maschine bedient, hat nur paarweise die
                              									gereinigten Flaschen gegen unreine auszuwechseln.
                           Meist wird die äussere und innere Reinigung der Flaschen mit verschiedenen Maschinen
                              									besorgt. Zur inneren Reinigung dient z.B. die Yawmann-Erbe-Maschine, mit welcher 720 Flaschen in der Stunde besorgt
                              									werden. Ein Wascher, welcher aus vier Gummisträngen besteht, macht 2500 Touren in
                              									der Minute.
                           Die Waschmaschine von Eick besitzt eine
                              									Leistungsfähigkeit von 25000 Flaschen in der Stunde und beansprucht dabei nur einen
                              									einzigen Arbeiter zur Bedienung. Es werden immer 16 Flaschen, die sich in einem
                              									Einsetzkasten befinden, auf einmal mit Hilfe rotirender Kautschuktuben und
                              									Spritzröhren gereinigt.
                           Die Waschmaschine nach dem Patente W. M. Wise in
                              									Williamsport, Pa., reinigt jede Flasche für sich allein rasch und gründlich; es sind
                              									bei dieser Maschine Ketten thätig, die an der Innenwandung der Flasche schleifen,
                              									während gleichzeitig unter Druck Wasser eingespritzt wird.
                           A. Werner in New York hat einen Apparat construirt, um
                              									die Flaschen, wie sie aus der Waschmaschine kommen, noch mit sterilem Wasser
                              									auszuspülen. Auf einem fahrbaren Flaschenträger sind 80 Stück Flaschen so
                              									aufgesteckt, dass nach dem Ausspritzen mit sterilem Wasser der Zutritt von Luft
                              									durch kleine Näpfe, welche sich mit dem aus jeder Flasche auslaufenden Wasser
                              									füllen, verhindert wird.
                           Zum Flaschentransport dienen namentlich zwei Einrichtungen, welche in den meisten
                              									Bottlerien zu finden sind:
                           Die Hängebahn von Eick
                              									befördert volle und leere Flascheneinsatzkästen von den Waschmaschinen zu den
                              									Abfüllungsapparaten und zurück.
                           Der Box Conveyer dient zur Beförderung der gefüllten und
                              									verschlossenen Flaschen von den Verkorkungsmaschinen zu den
                              									Pasteurisirungskästen.
                           Die Heizung der Pasteurisirungskästen nach dem Patent C. F.
                                 										Köhler in St. Louis ist sehr zweckmässig. Das Dampfrohr mündet am Boden in
                              									einen senkrechten, oben und unten offenen, eisernen Cylinder ein. Der ausströmende
                              									Dampf reisst das kalte Wasser in die Höhe und bewirkt hierdurch eine kräftige
                              									Circulation im Pasteurisirungskästen.
                           Durch diese Vorrichtung sind die Uebelstände vermieden, welche eintreten, wenn am
                              									Boden der Wanne den vier Wänden entlang ein gelochtes Dampfeinströmrohr läuft,
                              									wodurch gerade die Böden der Flaschen, welche am allerwenigsten eine starke
                              									Erwärmung vertragen, am stärksten erhitzt werden.
                           Beim Pasteurisiren wird die Temperatur langsam bis auf 53° R. gesteigert, 40 Minuten
                              									constant gehalten, sodann das Wasser abgelassen und die Flaschenkästen
                              									herausgenommen.
                           Die Kohlensäureaufnahme des Bieres beim Carbonisiren und den
                                 										Kohlensäureverlust beim Abfüllen und Ausschänken hat Krieger (Amerikanischer
                                 										Bierbrauer, 1894 S. 520) durch Versuche festgestellt. Danach kommt nicht
                              									mehr als durchschnittlich 0,076 Proc. Kohlensäure durch Carbonisiren zum Biere
                              									hinzu. Die Aufnahme von Kohlensäure geht – es gilt das wenigstens bei dem von Krieger gebrauchten Carbonisirungsapparat Wackenhuth-Stobäus – verhältnissmässig recht
                              									gleichartig von statten. Krieger empfiehlt das
                              									Carbonisiren des Bieres für jeden Betrieb, da die Kosten nicht gross sind. Man spart
                              									an Lagerraum, die Arbeit des Kräusens fällt weg, das Bier gewinnt an Haltbarkeit und
                              									Schneidigkeit. Die Kohlensäure haftet in einem carbonisirten Bier ebenso gut, wie in
                              									einem Bier, das seine Kohlensäure durch Spundung erhalten hat.
                           Ueber das Bier und seine Stellung in der rationellen
                                 										Diätetik berichtet Sieb in der Zeitschrift für Bierbrauerei und Malzfabrikation, 1894
                              									Nr. 11 S. 269.
                           Die Menge des Gerbstoffes in verschiedenen Bieren
                              									beträgt nach Hayduck (Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 409):
                           
                              
                                 Bei
                                 englischem Ale
                                 0,024
                                 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 Pilsner Bier
                                 0,018
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Münchner Bier
                                 0,012
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Berliner I
                                 0,012
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Berliner II
                                 0,011
                                 „
                                 
                              
                           Ueber stickstoffhaltige Bestandtheile von Würze und Bier
                              									stellte C. Amthor (Forschungsberichte über Lebensmittel-Untersuchung, 1 S. 203)
                              									Untersuchungen an. Es enthält die Bierwürze im Liter 0,0512 bis 0,064 g Ammoniak;
                              									während der Gährung verschwindet der grösste Theil desselben sehr rasch und das Bier
                              									enthält im Liter 0,0053 bis 0,0413 g Ammoniak. Durch Fällen der Bierwürze mit
                              									Bleiessig, Behandeln des Filtrates mit salpetersaurem Quecksilberoxyd, Zersetzung
                              									des Quecksilberniederschlages mit Schwefelwasserstoff und Behandlung des Filtrates
                              									mit Ammoniak erhielt Amthor eine Lösung, aus welcher er
                              									Vernin abscheiden konnte.
                           Jos. Krieger beobachtete die Veränderungen, welche die Bestandtheile der Lagerbiere während der Lagerung
                                 										erleiden (Der amerikanische Bierbrauer, 1894
                              									27 S. 274).
                           Die Resultate seiner Arbeit sind:
                           1) Die Gramme Extract in 100 cc erhält man aus dem specifischen Gewicht einer
                              									Extractlösung, wenn man die Decimalen derselben mit 0,00386 dividirt oder mit 259
                              									multiplicirt,
                           2) Der Extractgehalt der Stammwürze lässt sich mit vollständiger Genauigkeit aus dem
                              									Extract und Alkoholgehalt eines Bieres berechnen, weil bei der Gährung und Lagerung
                              									der Biere Alkoholverlust stattfindet.
                           
                           3) Die am besten stimmenden Zahlen werden erhalten durch Verdoppelung der
                              									Alkoholgewichtsprocente und Hinzuaddiren der Gramme Extract, welche in 100 cc Bier
                              									enthalten sind. Das Resultat ist annähernd gleich den Grammen Extract, welche in 100
                              									cc der Würze enthalten waren; es ist bis zu 0,2 g zu hoch bei frisch vergohrenem
                              									Biere und gibt bis 0,2 g zu wenig bei altem abgelagertem Bier. Andere
                              									Berechnungsmethoden geben mehr abweichende Zahlen.
                           4) Während der Lagerung findet eine fortwährende, wenn auch langsame Veränderung der
                              									Kohlenhydrate statt, und zwar so, dass Dextrin in Isomaltose, diese in Maltose
                              									übergeführt wird.
                           5) Diese Umwandlung ist auf Rechnung einer enzymatischen Wirkung zu setzen, welche im
                              									Bier stattfindet und abhängig von der Gährthätigkeit der Hefe ist.
                           6) Aus 100 Gewichtstheilen durch Gährung verschwundenem Extract werden mehr als 51
                              									Gewichtstheile Alkohol gebildet, weil aus 100 Gewichtstheilen Maltose oder
                              									Isomaltose theoretisch 53,8 Gewichtstheile Alkohol entstehen können.
                           7) Während der Gährung kann Extractvermehrung stattfinden, sowohl durch Umwandlung
                              									von Dextrin in Zucker, als auch durch Zersetzung von Hefe.
                           C. J. Lintner erwähnt in seiner Notiz über die Invertirung von Maltose und Isomaltose durch
                                 										Hefe (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen,
                              									1894 S. 414), dass Münchner Lagerbiere stets nachweisbare Mengen von Glykose
                              									enthalten. Bei der leichten Vergährbarkeit der Glykose (und des Rohrzuckers) kann
                              									dieselbe nicht aus dem Malz stammen und unvergohren geblieben sein. Diese kleinen
                              									Mengen sind vielmehr jedenfalls durch eine hydrolysirende Wirkung der Hefe auf die
                              									Isomaltose während der Lagerung zu erklären. Dieselben werden eben dann bei der
                              									niedrigen Temperatur des Lagerkellers und der in Folge des Absetzens der Hefe
                              									fortschreitenden Klärung des Bieres nicht mehr vergohren.
                           Ueber eine theilweise Zersetzung des Bieres, der Würze und
                                 										des Hopfens in Folge des Siedens und deren Beziehung zur Kohlensäurebestimmung
                                 										und zum Nachweis der schwefligen Säure schreibt Elion (siehe Allgemeine Brauer- und
                                 										Hopfenzeitung, 1894 S. 157). Um die Kohlensäure im Bier zu bestimmen, ist
                              									es durchaus nicht nothwendig, länger als 5 bis 10 Minuten zu kochen, da die bei
                              									längerem Kochen sich entwickelnde Kohlensäure auf eine sehr langsame Zersetzung
                              									zurückgeführt werden muss, ebenso wie auch auftretender Schwefelwasserstoff.
                           Ueber Raffinose oder Melitriose und über ihre Abwesenheit im
                                 										Bier berichtet A. Bau in der Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 1439. In der Gerste
                              									findet sich zwar Melitriose vor; da sie aber löslich ist in Wasser, so muss sie beim
                              									Weichprocess zum Theil ausgelaugt werden; bei der Keimung kann sie dem Keimling als
                              									Nahrung dienen und beim Darren muss sie, wenigstens in feuchtem Zustand, zersetzt
                              									werden. Wenn sie also in der Würze nicht nachgewiesen werden kann, so ist das nicht
                              									zu verwundern. Sollte sie dennoch in der Würze sich finden, so wird sie wenigstens
                              									durch untergährige Hefe vollständig vergohren, durch obergährige Hefe allerdings
                              									nicht. Wenn nun ober- und untergährige Hefen den gleichen Endvergährungsgrad geben,
                              									so kann Melitriose in der Würze nicht enthalten sein. Lintner und Dülle haben allerdings aus Bier
                              									ein Osazon vom Schmelzpunkt 177 bis 178° dargestellt; dasselbe war jedoch ein
                              									Gemisch von Maltosazon und Isomaltosazon.
                           Die Anwendung physikalischer Methoden zur Beurtheilung von
                                 										Bier bespricht J. Regensburger in den Forschungsberichten über Lebensmitteluntersuchungen, I
                              									S. 217 bis 219.
                           Ueber eine neue Methode zur Analyse des Bieres von H. Tornoë, beruhend auf der Dichtebestimmung, sowie auf
                              									der Bestimmung des Brechungsindex, siehe Chemiker-Zeitung, 1894 S. 1821.
                           Zur Bestimmung der Farbe in Malz, Würze und Bier nimmt
                              										O. Reinke (Wochenschrift
                                 										für Brauerei, 1894 S. 577) geschliffene Gläser, die 8 cm breit und 6 cm
                              									tief sind, und vergleicht die Farbe der in diese Gläser gebrachten Würze mit einer
                              									Reihe leicht und tiefer gefärbter Glastafeln. Die letzteren wurden in ihrer Färbung
                              									vorher mit Wasser verglichen, zu dem man auf 100 cc verschiedene Mengen 1/100-Normal-Jodlösung gegeben hat. Auf den Glastafeln sind die entsprechenden
                              									Cubikcentimeter Jodlösung angegeben. Tafel 1 entspricht bei 7,5procentiger Würze dem
                              									Pilsner Bier, Tafel 2 dem Dortmunder und Wiener Bier, Tafel 8 dem Münchner Bier.
                           C. J. Lintner hält es zur
                                 										Bestimmung der Farbentiefe (Zeitschrift für das
                                 										gesammte Brauwesen, 1894 S. 172) für unzweckmässig, die Farbentiefe der Reinke'schen. Gläser durch 1/100-Normal-Jodlösung auszudrücken. Nach
                              										Reinke hat das Pilsner Bier die Farbe 1, das
                              									Münchner Bier die Farbe 8, während thatsächlich das Münchner Bier nur etwa dreimal
                              									so dunkel ist als das Pilsner. Die Zahlen, welche nach Lintner's Methode ermittelt werden, sind der Intensität der Färbung direct
                              									proportional und gestatten, da die Normallösung I die Farbe des Pilsner Bieres
                              									besitzt, direct einen Vergleich mit Pilsner Bierfarbe.
                           Eiweissarme Gerste und die Haltbarkeit des Bieres stehen
                              									in ursächlichem Zusammenhang. Nach Krieger (Referat in
                              									der Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 3) nimmt die
                              									Hefe während der Fortpflanzung und Gährthätigkeit Amide und Peptone auf, verbraucht
                              									sie zur Bildung neuer Zellen und scheidet Eiweiss aus. Je grösser der Gehalt der
                              									Würze an assimilirbaren stickstoffhaltigen Bestandtheilen, an Amiden und Peptonen,
                              									desto grösser ist der Stickstoffumsatz der Hefe, desto mehr Eiweiss wird von der
                              									Hefe wieder ausgeschieden, desto grösser ist der Gehalt des Bieres an Eiweiss, desto
                              									langsamer klärt sich das Bier unter sonst gleichen Verhältnissen, desto grösser wird
                              									die Gefahr der Eiweisstrübung im Bier.
                           Ueber die Frage: „Welche Vorsichtsmaassregeln dienen zur
                                    											Erhöhung der Haltbarkeit des Bieres beim Füllen der Transportgefässe und
                                    											Flaschen?“ referirte Will auf der 18.
                              									Generalversammlung der wissenschaftlichen Station für Brauerei in München (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1894 S. 372).
                              									Trübungen und Geschmacksveränderungen in einzelnen Fässern oder Flaschen treten
                              									häufig auch dann auf, wenn die Fabrikation normal verlief und wenn eine in üblicher
                              									Weise angestellte Haltbarkeitsprobe keine Bedenken erregte. Es kann die Ursache der
                              									unangenehmen Erscheinung in einzelnen Flaschen oder Fässern wohl darin begründet
                              									sein, dass das Bier verschiedenen Schichten des Lagerfasses entstammt; in der Regel
                              									aber wird der Grund in der Ausserachtlassung der beim Abfüllen zu beobachtenden
                              									Vorsichtsmaassregeln zu suchen sein, vor allem in der Vernachlässigung der
                              									Reinlichkeit. Es ist streng auf die sorgfältigste Reinigung zu sehen. Dazu gehört, dass die
                              									Flaschen zunächst in warme 10procentige Sodalösung eingelegt werden, so lange, bis
                              									eingetrocknete Bierreste sich vollständig gelöst haben. Hierauf folgt eine scharfe
                              									mechanische Reinigung mit Emailschrot und Handbürste oder mittels maschineller
                              									Einrichtungen. Das Wasser zum Nachspülen muss rein und keim arm sein, die Gummiringe
                              									bei den Patentverschlüssen müssen besonders vorsichtig gereinigt werden. Die gleiche
                              									Reinlichkeit ist bei den Fässern zu beobachten. Werden dieselben, nachdem sie von
                              									den Kunden kommen, nicht sofort mit Wasser ausgespült und in einem luftigen, vor
                              									Sonne und Regen geschützten Ort, mit dem Spundloch nach unten, so gelegt, dass das
                              									Spülwasser ablaufen kann, so tritt wie in den Flaschen leicht Säuerung und
                              									Entwickelung von schädlicher Hefe ein. Pechblasen, Defecte im Fassholz, Risse u.s.w.
                              									bilden als Ablagerungsstätten von Keimen eine stete Gefahr für die Haltbarkeit des
                              									Bieres. Es ist deshalb auch schonende Behandlung der gereinigten Fässer beim
                              									Transport zum Füllungsorte anzuempfehlen. Besonders wichtig ist, dass man beim
                              									Abfüllen auf die Erhaltung der natürlichen, im Bier befindlichen und von ihm während
                              									der Gährung erzeugten Conservirungsmittel achtet. Es kann leicht ein Verlust an
                              									Kohlensäure eintreten, deshalb ist das Bestreben da Apparate und Einrichtungen zu
                              									construiren, die es ermöglichen, das Bier mit seinem vollen Kohlensäuregehalt vom
                              									Lagerfass auf die Flaschen zu füllen. Als dritte Vorsichtsmaassregel hat die
                              									Abhaltung von Luft beim Abfüllen zu gelten. Durch die Luft werden schon vorhandene
                              									Organismen zu neuer Lebensthätigkeit angeregt, mit ihr können auch neue dazu kommen.
                              									Der Luftraum in den Flaschen unterhalb des Verschlusses ist auf das geringste noch
                              									zulässige Maass herabzumindern. Die Korke müssen rein und ausgekocht sein.
                           Bei der sich anschliessenden Discussion theilte Jung-Mainz mit, er habe gefunden, dass die mit Enzinger-Filter gefüllten
                              									Flaschen eher trübten, als diejenigen, die mit gewöhnlichem Schlauch gefüllt
                              									worden.
                           Feltmann-Rotterdam füllt nur mit filtrirter Luft ab.
                           Moninger-Karlsruhe reinigt die Luft vorher durch
                              									übermangansaures Kali.
                           Will bestätigt die ausserordentliche luftreinigende
                              									Wirkung des übermangansauren Kalis, wenn die Luft richtig in dünnem Strahl durch
                              									eine 5procentige Lösung geführt wird.
                           Die Firma Freundlich in Düsseldorf hat einen completen
                              									Apparat mit übermangansaurem Kali zur Abfüllung construirt.
                           Durch seine biologischen Studien über das
                                 										Enzinger-Filter sucht Franz Lafar (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1894 S. 11) die
                              									Antwort auf folgende Fragen zu geben:
                           1) Hält das Filter alle Hefenzellen zurück?
                           2) Vorausgesetzt, das Filter sei nicht im Stande, alle Hefenzellen zurückzuhalten,
                              									welches Zahlenverhältniss obwaltet dann zwischen den Zellen von Culturhefe und von
                              									wilder Hefe – im unfiltrirten Biere einerseits und im filtrirten andererseits?
                           3) Werden dem Biere durch das Filtriren auch Bakterien entnommen?
                           4) Welches Zahlenverhältniss herrscht zwischen dem Keimgehalt des unfiltrirten und
                              									des filtrirten Bieres, sowohl bald nach Beginn, als auch kurz vor Beendigung
                              									der Operation?
                           5) Wird der Keim geh alt des filtrirten Bieres durch das vorausgegangene Wässern des
                              									Apparates beeinflusst?
                           6) Ist mit der mehrmaligen Verwendung ein und derselben Papierschicht, auch nachdem
                              									dieselbe durch Leitung von Wasser in umgekehrter Richtung gespült worden, eine
                              									Infectionsgefahr für das Bier verbunden?
                           Die Ergebnisse Lafar's sind folgende: Das aus dem
                              									Enzinger-Filter austretende filtrirte Bier enthält relativ viel Hefenzellen. Der
                              									Wirkungsgrad des Filters betrug in einem Fall beim Beginn der Arbeit 69 Proc., d.h.
                              									von 100 Hefenzellen, die im unfiltrirten Bier sich befanden, sind durch das Filter
                              									69 zurückgehalten worden; beim Ende der Arbeit betrug der Wirkungsgrad 89 Proc. Das
                              									Verhältniss zwischen Culturhefe und wilder Hefe wird beim Filtriren in der Weise
                              									verändert, dass man sagen kann, durch das Filtriren wird das Bier an wilder Hefe
                              									angereichert. Eine durch das Filtriren bewirkte Verminderung des Bakteriengehaltes
                              									des Bieres konnte nicht festgestellt werden. Durch das dem Filtriren des Bieres
                              									vorausgehende Wässern des Filters wird, insbesondere wenn dies lange andauert und
                              									dazu keimreiches Wasser in Verwendung kommt, der Keimgehalt des Bieres quantitativ
                              									vermehrt und qualitativ verschlechtert.
                           Der Gehalt des Bieres an Hefenzellen betrug in einem
                              									Fall, wo der Braugehilfe den Hahn der Druckluft zu spät geöffnet hatte und wo in
                              									Folge dessen das Geläger etwas aufgerüttelt worden, auf 1 cc 568000 Hefenzellen, bei
                              									einem gewöhnlichen, 1 Monat alten Bier 12000 Hefenzellen, bei einem filtrirten Bier
                              									nur 1500 Hefenzellen.
                           Das eigenthümliche Verhalten der Sarcinaorganismen, in der gleichen Brauerei bald
                              									Krankheit zu verursachen, bald nicht, gab A. Reichard
                              									Veranlassung, Studien über einen Sarcinaorganismus des
                                 										Bieres zu machen (Zeitschrift für das gesammte
                                 										Brauwesen, 1894 S. 257). Die Reincultur desselben gelang bei Anwendung
                              									folgenden Verfahrens: Mittels 4procentiger, gehopfter, besser aber ungehopfter
                              									Bierwürze wurde eine 10procentige Nährgelatine hergestellt, diese in kleinen Mengen
                              									auf Freudenreich-Kölbchen vertheilt und daselbst im strömenden Dampf der
                              									discontinuirlichen Sterilisation unterworfen. Zu der in den Freudenreich-Kölbchen
                              									verflüssigten Gelatine wurden verschiedene Mengen eines Bieres gegeben, von dem man
                              									erfahrungsgemäss als sicher annehmen konnte, dass es später sarcinakrank werden
                              									würde; es war jedoch der Bierzusatz stets so eingerichtet, dass noch mindestens 5
                              									bis 6 Proc. Gelatine in der Mischung vorhanden waren. Die Cultur wurde in einer Böttcher'schen Kammer vorgenommen. Entstehende Colonien
                              									wurden unter mikroskopischer Controle auf Pasteur-Kolben in gehopfte Würze
                              									übertragen, wo sie nach 14 Tagen bei 20° eine Trübung durch Tetraden, sowie eine
                              									charakteristische Geschmacksveränderung und einen bestimmten Grad von Säurebildung
                              									in der Würze verursachten. Bezüglich des Verhaltens zu verschiedenen Nährsubstraten
                              									ist zu bemerken, dass sich als bestes und daher meist angewandtes Nährmittel ungehopfte Decoctionswürze erwies, als günstigste
                              									Temperatur 20 bis 25° C. Schon nach 3 Tagen trat in diesem Nährmittel Trübung ein,
                              									wobei man zuweilen dicht unter der Oberfläche der Flüssigkeit eine ungetrübte Zone erkennen konnte; nach 10 bis 14 Tagen
                              									erfolgt langsames Aufklären. Nicht unerwähnt sei die Entfärbung der Würze und das Auftreten
                              									eines eigenthümlichen Geruches.
                           Hautbildung konnte im Gegensatz zu der von Lindner beim
                              										Pediococcus cerevisiae gemachten Beobachtung in
                              									keiner Nährflüssigkeit bemerkt werden. Gehopfte Würzen bilden einen schlechteren
                              									Nährboden für Sarcina als ungehopfte; die Menge der gebildeten Säure ist in
                              									letzterer grösser, als in ersterer. In sterilisirtem, also alkohol- und
                              									kohlensäurefreiem, hellem und dunklem Bier wuchs der Pediococcus (im Gegensatz zu
                              										Lindner's Pediococcus
                                 										cerevisiae) in grossen Exemplaren unter Säure- und starker Geruchsbildung;
                              									in pasteurisirtem Bier hingegen blieb eine Entwickelung aus. Reine Dextrin-,
                              									Maltose- und Saccharoselösungen sind dem Wachsthum nicht günstig, wohl aber nach
                              									Zusatz von Fleischpepton oder Hefedecoct. In sterilisirtem Gerstewaschwasser
                              									entwickelte sich der Organismus sehr gut. Der in alkalischem 3procentigem
                              									Fleischpepton entstehende Bodensatz gibt, in dünner Schicht der Luft ausgesetzt,
                              									deutlich zur Bildung von wirklichen Packetformen Veranlassung.
                           Reichard vermuthet, dass die Würfel durch
                              									zweidimensionales Wachsthum und nachträgliche Zellen Verschiebung entstanden sind
                              									und schlägt daher für die Bakterie den Namen Pediococcus
                                 										sarcinaeformis vor.
                           Die biologische Bedeutung der Zellenhäufung am Boden, der Packete selbst und der
                              									Hüllen, welche diese umgeben, liegt vermuthlich in der Arterhaltung; es treten
                              									solche Gebilde nur dann auf, wenn die sonstigen Lebensbedingungen minder günstig
                              									sind.
                           Durch Stich auf feste Nährböden geimpft, zeigt die Sarcina an oberen Partien ein
                              									geringeres Wachsthum, als tiefer gelegene. Impfstriche entwickeln sich in
                              									unbedecktem Zustand schlecht. Eine Verflüssigung der Gelatine trat in keinem Fall
                              									ein.
                           Unter den Zersetzungsproducten, welche der Pediococcus in Würze hervorruft, wurden
                              									Milchsäure und Alkohol nachgewiesen, Gasbildung wurde nicht beobachtet. Für die
                              									Zunahme der Acidität, welche der Pediococcus in ungehopfter Würze hervorruft, gilt
                              									das Intervall 20 bis 25° als Temperaturoptimum; der hierbei erreichte Säuregrad
                              									steht weit über dem des Lindner'schen Pediococcus
                              									cerevisiae, bei 40 bis 44° tritt nur minimale Säurebildung ein (im Gegensatz zu Lindner's Pediococcus acidi lactici); bei der
                              									Temperatur in den Brauereilagerkellern schreitet die Säurebildung langsam vorwärts.
                              									In ungehopfter Würze erwärmt, trat beim Erhitzen auf 62° schon nach 5 Minuten
                              									Abtödtung ein.
                           Das rasche oder langsame Auftreten, die Dauer und der Grad der Trübung, die
                              									Intensität der Geruchbildung und Entfärbung, sowie die Menge der gebildeten Säure
                              									geben einen Maasstab ab für die Virulenz dieser Bakterie. Durch Kälte wird der
                              									Pediococcus an der Entwickelung seiner Virulenz gehindert. Durch Alter oder Erhitzen
                              									wird seine Virulenz geschwächt oder vernichtet. Pediococcuszellen, welche an der
                              									Bethätigung ihrer Virulenz gehindert werden oder deren Virulenz geschwächt ist,
                              									vegetiren am Boden des Culturgefässes. Die Bethätigung der Virulenz in Würze und
                              									Bier ist an die Erscheinung der Trübung dieser Nährmedien durch Pediokokken
                              									geknüpft.
                           Ueber das Verhalten des Pediococcus zu Sauerstoff gibt schon das oben geschilderte
                              									Aussehen von Gelatineculturen einigen Aufschiuss. Näher studirte Reichard das Sauerstoffbedürfniss der Bakterie durch
                              									Züchtung in Böttcher'schen feuchten Kammern mit
                              									Luftbeschränkung und Luftentziehung.
                           Zu dem Behufe wurde erstens auf den Boden der einen hohen Glasring
                              									tragenden Kammern statt Wasser eine Zuckerlösung gebracht, auf welche eine Spur
                              									Mycoderma geimpft war; man hatte in diesem Fall zu Anfang des Versuches mit einer
                              									Luftbeschränkung zu thun, so lange bis die Mycodermacultur herangewachsen war und
                              									allen Sauerstoff aufgezehrt hatte. Eine sofortige, vollständige Luftentziehung wurde
                              									dadurch erreicht, dass in eine ringförmige Vertiefung des Objectträgers eine
                              									alkalische Pyrogallollösung gebracht wurde. Der Erfolg der Luftentziehung wurde
                              									dadurch controlirt, dass in dieselbe Nährgelatine, in welche der Pediococcus geimpft
                              									war, auch Zellen von Saccharomyces cerevisiae gebracht wurden. Da in den
                              									Pyrogallolkammern, in denen die Hefe nur ganz kleine Colonien bildete, die Sarcina
                              									niemals wuchs, in den Mycodermakammern dagegen, wo die Bierhefe bedeutend grössere
                              									Colonien bildete, der Pediococcas rascher zunahm, als in gewöhnlichen Luftkammern,
                              									so folgt, dass der Pediococcus in Würzegelatine des freien Sauerstoffs zum
                              									gedeihlichen Wachsthum bedarf, dass jedoch die Spannung dieses Gases unter der
                              									atmosphärischen liegen muss. Es können die Mycodermakammern Verwerthung finden zur
                              									Reinzüchtung der Sarcinen aus Bier, die unter Umständen in gewöhnlichen Kammern
                              									überhaupt nicht zum Vorschein kommen. Aus diesem eigenthümlichen Verhalten erklärt
                              									es sich, dass bei brautechnischen Untersuchungen, welche keine Rücksicht nehmen auf
                              									solche eigenthümliche Athmungsverhältnisse, Sarcinaorganismen übersehen werden
                              									können. Nach dem Vorgang Beijerinck's stellte sich der
                              									Verfasser sogen. Athmungsfiguren her, in dem er ungehopfte, durch kräftige
                              									Pediococcusvegetation getrübte Würze zwischen Objectträger und Deckglas brachte,
                              									dessen eine Seite durch ein Stückchen Platindraht in die Höhe gehoben war. Die
                              									Pediococcuszellen ziehen sich hierbei vom Rand des Deckgläschens zurück und sammeln
                              									sich erst hinter einer scharf begrenzten sarcinafreien Zone, also in einer Gegend,
                              									wo eine geringere Sauerstoffspannung herrscht, als am Rand. Das Wachsthum der
                              									Pediokokken am Boden der Kölbchen entspricht daher dem Bedürfniss nach niederer, das
                              									in der Flüssigkeit dem Bedürfniss nach höherer, jedoch stets unter der
                              									atmosphärischen liegenden Spannung des Sauerstoffs. Die Athmungsfiguren gestatten
                              									die Annahme, dass die scheinbar unbeweglichen Pediokokken einer, wenn auch sehr
                              									langsam sich vollziehenden Wanderung fähig sind. Das Wachsthum des Pediococcus am
                              									Boden der Culturkolben bei niederer Temperatur ist als ein physiologischer Vorgang
                              									aufzufassen; es entfernt sich der Pediococcus von der Sauerstoffzone; er nähert sich
                              									bei niederer Temperatur dem anaeroben Typus.
                           Zur Entscheidung der Frage: „Ist der vorliegende Pediococcus fähig, im Bier
                                 										Krankheit zu erzeugen? und wenn ja, worin besteht die Krankheit?“ stellte
                              									der Verfasser sowohl in Pasteurkolben als kleinen Gährgeschirren Versuche an, wobei
                              									er sich in letzterem Fall den Verhältnissen der Praxis näherte. Die entstehenden
                              									Biere zeigten in manchen Fällen nur leichte, in manchen aber schwere Symptome der
                              									Erkrankung. Es hindert die Verschiedenheit der Resultate nicht, die Thatsache als
                              									feststehend zu betrachten, dass eine Sarcinakrankheit wirklich existirt. Sie äussert
                              									sich darin, dass das anfänglich reine Aroma des Bieres einem eigenthümlichen
                              									muffigen Geruch und ebensolchem, etwas säuerlichem Geschmack Platz macht. Die
                              									entstehende Trübung muss im Anfangsstadium jedenfalls auf Pediokokken allein
                              									zurückgeführt werden, später allerdings scheiden sich in Folge reichlicher
                              									Milchsäurebildung kleinste Körnchen aus, deren Nachweis sicher gelingt, wenn man das
                              									fragliche Bier mit Aether ausschüttelt, wobei alle feinen trübenden Körperchen in
                              									die Emulsion gehen.
                           Woher kommt es nun, dass die Krankheit einmal auftritt, ein andermal nicht? Vor allem
                              									erwiesen sich die Keime aus ungehopfter Würze, selbst vor der Hauptgährung der Hefe
                              									zugesetzt, als nicht virulent, besser geeignet sind Individuen, welche schon einmal
                              									in Gemeinschaft mit Bierhefe eine Gährung mitgemacht haben, aber auch in diesen
                              									Fällen entsteht nicht immer Krankheit. Am gefährlichsten aber sind die Pediokokken,
                              									welche aus kranken Bieren herstammen. Die Umstände, welche den Pediococcus zum
                              									Krankheitserreger machen – es geht dies aus einer Reihe von Versuchen hervor –
                              									lassen sich in folgenden Sätzen zusammenfassen: „Ein hoher Vergährungsgrad bei
                                 										der Hauptgährung und demgemäss eine langsame, mit sehr geringer
                                 										Kohlensäureentwickelung verbundene Nachgährung – oder vielmehr eine Nachreife –
                                 										des Bieres verhindert zwar nicht das Vegetiren, wohl aber das Virulentwerden des
                                 										Pediococcus“; ferner: „Schwache Attenuation des Bieres bei der
                                 										Hauptgährung und eine kräftige mit starker Kohlensäureentwickelung verbundene
                                 										Nachgährung von genügend langer Dauer erhöhen stufenweise die Virulenz des
                                 										Pediococcus“ und schliesslich: „Die Intensität der auftretenden
                                 										Erkrankung hängt ab von dem Grad der ursprünglichen Virulenz des
                                 										Krankheitserregers.“ In brautechnischer Beziehung kann noch hervorgehoben
                              									werden, dass eine niedervergährende Hefenrasse das Bier besser zu Krankheit
                              									disponirt, als eine hoch vergährende, dass man durch kalte Sättigung der Würze mit
                              									Luft und Vergährung mit einer stark attenuirenden Hefe ein nahezu vollständiges
                              									Verschwinden der Sarcinaorganismen erreicht und gleichzeitig eine enorme Haltbarkeit
                              									des Bieres im Betrieb. Schwache Hopfung und die chemische Zusammensetzung des Bieres
                              									selbst gehören mitunter zu den disponirenden Factoren. Um den Infectionskeim selbst
                              									aber fern zu halten, sind natürlich die allgemeinen Gesetze der Reinlichkeit zu
                              									beachten, insbesondere sind alle Provenienzen aus dem Lagerkeller fern zu
                              									halten.
                           Die Entwickelung der Pediococcuszelle aus einer indifferenten zu einer pathogenen
                              									geht nur dann vor sich, wenn der anaerobe Zustand, in welchem er sich am Boden des
                              									Fasses befindet, in einen „beschränkt aeroben“ Zustand übergeht. Die Wärme
                              									und die Sauerstoffzunahme allein (z.B. beim Abfüllen auf Flaschen) bilden nicht die
                              									eigentliche Ursache für das Auftreten einer Sarcinakrankheit, die primäre Ursache
                              									muss bei der Nachgährung gesucht werden. Da der Pediococcus selbst kein Gas bilden
                              									kann, um sich die erwünschte Sauerstoffspannung und dadurch erhöhte Lebensthätigkeit
                              									zuführen zu lassen, so benutzt er die entwickelte Kohlensäure der mitgährenden
                              									Bierhefe. Aus diesem Grund erwerben sich die Pediokokken auch nur dann ihren
                              									beschränkt aeroben Charakter, wenn sich dieses Gas entsprechend reichlich
                              									entwickelt, was nur bei kräftig nachgährenden Hefen der Fall ist, während bei bloss
                              									nachreifenden die entstehenden Kohlensäurebläschen gleich nach ihrem Freiwerden
                              									gebunden werden. Wenn dann die Anzahl der beschränkt aerob lebenden Individuen so
                              									gross ist, dass die Summe der durch ihre Lebensthätigkeit hervorgebrachten
                              									Veränderungen des Bieres als Krankheit desselben sinnenfällig zu Tage tritt, dann
                              									geht das Bier zu Grunde, ein Vorgang, der sich ebensowohl auf dem Lagerfass bei
                              									niederer Temperatur, wie auch in Gebinden und Flaschen bei höherer Temperatur
                              									vollziehen kann; letztere allerdings beschleunigt die Vermehrung der Keime und damit
                              									den Eintritt der Krankheit.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)