| Titel: | Neuerungen an Oefen für keramische Zwecke. | 
| Autor: | L. Sell | 
| Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 146 | 
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                        Neuerungen an Oefen für keramische
                           								Zwecke.
                        Von Dr. L. Sell in
                           								Charlottenburg.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 121 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen an Oefen für keramische Zwecke.
                        
                     
                        
                           Oefen mit periodischem Betrieb.
                           In Deutschland scheint das Interesse für diese Ofenklasse, die insbesondere bei
                              									kleinerer Production in Frage kommt und die bis vor wenigen Jahren bei der
                              									Herstellung feinerer Waaren allgemein zur Anwendung kam, ausserordentlich gering
                              									geworden zu sein, da keine bemerkenswerthen Neuerungen auf diesem Gebiet seit dem
                              									letzten Bericht bekannt geworden sind. Aehnlich liegt die Sache in England. Dagegen
                              									schenkt die amerikanische Ofentechnik, wohl weil der grösste Theil der Production in
                              									periodischen Oefen gebrannt wird, gerade dieser Kategorie von Oefen eine ganz
                              									besondere Aufmerksamkeit. Und es sind hier insbesondere hinsichtlich der Zuführung
                              									von Verbrennungsluft zu den Feuerungsrosten höchst beachtenswerthe Anordnungen zu
                              									verzeichnen, die zum Theil wohl auch für continuirliche Oefen mit Heizwänden sich
                              									würden nutzbar machen lassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 145
                              Fig. 35.Amerikanischer Kammerofen.
                              
                           An erster Stelle mag hier der Ofen des amerikanischen Patentes Nr. 541218 (Fig. 35 und 36) genannt
                              									werden, der darin noch eine gewisse Verwandtschaft mit den continuirlichen Oefen
                              									besitzt, dass es ein Ofen mit mehreren Kammern ist, bei dem die Feuergase der
                              									Endkammern durch die Mittelkammern geleitet werden. Alle vier Kammern ABCD erhalten Rostfeuerungen H, von denen die Feuergase durch senkrechte Züge L in das Ofeninnere eintreten. Die von den Feuerungen einer Endkammer,
                              									etwa D, kommenden Gase treten über die Trennungswand
                              										E hinweg nach der Kammer C, wo sie mit den von den Feuerungen dieser Kammer kommenden Feuergasen
                              									zusammentreffen, gehen dann durch Oeffnungen g am
                              									Boden der Mittelwand G nach der Kammer B und treten von hier in den oberen Theil der Kammer
                              										A ein, aus welcher sie durch Sohlöffnungen U1, die Kanäle R und S nach dem
                              									Schornsteine T abgesogen werden. Ist durch
                              									entsprechende Stellung eines Schiebers im Kanal R an
                              									Stelle der Kammer A die Kammer D in offene Verbindung mit dem Schornsteine gesetzt, so nehmen die Gase
                              									den umgekehrten Weg. Man ist also im Stande, durch einfaches Umstellen des Schiebers
                              									im Kanal R die Zugrichtung umzukehren. In dieser
                              									Umkehrbarkeit der Zugrichtung sieht der Amerikaner das Wesentliche seiner Erfindung.
                              									Doch mag bemerkt werden, dass bereits in dem letzten Bericht (D. p. J. 1895 298 30) ein
                              									Ofen mit umkehrbarer Zugrichtung (D. R. P. Nr. 63504, Kalkofen von J. Reiss) beschrieben wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 145
                              Fig. 36.Amerikanischer Kammerofen.
                              
                           Zur Aufspeicherung von Wärme, die bei der Umkehrung der Zugrichtung – etwa in jeder
                              									Stunde einmal – nutzbar wird, sind die Kammern U mit
                              									durchbrochenem Mauerwerk erfüllt. Der Hohlraum M über
                              									dem Feuergewölbe dient zur Zuführung von Secundärluft in derselben Weise, wie es im
                              									Anschluss an Fig. 21 angegeben wurde.
                           Im Gegensatz zu diesem Ofen sind die periodischen Oefen in ihrer Mehrzahl Einkammeröfen; die Art der Befeuerung ist freilich
                              									meist die gleiche: die den Rosten entströmenden Gase treten zunächst in senkrechte
                              									Züge und dann erst, in der Nähe der Decke, in den Ofenraum, den sie in der Richtung
                              									von oben nach unten (niedergehendes Feuer) durchziehen. Zuweilen werden die
                              									Feuergase freilich auch durch Oeffnungen in den, den Feuerungen vorgebauten
                              									Feuerbrücken oder auch direct in der Nähe der Sohle in den Ofenraum geleitet.
                           Bei den Oefen mit niedergehendem Feuer hängt die gleichmässige Vertheilung der
                              									Feuergase im Brennraume und damit die Erzielung eines gleichförmigen Brennproductes
                              									fast ausschliesslich von der zweckmässigen Anordnung der unter der Sohle
                              									befindlichen Abzugskanäle ab. Die Anordnung der Abzugskanäle bildet denn auch den
                              									Hauptgegenstand einer Anzahl der hier zu erwähnenden Neuerungen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 146
                              Fig. 37.Ofen von Noye.
                              
                           Bei dem rechteckigen Ofen des amerikanischen Patentes Nr. 513719 von W. H. Noye (Fig. 37)
                              									besteht das Abzugssystem aus zwei, den Längsseiten des Ofens parallelen
                              									Hauptabzugskanälen C, die mit ihren Enden in Kamine B münden. Durch sich kreuzende Wände B unter der Sohle ist jeder Kanalhälfte der vierte
                              									Theil des Ofens zugeordnet. Durch quer zu den Kanälen G
                              									angeordnete, mit Durchbrechungen A versehene Wände I, auf denen die Ofensohle ruht – die beispielsweise
                              									aus Eisenstäben K gebildet werden soll –, ist ein
                              									weiteres Kanalsystem zur Vertheilung der Gase geschaffen, welches die Zuführung zu
                              									den Hauptkanälen C bewirkt. Die Ofenmitte, nach welcher
                              									hin der Zug natürlich abnimmt, dürfte bei dieser Anordnung, falls dem Ofen
                              									beträchtlichere Dimensionen gegeben werden, im Feuer etwas zurückbleiben.
                           Bei dem Ofen nach amerikanischem Patent Nr. 516615 von Schuck
                                 										und Martin ist versucht worden, eine stärkere Erwärmung der Mitte zu
                              									erzielen. Das zur Anwendung gebrachte Mittel ist allbekannt und besteht darin, dass
                              									die Oeffnungen, welche die Verbindung der Vertheilungskanäle mit den Abzugskanälen
                              									herstellen, nach der Ofenmitte zu grösser gewählt werden als an den Seiten.
                              									Uebrigens befinden sich bei diesem Ofen die Kamine an den Seitenwänden, zwischen den
                              									Feuerungsrosten, demgemäss ist auch die Richtung der Abzugs- und der
                              									Vertheilungskanäle gegenüber dem vorigen Ofen vertauscht.
                           Es mag noch erwähnt werden, dass die Umfassungsmauern doppelwandig, mit
                              									Luftzwischenräumen hergestellt sind.
                           Durchgreifendere Mittel, um die Ofenwärme in hinreichendem Maasse nach der Ofenmitte
                              									zu ziehen, kommen bei dem Ofen nach amerikanischem Patent Nr. 532154 von C. J. Holman zur Anwendung. Es ist dies ein Ofen mit
                              									kreisförmigem Querschnitt, welcher rings herum von einer Anzahl Feuerstellen umgeben
                              									ist. Der Abzug geschieht durch zwei Hauptkanäle, welche parallel zu einander in der
                              									Länge von etwa zwei Drittel des Ofendurchmessers verlaufen, so dass sie zum Theil –
                              									in der Ofenmitte – neben einander liegen. Durch die neben einander liegenden
                              									Theile der beiden Hauptkanäle wird unter Vermittelung mehrerer radialer und
                              									eines Systems concentrischer Kanäle der Haupttheil der Feuergase abgezogen, so dass
                              									die Hitze wesentlich in der Mitte des Ofens concentrirt wird.
                           Zur rascheren Abkühlung des Ofens nach erfolgtem Garbrand kann durch die radialen
                              									Sohlkanäle Aussenluft angesogen werden, zu welchem Zweck dieselben durch das
                              									Ofenmauerwerk hindurchgeführt sind.
                           Auch das amerikanische Patent Nr. 527703 von N. Merley
                              										(Fig. 38) beschäftigt sich mit der Hitzeleitung
                              									in der Sohle eines kreisförmigen Ofens. Hier geht das Bestreben aber nicht lediglich
                              									dahin, die Gase gleichmässig durch alle Theile der Sohle abzusaugen, sondern dahin,
                              									sie länger in der Sohle festzuhalten, damit die Bodenpartie des Einsatzes ebenso
                              									stark gebrannt wird, wie der obere Theil. Zu diesem Zweck wird ein mannigfach
                              									durchbrochenes Mauerwerk über den Abzugskanälen – nämlich einem nicht völlig
                              									geschlossenen Kreiskanal A, einem zu diesem diagonalen
                              									Kanal und einem aus dem Mittelpunkte des letzteren abzweigenden, nach dem Kamine
                              									führenden Kanal C – aufgebaut. Zunächst werden die
                              									Kanäle durch Steine a überbrückt; über dieselben kommt
                              									ein mehrere Stein schichten hoher Aufbau mit Oeffnungen c zwischen den einzelnen Steinen b. Dieser
                              									Aufbau wird mit einem Pflaster D mit Oeffnungen d und e senkrecht über den
                              									Abzugskanälen abgedeckt. Es folgt wieder ein durchbrochener Aufbau E und endlich ein offenes Pflaster G, auf welches des Brenngut aufgesetzt wird. Dieser
                              									Aufbau verhindert ein zu schnelles Abziehen der Hitze und gewährleistet somit den
                              									völligen Garbrand des unteren Theiles des Einsatzes. – Die Feuergase treten durch
                              									die Heizständer H in den Ofen ein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 146
                              Fig. 38.Ofen von Merley.
                              
                           Ich komme nunmehr zu Neuerungen an solchen Oefen, welche von oben her und von der
                              									Sohle befeuert werden können, und zwar entweder gleichzeitig oder nach Belieben auf
                              									die eine oder die andere Art. Doch sind die betreffenden Einrichtungen nicht immer
                              									nothwendig an die doppelte Art der Befeuerung gebunden, vielmehr können dieselben
                              									häufig auch bei beliebigen Oefen getroffen werden.
                           Das letztere gilt z.B. von einer den Gegenstand des amerikanischen Patentes Nr.
                              									512334 bildenden Anordnung. Im Allgemeinen pflegt man die den Brennraum von den
                              									Rostfeuerungen trennenden Feuerbrücken innerhalb der eigentlichen Umfassungsmauern
                              									des Ofens als dünne Mauern aufzuführen. Diese dünnwandigen Feuerbrücken werden im
                              									Laufe des Brennprocesses ausserordentlich heiss, so dass sie das ihnen benachbarte
                              									Material unter Umständen zum Schmelzen bringen. Wenn man, um diesen Uebelstand zu
                              									vermeiden, den Einsatz etwas von der Feuerbrücke abrückt, so zieht dieser freie Raum
                              									die über die Feuerbrücke tretenden Heizgase begierig an, so dass dieselbe Wirkung
                              									auf das Brenngut eintritt. Der Amerikaner Snow sucht
                              									nun diese Uebelstände dadurch zu beseitigen, dass er die Feuerungen nach ausserhalb
                              									der eigentlichen Umfassungsmauern des Ofens verlegt. Der Abschluss nach aussen
                              									geschieht durch verhältnissmässig dünne, doppelte Wände mit einem Luftzwischenraum,
                              									der, je nachdem er gegen die Aussenluft abgeschlossen ist oder nicht, als
                              									Wärmeisolator dient oder zur Zuführung von frischer Luft, sei es zur Kühlung, sei es
                              									zu vollständigerer Verbrennung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 147
                              Fig. 39.Ofen von Frost.
                              
                           Auch für Zuführung von Verbrennungsluft direct zu dem hinteren Theil der Roste zum
                              									Zweck gleichmässiger Verbrennung über die ganze Rostfläche ist gesorgt.
                           Die Einführung der Feuergase in den Brennraum kann auch durch Oeffnungen in den
                              									Feuerbrücken an der Sohle des Ofens erfolgen; in diesem Falle soll die Abführung der
                              									Gase durch Oeffnungen in der Decke bewirkt werden, während bei Befeuerung mit
                              									überschlagender Flamme ein Sohlkanal in Verbindung mit zahlreichen Querkanälen zu
                              									diesem Zweck benutzt wird. Natürlich könnten die Feuergase auch oben und unten zu
                              									gleicher Zeit einströmen.
                           Die gleichzeitige Einströmung der Feuergase oben und unten, jedoch von getrennten,
                              									neben einander liegenden Rosten her, ist ein charakteristisches Merkmal des Ofens
                              									nach dem amerikanischen Patent Nr. 531371 von C. E.
                                 										Frost (Fig. 39). Die eine Hälfte der Roste
                              									ist durch Feuerbrücken 7 vom Ofenraum getrennt, so dass
                              									die ihnen entsteigenden Feuergase zunächst in senkrechten Zügen 6 zur Ofendecke in die Höhe steigen müssen; die der
                              									anderen Hälfte der Roste entströmenden Gase finden dagegen die in das Ofeninnere
                              									führenden Wege 5 frei, so dass sie ungehindert
                              									eintreten können. Um ein zu schnelles Abfliessen der letzteren Gase zu verhüten,
                              									sind die vor den Feuerpassagen 5 liegenden Theile 10 der Ofensohle geschlossen, während die dazwischen
                              									liegenden Theile 9 der Sohle durchbrochen sind und zur
                              									Ableitung der gesammten Gase nach dem mittleren Kanal 12 und von diesem durch die Kanäle 13 nach
                              									den Kaminen 14 dienen.
                           Wenn auch bei den beiden zuletzt genannten Oefen der Eintritt der Feuergase in
                              									den Brennraum an der Decke und an der Sohle stattfand, so ergab der Flammeneintritt
                              									an der Ofensohle doch kein aufsteigendes Feuer im strengen Sinne des Wortes. Dazu
                              									ist nicht nur erforderlich, dass die Feuergase an der
                              									Sohle eintreten, sondern sie müssen von unten her durch
                              									die Sohle hindurchtreten. Eine Einrichtung, welche in diesem strengen Sinne des
                              									Wortes neben der Befeuerung mit niedergehendem Feuer eine solche mit aufsteigendem
                              									zulässt, bietet das amerikanische Patent Nr. 523275 von P.
                                 										Gonder. Auch hier sind die Roste paarweise – mit dazwischen liegenden
                              									Kaminen – angeordnet. Von jedem Rostpaar ist der eine Rost nur zum Brennen mit
                              									niedergehendem Feuer bestimmt, während die Feuergase des zweiten Rostes durch
                              									entsprechende Stellung zweier Schieber nach Belieben nach oben oder unter die Sohle
                              									geleitet werden können. Der Regel nach soll während des Schmauchens lediglich mit
                              									Sohlfeuer gearbeitet, also nur die eine Hälfte der Roste in Betrieb gesetzt werden.
                              									Nach beendigtem Schmauchen werden alle Roste befeuert und ausschliesslich mit
                              									niedergehender Flamme gebrannt, sofern nicht ein Zurückbleiben des Brennprocesses an
                              									der Ofensohle vorübergehend eine Aenderung hierin nöthig macht. – Die Beschüttung
                              									der zu Paaren vereinigten Roste mit Brennmaterial soll abwechselnd erfolgen, damit
                              									stets der eine Rost an Wärme abnimmt, während der andere zunimmt und so dauernd eine
                              									gleichmässige Hitze erhalten bleibt.
                           Auch bei einigen anderen hier zu erwähnenden Oefen erfolgt der Eintritt der Feuergase
                              									in den Brennraum durch die Ofensohle und durch an den Wänden angeordnete senkrechte
                              									Züge; doch ist hier die Einrichtung so getroffen, dass beide Wege den Gasen
                              									gleichzeitig offen stehen müssen, wenn eine gleichmässige Erwärmung des Brennraumes
                              									zu Stande kommen soll.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 147
                              Ofen von Lawton.
                              
                           Bei dem Ofen nach amerikanischem Patent Nr. 520641 von F.
                                 										Halbeisen treten die Gase von den einseitig angeordneten Feuerungen zum
                              									Theil durch die Sohle, zum Theil durch senkrechte Kanäle an der den Feuerungen
                              									gegenüber liegenden Wand in den Ofen ein. Die Ableitung erfolgt auf der Seite der
                              									Feuerungen durch in der Nähe der Sohle befindliche Oeffnungen.
                           Es steht zu vermuthen, dass bei dieser Anordnung der Züge der den Feuerungen
                              									zugewandte obere Theil des Brennraumes nur unvollkommen erhitzt werden wird. Um eine
                              									derartige ungleichmässige Erwärmung des Brennraumes zu verhüten, dürfte es wohl
                              									immer gerathen sein, Zu- und Ableitungskanäle bezieh. Oeffnungen nach Möglichkeit
                              									symmetrisch zur Ofenachse anzuordnen.
                           In weitgehendstem Maasse erfüllt ist diese Bedingung bei dem Ofen nach amerikanischem
                              									Patent Nr. 524390 von L. Lawton (Fig. 40 und 41). Das
                              									Princip der Befeuerung mit niedergehender Flamme ist hier gänzlich aufgegeben,
                              									obwohl die Gase ebenso wie bei den beiden zuletzt genannten Oefen von den
                              									Feuerungsrosten A einerseits in Sohlkanäle T und andererseits in senkrechte Züge C treten. Die Abführung der Gase erfolgt jedoch durch
                              									Oeffnungen E in der Decke, welche nach radial
                              									angeordneten Zügen F führen. Die Züge F münden in einen, den kreisförmigen Brennraum rings
                              									umgebenden Ringkanal H, aus dem Züge KK1 nach einer unter
                              									der Ofensohle in der Mitte derselben liegenden Rauchkammer L führen, die ihrerseits durch den Kanal M
                              									mit dem Kamine in Verbindung steht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 148
                              Fig. 42.Ofen von Gudemann.
                              
                           Es bleiben noch einige Oefen zu erwähnen übrig, die hinsichtlich der Richtung, in der
                              									die Feuergase den Brennraum durchstreichen, denjenigen Oefen anzureihen gewesen
                              									wären, die vor dem letztgenannten beschrieben wurden. Da jedoch ein wesentlicher
                              									Theil der hier in Betracht kommenden Neuerungen in Mitteln zur Zuführung von
                              									Verbrennungsluft zu den Feuerstellen besteht, so kann die Beschreibung dieser Oefen
                              									zweckmässig den Uebergang zu dem allgemein auf Ofenfeuerungen bezüglichen Theil
                              									dieses Berichtes bilden.
                           Der Ofen des amerikanischen Patentes Nr. 533058 von Albert
                                 										Gudemann (Fig. 42 bis 44) empfängt die Heizgase zum Theil von oben her aus
                              									senkrechten Zügen O, zum Theil, in seinem äusseren
                              									Theil, durch Sohlöffnungen aus ringförmigen Kanälen I.
                              									Die Abführung erfolgt durch einen in der Ofenmitte angeordneten Kamin C, dem die Gase unter Vermittelung von
                              									Vertheilungskanalen G durch einen Kanal H zugeführt werden.
                           Um zu verhüten, dass die aus den Sohlöffnungen kommenden Feuergase ihren Weg an der
                              									Ofensohle entlang direct nach den Kanälen G und
                              									dem Kamin nehmen, ist um den letzteren herum eine niedrige Mauer D aufgeführt, die den Zugang zu den Abzugskanälen in
                              									der Nähe der Ofensohle versperrt und auf diese Weise die den Sohlöffnungen
                              									entströmenden Gase zwingt, zunächst in die Höhe zu steigen und das ausserhalb D befindliche Brenngut zu umspülen; der innerhalb D befindliche Theil des Einsatzes muss sich freilich
                              									mit einer ausschliesslichen Befeuerung von oben begnügen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 148
                              Fig. 43.Ofen von Gudemann.
                              
                           An den Feuerungen B ist die besondere Art der
                              									Luftzuführung bemerkenswerth.
                           In den Seitenwänden der Feuerherde sind Luftzuführungskanäle M1M1PQ angelegt, die nach
                              									Belieben mit der Atmosphäre in Verbindung gesetzt oder durch Kappen a verschlossen werden können. Von diesen Luftkanälen
                              									münden die beiden unteren, M1, in die wagerechten Feuerzüge N, welche die
                              									Flammen in der Nähe der Sohle in den Brennraum eintreten lassen, während der Kanal
                              										P in den senkrechten Zug O hineinführt. Der Kanal Q dient zur directen
                              									Einführung von Luft in den Brennraum. Bei ihrem Eintritt in die Züge N bezieh. O treffen also
                              									die unvollkommen verbrannten Feuergase auf Ströme reiner atmosphärischer Luft, die
                              									sich auf dem Wege durch die Wände des Feuerherdes ziemlich stark erhitzt hat, so
                              									dass ziemlich günstige Bedingungen für eine vollständige Verbrennung vorhanden
                              									sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 148
                              Fig. 44.Ofen von Gudemann.
                              
                           Auch für den Ofen nach amerikanischem Patent Nr. 528113 von G. S. M.
                                 										Butter (Fig. 45 und 46) ist die Zuführung
                              									von Secundärluft zu den Feuergasen, nachdem dieselben den eigentlichen Feuerraum
                              									bereits verlassen haben, und die besondere Art dieser Luftzuführung
                              									charakteristisch. Uebrigens handelt es sich hier um einen Ofen von rechteckigem
                              									Grundriss, der ausschliesslich mit niedergehender Flamme befeuert wird. Die
                              									Abführung der Gase erfolgt durch Längskanäle A und
                              									Querkanäle B, letztere dicht an den kurzen
                              									Umfassungsmauern des Ofens. Aus den Kanälen AB treten
                              									die Gase entweder direct oder durch Vermittelung von Verbindungskanälen aE in die Kanäle CC1, welche an Kamine zu beiden Seiten des Ofens
                              									angeschlossen sind. Etwaige ungleichmässige Erhitzung der beiden Enden des
                              									Ofenraumes kann man dadurch beseitigen, dass man entweder nur durch die Kanäle C oder nur durch C1 absaugt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 149
                              Ofen von Butter.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 149
                              Fig. 47.Ofen von Eudaly.
                              
                           Was die Feuerungen anbetrifft, so sind dieselben paarweise, je zwei HH1 dicht neben
                              									einander und nur durch eine dünne Scheidewand c
                              									getrennt, angeordnet. Derartige paarweise angeordnete Feuerungen fanden sich zwar
                              									bereits bei dem Ofen nach amerikanischem Patent Nr. 523275, doch lediglich zu dem
                              									Zwecke einer gleichförmigen Erwärmung, während hier die Erzielung einer rauchlosen
                              									Verbrennung in den Vordergrund gestellt ist. Zur Erzielung dieses Zweckes werden die
                              									Gase beider Feuerungen in demselben Raum hinter der Feuerbrücke J in
                              									die Höhe geführt, so dass die rauchgeschwängerten Gase, welche dem einen Rost
                              									entströmen, der soeben beschickt worden, durch die rauchfreien absorptionsfähigen
                              									Gase des zweiten Rostes verzehrt werden. An sich ist das Verfahren der
                              									Wechselfeuerung zur Erzielung einer rauchlosen Verbrennung lange bekannt (vgl. z.B.
                              									D. R. P. Nr. 461, 4217, 6959 u.s.w.) und mit gutem Erfolg angewandt, in Deutschland
                              									freilich bisher anscheinend nur bei Kesselfeuerungen. Die Zuführung von Secundärluft
                              									erfolgt durch in die Atmosphäre mündende Luftkanäle h,
                              									die zu beiden Seiten jedes Rostpaares in wagerechter Richtung bis zur Feuerbrücke
                              										J geführt sind, hier nach oben umwenden und
                              									innerhalb der Feuerbrücke ein Stück in die Höhe steigen und schliesslich durch
                              									Oeffnungen l stark erhitzte Verbrennungsluft in den
                              									Feuerraum senden. Die Feuergase treten zum Theil über die Feuerbrücke hinweg, zum
                              									Theil durch Oeffnungen n in der Brücke in den Brennraum
                              									ein.
                           Bei dem Ofen nach amerikanischem Patent Nr. 508003 von W, A.
                                 										Eudaly (Fig. 47 bis 49) ist in noch ausgiebigerer Weise für die Zuführung von Secundärluft
                              									gesorgt. In den aufsteigenden Strom der Feuergase werden nicht nur von der
                              									Feuerbrücke her, sondern auch von der entgegengesetzten Seite Ströme von
                              									Verbrennungsluft hineingeschickt; auch ist für besondere Luftzufuhr zu dem
                              									Feuerraume selbst gesorgt.
                           Die Feuerbrücke ist hohl, aus zwei Wänden hi gestaltet,
                              									wodurch der doppelte Zweck der Zuführung von Secundärluft – welche bei f unter den Rosten ein- und bei t austritt – und der Kühlung der Brücke erreicht wird. Letzteres ist
                              									insofern von Wichtigkeit, als sonst die dicht neben der Brücke stehenden Waaren in
                              									Folge übermassiger Hitze leiden. In dem Gewölbe der Feuerung befindet sich ein
                              									Luftraum D, dem atmosphärische Luft durch Oeffnungen
                              										c zugeführt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 149
                              Fig. 48.Ofen von Eudaly.
                              
                           Derartige Lufträume zwischen doppelten Gewölben der Feuerherde sind überhaupt ein
                              									vielfach angewandtes Mittel, um erhitzte Luft zur Einführung in den Feuerraum behufs
                              									Vervollkommnung der Verbrennung zu gewinnen. Dieselben finden sich z.B. auch bei den
                              									Oefen nach den amerikanischen Patenten Nr. 509890 und Nr. 512891; auf einige weitere
                              									Oefen mit derartigen doppelten Gewölben wird aus anderen Gründen sogleich noch näher
                              									eingegangen werden.
                           Aus den Lufträumen D strömt nun die Luft bei dem oben genannten Ofen
                              									nach amerikanischem Patent Nr. 508003 zum Theil durch die unteren Oeffnungen q direct in den Feuerschacht B, zum Theil steigt sie in die senkrechten Kanäle a und tritt durch die oberen Oeffnungen q
                              									aus. Die Oeffnungen P am oberen Ende der Züge a dienen nicht zur Luftzuführung, sondern sind
                              									Schauöffnungen. Die Zuführung von Luft zu dem Feuerraume erfolgt, ausser durch die
                              									Roste hindurch, durch Oeffnungen k, welche von den
                              									Kanälen m abzweigen, und durch Oeffnungen e, welche mit von den Kanälen n gespeisten Lufträumen in Verbindung stehen. Die Feuergase treffen bei
                              									dieser Anordnung auf ihrem Wege bis zum Eintritt in den Ofenraum wiederholt mit
                              									ihren Weg kreuzenden Luftströmen, und zwar von steigender Temperatur, zusammen, so
                              									dass unzweifelhaft sehr günstige Bedingungen für eine möglichst vollständige
                              									Verbrennung geschaffen sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 150
                              Fig. 49.Ofen von Eudaly.
                              
                           Die Abführung der Gase erfolgt übrigens bei diesem Ofen, dem sowohl ein kreisrunder
                              									als auch ein rechteckiger Querschnitt gegeben werden kann, im Allgemeinen durch
                              									Kanäle F, welche in die Kamine C münden. Jedem Kanäle F ist ein bestimmter,
                              									durch Trennungswände S unter der Sohle abgegrenzter
                              									Theil des Ofens bezieh. der Ofensohle zugewiesen. Die in dem von den Wänden S begrenzten Raum liegenden Sohlöffnungen communiciren
                              									mit Kanälen p, welche die Gase aufnehmen und dem
                              									betreffenden Kanal F zuführen. Die Ofenmitte, die meist
                              									zu wenig Hitze erhält, bildet eine besondere Abtheilung mit einem besonderen
                              									Abführungskanal V. Auf diese Weise ist man im Stande,
                              									bei Absperrung der Kanäle F nach Belieben alle Hitze
                              									nach der Mitte zu ziehen und so den Garbrand des hier befindlichen Materials zu
                              									erzwingen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)