| Titel: | Neuerungen in der Eisengiesserei. | 
| Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 150 | 
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                        Neuerungen in der Eisengiesserei.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Eisengiesserei.
                        
                     
                        
                           I. Schmelzöfen.
                           
                              a) Cupolöfen.
                              Ueber Cupolofenbetrieb und Cupolofenfutter hielt Bolze im Mannheimer Bezirksverein deutscher Ingenieure einen
                                 										bemerkenswerthen Vortrag, aus dem wir wegen seiner vielen praktischen
                                 										Fingerzeige auszüglich Folgendes wiedergeben: Das Roheisen für die
                                 										Eisengiesserei wird entweder im Tiegel, oder im Herdflammofen, oder auch im
                                 										Cupolofen umgeschmolzen. In Tiegeln schmilzt man nur geringe Mengen Eisen
                                 										für kleine Gusswaaren, man macht auch in Giessereien, welche nicht täglich
                                 										schmelzen, mitunter einmal im Tiegel eine Schmelzung an Tagen, wo der Cupolofen
                                 										nicht angezündet werden kann. Die Herdflammöfen dagegen dienen wesentlich zur
                                 										Umschmelzung grosser Gussbrocken, welche sich für die Cupolofenschmelze nicht
                                 										genügend zerkleinern lassen. Mit Vortheil werden diese Oefen dann angewendet,
                                 										wenn es sich um Gussstücke von hoher Zähigkeit handelt, weil bei diesem
                                 										Schmelzverfahren das Eisen stark entkohlt und gereinigt wird und dadurch in
                                 										seiner Zusammensetzung sich dem Stahl nähert. Das Verfahren ist aber theuer, und
                                 										wer Erfahrung im Zusammenstellen von Eisengattirungen hat, kann dasselbe Ziel
                                 										auch im Cupolofen erreichen. Referent hat auf beide Arten Zugfestigkeiten bis zu
                                 										25 k/qmm
                                 										erreicht.
                              Der allgemein verwendete Schmelzofen für Roheisen ist der Cupolofen, in dessen
                                 										Schacht abwechselnde Schichten Koks und Eisen aufgegeben und niedergeschmolzen
                                 										werden.
                              Der Vortragende erläutert an Hand von Zeichnungen einen mehrfach von ihm
                                 										angewandten Ofen von 600 mm Schachtweite mit zwei einander gegenüberstehenden,
                                 										schräg geführten Düsen. Der Boden ist durch eine Klappe verschlossen.
                                 										Unmittelbar über der Herdsohle befindet sich das Abstichloch für Eisen, ihm
                                 										gegenüber etwas höher gelegen das Abstichloch für Schlacke. Der Schacht hat
                                 										zwischen Abstich und Gicht eine Höhe von 5 m.
                              Die in älteren Constructionen beliebte Abweichung von der cylindrischen Form des
                                 										Ofenschachtes ist wohl allgemein verlassen; die im Gebrauch befindlichen Oefen
                                 										unterscheiden sich im Wesentlichen nur durch die Art der Windeinführung, wobei
                                 										man von dem Bestreben ausgeht, den Koksverbrauch thunlichst einzuschränken, als
                                 										ob das Heil der Giesserei lediglich hiervon abhinge. Gemeinsam ist ferner den
                                 										neueren Constructionen das Bestreben, aus diesem einfachen Schmelzofen einen
                                 										möglichst complicirten zu machen.
                              Eine wichtige Abweichung von der einfachen Form bietet der bekannte Krigar-Ofen
                                 										(1889 274 * 164. * 221), der zwischen Ofen und
                                 										Abstich einen Vorherd besitzt, welcher es ermöglicht, eine grössere Menge
                                 										geschmolzenen Eisens in dem Ofen zu sammeln und warm zu halten, was für grössere
                                 										Gusstücke von Werth ist. Bei Oefen, welche mehr als 3000 k in der Stunde
                                 										schmelzen, wird der Vorherd stets von Nutzen sein, auch wenn grössere Stücke
                                 										nicht zu giessen sind, weil das Abstechen in grösserer Ruhe erfolgen kann. Bei
                                 										Oefen von weniger als 3000 k stündlicher Schmelzung, und wenn es sich um
                                 										kleinere Stücke handelt, erscheint der Krigar-Ofen nicht praktisch, weil der
                                 										erste Abstich immer etwas matt ist, also bei kleineren Gussgegenständen
                                 										weggeschüttet werden muss.
                              Eine wesentliche Abweichung von der bekannten Ofenform ist ferner diejenige, bei
                                 										welcher die Verbrennungsgase durch ein Dampfstrahlgebläse abgesogen werden
                                 										(Herbertz-Ofen 1888 269 294. 1889 274 164. 529), und die Verbrennungsluft durch einen
                                 										ringförmigen, rund um den Ofen geführten Schlitz in den Ofen eingesogen wird.
                                 										Die Schmelzmenge ist in diesem Ofen bei 600 mm Schachtweite und darüber
                                 										erheblich geringer als bei gepresstem Wind, so dass der Ofen bei Schmelzung von
                                 										über 2500 k in der Stunde weniger vortheilhaft ist. Für kleinere Schmelzungen
                                 										ist er indess vortheilhaft.
                              
                              Ueber den Betrieb des Ofens äussert sich der Vortragende wie folgt: Nachdem
                                 										die Bodenklappe geschlossen und mit einer feuerfesten Bettung bedeckt ist, wird
                                 										die seitliche Thür mit Koks lose zugesetzt- und der Ofen angezündet. Es ist
                                 										nicht vortheilhaft, wenn der Füllkoks oder Anzündekoks zu knapp bemessen wird,
                                 										da man bei genügendem Füllkoks von vornherein gutes Eisen erzielt und die ganze
                                 										Schmelzung nach Wunsch verläuft. Für einen Ofen von 600 mm Schachtweite nehme
                                 										man 250 bis 300 k, je nach Güte und Trockenheit des Koks.
                              Zur Bildung einer leichtflüssigen Schlacke aus dem am Eisen haftenden Sand und
                                 										aus der Koksasche dient bekanntlich ein Kalkzuschlag, dessen Menge sich nach der
                                 										Zusammensetzung des Kalkes und dem Aschengehalt des Koks richtet.
                                 										Durchschnittlich wird eine Gewichtsmenge von 15 bis 20 Proc. von derjenigen des
                                 										Koks richtig sein. Der Kalkzuschlag kommt auf jeden Kokssatz, also auch auf den
                                 										Füllkoks. Liesse man ihn hier weg, so würde der erste Abstich in Folge der
                                 										Aufnahme von Schwefel aus dem Koks unsauberes und hartes Eisen liefern. Zu viel
                                 										Kalk schadet übrigens nicht, man muss nur die Schlacke öfter ablassen und die
                                 										Düsen öfter putzen. Zu wenig Kalk macht sich durch erhöhten Schwefelgehalt des
                                 										Eisens und dadurch unangenehm bemerkbar, dass die Schlacke zu dickflüssig ist,
                                 										um durch das Schlackenloch abzulaufen.
                              Nachdem der Füllkoks gut durchgebrannt ist, wird die untere Ofenthür verschlossen
                                 										und der Ofen mit abwechselnden Schichten von Eisen und Koks bis zur Gicht
                                 										gefüllt. Hierauf wird der Wind angestellt, wobei das Abstichloch so lange offen
                                 										bleibt, bis sich das erste flüssige Eisen zeigt.
                              Für einen guten Ofengang ist zunächst eine richtige Abmessung der Eisen- und
                                 										Koksgichten von Wichtigkeit. Bei einem Ofen von 600 mm lichter Weite ist ein
                                 										Satz von 200 k Eisen auf 15 k Koks am geeignetsten. Bei grösseren und kleineren
                                 										Durchmessern bleiben diese Verhältnisszahlen nicht dieselben, und überhaupt
                                 										sprechen bei der Abmessung die Güte und Trockenheit des Koks und mancher andere
                                 										Umstand mit. Die hier angegebenen Zahlen haben also nur den Werth von
                                 										Durchschnittsziffern.
                              Die Erfinder der neueren Ofenconstructionen rühmen diesen einen bedeutend
                                 										geringeren Koksaufwand nach, und zwar soll sich der Verbrauch bis zu 4 Proc. des
                                 										Eisensatzes verringern; dieses Ziel erreicht man meist durch Vorwärmung des
                                 										Windes oder durch Anordnung mehrerer Düsenreihen oder durch beides. Durch
                                 										Anordnung mehrerer Düsenreihen wird die Schmelzzone verbreitert, und durch
                                 										Verbrennung der unten entwickelten Kohlenoxydgase der Brennstoff besser
                                 										ausgenutzt. Wenn auch der Beweis, dass man mit dem angegebenen geringen
                                 										Koksaufwand schmelzen kann, erbracht ist, so kann der Vortragende einen Nutzen
                                 										darin nicht finden; sondern das Gegentheil.
                              Die Constructeure unterschätzen nämlich vielfach die schützende Wirkung des
                                 										Koksüberschusses bei den chemischen Vorgängen im Cupolofen. Indem das Eisen
                                 										niedergeht, wird es allmählich bis zum Schmelzpunkte erwärmt und bleibt als
                                 										Eisentropfen den chemischen Einflüssen des aufsteigenden Luft- und Gasstromes
                                 										ausgesetzt; der Sauerstoff verbindet sich mit den Bestandtheilen des Roheisens;
                                 										Eisen, Mangan und Silicium verbrennen, und das Eisen verliert an
                                 										Kohlenstoffgehalt. Bei zu geringem Kalkzuschlag reichert sich ausserdem der
                                 										Schwefelgehalt des Eisens an. Das Eisen verliert also an Qualität und Quantität.
                                 										Je kürzer der Weg des niedertropfenden Eisens ist, und je mehr Koks, Kohlensäure
                                 										und Kohlenoxydgas zugegen sind, desto mehr wird der Eisentropfen vor den
                                 										oxydirenden Wirkungen der Gebläseluft geschützt sein.
                              Der Vortragende hat, um diese Einwirkungen zu beurtheilen, einen Ofen abwechselnd
                                 										mit einer und mit zwei Düsenreihen betrieben und bei Zusatz von 7,5 Proc. Koks
                                 										gefunden, dass das Eisen bei zwei Düsenreihen – also breiterer Schmelzzone –
                                 										härter war. Bei 5 Proc. Koks gab eine Düsenreihe mattes Eisen, während das von
                                 										zwei Düsenreihen noch genügend warm war. Dagegen hatte die Qualität des Eisens
                                 										sich wesentlich verschlechtert, und der Abbrand hatte um 1,5 Proc. zugenommen.
                                 										Um also mit möglichst niedrigem Kokssatz schmelzen zu können, wird man ein
                                 										wesentlich silicium- und kohlenstoffreicheres, also theureres Roheisen setzen
                                 										müssen, und die Berechnung ergibt, dass man dann eine Summe spart, um sie
                                 										doppelt wieder auszugeben. Es ist also unvortheilhaft, selbst von bestem Koks
                                 										weniger als 7 Proc. des Eisengewichtes zuzusetzen.
                              Während des Schmelzens sollen die Düsen gut rein gehalten werden, da sie sich
                                 										durch kalt geblasene Schlacken leicht verstopfen. Aus diesem Grunde wähle man
                                 										wenige Düsen und diese entsprechend weiter; während für den Schmelzvorgang
                                 										selbst eine grössere Anzahl kleinerer Düsen besser wäre. Ferner müssen die Düsen
                                 										leicht zugänglich sein, damit die Schlacke sich leicht beseitigen lässt.
                              Die Schnelligkeit, mit der das Eisen niederschmilzt, ist wesentlich abhängig von
                                 										der Höhe, Windpressung und der Windmenge und ist von grossem Einfluss auf die
                                 										Betriebskosten; denn je kürzere Zeit die Schmelzung dauert, um so geringer
                                 										werden die auf die Schmelzzeit entfallenden Tagelöhne. Die Schmelzung wird um so
                                 										rascher vor sich gehen, je höher der Winddruck ist; natürlich ist aber auch die
                                 										Höhe des Ofenschachtes danach zu bemessen. Der Vortragende arbeitet mit einem
                                 										Winddruck von 50 bis 60 cm Wassersäule bei einer Ofenhöhe von 5 m zwischen
                                 										Abstich und Gicht. Der Ofen von 600 mm 1. W. liefert hierbei gegen 2500 bis 3000
                                 										k Eisen in der Stunde. Ein Winddruckmesser sollte an keinem Ofen fehlen. Der
                                 										geeignetste Bläser ist der Root'sche.
                              Die Menge von 3000 k in der Stunde ist ungefähr die grösste, welche ein Ofen
                                 										liefern darf, wenn es sich um kleine Gusstücke handelt, die mit der Handpfanne
                                 										abzugiessen sind; wird diese Menge wesentlich überschritten, so kann man das
                                 										Eisen von Hand nicht mehr abtragen.
                              Wichtig für den Ofenbetrieb ist ferner die Aufrechterhaltung peinlicher Ordnung
                                 										auf dem Setzboden. Der ganze Roheisensatz für eine Schmelzung ist in einzelnen
                                 										genau abgewogenen Gichten auf dem Setzboden auszubreiten, so dass während der
                                 										Schmelzung nur noch das Brucheisen und der Koks zu wägen sind. Leider sind die
                                 										meisten Setzböden hierfür zu klein angelegt.
                              Ist die für die Tagesproduction erforderliche Eisenmenge gesetzt, so lässt man
                                 										die Ofenfüllung etwa 2 m herabgehen und vermindert dann den Winddruck. Erscheint
                                 										kein flüssiges Eisen mehr vor den Düsen, so wird der Wind abgestellt, das letzte
                                 										Eisen und die Schlacke abgelassen und die Bodenklappe geöffnet, worauf die noch
                                 										im Ofen befindliche Füllung herabfällt und abgelöscht wird.
                              
                              Die Bodenklappe, welche zuerst von Krigar
                                 										angewendet wurde, ist bei jeder Ofenconstruction leicht anzubringen; sie dient
                                 										nicht nur zur Entleerung des Ofens, sondern auch als Eingang für eine
                                 										Ausbesserung des Futters.
                              Im Allgemeinen werden für das Futter keilförmige Chamottesteine verwendet, die
                                 										sehr sauber zusammengepasst und fast ohne Fuge vermauert werden sollen. Solches
                                 										Futter ist aber sowohl in der Herstellung wie in der Unterhaltung sehr
                                 										kostspielig. Ein billiger Ersatz für dasselbe besteht aus einer Mischung von
                                 										fettem Formsand und Quarzsand, mit welcher der Ofen ausgestampft wird, was ein
                                 										sehr feuerbeständiges Futter gibt. Neuerdings empfiehlt man dafür kaolinhaltigen
                                 										Thon. Man kann aber auch jedes andere feuerbeständige Material nehmen, nur darf
                                 										es nicht zu fett sein, sonst reisst das Futter beim Trocknen. Das Ausstampfen
                                 										geschieht in der Weise, dass man in das Innere des Ofens einen Blech- oder
                                 										Holzcylinder von etwa 80 cm Höhe stellt und den Zwischenraum zwischen diesem und
                                 										dem Ofenmantel mit der Masse ausstampft.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 302, S. 152
                                 Cupolofen von Hann.
                                 
                              Ein solches Futter ist billig und haltbar. Weil aber das Material ziemlich mager
                                 										sein muss, ist es auch mürbe und leidet oberhalb der Schmelzzone durch die
                                 										scharfen Kanten des niedergehenden Eisens, sowie durch das Einwerfen der
                                 										Masseln, so dass man doch gezwungen ist, oberhalb der Schmelzzone Chamottesteine
                                 										zu nehmen; dadurch wird der Nutzen des Stampffutters sehr beeinträchtigt, denn
                                 										von diesen Steinen bleibt wenig brauchbar, wenn das Futter erneuert werden muss.
                                 										Der Vortragende hat nun hohle Radialsteine aus schwer schmelzbarem Eisen giessen
                                 										lassen und mit ihnen das Futter oberhalb der Schmelzzone bis zur Gicht
                                 										aufgemauert. Das Eisenfutter ist geradezu unverwüstlich. Wenn das Stampffutter
                                 										soweit ausgebrannt ist, dass es ersetzt werden muss, so können die Eisensteine
                                 										immer wieder gebraucht werden. Die geringe Abnutzung, welche die Steinköpfe
                                 										zeigen, rührt nicht vom Abschmelzen, sondern von der Oxydation durch die
                                 										vorbeistreichende Luft her. Dieser geringfügigen Abnutzung wirkt man dadurch
                                 										entgegen, dass auf die Köpfe ein schwer schmelzbarer, aber fest haftender
                                 										Emailgrund aufgebrannt wird, welcher das Eisen vor dem Verbrennen schützt. Das
                                 										Futter ist billig und dabei sehr sauber, glatt und hart, so dass ein Aufhängen
                                 										der Ofensätze gar nicht vorkommt. Der Wärmeisolirung wegen werden die
                                 										hohlen Steine mit altem Formsand gefüllt.
                              Die Tragpfannen für flüssiges Eisen bestehen bekanntlich aus Schmiedeeisen und
                                 										sind innen ausgeschmiert; zu diesem Zwecke wird vom Vortragenden eine Mischung
                                 										von Lehm und Kieselguhr verwendet. Diese Futter halten besser, bleiben sauberer
                                 										und können viel dünner gehalten werden als Lehmfutter, wegen der
                                 										ausserordentlich geringen Wärmeleitungsfähigkeit der Kieselguhr.
                              Ueber einen von ihm construirten Cupolofen zur Erzeugung von Temperguss bezieh.
                                 										schmiedbarem Guss hielt in der Generalversammlung des Vereins deutscher
                                 										Eisengiessereien Ingenieur Rud. Hann in Wien einen
                                 										Vortrag, in welchem nach der Eisenzeitung Folgendes
                                 										ausgeführt wurde:
                              
                                 „Der von mir construirte Cupolofen soll hauptsächlich zur Erzeugung von
                                    											Temperguss bez. schmiedbarem Guss dienen.
                                 
                              
                                 Da der Schmelzprocess bei Erzeugung von Temperguss ein anderer ist, als
                                    											derjenige bei Grauguss, so soli sich auch die Construction des Ofens diesen
                                    											Eigenthümlichkeiten anpassen.
                                 
                              
                                 Da zur Erzeugung des Tempergusses kohlenstoffärmeres Eisen, also eine
                                    											Gattirung von grauen, weissen Flossen, Schmiedeeisen oder Stahl abfallen, in
                                    											bestimmten wechselnden Procentsätzen verwendet wird, so ist in erster Linie
                                    											eine erhöhte Temperatur im Sammelherd nöthig, um das Eisenbad in einem
                                    											gewissen Grad von Dünnflüssigkeit zu erhalten. Ich glaube, dieses Ziel
                                    											dadurch erreicht zu haben, dass ich die Gase im Schachte von oben nach unten
                                    											ziehen lasse. Zu diesem Zweck sind die Düsen nach abwärts gerichtet. Die
                                    											Gase durchstreichen den Vorherd und Vorwärmraum für Tiegel und entweichen
                                    											dann in die Esse. Die heissen Gase umspülen fortwährend das Eisenbad und
                                    											erhalten dasselbe in einer Art überhitzten Zustandes. Befördert wird diese
                                    											Temperatursteigerung noch dadurch, dass, den geringeren Quantitäten an
                                    											Schmelzgut entsprechend, auch der Ofen, mithin der Herd kleiner dimensionirt
                                    											werden kann. Durch diese Art von überhitztem Zustand wird auch eine bessere
                                    											Mischung der im specifischen Gewicht von einander verschiedenen weissen und
                                    											grauen Flossen, sowie der Schmiedeeisen- oder Stahlabfälle erreicht.
                                 
                              
                                 Ferner ist es Thatsache, dass sich bei minder hoher Temperatur, daher auch
                                    											nicht genügender Mischung ineinem Tempergusstück, gesondert Lagen von
                                    											weissem und grauem Eisen erkennen lassen.
                                 
                              
                                 Wie die Zeichnung Fig. 1 bis 4
                                    											ergibt, ist die Anlage handlich. Reparaturen können leicht vorgenommen
                                    											werden. Von Vortheil ist auch der Vor wärm räum. Der Vorherd bietet die
                                    											Gelegenheit, dem Eisen Zusätze zu geben (Stahlabfälle), welche anders durch
                                    											Berührung mit Koks nachtheilig beeinflusst werden könnten.
                                 
                              
                                 Da das flüssige Eisen nur kurze Zeit in Berührung mit dem Koks bleibt und
                                    											erst im Herde durch die fortwährende Berührung mit dem heissen Gase den
                                    											gewünschten Flüssigkeitsgrad erhält, so ist wenig Gelegenheit geboten,
                                    											Bestandtheile, welche einen schädlichen Einfluss ausüben, sowie auch
                                    											Kohlenstoff aufzunehmen, was der Natur der Sache nach für Erzeugung von
                                    											Temperguss nur erwünscht sein kann, während kohlenstoffreicheres Eisen durch
                                    											die mehr oder minder kräftige oxydirende Wirkung des Gasstromes an
                                    											Kohlenstoff einbüsst.
                                 
                              
                                 Dadurch, glaube ich, wird ein Hauptübelstand vermieden, indem das Silicium,
                                    											welches neben Mangan in erster Linie von der Oxydationswirkung getroffen
                                    											wird, in geringen Quantitäten bei kohlenstoffreichem Eisen bezieh. dort, wo
                                    											Gelegenheit geboten ist, Kohlenstoff aufzunehmen (z.B. bei Cupolöfen mit
                                    											aufwärts schlagender Flamme), bei der Abkühlung des Gusstückes
                                    											Graphitausscheidung bewirkt, und thatsächlich zeigt sich bei Temperguss im
                                    											Gusstück ein schwarzer Kern, auch bei dünnen Querschnitten, wo also etwa die
                                    											Wirkung von Graphitausscheidung durch langsames Abkühlen wegfällt.
                                 
                              
                                 Wie man sieht, spielt die oxydirende Wirkung des Gasstromes innerhalb
                                    											gewisser Grenzen bei diesem Ofen eine Hauptrolle und ist diese Wirkung nur
                                    											erwünscht, soweit in einem gewissen Grade Bestandtheile des Eisens, wie C,
                                    											Si und Mn, oxydirt werden; von Phosphor und Schwefel ist hier nicht die
                                    											Rede, da das Eisen für diese Zwecke überhaupt möglichst frei von letzteren
                                    											Stoffen sein soll.
                                 
                              
                                 Dadurch, dass also durch die erhöhte Temperatur auch kohlenstoffärmeres Eisen
                                    											in dem nothwendigen Grad von Dünnflüssigkeit erhalten werden kann, ferner
                                    											sich die an Gewicht verschiedenen Eisensorten besser mischen, so wird sich
                                    											ferner durch entsprechende Gattirung und geschickte Benutzung der
                                    											oxydirenden Wirkung des Gasstromes ein gut schmiedbarer, auch schweissbarer
                                    											Guss erzeugen lassen, mithin ein Qualitätsguss. Da bei Temperguss geringere
                                    											Mengen an Schmelzgut in Betracht kommen, so eignet sich auch dafür der Ofen,
                                    											denn es ist leicht einzusehen, dass bei fortschreitender Schmelze sich
                                    											erstarrte Massen, wie Koksasche, Schlacke u.s.w., ansetzen; die Menge des
                                    											Koks verringert sich und der Gasstrom wird kräftig oxydirend wirken. Doch,
                                    											glaube ich, schreitet hier die Verringerung der Kokssäule langsamer vor sich
                                    											als beim Ibrügger-Ofen (1889 274 164), indem es
                                    											möglich ist, durch eine gegenüber dem Flammloche angebrachte Schüröffnung
                                    											diese Rückstände in den Herd zu stossen und so ein Nachsinken frischen
                                    											Brennmaterials zu ermöglichen.
                                 
                              
                                 Was den Brennstoffverbrauch anbelangt, so lässt sich dadurch, dass die
                                    											Verbrennung durch die schief gerichteten Formen auf eine bestimmte Höhe
                                    											begrenzt ist, erreichen, dass ein unnützes Erglühen und Verbrennen des Koks
                                    											oberhalb der obersten Formen nur in geringem Maasse stattfindet. Ferner
                                    											lässt sich dadurch, dass man durch Einblasen von heisser Luft in den
                                    											Herd eine vollkommene Verbrennung herbeizuführen sucht, eine weitgehende
                                    											Sparsamkeit erreichen.
                                 
                              
                                 Ausserdem werden die abziehenden Gase dazu verwendet, um die Ziegel bezieh.
                                    											Pfannen, welche etwa 25 k fassen sollen, gut vorzuwärmen. Dadurch, dass
                                    											dieser Vorwärmeraum unmittelbar unter dem Vorberde gelegen ist, wird auch
                                    											die Hitze besser zusammengehalten.
                                 
                              
                                 Auf die zugeführte Windmenge wird ein Hauptaugenmerk zu richten sein. Man
                                    											wird danach trachten müssen, jeden Luftüberschuss im Schachte zu vermeiden,
                                    											während man das zur vollkommenen Verbrennung nöthige Luftquantum durch das
                                    											in der Ofenmauerung eingebettete Rohr in den Herd einbläst.
                                 
                              
                                 Zum Schlusse will ich noch bemerken, dass der Ofen auch für Grauguss in
                                    											geringeren Quantitäten ganz gut zu verwenden ist, indem er bei
                                    											entsprechender Gattirung des Roheisens ein zähes Material liefern wird.“
                                 
                              An den seitens der Versammlung mit Beifall aufgenommenen Vortrag schloss sich
                                 										eine längere Besprechung, indem bemerkt wurde, dass ein gleiches Resultat beim
                                 										Ibrügger- bezieh. Krigar-Ofen erzielt werden könne. Die Schwierigkeit sei nur,
                                 										die bestimmten Mengen Schmiedeeisen beizumischen, weil der Schacht fortwährend
                                 										nachschmilzt. Man müsse daher viel leere Gichten machen, was theuer werde; dabei
                                 										sei es unmöglich, Eisen von genau vorher bestimmter Zusammensetzung zu erzielen.
                                 										Diese Schwierigkeit löse auch der Ofen des Vortragenden nicht.
                              Geh.-Rath Jüngst bemerkte, dass auf der Gleiwitzer
                                 										Hütte ein kleiner Siemens-Martin-Ofen von nur etwa 30 Centner Fassung im Betrieb
                                 										sei, der für viele Zwecke sehr gute Resultate ergäbe. Man erziele darin ein
                                 										Eisen von gleichmässiger Beschaffenheit und könne den Anforderungen des
                                 										Maschinenbaus für kleine Stücke voll genügen. Ein Ibrügger-Ofen von 700 mm
                                 										Durchmesser liefere ebenfalls recht gute Resultate; man solle Oefen dieser
                                 										Construction von grösserem Durchmesser nicht bauen, weil darin das Eisen kalt
                                 										fliesse.
                              Cupolofen mit central eingeführtem Unterwind. An den
                                 										gebräuchlichen Cupolöfen macht sich häufig der Uebelstand bemerkbar, dass der
                                 										durch die Düsen zugeführte Wind sich bei seinem Eintritt in den Schacht
                                 										ausbreitet und aufwärts steigt, ohne bis zur Ofenmitte vorzudringen. Um dies zu
                                 										vermeiden, hatte schon im J. 1893 T. D. West
                                 										vorgeschlagen, in der Mitte des Ofens ein durch den Boden hineinragendes
                                 										Luftzuführungsrohr anzubringen.
                              In einem Vortrage vor der Western Foundrymens Association in Chicago hat nach der
                                 											Eisenzeitung der Genannte vor Kurzem über seine
                                 										Erfahrungen mit centraler Luftzuführung gesprochen. Zwei von ihm dargestellte
                                 										Ausführungen zeigen Cupolöfen mit Bodenthüren. Während aber eine Construction
                                 										für Oefen über 1,27 m Durchmesser ein feststehendes Rohr besitzt, wird bei der
                                 										anderen, welche für kleinere Oefen angewendet werden soll, das Rohr, wenn die
                                 										Thür geöffnet wird, ebenfalls herausgezogen. Zum Schutz der Rohröffnung dient
                                 										eine Haube, die aus einem Gusskern mit einer Thonumhüllung besteht und von
                                 										schmiedeeisernen Stäben getragen wird. Das Rohr selbst ist bei dem grösseren
                                 										Ofen aus Gusseisen angefertigt und erhält von oben nach unten laufende Rippen;
                                 										über diese werden schmiedeeiserne Ringe gezogen, welche den aufgetragenen Thon
                                 										halten sollen. Rohr und Kappe sind vor der Benutzung in einem Ofen zu trocknen. Bei dem
                                 										kleineren Ofen ist das Rohr des geringeren Gewichtes wegen aus einem 6 mm
                                 										starken Blech hergestellt.
                              Auf Grund seiner Erfahrungen bezeichnete der Vortragende als Vorzüge der Oefen
                                 										mit centraler Luftzufuhr unter anderem geringeren Verbrauch an Brennstoff,
                                 										geringeren Verschleiss der Ausfütterung des Ofens, schnellere Schmelzung,
                                 										geringere Aufnahme von Schwefel in das Eisen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 302, S. 154
                                 Cupolofen von West.
                                 
                              Nach Stahl und Eisen, dem wir die Abbildung Fig. 5
                                 										entnehmen, soll der Ofen eine Koksersparniss von 20 bis 30 Proc. und eine
                                 										bessere Erhaltung der Ausmauerung bewirken. Doch fügt genanntes Blatt folgende
                                 										Bemerkung hinzu: „Wenn Jemand Lust haben sollte, diese innere Form
                                    											anzuwenden, dann ist es räthlich, zuvor die Beschreibung derselben in Nr. 44
                                    											des American Machinist vom 2. November 1893
                                    											durchzulesen. Der Erfinder der vorbeschriebenen Einrichtung hielt diese für
                                    											so wichtig, dass er die Herrlichkeit der Worlds Fair in Chicago durch einen
                                    											sehr langen Vortrag auf dem Meeting der Western Foundrymens Association
                                    											vergrösserte.“
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 302, S. 154
                                 Fig. 9.Cupolofen von West.
                                 
                              Die Ergebnisse scheinen den Erfinder doch noch nicht vollständig befriedigt zu
                                 										haben, denn er baute nachher einen Versuchsofen von 2,134 m äusserem und 1,676 m
                                 										innerem Durchmesser (Fig. 6 bis 8). In den
                                 										Schacht b ragen zwei sich gegenüberliegende
                                 										Vorsprünge cd hinein, die sich bis auf 712 mm
                                 										nähern. Im Vorsprunge d befindet sich eine Blasform
                                 										von 76 mm lichtem Durchmesser, wogegen in c zwei
                                 										Formen f und e sind.
                                 										Erstere hat 76 mm, die andere 102 mm lichte Weite. Ausserdem sind noch vier
                                 										flache Blasformen i angebracht. Die Unterkante der
                                 										Oeffnung a befindet sich 3,2 m über dem Fussboden;
                                 											h bezeichnet das Abstichloch, g den Schmelzraum. Bei monatelang fortgesetzter
                                 										Arbeit wurde eine reichliche Schlackenbildung beobachtet, die sich stark
                                 										aufblähte. An einem Tag wurden 40 t Roheisen beinahe ohne Zugabe von Abfalleisen
                                 										mit 553 k Kalkzuschlag verschmolzen. Die aus dem Ofen abfliessende
                                 										Schlackenmenge betrug 800 k. Die Analyse derselben ergab den Eisengehalt zu 3,34
                                 										Proc. Eisenkugeln und 17,25 Proc. Eisen in Gestalt von Oxyden. Dies macht einen
                                 										Abgang von 157 k Eisen oder 0,39 Proc. vom Ganzen. An einem anderen Tage wurden
                                 										40 t Roheisen mit 40 k Kalkzuschlag auf je 3 t verschmolzen und das Gewicht der
                                 										Schlacke zu 733 k ermittelt. Die Analyse ergab 2,70 Proc. Eisenkugeln und 15,69
                                 										Proc. reines Eisen, also einen Abbrand von 0,33 Proc. Solche Verluste sind
                                 										jedoch als massig zu bezeichnen. Den Grund für die bedeutende Schlackenbildung
                                 										und das starke Aufblähen glaubt West der oberen
                                 										Blasform e zuschreiben zu müssen. In einer
                                 										Versammlung von Fachleuten, welcher er seine Beobachtungen mittheilte, war man
                                 										indessen der Ansicht, dass überschüssiger Wind und überhaupt zu starke
                                 										Windpressung daran schuld sei. Man wies auf verschiedene Fälle hin, in welchen
                                 										Cupolofen besser arbeiteten, sobald weniger Wind in dieselben eingeblasen wurde.
                                 										Auch hielt man dafür, dass die eigenthümliche Schachtbildung nicht ohne Einfluss
                                 										auf die Schlackenbildung sei.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 302, S. 154
                                 Hibler's Ofen.
                                 
                              Eine fernere Construction von West sei nach American Machinist durch vorstehende Skizze (Fig. 9) erläutert, die um so eher genügen mag, als
                                 										besondere Betriebsergebnisse nicht mitgetheilt sind.
                              Einen ähnlichen Zweck verfolgt Hibler's Ofen (American Machinist vom 28. December 1893). Die
                                 										Einführung der Gebläseluft erfolgt, wie Fig. 10 und 11
                                 										zeigen, mittels eines Gussrohres bab, welches mit
                                 										feuerfestem Lehm bekleidet und an dem Ausströmungsende n mit einem Deckel geschlossen ist. Um die Ausströmung wirksam zu
                                 										gestalten, sind Düsen ee ausgespart. Das Rohr ist
                                 										an der ganzen Oberfläche mit Vorsprüngen versehen, die dem Lehmbeschlag einen
                                 										festen Halt gewähren sollen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 302, S. 154
                                 Fig. 12.Schmelz- und Glühofen von Thivet-Hauctin.
                                 
                              Einen beweglichen Schmelz- oder Glühofen von M. A. E.
                                    											Thivet-Hauctin in Saint-Denis, Frankreich (D. R. P. Nr. 73398 vom 21.
                                 										Februar 1893), zeigt Fig. 12. In den gusseisernen
                                 										Cylinder A wird einerseits fein vertheiltes Oel
                                 										oder Gas durch Oeffnung B eingeblasen, andererseits
                                 										durch eine Anzahl Oeffnungen c in der Kammer a erhitzte Luft eingeführt. Durch Kanal d tritt die Flamme in den Ofen D, steigt daselbst in die Höhe und hüllt hierbei
                                 										den Schmelztiegel K ein. Mit Hilfe der Welle H wird der Ofen so gedreht, dass das im Tiegel K geschmolzene Metall ausgegossen werden kann.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 302, S. 155
                                 Kippgiessofen von Dautzenberg.
                                 
                              Der Kippgiessofen von Franz Xaver Dautzenberg jr. in
                                 										Crefeld-Königshof (D. R. P. Nr. 76498 vom 30. Januar 1894) ist an wagerechten
                                 										Zapfen c drehbar angehängt und besteht aus einem
                                 										Eisenmantel a mit einer Auskleidung aus feuerfester
                                 										Masse. Von dem mit einem Gehäuse verbundenen Windkasten d aus führen die schräg nach unten gerichteten Düsen f in das Innere des Ofens. Der Ausflusskanal mündet
                                 										am Boden in den Ofen ein und ist in der feuerfesten Auskleidung oder auf
                                 										ähnliche Weise hoch und nach aussen geführt, wo er in den Ausguss h endet.
                              Eine Verunreinigung des Metalls durch die auf dem Metall schwimmenden Schlacken
                                 										ist hierbei ausgeschlossen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 302, S. 155
                                 Fig. 16.Schmelzofen von Piat.
                                 
                              An dem Schmelzofen von Albert PiatUeber Piat's
                                       												Schmelzofen vgl. 1878 229 * 107. 1890 276 * 502. * 503. 1893 290 * 255. in Paris (D. R. P. Nr. 82693 vom 19.
                                 										Februar 1895, Zusatz zum Patent Nr. 53943 vom 23. October 1889) ist an Stelle
                                 										des Tiegels im Hauptpatent oben im unteren Ofentheile A ein Behälter B angebracht, der mit
                                 										Ausgusschnabel C, Schlackenloch D und Windöffnungen E
                                 										versehen ist. Derselbe ist unmittelbar unter dem Abflussloch O des Zwischenbodens L
                                 										des den Aufsatz bildenden Cupolofens angeordnet, um aus diesem das Metall in den
                                 										Behälter B einfliessen zu lassen. (Fig. 16.)
                              American Machinist vom 27. September 1894 gibt
                                 										Abbildung (Fig. 17 bis 19) und Beschreibung
                                 										eines Cupolofens, der stündlich 2500 k niederschmelzen soll, und der mit
                                 										Ausschluss des Füllkoks für 100 k Einsatz nur 4,5 k Schmelzkoks erfordern soll.
                                 										Die Windzuführung ist aus der Zeichnung ersichtlich. Man wird unschwer den Ofen
                                 										von Greiner und Erpf
                                 										wieder erkennen, der in unserem Fall bei H.
                                    											Bollinckx in Brüssel im Betrieb steht. Bekanntlich werden die Oefen in
                                 										der verschiedensten Grösse aufgeführt (vgl. 1889 274
                                 										164). Die Grösse des vorliegenden ergibt sich aus den der Zeichnung
                                 										eingeschriebenen Maassen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 302, S. 155
                                 Ofen von Bollinckx.
                                 
                              Unter Nr. 71825 vom 10. Februar 1893 ist Theodor
                                    											Druzba in Ottensen-Altona ein Stichlochverschluss für Schmelzöfen
                                 										geschützt.
                              Das Stichloch a liegt in einem feuerfesten Stein b, auf welchen ein mit Durchflussöffnung c versehener feuerfester Drehschieber d von der Feder e
                                 										gedrückt wird. Durch Drehen des Schiebers d wird
                                 										das Stichloch a geöffnet oder geschlossen.
                              Die Montage des Verschlusses erfolgt derart, dass die stiftartig gestellte
                                 										Drehachse des Deckelsteins b wagerecht zu liegen
                                 										kommt. Das Abstichloch c befindet sich dann
                                 										unten.
                              In Nachstehendem mögen einige Versuche erwähnt werden, welche dahin zielen, die
                                 											Kohlung des Eisens zu bewirken und nach der
                                 										beabsichtigten Qualität des Productes zu regeln.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 302, S. 156
                                 Druzba's Stichlochverschluss.
                                 
                              In der Zeitschrift für angewandte Chemie, 1894 S.
                                 										357, wird über das D. R. P. Nr. 74819 vom 4. November 1890 von J. Meyer in Düdelingen (Luxemburg), betreffend die
                                 										Kohlung des Eisens in der Giesspfanne durch Ziegel aus Kohle und Kalk,
                                 										Nachstehendes mitgetheilt. Die aus Anthracit oder Koks mit gelöschtem Kalk
                                 										hergestellte teigige Masse lässt man 12 bis 24 Stunden stehen, formt sie zu
                                 										Ziegeln, welche an der Luft und dann im Trockenofen getrocknet werden. Zur
                                 										Darstellung von Flusseisen mit 0,04 bis 0,10 Proc., sowie von mittelweichem und
                                 										hartem Stahl mit 0,10 bis 0,40 Proc. Kohlenstoff werden diese Ziegel auf dem
                                 										Boden der Giesspfanne vertheilt, dann wird das flüssige Metall in einem starken
                                 										Strahl in die Giesspfanne eingelassen, während dieselbe hin und her bewegt wird.
                                 										Zur Darstellung von härteren Stahlsorten mit über 0,40 Proc. Kohlenstoff werden
                                 										die Ziegel dem Metall in der Giesspfanne zugesetzt, ein Theil vor dem Abgiessen
                                 										des Metalles in die Pfanne, der Rest nach erfolgter Reaction dieses Theiles,
                                 										wobei man die Menge des Kohlungsmittels derart bestimmt, dass dem entkohlten
                                 										Metall so viel Kohlenstoff zugeführt wird, als dem zu erreichenden Härtegrad des
                                 										herzustellenden Productes entspricht. Ist die Reaction, welche kaum 3 bis 5
                                 										Minuten dauert, in der Giesspfanne vollständig beendet, so wird das flüssige
                                 										Metall in die Gussformen übergeführt, wobei der Guss ruhig und ohne Steigen vor
                                 										sich geht, so dass vollständig gesunde Gussblöcke erzielt werden. Praktische
                                 										Betriebsresultate ergaben, dass auf 1000 k Roheisen zur Erzeugung eines
                                 										Flusseisens und eines Stahles mit einem Gehalt von:
                              
                                 
                                    
                                    Kohlenstoff
                                    Kohlenkalkziegel
                                    
                                 
                                    Flusseisen
                                    0,0400,060
                                    bis„
                                    0,0600,100
                                    Proc.„
                                      1,00  1,20
                                    bis„
                                      1,20 k  2,00 k
                                    
                                 
                                    Weiche und harte    Stahle
                                    0,100,150,250,300,400,451,60
                                    „„„„„„„
                                    0,150,200,300,350,450,501,65
                                    „„„„„„„
                                      2,50  3,00  4,00  5,00  7,00  7,5020,00
                                    „„„„„„„
                                      2,80 k  3,50 k  4,50 k  5,30 k  7,50
                                       												k  7,80 k25,00 k
                                    
                                 
                              erforderlich sind. Bei diesem Verfahren, bei welchem sich
                                 										durch mehrmaliges Probenehmen einer jeden einzelnen Charge vor dem
                                 										Einführen des flüssigen Metalls in die Giesspfanne genau der erforderliche
                                 										Zusatz an Kohlungsmaterial bestimmen lässt, wird so viel Wärme entwickelt, dass
                                 										die Asche des Kohlungsmaterials in der Giesspfanne selbst zum Schmelzen kommt
                                 										und der Kieselsäuregehalt dieser Asche mit dem Kalk, der als Bindemittel in dem
                                 										Kohlungsmaterial vorhanden ist, sich verbinden kann, wodurch eine leichtflüssige
                                 										Schlacke erzeugt wird, welche mit den im Bade noch etwa zurückbleibenden anderen
                                 										Schlacken sich vereinigt, auf dem Metallbade sich rasch abscheidet und so
                                 										schlackenreinigend wirkt. Dabei vermindert sich der Schwefelgehalt des
                                 										affinirten Metalles durch die Kohlung wesentlich. Die nach diesem Verfahren
                                 										herzustellenden Stahlsorten sind bis jetzt mit einem Kohlenstoffgehalt von 0,040
                                 										bis 1,60 Proc. in einer im Voraus bestimmten Weise ohne jeglichen Zusatz von
                                 										Ferromangan bezieh. Spiegeleisen hergestellt worden.
                              
                           
                              b) Flammöfen.
                              Die Flammöfen für den Giessereibetrieb. Wie zu
                                 										Anfang erwähnt, bieten die Flammöfen gewisse Vortheile; dahin gehört in erster
                                 										Reihe die Möglichkeit, grosse Stücke Brucheisen ohne Schwierigkeit
                                 										herunterschmelzen zu können. Ferner ist man im Stande, grosse Quantitäten Eisen
                                 										zu sammeln und warm zu halten. Der wichtigste Vortheil ist aber der, dass man
                                 										das Schmelzgut genau beobachten und in jeder Beschaffenheit erhalten und
                                 										vergiessen kann. Es wird daher der Flammofen immerhin noch seine Berechtigung
                                 										behalten.
                              American Machinist tritt neuerdings wieder für
                                 										Anwendung des Flammofens im Eisengiessereibetriebe ein, indem er auf die
                                 										Reinheit und Gleichheit des Gefüges des Flammofenproductes hinweist. Allerdings
                                 										sind die Betriebskosten wesentlich höher als die des Cupolofens, auch setzt die
                                 										Construction und der Betrieb eines Flammofens grosse praktische Erfahrungen
                                 										voraus. Ferner kann das Eisen der Reduction durch den Sauerstoff der Luft nicht
                                 										entzogen werden und wird die Ausscheidung des Kohlenstoffs als Graphit gestört,
                                 										was die Bildung eines weissen und harten Eisens begünstigt. Nichtsdestoweniger
                                 										wird der Flammofen denjenigen Giessereien empfohlen, welche gewisse Gussarten,
                                 										wie hydraulische Cylinder, schwere Walzen u.s.w., herstellen wollen, und
                                 										solchen, bei denen es sich darum handelt, grosse Eisenmassen für einzelne Stücke
                                 										zur Verfügung zu haben.
                              Es wird aber auch behauptet, dass der schmiedbare Eisenguss, welcher mit Hilfe
                                 										des Flammofens erzeugt wird, einen kürzeren Temperprocess erfordert, als das
                                 										entsprechende Material, welches von dem Cupolofen geliefert wird.
                              Um die Flammenwirkung auf die Schmelze zu erhöhen, soll das Gewölbe
                                 										heruntergezogen werden. Die Form des Gewölbes (Fig. 22 bis 26) hängt
                                 										dabei von dem Umstände ab, welcher Theil des Herdes von der Flamme am stärksten
                                 										berührt wird, und welche Geschwindigkeit die Heizgase haben. Die Ansichten über
                                 										die geeignetste Gewölbeform gehen deshalb noch aus einander. Während einerseits
                                 										empfohlen wird, unmittelbar hinter der Feuerbrücke das Eisen einzusetzen, wird
                                 										von anderer Seite der Raum vor dem Fuchs als heissester für den Einsatz
                                 										vorgezogen.
                              Die Ummantelung des Ofens besteht aus eisernen Platten, welche an den Ecken durch
                                 										Winkeleisen verbunden sind. Alle Eisentheile sind gegen einander verschraubt, um bei
                                 										Reparaturen des Ofens einzelne Theile des Mantels beliebig entfernen zu können.
                                 										Die Ankerbolzen, welche durch den Ofen hindurchgehen, legen den Mantel fest.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 302, S. 157
                                 Flammofen.
                                 
                              Der Herd ist zunächst von gewöhnlichen Mauersteinen voll aufgemauert und durch
                                 										eine Lage feuerfester Steine abgedeckt. Auf dem Theile des Herdes, welcher zur
                                 										Aufnahme der Schmelze dienen soll, wird eine Schicht feuerfesten Sandes
                                 										eingebrannt. Die Feuerbrücke D soll mindestens 0,7
                                 										m über dem Roste liegen.
                              Zum Einsetzen des Eisens sind zwei Oeffnungen vorgesehen, eine seitliche bei A von 1,50 × 1,20 m und eine in der Decke bei a1 von der Breite
                                 										des Ofens, und einer Länge von 1,80 m. Die seitliche Aufgabeöffnung wird mittels
                                 										einer eisernen Schiebethür, welche ein Chamottefutter hat, verschlossen; die
                                 										obere Oeffnung ist durch ein Gewölbestück abgedeckt, welches in Eisen gefasst
                                 										ist. Letztere Oeffnung dient zum Einsetzen besonders schwerer Stücke, bei denen
                                 										man einen Krahn zu Hilfe nehmen muss.
                              An der Arbeitsseite des Ofens ist des Weiteren eine Oeffnung B vorgesehen, welche zum Rühren, Abschlacken und zu
                                 										den Probeentnahmen dienen soll, und ferner eine zweite Oeffnung I, um auch den hinteren Theil des Herdes
                                 										bestreichen zu können. Auf der entgegengesetzten Herdseite ist das Abstichloch
                                 											E angeordnet. Die Wandung wird am Abstich
                                 										stärker gehalten, als dies beim Cupolofen der Fall ist, weil beim Flammofen
                                 										grössere Eisenmassen hinter demselben stehen. Des Weiteren wird der Abstich mit
                                 										feuerfestem Sand ausgestampft, welchem Koksstaub beizumischen ist.
                              Bei Bedienung des Feuers ist eine gleichmässige Vertheilung des Brennstoffes auf
                                 										dem Roste um so wichtiger, als ein Ueberschuss an kalter Luft nicht nur die
                                 										Ofentemperatur herabdrückt, sondern auch die Reductionswirkung auf das Eisen
                                 										vermehrt. Aus den gleichen Gründen soll auch der Ofeneinsatz möglichst auf
                                 										einmal erfolgen, um die Menge der eintretenden kalten Luft gering zu halten.
                              Eine sorgfältige Ausbesserung des Flammofens ist nach jeder Schmelzung
                                 										nothwendig.
                              Das D. R. P. Nr. 70901 vom 12. October 1892 für John
                                    											Nicholas Lauth in St. Louis (Missouri, Nordamerika) betrifft einen
                                 										Flammofen mit behufs möglichster Ausnutzung der Flamme ununterbrochen
                                 										ansteigendem Gewölbe (Fig. 27). Das Gewölbe wird
                                 										am Fuchs durch eine senkrechte Wand a
                                 										begrenzt. Die Folge soll ein Zurückschlagen der Flamme, wie die Pfeile
                                 										andeuten, sein.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 302, S. 157
                                 Fig. 27.Lauth's Flammofen.
                                 
                              An die in Fig.
                                    											23 und 27 dargestellten Oefen sei noch
                                 										eine Bemerkung über das Abschmelzen des Eisens geknüpft. Bei dem ersteren
                                 										Flammofen werden die auf der Ofensohle liegenden Beschickungsbrocken in der Nähe
                                 										des Sammelherdes zunächst erwärmt und fliessen allmählich diesem Herde zu. Dabei
                                 										fliessen sie gegen die Richtung der Heizgase, kommen also längere Zeit mit dem
                                 										Luftstrom in Berührung und verlieren einen grossen Theil ihres
                                 										Kohlenstoffgehalts. – Ordnet man dagegen den Sammelherd an der entgegengesetzten
                                 										Seite, d.h. vor dem Fuchse an, so läuft das Schmelzgut gewöhnlich in kurzer
                                 										Frist dem Sammelherde zu, indem die schon erwärmten Stücke in Fluss kommen und
                                 										die ganze übrige Beschickung zum Fluss bringen. Der Zug der heissen Gase kann
                                 										ohne Schwierigkeit und zwar durch Aufsetzen und Wegnehmen von feuerfesten
                                 										Steinen nach Bedarf geleitet werden. Man hat es demnach in der Hand, das Eisen
                                 										mehr oder weniger zu frischen und nötigenfalls je nach der Verwendung der
                                 										Schmelzung die geschmolzene Masse umzurühren.
                              Ein nach dieser Weise umgebauter Schmelzofen lieferte gutes Schmelzgut und
                                 										ersparte erheblich an Brennmaterial und Schmelzzeit. Das Ofengewölbe war so
                                 										gelegt, dass die Heizgase auf den Herd gelenkt wurden. Nothwendig ist es, etwa
                                 										zum Rollen geneigte Stücke, wie Walzen, beim Einsetzen mittels feuerfester
                                 										Steine festzulegen.
                              
                                 
                                    (Schluss folgt.)