| Titel: | Neuerungen in der Thonwaarenindustrie. | 
| Autor: | H. Hecht | 
| Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 237 | 
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                        Neuerungen in der
                           								Thonwaarenindustrie.
                        Von Dr. H. Hecht in
                           								Charlottenburg.
                        (Letzter Bericht Bd. 284 S. 216.)
                        Mit Abbildung.
                        Neuerungen in der Thonwaarenindustrie.
                        
                     
                        
                           1) Porzellan.
                           Seit dem Bekanntwerden des von dem gewöhnlichen Porzellan abweichend
                              									zusammengesetzten Seger-Porzellans hat sich eine Umwälzung auf diesem Gebiete
                              									hinsichtlich der Zusammensetzung der Masse angebahnt, die noch nicht zum Abschluss
                              									gelangt ist. Die Gesichtspunkte, welche maassgebend sind, um für grossere
                              									Gegenstände Massen herzustellen, welche beim Trocknen und Brennen geeignete
                              									physikalische Eigenschaften zeigen, sind vom Verfasser eingehend besprochen (Chem.-Zeitung, 1894 Bd. 18 S. 821 und ebenda 1895 Bd.
                              									19 S. 878). Weitere Mittheilungen über die Herstellung von Porzellanmassen für
                              									diesen oder jenen Zweck liegen aus der Praxis, wie folgt, vor.
                           Ueber die Zusammensetzung von thüringischen
                                 										Porzellanmassen, wie sie in der dort in ausgedehntem Maasse namentlich
                              									verbreiteten Spielwaarenindustrie Verwendung finden, wird eingehend berichtet im Sprechsaal, 1895 Bd. 28 S. 59 und 88, und in dem Illustrirten Fachblatt für die Glas-, Porzellan- und
                                 										Steingutindustrie, 1895 Bd. 3 S. 282. Aus den an letzter Stelle
                              									mitgetheilten Recepten geht hervor, dass neben den in Deutschland selbst gewonnenen
                              									Rohmaterialien vorzugsweise englische und böhmische Erden verarbeitet werden und
                              									zwar um so mehr zu solchen Fabrikaten, z.B. Nippessachen, an welche in Bezug auf
                              									Aussehen des Scherbens besonders weitgehende Anforderungen gestellt werden; ja sogar
                              									französische Erden und fertige Massen aus Frankreich zu beziehen und zu verarbeiten,
                              									scheint einigen Fabriken vortheilhaft; ob mit Recht, muss bezweifelt werden.
                           So umständlich und schwierig die Erzeugung guter Porzellanmassen sich für einen
                              									grossen Theil der deutschen Fabriken gestaltet, so begünstigt sind dagegen durch die
                              									von der Natur geschaffene Eigenart der Thonablagerungen die Fabriken des fernen
                              									Inselreiches der Japaner. Nach M. Hosoki (Thonindustrie-Zeitung, 1895 Bd. 19
                              									S. 319) wird das Imari-Porzellan aus einem Material
                              									hergestellt, welches in gleicher Weise wie einige in China bekannte Vorkommnisse als
                              									fertige Porzellanmasse von der Natur gebildet ist und ohne weiteres nach dem
                              									Zerkleinern und Aufbereiten ohne Zusatz von Quarz und Feldspath als Porzellanmasse
                              									verarbeitet wird. Dieses Mineral „Idzumiyama“ hat eine Zusammensetzung
                              									von
                           
                              
                                 49,07
                                 Proc.
                                 Thonsubstanz
                                 
                              
                                 14,32
                                 „
                                 Quarz
                                 
                              
                                 36,61
                                 „
                                 Feldspath
                                 
                              
                           und steht unseren heimischen deutschen Hartporzellanen, deren
                              									Zusammensetzung meist zwischen
                           
                              
                                 45
                                 bis
                                 55
                                 Proc.
                                 Thonsubstanz
                                 
                              
                                 25
                                 „
                                 20
                                 „
                                 Quarz
                                 
                              
                                 35
                                 „
                                 25
                                 „
                                 Feldspath
                                 
                              
                           schwankt, nahe. Durch Zusatz einer gewissen Menge Holzasche
                              									wird das Material zur Glasur tauglich hergestellt. Die zum Garbrennen dieses
                              									Fabrikates erforderliche Temperatur entspricht den für unsere heimischen Fabrikate
                              									aufgewendeten Hitzegraden.
                           Während sowohl diese Masse wie alle in Deutschland hergestellten Porzellane Quarz
                              									enthalten, fand Seger (Thonindustrie-Zeitung, 1892 Bd. 16 S. 359) in einer Kopenhagener Biscuitmasse, welche in der dortigen Porzellanfabrik
                              									und Aluminia zur Herstellung von Figuren dient und sich durch hohe Transparenz und
                              									eine marmorartig schimmernde Oberfläche auszeichnet, nur Thonsubstanz und Feldspath.
                              									Im Anschluss an diese Untersuchung stellte Seger
                              									quarzhaltige und quarzfreie Massen mit hohem Feldspathgehalt her und fand, dass sich
                              									die quarzfreien Massen in der erforderlichen Temperatur ausnahmslos mit
                              									mattglänzender Oberfläche brannten und ihre Durchscheinbarkeit mit steigendem
                              									Feldspathgehalt zunahm.
                           Eine für Biscuitfiguren besonders geeignete Porzellanmasse wird nach Sprechsaal, 1890 Bd. 23 S. 861, zusammengesetzt
                              									aus:
                           
                              
                                 30
                                 Gew.-Th.
                                 Zettlitzer Kaolin
                                 
                              
                                 10
                                 „
                                 plastischem weissbrennendem Thon von Meissen
                                 
                              
                                 60
                                 „
                                 norwegischem Feldspath.
                                 
                              
                           In Bezug auf die Technik der Formgebung der
                                 										Porzellangegenstände ist zu bemerken, dass man in neuerer Zeit von der
                              									Dreherarbeit immer mehr abkommt und zum Giessen übergeht. Je vielgestaltiger die
                              									herzustellenden Gegenstände sind, desto höhere Anforderungen muss man an die
                              									Gebrauchsfähigkeit der Giessmasse, deren Verwendbarkeit in erster Linie von ihrer
                              									Leichtbeweglichkeit abhängig ist, stellen. Man erreicht die Leichtbeweglichkeit der
                              									etwa syrupdick angesetzten Massen durch Zusatz von kohlensaurem Natron oder anderen
                              									Alkalien, welche alle mehr oder weniger schnell den bislang schwer beweglichen Brei
                              									in eine leichtfliessende Materie verwandeln. Man hat diese Erscheinung auf
                              									verschiedene Weise zu erklären versucht; Kosmann (Thonindustrie-Zeitung, 1895 Bd. 19 S. 382) macht
                              									folgende Momente physikalischer und chemischer Natur dafür geltend: 1) bei Anwendung
                              									eines mit krystallisirter Soda versetzten Wassers tritt zu der Menge des letzteren
                              									noch das Krystallwasser der Soda hinzu. Ausserdem ist anzunehmen, dass der Thon eine
                              									grössere Verwandtschaft zu dem Hydratwasser des Salzes zeigt, als diejenige ist, mit
                              									welcher dasselbe kraft chemischer Energie an das Natriumcarbonat gefesselt ist, und
                              									dass damit eine Verschiebung des Hydratwassers eintritt, welche nicht ohne eine
                              									gewisse Wärmeerregung vor sich geht, wodurch nothwendiger Weise eine grössere
                              									Beweglichkeit der mit einander in Berührung versetzten Theilchen hervorgerufen wird.
                              									2) Neuere Untersuchungen von G. Jäger
                              									„über die elektrolytische Leitfähigkeit von wässerigen Lösungen, insbesondere
                                 										deren Abhängigkeit von der Temperatur“, haben dargethan, dass eine gelöste
                              									Substanz auf das Lösungsmittel den Einfluss einer Energieerhöhung habe, so dass es
                              									seine Eigenschaften in derselben Weise ändert, wie bei einer Temperatursteigerung.
                              									Es wird dadurch die innere Reibung des Lösungsmittels verhindert, mit anderen
                              									Worten: es wird die Beweglichkeit der in Berührung befindlichen Theile erhöht. 3)
                              									Wenngleich Soda auf Thonerde nicht lösend einwirkt, so kann es doch bei der
                              									Kieselsäure der Fall sein, indem gewisse Theile derselben von der Soda in Lösung
                              									gebracht werden. Das würde aber wieder, indem gewisse, aus der Thonsubstanz zwischen
                              									gelagerte Theilchen entfernt werden, zu einer mechanischen Veränderung der Masse im
                              									Sinne der Verdünnung und grösseren Beweglichkeit führen. Gegen diese Darlegungen
                              									wendet A. Zebisch (Sprechsaal, 1894 Bd. 27 S. 1005 und 1895) ein, dass der procentuale Zusatz
                              									von Soda zu der Giessmasse ein zu geringer sei, um die Erscheinung auf diese Weise
                              									erklären zu können, vielmehr sei dieselbe auf Endosmose und Exosmose
                              									zurückzuführen. Seger (vgl. Gesammelte Schriften, S. 573) führte diese Erscheinung wie die
                              									entgegengesetzte Wirkung, welche verdünnte Säuren auf den Massebrei ausüben, indem
                              									letztere ein Ansteifen der Masse zur Folge haben, auf eine Molekularveränderung
                              									zurück und suchte das Plastischwerden der Porzellanmassen, welches bei längerem
                              									Ablagern, sogen. „Faulen“ wahrgenommen wird, dadurch zu erklären, dass durch
                              									die in dem verwendeten Wasser enthaltenen organischen Bestandtheile eine faulige
                              									Gährung eingeleitet würde, mithin sich saure Verbindungen bildeten, welche die
                              									erhöhte Bildsamkeit der Masse zur Folge hätten.
                           Die Schwierigkeiten, welche bei der Herstellung haarrissefrei haltender Glasuren auf
                              									keramischen Fabrikaten bestehen, werden nach Le
                                 										Chatelier (Moniteur Céramique et de la
                                 										Verrerie, 1895 Bd. 26 S. 162) durch die ungleichmässige Ausdehnung des Sandes bei der Erhitzung verursacht.
                              									Derselbe stellte Versuche bezüglich der Wärmeausdehnung von Quarz, Quarzit,
                              									Feuerstein und verschiedener keramischer Massen an und fand, dass alle
                              									kieselsäurehaltigen Substanzen, einschliesslich der amorphen Kieselsäure, die sich
                              									in den keramischen Massen in mehr oder weniger reichlicher Menge vorfinden, bei
                              									gewissen Temperaturen plötzlich Dimensionsveränderungen erleiden. Da die Gläser –
                              									als solche sind die Glasuren doch aufzufassen – eine mit der Temperatur stetig
                              									wachsende Ausdehnung zeigen, die Ausdehnung der freien Quarz enthaltenden Massen
                              									aber unregelmässig verläuft, so lassen sich die ersteren den letzteren schwer
                              									anpassen; nur das Porzellan zeigt eine mit der Temperatur regelrecht steigende
                              									Ausdehnung, woraus man schliessen könne, dass die theilweise Verglasung seiner Masse
                              									die krystallinische in amorphe Kieselsäure verwandelt habe. – Die Bestimmung des
                              									Ausdehnungscoëfficienten einer Masse der königl. Porzellanmanufactur zu Berlin wurde
                              									von Wien und Holborn
                              									durchgeführt; die linearen Ausdehnungscoëfficienten wurden zu 0,0000039 bis
                              									0,0000044 gefunden (Zeitschrift für Instrumentenkunde,
                              									1892 Bd. 12 S. 296).
                           Ueber die Zusammensetzung geeigneter Massen für
                                 										Porzellansteine zum Ausfüttern von Alsing-Trommeln wird berichtet in der
                              										Keramischen Bundschau, 1895 Bd. 3 S. 129: Das
                              									Wesentliche in ihrer Zusammensetzung ist die reichlichere Verwendung von
                              									Porzellanglattscherben in feingemahlenem Zustande, wodurch weniger stark schwindende
                              									und in ihrer inneren Structur gleichartigere Massen entstehen, als sie durch
                              									Magerung mit Quarz erzielt werden könnten, die zudem in Folge des höheren
                              									Quarzgehaltes und dadurch bedingter höherer Garbrandtemperatur mehr Brennkosten
                              									erfordern würden, als die mit schon gesinterten Porzellanscherben versetzten
                              									Massen.
                           Die Fabrikation von Porzellanblumen beschreibt O. Balthasar im Moniteur de la
                                 										Céramique et de la Verrerie, 1892 Bd. 23 S. 136, unter Verwendung einer aus
                              									20 Gew.-Th. Quarzsand, 15 Gew.-Th. Feldspath, 15 Gew.-Th. Kaolin und 2 Gew.-Th.
                              									Kalkspath hergestellten Masse, deren geringe Bildsamkeit durch Zusatz von Syrup oder
                              									Gummi arabicum erhöht wird. Als Glasur wird ein Gemenge von 12 Gew.-Th. Sand, 10
                              									Gew.-Th. Feldspath, 6 Gew.-Th. Kalkspath, 3 Gew.-Th. Porzellanscherben und 3
                              									Gew.-Th. calcinirtem Kaolin verwendet. Die Garbrandtemperatur wird auf 1300° C.
                              									angegeben.
                           
                           Das Beschlagen des Porzellans im Glattbrand wird im
                              										Sprechsaal, 1892 Bd. 25 S. 763, einer Sublimation
                              									aus der von dem Rost nicht rechtzeitig entfernten Kohle zugeschrieben, wenn während
                              									des Abkühlens, nachdem die Glasur schon erstarrt ist, aus irgend einer Ursache die
                              									Temperatur wieder steigt. Dies kann z.B. dadurch herbeigeführt werden, dass man nach
                              									begonnener Abkühlung des Ofens die Roste frei schüren lässt. In Folge des Anfachens
                              									der glimmenden Kohlenschlackentheile steigt die Hitze wieder an und auf den schon
                              									stärker abgekühlten Waaren kann eine Ablagerung erfolgen.
                           Als eine für die Fabrikation künstlicher Zähne
                              									brauchbare Masse wird im Sprechsaal, 1895 Bd. 28 S. 7,
                              									eine Mischung von 100 Gew.-Th. Feldspath, 20 Gew.-Th. Zettlitzer Kaolin, 6 Gew.-Th.
                              									Kaliwasserglas von 40° Be. und 2,5 Gew.-Th. calcinirtem Borax mit der erforderlichen
                              									Menge Wasser vorgeschlagen. Die Masse wird in geölten Metallformen gepresst, wobei
                              									die Metallformen möglichst warm gehalten werden müssen, damit die Masse schwindet
                              									und gut aus der Form geht.
                           Ueber die Färbung verschieden zusammengesetzter, als Porzellan- bezieh. Steingutglasuren geeigneter Gläser mittels Kupferoxyd berichtet Verf. dieses (Thonindustrie-Zeitung, 1895 Bd. 19 S. 453): Danach
                              									lösen 1) reine Kali-, Natron- und Kalinatronsilicate (RO : 3SiO2) das Kupferoxyd mit tiefblauer Farbe. Wird ein
                              									Theil der Kieselsäure durch eine äquivalente Menge Borsäure ersetzt, so geht die
                              									Farbe ins Grünliche über und zwar beim Natronglase mehr als beim Kaliglase. Bei
                              									gleichzeitiger Gegenwart von Thonerde tritt das Grün noch entschiedener hervor. 2)
                              									Ersetzt man in den Alkaligläsern die Alkalien ganz oder theilweise durch die
                              									alkalischen Erden, so treten mit der Zunahme ihrer Anwesenheit die grünen Töne
                              									stärker hervor; noch stärker grün färbt die gleichzeitige Gegenwart von Borsäure
                              									bezieh. von Borsäure und Thonerde. 3) Die nur mit Kieselsäure geschmolzenen
                              									Blei-Alkalisilicate (RO : 3SiO2) sind blau gefärbt,
                              									wenn der Kaligehalt überwiegt bis herab zu gleichen molekularen Mengen von Blei und
                              									Kali; bei überwiegendem Bleigehalt geht die Farbe ins Grüne über. Bei Anwesenheit
                              									von Borsäure oder von Borsäure und Thonerde tritt intensive Grünfärbung ein. 4) Die
                              									Kali-Zinkoxyd- und Kali-Wismuthgläser sind grün gefärbt bei gleich molekularen
                              									Mengen Alkali-Zinkoxyd- oder Alkali-Wismuthoxyd. – Da für die Herstellung von
                              									Porzellanglasuren nur schwerflüssigere Gläser in Betracht kommen, so sind als allein
                              									durch Kupferoxyd gefärbte blaue Glasuren nur solche mit hohem Alkaligehalt bei
                              									möglichster Abwesenheit von Thonerde verwendbar, deren Schmelzpunkt durch Zusatz
                              									einer die Strengflüssigkeit fördernden, die blaue Farbe möglichst wenig
                              									beeinflussenden Base erhöht wird. Die für Seger-Porzellan am geeignetsten befundenen
                              									Glasuren hatten die Zusammensetzung: 1 K2O, 0,5 ZnO,
                              									4 SiO2 bezieh. 1 K2O, 1,25 ZnO, 5,1 SiO2; dieselben wurden unter
                              									Anwendung der Fritten: 2 K2O, 1 ZnO, 6 SiO2 und 1 K2O, 2 ZnO,
                              									6 SiO2 hergestellt und zur Erzielung eines
                              									türkisblauen Tones mit 4 Proc. CuO versetzt.
                           Für die Verzierung glasirter Gegenstände durch Gold-,
                              									Silber- oder Kupferbelag auf galvanischem Wege gibt Hansen (Deutsche Töpfer- und Ziegler-Zeitung,
                              									1895 Bd. 27 S. 774) ein Verfahren an, welches darin besteht, dass auf dem Gegenstand
                              									zuerst eine metallische leitende Schicht hergestellt und durch Einbrennen auf
                              									demselben befestigt, darauf das Gefäss in das galvanoplastische Bad gebracht
                              									wird. Die matte Oberfläche des Belages kann durch Gravirungen sehr wirkungsvoll
                              									nuancirt werden. Ein ähnliches Verfahren, welches in der Wächtersbacher
                              									Steingutfabrik eingeführt ist, beschreibt R. König (Thonindustrie-Zeitung, 1894 Bd. 18 S. 883).
                           J. Lampel in München (Thonindustrie-Zeitung, 1894 Bd. 18 S. 761) hat ein Patent erhalten auf ein
                              										Verfahren, Thongegenstände glänzend zu machen durch
                              									Glätten der Oberfläche der Geschirre, durch Behandlung der getrockneten Gegenstände
                              									mit einem nassen Pinsel oder leuchten Schwamm und Glätten derselben mit einem Leder
                              									oder Holz, so dass die also behandelten Flächen Glanz annehmen. Wie dies in jeder
                              									Porzellan-, Steingut- oder Steinzeugfabrik seit alters beim Nacharbeiten geübte
                              									Verfahren patentirt werden konnte, ist für jeden Fachmann unverständlich.
                           Ueber Schmelzfarben wird berichtet im Sprechsaal 1893
                              									Bd. 25 S. 716 und über die Verwendung der Titansäure zur
                                 										Herstellung von Farben durch A. Bigot im Moniteur de la Céramique et de la Verrerie, 1894 Bd. 25
                              									S. 15.
                           Ein neuer Brennapparat zum Einbrennen der Muffelfarben und des Golddecors ist in der
                              										Fürbringer-Muffel (D. R. P. Nr. 72701) erstanden.
                              									Während bei den älteren Zug- oder Durchschiebemuffeln die auf den einzelnen Platten
                              									oder Pfannen aufgebauten bemalten Gegenstände mit diesen in gewissen Zwischenräumen
                              									von der Vorwärme- zur Gutkammer und von dieser zum Kühlraum geschoben wurden, wobei
                              									die betreffenden Muffeln beim Durchschieben der Pfannen vorderseitig unter
                              									erheblichem Wärmeverlust jedes Mal geöffnet werden mussten, besteht die
                              									Fürbringer-Muffel aus einem hufeisenförmigen Kanal, durch den die Gegenstände dem
                              									sich in der Mitte befindlichen Feuer entgegen langsam hindurchbewegt werden. Der
                              									Betrieb der schematisch im Grundriss dargestellten Muffel, die sich schnell die
                              									Beachtung aller Fachleute erworben hat, gestaltet sich wie folgt (Sprechsaal, 1896 Bd. 29 S. 755):
                           Der linke Schenkel des Ofens (Fig. 1) enthält den
                              									Anwärmekanal, welcher sich nach links und rechts öffnet, so dass bei 1 und 1 die
                              									Körbe mit den eingefüllten Porzellanwaaren eingestellt werden. Die Oeffnung nach
                              									zwei Seiten ermöglicht, zwei Körbe in das erste Stadium der Anwärmung zu bringen und
                              									bei empfindlicheren Waaren überhaupt das Anwärmen recht langsam zu beginnen.
                           Die Körbe aus Bandeisen, 1 und 1 bis 19, also 20 Stück, sind 64 cm im Quadrat und
                              									fassen sehr viel kleine Waare, an Tellern von 23 cm etwa 6 Dutzend, oder eine ganze
                              									Waschtischgarnitur u.s.w. Bis auf 2 reicht die Hand des Arbeiters zum Einstellen der
                              									gefüllten Körbe. Sodann tritt die eiserne Kurbelstange a als Schubvorrichtung in Wirkung und schiebt 2 auf 3. Der Platz 2 wird
                              									sogleich mit 1 wieder besetzt und so fort, bis der linke Ofenschenkel gefüllt und 1
                              									auf 7 angekommen ist. Hier schiebt sodann die seitliche Schub Vorrichtung b den Korb 7 auf 8 und der freie Platz 7 wird von 6
                              									besetzt. Bei 13 schiebt die Kurbelstange c die Körbe
                              									nach dem Ausgang bei 19.
                           Ist der Muffelofen mit 20 Körben besetzt, so ist der eigentliche continuirliche
                              									Betrieb im Gang. Das Vorrücken der Körbe von einem Platz auf den anderen geschieht
                              									in Zeiträumen von 6 bis 7 Minuten, so dass ein Korb zum Durchgang durch den ganzen
                              									Ofen etwa 2 Stunden braucht. Auf 6 und 7 beginnt die Waare zu glühen, auf 10 ist die richtige
                              									Schmelztemperatur, in welcher die Waare auch nur etwa 6 Minuten bleibt. Durch das
                              									abgemessene Verweilen in der Schmelztemperatur, nicht länger, als nöthig, bekommen
                              									die Farben den schönen Glanz und Spiegel, wie das die periodische Muffel nicht zu
                              									leisten im Stande ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 240
                              Fig. 1.Plan einer Brennvorrichtung.
                              
                           Auf 11 sinkt die Temperatur schon, wenn eben die Schmelzung der Farben fertig ist.
                              									Auf 13 glüht die Waare noch, auf 19 ist sie nur noch so warm, dass die Hand schon
                              									anfassen und den Korb ausheben kann. Nach kurzem Stehen in der Luft des
                              									Arbeitsraumes werden die Körbe entleert und kommen wieder hinüber zu 1–1.
                           Es leuchtet ohne weiteres ein, dass die Muffel ausserordentlich productiv ist, wenig
                              									Arbeit erfordert und die Wärme nach Möglichkeit ausgenutzt ist. Durch das kurze
                              									Verweilen der bemalten Geschirre in der Rothglut ist den Farbflüssen die
                              									Möglichkeit, zu entglasen und durch Ausscheidung krystallinischer Gebilde die
                              									Erblindung der Farben zu verursachen, völlig benommen.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)