| Titel: | Maasstäbe aus Glas zu Dr. Hildebrandt's Kegelschnittzeichner. | 
| Autor: | Ernst Fischer | 
| Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 280 | 
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                        Maasstäbe aus Glas zu Dr. Hildebrandt's
                           								Kegelschnittzeichner.
                        Mit Abbildungen.
                        Maasstäbe aus Glas zu Dr. Hildebrandt's
                           								Kegelschnittzeichner.
                        
                     
                        
                           In unseren früheren AbhandlungenD. p. J. 1891 282
                                    											216; 1893 287 248. über die Theorie
                              									und den Gebrauch des hier genannten Instrumentes ist nicht jener Fälle gedacht
                              									worden, in welchen die Achsen der zu zeichnenden Ellipsen oder Hyperbeln bezieh. des
                              									Brennpunktes und der Directrix oder des Scheitels der Parabeln gegeben sind.
                           Für diese am meisten auftretenden Fälle hatte der Erfinder erst später für jedes
                              									gelieferte Instrument einen besonderen Maasstab auf Carton hergestellt; rein
                              									empirisch, indem derselbe die Scala (bei senkrechter Stellung der Achse) durch den
                              									Zeichenstift selbst aufzeichnen liess.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 280
                              Fig. 1.
                              
                           Der Maasstab auf Glas (Fig. 1) wurde nun
                              										„absolut“, d.h. durch Rechnung:
                           F\,A=r\,.\,ctg\,.\,\frac{x}{2} (Fig. 2)
                           bestimmt und nicht auf das betreffende Instrument
                              										„geaicht“; daraus erklären sich Abweichungen, die wir gegenüber den auf
                              									Carton gezeichneten Maasstäben fanden; denn geringe Abweichungen im Bau des fertigen
                              									Zirkels von der idealen mathematischen Gestalt desselben lassen sich kaum
                              									vermeiden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 280
                              Fig. 2.
                              
                           Ausdrücklich ist zu bemerken (vgl. Fig. 2), dass man
                              									für Ellipsen die durch β
                              									gegebene Achsenrichtung dadurch einstellt, dass der Zeichenstift des aufgestellten
                              									Apparates den Punkt B – nicht A – treffen muss. (Für
                              									Parabeln und Hyperbeln natürlich A.)
                           An die obige Formel anschliessend, seien zunächst die folgenden Betrachtungen
                              									geknüpft:
                           Es ist
                           a – e =
                              										r. ctg. x
                           und
                           a + e =
                              										r. ctg. y
                           ebenso
                           2x = α +
                              										β
                           und
                           2y = α –
                              										β
                           wonach
                           α = x +
                              										y
                           und
                           β = x –
                              										y
                           
                           somit
                           
                              a-e=r\,.\,ctg\,.\,\frac{\alpha+\beta}{2}
                              
                           und
                           
                              a+e=r\,.\,ctg\,.\,\frac{\alpha-\beta}{2}
                              
                           wodurch
                           
                              a=\frac{r\,.\,sin\,.\,\alpha}{cos\,\beta-cos\,\alpha}
                              
                           und
                           
                              e=\frac{r\,.\,sin\,.\,\beta}{cos\,\beta-cos\,\alpha}
                              
                           werden.
                           Auf dem Maasstabe liest man ab:
                           
                              
                                 für
                                 die
                                 Strecke
                                 (a – e)
                                 den
                                 Winkel
                                 2x
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 (a + e)
                                 „
                                 „
                                 2y
                                 
                              
                           und erhält hieraus den Einstellungswinkel α als halbe Summe:
                           
                              \alpha=\frac{2\,x+2\,y}{2}=x+y
                              
                           Mit diesem Winkel wird der Bügel an der Kreistheilung festgestellt.
                           Die durch β = x – y
                              									gegebene Achsenrichtung wird empirisch dadurch
                              									eingestellt, dass der Zeichenstift des aufgestellten Apparates den Punkt B treffen muss.
                           Es lässt sich also mit Hilfe des Maasstabes (der durchsichtige Glasmaasstab wird eben
                              									einfach auf die Hauptachse des Kegelschnittes gelegt) bei gegebenen Dimensionen bezieh. in jedem einzelnen Falle der Winkel (CMD in unseren früheren bereits citirten Abhandlungen)
                              									bestimmen, unter welchem der Bügel festgestellt werden muss.
                           Die Gebrauchsanweisung für den Maasstab ist die folgende:
                           
                              A. Parabeln.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 281
                              Fig. 3.
                              
                           Soll eine Parabel gezeichnet werden, deren Brennpunkt F
                              									und Scheitel B (Fig. 3)
                              									bekannt sind, so messe man mit Hilfe des Maasstabes die Brennweite FB, und zwar von F aus.
                              									Ergibt sich etwa FB = a – e = 120, so ist der gesuchte
                              									Winkel C\,M\,D=\frac{120}{2}=60^{\circ}. Auf diesen Winkel stelle
                              									man den Bügel fest, richte, nachdem der Zirkel auf bekannte Weise eingestellt ist,
                              									die Stabspitze auf den Scheitel B und ziehe das
                              									Scharnier an.
                           
                              B. Ellipsen.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 281
                              Fig. 4.
                              
                           Von einer Ellipse seien die drei Punkte A, F und B bekannt (Fig. 4). Man
                              									messe wieder von F aus die beiden Strecken FA = a + e und FB = a – e. Alsdann ist
                              									der gesuchte Winkel gleich \frac{2\,a}{2}=a. Beispiel: a + e = 140, a – e = 50;
                              										C\,M\,D=\frac{190}{2}=95^{\circ}. Um noch die Richtung der
                              									Kegelachse zu finden, richte man die Stabspitze nicht
                                 										auf B, sondern auf A (d.h. stets auf denjenigen Scheitel, der von F am weitesten entfernt
                              									ist), ziehe das Scharnier an, führe den Stab nach B
                              									zurück und zeichne von da aus beide Längshälften nach einander.
                           
                              C. Hyperbeln.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 302, S. 281
                              Fig. 5.
                              
                           Für den Fall einer durch die drei Punkte F, B und A bestimmten Hyperbel (Fig.
                                 										5) ist der gesuchte Winkel gleich \frac{2\,e}{e}=.
                              									Beispiel: a + e = 140, a – e = 50;
                              										C\,M\,D=\frac{90}{2}=45^{\circ}. Die Stabspitze richte man
                              									hier natürlich auf B ein und zeichne jeden Zweig für
                              									sich von A und B aus.
                           Schliesslich sei bemerkt, dass die bedeutenden Grenzen, innerhalb denen das
                              									Instrument Curven zu zeichnen gestattet, sich mit Hilfe des Maasstabes leicht
                              									bestimmen lassen.
                           München, im October 1896.
                           
                              Ernst Fischer.