| Titel: | Photographischer Druck durch Maschinen. | 
| Autor: | Gl. | 
| Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 13 | 
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                        Photographischer Druck durch
                           								Maschinen.
                        Mit Abbildungen.
                        Photographischer Druck durch Maschinen.
                        
                     
                        
                           In Band 301 gaben wir eine kurze Notiz über die Leistungen der in der
                              									Gewerbeausstellung zu Berlin vorgeführten Vorrichtung zur Erzeugung von
                              									Rotationsphotographien. Das Verfahren hat in dieser Ausstellung den Beweis seiner
                              									Ausführbarkeit und Brauchbarkeit geliefert und durch seine Leistungen überrascht.
                              									Die Photographie, die bisher nur mittelbare Verwendung fand – als Photolithographie,
                              									als Autotypie und in zahlreichen anderen Hilfsverfahren –, hat sich damit zu einem
                              									selbständigen Verfahren ausgebildet, welches wohl im Stande zu sein scheint, dem
                              									eigentlichen Druckverfahren Concurrenz zu machen, insbesondere in Fällen, die
                              									schleunigste Herstellung verlangen, wie bei Tagesberichten. Wir lassen deshalb hier
                              									Weiteres über das Verfahren folgen.
                           Der photographische Druck erfolgt nach Scientific
                                 										American in der Weise, dass eine Bahn lichtempfindliches Brompapier in
                              									einem durch rothes Licht erhellten Raum ausgebreitet, dort unter einem oder mehreren
                              									Negativs hinweggeführt, dabei in bestimmten Zeitabschnitten stillgesetzt, auf
                              									automatischem Wege durch eine Druckplatte gegen die Oberfläche des Negativs gepresst, in
                              									demselben Augenblick, auch auf automatischem Wege, den weissen Strahlen des
                              									elektrischen Lichtes, welches sich über dem Negativ befindet, ausgesetzt und
                              									schliesslich wieder aufgerollt wird. Das so gewonnene Product wird dann in einen
                              									anderen Raum gebracht, in demselben automatisch abgewickelt, fixirt, mit Alaunlösung
                              									behandelt, abgespült und getrocknet. Die vollendeten Bilder werden wiederum
                              									aufgerollt, dann in bekannter Weise in Stücke geschnitten und auf Cartons
                              									gebracht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 14
                              Fig. 1.Beleuchtung durch Negative.
                              
                           Die nebenstehenden, der obengenannten Fachzeitschrift entnommenen Abbildungen zeigen
                              									die zur Ausführung des Verfahrens dienenden Hilfsmittel, sowie deren
                              									Verwendungsweise.
                           Das noch nicht exponirte Papier läuft in dem durch rothes Licht erleuchteten Raum von
                              									einer Wickel links (Fig. 1) ab und gelangt über eine
                              									schräge Führung direct unter die Negativs, welche in der bekannten Weise durch
                              									Papierstreifen auf der Unterseite einer Glasplatte befestigt sind. Die Glasplatte
                              									ruht in einem beweglichen Rahmen, welcher das Anbringen und Fortnehmen der Negativs
                              									leicht zulässt. Sobald die Platte eingesetzt ist, werden auf dieselbe über die
                              									Negativs Rahmen gelegt, und wenn bei einem Versuch die Exposition für ein Negativ zu
                              									lang erscheint, so werden Lagen von Wachs- oder Seidenpapier zwischen die Negativs
                              									und Rahmen gelegt, um das Licht zu dämpfen. Auf jeder Platte können mehrere Negativs
                              									von ähnlicher Beschaffenheit angebracht werden und jedem kann das Licht, welches für
                              									seine Exposition nothwendig ist, angepasst werden. Diese Einstellung erfordert
                              									grosse Sorgfalt, da der Erfolg der späteren Manipulationen davon abhängt. Ueber der
                              									Negativplatte befindet sich die Beleuchtungskammer. Dieselbe hängt an einem Seil,
                              									welches über einer in der Decke befindlichen Rolle läuft und am anderen Ende durch
                              									ein Gewicht belastet ist. Diese Einrichtung gestattet, dass das Ganze von der
                              									Negativplatte abgehoben werden kann und dadurch ein leichtes Einstellen der Bilder
                              									möglich ist. Auf jeder Seite der Kammer befinden sich vier elektrische Lampen
                              									von 32 Kerzen Stärke, welche durch Leitungsdrähte mit einem Contact an der Wand und
                              									einem automatischen Contact unterhalb des ersteren in Verbindung stehen. Um die
                              									Temperatur zu reguliren und gleichmässig zu erhalten, wird durch einen elektrischen
                              									Windflügel oder eine Pumpe ein Luftstrom durch die Kammer geführt und diese dadurch
                              									ventilirt. Durch ein viereckiges rothes Fenster kann man sehen, ob die Lampen alle
                              									brennen, wenn die Leitung eingeschaltet ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 14
                              Fig. 2.Einstellung des elektrischen Lichtes.
                              
                           Nach dem Belichten wird das Papier durch eine, mittels eines Schaltwerkes bethätigte
                              									Abzugswalze um so viel weiter geführt, als die Breite des Negativs beträgt, und
                              									schliesslich aufgewickelt. Die Bewegung des Schaltwerkes erfolgt mittels eines
                              									Kurbelgetriebes, das seinen Antrieb durch ein unter der Papierführung angeordnetes
                              									Räderwerk empfängt und dessen Schubgrösse geändert werden kann. Ein Kettenrad auf
                              									dem entgegengesetzten Ende der Wickelwalze steht mit der Papierzufuhr durch eine
                              									Kette so in Verbindung, dass jede Umdrehung der ersteren auch eine ebensolche der
                              									Zuführwalze zur Folge hat, und dadurch stets dieselbe Menge Papier abgewickelt wird,
                              									wie auf dem anderen Ende aufgenommen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 14
                              Fig. 3.Belichtungsvorrichtung.
                              
                           Auf der Kurbelwelle sitzt ein Hubdaumen, welcher die
                              									Einstellung des elektrischen Lichtes im rechten Augenblick bewirkt, während ein
                              									zweiter Hubdaumen zum Niederlassen der Druckplatte (vgl. Fig. 2) dient. Die letztere wirkt vor der Belichtung in der Weise auf
                              									eine durch Gewicht belastete Hebelverbindung, dass durch dieselbe die Druckplatte
                              									aufwärts, also gegen die Unterseite des Papiers gedrückt und so die lichtempfindliche Seite
                              									desselben während des Zeitraumes der Belichtung (gewöhnlich 2 Secunden dauernd) in
                              									Berührung mit den Negativs gebracht wird. Nach dem Belichten gibt der Hubdaumen die
                              									Druckplatte wieder frei. Das Papier wird ebenfalls frei, und es kann dasselbe
                              									fortgezogen und eine neue Abtheilung des Papiers den Negativs ausgesetzt, also die
                              									Operation wiederholt werden.
                           Die Papierrolle, welche 2000 oder 3000 Belichtungen enthält, wird dann in denjenigen
                              									Raum gebracht, in welchem die Entwickelung der Bilder vor sich geht, dabei aber
                              									sorgfältig vor weissem Licht bewahrt. Zwecks Entwickelung der Bilder gelangt das
                              									Papier in diesem Raum auf die in Fig. 3 dargestellte
                              									Maschine. Dieselbe besteht aus einem System getrennter, wasserdichter Bottiche,
                              									durch die das Papier mittels Leitungswalzen nach einander hindurchgeführt wird, wie
                              										Fig. 4 erkennen lässt. Die erste Abtheilung ist
                              									3½ Fuss tief und enthält 120 Gallonen eines alten Eisen-Oxalatentwicklers.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 15
                              Fig. 4.Entwicklung der belichteten Papiere.
                              
                           Nachdem das Papier diese Lösung passirt hat, gelangt es über die Führungsrolle
                              									zwischen der ersten und zweiten Abtheilung (Fig. 4)
                              									in die in dieser befindlichen frischen Lösung eines Oxalatentwicklers. Die über
                              									dieser Abtheilung befindlichen elektrischen Lampen haben ein nicht strahlendes,
                              									rothes Licht.
                           Sobald das Papier aus der zweiten Abtheilung kommt, sind die Bilder ganz entwickelt.
                              									Das Papier gelangt nun in die dritte Abtheilung, welche verdünnte Essigsäure
                              									enthält, durch die dem Papier alles von der Entwickelungsflüssigkeit herrührende
                              									Eisen entzogen wird und die demselben für die fernere Behandlung dient. In der
                              									nächsten Abtheilung wird das Papier mit Wasser gewaschen, hierauf zum Zwecke des
                              									Fixirens einer Lösung von unterschweflig-saurem Natron ausgesetzt, wiederum
                              									gewaschen, gelangt sodann in ein Gefäss mit Alaunwasser, welches das Häutchen
                              									erhärtet, wird schliesslich durch zwei oder drei Gefässe mit Wasser geführt und
                              									endlich, wie aus Fig. 4 ersichtlich ist, einem
                              									Zerstäuber ausgesetzt. Aus dem letzten Gefäss läuft das Papier auf ein endloses
                              									Transporttuch und wird durch dieses in eine Kammer geführt, welche durch einen
                              									Gasofen mit warmer Luft gefüllt ist. Diese Kammer verlässt das Papier vollkommen
                              									trocken und wird mit allen darauf befindlichen Bildern aufgerollt. Nun werden die
                              									Bilder in Stücke von erforderlicher Grösse geschnitten und in der bekannten Weise
                              									aufgezogen.
                           Die beiden Lampen über dem Entwickler und der Ablaufrolle des Papiers haben rothes
                              									Licht, während alle anderen weisses Licht geben. Das Licht ist in Folge dessen
                              									gerade roth genug, um das weisse Licht zu neutralisiren, und es ergibt sich in Folge
                              									dessen ein für eine photographische Aufnahme sehr heller Dunkelraum. Der ganze
                              									Behälter hat eine Länge von fast 100 Fuss; das Papier läuft mit einer Schnelligkeit
                              									von 10 Fuss in der Minute durch denselben und man kann in einem Tage von 10 Stunden
                              									Arbeitszeit demzufolge 157000 Cabinetbilder fertigstellen.
                           
                              
                                 Gl.