| Titel: | Neue Constructionen wagerechter Vielfachumschalter. | 
| Autor: | Conr. Hesse | 
| Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 15 | 
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                        Neue Constructionen wagerechter
                           								Vielfachumschalter.
                        Von Conr. Hesse,
                           								Ingenieur in Berlin.
                        Mit Abbildungen.
                        Neue Constructionen wagerechter Vielfachumschalter.
                        
                     
                        
                           Gelegentlich des Berichtes über „Die Schwachstromtechnik auf der Berliner
                                 										Gewerbeausstellung“D. p. J. 1896 301
                                    											64.führte ich näher an, dass gegenwärtig das Bestreben dahin
                              									gerichtet ist, die Fernsprechvermittelungsämter grösserer Städte mit wagerechten
                              									Vielfachumschaltern zu versehen.
                           In dem Berichte ist die Construction des bereits im praktischen Betriebe der
                              									Reichspostverwaltung eingeführten Stock'schen
                              									Wagerechtumschalters angegeben, während der Umschalter von Siemens und Halske, als zur Zeit der Berichterstattung noch nicht ganz
                              									vollendet, nur kurz erwähnt wurde.D. p. J. 1896 301
                                    											78.
                           Bei der hohen Bedeutung, welche vornehmlich die wagerechten Vielfachumschalter
                              									gegenwärtig haben, lohnt es sich, die constructive Ausführung des erst vor Kurzem
                              									fertig gestellten Umschalters zu erläutern, zumal nähere Angaben bisher nirgends
                              									veröffentlicht wurden. Da der Stock'sche
                              									Wagerechtumschalter im Betriebe der Reichspostverwaltung bereits eingeführt ist und
                              									sich gut bewährt hat, seien in Nachfolgendem die wesentlichsten Unterschiede der
                              									vorgenannten Umschalterconstructionen angegeben und einige vergleichende Angaben
                              									gemacht.
                           Der in Fig. 1 schaubildlich dargestellte
                              									Tischumschalter von Siemens und Halske ist gleich dem
                              										Stock'schen Umschalter vorläufig zur Aufnahme von
                              									10000 allgemeinen Klinken und 800 Verbindungsklinken bestimmt.
                           Das in Betracht kommende Klinkenfeld – d.h. von den Localklinken einschliesslich bis
                              									zu den gegenüberliegenden besonderen Klinken des anderen Beamten – hat eine Breite
                              									von 64 cm, gegenüber 67,5 cm des Stock'schen
                              									Umschalters.
                           Der in der Abbildung (Fig. 1) ersichtliche dunkle
                              									Streifen von 2,5 cm Breite inmitten der Klinken ist nicht mit solchen besetzt und
                              									wird als zwecklos bei weiterer praktischer Ausführung fortfallen.
                           Die Länge des Umschalters von Siemens und Halske beträgt
                              									216 cm.
                           Nach den in dem vorgenannten Bericht von mir angegebenen Maassen beträgt die Länge
                              									des Stock'schen Umschalters 200 cm. Ob dies Maass für
                              									alle Stock'schen Wagerechtumschalter zutrifft, ist zur
                              									Zeit fraglich; da die Klinkenschienen auf eine Länge von 19 cm mit Klinken besetzt
                              									sein dürften, würde sich die Gesammtlänge einer Klinkenschiene mit zwei
                              									Auflegestellen, die mit den Zahlenaufschriften überdeckt sind, auf etwa 22 cm
                              									belaufen. Bei zehn an einander gereihten Schienen ergibt sich dann eine
                              									Umschalterlänge von 220 cm.
                           Die grössere Länge eines Umschalters kommt, im Gegensatz zur Breite des
                              									Klinkenfeldes, weit weniger in Betracht, da bei dem Stöpseln der rechts und links
                              									befindlichen äussersten Klinken die seitliche Bewegung des bedienenden Beamten weit
                              									weniger gehemmt ist als bei dem Nachvornüberlegen zwecks Erreichens der
                              									gegenüberliegenden hintersten Klinkenreihe, zumal letztere Bewegung bei einem
                              									übertrieben grossen Klinkenfeld die Gesundheit des Beamten störend beeinflussen
                              									könnte.
                           
                           Die Breite des Klinkenfeldes ist aber allein noch nicht maassgebend, sondern es
                              									kommt in dieser Hinsicht noch auf die treppenförmige seitliche Ausladung zur
                              									Aufnahme der Klappen, Stöpsel, Hörschlüssel und Taster an.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 16
                              Fig. 1.Tischumschalter von Siemens und Halske.
                              
                           Bei dem Stock'schen Umschalter sind die (Local-)
                              									Abfrageklinken auf dem oberen TischabsatzVgl. D. p. J. 1896 301 64
                                    												Fig.
                                       										4. untergebracht; bei dem Umschalter von Siemens und Halske befinden sie sich auf der
                              									Tischplatte vor den Verbindungsklinken und den an diese anstossenden allgemeinen
                              									Theilnehmerklinken.
                           Es beträgt die grösste Ausladung des Wagerechtumschalters von Siemens und Halske (vgl. Fig. 2) 21 cm, die des
                              										Stock'schen Umschalters (vgl. Fig. 3) etwa 33 cm; somit
                              									ergibt sich ein Abstand der senkrechten Ebenen von der Vorderkante der Ausladung a bis zur hintersten allgemeinen Klinkenschiene β von 85 cm (Siemens und
                                 										Halske) und 100 cm (Stock).
                           Bei dieser Ausladung unterhalb der Tischfläche haben die Klappen einen grossen
                              									Antheil. Diese verlegten Siemens und Halske nunmehr in
                              									besondere, seitlich über dem Tischumschalter angebrachte Kasten.
                           Ob etwaige betriebstechnische Gründe gegen diese Verlegung sprechen, sei später
                              									untersucht.
                           Eine kleinere Ausladung gestattet im Allgemeinen, die eigentliche Tischfläche zu
                              									verbreitern und Umschalter mit einer weitaus grösseren Klinkenaufnahmefähigkeit zu
                              									bauen.
                           Was die Unterbringung der Klinken und deren Zahl anbelangt, so wird ferner natürlich
                              									danach gestrebt, die Klinkendimensionen zu verringern, um eine möglichst grosse
                              									Anzahl auf einer gegebenen Klinkenfläche anordnen zu können. Hierbei muss nun aber
                              									darauf Bedacht genommen werden, dass auch eine bequeme Zuführung der Kabel – in jede
                              									Klinke laufen drei Drähte ein bezieh. aus – und ein Herausnehmen der Klinken bei
                              									Störungsfällen stattfinden kann. Die Klinken selbst beanspruchen eine Stärke, welche
                              									einerseits von dem Stöpsel bezieh. dessen Halsdurchmesser, andererseits von dem
                              									Schaltungssystem abhängt, wodurch im Wesentlichen die Anordnung der Klinkenfeder
                              									und der Isolationstheile bedingt wird. Schliesslich kommt zu der Construction die
                              									Anordnung und Vertheilung der Klinken in den Klinkenschienen und hierzu eine
                              									übersichtliche, aber wenig Raum beanspruchende Numerirung.
                           Um die Zahlen besser erkennen zu können, sind bei dem Stock'schen Umschalter die Enden der Klinkenstreifen dachförmig gestaltet
                              									und die Zahlenbezeichnungen auf diese beiden Abschrägungen aufgeschrieben.
                           Die Klinken sind bekanntlich meist derart gestaltet, dass ein vorne ausgebohrter und
                              									hinten abgeflachter oder auch aus mehreren Theilen zusammengesetzter Messingkörper
                              									unter Zwischenlegen von Fiberstreifen mit Neusilberfedern versehen ist, welche
                              									Theile durch Schrauben zu einem Ganzen verbunden sind.
                           Die Feder liegt im Ruhezustand mit der vorderen, platinarmirten Zunge frei auf dem
                              									Messingkörper auf und wird beim Einführen des Stöpsels abgehoben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 17
                              Fig. 2. Tischumschalter v. Siemens Halske.Fig. 3. Tischumschalter von
                                 										Stock und Co.
                              
                           20 solcher Klinken sind neben einander auf einer etwa 1 cm breiten und 25 cm langen
                              									Hartgummischiene montirt und ebenfalls durch Messingschrauben mit dieser fest
                              									verbunden.
                           Bei dem dichten Aneinandersitzen der Klinken und dem Bestreben, die
                              									Klinkendimensionen zu verringern, läuft die Isolation leicht Gefahr. Vorübergehende
                              									stromschliessende Verbindungen zwischen den einzelnen Klinken – hervorgerufen durch
                              									directe Berührung oder durch Zwischenfallen von feinen Metalltheilchen, die sich
                              									beim Stöpseln absondern, und durch feucht gewordenen Staub – befeinden bekanntlich
                              									sehr den Betrieb. Unter der Voraussetzung, dass die Haltbarkeit, wie anzunehmen ist,
                              									auf die Dauer sich im Betriebe bewährt, dürfte die nachbeschriebene, in Fig. 4 und 5 in Seiten- und
                              									Oberansicht dargestellte Klinke, deren einzelnen Theile in Hartgummi eingebettet
                              									sind, als Fortschritt zu bezeichnen sein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 17
                              Klinke zum Umschalter.
                              
                           Durch die Fig. 4 wird die
                              									Anordnung zweier Klinken über einander und in Fig. 5 zwei solcher neben
                              									einander veranschaulicht.
                           Die Klinkenbuchse B besteht aus Messingrohr, welches,
                              									nach hinten abgesetzt, in eine Zunge Z ausläuft, an
                              									welche der Leitungsdraht anzulöthen ist. Aehnlich wie vorn in die
                              									Klinkenschiene, ist die Klinke hinten in eine Hartgummifassung H eingesetzt, welche Gummimasse den Buchsenausläufer
                              									und die Federn F von allen Seiten vollständig umgibt.
                              									Diese Metalltheile sind mit Löchern L versehen, in
                              									welche die Gummimasse eingepresst den Metalltheilen genügenden Halt verleiht. Ein
                              									weiterer Vortheil ist in der gelösten Aufgabe zu erblicken, dass ohne grössere
                              									Raumbeanspruchung jede einzelne Klinke aus dem Klinkenstreifen herausgenommen werden
                              									kann, sofern die Fassung H für eine grössere Anzahl
                              									Klinken keine gemeinsame zu sein braucht. Wie Fig. 6 zeigt, werden
                              									alsdann die Fassungen H der einzelnen Klinken mit Feder
                              									und Nuth nf versehen und so lösbar zu einem Ganzen
                              									verbunden. Aus dem vorderen Theile der Klinkenbuchsen B
                              									wird eine Feder b ausgestanzt und nach aussen etwas
                              									umgebogen. Die Feder b legt sich in eine entsprechende
                              									Ausarbeitung a (Fig. 7) der
                              									Klinkenschiene und hält hierdurch die Klinke in dieser vorderen Fassung ebenfalls
                              									leicht lösbar fest. Wenn ein Stöpsel in die Klinke eingeführt wird, so kann diese
                              									dabei nicht herausgedrückt werden, da der Raum in der Buchse vollständig durch den
                              									Hals des Stöpsels ausgefüllt wird und dieser die Feder b verhindert, nach innen auszuweichen. Zum Herausnehmen der Klinke benutzt
                              									man einen Schlüssel, der beispielsweise die Form eines Stöpsels haben mag, dessen
                              									Hals aber eine Aussparung aufweist, welche der Feder b
                              									entspricht. Steckt man diesen Schlüsselstöpsel in die Klinke, so tritt die Feder b in die Aussparung des Stöpsels zurück und die Klinke
                              									kann aus der vorderen Schiene S und der Nuthe der
                              									hinteren Fassung H rückwärts herausgeschoben werden.
                              									Der Vielfachumschalter ist auf jeder Längsseite in drei Arbeitsplätze getheilt, die
                              									durch Profilleisten sichtbar getrennt werden. Jedem Arbeitsplatz sind 100
                              									Localklinken zugeordnet, so dass an einem Tischumschalter 600 statt 400 Theilnehmer
                              									bedient werden können. Für verkehrsreiche Städte erscheint diese Belastung eine sehr
                              									grosse, da erfahrungsgemäss die bisherige Anschlusszahl von 66 bezieh. 67 Stellen zu
                              									Zeiten eine kaum zu bewältigende war. Nun muss jedoch bemerkt werden, dass die neue
                              									Umschalterconstruction dem Schaltungssystem so angepasst ist, dass die Hälfte der
                              									bisherigen Handgriffe bei dem Verbinden der Leitungen in Fortfall kommt. Die
                              									Hörumschalter wirken beim Abheben der Stöpsel automatisch. Das Gleiche ist bei dem
                              									Aufheben der Klappen der Fall, und zwar der Rufklappen beim Einführen des Stöpsels
                              									in die Klinke und der Schlusszeichenklappen beim Anhängen des Hörers der
                              									Theilnehmerstellen. Je nach den verwendeten Systemen sind bekanntlich für jede
                              									Verbindung folgende Handgriffe nothwendig:
                           1) Entnehmen des ersten Stöpsels (Zweischnursystem) und – Einsetzen in die Klinke des
                              									rufenden Theilnehmers (Localklinke).
                           2) Nach Abnehmen der Meldung durch das Telephon – Anlegen der Spitze des zweiten
                              									Stöpsels an die Klinke der anzurufenden Stelle (allgemeine Klinke).
                           3) Niederdrücken des Hörschlüssels zum Zwecke der Prüfung.
                           4) Nach beendeter Prüfung und freier Leitung – Einsetzen des Stöpsels in die
                              									anzurufende Leitungsklinke.
                           5) Anruf durch Niederdrücken der Taste.
                           6) Ausschaltung des Hörers mittels des Hörumschalters.
                           
                           7) Aufrichten der auf den Rufstrom gefallenen Anrufklappe.
                           Nach Beendigung des Gespräches:
                           8) Herausnehmen der beiden Stöpsel aus den Klinken und Zurückbringen auf den
                              									Lagerplatz.
                           9) Normalstellen des Hörumschalters.
                           10) Wiederaufrichten der auf den Schlusstrom gefallenen Schlusszeichenklappe.
                           Durch automatische Thätigkeit fallen bei der Siemens'schen Anordnung die Handgriffe 3, 6, 7, 9 und 10 fort. Der oben
                              									genannten Vermehrung der Anschlüsse eines Arbeitsplatzes stehen somit, soweit ein im
                              									grösseren praktischen Betriebe noch nicht erprobtes System Behauptungen zulässt,
                              									betriebstechnische Gründe nicht entgegen.
                           Jeder Arbeitsplatz ist mit 15 Stöpselpaaren und diesen entsprechend mit 15
                              									automatisch wirkenden Hörumschaltern, 15 Drucktasten und 15 Ruftasten ausgerüstet.
                              									Die Schlusszeichenklappen befinden sich, gleich den Ruf klappen, im hochgebauten
                              									Klappenkasten.
                           Die Stöpsel sind im Wesentlichen bekannt. Die Hörumschalter sind sehr einfach und
                              									bestehen aus Federn mit Untercontact. Die (zweiten) Verbindungsstöpsel sitzen im
                              									Ruhezustand auf den Federn auf und bewirken beim Abheben und Aufsetzen die
                              									Umschaltung. Zum Einschalten des Beamten bei hergestellter Verbindung dient eine der
                              									vorgenannten Drucktasten, welche auf der Hörschlüsselfeder aufruht.
                           Die Schlusszeichenklappe entspricht in ihrem Aufbau der Rufklappe, die im
                              									Wesentlichen so construirt ist, wie in dem vorgenannten Ausstellungsbericht
                              									angegeben wurde.
                           Die Länge der Durchsichtsöffnung für die Klappe in der den Kasten bedeckenden
                              									Glasscheibe beträgt 33 mm und die Höhe 23 mm. Die Höhe der Zahlen ist 18 mm.
                           Die Länge des Klappenkastens ist dieselbe wie die des Umschaltetisches (216 cm);
                              									dabei wird, wie ich von Siemens und Halske höre,
                              									beabsichtigt, abweichend von dem in Fig. 1
                              									dargestellten Probeumschalter, die Klappen auf die ganze Längenausdehnung des
                              									Kastens zu vertheilen. Die Höhe des Kastens (55 cm) wird alsdann verringert und die
                              									Anordnung der Klappen derart getroffen werden, dass die Anrufklappen zu den
                              									betreffenden Anruf (Local) klinken und die Schlusszeichenklappen zu den zugehörigen
                              									Stöpselpaaren in einer senkrechten Ebene liegen. Die Uebersichtlichkeit wird dadurch
                              									wesentlich erhöht.
                           Der Abstand des Klappenkastens vom Fussboden ist 200 cm gedacht. Ebenso gut wie die
                              									Befestigung des Kastens auf frei stehenden Säulen kann dieser auch von der Decke
                              									herabhängend angeordnet werden. Letzteres ist für den praktischen Betrieb auch
                              									beabsichtigt.
                           Bei der in Fig. 1 gezeigten Ausführungsform dienen die
                              									Säulen gleichzeitig als Kabelkanal für die Klappenleitungen. Durch Verwendung des
                              									besonderen Kastens ist die Zugänglichkeit zu den Klappen und Klappenkabeln, zumal
                              									während des Betriebes, eine weitaus bessere, zu welchem Zwecke die Kasten nicht nur
                              									an der Innenseite, sondern auch an der Aussenseite mit Thüren versehen sind.
                           Die Mikrophonträger mit den in bekannter Weise verstellbaren Mikrophonen sind an dem
                              									Kastenboden befestigt; die Träger können seitlich gedreht werden. Es will mir
                              									scheinen, als ob diese Anordnung für den Betrieb weniger zweckmässig sei, wie
                              									beispielsweise die Anbringung an Gestängen, welche mit der Kastendecke verbunden
                              									werden, nicht drehbar sind und die Verwendung längerer Schnüre in üblicher Art
                              									gestatten. Die Zuleitungen zu den (135 g schweren) Kopfhörern gehen ebenfalls von
                              									oben von den Klappenkasten aus. Die Schnur dürfte so weniger stören, wie bei einer
                              									Befestigung unten am Umschaltetisch.
                           Der letzte Umschaltetisch wird in bekannter Weise mit einem Ansatztisch (in Fig. 1 nicht angegeben) und einem Kabelkasten, welcher
                              									als Schreibpult ausgestattet ist, versehen.
                           Unter dem Umschalter ist der Fussboden derart vertieft, dass die Vertiefung gemeinsam
                              									mit dem inneren Raum des Umschalters einen etwa 50 cm breiten und 180 cm hohen Gang
                              									bildet, auf dessen beiden Seiten die Kabelgestelle stehen, die eine übersichtliche
                              									Unterbringung der Kabel gestatten, die von hier zu den jeweiligen Umschaltern und
                              									Klinkenstreifen abgezweigt werden. Die Beleuchtung des unter allen Umschaltern
                              									fortlaufenden Ganges geschieht durch transportable elektrische Glühlampen, mit denen
                              									auch die einzelnen Kabel und Löthstellen, wie ich mich zu überzeugen Gelegenheit
                              									hatte, dem begrenzten Raume nach verhältnissmässig bequem abgeleuchtet werden
                              									können.
                           Der Theil des Tisches, auf welchem sich die Hörumschalter und Stöpsel befinden, ist
                              									terrassenförmig abgeschrägt und kann der obere Theil ganz abgenommen und der untere
                              									Theil in Scharnieren nach vorne umgeklappt werden, so dass die Hörumschalter und die
                              									an diese angeschlossenen Leitungen vollkommen frei liegen.
                           Zwecks übersichtlicher Numerirung sind die Klinkenstreifen so bemessen, dass diese
                              									nicht wie seither 20 × 1, sondern 10 × 2 Klinken aufnehmen. Die Reihe der Klinken in
                              									den Längsstreifen erhält alsdann die Zehner und zwischen jedem zehnten Streifen ist
                              									die Bezeichnung der Einer angebracht. Hierdurch liegen die Einer immer in einer
                              									Reihe längs des ganzen Tisches, während wiederum die Hunderter immer in derselben
                              									Reihe senkrecht zur Tischachse und die geraden und ungeraden Tausender je auf der
                              									rechten oder linken Tischhälfte der Langseite zu finden sind. Diese Numerirung
                              									gestattet, grössere, auffallende Zahlen zu verwenden, welche selbst bei geübtem
                              									Personal die Schnelligkeit der Bedienung günstig beeinflussen.
                           Die Höhe des Klinkenfeldes über dem Erdboden beträgt bei der in Fig. 1 gezeigten Ausführungsform 85 cm und die
                              									breiteste Stelle des Vielfachumschalters über dem Erdboden gemessen 111 cm. Diese
                              									Maasse können natürlich, ohne auf den Umschalter an sich Einfluss auszuüben, leicht
                              									Aenderungen unterworfen werden.
                           Nun steht noch die vorher aufgeworfene Frage offen, ob in betriebstechnischer
                              									Hinsicht der Verlegung der Klappen nichts entgegensteht.
                           Im J. 1888 ist von J. H. Farnham in Boston ein
                              									Tischumschalter angegeben wordenAmerikanische
                                    											Patentschrift Nr. 394964., bei welchem die Klappen sich ebenfalls
                              									in einem gesonderten Kasten befinden. Dieser steht, durch Säulen getragen, direct
                              									auf dem Tische, und zwar in der Mitte desselben, mit der Unterkante etwa 0,5 m über
                              									der Klinkenfläche, auf. Die Klappen sind dementsprechend zu beiden Langseiten des
                              									Kastens angeordnet.
                           Die Anordnung von Siemens und Halske in ihrer besonderen
                              									Ausführung ist meines Wissens hier das erste Mal vorgenommen; hier entsprechen natürlich die
                              									Klappen im linken Kasten den Abfrage (Local) klinken der rechten Seite des
                              									Vielfachumschalters – und umgekehrt.
                           Ein directer Vergleich mit dem vorgenannten Farnham'schen Umschalter ist nicht recht angängig. Bei letzterem mag das
                              									gleichzeitige Uebersehen der Klappen und Klinken etwas bequemer sein, doch wird das
                              									Stöpseln der Klinken durch die Anordnung des Kastens und der Säulen sehr erschwert
                              									werden. Die Ansichten bezüglich der Zweckmässigkeit der besonderen Kasten mögen aus
                              									einander gehen.
                           Es könnte mit Recht eingeworfen werden, die Fernsprechgehilfin muss bei Herstellung
                              									einer Verbindung den Kopf nach oben – zu den Klappen – und unten – zu den Klinken –
                              									wenden. So anstrengend, wie dies auch im ersten Augenblick erscheinen mag, dürfte
                              									dies jedoch nicht sein. Hier macht auch die Uebung den Meister und jeder, der mit
                              									dem Betriebe der Vermittlungsämter vertraut ist, weiss, welchen scharfen Blick die
                              									Fernsprechgehilfinnen sich angeeignet haben, die mit Sicherheit, ohne genaues
                              									Hinsehen und Aufsuchen, die zu stöpselnden Klinken ermitteln. Das Gleiche gilt von
                              									den Klappen, die ebenfalls, in bestimmter Reihenfolge angeordnet, nach einiger
                              									Uebung, ohne ein eigentliches Ablesen und Wenden des Kopfes nach oben, leicht zu
                              									erkennen sind. Es wird sich daher nur um ein gewisses Hoch- und Niedersehen mit den
                              									Augen handeln.
                           Diesem gegenüber sind nun auch die Vortheile zu berücksichtigen, welche die Anordnung
                              									mit sich bringt.
                           Sind die Klappenkasten von der Decke herabhängend angeordnet, so bilden sie für je
                              									eine Tischreihe zwei durchgehende Kastenreihen, deren Klappen von dem
                              									Aufsichtsbeamten leicht übersehen werden können. Ferner ist die benöthigte
                              									Zugänglichkeit zu den Klappen wesentlich erhöht und der eigentliche
                              									Vielfachumschalter kann, seiner Bestimmung gemäss, zur Aufnahme einer grösseren
                              									Klinkenzahl besser ausgenutzt werden.
                           Im Zusammenhang mit dem übrigen Aufbau scheinen die Vortheile die etwaigen Nachtheile
                              									zu überwiegen.
                           Ein maassgebendes Urtheil wird jedoch erst gefällt werden können, nachdem der
                              									Vielfachtischumschalter im grösseren praktischen Betriebe Verwendung gefunden
                              									hat.