| Titel: | Neue Regulatoren. | 
| Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 56 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Neue Regulatoren.
                        Mit Abbildungen.
                        Neue Regulatoren.
                        
                     
                        
                           Die erst in neuerer Zeit zu Bedeutung gelangten Schwungrad-, Achsen- oder
                              									Flachregulatoren haben wohl die weitaus grösste Anwendung, da sie ihrer Einfachheit
                              									und Empfindlichkeit halber nicht nur bei schnell gehenden Dampfmaschinen, sondern
                              									auch besonders gern bei Gas-, Erdöl- und Benzinmaschinen benutzt werden. Der
                              									einfache Mechanismus dieser Art von Regulatoren, welcher zumeist für ihre schnelle
                              									Einführung maassgebend war, hat der Erfindungsthätigkeit verhältnissmässig wenig
                              									Spielraum geboten, denn die weitaus grösste Zahl der marktgängigen Ausführungen
                              									weicht nur in unwesentlichen, meist rein constructiven Einzelheiten von der durch
                              										Armington-Sims bekannt gegebenen Urform ab. Es kann
                              									sogar als besonderes Merkmal der neueren patentirten Ausführungen das Streben nach
                              									einer Entfernung von der alten Einfachheit und die Neigung zu manchmal recht
                              									umständlich zusammengesetzten Formen festgestellt werden. Allerdings finden sich
                              									dabei auch eigenartige Gedanken verkörpert, welche das Interesse des Fachmanns
                              									wecken.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 56
                              Fig. 1.Robinson's Regulator.
                              
                           Eine Ausführung von A. S. F. Robinson in Wantage,
                              									England (* D. R. P. Nr. 87925 vom 21. December 1894) benutzt durch Blattfedern
                              									parallel geführte Excenter. Fig. 1 stellt die
                              									Anordnung dar.
                           Auf der Trieb welle b ist eine Scheibe a befestigt, in welcher die Schwunggewichte d an Blattfedern c
                              									befestigt sind. Diese Federn sind einerseits mit der Scheibe a fest verbunden, andererseits mit einem Umlegeexcenter e federnd in Verbindung gebracht. Dieses Excenter ist
                              									mit einer Führungs- oder Gleitplatte f verbunden und
                              									erhält durch zwei nahezu rechtwinklig zur Richtung der Gleitfedern c verlaufende, einerseits an der Scheibe a befestigte Blattfedern g
                              									eine parallele Führung. Die Verbindung des Excenters mit den Federn c, auf welchen sich die Schwunggewichte befinden, ist
                              									ebenfalls durch eine Blattfeder h bewerkstelligt. Die
                              									Federn c und g können je
                              									nach der Steifigkeit, welche man ihnen geben will, aus einem oder mehreren
                              									Stahlstreifen bestehen. Die Schwunggewichte d sind mit
                              									Buffern i und k aus
                              									Kautschuk, welche den Ausschlag der Gewichte nach aussen in Verbindung mit
                              									verstellbaren Anschlägen l und nach innen in Verbindung
                              									mit der Nabe m begrenzen, versehen.
                           Zur Einstellung des Regulators und zur Aenderung der Spannung der die Schwunggewichte
                              										d tragenden Federn c
                              									ist eine Regulirvorrichtung vorgesehen. Danach sind die Befestigungsenden der
                              									Blattfedern c an der Scheibe a mit Stützhebeln n ausgestattet, die in
                              									Gelenken drehbar sind und gegen einander durch ein Schraubengetriebe verstellt
                              									werden können. Dieses Getriebe besteht aus einer mit Rechts- und Linksgewinde
                              									versehenen Schraubenspindel o, welche durch ein Zahnrad
                              										r mit einer Zahnstange q in Eingriff steht. Diese Zahnstange wird durch eine Scheibe, welche auf
                              									der Welle b sitzt, von einem Handrad aus bewegt. Durch
                              									Verschiebung des Handrades längs der Welle b nach der
                              									Scheibe zu werden die Stützhebel n von einander
                              									entfernt und die Spannung der Federn c lässt nach; bei
                              									der Verschiebung in entgegengesetzter Richtung werden die Hebel gegen einander
                              									bewegt und die Federn angespannt.
                           Um den Gleitungswiderstand des Excenters verändern zu können, ist dieses mit einer
                              									verstellbaren Bremsvorrichtung versehen. Eine kreisförmige Führungs- oder
                              									Gleitplatte f, welche mit dem Excenter e verbunden ist, besitzt einen verstellbaren
                              									Reibungsring, der an einer Aussparung der Führungsplatte f liegt; derselbe wird durch Federn an die benachbarte Trommelwand
                              									angedrückt.
                           Bei dem Achsenregulator von E. Mertz in Basel (* D. R.
                              									P. Nr. 86325 vom 2. November 1895) stehen die Gewichte unter der Wirkung von Federn,
                              									welche der Fliehkraft entgegenstreben. Durch Aenderung der Spannung dieser Federn
                              									kann eine Verstellung der Umlaufszahl der Maschine bewirkt werden. Fig. 2 und 3 zeigen die
                              									Ausführung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 56
                              Achsenregulator von Mertz.
                              
                           Das Regulatorgehäuse A bildet das Schwungrad und ist auf
                              									dem einen Ende a der Maschinenwelle befestigt. Am
                              									Deckel b dieses mit der Maschinenwelle sich drehenden
                              									Gehäuses sind bei cc zwei Winkelhebel BB angelenkt, von welchen je der eine Arm in ein
                              									Gewicht C und der andere in eine Rolle d endigt. Die Rollen d
                              									fassen in den Einschnitt e eines Stückes D, welches verschiebbar in einem mit dem Deckel b aus einem Stück gegossenen Lager E ruht. Das Lager E ist
                              									mit zwei einander gegenüberliegenden Ausschnitten ee1 versehen, welche die Schwingungen der Hebel BB begrenzen. Mit jeder Kugel C ist eine Stange F verbunden, indem ein
                              									kugelförmiger Theil fderselben gegen eine
                              									entsprechende kugelförmige Aushöhlung f1 der Kugel C anliegt.
                              									Die Stangen f endigen in Vierkante g, welche in Aushöhlungen g1 einer Muffe G des Lagers E eingeschoben ist.
                           Auf der Muffe G ist ein Schneckenrad H befestigt, welches in eine Schnecke i eingreift, deren Welle I
                              									in dem Lager E ruht, durch eine Bohrung des Deckels b aus dem Regulatorgehäuse austritt und an dem aus b hervorstehenden Ende mit einem Vierkant h versehen ist, durch welchen sie mittels eines auf
                              									denselben aufzusteckenden Schlüssels gedreht werden kann, welche Drehung alsdann
                              									durch die Schnecke i und das Rad H auf die Muffe G
                              									übertragen wird. Bei ihrer Drehung nimmt die Muffe G
                              									durch ihre Aushöhlung g1 und die darin gehaltenen Enden g der
                              									Stangen FF diese letzteren mit. Auf einem Theil ihrer
                              									Länge sind diese mit entgegengesetzten Schraubengewinden KK versehen, und auf jedes dieser Gewinde ist eine Mutter j aufgeschraubt, die mit einem Joch L bezieh. L1 aus einem Stück besteht. An den Enden des Joches
                              										L sind zwei Bügel MM
                              									angehängt, von welchen jeder mit einem Gehäuse N
                              									verbunden ist, während an den beiden Enden des Joches L1 zwei Bügel OO angehängt sind, von welchen jeder an einem über ein Gehäuse N geschobenen Gehäuse P
                              									befestigt ist. Zwischen dem Boden eines jeden Gehäuses N und dem Boden des entsprechenden Gehäuses P
                              									ist eine Schraubenfeder R eingelegt, und eine zweite
                              									Schraubenfeder R1
                              									befindet sich zwischen inneren, durch Erweiterung der Gehäuse N und P gebildeten
                              									Ansätzen. Die beiden Federn RR1 eines jeden Gehäusepaares sind in
                              									entgegengesetzter Richtung gewunden, damit sich ihre Windungen nicht in einander
                              									verwickeln können. Die beiden Schraubenfederpaare RR1, RR1 üben auf die Bügel MM,
                                 										OO und folglich auch mittels der Joche LL1 auf die Stangen FF
                              									und die Kugeln oder Gewichte CC einen radialen Zug aus,
                              									welcher bei der Arbeit des Regulators der Centrifugalkraft entgegenwirkt.
                           Man kann durch Drehen der Welle I auch die Stangen FF in Umdrehung versetzen, wodurch die Joche LL1 in radialer
                              									Richtung verstellt, die beiden Gehäuse NP eines jeden
                              									Paares im entgegengesetzten Sinne zu einander verschoben und dadurch die Spannungen
                              									der beiden in diesen Gehäusen befindlichen Federn RR1 verändert werden.
                           Gegen das Ende des verschiebbaren Stückes D liegt das
                              									kugelförmige Ende einer Stange S an, welche mit dem
                              									Ende eines der Wirkung einer auf der Zeichnung nicht dargestellten Feder
                              									ausgesetzten Hebels T verbunden ist, so dass das
                              									kugelförmige Ende dieses Hebels immer gegen das Ende des Stückes D gedrückt wird. Der Hebel T ist durch Zwischenorgane mit dem Ventil verbunden, welches den Zutritt
                              									des Dampfes zu der Maschine regelt.
                           Die Stangen FF sind einerseits mit einem Wulst o und andererseits mit einer Mutter p versehen, welche dazu dienen, die Bewegungen der
                              									Muttern j auf den Gewindetheilen K der Stangen F zu
                              									begrenzen. Nach aussen endigen die Stangen F je in
                              									einen Vierkant r aus, welcher dazu dient, beim Montiren
                              									des Regulators diese Stangen drehen bezieh. in die Joche LL1 einschrauben zu können. Zwei
                              									Vorsprünge UU am Deckel b
                              									des Gehäuses A dienen dazu, die Wirkung der
                              									Centrifugalkraft auf die Gehäuse NP zu begrenzen.
                           Der Regulator wirkt auf folgende Weise:
                           Die Spannung der Federn RR1 sei eine solche, dass die mit dem Regulator
                              									versehene Maschine eine Umlaufszahl von 150 Umdrehungen in der Minute macht. Steigt
                              									nun die Geschwindigkeit der Maschine über diese Zahl, so überwindet die Wirkung der
                              									Centrifugalkraft auf die Kugeln oder Gewichte CC die
                              									Centripetalwirkung, welche die Federn RR1 mittels der Organe NP, MM,
                                 										OO, LL1, FF
                              									auf dieselben ausüben, die Kugeln oder Gewichte entfernen sich in Folge dessen mehr
                              									vom Centrum des Gehäuses A und die Winkelhebel BB werden um cc im Sinne
                              									des Pfeiles vv gedreht, folglich auch das Stück, D im Sinne des Pfeiles x
                              									verschoben und das durch T bethätigte Absperrorgan der
                              									Maschine mehr geschlossen. Bei dieser Entfernung der Kugeln oder Gewichte CC vom Centrum des Gehäuses A nehmen dieselben die Stangen FF mit, indem
                              									die Vierkante gg etwas aus der Aushöhlung g1 der Muffe G herausgezogen werden; dabei werden durch die Muttern
                              										j die Joche LL1, die Bügel MM, OO und
                              									die Gehäuse NP ebenfalls mitbewegt, indem diese
                              									letzteren die Federn RR1 mehr zusammendrücken bezieh. spannen.
                           Wenn aber die Geschwindigkeit der Maschine unter die eingestellte Umlaufszahl fällt,
                              									so überwindet die Centripetalwirkung der Federn RR1 auf die Kugeln oder Gewichte CC jene der Centrifugalkraft auf dieselben, und diese
                              									letzteren werden dem Centrum des Gehäuses A genähert,
                              									wodurch die Hebel B in den Pfeilen vv entgegengesetzter Richtung bewegt, das Stück D in dem Pfeile x
                              									entgegengesetzten Sinne verschoben und das durch T
                              									bethätigte Absperrorgan der Maschine mehr geöffnet wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 57
                              Fig. 4.Achsenregler von Stein.
                              
                           Wenn man den Regulator einer anderen Tourenzahl der Maschine anpassen will, wie z.B.
                              									einer solchen von 250 Umdrehungen in der Minute, so genügt es, die Welle I im geeigneten Sinne zu drehen, um die Muttern j der Joche LL1 dem Centrum des Gehäuses A zu nähern, wodurch auch die Gehäuse NP
                              									eines jeden Gehäusepaares mehr in einander geschoben und die Federn RR1 mehr gespannt
                              									werden, so dass jetzt eine grössere Centrifugalkraft als vorher nöthig wird, um das
                              									Absperrorgan der Maschine in der der Umlaufszahl entsprechenden Normalstellung zu
                              									halten, und so die Umlaufszahl unbedingt grösser wird, als sie vorher war. Dreht man
                              									dagegen die Welle I im entgegengesetzten Sinne, so
                              									werden die Muttern j und die Joche LL1 wieder mehr vom
                              									Centrum von A entfernt und so durch die Verminderung
                              									der Spannung der Federn RR1 auch die Umlaufszahl der Maschine vermindert.
                           
                           Der in Fig. 4 dargestellte Achsenregler von B. Stein in Berlin (* D. R. P. Nr. 85507 vom 2. Juni
                              									1895) ist eine Ausbildung der unter Nr. 59644 geschützten Ausführung und bezweckt,
                              									letztere zur Umsteuerung einzurichten. Zu diesem Behufe erhält der Regler zwei sich
                              									gegenüber stehende Pendel. Die frei um die Welle schwingende Scheibe wird an beiden
                              									Seiten von Lenkern angefasst, von welchen jeweils der eine für die eine Drehrichtung
                              									mit dem um denselben Drehzapfen schwingenden Pendel gekuppelt wird, während der
                              									zweite Lenker frei um den sowohl ihn, wie das zugehörige Pendel tragenden Drehzapfen
                              									schwingt.
                           In der Zeichnung stellen P1P2 die
                              									beiden Pendel, F1F2 die ihnen
                              									zugehörigen Federn, H1H2 die
                              									beiden Lenker dar, an welchen die excentrische Scheibe E hängt. Erfolgt die Kuppelung des Lenkers H2 mit dem Pendel P2 durch den Bolzen B, wie gezeichnet, wobei der Lenker H1 unabhängig von dem
                              									Pendel P1 frei um den
                              									Drehzapfen Z1 schwingen
                              									kann, dann erfolgt beim Ausschwingen des Regulators die Verstellung des
                              									Excentermittelpunktes von a nach b, wobei die Drehrichtung der vom Excenter gesteuerten
                              									Maschine z.B. nach Pfeil 1 erfolgt.
                           Wird der Bolzen B entfernt und der Gegenlenker H1 so an das Pendel P1 herangedreht, dass
                              									das Auge m1 über das
                              									Auge m1 zu sitzen kommt
                              									und der Bolzen B jetzt zur Verbindung von m1 und n1 benutzt wird, dann
                              									wird beim Ausschlagen des Regulators der Excentermittelpunkt von c nach b bewegt und
                              									dadurch die Drehrichtung der vom Excenter bethätigten Maschine nach dem Pfeil 2 erfolgen. Durch die Kuppelstange K bleiben die Pendel P1P2 gleichsinnig mit einander verkuppelt.
                           Bei dem Pendelregulator von B. Oltmanns in Dresden (* D.
                              									R. P. Nr. 87183 vom 22. October 1895) wird zur Gegenwirkung gegen die Fliehkraft des
                              									Pendels eine gewundene Biegungsfeder benutzt. Der Zweck dieser Anordnung geht auf
                              									Vermeidung stark belasteter Zapfen.
                           Bei der in Fig. 5 dargestellten Ausführung schneidet
                              									die Federachse die Spindelachse senkrecht. Die beiden eingeschraubten Endzapfen des
                              									Federkernes spielen in einem senkrechten Schlitz der Kapsel d, so dass der Kern sich etwas senken kann, im Uebrigen aber bei der
                              									Drehung von der Kapsel mitgenommen wird. Das Doppelpendel a hat seinen Aufhängungspunkt in der Federachse, in deren Endzapfen
                              									es gelagert ist. Der Ausschlag des Pendels wird mittels der Schraube b und des Hebels c,
                              									welcher den Federkern sechskantig umfasst, auf den letzteren übertragen. Das äussere
                              									Ende der Feder ist fest mit der Spindel verbunden.
                           Die Einstellung erfolgt durch Veränderung des Verdrehungswinkels der Feder mittels
                              									der Schraube b mit ihren Muttern und durch Verschieben
                              									der Kugeln auf den Pendelarmen mittels der Schrauben e.
                              									Die Bewegungsübertragung auf die Hülse erfolgt durch die Hebel fghi. Die Verminderung der Eigenreibung ist auf
                              									verschiedene Art zu erreichen versucht worden, insbesondere durch die Anordnung nach
                              									dem Hartung'schen Patent Nr. 75790, allerdings auf
                              									anderem Wege und nicht so vollkommen, da bei demselben noch das Gewicht von Pendel
                              									und Feder an vier Zapfen wirkt, während bei der vorliegenden Construction die Feder
                              									zugleich Träger des Schwungpendels ist, und Pendel, Feder und Spindel fest mit
                              									einander verbunden sind, so dass das eigentliche Tachometer überhaupt keinen
                              									Drehzapfen enthält.
                           Die gewundene Biegungsfeder ist bei Regulatoren nur in der Anordnung angewendet, dass
                              									ihre Achse mit der Umlaufachse des Regulators zusammenfällt. Eine Untersuchung
                              									zeigt, dass in diesem Falle die Centrifugalkraft die Federwindungen, insbesondere
                              									einen gewissen Querschnitt der Feder so stark auf Biegung beansprucht, dass von
                              									einer wesentlichen Ausnutzung der Feder für den eigentlichen Zweck nicht mehr die
                              									Rede sein kann. Schneidet die Federachse die Umlaufachse senkrecht, so ruft die
                              									Centrifugalkraft in den Federquerschnitten hauptsächlich Zugspannungen, aber nur
                              									ganz unbedeutende Biegungsspannungen hervor, so dass die Ausnutzung nicht merklich
                              									beeinträchtigt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 58
                              Fig. 5.Pendelregulator von Oltmanns.
                              
                           Bei jedem Centrifugalregulator wird die durch Umlaufen der Schwungmassen erzeugte
                              									Centrifugalkraft im Gleichgewicht gehalten: entweder durch das Gewicht G der Schwungmassen allein oder noch durch ein
                              									Hülsengewicht Q oder auch durch eine Belastungsfeder
                              										F. Der Theil der Centrifugalkraft, welcher durch
                              										G im Gleichgewicht gehalten wird, sei Cg, derjenige, der durch F
                              									ins Gleichgewicht gesetzt wird, Cf, und derjenige, welcher durch Q im Gleichgewicht gehalten wird, sei Cq. Für die
                              									Brauchbarkeit eines Regulators ist nun nicht allein nöthig, dass sich die gesammte
                              									Centrifugalkraft C in solcher gesetzmässigen
                              									Weise mit wachsendem Abstand x der Schwungkugeln von
                              									der Achse ändert, dass dadurch Astasie oder möglichste Annäherung an die Astasie
                              									erzielt wird, sondern auch die einzelnen Bestandtheile Cg, Cq und Cf müssen in bestimmter Weise mit
                              									wachsendem Abstand x der Schwungmassen von der Spindel
                              									zunehmen. Am wichtigsten ist das Gesetz, nach welchem Cq sich ändert; man kann sich
                              									leicht davon überzeugen, dass am zweckmässigsten eine solche Anordnung ist, bei
                              									welcher, wenn nur Q (und zwar in constanter Grösse)
                              									vorhanden oder wirksam wäre, der Regulator astatisch ausfiele. Astasie hinsichtlich
                              										Q, d.h. Gleichgewicht zwischen Q und Cq für alle Lagen der Muffe bei derselben
                              									Winkelgeschwindigkeit ω tritt ein, wenn Cq
                              									= Mω2x (wobei M der
                              									entsprechende Theil der Schwungmasse) sich durch den Mechanismus aus Q derart bestimmt, dass Cq mit dem Abstand x proportional wächst, oder
                           Cq = x . const
                           ist, denn dann wird Mω2x = x . const oder w^2=\frac{const}{M}
                              									behält den gleichen Werth bei.
                           Die bisher bekannten Constructionen von Regulatoren haben diese Eigenschaft nicht.
                              									Der gesammte Charakter mag bei ihnen vollkommene Astasie sein; er kommt aber so zu
                              									Stande, dass z.B. wie bei dem Regulator von Proell, Kley,
                                 										Steinle und Härtung G labile Anordnung
                              									hervorruft, während Q stark statischen Charakter
                              									erzeugt, welche beide Wirkungen sich gegenseitig ausgleichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 59
                              Regulator von Tolle.
                              
                           Aendert man in einem solchen Falle behufs Aenderung der Tourenzahl die
                              									Hülsenbelastung Q, so wird dadurch der gesammte
                              									Charakter des Regulators verändert, die Astasie verschwindet und der Regulator wird
                              									stark statisch oder labil, somit unbrauchbar. Aber auch ohne besondere Absicht
                              									stellt sich eine solche Veränderung der Hülsenbelastung im Betriebe ein, durch den
                              									Widerstand des Stellzeuges nämlich, der sich beim Aufwärtsgang der Muffe als
                              									Belastung, beim Niedergang derselben als Entlastung darstellt. Ist dagegen der durch
                              										Q allein bedingte Charakter Astasie (der
                              									Gesammtcharakter natürlich ebenfalls), so tritt bei Abänderung von Q keine Aenderung der gesammten Astasie ein. Dies
                              									herbeizuführen ist der Zweck des in Fig. 6 dargestellten
                              									Regulators, welcher von M. Tolle in Köln (* D. R. P.
                              									Nr. 86718 vom 27. Januar 1895) angegeben wird. Die Verbindungslinien
                              										\overline{12} der beiden Zapfen 1 und 2 weichen von der geraden
                              									Verbindungslinie \overline{14} des Kugelmittelpunktes 4 und des festen Drehpunktes 1 um einen Winkel α nach aussen ab. Winkel
                              										α muss nun eine ganz bestimmte, von den Maassen des
                              									Regulators abhängige Grösse haben, welche sich aus nachfolgender Berechnung
                              									ergibt.
                           Der mittlere Ausschlagwinkel (oder ein innerhalb der Grenzen der Benutzung liegender
                              									Ausschlagwinkel) sei φ, der zugehörige Abstand der
                              									Schwungmasse von der Spindel sei x, Zapfen 1 habe von der Spindel den Abstand c, ebenso Zapfen 3, der
                              									Arm \overline{12} sei = dem Arm
                              										\overline{23}=b, und der Arm
                              										\overline{14}=a, so muss gemacht werden:
                           
                              tg\m\alpha=\frac{c}{a\,cos^2\,\varphi}+tg^2\,\varphi.
                              
                           Bei Abweichung von der rhombischen Aufhängung wird eine
                              									entsprechende kleine Correctur von α vorgenommen.
                           In Verbindung mit dieser Eigenschaft beabsichtigt Erfinder auch die in Fig. 7 dargestellte Art
                              									der Federbelastung anzuwenden. Die sonst gebräuchlichen Federanordnungen, z.B. nach
                              									D. R. P. Nr. 35880, 71040, 64755, mit axialer Anordnung der Feder haben den
                              									Uebelstand bedeutender Eigenreibung und daher geringer Empfindlichkeit. Es rührt
                              									dies daher, dass die der Centrifugalkraft das Gleichgewicht haltende Federspannung
                              									sich durch mehrere Stangen hindurch fortpflanzen muss. Fig. 7 vermeidet diesen
                              									Uebelstand, der wagerechten Centrifugalkraft wird eine wagerechte Federspannung
                              									entgegengesetzt und dadurch fast jeder Zapfendruck vermieden; auf den festen Zapfen
                              									überträgt sich nur noch die Differenz der Federspannung minus der Centrifugalkraft.
                              									Bei flüchtiger Betrachtung scheint die durch D. R. P. Nr. 75790 geschützte Anordnung
                              									von H. Härtung den angegebenen Zweck besser zu
                              									erfüllen, denn dabei wird die Centrifugalkraft ganz direct abgefangen, so dass die
                              									Zapfen fast druckfrei bleiben, nur das Gewicht der Schwungmassen zu tragen haben,
                              									während bei der Anordnung nach Fig. 7 der Angriffspunkt 5 der Feder von dem
                              									Mittelpunkt 4 der Schwungkugeln entfernt ist, und zwar
                              									so, dass die Verbindungslinie \overline{15} von der
                              									Verbindungslinie \overline{14} um einen Winkel β nach aussen hin abweicht.
                           Durch diese Anordnung aber wird es überhaupt erst möglich, Astasie bei senkrecht zur
                              									Spindel gerichteter Feder herbeizuführen. Bei Hartung's
                              									Art der Federanordnung müssen, da für Astasie die Centrifugalkräfte proportional mit
                              									den Abständen der Schwungmassen von der Spindel zunehmen, auch die Federspannungen
                              									proportional hiermit wachsen, d.h. für die Federspannung O müsste das Ende der Feder in der Spindel liegen; der Anfang liegt
                              									ebendaselbst, somit müsste die Feder im spannungslosen Zustande die Länge O haben, was unmöglich ist. Hat nun aber eine Feder im
                              									spannungslosen Zustande die Länge, so wechseln die
                              									Spannungen proportional mit der Entfernung der Schwungkugeln von einer im Abstande
                              										e parallel zur Spindel gezogenen Achse aus, die
                              									Federkräfte wachsen schneller, als der Astasie entspricht, d.h. der Regulator würde
                              									so stark statisch, dass er unbrauchbar ist. In Fig. 7 sind Federkraft
                              									und Centrifugalkraft nicht gleich gross, sondern ihre Momente, bezogen auf den
                              									Drehpunkt 1, müssen gleich gross werden. Da nun die
                              									(senkrecht gemessenen) Hebelarme der Federspannung schneller abnehmen als die der
                              									Centrifugalkräfte, so müssen umgekehrt die letzteren langsamer wachsen als die
                              									Federkräfte, wodurch wieder an Stelle eines stark statischen Regulators ein
                              									astatischer entsteht, wenn nur Winkel β genügend gross
                              									gemacht wird. Je grösser also die Federlänge im spannungslosen Zustande der Feder
                              										F1 sein soll, um so
                              									grösser wird β gemacht werden. Das besondere Maass von
                              										β ist in jedem einzelnen Falle aus den
                              									Federabmessungen nach bekannten Rechnungsmethoden zu ermitteln. Wird β noch grösser ausgeführt, so würde der Regulator
                              									labil. Auch diese Eigenschaft beabsichtigt der Erfinder zu benutzen.
                           Zunächst lässt sich ohne Aenderung des Charakters zu Fig. 7 ein
                              									Belastungsgewicht hinzufügen. Man hat es dadurch in der Gewalt, im Bedarfsfalle den
                              									Regulator für eine neue Tourenzahl einzurichten.
                           Die Veränderung des Hülsengewichtes Q ist aber noch
                              									immer zu unbequem. Leichter wäre es, durch Spannen einer Feder eine constante Kraft
                              									als Hülsenbelastung hinzuzufügen. Eine solche Feder ertheilte dem Regulator von
                              									vornherein einen stark statischen Charakter wegen der beim Steigen der Muffe
                              									wachsenden Federspannung (nur bei constanter Muffenbelastung ergibt sich ja hier
                              									Astasie). Um diesen statischere Charakter wieder zu eliminiren, wird eine zweite
                              									Feder benutzt, welche bei genügender Grösse des Winkels β den Regulator labil machen würde.
                           Die Veränderung der Tourenzahl bei dem Proell'schen
                              									Federregulator war bisher nur in sehr engen Grenzen durch Anwendung der sogen.
                              									Gegenfeder möglich. Selbst bei einer Aenderung der Tourenzahl um wenige Grade werden
                              									durch die zu einander nicht proportionalen Zusammenpressungen der Haupt- und
                              									Gegenfeder labile Gleichgewichtslagen hervorgerufen, zu deren Beseitigung man
                              									gezwungen ist, dem Regulator von vornherein einen mehr statischen Charakter zu
                              									geben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 60
                              Regulator der Maschinenfabrik Augsburg.
                              
                           Diesen Mangel möglichst vollkommen zu beseitigen, ist der Zweck einer der Maschinenfabrik Augsburg (* D. R. P. Nr. 87645 vom 24.
                              									September 1895) patentirten Ausführung, welche in Fig. 8 schematisch
                              									dargestellt ist.
                           Die Kurbel EI, sowie der doppelarmige, mit dem
                              									verschiebbaren Laufgewicht Q ausgerüstete Hebel ML sitzen fest auf der in dem Gestellarm A drehbar gelagerten Achse I. Mittels des Lenkers EG ist die Kurbel mit
                              									dem Hülsenhebel HK gelenkig verbunden. Letzterer ist
                              									bei H drehbar gelagert und greift bei K an der Regulatorhülse an. Der Federregulator ist der
                              									einfacheren Erörterung halber astatisch eingestellt, so dass er sich bei
                              									gleichbleibender Winkelgeschwindigkeit in jeder Hülsenlage im Gleichgewicht
                              									befindet. Bewegt sich die Hülse von ihrer untersten in ihre oberste Lage, so wächst
                              									die Centrifugalkraft der Kugeln (bei gleichbleibender Winkelgeschwindigkeit)
                              									proportional mit dem Abstande derselben von der Drehachse.
                           Die dieser Centrifugalkraft das Gleichgewicht haltende Federkraft, welche auch
                              									an der Regulatorhülse angreifend gedacht werden kann, muss sich demgemäss während
                              									des Hülsenhubes ebenfalls in einem bestimmten Verhältniss ändern. In dem
                              									vorliegenden Falle verhält sich z.B. die Hülsenbelastung in der untersten zu
                              									derjenigen in der obersten Hülsenstellung ungefähr wie 10 : 6; durch Hinzufügen
                              									eines während des Hülsenhubes constanten Belastungsgewichtes von der relativen
                              									Grösse 2 würde dieses Verhältniss 10 : 6 übergehen in das Verhältniss 10 + 2 : 6 + 2
                              									oder 12 : 8.
                           Die Centrifugalkraft der Kugeln sei in Folge Vergrösserung der Winkelgeschwindigkeit
                              									so weit angewachsen, dass sie bei unterster Hülsenstellung der Hülsenbelastung 12
                              									gerade wieder das Gleichgewicht hält. Bleibt nun die Winkelgeschwindigkeit constant,
                              									während die Hülse sich ihrer obersten Stellung zu bewegen soll, so nimmt die
                              									Centrifugalkraft der Kugeln auch hier im Verhältniss der Kugelabstände von der
                              									Drehungsachse zu, während die Hülsenbelastung im Verhältniss 12 : 8, demnach weniger
                              									rasch abnimmt und für die höheren Hülsenstellungen einen Ueberschuss aufweist; um
                              									Gleichgewicht herzustellen, müsste die Centrifugalkraft in den oberen Lagen durch
                              									Erhöhung der Winkelgeschwindigkeit vergrössert werden; der Regulator würde also
                              									einen statischen Charakter annehmen.
                           Die Tourenzahl eines Federreglers kann durch Gewichtsbelastung nur mit Beeinflussung
                              									seines Charakters geändert werden.
                           Fig. 9 stellt eine
                              									derartige Anordnung bekannter Art dar, bei welcher die Hülse durch eine an dem
                              									Hülsenhebel angeordnete Feder entlastet wird.
                           Bekanntlich wächst die Federkraft einer Feder proportional mit deren
                              									Zusammenpressung. In Fig.
                                 										9 sind die Zusammenpressungen der Gegenfeder in der obersten und untersten
                              									Lage der Hülse für zwei Angriffsstellen mit f1 und f2 bezieh. f3 und f4 bezeichnet.
                           Durch die schräge Lage der Schraubenspindel wird das Verhältniss dieser Strecken
                              										\frac{f_1}{f_2}\,:\,\frac{f_3}{f_4}  constant zu erhalten
                              									gesucht; dieses Mittel erweist sich jedoch meist schon innerhalb sehr enger Grenzen
                              									als unzureichend, ausserdem wird der Charakter des Regulators auch in den
                              									Zwischenlagen nicht unbeträchtlich verändert, so dass selbst labile Lagen auftreten.
                              									Um letzterem Uebelstande entgegenzuwirken, ist man gezwungen, dem Regulator von
                              									vornherein einen mehr statischen Charakter zu geben.
                           Die Wirkungsweise des beschriebenen Kurbelmechanismus ist folgende: Die Schwerkraft
                              									des Laufgewichts Q kann ersetzt gedacht werden durch
                              									eine bei E angreifende, senkrecht zum Hebelarm EI gerichtete Kraft q.
                              									Wird die kleine Aenderung des Hebelarmes l in Folge der
                              									Kreisbewegung von Q vernachlässigt, so kann q als constant angesehen werden; q äussert seine Wirkung durch Vermittelung des Lenkers
                              										EG auf den Zapfen G
                              									und kann hier ersetzt werden durch eine an dem Zapfen G
                              									angreifende, senkrecht zum Hebel HK gerichtete Kraft
                              										t1, deren Grösse sich aus folgender Erwägung ergibt.
                           Die Zapfen G und E bewegen
                              									sich in Kreisen, demzufolge gehen die Senkrechten auf ihre Bahnen durch die
                              									Mittelpunkte H bezieh. I
                              									dieser Kreise. Der Schnittpunkt p1 von GH und EI stellt das Momentencentrum dar; aus der
                              									Momentengleichung um den Pol p1 ergibt sich die Grösse von t1
                           t_1=q\,\frac{\alpha_1}{\beta_1},
                           ebenso
                           
                              t_2=q\,\frac{\alpha_2}{\beta_2}
                              
                           und das Verhältniss dieser beiden Kräfte t1 und t2 für die extremen
                              									Lagen der Hülse
                           
                              \frac{t_1}{t_2}=\frac{\frac{\alpha_1}{\beta_1}}{\frac{\alpha_2}{\beta_2}}
                              
                           Wie aus Fig. 8
                              									unmittelbar ersichtlich, ändert in Folge der eigenartigen Aufhängung der Quotient
                              										\frac{\alpha_1}{\beta_1} und damit auch t1 seinen Werth,
                              									während die Hülse von ihrer untersten in ihre oberste Lage sich bewegt.
                           Das Verhältniss von t1 :
                              										t2 für einen
                              									gegebenen Regler bleibt für die beiden extremen Lagen der Hülse unverändert, welchen
                              									Werth auch q in Folge einer Verschiebung des
                              									Laufgewichtes Q erhalten mag; dadurch ist der Charakter
                              									des Regulators für die beiden äussersten Lagen auch für verschieden grosse Be- und
                              									Entlastungen gesichert; für die Zwischenlagen liefert der Regler gleichfalls
                              									passende Werthe.
                           Das Verhältniss von t1 :
                              										t2 kann für einen
                              									neu zu construirenden Regler durch Verlegen der Drehpunkte I und H geändert und dadurch einem in Frage
                              									kommenden Regulator angepasst werden.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)