| Titel: | Fortschritte der angewandten Elektrochemie. | 
| Autor: | Franz Peters | 
| Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 68 | 
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                        Fortschritte der angewandten Elektrochemie.
                        Von Dr. Franz Peters.
                        Fortschritte der angewandten Elektrochemie.
                        
                     
                        
                           A. Stromquellen.
                           Auf dem Gebiete der Stromerzeugung sind Neuerungen, die von einschneidender
                              									Wichtigkeit zu werden versprächen und von neuen Gesichtspunkten ausgehen, nicht zu
                              									verzeichnen. Die Thätigkeit beschränkte sich im J. 1896 im Wesentlichen auf weitere
                              									Ausgestaltung bekannter Constructionen. Da viele Wege gerade auf diesem Gebiete
                              									schon früher begangen sind, und neben dem Fachmann der durch kein Wissen
                              									angekränkelte Laie sich an Stromerzeugern versucht, werden nicht wenige schon länger
                              									bekannte Dinge nacherfunden.
                           Bei den Primärelementen ist das Problem der directen Elektricitätserzeugung aus Kohle
                              									wieder etwas in Angriff genommen worden. Von seiner Lösung ist man aber anscheinend
                              									noch ebenso weit entfernt wie früher.
                           In der Accumulatorentechnik herrscht eine wahre Manie, die unglaublichsten
                              									organischen Verbindungen als Bindemittel der activen Masse heranzuziehen oder sich
                              									wenigstens ihre Anwendung patentiren zu lassen. Dass die Fabrikation wirklich so,
                              									wie sie auf dem Papier steht, ausgeführt wird, erscheint meist sehr zweifelhaft.
                           
                        
                           I. Primärelemente.
                           
                              a) Eigentliche galvanische
                                    											Elemente.
                              Zur Beurtheilung der Güte eines Elements sind nach J.
                                    											Zacharias (Zeitschrift für Elektrochemie, 1896 Bd. 2 S. 584) 1 bis 2
                                 										Jahre lange Messungen und Beobachtungen nöthig. Mehr als die Spannung gibt die
                                 										Entladestromstärke bei Kurzschluss einen ungefähren Anhaltspunkt. Um ein Bild
                                 										der Leistungsfähigkeit eines Elements zu geben, sollten die verfügbaren
                                 										Watt-Stunden und die Stromstärke, die momentan geleistet werden kann, bezeichnet
                                 										werden.
                              Für eine gute Anordnung der Elektroden hält Dusenburg (Amerikanisches Patent Nr. 557779) die
                                 										Aufhängung der Anode und der Kathoden an zwei Deckeln. Der eine greift in Muffen
                                 										des anderen, dieser in Muffen am Gefässrande ein. Die Muffen sind mit Oel
                                 										gefüllt. Die paraffinirten und verkupferten Kopfenden der Kohlenelektroden umgiesst Curtis (Amerikanisches Patent Nr. 561205) mit einer
                                 										Blei-Zinnlegirung. Diese Kappe nimmt zugleich den Ableitungsstreifen auf. Gardner (Amerikanisches Patent Nr. 543931) stellt
                                 										den Contact zwischen Klemmschraube und Zinkcylinder automatisch durch eine Feder
                                 										her.
                              Einen wunderlichen, aus Aluminiumsulfat, Natriumhyposulfit, Bleiacetat und
                                 										Schwefelsäure zusammengebrauten Elektrolyten hat
                                 										sich Curtis patentiren lassen (Amerikanisches
                                 										Patent Nr. 561204).
                              Um den Stand der Flüssigkeit in Elementen ändern zu können, ohne das Gefäss
                                 										luftdicht abzuschliessen oder luftdicht abgeschlossene Abtheilungen in ihm
                                 										anzubringen, presst E. A. Wunderlich (D. R. P. Nr.
                                 										84619) durch ein Rohr Druckluft in eine auf den Boden des Gefässes gestülpte
                                 										Glocke mit Aussparungen am Rande.
                              Von den bei der Thätigkeit des Elements entwickelten Gasen wird Flüssigkeit
                                 										mitgerissen. Diese will J. M. Moffat (D. R. P. Nr.
                                 										85828) dadurch zurückhalten, dass er die Wandungen des Batteriegefässes oben
                                 										nach innen zu einer Lippe umbiegt. Die Flüssigkeit wird an dieser
                                 										zurückgehalten, fliesst an dem geneigten Abschlussdeckel des Gefässes herunter
                                 										und durch eine in einem senkrechten Rohre angebrachte Oeffnung in das Gefäss
                                 										zurück.
                              Zur Klasse der einfachsten Elemente gehört die für
                                 										elektrometrische Messungen gut brauchbare Wasserbatterie von Louis W. Austin und Charles
                                    											B. Thwing (Electr. Rev., 1896 S. 101).
                              Eine Trogbatterie beschreibt Boynton (Amerikanische
                                 										Patente Nr. 557355 und Nr. 557356), bringt aber nichts Neues. Seine
                                 										Tauchbatterie richtet Ph. M. Justice (D. R. P. Nr.
                                 										87465) so ein, dass die entwickelten Gase austreten können, aber nicht die
                                 										Flüssigkeit, selbst wenn die Batterie hin und her bewegt und geschüttelt
                                 										wird.
                              Zur Depolarisation oder wenigstens Verminderung der
                                 										Polarisation ist wieder mehrfach die Lüftung nutzbar zu machen versucht
                                 										worden.
                              Eine Bewegung des Elektrolyten erzielt R. W. Hill (Ind.
                                    											and lron; L'Éclair, Électr., 1896 Bd. 7 S. 35) dadurch, dass er die
                                 										Säule wie einen Heronsball construirt. W. Rowbotham
                                 										(D. R. P. Nr. 88240) setzt die Erregerflüssigkeit in Umlauf durch die
                                 										Temperaturerhöhung, die in dem wirksamen Theile der Zelle bei Stromentnahme
                                 										auftritt. Oder er wendet senkrecht stehende röhrenförmige Kohlenelektroden an,
                                 										die an beiden Enden mit der Luft in Verbindung stehen (D. R. P. Nr. 88710). Eine
                                 										gute Depolarisation will E. A. Wunderlich (D. R. P.
                                 										Nr. 88241) dadurch erreichen, dass er in die Erregerflüssigkeit nach jedem
                                 										Durchgange zwischen den Elektrodenflächen Pressluft in Staubform einbläst.
                              Auch für die Verwendung von Metalloxyden als Depolarisatoren liegen verschiedene
                                 										Vorschläge vor. Ein mindestens ebenso wirksamer Depolarisationsbrei als der von
                                 											G. Hübner (D. R. P. Nr. 82112) durch Anrühren
                                 										von Metalloxyden mit einem schleimigen Gemenge von Cellulose, Aetzalkalilauge
                                 										und Schwefelkohlenstoff erhaltene, ist auf viel einfachere und billigere Weise
                                 										herzustellen. Ihr recht praktisches Cupronelement haben Umbreit und Matthes weiter verbessert. Namentlich Capacität und
                                 										maximale Entladestromstärke sind bedeutend grösser geworden. Für ein 25 × 14 ×
                                 										37 cm grosses Element mit zwei 20 × 20 cm grossen Kupferoxydplatten z.B. beträgt
                                 										erstere 350 bis 400 Ampère-Stunden, letztere 16 Ampère. Das Güteverhältniss
                                 										bei starkem Entladestrom (1,5 bis 2 Ampère auf eine 12 × 10 cm grosse
                                 										Cupronplatte) beträgt 86 Proc., bei schwachem Entladestrom (0,7 bis 1 Ampère)
                                 										98,5 Proc. Williams und Harry (Amerikanisches Patent Nr. 554043) beschreiben ein
                                 										Zink-Bleisuperoxydelement. Ein Kohle-Zinkelement mit Bleisuperoxyd als
                                 										Depolarisator, das zugleich als secundäres zu benutzen ist, geben Leitner und Reicher
                                 										(Engl. Patent Nr. 18038/1895) an. Das Zink befindet sich auf einer Bleiröhre,
                                 										die über einen Kautschukstab geschoben ist. Das mit Kohlenstaub gemischte
                                 										Bleisuperoxyd bekleidet die Innenwand eines äusseren Kohlecylinders, der
                                 										seinerseits fest von einer Celluloidhülle umgeben wird. Elektrolyt ist verdünnte
                                 										Schwefelsäure. Eine nur unwesentlich abgeänderte Form des Leclanché-Elements
                                 										beschreiben Zeller und Co. (Elektr. Rundsch., 1896
                                 										Bd. 8 S. 83).
                              Auf eine schon länger bekannte Art macht Wwe. M. L. M.
                                    											Hellesen (D. R. P. Nr. 81332) den inneren Widerstand bei Leclanché-
                                 										oder ähnlichen Elementen dadurch gering, dass sie die Elektroden durch
                                 										Diaphragmen aus Papier, Pergament oder Leinwand trennt.
                              Für Elemente mit zwei Elektrolyten, insbesondere Meidinger'sche, hat G.
                                    											Laura (D. R. P. Nr. 84715) ein neues Diaphragma angegeben, das
                                 										jedenfalls geringen Widerstand besitzt, über dessen Verwendbarkeit man aber
                                 										zweifelhaft sein kann. Er benutzt Holzmehl und Eibischwurzel, die mit
                                 										gesättigter Kochsalzlösung zu einem Teige angerührt sind. Dieser befindet sich
                                 										zwischen Leinen, das an den Rändern über Rohrstäbchen eingebördelt ist. Warum
                                 										nach dem positiven Pole zu Holzmehl, nach der anderen Seite Eibischwurzel
                                 										verwendet werden soll, ist nicht recht einzusehen.
                              Hirliman (Amerikanisches Patent Nr. 554124) bildet
                                 										den Kohlenpol gefässartig aus und hängt ihn an einem oben im Batterieglase
                                 										angebrachten Flansche auf. Unterhalb dieses lehnt eine Zinkplatte an der
                                 										Gefässwand.
                              Zum Zulassen neuer Chromsäuremischung an Stelle der verbrauchten bei
                                 										Bunsen-Elementen macht Iwanowski (Englisches Patent
                                 										Nr. 24172/1895) den Batteriestrom nutzbar. Sobald seine Intensität durch
                                 										Polarisation nachlässt, wird an einem Vorrathsgefässe, in dem über der
                                 										Chromsäurelösung ein Vacuum herrscht, eine Oeffnung frei gemacht, die sonst
                                 										durch Elektromagnete geschlossen gehalten wird. Es fliesst dann durch ein
                                 										ebenfalls luftdicht geschlossenes zweites Gefäss der Batterie so lange
                                 										Flüssigkeit zu, bis der stärker gewordene Strom unter Vermittelung der
                                 										Elektromagnete die Oeffnung im ersten Behälter wieder schliesst, und in diesem
                                 										allmählich von Neuem ein Vacuum entsteht.
                              Für Messzwecke scheint das 1-Volt-Normalelement von W.
                                    											Hibbert (The Electrician, 1896 Bd. 37 S. 320) beachtenswerth zu sein.
                                 										Er erhält es dadurch, dass er im Clark'schen die
                                 										Sulfate durch Chloride ersetzt. Ein Diaphragma ist nöthig. Das specifische
                                 										Gewicht der Zinkchloridlösung muss 1,380 betragen. Verunreinigungen dürfen nicht
                                 										zugegen sein. Da die Lösung nicht krystallisirt, bleibt der innere Widerstand,
                                 										der kleiner als der des Clark-Elements ist, constant, und können Aenderungen in
                                 										der Dichte nicht eintreten. Der Temperaturcoëfficient ist kleiner als beim
                                 										Clark-Element: weniger als 0,0002 Volt auf 1°. Nach Kurzschluss von 1 Minute
                                 										erholt sich die Zelle in 4 Minuten vollständig. Auch W.
                                    											C. Fisher (The Electrician, 1896 Bd. 36 S. 648) fand, dass der innere Widerstand
                                 										gering, die Erholung schneller als beim Clark-Element, der Temperaturcoëfficient
                                 										zu vernachlässigen und die Uebereinstimmung einzelner Zellen unter einander gut
                                 										war.
                              Das von Weston angegebene Normalelement, das an
                                 										Stelle des Zinks und des Zinksulfats im Clark'schen
                                 										Cadmium und Cadmiumsulfat enthält, hat nach W.
                                    											Jaeger und R. Wachsmuth (Wied. Ann., 1896
                                 										Bd. 59 S. 575) bei 20° eine elektromotorische Kraft von 1,019 internationalen
                                 										Volt, bei t° von
                              [E20 – 3,8 × 10 – 5 (t – 20) – 0,065 × 10 –
                                    											5 (t – 20)2] Volt.
                              Sie wird durch die Verunreinigungen des Handelscadmiums
                                 										und -cadmiumsulfats nur wenig beeinflusst. Der Temperaturcoëfficient ist
                                 										ungefähr 20mal kleiner als der des Clark-Elements. Bei 2 jährigen Versuchen
                                 										zeigte es sich, dass das Cadmium-Normalelement dem Clark'schen an Constanz nicht
                                 										nachsteht. Starke Temperaturänderungen haben dauernd auf den normalen Werth des
                                 										Elements keinen Einfluss. Ein Element Cd, CdCl2,
                                 											Hg2Cl2, Hg
                                 										zeigte einen Temperaturcoëfficienten von der Grössenordnung 0,0001 Volt/Grad
                                 										(elektromotorische Kraft etwa ⅔ Volt).
                              Die elektromotorische Kraft des H-förmigen Clark-Elements ist nach M. C. Limb (Journ. de Phys., Févr. 1896) 1,4535
                                 										Volt bei 0°.
                              Ein Trockenelement will Elliot (Englisches Patent Nr. 10792/1895) dadurch erhalten, dass er
                                 										die Salmiaklösung von Cocosnussfaser aufsaugen lässt. Auf dasselbe Verfahren hat
                                 											Germain schon 1887 ein amerikanisches Patent
                                 										erhalten (Nr. 365359).
                              Um gute Leistung, Constanz und Dauerhaftigkeit bei Trockenelementen zu erzielen,
                                 										bringt P. Schmidt (Elektroch. Zeitschr., 1896 Bd. 3
                                 										S. 111; D. R. P. Nr. 88613 vom 19. März 1896) einen Flüssigkeitsvorrath in ihnen
                                 										an. Dieser besteht aus leichten Quebrachoholzextracten mit Zusatz von ein wenig
                                 										Zinkchlorid und befindet sich in einem inneren Zinkcylinder. Beim Umlegen und
                                 										Aufrichten des Elements fliesst die Erregerflüssigkeit in den Raum zwischen
                                 										diesem Zinkcylinder und einem eingedichteten, mit der Oeffnung nach unten
                                 										stehenden Kohlecylinder. Zwischen letzterem und einem äusseren Zinkcylinder, der
                                 										wie der innere oben offen ist und mit ihm einen gemeinsamen Boden hat, befindet
                                 										sich die mit Quebrachoholzmehl versetzte Erregerpaste. Als Depolarisator
                                 										befindet sich im Kohlecylinder Braunstein.
                              Den Druck der in Trockenelementen entwickelten Gase will Jungnickel (Englisches Patent Nr. 17269/1895) dadurch unschädlich
                                 										machen, dass er in sie Glasflaschen mit der Oeffnung nach unten einsetzt. In sie
                                 										wird ein Theil des Elektrolyten gedrückt, wenn der Gasdruck zu hoch steigt;
                                 										lässt er nach, so treibt die Luft in der Flasche den Elektrolyten wieder in die
                                 										Zelle zurück. – Im D. R. P. Nr. 87693 vom 22. Februar 1896 sind die Flaschen
                                 										durch Glashohlkörper ersetzt, die aus einer unteren, am Boden mehrfach
                                 										durchlöcherten grösseren und einer oberen, mit einer Oeffnung versehenen
                                 										kleineren Abtheilung bestehen. In die letztere gelangt der Elektrolyt nur bei
                                 										sehr hohem Drucke. Die Oeffnungen werden durch Filz- oder Wollepackungen vor
                                 										Verstopfung durch Braunsteinstückchen geschützt. Bei nachlassendem Gasdrucke
                                 										führt ein Docht die Lösung wieder dem Elemente zu.
                              
                           
                              b) Gaselemente.
                              Ein brauchbares Gaselement gibt es bisher noch nicht. Beachtenswerth erscheint
                                 										der Vorschlag A. H. Bucherer's (D. R. P. Nr.
                                 										88327). Er lässt hohle röhrenförmige Elektroden aus Platin und
                                 										kohlenstoffreichem Eisen oder Nickel in ein geschmolzenes Gemisch von Kalium-
                                 										und Natriumcarbonat tauchen und führt ihnen Sauerstoff (als Luft) sowie
                                 										Kohlenoxyd zu. Der Sauerstoff wird vom Platin absorbirt, das Kohlenoxyd
                                 										verbindet sich mit dem Eisen oder Nickel. Durch Vereinigung beider Gase entsteht
                                 										ein Strom. Die Elektroden haben geringe Wandstärke und können aus mehreren
                                 										Rohren gebildet werden. Statt des Kathodenmetalls kann auch eine Platte aus
                                 										Bleisuperoxyd verwendet werden. Dieses gibt Sauerstoff zur Oxydation des
                                 										Kohlenoxyds ab und wird durch die zugeführte Luft regenerirt.
                              
                           
                              c) Directe Elektricitätserzeugung
                                    											aus Kohle.
                              Jacques (Amerikanisches Patent Nr. 555511) verbrennt
                                 										Kohle durch den Sauerstoff der Luft zu Kohlensäure. Die Luft wird durch eine
                                 										Brause in dem Elektrolyten, der aus geschmolzenem Natronhydrat besteht, fein
                                 										vertheilt. Ausser der Kohle ist Eisen Elektrode; sie bildet zugleich das auf 400
                                 										bis 500° erwärmte Gefäss zur Aufnahme des Aetznatrons. Diese wird ab und zu
                                 										erneuert. Man kann es auch lange Zeit wirksam erhalten durch Zusatz einer
                                 										kleinen Menge Magnesiumoxyd. Die Kohlensäure soll sich dann hauptsächlich auf
                                 										dieses werfen (?); das Magnesiumcarbonat zersetzt sich wieder, so dass wenig
                                 										Magnesiumoxyd zur Erzielung der verlangten Wirkung ausreicht. Eine Batterie aus
                                 										100 Elementen von 30 cm Tiefe und 38 cm Durchmesser gab nach Messungen, die in
                                 										Gemeinschaft mit Stone und Webster gemacht wurden, 18 ¾ Stunden lang 18 Ampère bei 90 Volt
                                 										Spannung. Dabei wurden 3,624 k Kohle verbraucht. Stone und Webster (L'Éclair. Électr.,
                                 										1896 Bd. 7 S. 172, 595) schätzen den Kohleverbrauch auf 82 Proc. des
                                 										theoretischen. Nach C. J. Reed (The Electrical
                                    											World, 1896 Bd. 28 S. 98) ist die Säule von Jacques nur als ein Thermoelement aufzufassen. Die elektromotorische
                                 										Kraft steigt mit wachsender Temperaturdifferenz an den Elektroden. Diese wird
                                 										bei der Anordnung Jacques' durch den Luftstrom
                                 										begünstigt. Dieselbe Wirkung hat Leuchtgas. Die Kohle kann durch Metalle ersetzt
                                 										werden. Die Polarität kehrt sich um bei einer etwas unter Rothglut liegenden
                                 										Temperatur.
                              Um den aus geschmolzenen Nitraten bestehenden Elektrolyten von
                                 										Eisen-Brennstoffelementen wirksam zu erhalten, blasen Shrewsbury, Marshall, Cooper und Dobell
                                 										(Englisches Patent Nr. 12483/1894) durch einen Injector Salpetersäure ein.
                              Sehr einfach würde sich natürlich die directe Elektricitätserzeugung aus Kohle
                                 										gestalten, wenn man ein Element mit Kohle als Lösungselektrode herstellen
                                 										könnte. Den ersten Schritt dazu glaubt A. Coehn
                                 											(Zeitschrift für Elektrochemie, 1896 Bd. 2 S.
                                 										541) gethan zu haben. Er will Kohle elektrolytisch in Lösung gebracht und aus
                                 										dieser als Kation abgeschieden haben. Stellte er in heisser verdünnter
                                 										Schwefelsäure eine Kohlenanode einer Platinkathode gegenüber, so erhielt er bei
                                 										Stromdurchgang auf dem Platin einen Niederschlag, was nach älteren Beobachtungen
                                 										zu erwarten war. Ob dieser Niederschlag Kohle ist, muss, da stets noch
                                 										Wasserstoff neben Kohlenstoff nachzuweisen war, dahingestellt bleiben. Wurde der vermutheten
                                 										Kohle Bleisuperoxyd in Schwefelsäure gegenübergestellt, so erhielt Coehn einen starken constanten Strom und bei
                                 										Schliessung durch 100 Ohm eine Spannung von 1,03 Volt. – Dass Kohle als solche
                                 										in Lösung gegangen sein könnte, bestreitet Fr.
                                    											Vogel (Zeitschrift für Elektrochemie, 1896
                                 										Bd. 2 S. 581). Auch die Abscheidung sei nur als inhärenter Theil eines Kations
                                 										erfolgt.
                              
                           
                              d) Thermoelemente.
                              A. Wunderlich (D. R. P. Nr. 83859) schraubt bei
                                 										seinem Thermoelemente auf einen Kohlenstab oben und unten eine Kupferkapsel auf,
                                 										hält letztere ständig im Glühen und umgibt das ganze Element mit einer
                                 										feuerfesten Hülle.
                              Zur Heizung von Thermosäulen führt F. Grünwaid (D.
                                 										R. P. Nr. 84183) ausserhalb einer Wärmeschutzmasse, welche die Säule umgibt,
                                 										erwärmte Bolzen ein.
                              Beim Aufbau von Thermoelementen zu grösseren Batterien ordnet A. Wunderlich (D. R. P. Nr. 85829) zwischen den
                                 										Heizkammern Kühlräume an. Die in deren Mittelraum sich bildenden Wasserdämpfe
                                 										werden mit Luft zusammen in je zwei seitlichen Kammern nach abwärts abgesogen.
                                 										in einen Sammelraum geführt und unter den Roststäben abgeblasen.
                              Die von den gekühlten Löthstellen der Thermosäule abgegebene Wärmemenge will E. A. Wunderlich (D. R. P. Nr. 87533) vollständig
                                 										für die Heizung wiedergewinnen. Um dies zu erreichen, wird die Säule mit zwei
                                 										concentrischen Rohren umgeben. In deren Zwischenraum steigt die Kühlungsluft,
                                 										veranlasst durch den im Heizrohre herrschenden Luftzug, auf, streicht zwischen
                                 										innerem Rohr und den zu kühlenden Löthstellen nach abwärts und strömt dann in
                                 										das Heizrohr durch eine trichterförmige Erweiterung ein.
                              Der Vorschlag F. A. Wunderlich's (D. R. P. Nr. 87302
                                 										und 88645), Thermosäulen als Heizröhren für Dampfkessel zu benutzen, dürfte
                                 										praktische Verwendung kaum finden.
                              
                           
                        
                           II. Secundärelemente.
                           
                              a) Theorie des
                                    										Sammlers.
                              Die Vorgänge im Bleiaccumulator stellt sich C.
                                    											Liebenow (Zeitschrift für Elektrochemie,
                                 										1896 Bd. 2 S. 420) folgendermaassen vor. Die Leitfähigkeit des Elektrolyten wird
                                 										grösstentheils durch die Schwefelsäure-Ionen bedingt. Beim Laden scheiden sich
                                 										die \overline{\mbox{Pb}}\,\overline{\mbox{O}}_2- und
                                 											\overset{+}{\mbox{Pb}}\,\overset{+}{\mbox{Pb}}-Ionen aus,
                                 										da sie die geringste Stromarbeit erfordern. Die abgeschiedenen Ionen werden
                                 										dadurch ersetzt, dass sich von den Elektroden Bleisulfatmoleküle lösen und sich
                                 										dann dissociiren. Erst wenn alles Bleisulfat der einen Platte sich in Metall
                                 										oder Superoxyd verwandelt hat, wirft sich der Strom auf die danach am
                                 										leichtesten ausscheidbaren Hydroxyl- oder Wasserstoff-Ionen. Beim Entladen
                                 										findet der umgekehrte Vorgang statt. Es müssen also, wenn die Theorie richtig
                                 										sein soll, negative PbO2-Ionen in der Natur
                                 										existiren. Um dies zu beweisen, wurde (Zeitschrift für
                                    											Elektrochemie, 1896 Bd. 2 S. 653) zwischen zwei Schichten von
                                 										verdünnter Kalilauge, in welche die Elektroden tauchten, eine mittlere Schicht
                                 										angebracht, die Bleioxyd enthielt, und der Strom hindurchgeschickt. Bei den von
                                 											Strasser ausgeführten Versuchen zeigte es sich,
                                 										dass das Blei im Wesentlichen der Richtung des positiven Stromes
                                 										entgegenwanderte. Die Verbindung Pb(KO)2 muss
                                 										also als bleiigsaures Kalium aufgefasst werden, und ihre Spaltung nach dem
                                 										Schema
                                 											\mbox{K}_2\mbox{PbO}_2=2\,\overset{+}{\mbox{K}}+\overline{\mbox{Pb}}\,\overline{\mbox{O}}_2
                                 										vor sich gehen.
                              Zu einer ähnlichen Theorie wie Liebenow ist W. Lob (Zeitschrift für
                                    											Elektrochemie, 1896 Bd. 2 S. 495) durch das Studium des Verhaltens
                                 										organischer Bleisalze gegenüber dem elektrischen Strome gelangt. Er legt
                                 										besonderes Gewicht auf den Antheil des Wassers an den primären Erscheinungen der
                                 										Elektrolyse. Erst seine Function und seine Dissociation in Wasserstoff- und
                                 										Hydroxyl-Ionen gibt die Möglichkeit der Bleisuperoxydbildung. Bei dem Studium
                                 										der Elektrolyse essigsaurer Salze hat Elbs (Zeitschrift für Elektrochemie, 1896 Bd. 3 S. 70)
                                 										gefunden, dass es solche gibt, die bei der Zersetzung an der Anode kein Gas
                                 										bilden. Es sind dies die Acetate solcher Metalle, deren Werthigkeit Säureresten
                                 										gegenüber zwischen 2 und 4 schwankt, und die verhältnissmässig beständige
                                 										Superoxyde bilden. Es entstehen primär Tetraacetate, die sich secundär mit
                                 										Wasser zu Superoxyd und Säure umsetzen. Zu diesen Metallen gehört auch das Blei.
                                 										Man kann demnach vierwerthige Blei-Ionen als etwas leicht Realisirbares ansehen
                                 										und sich die Bildung des Bleisuperoxyds in den Accumulatoren im Sinne folgender
                                 										Gleichungen vorstellen:
                              
                                 \mbox{PbSO}_4+(\overline{\mbox{S}}\,\overline{\mbox{O}}_4)=\mbox{Pb}(\mbox{SO}_4)_2
                                 
                              und
                              Pb(SO4)2 + 2 H2O =
                                 											PbO2 + 2 H2SO4.
                              
                           
                              b) Allgemeines.
                              Nach Liebenow (Zeitschrift
                                    											für Elektrochemie, 1896 Bd. 3 S. 70) lässt sich die Abhängigkeit der
                                 										Capacität einer Sammlerplatte von ihrer Dicke und von der Entladestromstärke
                                 										durch die Formel \frac{M}{3,87+\alpha\,i\,d}=\gamma\,K
                                 										ausdrücken. M bedeutet darin das Gewicht der
                                 										activen Masse einer Bleischwammplatte, d die
                                 										Plattendicke, i die Stromstärke, α einen Proportionalitätsfactor, der verschieden
                                 										ausfällt, je nachdem das Material mehr oder weniger fest aufgetragen wird, K die Capacität in Ampère-Stunden, γ einen Factor, der sich daraus ergibt, dass man
                                 										die Entladung nur bis zu einer bestimmten Spannungsänderung zu treiben
                                 										pflegt.
                              Zur Herstellung von Bleistaub für Sammlerplatten lässt die Société civile d'études du syndicat de l'acier
                                    											Gérard (D. R. P. Nr. 89062) durch das geschmolzene Metall beim
                                 										Durchfallen zwischen zwei Kohlenelektroden einen Strom gehen. Dieser erhitzt das
                                 										Metall stark, wodurch es sich in Pulver zertheilt. Am feinsten wird dieses, wenn
                                 										der Strom das Metall bis nahe zum Siedepunkte erhitzt.
                              H. N. Warren (Chem. N.,
                                 										1896 Bd. 73 S. 191) will die Sulfatirung der Platten durch Tränken mit
                                 										verdünnter Phosphorsäure vermeiden.
                              Eine gute Härtung der positiven Platten erzielt man, wenn man sie nach H. Weise (D. R. P. Nr. 89512) nach der Formation in
                                 										ein Bad von Glycerin bringt und sie dann mit verdünnter Schwefelsäure vom spec.
                                 										Gew. 1,15 behandelt.
                              Die negativen Platten am Ende werden stärker beansprucht und werfen sich deshalb
                                 										leichter als die in der Mitte, da sie mit ihrer ganzen Capacität auf die
                                 										nächststehende positive Platte wirken, während die Mittelplatten für je eine
                                 										Superoxydplatte nur die halbe Capacität übrig haben. Langelaan (Englisches Patent Nr. 20306/1895) nimmt deshalb bei den
                                 										negativen Endplatten die Hälfte mittels Durchlöcherung fort.
                              Um die Elektrodenplatten sehr nahe zusammenbringen zu können, will Vicomte G. de Schrynmakers de Dormael (D. R. P. Nr.
                                 										82711) die Räume zwischen ihnen mit dem schlecht leitenden Bleisuperoxyd füllen.
                                 										Dieser Accumulator trägt von vornherein den Todeskeim in sich.
                              Einen elastischen, der Säure freie Circulation gestattenden Einbau der Platten
                                 										erzielen F. Dannert und J.
                                    											Zacharias (D. R. P. Nr. 86260) durch zwei seitliche und einen unteren
                                 										Rost, die sich gegenseitig Führung geben und durch Zwischen- bezieh. Unterlagen
                                 										von den Wänden und dem Boden der Gefässe entfernt gehalten werden.
                              Statt die für grosse Accumulatoren bestimmten Holzkasten mit Blei auszuschlagen,
                                 										versieht sie P. Steinegger mit einem harten
                                 										Ueberzuge aus Colophonium und Leinöl. Recht praktisch zum Einbau der Platten
                                 										sind die von Beyer und Co. in den Handel
                                 										gebrachten, durch Gebrauchsmuster Nr. 40412 geschützten „Stufengläser“. Sie haben in zwei gegenüberliegenden
                                 										Seitenwänden oben und unten je eine Reihe von Einkerbungen. Die oberen
                                 										Einkerbungen nehmen die Nasen der Platten, die unteren deren Ecken auf.
                                 										Aehnliche, nur noch mit Rippen versehene Gläser vertreibt v. Poncet.
                              In seinen Taschenaccumulator setzt Freund
                                 										(Englisches Patent Nr. 10951/1895) ein Röhrchen centrisch so ein, dass auch beim
                                 										Umstürzen keine Flüssigkeit austreten und auch nicht herausspritzen kann.
                              Bei ihrem Trockenaccumulator versetzen Gerald und
                                 											Bersey (Englisches Patent Nr. 1054/1896) das
                                 										mechanische, nicht leitende Aufsaugemittel für den Elektrolyten mit einem
                                 										chemischen, leitenden, beispielsweise 100 Th. granulirten Bimsstein mit 30 Th.
                                 										Zinksulfat und 20 Th. Kaliumferrocyanid.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)