| Titel: | Die Dampfmaschinen der II. bayerischen Landesausstellung in Nürnberg 1896. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 73 | 
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                        Die Dampfmaschinen der II. bayerischen
                           								Landesausstellung in Nürnberg 1896.
                        Von Fr. Freytag in
                           								Chemnitz.
                        Mit Abbildungen.
                        Die Dampfmaschinen der II. bayerischen Landesausstellung in
                           								Nürnberg 1896.
                        
                     
                        
                           Gleichwie auf der Berliner Gewerbeausstellung 1896 waren auch in Nürnberg meist
                              									grössere Maschinen in liegender und stehender Anordnung für elektrische Licht- und
                              									Arbeitszwecke ausgestellt.
                           Eine äusserst reichhaltige, in Gemeinschaft mit der Elektricitäts-Actiengesellschaft vorm. Schuckert und Co. von den
                              									bedeutenderen Maschinenbauanstalten Bayerns – Maschinenfabrik Augsburg in Augsburg, Maschinenbau-Actiengesellschaft Nürnberg in Nürnberg, Dingler'sche Maschinenfabrik in Zweibrücken, J. E. Earnshaw und Co. in Nürnberg, J. M. Maffei in München, L. H.
                                 										Riedinger in Augsburg, H. Rockstroh in
                              									Markt-Redwitz, Scharrer und Gross in Nürnberg, Gebrüder Sulzer in Ludwigshafen – beschickte
                              									Sammelausstellung moderner Dampfmaschinen hatte an bevorzugter Stelle in der
                              									Maschinenhalle Platz gefunden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 73
                              Fig. 1.Dreifach-Expansionsdampfmaschine der Maschinenfabrik
                                 										Augsbung.
                              
                           Die zu dieser Sammelausstellung gehörigen Dampfmaschinen liessen, wie auch die
                              									ausserhalb derselben befindlichen, erkennen, dass der Dampfmaschinenbau in Bayern in
                              									hoher Blüthe steht und die betreffenden Firmen Hervorragendes zu leisten im Stande
                              									sind.
                           Wohldurchdachte Constructionen und sorgfältige Ausführungen der Einzeltheile zeigten
                              									zunächst die von der Maschinenfabrik Augsburg in
                              									Augsburg ausgestellten Dampfmaschinen, die bekanntlich auch in
                              									wirthschaftlicher Hinsicht den weitgehendsten Anforderungen Genüge leisten. Die
                              									Fabrik betreibt den Dampfmaschinenbau seit dem Jahre 1845 und hat in früheren Jahren
                              									namentlich sämmtliche bayerischen Spinnereien und Webereien mit
                              									Betriebsdampfmaschinen ausgerüstet. Diese Maschinen – bis zu 500 und 600  –
                              									wurden meist als Zwillingsdampfmaschinen mit Condensation, grosser Expansion und
                              									durch den Regulator beherrschter Farcot-Schiebersteuerung ausgeführt.
                           Seit dem Jahre 1872 ist das System der Farcot-Schiebersteuerung verlassen und an
                              									Stelle des Schiebers das Doppelsitzventil allen grösseren Maschinenausführungen zu
                              									Grunde gelegt. Die enorme Leistungsfähigkeit der Fabrik geht daraus hervor, dass bis
                              									Juli 1896 – 1500 Stück Dampfcylinder, welche eine Gesammtleistung von 132000
                              									 normal und 180000  maximal repräsentiren, mit Ventilsteuerung
                              									ausgeführt sind.
                           Die von der genannten Firma ausgestellte liegende Dreifach – Expansionsdampf maschine
                              									mit Ventilsteuerung und Condensation ist Fig. 1
                              									ersichtlich.
                           Die Hauptabmessungen sind folgende:
                           
                              
                                 Cylinderdurchmesser
                                 285,
                                 430
                                 und
                                 660
                                 mm
                                 
                              
                                 Gemeinschaftlicher Kolbenhub
                                 
                                 
                                 
                                 950
                                 mm
                                 
                              
                                 Minutliche Umdrehungszahl
                                 
                                 
                                 
                                 82
                                 
                                 
                              
                                 Admissionsüberdruck
                                 
                                 
                                 
                                 11
                                 at
                                 
                              
                                 Normalfüllung im Hochdruckcylinder
                                 
                                 
                                 etwa
                                 ¼
                                 
                                 
                              
                                 Normalleistung (effective)
                                 
                                 
                                 
                                 170
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Maximalleistung (effective)
                                 
                                 
                                 
                                 210
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                           
                           Das Schwungrad von 4,60 in Durchmesser hat acht Rillen für Seile von je 45 mm
                              									Stärke.
                           Hoch- und Mitteldruckcylinder liegen hinter einander auf der einen, der
                              									Niederdruckcylinder auf der anderen Maschinenseite; beide Seiten arbeiten auf je
                              									eine einfache Kurbel, die unter sich im Winkel gestellt sind.
                           Die Dampfvertheilung sämmtlicher drei Cylinder erfolgt durch je vier beinahe
                              									entlastete Ventile, welche von zwei Steuerwellen bewegt werden. Die zum Hoch- und
                              									Mitteldruckcylinder gehörige Steuerwelle treibt gleichzeitig den mit Mittelgewicht
                              									in umgekehrter Aufhängung ausgeführten Regulator an; derselbe verändert die
                              									Dampfeinströmung des Hochdruckcylinders, dem jeweiligen Kraftbedarf entsprechend,
                              									selbsthätig, während die Dampfeinströmung des Mitteldruck- und Niederdruckcylinders
                              									von Hand eingestellt wird. Diese Verstellung ist dadurch erreicht, dass sämmtliche
                              									Cylinder auslösende Ventilsteuerung erhielten.
                           Die äussere Abschnappsteuerung ist nach einem neueren System der Maschinenfabrik Augsburg (D. R. G. M. Nr. 55460) mit
                              									durch Kurbeln verstellbaren Führungsgelenken ausgeführt, bei welchem grösste
                              									Einfachheit mit präciser Regulirung und ruhigem Gange erreicht wird. In
                              									Ausnahmefällen kann auch der Regulator auf die Einlassteuerung des
                              									Niederdruckcylinders einwirken und dieser mit reducirtem Dampfdruck (etwa 2 at) und
                              									Condensation allein arbeiten. Zu dem Zwecke hat auch der Niederdruckcylinder ein
                              									Einlassventil.
                           Durch Belastung oder Entlastung des Regulatormittelgewichtes lässt sich die
                              									Geschwindigkeit der Maschine etwas erhöhen oder vermindern.
                           Die Cylinder, wie auch der zwischen Hochdruck- und Mitteldruckcylinder liegende
                              									Receiver sind mit dem zugehörigen Dampfmantel aus einem Stück gegossen.
                           Jeder Cylinder hat Sicherheitsventile mit Schlammhahnen. Die Dampfkolben tragen
                              									gusseiserne Spannringe. Die Kurbelachse, die Kolbenstangen und die meisten
                              									Steuerungstheile sind von Gusstahl, Treibstangen,
                              									Kreuzköpfe und Kurbeln von Schweisseisen, die Kurbel-
                              									und Kreuzkopfzapfen von Flusseisen – aussen glashart –
                              									und sämmtliche Stopfbüchsgarnituren von Rothmetall
                              									ausgeführt.
                           Die Lager der Kurbelachse sind von Gusseisen mit Composition aus vier Theilen und zum
                              									Nachstellen eingerichtet.
                           Die Luftpumpe der Condensation (auf der Ausstellung weggelassen) wird von dem
                              									verlängerten Kurbelzapfen des Niederdruckcylinders angetrieben und liegt im
                              									Fundament.
                           Der Dampf verbrauch beträgt für Normalleistung und 11 at Ueberdruck 5,5 k für 1
                              									Indicatorpferd und Stunde.
                           Eine stehende Verbundmaschine der Maschinenfabrik
                                 										Augsburg mit Schiebersteuerung und Condensation zeigt Fig. 2. Die beiden neben einander gestellten Cylinder
                              									von 325 bezieh. 500 mm Durchmesser für 360 mm Kolbenhub sind durch kräftige Rahmen
                              									und Säulen mit der Fundamentplatte verbunden. Die mit 180 minutlichen
                              									Umdrehungen und 8 at Admissionsüberdruck arbeitende Maschine leistet normal
                              									100, maximal 120 effective ; sie war auf der Ausstellung mit einer Schuckert'schen Mehrphasendynamo, welche 120 Volt und 2
                              									× 350 Ampère bei 100 Wechsel in 1 Secunde leistet, sowie einer Gleichstromdynamo zur
                              									Erregung direct gekuppelt und ohne Condensation aufgestellt.
                           Der Hochdruckcylinder wird durch einen entlasteten Kolbenschieber mit vom Regulator
                              									verdrehbarem Expansionsschieber gesteuert. Beide Schieber haben gemeinschaftliche
                              									Achse. Am Niederdruckcylinder dienen Gitterschieber zur Vertheilung und Expansion
                              									des Dampfes; letztere wird von Hand durch eine Schnecke mit grosser Steigung
                              									eingestellt. Die äussere Steuerung dieser Schieber wird wie diejenige der
                              									Hochdruckschieber durch je zwei Excenter bewirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 74
                              Fig. 2.Verbundmaschine der Maschinenfabrik Augsburg.
                              
                           Beide Cylinder sind von Mänteln umgeben, die mit Arbeitsdampf geheizt werden. Der
                              									zwischenliegende Schieberkasten bildet gleichzeitig den Receiverraum.
                           Damit bei einer etwaigen, durch Verschiebung eines Laufgewichtes bewirkten Aenderung
                              									der Umlaufzahl des mittels Räder von der Kurbelachse angetriebenen Federregulators
                              									eigenen Systems die Beschaffenheit desselben (Astasie oder Pseudoastasie)
                              									unverändert bleibt, ist er durch eine neue Verstellvorrichtung (D. R. P. Nr. 87645)
                              									in Grenzen von ± 10 Proc. in der Tourenzahl variabel gemacht.
                           Für grosse Ausführungen stehender Maschinen benutzt die Maschinenfabrik Augsburg Corliss-Drehschieber als Steuerungsorgane. So
                              									sind z.B. die von der Firma für die Centrale an der Zollvereinsniederlage in Hamburg
                              									für Licht- und Trambahnbetrieb gelieferten stehenden Dreifach-Expansionsmaschinen
                              									von je 1000/1200 effectiven  mit derartigen zwangläufig bewegten Drehschiebern
                              									ausgerüstet. Eine perspectivische Ansicht dieser Maschinen veranschaulicht Fig. 3. Die äussere Steuerung der in eingesetzten und
                              									auswechselbaren Futterbüchsen arbeitenden Drehschieber wird durch je zwei Excenter
                              									bewirkt – Einlass und Auslass getrennt. Die Verstellung der Expansion erfolgt durch
                              									einen Gelenkmechanismus (D. R. G. M. Nr. 46717).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 75
                              Fig. 3.Stehende Maschine der Maschinenfabrik Augsburg.
                              
                           Am Hochdruckcylinder greift ein indirect wirkender Regulator ein, während die
                              									Einlassteuerung von Mitteldruck- und Niederdruckcylinder während des Betriebes von
                              									Hand eingestellt werden kann.
                           Sämmtliche Cylinder, sowie deren Deckel sind mit Dampfmantel versehen. Die Heizung
                              									geschieht durch Arbeitsdampf, mit Ausnahme des Mitteldruckcylindermantels, welcher
                              									durch Kesseldampf geheizt wird.
                           Der Verbrauch an trockenem Dampf beträgt bei der Normalleistung mit Condensation für
                              									1 Indicatorpferd und Stunde 5,75 bis 6,5 k, je nach Grösse der Maschine.
                           Für kleinere Kräfte und erwünschte höhere Tourenzahl baut die Maschinenfabrik Augsburg liegende Verbundmaschinen mit Schiebersteuerung,
                              									namentlich wenn es dabei auf Oekonomie ankommt, also Condensation angelegt wird.
                           Eine derartige, in Nürnberg ausgestellte Maschine mit überhängenden Cylindern
                              									von 190 bezieh. 300 mm Durchmesser für 450 mm Kolbenhub zeigt Fig. 4.
                           Die Maschine leistet mit 150 minutlichen Umdrehungen bei einem Admissionsüberdruck
                              									von 8 at normal 35 und maximal 45 effective .
                           Die Steuerung des Hochdruckcylinders erfolgt behufs möglichster Herabminderung der
                              									schädlichen Räume durch getheilte Schieber, System Rider, mit Gitterkanälen, von denen die entlasteten
                              									Expansionsrundschieber für veränderliche Füllungen gleichwie bei den liegenden
                              									Ventilmaschinen von einem Mittelgewichtsregulator mit Oelbremse und umgekehrter
                              									Aufhängung eingestellt werden, der durch Riemen von der Kurbelwelle angetrieben
                              									wird. Der Niederdruckcylinder erhält in ähnlicher Ausführung eine von Hand stellbare
                              										Meyer'sche Expansionssteuerung mit
                              									Gitterschiebern.
                           Beide Cylinder haben Dampfmäntel für Arbeitsdampf. Die mit Gegengewichten aus einem
                              									Stück geschmiedeten Kurbeln sind, wie auch die Treibstangen von eleganten
                              									Schutzgehäusen umgeben, wobei die Zugänglichkeit indess vollständig gewahrt
                              									bleibt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 75
                              Fig. 4.Liegende Verbundmaschine der Maschinenfabrik Augsburg.
                              
                           Die Luftpumpe mit Kolbenringen von Rothmetall und Kautschukklappen ist liegend unter
                              									die Maschine placirt und doppelt wirkend. Der Antrieb erfolgt durch den verlängerten
                              										Kurbelzapfen des
                              									Niederdruckcylinders mittels Winkelhebel.
                           Das für Riementrieb ausgeführte Schwungrad hat 2,25 m Durchmesser.
                           Die Maschinenbau-Actiengesellschaft Nürnberg in Nürnberg
                              									hatte eine mit einer Einphasen-Wechselstrommaschine für 136 Ampère und 2200 Volt,
                              									sowie einer Gleichstromdynamo zur Erregung direct gekuppelte stehende, ferner eine direct mit einem Ammoniakdoppelcompressor gekuppelte
                              										liegende Dampfmaschine und eine kleinere
                              									Tandem-Verbundmaschine, System Dörffel-Pröll,
                              									ausgestellt.
                           Die in der Sammelausstellung aufgestellte stehende Verbunddampfmaschine entwickelt
                              									bei 10 at Admissionsüberdruck und 125 minutlichen Umdrehungen 300 bis 450 effective
                              									 und zeigte neben gefälligem Gesammtaufbau eine sorgfältig durchgebildete
                              									Construction der Einzeltheile.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 76
                              Fig. 5.Stehende Verbunddampfmaschine der Augsburger
                                 										Maschinenfabrik.
                              
                           Wie aus Fig. 5 ersichtlich, arbeiten die neben
                              									einander angeordneten Dampfcylinder von 550 bezieh. 860 mm Durchmesser für 550 mm
                              									Kolbenhub auf eine gemeinsame doppelt gekröpfte Kurbelwelle mit unter 90° versetzten
                              									Kurbeln. Die Welle liegt in drei Lagern, welche mit der kräftigen Grundplatte
                              									zusammengegossen sind; auf die Hinterseite der letzteren setzen sich zwei
                              									gusseiserne Tragständer, welche die eingleisige Kreuzkopfführung aufnehmen und deren
                              									oberer Theil mit kräftigen runden Tragflanschen versehen ist, auf welche die
                              									Dampfcylinder concentrisch aufgesetzt und verschraubt sind. Auf der vorderen Seite
                              									erhalten diese beiden Tragflanschen kräftige Nabenansätze, welche wiederum
                              									mittels schmiedeeiserner Säulen mit der Grundplatte verbunden sind.
                           Die Anordnung gestattet eine freie Uebersicht aller beweglichen Theile, sowie eine
                              									bequeme Bedienung des Kreuzkopfes und der Kolbenstangenstopfbüchsen.
                           Die Kurbelwelle besitzt am äusseren Ende auf der Seite des Niederdruckcylinders einen
                              									angeschmiedeten Flansch zum Ankuppeln einer Dynamomaschine.
                           Beide Cylinder sind mit ihren Mänteln aus einem Stück gegossen. Der Mantel des
                              									Hochdruckcylinders kann mit directem Dampf geheizt werden, während derjenige des
                              									Niederdruckcylinders vom Receiverdampf durchströmt wird. Die Steuerung des
                              									Hochdruckcylinders erfolgt durch zwei in einander geführte Kolbenschieber aus
                              									Tiegelguss, welche beide dampfdicht ein geschliffen sind. Der innere
                              									Expansionsschieber hat schraubenförmig angeordnete Abschlusskanten und wird von
                              									einem kräftigen Federregulator verstellt. Zur Sicherung des Betriebes bei etwaigem
                              									plötzlichen Ausschalten sämmtlicher von der Maschine zu bewältigenden Widerstände
                              									ist ein Schnellschlussventil zwischen der Dampfzuleitung und dem Absperrventil
                              									eingeschaltet. Dasselbe wird mittels Hebel und Gestänge vom Regulator derart
                              									gesteuert, dass bei 0,9 Hub des Regulators der Dampfzutritt gedrosselt wird, bei
                              									höchster Stellung des Regulators dagegen der Dampf vollständig von der Maschine
                              									abgeschlossen ist. Um die Widerstände zur Bewegung des Ventils möglichst gering zu
                              									erhalten, hat die Ventilspindel keine Stopfbüchsen, sondern wird auf die
                              									Führungsbüchse dampfdicht aufgeschliffen.
                           Der Regulator besitzt eine Vorrichtung, welche eine Aenderung der Tourenzahl während
                              									des Ganges um mindestens 5 Proc. der normalen Tourenzahl zulässt.
                           Der Niederdruckcylinder hat Kolbenschiebersteuerung mit gelidertem Schieber und
                              									Allen-Kanal für doppelte Einströmung. Die Eigengewichtswirkungen des Grundschiebers
                              									am Hochdruckcylinder, sowie des Schiebers am Niederdruckcylinder sind durch
                              									Entlastungsvorrichtungen aufgehoben.
                           Die Füllung des Hochdruckcylinders variirt von 0 bis 40 Proc. des Kolbenhubes,
                              									diejenige des Niederdruckcylinders ist constant, gleichviel ob mit Condensation
                              									gearbeitet wird oder nicht, und beträgt 48 Proc.
                           Die Schmierung der Cylinder und Schieber wird durch zwei Oelpressen, diejenige aller
                              									beweglichen Theile von Centralschmierapparaten bewerkstelligt, welche dem Bedarf
                              									entsprechend eingestellt, bei ruhender Maschine abgestellt und leicht bedient werden
                              									können; dasselbe gilt auch für die Lager. Das von der Maschine verbrauchte Oel wird in
                              									Oeltrögen der Grundplatte aufgefangen und in ein Gefäss abgeleitet.
                           Da das für den Gleichförmigkeitsgrad der Maschine erforderliche Schwungradgewicht in
                              									den Ankerring der Dynamomaschine verlegt wurde, konnte das Schwungrad in Wegfall
                              									kommen. Für das bequeme Ingangbringen der Maschine ist eine Anlassvorrichtung mit
                              									doppeltem Schaltwerk vorgesehen.
                           Ein Wechselventil in der Dampfleitung vor dem Condensator ermöglicht das Betreiben
                              									der Maschine mit und ohne Condensation.
                           Die Luftpumpe ist hinter der Maschine unter dem Fussboden angeordnet und wird vom
                              									Kreuzkopfzapfen des Hochdruckcylinders mittels Lenker und Balanciers
                              									angetrieben.
                           Die Wirkungsweise der Pumpe ist doppelt saugend und einfach drückend.
                           Zur leichten Bedienung der Cylinder und Kolbenschieber ist die Maschine mit Galerie
                              									und Treppe versehen. Alle Ventile und Hähne können von der Maschinensohle aus
                              									bedient werden, ebenso sind Tourenzähler, Tachometer, Manometer und Vacuummeter vom
                              									Führerstand am Dampfabsperrventil erreichbar.
                           Im städtischen Elektricitätswerk Nürnberg sind zur Zeit drei Dampfmaschinen der
                              									vorbeschriebenen Construction und Grösse im Betrieb.
                           Die ausgestellte liegende, zum Betreiben eines Ammoniakdoppelcompressors dienende
                              									Dampfmaschine mit Ventilsteuerung ist eine Tandemmaschine.
                           Der Niederdruckcylinder ist hinter dem Hochdruckcylinder aufgestellt und sind beide
                              									durch ein rohrförmiges, gefenstertes Gusstück mit einander verbunden. Anden
                              									Hochdruckcylinder schliesst sich andererseits conaxial die bajonnetförmig
                              									ausgebohrte Geradführung an. Die durch Kegelräder angetriebene Steuerwelle ist
                              									parallel zum Maschinenmittel auf der Schwungradseite angeordnet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 77
                              Fig. 6.Steuerung der Augsburger Dampfmaschine.
                              
                           Die Steuerung des Niederdruckcylinders wird durch fest aufgekeilte, von Hand
                              									stellbare, unrunde Scheiben, welche ihre Bewegung auf Rollen übertragen, in
                              									geräuschloser Weise bewerkstelligt.
                           Die Bewegung der zum Hochdruckcylinder gehörigen Einlassventile erfolgt ebenfalls
                              									durch unrunde Scheiben, ähnlich wie beim Niederdruckcylinder. Um vom Regulatorstand
                              									abhängige, veränderliche Füllungen zu erhalten, ist bei der Steuerung des
                              									Hochdruckcylinders zwischen jedes Einlassventil und zugehörige Antriebsscheibe eine
                              									Auslösevorrichtung (D. R. P. Nr. 81992) eingeschaltet.
                           Wie Fig. 6 erkennen lässt, drückt die in einem Gehäuse
                              									untergebrachte Feder auf einen Hebel und dieser wieder auf den activen
                              									Mitnehmer, welcher in seitlichen Hebeln gelagert ist, die die Bewegung der unrunden
                              									Scheibe durch Vermittelung einer Stange erhalten. Der active Mitnehmer übergreift
                              									mit seiner Stahlnase eine solche des passiven Mitnehmerhebels, der direct mit dem
                              									Einlassventile in Verbindung steht. Am Hebel ist ein kleiner Winkelhebel angelenkt,
                              									der andererseits durch den Regulator gestützt ist und seine Lage je nach der
                              									Regulatorstellung ändert. Durch die Oeffnungsbewegung des Ventils wird eine Drehung
                              									des Winkelhebels gegen den activen Mitnehmer hervorgebracht, wodurch derselbe vom
                              									passiven Mitnehmer abgleitet; hierauf schliesst sich das Ventil unter
                              									Federeinwirkung und Luftpufferbremsung.
                           Der ruhige Gang der Steuerung ist besonders hervorzuheben.
                           Der Durchmesser der beiden Cylinder der Ausstellungsmaschine beträgt 350 bezieh. 550
                              									mm für 750 mm Kolbenhub; sie leistet beim Betriebe des Compressors mit 70
                              									Umdrehungen in der Minute 90 bis 100 indicirte .
                           Für elektrischen Betrieb kann die Tourenzahl bis auf 100 in der Minute gesteigert
                              									werden und erreicht die Maschine dann eine Leistung bis zu 150 indicirten
                              									.
                           Auf dem Ausstellungsplatze betreibt die Maschine ausser dem leerlaufenden
                              									Doppelcompressor noch eine Dynamomaschine der Elektricitäts-Actiengesellschaft vormals Schuckert und Co. und entwickelte
                              									mit 90 minutlichen Umdrehungen ungefähr 50 bis 60 .
                           Die von der Maschinenfabrik Nürnberg ausgestellte
                              									40pferdige Tandem-Verbundmaschine, System Dörffel-Pröll, repräsentirt eine Maschinentype, welche ausschliesslich für
                              									den Betrieb von Lichtmaschinen Verwendung findet.
                           Abbildung und Beschreibung einer derartigen Eincylindermaschine sind 1891 280 * 229 zu entnehmen.
                           Die Hauptabmessungen der ausgestellten Maschine sind folgende:
                           
                              
                                 Durchmesser des Hochdruckcylinders
                                 125
                                 mm
                                 
                              
                                            „           „   Niederdruckcylinders
                                 255
                                 mm
                                 
                              
                                 Gemeinschaftlicher Kolbenhub
                                 200
                                 mm
                                 
                              
                                 Minutliche Umdrehungszahl
                                 400
                                 
                                 
                              
                                 Admissionsüberdruck
                                 10
                                 at
                                 
                              
                           Eine stehende Verbundmaschine der Maschinenfabrik L. A.
                                 										Riedinger in Augsburg war mit einer Dreiphasen-Wechselstrommaschine, welche
                              									bei 200 minutlichen Umdrehungen 2200 Volt und 3 × 27 Ampère bei 100 Wechsel in der
                              									Secunde leistet, und einer Gleichstromdynamo zur Erregung direct gekuppelt.
                           Die in Fig. 7 ersichtliche, in allen Theilen
                              									vorzüglich dimensionirte Maschine hat 400 bezieh. 625 mm Cylinderdurchmesser, 400 mm
                              									Kolbenhub und ist für 8 at Admissionsüberdruck und 200 minutliche Umdrehungen
                              									gebaut.
                           Grundplatte und Gestell sind wegen der hohen Tourenzahl kräftig gehalten. Das
                              									symmetrische Gestell ist für die Kreuzkopfführung ausgebohrt. Conaxial auf dem
                              									Gestelle sitzen die Cylinder – aus der eigentlichen Cylinderbüchse, welche mit
                              									strömendem Dampf geheizt wird, und aus einem Ober- und Untertheil bestehend. Diese
                              									Ober- und Untertheile sind für Hoch- und Niederdruckcylinder gemeinschaftlich; sie
                              									enthalten die Gehäuse für die Rundschieber und dienen als Receiver. Das Untertheil
                              									bildet gleichzeitig den Deckel für die Cylinder, während am Obertheil besondere
                              									Deckel eingesetzt sind. Um eine gedrängte Bauart der Maschine zu erhalten, wurde für
                              									den Antrieb der Rundschieber eine besondere Steuerwelle angeordnet, welche zwischen
                              									den beiden Cylindern senkrecht zur Kurbel steht. Der Hochdruckcylinder wird durch
                              									Doppelrundschieber gesteuert, und zwar ist für jede Cylinderseite ein Grundschieber
                              									und ein concentrisch in diesem gelagerter Expansionsschieber angeordnet. Letzterer
                              									ist während des grössten Theils des Hubes fast vollständig entlastet, so dass die
                              									Maschine sehr regulirfähig ist. Die Verstellung der Expansionsschieber geschieht
                              									durch einen Achsenregulator, der das Antriebsexcenter verstellt. Die Centralcurve
                              									ist eine Gerade. Der Niederdruckcylinder ist durch einfache Rundschieber mit
                              									Trickkanal gesteuert. Auf diesen Schiebern sind gleichzeitig die Sicherheitsventile
                              									der Cylinder angeordnet, und zwar in Form von Flachschiebern, welche durch
                              									Ueberdruck im Cylinder geöffnet und durch Federdruck wieder geschlossen werden. Das
                              									Excenter für die Grundschieber des Hochdruckcylinders ist auf der Steuerwelle
                              									aufgekeilt und an diesem das Excenter für die Niederdruckschieber durch Schrauben
                              									befestigt, um die Füllung derselben leicht verstellen zu können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 78
                              Fig. 7.Stehende Verbundmaschine der Maschinenfabrik Riedinger.
                              
                           Die Kurbelwelle ist aus einem Stück und hat beiderseits
                              									angeschweisste Kuppelungsflanschen. Die Kurbeln sind um 180° versetzt und das
                              									Gestänge, welches für Hoch- und Niederdruckcylinder gleich schwer, ist durch
                              									Gegengewichte ausbalancirt. Die Lagerschalen der Kurbelwelle und des
                              									Kurbelzapfens, sowie die Gleitschuhe der Kreuzköpfe sind mit Composition
                              									ausgegossen. Um leichtes Gestänge zu erhalten, sind die Pleuelstangen hohl gemacht
                              									und der Niederdruckkolben aus Schmiedeeisen hergestellt. Die Excenterstangen sind
                              									aus dünnwandigen hohlen Stahlrohren gefertigt. Der Achsenregulator hat zwei gerade
                              									geführte, den Federn direct entgegenwirkende Schwunggewichte, besitzt also keine
                              									federbelasteten Gelenke. Die frei werdende Energie wird durch Zwischenschaltung
                              									einer Schraube auf das Expansionsexcenter übertragen. Der Einfluss des
                              									Eigengewichtes des Expansionsexcenters und dessen Stangen ist durch Anordnung zweier
                              									Blattfedern unschädlich gemacht.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)