| Titel: | Die Dampfmaschinen der II. bayerischen Landesausstellung in Nürnberg 1896. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 97 | 
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                        Die Dampfmaschinen der II. bayerischen
                           								Landesausstellung in Nürnberg 1896.
                        Von Fr. Freytag in
                           								Chemnitz.
                        (Schluss des Berichtes S. 73 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Die Dampfmaschinen der II bayerischen Landesausstellung in Nürnberg
                           								1896.
                        
                     
                        
                           Die Dingler'sche Maschinenfabrik in Zweibrücken war mit einer 100pferdigen Anlage für hoch
                              									überhitzten Dampf auf der Ausstellung vertreten.
                           Der Dampferzeuger ist ein liegender Zweiflammrohrkessel für 10 at Ueberdruck von 34
                              									qm Heizfläche mit angeschaltetem, aus sechs Rohrspiralen bestehendem Schmidt'schen Ueberhitzer (D. R. P. Nr. 59992 und Nr.
                              									69660). Die Heizgasführung ist wie bei einem gewöhnlichen Cornwall-Kessel. Der
                              									Ueberhitzer liegt zwischen Flammrohrende und Unterzug und ist durch eine vom
                              									Heizstande zu bedienende einfache Regulirvorrichtung für beliebige Temperatur
                              									einstellbar.
                           Die Dampftemperatur zeigt ein Steinle'sches Pyrometer
                              									auf einer neben dem Manometer sitzenden Scala deutlich an.
                           Die 100pferdige Verbundmaschine hat zwei einfach wirkende, unter 180° gekuppelt
                              									liegende Hochdruckcylinder von je 270 mm Durchmesser und einen auf dem
                              									Hochdruckgestelle stehenden doppelt wirkenden Niederdruckcylinder von 500 mm
                              									Durchmesser. Der gemeinschaftliche Kolbenhub beträgt 450 mm, die Tourenzahl der
                              									Maschine 140 in der Minute.
                           Der Einspritzcondensator ist an der Rückseite des Niederdruckgestelles stehend
                              									angeordnet; die einfach wirkende Luftpumpe wird durch Balancierhebel vom
                              									Niederdruckkreuzkopf aus angetrieben.
                           Die ganze Maschine mit Condensation steht auf einem massiven Fundamentklotz von 3,2 ×
                              									1,65 m ganz über dem Boden; sie ist in allen Theilen leicht zugänglich und bequem zu
                              									bedienen.
                           Die Hochdruckseite wird durch je einen senkrecht arbeitenden, ganz entlasteten Ein-
                              									und Auslasskolbenschieber (D. R. P. Nr. 76675) gesteuert. Hub und Voreilwinkel des
                              									den Einlasskolben steuernden Excenters werden durch einen Dörffel'schen Achsenregulator beherrscht, so dass die Hochdruckseite von 0
                              									bis 60 Proc. variable Füllungen gibt. Die Niederdruckseite hat Trick'schen Kanalschieber mit dreifacher Einströmung
                              									für constante Füllungen von 40 Proc.
                           Die Schmierung der Cylinder erfolgt durch mechanisch angetriebene Oelpumpen, die der
                              									übrigen bewegten Theile durch Centralschmiergefässe mit sichtbarer
                              									Tropfenbildung.
                           Die Maschine diente auf der Ausstellung mit einer Belastung von 80 indicirten
                              									 zum Betreiben einer Dreiphasen-Wechselstromdynamo – für eine Leistung von
                              									112 Volt und 3 × 155 Ampère bei 52 Wechsel in der Secunde und 310 minutlichen
                              									Umdrehungen –, sowie einer Gleichstromdynamo als Erregermaschine mittels Riemen. Die
                              									normale Eintrittsspannung des Dampfes ist 9,5 at bei einer Temperatur von 320 bis
                              									360° C. Der Temperaturverlust in der 30 m langen Leitung beträgt 18 bis 22°.
                           An einer ähnlichen Heissdampfmaschine angestellte Versuche ergaben bei achtfacher
                              									Verdampfung einen totalen Dampfverbrauch von 4,55 bis 4,33 k für 1 indicirte
                              									 oder 5,123 bis 4,907 k für 1 effective  und Stunde.
                           Die Tourenschwankungen bei Belastungsänderungen von 50 Proc. und darüber betragen
                              									nicht mehr als 2 Proc.
                           Ausser dieser 100pferdigen Verbundmaschine hatte die Dingler'sche Maschinenfabrik noch eine kleine
                              									schnell laufende 8pferdige Gabelmaschine mit 150 mm Cylinderdurchmesser, 200 mm
                              									Kolbenhub und 300 minutlichen Umdrehungen ausgestellt, die auch mit überhitztem
                              									Dampfe der Hauptleitung gespeist wurde.
                           Die Maschine hat Kolbensteuerung und wird ebenfalls durch einen Dörffel'schen Achsenregulator regulirt.
                           Besondere Sorgfalt ist der Schmierung zugewendet. Die Oelzufuhr geschieht durch zwei
                              									Centralschmiergefässe, während alle ablaufende Schmiere gesammelt und nach Oeffnen
                              									eines Hahnes einem Oelreiniger zufliesst.
                           Die Maschinenfabrik und Eisengiesserei von J. Edward Earnshaw
                                 										und Co. hatte eine stehende Verbundmaschine mit Auspuff, eine liegende
                              									Tandemmaschine mit Ventilsteuerung und eine liegende Eincylindermaschine mit
                              									Schiebersteuerung ausgestellt.
                           Die stellende Verbundmaschine mit um 180° gegenseitig versetzten Kurbeln gehörte zur
                              									Sammelausstellung bayerischer Maschinenfabriken und war mit einer Gleichstromdynamo
                              									der Elektricitäts-Actiengesellschaft vormals Schuckert und
                                 										Co. von 250 Ampère und 115 Volt direct gekuppelt.
                           Der Hochdruckcylinder hat 230 mm, der Niederdruckcylinder 360 mm Durchmesser; der
                              									gemeinschaftliche Kolbenhub beträgt 300 mm. Die Maschine macht 230 Umdrehungen in
                              									der Minute, entsprechend einer Kolbengeschwindigkeit von 2,3 m.
                           Die stählerne Kurbelwelle führt sich in drei Lagern des kräftigen Maschinenrahmens,
                              									ausserdem noch in einem der Dynamo vorgebauten Aussenlager. Die zweitheiligen
                              									gusseisernen Lagerschalen sind mit Weissmetall gefüttert. Die Cylinder sind unter
                              									sich verschraubt, auf der Rückseite durch je einen Gusständer und auf der vorderen
                              									Seite durch drei schmiedeeiserne Streben mit dem Fundamentrahmen verbunden, so dass
                              									das Gestänge bequem zugänglich ist. Der Hochdruckcylinder wird durch Doppelschieber,
                              									System Eider, gesteuert, von denen der zur
                              									Dampfvertheilung dienende Flachschieber ein geschlossenes Gehäuse mit eingesetzter gusseiserner
                              									Büchse zur Aufnahme des eingeschliffenen Rundschiebers bildet.
                           Letzterer steht unter Einwirkung eines durch Schraubenräder von der Kurbelachse aus
                              									betriebenen Mittelgewichtsregulators, welcher behufs Aenderung der Geschwindigkeit
                              									der Maschine innerhalb massiger Grenzen mit einem durch Schraubenspindel
                              									verschiebbaren Laufgewicht versehen ist.
                           Der Niederdruckcylinder hat feste Expansion. Zur Steuerung dient ein zwischen den
                              									beiden Cylindern liegender Kanalschieber. Beim Hochdruckcylinder ist die Steuerung
                              									aussen. Auf gleicher Seite mit letzterer ist fliegend auf konischem Endzapfen der
                              									Kurbelwelle das etwa 1000 k schwere Schwungrad angebracht, dessen Nabe zweitheilig
                              									gegossen und mit schmiedeeisernen Schrumpfringen versehen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 98
                              Fig. 8.Tandemmaschine von Earnshaw und Co.
                              
                           Die gusseisernen, auf einen Konus der zugehörigen Stangen geschraubten Kolben haben
                              									aufgeschraubte gewölbte Deckel, zwei gusseiserne Spannringe und einen
                              									zwischenliegenden Dichtungsring. Die nach oben verlängerten Kolbenstangen sind in
                              									Metallbüchsen geführt und unter Wegfall von Stopfbüchsen mit Schutzröhren umgeben.
                              									Die geschlossenen Kreuzköpfe sind von Stahl und führen sich einseitig mittels
                              									nachstellbarer Schuhe in den gusseisernen Ständern. Die Kurbelstangen sind am
                              									Kreuzkopf gegabelt, für den Kurbelzapfen getheilt.
                           Die Schmierung der Cylinder erfolgt durch eine Oelpumpe. Lager, Führungen u.s.w.
                              									werden durch regulirbare Tropföler geschmiert. Jeder Cylinder ist mit
                              									Sicherheitsventilen versehen.
                           Die Hauptabmessungen der in Fig. 8 ersichtlichen
                              									Tandemmaschine mit hinter einander liegenden Cylindern für Hoch- und
                              									Niederdruck, ohne Condensation und Ventilsteuerung sind folgende:
                           
                              
                                 Durchmesser des Hochdruckcylinders
                                 305
                                 mm
                                 
                              
                                           „            „   Niederdruckcylinders
                                 470
                                 mm
                                 
                              
                                 Gemeinschaftlicher Kolbenhub
                                 610
                                 mm
                                 
                              
                                 Minutliche Umdrehungszahl
                                 85
                                 
                                 
                              
                                 Normale Leistung der Maschine
                                 60
                                 effective 
                                 
                              
                           Die beiden, mit angegossenen Mänteln versehenen Dampfcylinder sind durch ein
                              									Zwischenstück unter sich und durch ein starkes Gestell direct mit dem Kurbellager
                              									verbunden. Jeder Cylinder ist durch einen angegossenen Fuss Tunterstützt und auf
                              									einer gemeinschaftlichen, in Cement gebetteten Fundamentplatte verschraubt. Das
                              									viertheilige Kurbellager hat Gusschalen mit Weissmetallfütterung. Die Schalen der
                              									übrigen Lager sind aus Rothguss.
                           Zur Dampfvertheilung jedes Cylinders sind vier nahezu entlastete Doppelsitzventile
                              									mit konischen Sitzflächen angeordnet. Ventile und Sitze sind aus Tiegelguss
                              									hergestellt. Durch die Lage der Ventile – je zwei über einander, seitlich am
                              									Cylinder und möglichst nahe gegen das Cylindermittel gerückt –, sowie durch
                              									besondere, an den Sitzen der Eintrittsventile angegossene Füllstücke sind die
                              									schädlichen Räume auf ein Minimum reducirt und die Ventile u.s.w. leicht
                              									zugänglich.
                           Da für Zu- und Ableitung auf jeder Cylinderseite nur ein Kanal vorhanden, sind die
                              									schädlichen Räume thatsächlich kleiner als bei der gewöhnlichen Anordnung der
                              									Ventile über und unter dem Cylindermittel.
                           Der obere Sitz der Auslassventile liegt in Höhe der Cylindersohle, so dass das
                              									Condenswasser stets aus dem Cylinder abfliessen kann.
                           
                           Die Steuerung der Ventile ist einfachster Construction, leicht zugänglich und
                              									von geringer Abnutzung.
                           Zur Dampfeinströmung dient eine durch Excenter bewegte Ausklinksteuerung bekannter
                              									Construction. Bei dem Hochdruckcylinder wird dieselbe von einem empfindlichen Porter'schen Regulator, dem jeweiligen Kraftbedarf
                              									entsprechend, für Füllungen von 0 bis 0,7 des Kolbenhubes eingestellt. Da eine
                              									Rückwirkung auf den Regulator nicht stattfindet, ist eine vorzügliche
                              									Geschwindigkeitsregulirung vorhanden.
                           Die Geschwindigkeit der Maschine lässt sich durch Belastung oder Entlastung des
                              									Regulatormittelgewichtes mittels Gewichtscheiben während des Ganges um einige
                              									Umdrehungen erhöhen oder vermindern.
                           Bei dem Niederdruckcylinder werden die Füllungen von Hand eingestellt. Die
                              									Auslassventile werden durch unrunde Scheiben gesteuert, die schnelle und präcise
                              									Eröffnung und Schluss, sowie entsprechende Compression ergeben. Durch Marken an der
                              									Kurbel kann mittels Senkels die richtige Einstellung der Steuerung in höchst
                              									einfacher Weise controlirt werden.
                           Jeder Cylinder ist mit zwei Sicherheitsventilen ausgerüstet. Die auf
                              									gemeinschaftlicher Stange sitzenden zweitheiligen Dampfkolben können sammt
                              									zwischenliegenden Cylinderdeckeln nach hinten herausgezogen werden.
                           Das zweitheilige Schwungrad hat 3,5 m Durchmesser und ist mit fünf Seilrillen
                              									versehen.
                           Bei der noch von Earnshaw und Co. ausgestellten
                              									liegenden Eincylindermaschine für normal 25 effective  ist der Cylinder von
                              									250 mm Durchmesser und 450 mm Kolbenhub freitragend mit einem auf seiner ganzen
                              									Länge auf dem Fundament ruhenden Gestelle verschraubt und direct mit dem Kurbellager
                              									verbunden. Letzteres ist viertheilig mit Rothgusschalen ausgeführt.
                           Der Cylinder ist mit dem Schieberkasten in einem Stück gegossen; der Dampf tritt von
                              									unten ein, umhüllt den Cylinder und tritt durch ein Absperrventil in den
                              									Schieberkasten. Zur Dampfvertheilung dient eine Rider-Steuerung.
                           Die Geschwindigkeit der Maschine lässt sich auch hier durch Belastung oder Entlastung
                              									des Regulatormittelgewichtes mittels Gewichtsscheiben um einige Umdrehungen erhöhen
                              									oder verringern.
                           Das Schiebermittel liegt unter Cylindermittel, so dass das Condenswasser aus dem
                              									Inneren des Cylinders durch die Kanäle abfliessen kann.
                           Die Nabe des für Riemenbetrieb gefertigten Schwungrades ist dreitheilig gegossen und
                              									mit schmiedeeisernen Schrumpfringen versehen.
                           Die Filiale der Gebrüder Sulzer in Ludwigshafen a. Rh.
                              									hatte eine liegende Tandem-Verbundmaschine mit Ventilsteuerung, System Sulzer, ferner eine stehende Zwillingsdampfmaschine
                              									(gekuppelte Tandem-Verbundmaschine) mit einer rotirenden Drehschiebersteuerung zur
                              									Ausstellung gebracht.
                           Die Ventilmaschine gehörte zur Sammelausstellung bayerischer Maschinenfabriken und
                              									war mit einer Gleichstromdynamo von 2400 Ampère und 100 Volt direct gekuppelt.
                           Die normale Leistung der Maschine mit Cylindern von 500 bezieh. 750 mm Durchmesser
                              									für 1050 mm Kolbenhub beträgt bei 90 minutlichen Umdrehungen und 10 at Anfangsdruck
                              									360 effective .
                           An dem bajonnetförmig gestalteten, an den Enden und in der Mitte unterstützten
                              									Maschinenrahmen ist der Hochdruckcylinder befestigt und dieser unter
                              									Zwischenschaltung eines durchbrochenen Gusstückes mit dem dahinter liegenden
                              									Niederdruckcylinder verbunden. Die durchgehende Kolbenstange lässt sich mit darauf
                              									sitzenden Kolben sammt den Innendeckeln der Cylinder nach hinten herausziehen. Der
                              									vom Kessel kommende Dampf strömt nach dem Oeffnen eines in die Leitung
                              									eingeschalteten Absperrventils in einem Rohre von 175 mm lichter Weite nach dem
                              									Hochdruckcylinder und nach Oeffnen eines auf dem letzteren angebrachten
                              									Absperrventils in den Mantel desselben, darauf durch eine Leitung von 210 mm lichter
                              									Weite, in welche ein mit directem Kesseldampf gespeistes, mit einem
                              									Sicherheitsventil versehenes ummanteltes Heizrohr von 240 mm lichter Weite
                              									eingeschaltet ist, in den Mantel des Niederdruckcylinders, um schliesslich nach
                              									vollbrachter Arbeit in diesem durch ein Rohr von 300 mm lichter Weite in den
                              									unterhalb der Maschine aufgestellten Condensator zu entweichen. Die doppelt wirkende
                              									Luftpumpe desselben ist liegend angeordnet und wird vom verlängerten Kurbelzapfen
                              									aus betrieben.
                           Die Construction der auslösenden Steuerung, welche am Hochdruckcylinder von einem
                              									Kugelregulator beherrscht wird, darf als bekannt vorausgesetzt werden.
                           Die Schwungrad welle ist an dem der Kurbel entgegengesetzten Ende mit einem
                              									angeschmiedeten Flansch versehen, gegen welchen ein entsprechender Flansch der
                              									Dynamowelle geschraubt ist. Zur Führung der so vereinigten Welle dienen drei Lager,
                              									von denen das eine mit dem Maschinenrahmen zusammengegossen, die beiden anderen mit
                              									zwischenliegender Dynamo auf einer ausserhalb des Maschinenrahmens liegenden
                              									Sohlplatte montirt sind.
                           Das zwischen dem mittleren und dem Kurbellager auf der Welle befestigte Schwungrad
                              									hat 5 m Durchmesser und ist mit einem Schaltwerk zum Ingangsetzen der Maschine
                              									versehen.
                           Officielle Proben mit dieser Maschine ergaben mit 10 at Anfangsdruck, ohne
                              									Condensation arbeitend, einen stündlichen Dampf verbrauch von 8,6 k inclusive
                              									Condensat aus den Dampfmänteln und der Zwischendampfleitung, bei 7 ½ at Anfangsdruck
                              									und mit Condensation dagegen nur 6,53 k für 1 indicirte .
                           Angefügt mag noch werden, dass Gebrüder Sulzer seit dem
                              									Jahre 1867 in ihren Werkstätten 2302 Dampfmaschinen mit der ihnen patentirten
                              									Ventilsteuerung ausgeführt haben, die zusammen bei normaler Beanspruchung 268743
                              									effective  leisten. In dieser Zahl sind diejenigen Ventilmaschinen, System
                              										Sulzer, nicht mit inbegriffen, welche von den
                              									Concessionären der Firma geliefert wurden.
                           Die von Gebrüder Sulzer ausgestellte, wegen ihrer
                              									Steuerung höchst bemerkenswerthe Zwillings-Verbundmaschine leistet mit 350
                              									minutlichen Umdrehungen bei 11 at Anfangsdruck ohne Condensation normal 120
                              									effective .
                           Wie Fig. 9 erkennen lässt, besteht die Maschine aus
                              									zwei auf dem kräftigen Hohlgussgestell befestigten Niederdruckcylindern von je 300
                              									mm Durchmesser, auf welche direct die ebenfalls wie letztere aus einem Stück
                              									gegossenen beiden Hochdruckcylinder von je 180 mm Durchmesser gesetzt sind. Der
                              									gemeinschaftliche Kolbenhub beträgt 300 mm.
                           Die Dampfvertheilung erfolgt bei je zwei zusammengehörigen Cylindern durch einen
                              									gemeinschaftlichen entlasteten Drehschieber, auf dessen von der Kurbelwelle mittels
                              									Schraubenräder betriebenen, in einem unteren Kammlager gestützten Welle der
                              									Regulator angeordnet ist; derselbe steht durch Hebel und Stangen mit einer
                              									Expansionsbüchse im Innern des zum Hochdruckcylinder gehörigen Vertheilungsschiebers
                              									in Verbindung und bewegt dieselbe in senkrechter Richtung auf und ab. Der
                              									Kesseldampf strömt in Mitte dieser Büchse ein und gelangt durch unter 45° liegende
                              									schräge Schlitze derselben in den Vertheilungsschieber, so dass je nach der
                              									Regulatorlage Füllungen von 0 bis 45 Proc. möglich sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 100
                              Fig. 9.Verbundmaschine von Gebrüder Sulzer.
                              
                           Die Kurbeln der in drei Lagern geführten Schwungradwelle sind behufs Ausgleichung der
                              									Massenwirkungen um 180° gegenseitig versetzt. Die Lagerschalen bestehen aus
                              									Gusseisen mit eingegossenem Weissmetall. Um die Gleichförmigkeit der Bewegung zu
                              									sichern, sind die Gewichte der hin und her gehenden Theile möglichst leicht
                              									gehalten. Die Kolben bilden zu dem Zwecke dünnwandige Hohlgusskörper, die
                              									Kreuzkopfzapfen sind hohl gehalten u.s.w.
                           Der hohen Kolbengeschwindigkeit entsprechend, sind jedoch die Beanspruchungen und
                              									Lagerdrücke der Gestänge keine übermässig hohen.
                           Auf eine sorgfältige Schmierung aller bewegten Theile ist besondere Rücksicht
                              									genommen.
                           Wegen ihrer gedrängten Bauart ist der Platzbedarf der Maschine ein sehr geringer und
                              									eignet sich dieselbe deshalb besonders in Fällen, wo Raummangel ist. Trotzdem sind
                              									alle Theile der Maschine bequem zugänglich.
                           Auf der Ausstellung war die Maschine mit einer Centrifugalpumpe für eine Leistung von
                              									rund 25000 l in der Minute auf etwa 15 m Förderhöhe direct gekuppelt.
                           Gebrüder Pfeiffer in Kaiserslautern hatten eine mit
                              									Auspuff arbeitende liegende Verbundmaschine von 450 bezieh. 720 mm
                              									Cylinderdurchmesser für 900 mm Kolbenhub ausgestellt, welche bei 7 at Anfangsdruck
                              									des Arbeitsdampfes mit 90 minutlichen Umdrehungen 90 effective  leisten
                              									soll.
                           Zur Dampfvertheilung beider Cylinder diente eine Ventilsteuerung nach Patent Radovanovic (D. R. P. Nr. 51247 und Nr. 51876), wie sie
                              									in gleicher Weise an der in Berlin 1896 ausgestellten Verbunddampfmaschine von A. Borsig (1897 303 4)
                              									angeordnet war.
                           Die Maschine ist mit einem zweitheiligen achtrilligen Schwungrad versehen, auf
                              									welches zwei Seile zum Betreiben einer Dynamo von Joh.
                                 										Weiss in Landshut aufgelegt waren.
                           Die Maschinenfabrik, Eisengiesserei und Kesselschmiede Heinrich Rockstroh in Markt-Redwitz hatte in der Sammelausstellung der
                              									bayerischen Maschinenfabriken eine stehende Verbunddampfmaschine, direct gekuppelt
                              									mit einer Gleichstromdynamo von 250 Ampère und 115 Volt bei 220 minutlichen
                              									Umdrehungen, ausserdem eine liegende Verbundmaschine mit Ventilsteuerung und
                              									Condensation ausgestellt.
                           Letztere hat Dampfcylinder von 375 bezieh. 600 mm Durchmesser für 750 mm Kolbenhub
                              									und leistet bei 90 minutlichen Umdrehungen und 10 at Anfangsdruck des Arbeitsdampfes
                              									140 .
                           Die Ventilsteuerung ist nach Patent Rockstroh (D. R. P.
                              									Nr. 63851) ausgeführt. Das Schwungrad von 3,6 m Durchmesser hat sieben Seilrillen
                              									und diente zum Betreiben einer Transmissionswelle mittels Kreisseiltriebes.
                           F. Fleischmann, Dampfkessel- und Maschinenfabrik in
                              									Nürnberg, hatte eine liegende Eincylindermaschine mit Rider-Steuerung zur
                              									Ausstellung gebracht.
                           Der Cylinder hat 250 mm Durchmesser für 500 mm Hub. Die Leistung der Maschine beträgt
                              									bei 10 at Kesseldruck und einer Cylinderfüllung von 20 Proc. bei 110 Touren in der
                              									Minute etwa 40 effective .
                           Der mit Mantel aus einem Stück gegossene Dampfcylinder arbeitet behufs Verminderung
                              									der schädlichen Räume mit getheilten flachen Grundschiebern. Zur Füllungsänderung
                              									dienen zwei auf den letzteren sich bewegende, nahezu entlastete Rundschieber, System
                              										Rider, mit je zwei Doppelkanälen, welche von einem
                              									empfindlichen Porter-Regulator mit Oelbremse, dem Kraftbedarfe der Maschine
                              									entsprechend, eingestellt werden, Durch Belastung oder Entlastung des
                              									Regulatormittelgewichtes kann die Geschwindigkeit der Maschine etwas erhöht oder
                              									vermindert werden.
                           Zum bequemen Anlassen der Maschine dient eine Andrehvorrichtung.
                           Das Schwungrad hat 3 m Durchmesser und treibt mittels der in vier Rillen liegenden
                              									Seile einen Theil der Transmission.
                           Scharrer und Gross, Maschinenfabrik, Eisengiesserei und
                              									Kesselschmiede in Nürnberg, stellten zur Sammelausstellung bayerischer
                              									Maschinenfabriken eine liegende Dampfmaschine mit zwangläufiger Ventilsteuerung und
                              									Achsenregulator, Patent Pröll, von 40 bis 50 ;
                              									dieselbe diente zum Betreiben einer Gleichstromdynamo, welche bei 750 minutlichen
                              									Umdrehungen 230 Ampère und 110 Volt leistet.
                           Ausserdem hatte die Firma eine Dampfmaschine mit Pröll'schem Regulator und Rider-Steuerung von 30 bis 40 , in directer
                              									Verbindung mit einer Kohlensäure-Eis- und Kühlmaschine, Patent Sedlacek, für Bierbrauereien mit einer Jahresproduction
                              									von etwa 15000 hl, ferner eine kleine Dampfmaschine mit Rider-Steuerung von 7
                              									 und eine 5pferdige transportable Dampfmaschine mit Quersiederkessel
                              									ausgestellt.
                           Ausser den genannten Dampfmaschinen waren seitens einiger Firmen noch verschiedene
                              									kleinere, zum Theil mit Kältemaschinen gekuppelte Dampfmaschinen ausgestellt.
                           Schliesslich mag noch die von der Firma J. A. Maffei in
                              									München ausgestellte stehende Verbundmaschine, welche mit einer Gleichstromdynamo
                              									von 325 Ampère und 640 Volt direct gekuppelt war, Erwähnung finden.
                           Die Firma hat leider keine Zeichnungen der Maschine zur Verfügung stellen können, so
                              									dass auf eine Beschreibung der Einzeltheile derselben nicht eingegangen werden
                              									kann.