| Titel: | Einiges über Säemaschinen. | 
| Autor: | Victor Thallmayer | 
| Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 122 | 
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                        Einiges über Säemaschinen.
                        Von Victor Thallmayer,
                           								Professor an der landwirthschaftlichen Akademie in Ungarisch-Altenburg.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 106 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Einiges über Säemaschinen.
                        
                     
                        
                           
                              
                                 Säeapparate mit Streurädern.
                                 
                              Das „Superior“-Streurad. Dieses Streurad
                                 										verwendet die Firma Umrath und Co. in Prag-Bubna an
                                 										ihren Bergdrills als Nachahmung des Säeapparates der „Superior“-Company in Richmond, Indiana, Nordamerika.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 303, S. 121
                                 Fig. 32.Superior-Streurad.
                                 
                              Dieses Streurad streut den Samen nicht aus Säeabtheilungen, sondern aus
                                 										Säegehäusen, in welche es eingekapselt ist, und welche an den Boden des
                                 										Saatkastens befestigt sind. In Fig. 32 sehen wir
                                 										eine perspektivische Ansicht des Streurades sammt Säegehäuse, in Fig. 33 den Säeapparat, in seine einzelnen Theile
                                 										zerlegt, abgebildet.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 303, S. 121
                                 Fig. 33.Superior-Streurad.
                                 
                              Die Regulirung des Saatquantums geschieht bei diesem Säeapparat nicht so wie bei
                                 										anderen durch Wechselräder oder durch Vershieben der Säewelle, sondern durch
                                 										eine in Fig. 34 mit Z bezeichnete und in das Innere des Säegehäuses pendelartig
                                 										eingehängte Zunge.
                              Um diese Zunge im Inneren des Gehäuses hin und her bewegen und auf diese Weise
                                 										die Auslauföffnung des Säegehäuses enger und weiter machen zu können, dazu dient
                                 											(Fig. 34) ein aus der Zunge hervorstehender
                                 										Stift S, welcher auch aus dem Auge des Hebelarms
                                 											H heraustritt. Die Hebelarme H sind alle an eine gemeinschaftliche Welle W befestigt, und so können mit einem Rucke, in
                                 										allen Säegehäusen auf einmal, die Zungen auf ein bestimmtes Maass eingestellt
                                 										werden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 303, S. 121
                                 Fig. 34.Superior-Streurad.
                                 
                              In Fig. 35 sehen wir den Superior-Säeapparat links
                                 										auf dünne, rechts auf dichte Aussaat eingestellt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 303, S. 121
                                 Fig. 35.Superior-Streurad.
                                 
                              Durch Schraffirung plastisch hervorgehoben sind die einzelnen Theile des
                                 										Superior-Säeapparates auch aus Fig. 36 zu
                                 										entnehmen. Zu dem Superior-Säeapparat können behufs Regulirung des
                                 										Aussaatquantums eventuell auch Wechselräder verwendet werden.
                              Maasse: Der Durchmesser des Streurades beträgt 92
                                 										mm, die Streubreite seines Kranzes 10 mm, an welchem 15 Streurippen sich
                                 										befinden; die quadratische Säewelle hat 15 mm Seitenlange. Die obere Oeffnung
                                 										des Säegehäuses misst 75 mm in der Längs- und 45 mm in der Breitenrichtung.
                                 										Manche Fabrikanten führen das Streurad aus Messing aus.
                              Der „Columbia“-Säeapparat. Diesen einfachen
                                 										und in jeder Beziehung entsprechenden Säeapparat verwenden Clayton-Shuttleworth an ihren
                                 										Columbia-Säemaschinen. Der Columbia-Säeapparat ist dem amerikanischen
                                 										Empire-Säeapparat ähnlich, aber noch einfacher als letzterer, indem derselbe nur
                                 										aus zwei Stücken besteht; der Empire-Säeapparat besteht aus drei Stücken.
                              Beim Columbia-Säeapparat ist charakteristisch, dass bei demselben der Same nicht
                                 										aus der Mitte des Gehäuses heraus, sondern von dessen Seite weg gesäet wird,
                                 										wodurch die
                                 										Einkapselung des Streurades in das Gehäuse vermieden wird und das Streurad an
                                 										das Gehäuse bloss von der Seite angeschoben zu sein braucht; dadurch wird ein
                                 										eventuelles Festklemmen des Streurades und über- grosse Reibung vermieden. Beim
                                 										Anbau von Getreide oder grossen Samen kann zwischen Streurad und Gehäuse auch
                                 										ein Zwischenraum von 0,5 mm gelassen werden, beim Anbau von feinen Samen, wie
                                 										z.B. Klee, muss jedoch darauf gesehen werden, dass das Streurad mit seinem Rande
                                 										ganz an das Gehäuse anstehe, weil sonst der Same zwischen Gehäuse und Streurad
                                 										hindurchfallen würde. Wie bei allen Säeapparaten, muss auch bei diesem darauf
                                 										gesehen werden, dass derselbe nicht mit Schmieröl verunreinigt werde, weil sonst
                                 										die Samen ankleben würden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 303, S. 122
                                 Fig. 36.Superior-Streurad.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 303, S. 122
                                 Fig. 37.Columbia-Säerad.
                                 
                              Den Columbia-Säeapparat sehen wir in Fig. 37, die
                                 										zu demselben gehörigen Streuräder in Fig. 38
                                 										abgebildet. Von diesen Streurädern dient das links befindliche zum Anbau feiner,
                                 										das in der Mitte befindliche zum Anbau von Getreide-, das äussere rechte zum
                                 										Anbau grosser Samen. Das Streurad für feine Samen hat an seiner schmalen Rinne
                                 										keinerlei Säerippen; es genügt zum Mitnehmen und Auswerfen der Samen die
                                 										natürliche Rauheit des Gusseisens.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 303, S. 122
                                 Fig. 38.Columbia-Säerad.
                                 
                              Zur Regulirung des Saatquantums werden Wechselräder verwendet.
                              Die Streuräder für die verschiedenen Samengattungen haben gleichen
                                 										Durchmesser und unterscheiden sich von einander nur durch die Breite und Tiefe
                                 										ihres Streuringes.
                              Durch ihren flachen Ring, der sich von der Nabe gegen den vertieften Streuring
                                 										hin erstreckt, reguliren diese Streuräder gleichzeitig auch die Grösse der
                                 										Auslauföffnung aus dem Gehäuse, die bei feinen Sämereien gering, bei Getreide
                                 										grösser und bei grossen Körnern am grössten sein muss.
                              Maasse: Der Durchmesser der Columbia-Säescheiben
                                 										misst 113 mm; die Maasse der Streuringe in den Säescheiben sind für Getreide 15
                                 										mm Breite, 9 mm Tiefe, für feine Sämereien 6 mm Breite, 6 mm Tiefe, für grosse
                                 										Samen 29 mm Breite und 12 mm Tiefe. Der Durchmesser der Säewelle beträgt 23
                                 										mm.
                              
                           
                        
                           Amerikanische Reihensäemaschinen.
                           Als zu Beginn der 40 er Jahre der Anbau mit Säemaschinen allgemein zu werden anfing
                              									und Aussicht dafür vorhanden war, dass deren Fabrikation sich zu einem blühenden
                              									Industriezweige herausbilden werde, hörte in Amerika der Import von Säemaschinen aus
                              									England auf, und von diesem Zeitpunkte datirend, fingen die Amerikaner mit der ihnen
                              									eigenen Selbständigkeit, die das einfache Copiren des englischen Originals von
                              									vornherein ausschloss, an, sich mit ganzer Kraft auf die Fabrikation von
                              									Säemaschinen zu werfen, und es gelang ihnen auch vollkommen, solche Säemaschinen zu
                              									construiren, welche in ihre Verhältnisse ganz hineinpassen und von den englischen
                              									und den bei uns gebräuchlichen ganz und gar sich unterscheiden, ja jetzt uns als
                              									Originale dienen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 122
                              Fig. 39.
                              1: „Shoe-drill“
                                 										Reihensäemaschine; 2: „Disk-Drill“ Reihensäemaschine; 3 und 4:
                                 											„Hoe-drill“ Säemaschinen.
                              
                           Im Allgemeinen findet man, dass die Amerikaner auf dem Gebiete des
                              									landwirthschaftlichen Maschinenbaues weder von uns, noch überhaupt etwas
                              									Europäisches übernommen haben, während man umgekehrt findet, dass bei uns nicht
                              									selten nach amerikanischen Vorbildern gearbeitet wird, wenn oft auch nur der Neuheit
                              									wegen.
                           Die in Amerika gebauten Säemaschinen zeigen aber unter einander Verschiedenheiten,
                              									welche sich nicht nur auf die Säeapparate allein, sondern auch auf die Schare
                              									erstrecken, weil die Amerikaner, und hierin muss man ihnen Recht geben, bei der
                              									Formgebung der Schare auch auf die physikalische Beschaffenheit des Bodens Bedacht
                              									nehmen, und je nachdem derselbe gebunden, lose, verunkrautet oder zur Krustenbildung
                              									geneigt ist, andere Schare verwenden.
                           Die amerikanischen Säemaschinen lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten
                              									eintheilen, so z.B., wenn wir von den in der Form der Schare sich zeigenden
                              									Unterschieden ausgehen, können wir die amerikanischen Säemaschinen eintheilen:
                           1) In „Hoe-drills“, mit Stiefelscharen versehene
                              									Säemaschinen; wie solche in Fig. 39 sub 3 und 4 und
                              									in Fig. 42 sub 2 abgebildet sind. Diese Form von
                              									Scharen eignet sich für bindigen und scholligen Boden; dieselben greifen wühlend in
                              									den Boden ein, eignen sich aber zur Anwendung nicht auf solchen Stellen, wo mit
                              									strohigem Stallmist gedüngt wird, weil sie ihn wieder hinaufbringen. In Amerika wird
                              									wenig strohiger Stalldünger auf die Felder gebracht, zumeist kurzer, sogen.
                              									Barnmanure, der ein Gemisch von Excrementen verschiedener Hausthiere ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 123
                              Fig. 40.
                              1: „Shoe-drill“
                                 										Reihensäemaschine; 2: „Seeder“ Säemaschine; 3 und 4: Amerikanische
                                 										Reihensäemaschine.
                              
                           2) In „Shoe-drills“, mit schlittenkufenförmigen
                              									Scharen versehene Reihensäemaschinen, wie solche in Fig.
                                 										39 und 40 sub 1 zu sehen sind. Der Form
                              									dieser Schare nach eignen sich Drills mit solchen Scharen vornehmlich zur Verwendung
                              									auf losen, sandigen, verunkrauteten und mit Stallmist gedüngten Flächen, weil
                              									dieselben die Furche wohl öffnen, aber nichts erfassen können.
                           3) In „Disk-drills“, mit Rollscharen versehene
                              									Reihensäemaschinen, von denen eine in Fig. 39 sub 2
                              									abgebildet ist. Die Schare dieser Maschine bestehen aus keilförmig zu einander
                              									gestellten, sich drehenden Stahlscheiben. Diese Scheiben eignen sich besser zur
                              									Verwendung auf gut hergerichtetem losen, als wie auf festem scholligen Boden; nach
                              									ihnen bleibt die Bodenoberfläche nicht eben, sondern es bilden sich ähnlich wie nach
                              									dem Gebrauch der Scheiben walze auf dem Boden abwechselnd V-förmige Furchen und ⋀-förmige Kämme, welche
                              									einestheils die Krustenbildung verhindern, anderentheils den Pflanzen in ihrem
                              									zarten Alter gegen die schädlichen Einwirkungen der kalten Winterstürme zum Schütze
                              									sind; ausserdem sammeln sich in den Furchen besser die atmosphärischen
                              									Niederschläge.
                           Nach dem beurtheilt, was sich mit den amerikanischen Reihensäemaschinen anbauen
                              									lässt, können wir dieselben eintheilen:
                           1) In „Plain grain drills“, Getreidesäemaschinen,
                              									mit welchen ausschliesslich nur Getreide angebaut wird; diese Gattung ist die
                              									weitaus zahlreichste.
                           2) In „Combined grain and fertilizer drills“, mit
                              									Düngerstreukasten combinirte Drills, welche gleichzeitig Getreide bauen und in die
                              									Reihen düngen können. Diese Gattung Maschinen ist in geringerem Maasse
                              									verbreitet.
                           3) In „Grain drills and grass seeders“, mit Gras-
                              									oder Kleesäekasten combinirte Getreidesäemaschinen, welche von jenen verwendet
                              									werden, die mit ihren Reihensäemaschinen nicht nur Getreide, sondern auch feine
                              									Sämereien anbauen wollen. Dieser Vorgang documentirt zur Genüge, dass die Amerikaner
                              									ihre Getreidesäeapparate nicht zum Anbau feiner Sämereien geeignet halten.
                           Nach der Beschaffenheit des Säeapparates unterscheiden die Amerikaner:
                           1) „Single distributor drills“,
                              									Reihensäemaschinen mit nur von einer Seite streuenden Säescheiben, wie solche zum
                              									Getreidebau verwendet werden.
                           2) „Double distributor drills“,
                              									Reihensäemaschinen, welche mit von beiden Seiten streuenden Säescheiben versehen
                              									sind, und mit welchen ausser Getreide auch noch andere, zumeist feinere Samen
                              									angebaut werden können; hierbei streut die Scheibe von der einen Seite weg Getreide,
                              									von der anderen die anderen Samen.
                           Nach der Art der Regulirung des Saatquantums lassen sich unterscheiden:
                           1) „Drills with change of gear wheels“,
                              									Reihensäemaschinen mit Wechselrädern, wo die Regulirung des Aussaatquantums dadurch
                              									geschieht, dass man, wie bei uns, mit Wechselrädern der Säewelle verschiedene
                              									Geschwindigkeit ertheilt, und welche Methode auch in Amerika von vielen für die
                              									beste und sicherste gehalten wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 123
                              Fig. 41.
                              1: „Havana press drill“
                                 										Säemaschine; 2: „Blade coverer drill“ Reihensäemaschine; 3:
                                 											„Seeder“ Säemaschine; 4: „Press drill“ Reihensäemaschine.
                              
                           2) „Drills without change of gear wheels“,
                              									Reihensäemaschinen, wo das Reguliren des Saatquantums ohne Anwendung von
                              									Wechselrädern, durch Verschieben der Säewelle, durch in die Säeapparate eingefügte
                              									Stellzungen oder auf andere Weise geschieht.
                           Nach der Art und Weise, wie bei den amerikanischen Reihensäemaschinen die Reihen von
                              									den Scharen zugedeckt werden, unterscheidet man:
                           1) „Blade coverer drills“, mit Zustreifklingen an
                              									den Scharen die Saat unterbringende Reihensäemaschinen, bei welchen an den Fuss der
                              									Schare angebrachte rasirmesserförmige Klingen die Saat einstreifen, wie dies aus Fig. 41 sub 2 zu ersehen ist.
                           2) „Chain coverer drills“, die Saatrillen mit
                              									kurzen Ketten bedeckende Reihensäemaschinen, bei welchen an den Puss der Schare
                              									angehängte Zustreifketten die Saat bedecken. Solche Maschinen sind in Fig. 43 und 44
                              									abgebildet.
                           3) „Press drills“, mit Druckwalzen an den Scharen
                              									versehene Reihensäemaschinen, bei welchen an oder hinter den Scharen verschieden
                              									grosse und verschieden geformte Scheiben angebracht sein können, welche entweder
                              									vermöge ihres Eigengewichtes oder durch Belastungsfedern die Erde auf die Saatrille
                              									pressen, damit über den Körnern der Boden verdichtet werde. Solche Maschinen sind
                              									die in Fig. 41 sub 4 und die in Fig. 39 sub 1 abgebildeten.
                           Man unterscheidet noch in Amerika:
                           1) „Center gear drills“, Reihensäemaschinen, bei
                              									welchen der Antrieb der Säewelle nicht seitlich von der einen oder der anderen
                              									Fahrradnabe, sondern von der Mitte der Fahrradachse aus geschieht, durch welche
                              									Anordnung die Verunreinigung des Getriebes durch von den Fahrrädern gehobenen und
                              									herabfallenden Sand und Erde verhindert wird. Eine solche Maschine ist in Fig. 41 sub 2 abgebildet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 124
                              Fig. 42.
                              1: Amerikanische Reihensäemaschine;
                                 										2: „Hoe-drill“ Säemaschine; 3 und 4: Amerikanische
                                 										Reihensäemaschine.
                              
                           An unseren Maschinen können wir den Antrieb von der Mitte aus nicht haben, weil sich
                              									bei denselben nicht die Fahrradachse, sondern um letztere die Fahrräder drehen; es
                              									ist dies aber auch nicht nöthig, da das Triebwerk gegen herabfallenden Schmutz durch
                              									ein Blechgehäuse geschützt werden kann.
                           Bei den amerikanischen Säemaschinen muss sich die Fahrradachse deshalb drehen können,
                              									damit beim Fahren im Bogen immer jenes Fahrrad die Säewelle betreibe, welches den
                              									grösseren Bogen beschreibt; deshalb sind auch die Fahrräder mittels Sperrkegelnaben
                              									mit der Achse verkuppelt. Beim Anbau wird nämlich in Amerika nicht immer geradlinig
                              									auf und ab gefahren, sondern auch nach dem Umkreiselungssystem angebaut.
                           2) „Low down drills“, niedrig gebaute
                              									Reihensäemaschinen oder Reihensäemaschinen mit sehr niedrigen Fahrrädern, wie die in
                              										Fig. 44 abgebildete, wodurch das Einfüllen von
                              									Saatgut in den Saatkasten erleichtert wird.
                           Charakteristisch für alle amerikanischen Reihensäemaschinen ist das Fehlen des
                              									Vordersteuers und dass ihr Säeapparat unter allen Terrainverhältnissen gleichmässig
                              									streut.
                           Die Amerikaner legen beim Anbau des Getreides kein Gewicht auf den regelrechten
                              									Anschluss von Maschinenbreite an Maschinenbreite; mit peinlicher Sorgfalt sind
                              									dieselben nur beim Anbau von Mais bemüht, durchaus überall die gleiche Reihenweite
                              									zu haben, was sich durch das Behacktwerden der Maissaat mit Cultivatoren
                              									erklärt.
                           Bei den amerikanischen Reihensäemaschinen sind die Zugthiere an eine Deichsel
                              									gespannt, und damit das Gewicht der Deichsel die Thiere nicht belaste, so bringen
                              									manche Fabrikanten die Deichsel mit dem Vordergestelle in gelenkige Verbindung und
                              									unterstützen dieselbe mit einem Stelzrade, welches die Amerikaner „Castor
                                 										wheel“ nennen. Eine Säemaschine mit derartig unterstützter Deichsel ist die
                              									in Fig. 39 sub 3 abgebildete.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 124
                              Fig. 43.„Chain coverer drill“ Reihensäemaschine.
                              
                           Manche Fabrikanten bringen, damit die Deichsel nicht in die Höhe rage und dadurch die
                              									Pferde belästige, hinten am Rahmen rechts und links als Unterstützung ein Stelzrad
                              									an, wie dies aus Fig. 39 sub 4 und aus Fig. 44 zu ersehen ist.
                           Aus allen Abbildungen, die in den Fig. 39 bis 42 enthalten sind, ist zu ersehen, dass bei den
                              									amerikanischen Maschinen die Schare nicht in zwei, sondern in einer Front angeordnet
                              									sind; es ist dies bei den amerikanischen Maschinen darum leichter möglich als bei
                              									den unserigen, weil dieselben die Schare auch für Getreidebau auf eine grössere
                              									Weite gestellt haben wie wir; übrigens sind manche Säemaschinen mit einer
                              									Hebelconstruction versehen, mit welcher nach Belieben die Schare in einer oder in
                              									zwei Fronten gehalten werden können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 124
                              Fig. 44.„Low down drill“ Reihensäemaschine.
                              
                           Bei den amerikanischen Säemaschinen ist ferner die Reihen weite, auf welche die
                              									Schare für Getreidebau gestellt sind, und welche 7 bis 8 engl. Zoll (17,7 bis 20,3
                              									mm) beträgt, nicht veränderbar, weil die Scharhebel nicht verschiebbar angeordnet
                              									sind.
                           Die Scharenanzahl bei den amerikanischen Maschinen beträgt 8 bis 24, die Breite der
                              									von vier Pferden gezogenen 24reihigen Säemaschinen beträgt 14 Fuss engl. = 4,25
                              									m.
                           Es gibt auch amerikanische Reihensäemaschinen für ein Pferd; dieselben bauen
                              									gewöhnlich fünf Reihen an und werden bei der Arbeit mit Sterzen geführt. Eine
                              									derartige Maschine ist die in Fig. 40 sub 3
                              									abgebildete.
                           Bei den amerikanischen Maschinen geht der Arbeiter entweder hinter der Maschine
                              									einher, wie aus Fig. 42 sub 1 zu ersehen, oder er
                              									sitzt auf dem Saatkasten, wie in Fig. 42 sub 2 zu
                              									sehen, oder aber es kann für den Arbeiter ein besonderer Sitz angebracht sein, wie
                              									das in Fig. 42 sub 3 und 4 ersichtlich gemacht
                              									ist.
                           Die Säewelle der amerikanischen Reihensäemaschinen ist beinahe ohne Ausnahme immer
                              									ausserhalb des Saatkastens angebracht, gewöhnlich an dem Untertheil desselben,
                              									weshalb auch die amerikanischen Säemaschinen nicht direct aus dem Inneren des
                              									Saatkastens, sondern aus an dem Boden desselben befindlichen Säegehäusen
                              									streuen.
                           Zur Anfertigung des Saatkastens, ebenso zur Herstellung des Gestelles verwenden die
                              									Amerikaner zumeist Holz; bei den Amerikanern ist Blech zur Herstellung der
                              									Saatkästen, Trichter und anderen Theile der Säemaschine verpönt, was gewiss nicht zu
                              									bedauern ist, indem sie so abgehalten sind, in die oft nachlässig ausgeführte
                              									Blecharbeit, die sogen. Blechschusterei, zu verfallen. Die Schare sind immer mit
                              									vortrefflichen Stahlspitzen oder Stahlansatzblechen ausgestattet, die Säegehäuse aus
                              									feinem Gusseisen hergestellt und sehr rein gegossen; die Fahrräder haben immer Naben
                              									mit Sperrkegelrädern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 125
                              Fig. 45.„Seeder“ Säemaschine.
                              
                           Eine weitere Eigenthümlichkeit der amerikanischen Säemaschinen besteht darin, dass
                              									dieselben zumeist mit einem Flächenmessapparat, den die Amerikaner „Surveyor“ oder „Land
                                    											measurer“, zu deutsch: Landmesser, nennen, versehen sind.
                           Eine besondere Gattung bilden unter den amerikanischen Säemaschinen die sogen. „Seeder“, welche, nachdem dieselben die von
                              									ihnen gestreute Saat mit einer unterhalb ihres Gestelles angebrachten eggenartigen
                              									Construction bedecken, ein Zwischending sind zwischen den Reihensäe- und den
                              									Breitsäemaschinen. Derartige Maschinen sind abgebildet in Fig. 40 sub 2, in Fig. 41 sub 3 und Fig. 45.
                           In Amerika werden zum Anbau von Getreide auch solche Saatkästen verwendet, die auf
                              									eine Scheibenegge aufmontirbar sind, und eine Zusammenstellung, wie die in Fig. 46 abgebildete, ergeben. Die aus dem Saatkasten
                              									fallenden Samen werden von den Tellern der Scheibenegge, die in Amerika Disk harrow
                              									genannt wird, eingestreift, und hat die Saat nach ihrem Auflaufen das Aussehen einer
                              									Reihensaat.
                           Die in Fig. 41 sub 1 abgebildete, in Amerika unter dem
                              									Namen „Havana press drill“ bekannte Maschine
                              									öffnet mit Rollscharen V-förmige Saatrillen und wird der in dieselben
                              									einfallende Samen durch in der Spur der Rollschare folgende, keilförmige
                              									Peripherie besitzende Scheiben von grösserem Durchmesser eingewalzt. Es entstehen so
                              									auf der Oberfläche des Feldes abwechselnd V-förmige Vertiefungen und ⋀-förmige
                              									Kämme, welche, nachdem die Scheiben vermöge ihres Gewichtes die Erde fest
                              									zusammendrücken, selbst durch starken Regen nicht verwaschen werden können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 125
                              Fig. 46.Säemaschine mit Scheibenegge.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 125
                              Fig. 47.„Broadcast seeding“ Säemaschine.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 125
                              Fig. 48.Centrifugalsäemaschine.
                              
                           Zur breitwürfigen Saat, in Amerika „Broadcast
                                    										seeding“ genannt, verwendet man dort, besonders wo sehr extensiv
                              									gewirthschaftet wird, die bei uns schon beinahe ganz vergessenen
                              									Centrifugalsäemaschinen. Ein solcher Centrifugalsäeapparat, auf einen gewöhnlichen
                              									Karren aufmontirt und mit Kettenantrieb vom Fahrrade des Karrens in Bewegung gesetzt, ist in
                              										Fig. 47 abgebildet. Mit diesem Karren wird
                              									einfach übers Feld hin und her gefahren und führt der Karren das nöthige Quantum
                              									gleich in Säcken mit, aus welchen es in die Gosse des Säeapparates geleert wird.
                           In Amerika finden auch noch von Handkraft zu betreibende Centrifugalsäemaschinen
                              									Anwendung. Dieselben werden in der verschiedensten Weise ausgeführt; eine derselben
                              									ist in Fig. 48 abgebildet. Die ältesten derartigen
                              									Maschinen waren die Cahoon'schen; eine auf das Cahoon'sche System gebaute derartige Maschine von Pearce wurde uns von der Samenhandlung Firma Edmund Mauthner in Budapest eingeschickt und eignet
                              									sich diese Maschine gut zum breitwürfigen Aussäen in Gärtnereien.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)