| Titel: | Ueber den Bau und die Herstellung der ungeschweissten, geknoteten Stahldrahtschlingketten. | 
| Autor: | Pregél | 
| Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 156 | 
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                        Ueber den Bau und die Herstellung der
                           								ungeschweissten, geknoteten Stahldrahtschlingketten.
                        Von Prof. Pregél in
                           								Chemnitz.
                        (Schluss des Berichtes S. 130 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber den Bau und die Herstellung der ungeschweissten, geknoteten
                           								Stahldrahtschlingketten.
                        
                     
                        
                           Th. Herbst's Drahtkettenschlingmaschine.
                           Das aus Draht gebogene Kettenglied besteht aus zwei Schleifen, deren beide Drahtenden
                              									sich um den abgebogenen Mittelsteg ösenartig anschliessen (D. R. P. Nr. 89259 vom
                              									24. April 1895 von Theodor Herbst in Berlin). Indem
                              									nach Schluss der zweiten Schleife eines Kettengliedes der gerade Draht für das
                              									folgende Kettenglied in dieselbe eingezogen und der Gliedbildung in einer
                              									selbsthätig wirkenden Schlingmaschine unterworfen wird, bildet sich fortlaufend die
                              									Drahtkette. Der zur Kettengliedbildung gebrauchte Arbeitsgang ist in den Staffeln
                              										I bis VIII (Fig. 41) zergliedert, wobei in IX die fertige Kette dargestellt ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 156
                              Fig. 41.Herbst's Drahtkettenschlingmaschine.
                              
                           Der abgehaspelte Draht gelangt durch eine besondere, vorgelegte Richtmaschine
                              									zwischen Speisewalzen der Kettenschlingmaschine (Fig.
                                 										42 bis 50),
                              									welche den Draht auf bestimmte Länge ruckweise vorschaltet und durch eine
                              									Führungsbüchse schiebt, worin der Draht während der Ruhepause des Schaltwerkes durch
                              									ein Klemmwerk festgehalten wird. Hierauf beginnt am freien Drahtende das Anbiegen
                              									des Hakens I. Alsdann wird in einer zum Haken I (Fig. 41) winkelrecht
                              									stehenden Ebene die erste Schlinge II gebogen, worauf
                              									der Draht knapp hinter der Führungsbüchse abgeschnitten wird (III). Gleichzeitig mit dem Durchschnitte wird der erste Winkel IV und im weiteren Verlauf der zweite Winkel V angebogen. Nun wird die Biegung V so weit fortgesetzt, dass der gerade Enddraht, durch
                              									den Haken I sich schiebend, den Quersteg VI bildet. Die Arbeitsstaffel VII beruht in dem Umbiegen des vorstehenden geraden Drahtendes um den
                              									Schlingendraht, während in der Staffel VIII beide
                              									Drahtenden I, sowie VII
                              									fest zum Oesenschluss umgeschlagen werden. Damit nun das nächstfolgende gerade
                              									Drahtstück in die obere linksseitige Schleife VIII
                              									eingeschoben werden kann, muss das fertig gewordene Kettenglied eine Wendung
                              									machen, so dass dessen Hauptebene winkelrecht zur Drahtführungsrichtung steht.
                              									Dadurch wird das gerade Drahtstück zum Träger des freigelassenen Kettengliedes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 156
                              Fig. 42.Herbst's Drahtkettenschlingmaschine.
                              
                           Die in demselben Patente Nr. 89259 einbegriffene selbsthätige Kettenschlingmaschine
                              										(Fig. 42 bis 50) besitzt folgende
                              									Einrichtung:
                           Von der Riemenscheibe A wird die Hauptwelle B und damit die aufgekeilten Curvennuthscheiben, sowie
                              									durch Räderwerke C die Speisewalzen und durch Räder D
                              									eine abgesonderte Curvenscheibe E betrieben. Da nun mit
                              									jeder Umdrehung der Hauptwelle B ein Kettenglied fertig
                              									gestellt wird, so muss die durch die ins Langsame (1 : 2) übersetzenden Räder
                              									bethätigte Curvenscheibe E eine doppelt wirkende
                              									Curvennuth zur Ausgleichung des Ganges erhalten. Dagegen wird durch die Räderwerke
                              										G eine Uebersetzung (3 : 1) ins Schnelle erhalten,
                              									wodurch die Schaltgeschwindigkeit des Drahtvorschubes erhöht und die Schaltzeit
                              									abgemindert wird. Nun ist die Einrichtung getroffen, dass bei fortlaufendem Betrieb
                              									der Speisewalzen der Drahtvorschub nur bei nieder gestellter Oberwalze eintritt,
                              									sobald diese den Draht klemmt. Dieses Niederdrücken der durch Federn schwebend
                              									erhaltenen Oberwalze wird durch einen Bogenhebel F
                              									bewirkt, der mit seinem langen Ende auf einer Zahnscheibe G spielt und mit einem in dem langen Hebelschenkel vorgesehenen
                              									Mittelstift auf das Zapfenlager der Oberwalze wirkt, während dieser Hebel mit seinem
                              									kurzen Schenkel den Draht in der Führungsbüchse festhält. Belastet wird dieser
                              									Bogenhebel F durch einen übergreifenden federgespannten
                              									zweiten Bogenhebel, der mit einer Nase auf dem Rücken von F sich stützt. Der wirkende Zahneinschnitt der Scheibe G beträgt ein Sechstel des vollen Umfanges der sonst
                              									glatten, kreisrunden Scheibe, so dass die Drahtzuführung nur den sechsten Zeittheil
                              									der Gliedbildung beansprucht.
                           Zum Anbiegen des Hakens I wird das Biegewerkzeug S durch die Curvennuthscheibe H bethätigt, während der zweite Biegeprocess II (Fig. 41) von der Nuthscheibe J eingeleitet wird. Es treibt ferner eine seitliche
                              									Curvenscheibe K das Schneidwerk R, welches nach beendetem Durchschnitt III im
                              									weiteren Verlauf die Winkelbildung IV besorgt, wobei
                              									die Curvenmuffe L und die Curvenscheibe Emitwirken, so dass die zweite Winkelbildung V folgen kann. Durch die Curvenmuffe N wird diese Biegung V,
                              									sowie die Schleifenbildung VI bedingt, wobei durch die
                              									Curvenscheibe M die Biegedorne in Thätigkeit gebracht
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 157
                              Herbst's Drahtkettenschlingmaschine.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 157
                              Fig. 46.Herbst's Drahtkettenschlingmaschine.
                              
                           Endlich wird durch die Nuthscheibe O das Umbiegen des
                              									Drahtendes VII und durch die seitlich an der Muffe N vorgesehene Curvennuth P
                              									der Verschluss der Endösen am Kettengliede durchgeführt.
                           Als eigentliche Werkzeuge dienen die beiden Speisewalzen Q zur Fortrückung des Drahtes, ferner die Schraube c (Fig. 48) im Bogenhebel F zum Festklemmen des Drahtes, der Schieber R (Fig. 49 und 50) zum Abschneiden III und zum Winkelbiegen IV, der Spindelkopf S (Fig. 51) zur
                              									Hakenbildung I, das stehende Biegerohr T (Fig. 52) zur
                              									Schleifenbildung II, die liegende Schubspindel U (Fig. 54) zur Bildung der
                              									zweiten Schleife VI, die verschiebbare Biegewelle V zum Abbiegen des letzten Drahtendstückes und die zwei
                              									Gesenkplatten W zum Verschluss der beiden Endösen VIII. Endlich sind die Dornwerkzeuge X und Y, sowie der
                              									Stabdorn Z an einer gemeinschaftlichen Schlittenplatte
                              										p angebracht. Der flache Dorn Y steht etwas höher als der Dorn X, damit beim Niedergang der Schlittenplatte p der Dorn X aus dem
                              									Bereiche der Drahtschleife kommt, während der Dorn Y
                              									noch Stütze bildet. In eine Aussparung des Dorn es Y
                              									legt sich das fertig gewordene Kettenglied ein. Der Spindelkopf S (Fig. 51) hat an der
                              									Stirn einen Schulteransatz 1 und parallel dazu
                              									liegend eine Fingerleiste 2, zwischen welchen der Draht
                              									eingeführt wird. Durch das stehende Biegerohr T ist der
                              									Stangendorn Z geschoben, welcher an die dachförmige
                              									Schulterleiste 3 anschliesst, während der Draht in der
                              									Nuth geführt und abgeschlossen ist, solange der Stabdorn Z hochsteht. Im Kopf der Schubspindel U ist
                              									eine Aussparung 4 vorhanden, welche über den Biegedorn
                              										Y passt, so dass im Ausschlag rechts der Biegekopf
                              										U über den senkrechten Dorn Y gehen kann. In der Stirnfläche dieses Biegekopfes U ist eine Quernuth 5
                              									vorgesehen, welche ihre Fortsetzung in der Aussparung 4
                              									erhält, wodurch sowohl der gerade Draht, als auch die Gliedschleife Anhalt und
                              									Führung findet, als auch die Wendung erhält. In einer flachen Zunge 6 mit Absatz 7 endigt die
                              									Biegewelle V, welche ausser Drehung noch Verschiebung
                              									erhält und die zugleich Anlage und Amboss für die beiden gegen einander wirkenden
                              									Gesenkschlitten W bildet, wodurch der Schluss der
                              									Endösen herbeigeführt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 157
                              Fig. 48.Herbst's Drahtkettenschlingmaschine.
                              
                           Die in festen Lagern laufende untere Speisewalze Q,welche durch (3 :
                              									1) übersetzende Zahnräder C getrieben wird, bethätigt
                              									fortlaufend durch gleiche Räder a die obere
                              									Speisewalze, deren Zapfenlager durch eine Windungsfeder gehoben, durch den
                              									Mittelstift 8 des Bogenhebels F niedergestellt wird, wozu der Nasenansatz 9
                              									des mit der Feder 10 gespannten oberen Bogenhebels
                              									dient, sowie die Hebelrolle F in den Zahnschnitt der
                              									Scheibe G einfällt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 158
                              Herbst's Drahtkettenschlingmaschine.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 158
                              Herbst's Drahtkettenschlingmaschine.
                              
                           Im Gegenfall wird der Mittelstift 8 die Oberwalze Q frei lassen, während die
                              									Klemmschraube c am kurzen Hebelende F den Draht in der Führungsbüchse d festhält. Durch Rollenschieber e wird von Curvennuth K
                              									ein Winkelhebel f betrieben, welcher in den
                              									Schneidstahlschieber R einsetzt. Dem Biegekopf U wird durch den Hebel g,
                              									in gleicher Weise der Biegewelle V durch den Hebel
                              										h geradlinige Schwingungsbewegung mittels der
                              									Nuthmuffen K bezieh. N
                              									ertheilt. Ebenso erhalten in gleicher Weise durch Zahnstangenschienen kreisende
                              									Schwingungen: der Spindelkopf S durch i und der Biegekopf U
                              									durch k, während die Biegewelle V drehende Wechselschwingung durch die Zahnstangenschiene l erhält. Durch Vermittelung von Winkelrädern m bekommt das Biegerohr T
                              									Wechseldrehung um 180°, wobei der als Zahnbogen ausgebildete Winkelhebel n, durch Rollenschiene o
                              									von der Curvenscheibe J bethätigt, die
                              									Schwingungsbewegung auf die Winkelwelle m
                              									überträgt.
                           Ferner wird die Schwingung der für die Dornwerkzeuge X,
                                 										Y und Z dienenden Schlittenplatte p durch Winkelhebel q und
                              									Rollenschiene r von der Curvenscheibe M hervorgerufen. Endlich erhalten die beiden
                              									Gesenkschieber W gegensätzliche Hubbewegung durch
                              									Vermittelung der Schieberplatten s und t von der doppelten Kurbelzapfenscheibe u, mittels Hebel v und
                              									Zugstange w vom Doppelhebel x durch die Curvenscheibe P. Das
                              									Lagerböckchen y stützt den Belastungshebel b, während das Böckchen z
                              									dem Bogenhebel F zum Lager dient.