| Titel: | Schiffscompass mit Fernübertragung. | 
| Autor: | Rr. | 
| Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 162 | 
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                        Schiffscompass mit Fernübertragung.
                        Mit Abbildungen.
                        Schiffscompass mit Fernübertragung.
                        
                     
                        
                           Im October 1895 schrieb die nautische Abtheilung des Reichsmarineamtes einen Preis
                              									aus für die Erfindung eines Compasses mit Fernübertragung. Die Richtung der
                              									Compassrose eines auf einem Schiffe aufgestellten Compasses sollte nach einer
                              									anderen Stelle des Schiffes selbsthätig so übertragen werden, dass danach gesteuert
                              									werden kann. Es sind darauf vier Bewerbungen eingegangen und das Resultat derselben
                              									ist noch nicht veröffentlicht worden. J. Prigge in
                              									Bruchsal scheint sich schon vor der Preisausschreibung mit dieser Aufgabe
                              									beschäftigt zu haben, denn derselbe erhielt ein D. R. P. Nr. 89230 auf seine
                              									Erfindung, welche nun näher mit Hilfe der Fig. 1 bis 3 betrachtet werden
                              									soll.
                           Die Säule B (Fig. 2), in deren Bohrung
                              									die Spitze S eingesetzt ist, trägt die leicht drehbare,
                              									mit den Armen A und E
                              									versehene Hülse H. Am Ende des wagerechten Armes A sind, von diesem isolirt, drei Contactstifte c1c2c3
                              									eingeschraubt. Zwischen diesen Stiften spielt das Contactplättchen n, das in gleicher Weise wie die Compassrose mittels
                              									eines Achat- oder Glashütchens auf einer Spitze leicht beweglich aufgehängt ist.
                              									Getragen wird dieses Contactplättchen von dem an der Rose befestigten Winkelstück
                              										t. Diese Theile sind so bemessen, dass das
                              									Contactplättchen n in der Ebene der Compassrose R liegt, welch letztere an dieser Stelle mit einem
                              									sectorförmigen Ausschnitt versehen ist, durch welchen die drei Contactstifte
                              									hindurch treten und so weit über die Rose hinausragen, als die Schwankungen
                              									derselben bedingen. Um das Herabfallen des Contactplättchens von der Spitze zu
                              									verhindern, ist auf der oberen Seite der Rose über dem Hütchen des Plättchens die
                              									Zunge u angebracht, welche gleichzeitig zur Befestigung
                              									des Winkelstückes t dient.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 162
                              Schiffscompass mit Fernübertragung von Prigge.
                              
                           Von den Contactstiften c1c2c3 führen
                              									Kupferdrähte zu drei Platinringen r1r2r3, welche, durch Ebonit oder Elfenbein isolirt, auf
                              									der Hülse H angeordnet sind. Auf diesen Ringen
                              									schleifen die Contactfedern f1f2f3, welche durch
                              									Kupferdrähte mit drei auf dem Zapfen Z der
                              									Compassbüchse angebrachten Platinringen verbunden sind. Die auf diesen Ringen
                              									schleifenden Federn stehen mit drei auf dem Zapfen Z1 (Fig. 1) des Cardanringes
                              									angebrachten Contactringen in leitender Verbindung, auf welch letzteren wieder drei
                              									Federn schleifen, an welche die drei Leitungsdrähte d1d2d3 angeschlossen sind, welche zur Batterie
                              									und zu den zu bethätigenden Apparaten führen. Die Bethätigung dieser Apparate
                              									erfolgt nun in folgender Weise:
                           Ist der positive Pol der Batterie mit dem Draht d2, der negative Pol mit
                              										d1 verbunden, so
                              									nimmt der galvanische Strom folgenden Weg: Vom positiven Pol durch d2 zur Feder f2, Ring r2 zum Contactstift c2, von diesem zum
                              									Contactplättchen n. Es könnte auch die Verbindung der
                              									Federn f mit den Drähten d
                              									durch ein dünnes, leicht biegsames dreiadriges Kabel bewerkstelligt werden, wodurch
                              									die Schleifcontacte auf den Zapfen Z und Z1 in Wegfall
                              									kämen.
                           Wie aus Fig. 3
                              									ersichtlich, umfasst das gabelförmig gestaltete Ende des Contactplättchens n den Contactstift c2, während das andere Ende zwischen den
                              									Contactstiften c1 und
                              										c3 spielt. Es
                              									bieten sich also von hier aus dem galvanischen Strom zwei Wege, je nachdem das
                              									Contactplättchen am Contactstift c1 oder c3 anliegt; berührt es den Stift c1, so geht der Strom
                              									von c1 zum Ring f1, Feder f1 und durch den Draht d1 zum negativen Pol der Batterie. In
                              									gleicher Weise gelangt der Strom durch den Draht d3 zur Batterie, wenn das Contactplättchen n den Stift c3 berührt. Es sind also zwei getrennte Stromkreise
                              									vorhanden, welche wechselweise erregt werden, je nachdem die Compassrose nach rechts
                              									oder links abweicht.
                           Die Nutzbarmachung dieser Contactvorrichtung geschieht nun folgendermaassen: Die
                              									Drähte d1 und d3 führen zu zwei
                              									Elektromagneten, welche eine Antriebsvorrichtung bethätigen, die in einer solchen
                              									Entfernung vom Compass angebracht ist, dass die Magnetnadeln M desselben nicht dadurch beeinflusst werden. Die Elektromagnete bewirken
                              									mittels Sperrhaken und Sperrad die Drehung einer Achse, welche ausser einer Scheibe
                              									mit einer der Compassrose nachgebildeten Theilung ein Kettenrad trägt, derart, dass
                              									bei jedem Ankeranzug die Achse etwas nach links oder rechts gedreht wird, je nachdem
                              									der eine oder der andere der beiden Elektromagnete seinen Anker anzieht. Eine über
                              									das Kettenrad laufende dünne Kette ohne Ende ist in geeigneter Weise zum Compass
                              									geführt, wo sie zunächst über zwei Rollen L läuft,
                              									welche neben einander in dem am Zapfen Z2 befestigten Böckchen b (Fig. 1)
                              									derart gelagert sind, dass das auf und ab laufende Kettenstück möglichst genau in
                              									der Verlängerung der Drehungsachse des Cardanringes liegt. Durch diese Anordnung
                              									wird erreicht, dass die leichte Beweglichkeit des Cardanringes durch die Kette nicht
                              									gehemmt wird, da diese bei den Schwingungen des Ringes nur eine leichte, auf eine
                              									längere Strecke sich vertheilende Verdrehung erleidet. Von den Rollen L aus ist die Kette unterhalb der Rippe des
                              									Cardanringes zu dem Kettenrädchen k (Fig. 2) geführt, welches
                              									an der unteren Seite der Kapsel O angebracht ist. Die
                              									Kapsel O ist mit dem Cardanring fest verbunden und
                              									endigt in eine Büchse, in welcher der Zapfen Z3 (Fig. 1) des Compasses
                              									gelagert ist. Im Inneren der Kapsel befindet sich das Kettenrädchen v, das mit dem äusseren k
                              										(Fig. 2) auf einer
                              									Achse sitzt und sich folglich mit diesem gemeinschaftlich dreht. Ueber das
                              									Kettenrädchen v läuft ebenfalls eine feine endlose
                              									Kette und diese, über Leitröllchen l (Fig. 1) durch die Bohrung
                              									des Zapfens Z3 in das
                              									Innere des Compasses geführt, vermittelt die Drehung des Kettenrades T (Fig. 2), welches am
                              									unteren Ende der Hülse H befestigt ist. Diese
                              									Einrichtung wirkt nun folgendermaassen:
                           Berührt das Contactplättchen n den Contactstift c3, so wird der Strom
                              									für den rechts drehenden Magneten geschlossen; dieser zieht seinen Anker an und
                              									dreht dadurch das Sperrad und das auf derselben Achse sitzende Kettenrad um einen
                              									Zahn nach rechts. Diese kleine Drehung wird in der beschriebenen Weise mittels der
                              									Kette auf das Kettenrad T im Inneren des Compasses
                              									übertragen und somit auch der mit dem Kettenrad T fest
                              									verbundene Arm t etwas nach rechts bewegt. Dadurch wird
                              									die Berührung zwischen n und c3 aufgehoben und das Contactplättchen
                              									spielt wieder frei zwischen den Contactstiften. Stellt nun die Rose, indem sie
                              									weiter nach rechts abweicht, den Contact zwischen n und c3
                              									wieder her, so wiederholt sich das Spiel von Neuem so lange, als diese Abweichung
                              									andauert. Derselbe Vorgang findet statt, wenn die Rose nach links abweicht.
                           Der Arm A folgt also genau den Bewegungen der Rose, ohne
                              									deren Beweglichkeit zu beeinträchtigen, da er bei der leisesten Berührung dieser
                              									ausweicht. Durch die mechanische Uebertragung mittels der Kette ist die
                              									Uebereinstimmung der ersten, zugleich als Antriebsvorrichtung dienenden
                              									Anzeigevorrichtung gewährleistet, und da die anderen Apparate hinter einander in
                              									einem nicht durch Contacte unterbrochenen Stromkreis liegen, so sind auch deren
                              									Angaben zuverlässig.
                           Um behufs Verstärkung der Richtkraft der Rose möglichst kräftige Magnetnadeln
                              									verwenden zu können, ohne gleichzeitige Vermehrung der Reibung zwischen Spitze und
                              									Hütchen, dient folgende Vorrichtung:
                           Die Rose R hängt mit einer Anzahl paralleler Coconfäden
                              									an einem Ende des Wagbalkens W (Fig. 2); das andere Ende
                              									des letzteren ist mit einem Gewicht G belastet, das so
                              									gewählt ist, dass die Reibung zwischen Hütchen und Spitze nahezu aufgehoben wird.
                              									Das Gewicht kann durch eine Feder ersetzt werden. Da die ganze Aufhängevorrichtung
                              									den Bewegungen der Compassrose folgt, so findet eine Verdrehung der Coconfäden nicht
                              									statt.
                           
                              
                                 Rr.