| Titel: | Neuerungen im Eisenhüttenbetriebe. | 
| Autor: | Weeren | 
| Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 174 | 
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                        Neuerungen im Eisenhüttenbetriebe.
                        Von Dr. Weeren in
                           								Charlottenburg.
                        (Fortsetzung des Berichtes Bd. 286 * S.
                           								265.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen im Eisenhüttenbetriebe.
                        
                     
                        
                           Die Rheinischen Chamotte- und Dinaswerke, Abtheilung
                              									Bendorf, haben sich neuerdings eine Ausmauerung für Winderhitzer patentiren lassen,
                              									bei der zwei Arten verschieden geformter Cowper-Rohre zu einem sehr festen Verbände
                              									zusammengesetzt werden.
                           Die Rohre Fig. 1 bis 3 haben einen äusseren
                              									quadratischen Querschnitt, während der innere eine beliebige Form haben kann. In
                              									ihrer äusseren Gestalt unterscheiden sich die beiden Rohrsysteme dadurch, dass bei
                              									der einen Sorte a die Läugskanten mit Rippen versehen
                              									sind, bei der anderen Sorte b hingegen abgestumpfte
                              									Längskanten vorhanden sind.
                           Der Aufbau der Ausmauerung geschieht in der Weise, dass in allen über einander
                              									stehenden Schichten die Rohre a einer Schicht auf Rohre
                              										b der darunter liegenden Schicht zu stehen kommen.
                              									Dabei greifen die Rippen der Rohre a einer oberen
                              									Schicht auf die Rippen der Rohre a der unteren Schicht,
                              									die den Rohren b der unteren Schicht benachbart sind,
                              									über. Die Anordnung und Versetzung der Rohre a in den
                              									einzelnen Schichten erfolgt derartig, dass ein geordneter Steinverband und eine
                              									gleichmässige Lastvertheilung zwischen den über einander liegenden Schichten
                              									erhalten wird. Bei einer derartigen Ausmauerung wird durch die Rippen der Rohre a eine gleichmässige Vertheilung des Rohrdruckes auf
                              									alle Rohre erzielt und zugleich die Festigkeit des ganzen Verbandes erhöht. Auch ist
                              									es möglich, an den unteren Rohren Reparaturen vorzunehmen, ohne eine Störung des
                              									ganzen Systems zu verursachen. (D. R. P. Nr. 89089.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 174
                              Ausmauerung für Winderhitzer.
                              
                           Eine auf dem gleichen Princip beruhende neue Ausmauerung für Winderhitzer ist von C. A. Brackelsberg, Ingenieur in Völklingen, erfunden
                              									worden. Von der vorbeschriebenen unterscheidet sich dieselbe vortheilhaft dadurch,
                              									dass alle Steine dieselbe Gestalt haben, sich aber trotzdem zu einem ebenso festen
                              									Verbände vermauern lassen. Die Grundform des neuen Steines ist, wie Fig. 4 zeigt, ein Dreieck, dessen Seiten opq zwecks Bildung des Steingitters entsprechend der
                              									inneren Bohrung abgestumpft sind. Fig. 4 zeigt eine
                              									runde Bohrung. Demgemäss sind bei der Dreiecksgestalt des Steines sechs Steine
                              									erforderlich, um durch die entsprechend ausgesparten Ecken eine neue Bohrung zu
                              									erzeugen. Statt der dreieckigen Grundform können auch quadratische Steine gewählt
                              									werden, auch kann statt der runden Bohrung eine eckige verwendet werden. Immerhin
                              									bleibt aber die runde Bohrung der besseren Reinigung halber die zweckmässigste.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 174
                              Fig. 4.Ausmauerung für Winderhitzer von Brackeisberg.
                              
                           Die Art der Ausmauerung veranschaulichen die Fig. 5 und 6, welche in Oberansicht
                              									und Schnitt links die neue Ausmauerung, rechts die bisherige Art der Ausmauerung mit
                              									sechseckigen Steinen zeigen. Durch Aneinandersetzen der Steine abcdef entsteht der Kanal g, sowie Theile von Kanälen hi u.s.w. Bei der
                              									nächsten Schicht werden nun die Steine so gesetzt, dass der Kanal g aus nur einem Stein, der die Ecken der Steine abcdef überdeckt, gebildet wird. Die Ecken dieses
                              									Steines bilden dann Theile der Kanäle bdf. Die nächste
                              									Steinlage wird sodann so gesetzt, dass der Kanal g
                              									ebenfalls aus nur einem Stein gebildet wird, dessen Ecken Theile der Kanäle ace bilden. Die dann folgende Schicht ist gleich der
                              									ersten.
                           Auf diese Weise entsteht ein inniger Verband, der in Fig. 6 durch die stark
                              									ausgezogenen Linien mn angedeutet ist. (D. R. P. Nr.
                              									87728.)
                           F. Burgers in Gelsenkirchen schlägt vor, die Rast bei
                              									Hochöfen nicht mehr wie bisher innerhalb des Hochofenschachtes anzulehnen, sondern
                              									den oberen Theil derselben zu einem kastenartigen Tragring für den Schacht
                              									auszubilden, dass die innere Fläche desselben einen Theil der Rast bildet, seine
                              									obere Fläche den Hochofenschacht trägt, während die untere Fläche in bekannter Weise
                              									auf eisernen Tragsäulen ruht.
                           Burgers bezweckt durch diese Neuerung, die bislang in
                              									Folge des dicken Mauerwerks am wenigsten gekühlte, durch die niedergehenden
                              									Schmelzmassen aber in ganz besonders hohem Grade beanspruchte Stelle des Hochofens
                              									durch eine geeignete Kühlung widerstandsfähiger zu machen.
                           Fig. 7 zeigt in
                              									senkrechtem Schnitt einen Hochofen, dessen rechte Hälfte die Burgers'sche Neuerung veranschaulicht, während die linke Hälfte die
                              									bisherige Rastanordnung aufweist; Fig. 8 zeigt eine
                              									theilweise Ansicht des Tragringes, sowie der Schachtbekleidung. Der Tragring T liegt mit seiner Innenfläche, die mit einer
                              									feuerfesten Verkleidung versehen sein kann, mit der Rastinnenfläche bündig, besitzt
                              									die Gestalt eines nach aussen offenen Kastens und erhält durch das Spritzrohr R Kühlwasser zugeführt. Derselbe besteht zweckmässig
                              									aus einzelnen Segmenten, die durch Schrauben a und ein
                              									ringsum lautendes Band b zusammengehalten werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 174
                              Ausmauerung für Winderhitzer von Brackeisberg.
                              
                           Burgers empfiehlt ausserdem, auch den Schacht selbst aus
                              									ähnlich gestalteten kastenartigen, nach aussen offenen Ringsegmenten O zusammenzusetzen, um auch diesen gegen Abnutzung zu
                              									schützen. In dem Schachtgemäuer werden durch nach innen vortretende Ansätze mehrere
                              									unveränderliche Stellen geschaffen, durch die das feuerfeste Mauerwerk, welches
                              									schwächer als sonst üblich gehalten zu werden braucht, sehr gegen Verschleiss
                              									geschützt wird. Die Kästen können in gleicher Weise wie der Tragring T durch Kühlwasser gekühlt werden. (D. R. P. Nr.
                              									88845.)
                           Georg Günther in Witkowitz, Mähren, macht in Stahl und Eisen, 1894 S. 614 ff., den Vorschlag, den
                              									Hochofenprocess in solchen Industriebezirken, denen ein geeigneter Koks aus weiten
                              									Entfernungen unter erheblicher Vertheuerung zugeführt werden muss, in zwei
                              									selbständige Theile zu zerlegen, den ersteren derselben, den Reductionsprocess, mit
                              									einem billiger zu beschaffenden Brennstoff durchzuführen und nur zur Schmelzung des
                              									in den Erzen reducirten Eisenschwammes Koks bezieh. Holzkohle zu verwenden.
                           
                           Von ähnlichen Vorschlägen, den Hochofenprocess in zwei Theile zu zerlegen, deren
                              									jeder in einem besonderen Ofen durchzuführen ist, unterscheidet sich der Günther'sche Vorschlag vortheilhaft dadurch, dass er
                              									nicht wie jene sich die directe Eisenerzeugung zum Ziel gesetzt hat, sondern als
                              									Endproduct ein Roheisen, nicht aber ein schmiedbares Eisen oder Stahl gewinnen
                              									will.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 175
                              Burgers' Neuerung am Hochofen.
                              
                           In einem vor der „Eisenhütte Oberschlesien“ gehaltenen Vortrage führt Günther aus, dass bei nicht allzu armen Erzen im
                              									Hochofen etwa 4-bis 5mal mehr Koks gebraucht wird, als zur Schmelzung allein
                              									erforderlich ist. Maassgebende Gründe, die dagegen sprechen, den Reductionsprocess,
                              									der demnach den grössten Theil des aufgewendeten Koks für sich beanspruche, in einem
                              									besonderen Ofen mit einem billigeren Brennstoffe (z.B. nicht backenden Kohlen)
                              									auszuführen, seien nicht vorhanden. Die mit einer derartigen Kohle gemischten,
                              									eventuell vorher gerösteten Erze werden in an liegende Koksöfen erinnernden
                              									Retortenöfen, die auf einer Plattform oberhalb des eigentlichen Hochofens liegen,
                              									bei einer so niedrigen Temperatur, die eine Verschlackung etwa unreducirt bleibenden
                              									Eisens unmöglich macht, zu Eisenschwamm reducirt, wobei die abgesaugten gasförmigen
                              									kohlenoxydreichen Reactionsproducte zur Beheizung der von einem Kanalsystem
                              									durchzogenen Retortenwände verwandt werden.
                           Die reducirten Erze gelangen dann, ohne mit der Atmosphäre in Berührung treten zu
                              									können, in den darunter befindlichen Hochofen, woselbst sie unter Zugabe von Koks
                              									und den erforderlichen Zuschlägen in gewöhnlicher Weise verschmolzen werden.
                           Die Fig. 9 und 10 veranschaulichen eine
                              									zur Ausführung dieses Verfahrens von Günther
                              									construirte Ofenanlage. Die Reductionsöfen R, sechs an
                              									der Zahl, sind auf einer durch Tragsäulen gestützten Plattform angeordnet. Jeder
                              									Ofen ist 3 m lang, etwa 0,5 m breit und 1,3 m hoch, mit zwei Füllöffnungen O2 und O3 und einem
                              									Gasabzugsstutzen O1 im
                              									Deckengewölbe, ganz nach Art moderner Koksöfen mit Gewinnung der Nebenproducte.
                              									Der Ofenboden besteht aus zwei nach beiden Seiten durch ein Zahnstangensystem Z ausziehbaren Schiebern L, die auf Rollen laufen. Die Ofenvorder- und -rückwand ruht zur Entlastung
                              									der Schieber auf einem besonderen Gewölbe. Der fertige Eisenschwamm fällt aus je
                              									drei der Oefen rechts und links in zwei Behälter T, die
                              									sich durch Schieber n in den unterhalb befindlichen
                              									Schachtofen S entleeren. Durch diese Verbindung mit
                              									letzteren, die einen Durchzug der reducirend wirkenden Schachtofengichtgase
                              									gestattet, herrscht in den Behältern T eine reducirende
                              									Atmosphäre.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 175
                              Günther's Ofenanlage.
                              
                           Der Schmelzofen S ist ein etwas grösserer Cupolofen, der
                              									über den Formen 6 m Höhe hat. Oben ist derselbe durch einen Parry'schen Trichter verschlossen, durch den die auf einer tiefer
                              									liegenden Plattform zugeführten Materialien, Koks und Zuschläge, aufgegichtet
                              									werden.
                           Der Schmelzofen wird mit durch seine Gichtgase erwärmtem Wind betrieben. Die
                              									Reductionsöfen werden durch die Füllöffnungen O2 und O3 mit den mit Kohle gemischten zerkleinerten Erzen
                              									gefüllt und nach Art der Koksöfen von aussen durch die Kanäle k beheizt. Das Heizmaterial für dieselben bildet das
                              									aus ihnen abgesaugte event. in einer Condensationsanlage von Nebenproducten befreite
                              									Gas, welches durch Düsen d in das Zuführungsrohr für
                              									die nach dem Regenerativsystem vorgewärmte Luft eintritt. V ist eine in die Kanäle k ausmündende
                              									Verbrennungskammer. Die auf der anderen Ofenseite abziehenden Abhitzegase entweichen
                              									durch das Heisswindrohr W in den Regenerator und von da
                              									nach der Luftwechselklappe in die Esse.
                           Ist die Chargirung eines der Retortenöfen beendet, so wird die Retorte durch die
                              									Kanäle k von aussen beheizt. Die sich zu Anfang, so
                              									lange die Beschickung selbst noch nicht erhitzt ist, bildende Kohlensäure wird durch
                              									besondere Oeffnungen abgelassen. Nach Schluss dieser ersten Phase bildet sich
                              									vorwiegend Kohlenoxydgas, welches durch das nunmehr geöffnete Gasventil abgesaugt
                              									wird. Nach etwa 4 Stunden ist der Reductionsprocess beendet; die Bodenschieber
                              									werden gezogen und die Materialien fallen in die Behälter T, aus denen sie vor Oxydation geschützt nach Bedarf in den Schmelzofen
                              										S gegichtet werden.
                           Günther verspricht sich von diesem neuen Process für die
                              									österreichischen Alpenländer, sowie für Böhmen einen nicht unbedeutenden Vortheil.
                              									Er berechnet die Anlagekosten für eine Tagesproduction von 40 t Roheisen auf rund
                              									220000 M., was bei Zugrundelegung einer 15 jährigen Amortisation und einer
                              									5procentigen Verzinsung rund 17 Pf. für 100 k mache, mithin nicht theurer als beim
                              									jetzigen Hochofenprocess sei. Die Kosten für Erz und Zuschläge bleiben dieselben wie
                              									beim Hochofen. Durch die Benutzung der billigeren Kohle für den Reductionsprocess
                              									stellen sich beide Processe für die genannten Gegenden für 100 k Eisen
                              									folgendermaassen:
                           
                              
                                 
                                 Beim Hochofen
                                 Bei der Günther'schenOfenanlage
                                 
                              
                                 Koks
                                 0,9 × 2,7
                                 = 2,43 M.
                                 0,3 × 2,7
                                 = 0,81 M.
                                 
                              
                                 Kohle
                                 –
                                      –     „
                                 0,7 × 0,80
                                 = 0,56  „
                                 
                              
                                 Zerkleinerung
                                 –
                                      –     „
                                 –
                                    0,50  „
                                 
                              
                                 Grösste Regie
                                 –
                                      –     „
                                 –
                                    0,10  „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                    2,43
                                 
                                    1,97
                                 
                              
                           d.h. es würde in den Alpenländern und Böhmen auf diese Art
                              									möglich sein, 100 k Eisen um 0,46 M. billiger als bisher herzustellen, obgleich der
                              									Preis für die Kohle bei der Berechnung ziemlich hoch angenommen ist. Hierzu kommt
                              									aber noch analog der Kokerei die Gewinnung der verwerthbaren Nebenproducte aus den
                              									von den Reductionsöfen stammenden Gasen, die die Selbstkosten des Eisens noch weiter
                              									herunter drücken würden. Bei einem diesbezüglichen Versuche mit entschwefelten
                              									Kiesen und Seegrabener Braunkohle aus Steiermark mit 58 Proc. Kohlenstoff wurde in
                              									den Vorlagen 4,5 Proc. Theer und 0,27 Proc. Ammoniak erhalten.
                           Ohne bis jetzt über die Zusammensetzung des nach seinem Verfahren gewonnenen
                              									Roheisens bestimmte Angaben machen zu können, glaubt Günther, dass es ein kohlenstoffreiches, im Uebrigen aber an Fremdkörpern
                              									sehr armes Eisen sein wird, dessen Frischung ziemlich rasch von statten gehen wird.
                              									Da die Temperatur in den Reductionsöfen eine niedrige sei, so würde eine Silicium-
                              									oder Manganreduction, die eine sehr hohe Temperatur und eine sehr stark reducirende
                              									Wirkung benöthige, nicht stattfinden können. Auch der Phosphor würde bei der
                              									verhältnissmässig sehr niedrigen Temperatur der Reductionsöfen kaum oder gar nicht
                              									reducirt werden können; ein Gleiches gelte bezüglich des Schwefels. Inwieweit diese
                              									sehr günstigen Verhältnisse sich bewahrheiten werden, kann nur durch grössere
                              									praktische Versuche endgültig dargethan werden.
                           Die beschriebene Ofenanlage ist Gegenstand des D. R. P. Nr. 76043.
                           Ueber einen Zusatz von Anthracit zur Koksgicht im
                                 										Hochofenbetriebe berichtet Franz Büttgenbach
                              									in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1895 Nr. 36.
                              									Es galt, ein Giessereiroheisen mit grobem graphitreichen Korn ähnlich dem
                              									schottischen Coltnes Nr. 1 zu erzielen. Büttgenbach
                              									gab dem Koks einen Zuschlag von 15 bis 30 Proc. grobstückiger Anthracitkohle
                              									mit 2 bis 3 Proc. Aschen- und 94 bis 95 Proc. Kohlenstoffgehalt unter gleichzeitiger
                              									entsprechender Reduction der Koksgicht. Das unter diesen umständen erblasene
                              									Roheisen zeigte ganz den Charakter des Coltnes Nr. 1
                              									und wurde gerne zu einem höheren Preise abgenommen. Die Gestehungskosten waren bei
                              									dem damaligen erheblich niedrigeren Preise der Anthracitkohle als Koks nicht höher
                              									als vordem. Der Ofen nahm einen höheren Gargang an und kam es häufig vor, dass vor
                              									und namentlich beim Ausblasen nach dem Abstiche Wolken von bis zu 1 bis 2 qc grossen
                              									Graphitblättchen durch die Giesshallen sich verbreiteten.
                           Der Betrieb war vortheilhaft, doch stellte sich bald der Uebelstand ein, dass sich
                              									die Gestellräume allmählich verschmierten. Länger als 3 Wochen hinter einander
                              									konnte mit dem Anthracitzuschlage nicht gearbeitet werden. Es musste dann umgesetzt
                              									und mehrere Tage mit sauren Schlacken gearbeitet werden. Durch den höheren Preis,
                              									der für das mit Anthracit erblasene Giessereiroheisen erzielt wurde, gestaltete sich
                              									der Betrieb finanziell sehr vortheilhaft. Derselbe wurde über 1 Jahr beibehalten,
                              									dann aber wegen der später zu häufig vorkommenden Gestellversetzungen, des bis auf
                              									das Doppelte steigenden Preises für Anthracitkohlen, für die durch die Einführung
                              									der amerikanischen Dauerbrandöfen die Nachfrage bald eine sehr grosse war, wieder
                              									aufgegeben. Die Ursache der Gestellversetzungen sieht Büttgenbach in dem Decrepiren des verwendeten Anthracits, glaubt jedoch,
                              									dass sich ein Anthracit, der diese üble Eigenschaft nicht aufweist, auch jetzt noch
                              									mit Vortheil in deutschen Hochöfen verwenden lässt.
                           Einem Vortrage von A. C. Potter-Chicago über amerikanische Hochofenpraxis zufolge arbeitet auf
                              									den neueren Hochofenwerken jeder Hochofen selbständig für sich, entgegen der
                              									früheren Gewohnheit, die Oefen paarweise von einem
                              									Aufzuge zu bedienen. Trat an dem gemeinsamen Aufzuge eine Betriebsstörung ein, so
                              									waren dadurch stets beide Hochöfen zum Stillstande gebracht. Statt der früheren
                              									riesenhaften Gebläsemaschinen finden sich jetzt zwei, auch drei kleinere unabhängige
                              									Maschinen für jeden Ofen; sie arbeiten in ein System von Regulatoren, die derartig
                              									durch Rohrleitungen verbunden sind, dass jeder Hochofen von jedem der Regulatoren
                              									bedient werden kann. Dasselbe Princip der vollständigen Unabhängigkeit ist auch bei
                              									den Dampfkesseln durchgeführt, von denen jeder seine eigene Esse hat. Der einzige
                              									der gesammten Kesselanlage gemeinsame Theil ist die Gasleitung. Sollten in dieser
                              									Störungen eintreten, so können die Kessel durch eine gewöhnliche Rostfeuerung mit
                              									festem Brennstoff weiter geheizt werden, so dass sich eine derartige Störung für den
                              									Hochofen nicht fühlbar machen wird.
                           Auch die Winderhitzer sind nach demselben Princip angeordnet. Jeder unliebsamen
                              									Betriebsstörung ist dadurch erfolgreich entgegengewirkt. Die Verwendung
                              									wassergekühlter Platten im Hochofengemäuer und um dasselbe verlängert ganz
                              									beträchtlich die Lebensdauer der Oefen und gewährleistet eine grössere
                              									Regelmässigkeit des Profiles, was wiederum einen gleichmässigeren Ofengang zur Folge
                              									hat. (The Iran and Cool Trades Review, 1893 S.
                              									263.)
                           Ueber die Darstellung von Roheisen mit niedrigem
                                 										Phosphorgeholt, welches gegenwärtig von Schweden in bedeutenden Mengen
                              									ausgeführt wird, berichtet H. Tholander in dem Jern Kontorets Annaler Folgendes: Der Phosphorgehalt
                              									darf, um einen angemessenen Preis zu erzielen, nicht über 0,025 Proc. steigen; zu
                              									empfehlen ist es, denselben, wenn irgend angängig, bis auf 0,020 Proc.
                              									herabzudrücken. Es sind hierfür sowohl das Erz, als auch der Kalkstein und die
                              									Holzkohle von maassgebender Bedeutung. Beim Erblasen eines grauen Eisens geht
                              									sämmtlicher Phosphor in das Eisen über. Der Phosphorgehalt der Holzkohlen ist ein
                              									sehr wechselnder; er ist verschieden in der Kohle aus verschiedenen Gegenden,
                              									verschieden in harten und weichen Kohlen, in Kohlen aus reifen Beständen und aus
                              									Durchforstholz, aus entrindetem und nicht entrindetem Holz. Im Allgemeinen kann man
                              									annehmen, dass die Holzkohlen dem erblasenen Eisen 0,015 Proc. Phosphor zuführen. Es
                              									bleiben somit für Erz und Kalkstein nur noch 0,010 Proc. Phosphorzufuhr übrig. Um
                              									somit ein Roheisen von 0,020 Proc. Phosphorgehalt erblasen zu können, dürfen Erz und
                              									Kalk nur noch 0,005 Proc. Phosphor dem Eisen zuführen. Indessen kann man mit
                              									denselben Materialien sehr verschiedene Phosphorgehalte erzielen. Soll ein besonders
                              									phosphorarmes Roheisen erblasen werden, so müssen die Holzkohlen sorgfältig gesiebt
                              									werden; der Siebdurchfall ist besonders reich an abgestossener Rinde, die
                              									bekanntlich stets einen höheren Phosphorgehalt aufweist. Durch Benutzung möglichst
                              									heissen Windes können ferner bis 10 Proc. der Holzkohlengicht gespart werden, was
                              									wiederum den Phosphorgehalt um 0,0015 Proc. herunter drückt. Ausserdem aber findet
                              									unter diesen Umständen keine so vollständige Reduction der vorhandenen Phosphorsäure
                              									statt, vielmehr geht ein Theil derselben in die Schlacke. Je leichter ferner die
                              									Beschickung schmilzt, desto geringer ist der Phosphorgehalt. Auch die mehr oder
                              									minder grosse Basicität derselben ist hierauf von Einfluss. Es empfiehlt sich jedoch
                              									nicht, den Kalkgehalt mehr zu erhöhen, als zur Erzielung einer guten und geläufigen
                              									Schmelzung und der Erhaltung des Schwefelgehaltes in den gewünschten Grenzen nöthig
                              									ist. Tholander ist der Ansicht, dass die Bereitung
                              									basischer Ofenschlacken an sich selbst beim Verarbeiten von phosphorhaltigem sauren Eisenerz von keinem besonderen Vortheil sei;
                              									ihre phosphorbindende Wirkung sei bei der Erzeugung grauen Roheisens nicht
                              									sonderlich gross. Besonders aber wäre dies der Fall, wenn die Schlacke durch
                              									Kalkzusatz zu einem sauren Erz basisch gemacht worden sei. In diesem Falle bestände
                              									die Ofenbeschickung aus Partien des phosphorhaltigen sauren Schmelzgutes und aus
                              									Partien von Kalkstein, die sich gegenseitig nicht früher als unten im Gestell
                              									beeinflussten. Dann aber habe sich ein bereits relativ stark phosphorhaltiges Eisen
                              									gebildet.
                           Anders verhalte sich die Sache, wenn das Erz schon ohne den Kalkzusatz basischen Charakter habe. Dann sei der Phosphor in dem
                              									Erz durch Kalk oder andere Basen bereits chemisch gebunden und aus diesen
                              									Verbindungen schwieriger zu reduciren. Dies erkläre die Thatsache, dass die schon
                              									für sich eine basische Schlacke abgebenden Erze selbst dann noch zur Darstellung
                              									eines Roheisens mit sehr niedrigem Phosphorgehalt geeignet seien, wenn der
                              									Brennstoffverbrauch ein hoher sei.
                           Tholander kommt zu dem Schluss, dass der Hochöfner im
                              									Allgemeinen recht wenig thun könne, den Phosphorgehalt im Eisen zu ändern, wenn
                              									dasselbe aus bestimmten Erzen mit vorgeschriebenem Kohlenstoffgehalt
                              									dargestellt werden solle. Das Eisen würde vielmehr durchgängig so, wie es das Erz,
                              									der Kalk und die Kohlen machten. Nur empfehle sich aus den bereits erwähnten Gründen
                              									mit sehr heissem Winde zu arbeiten, nur gut gegen Regen und Schnee geschützte, in
                              									luftigen und trockenen Magazinen auf bewahrte Holzkohlen zu verwenden, sie vor dem
                              									Aufgichten sorgfältig auf Sieben zu reinigen oder aber überhaupt nur entrindetes
                              									Holz zu benutzen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)