| Titel: | Die Verwendung der Kohlensäure zum Treiben von Motoren. | 
| Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 177 | 
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                        Die Verwendung der Kohlensäure zum Treiben von
                           									Motoren.Nach der Zeitschrift für die gesammte
                                    										Kohlensäureindustrie.
                        Von Dr. E.
                                 								Luhmann.
                        Mit Abbildungen.
                        Die Verwendung der Kohlensäure zum Treiben von Motoren.
                        
                     
                        
                           Der Vorschlag, die in der flüssigen Kohlensäure aufgespeicherte mechanische Kraft zum
                              									Treiben von Motoren zu verwenden, ist wohl zuerst von Carl
                                 										Friedrich Mohr vor 25 Jahren gemacht worden.
                           Die Einrichtung solcher Motoren ist nicht schwierig, da man die expandirende
                              									Kohlensäure mit ähnlich construirten Maschinen, wie bei dem gespannten Wasserdampf,
                              									verwenden kann. Es muss nur dafür gesorgt werden, dass die Kohlensäure genügend
                              									erwärmt wird, damit durch die Wärmebindung bei der Expansion sich keine feste
                              									Kohlensäure bilden kann und damit durch grosse Kälteerzeugung in der Maschine selbst
                              									das Schmieröl nicht erstarrt und dadurch den Gang des Motors erschwert.
                           Da durch den Werth des verloren gehenden Materials die Betriebskraft wesentlich
                              									vertheuert wird, so kann nur in vereinzelten Fällen von Kohlensäuremotoren dieser
                              									Art Gebrauch gemacht werden. Dennoch ist die flüssige Kohlensäure ein sehr
                              									geeignetes Medium, um Kraft zu erzeugen, wenn die Eigenschaften dieses Körpers in
                              									richtiger Weise zur Verwendung kommen.
                           Die Kohlensäure zeichnet sich vor allen anderen condensirbaren Gasen dadurch aus,
                              									dass ihre kritische Temperatur (30,92°) nicht erheblich höher liegt, als die
                              									durchschnittliche Temperatur von Luft und Wasser im gemässigten Klima, welche man
                              									wohl zu 15° annehmen darf. Man ist daher immer in der Lage, durch Abkühlung mittels
                              									Wasser unter den kritischen Punkt die genügend comprimirten Kohlensäuregase in den
                              									flüssigen Zustand überzuführen. Umgekehrt kann durch geringe Temperatursteigerung
                              									über 30,92° hinaus die schnelle Ueberführung in Gasform bewirkt werden, trotzdem die
                              									Kohlensäure auf ein geringes Volumen zusammengepresst bleibt. Da die über den
                              									kritischen Punkt erwärmte, in Gasform übergeführte Kohlensäure nun wieder annähernd
                              									dem Mariotte'schen Gesetze folgt, so tritt trotz der
                              									geringen Wärmeerhöhung eine ganz bedeutende Druckvermehrung ein.
                           Ist z.B. 1 l flüssiger Kohlensäure in einen festen Behälter eingeschlossen, so hat
                              									sie bei einer Temperatur von 15° eine Spannung von 52 at. Erfolgt Erwärmung über
                              									30,92°, so hört der flüssige Zustand auf, und je höher die Wärme steigt, um so mehr
                              									übt das von 500 Vol. auf 1 Vol. zusammengepresste Gas, gemäss dem Mariotte'schen Gesetz, auf die Wände des Gefässes einen
                              									Druck aus, der nach Messungen 300 at erheblich übersteigt.
                           
                           Da die specifische Wärme der Kohlensäure für gleiche Gewichte nur 0,2169
                              									beträgt, so wird diese starke Druckvermehrung durch einen verhältnissmässig geringen
                              									Wärmeaufwand bewirkt, zumal die latente Verdampfungswärme (incl. Schmelzwärme) für 1
                              									k feste Kohlensäure nach Favre nur 138,7 Calorien
                              									beträgt, gegenüber 606,5 beim Wasser.
                           Unter Benutzung der oben erwähnten Eigenschaften der Kohlensäure, welche abwechselnd
                              									in den gasförmigen und flüssigen Zustand versetzt wird, können Motoren construirt
                              									werden, bei welchen das zur Krafterzeugung dienende Medium nicht verloren geht.
                           Der erste, welcher die Druckdifferenz genügend comprimirter Kohlensäure, die durch
                              									abwechselnde Abkühlung und Erwärmung erzeugt wird, zum Treiben einer Kraftmaschine
                              									benutzen wollte, war Franz Windhausen, welcher im J.
                              									1886 ein deutsches Reichspatent für die von ihm construirte Maschine erhielt.
                           Die Maschine beruht darauf, dass in einem Verdampfer mit starkwandiger Rohrspirale
                              									flüssige Kohlensäure durch erhitztes Wasser, welches das Schlangenrohr umgibt, auf
                              									35 bis 45° erwärmt und dadurch verdampft wird. Windhausen will auf diese Weise einen Druck von 70 bis 150 at
                              									hervorbringen. Die erzeugten hochgespannten Kohlensäuregase werden nach einem oder
                              									mehreren, eigenthümlich construirten Dampfcylindem geführt, wo durch den Druck des
                              									Gases ein Kolben in Bewegung gesetzt, und die so erzeugte Arbeitsleistung in
                              									bekannter Weise auf einen Bewegungsmechanismus übertragen wird.
                           Die aus dem Cylinder entweichende gasförmige Kohlensäure wird durch Wasserkühlung
                              									wieder verflüssigt und die Spannung derselben auf 50 bis 60 at reducirt. Eine
                              									Speisepumpe führt die verflüssigte Kohlensäure in den Verdampfer zurück, woselbst
                              									dieselbe aufs Neue durch Verdampfung zur Druckerzeugung dient.
                           Der Dampfcylinder besteht aus Gusstahl, Schmiedeeisen oder Bronze und enthält im
                              									oberen Ende eine kleinere, im unteren Ende eine grössere centrale Bohrung, in
                              									welchen sich die beiden, aus einem Stück bestehenden Kolben bewegen. Die
                              									Kolbenstange tritt durch eine Stopfbüchse im Boden des Cylinders ein und ist in
                              									bekannter Weise mit Pleuelstange, Kurbel und Welle verbunden. Ein ringförmiger Raum
                              									über dem Kolben dient zur Aufnahme der hochgespannten Kohlensäuredämpfe, während der
                              									cylindrische Raum über dem Kolben zur Aufnahme der condensirten Kohlensäure
                              									dient.
                           Die Abdichtung und Schmierung beider Kolben geschieht einerseits in gewöhnlicher Art
                              									durch Dichtungsringe, event. Leder- oder Metallmanschetten, andererseits aber noch
                              									dadurch, dass über den Kolben eine Flüssigkeitsschicht (Oel oder Glycerin)
                              									automatisch unterhalten wird. Die Flüssigkeit, welche durch die Dichtung des oberen
                              									Kolbens etwa entweicht, gelangt zunächst auf den unteren Kolben, und wenn durch die
                              									Dichtung dieses Kolbens Flüssigkeit entweichen sollte, so dringt dieselbe in den,
                              									die Kolbenstange umgebenden Ringraum. Aus diesem wird dieselbe beim Niedergange des
                              									Kolbens wieder über den Kolben gepresst.
                           Diese Maschine besitzt noch manche Unvollkommenheiten. Wer die Eigenschaften der
                              									flüssigen Kohlensäure praktisch kennen gelernt hat, wird bald einsehen, dass die
                              									Steuerung in der beabsichtigten Weise nicht eingerichtet werden kann, und dass
                              									bei den enormen Druckverhältnissen nur Ventilsteuerung zur Verwendung kommen
                              									kann.
                           Windhausen will nur die Druckdifferenz zwischen
                              									flüssiger und durch Wärme verdampfter Kohlensäure verwerthen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 178
                              Fig. 1.Luhmann'scher Kohlensäuremotor.
                              
                           Ohne von der eben beschriebenen Maschine Kenntniss zu haben, construirte der
                              									Verfasser dieses Aufsatzes eine Kohlensäurekraftmaschine, bei welcher er die ganz
                              									bedeutende Druckvermehrung, hervorgerufen durch das Erwärmen der, einen bestimmten
                              									Raum ganz anfüllenden flüssigen Kohlensäure über die kritische Temperatur, zur
                              									Verwendung bringt. Die Einrichtung dieses Luhmann'schen
                              									Kohlensäuremotors wird durch die Figuren 1 bis 3 veranschaulicht.
                           In dem Cylinder a wird durch hochgespannte
                              									Kohlensäuredämpfe ein Kolben b hin und her bewegt, der
                              									in bekannter Weise durch Kreuzkopf, Pleuelstange und Kurbel eine Welle c mit Schwungrad d und
                              									Kraftübertragungsscheibe e in Drehung versetzt.
                           Der Cylinder a ist mit zwei Kammern f und f1 versehen, in welche und aus welchen die
                              									Einlassventile gg1 und
                              									die Auslassventile hh1
                              									münden. Die Fortsätze f und f1 des Cylinders a dienen zur Aufnahme einer dichtenden und schmierenden Flüssigkeit
                              									(Glycerin, Oel), welche den Kolben stets abschliessen und gleichzeitig die
                              									Ausfüllung der schädlichen Räume neben zuverlässiger Dichtung von Kolben und
                              									Kolbenstangenstopfbüchse bewirken soll.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 178
                              Fig. 2.Luhmann 'scher Kohlensäuremotor.
                              
                           Hin- und Hergang des Kolbens b werden dadurch erzielt,
                              									dass man auf einer Seite desselben bis über den kritischen Punkt erwärmte
                              									Kohlensäure in den entsprechenden Raum f einströmen
                              									lässt, auf der anderen Seite die dort vorhandene Kohlensäure durch Abkühlung auf 15°
                              									verflüssigt. Die sich ergebende Druckdifferenz zwischen beiden Seiten des Kolbens ist als
                              									Arbeitsdruck anzusehen; nur muss der Druck abgerechnet werden, welcher auf eine
                              									Pumpe i ausgeübt wird, die ihrerseits bei jedem
                              									Kolbenhube das nöthige Quantum flüssiger Kohlensäure in einen Ueberhitzer k treibt. Da diese Pumpe, weil sie nur flüssige
                              									Kohlensäure von der nöthigen Menge zu bewegen hat, einen bedeutend (zehnfach)
                              									geringeren Kubikinhalt hat als der Arbeitscylinder, so ist dieser Kraftabzug kein
                              									sehr hoher, und es resultiren für die Maschine bedeutende Druckdifferenzen der einen
                              									Kolbenseite gegen die andere. Die bedeutenden Kraftleistungen werden durch geringen
                              									Wärmeaufwand erzielt und zeichnet sich der Motor noch dadurch aus, dass er nur
                              									geringe Dimensionen bei grosser Arbeitsleistung zu haben braucht.
                           Der Gang und die Arbeitsweise der Maschine sind folgende:
                           Nach Fig. 1 ist das Einlassventil zum Raume f geöffnet gewesen, und die durch Temperaturerhöhung in
                              									dem Ueberhitzer k in Gasform übergeführte und auf einen
                              									hohen Druck gebrachte Kohlensäure hat die Flüssigkeit aus f verdrängt und damit den Kolben b nach
                              									rechts verschoben. Wird jetzt das Auslassventil h
                              									geöffnet, dessen Rohrleitung in einen Raum l mündet, in
                              									welchem nur ein Druck von 52 at herrscht, so entweicht die gasförmige Kohlensäure
                              									aus h in diesen Raum, da sich gleichzeitig auf der mit
                              										f1 verbundenen
                              									Seite des Kolbens das Einlassventil g1 öffnet, um die entsprechende Menge Kohlensäure,
                              									welche durch die Pumpe i und Rohrleitung m in den Ueberhitzer k
                              									gedrückt ist, in den Raum f1 zur Verdrängung der darin befindlichen Flüssigkeit einzulassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 179
                              Fig. 3.Luhmann'scher Kohlensäuremotor.
                              
                           Der erwähnte Raum l kann behufs Ausnutzung der, der
                              									entweichenden Kohlensäure zugehörigen Wärme zum Vorwärmer mit Röhrensystem
                              									ausgebildet werden, wie Fig. 2 zeigt. Von dem Raume
                              										l aus geht die auf einer Seite des Kolbens zur
                              									Kraftleistung benutzte und durch das Auslassventil g
                              									entweichende Kohlensäure in den Condensator n, dessen
                              									Rohrschlange o mit den Räumen l durch die Leitung o1 in Verbindung steht. Bei 52 at Compressionsdruck
                              									und Temperaturerniedrigung auf 15° tritt hier wiederum Verflüssigung der Kohlensäure
                              									ein. So wird bei jedem Hube der Vorrath an flüssiger Kohlensäure vermehrt, während
                              									diese in demselben Maasse durch die Rohrleitung mit Hilfe der Pumpe i in den Ueberhitzer k
                              									getrieben wird, um den Vorrath der hochgespannten Kohlensäuredämpfe zu ergänzen.
                           Wenn die Pumpe i einseitig wirkend ist, so hat sie bei
                              									jedem Hube das Quantum Kohlensäure zu befördern, welches, in Gasform übergeführt,
                              									die Räume f unter Beibehaltung des vorgesehenen Druckes
                              									soweit ausfüllt, bis zum Abschluss der Einlassventile die Expansionsperiode in der
                              									Maschine selbst beginnen soll. Naturgemäss kann die Pumpe i auch zweiseitig wirken und mit entsprechend kleineren Dimensionen
                              									angefertigt werden.
                           Die Steuerung der Ventile  erfolgt, analog denen der Dampfmaschinen oder
                              									Gasmotoren, von der Schwungradwelle aus durch Zwischenwellen mit geeigneten
                              									Antriebsmechanismen. Die Schliessung der Ventile kann entweder zwangsläufig oder
                              									freifallend gemacht werden. Die Expansion der Kohlensäure kann auch in zwei
                              									Cylindern nach Woolf'schem Verbund- oder
                              									Receiver-Verbundsystem erfolgen.
                           Zur Veranschaulichung der Grössenverhältnisse der Arbeitsleistung und des
                              									Wärmeverbrauchs des Luhmann'schen Kohlensäuremotors
                              									möge nachstehendes Beispiel dienen:
                           Der Raum des Cylinders a soll 3 l betragen. Dann sind zu
                              									seiner Füllung 150 l gasförmiger Kohlensäure von gewöhnlichem Luftdruck
                              									erforderlich, damit das Gas nach seiner Expansion beim Verlassen des Cylinders durch
                              									eins der Auslassventile h oder h1 noch ungefähr 52 at Spannung hat und im
                              									Condensator lediglich durch die Abkühlung wieder verflüssigt werden kann. Diese 150
                              									l = 300 g Kohlensäure nehmen verflüssigt nur einen Raum von 353 cc ein. Die Pumpe
                              										i muss also für jede Cylinderfüllung 353 cc, für
                              									jede Umdrehung 706 cc flüssige Kohlensäure fortbewegen. Durch die Zulassventile g und g1 werden also jedesmal 353 cm bis stark über den
                              									kritischen Punkt im Ueberhitzer erwärmte Kohlensäure in die Cylinderkammern f oder f1 eingelassen. Das Einlassventil wird so regulirt,
                              									dass nach etwa einer Viertelcylinderfüllung lediglich der Expansionsdruck der
                              									eingelassenen 300 g Kohlensäure die Weiterbewegung des Kolbens bewirkt. Am Ende des
                              									Hubes haben dann die anfänglich 353 cc Kohlensäure ihr Volumen bis auf 3 l = 3000 cc
                              									vergrössert. Sie haben in Folge der erhöhten Temperatur noch so viel
                              									Spannungsüberschuss, um bei Oeffnung eines der Auslassventile freiwillig in den
                              									Vorwärmer l und Condensator o überzuströmen und daselbst durch Abkühlung verflüssigt zu werden; denn
                              									es sind immerhin noch 150 l gasförmiger Kohlensäure gewöhnlichen Drucks auf 3 l,
                              									also 50 l auf 1 l zusammengepresst, und gehen diese, in den Condensator durch die
                              									Bewegung des Kolbens gedrängt, lediglich durch Abkühlung in den flüssigen Zustand
                              									über, um den Vorrath an flüssiger Kohlensäure zu ergänzen.
                           Aus diesen Betrachtungen ergeben sich die Dimensionen des Cylinders a und der Pumpe i.
                           Wenn der bei beiden gleiche Hub z.B. 50 cm beträgt, so muss bei 3 l Inhalt des
                              									Cylinders a dessen Kolbendurchmesser 8,75 cm, dessen
                              									Kolbenquerschnitt 60 qc betragen. Die Pumpe i hat dann,
                              									wenn sie doppeltwirkend ist, bei 353 cc Inhalt 7,06 qc Kolbenquerschnitt und 3 cm
                              									Kolbendurchmesser.
                           Nehmen wir nun an, dass die im Ueberhitzer erwärmte flüssige Kohlensäure nur einen
                              									Druck von 452 at ausübt, und die in den Cylinder eingeführte, hochgespannte
                              									Kohlensäure nach der Expansion nur noch 52 at drückt, so ist der Durchschnittsdruck
                              									auf der arbeitenden Kolbenseite =\frac{452+22}{2}=252 at, dem ein
                              									gleichmässiger Druck von 52 at auf der anderen Kolbenseite entgegenwirkt. Die
                              									Differenz 252 – 52 = 200 at ist dann Arbeitsdruck, welcher den Kolben hin und her
                              									bewegt.
                           Erfolgt eine Umdrehung in 1 Secunde, so beträgt die Arbeitsleistung der Maschine 60 .
                              									200 = 12000 k für 1 Secunde und Meter.
                           Der Pumpenkolben i hat in derselben Zeit einen Druck von 7,06 . 400 =
                              									2824 k zu überwinden, so dass 12000 – 2824 = 9176 k für 1 Secunde und Meter als
                              									Bruttoeffect der Maschine übrig bleibt.
                           Bei 60 Umdrehungen in der Minute haben wir bei der gedachten Maschine in 1 Stunde 60
                              									. 60 . 2 . 0,3 = 2160 k flüssige Kohlensäure von 15° zu verdampfen, d.h. auf etwa
                              									50° zu erwärmen. Wir gebrauchen dazu 2160 (138,7 + 35 . 0,2164) = 316008 Calorien.
                              									Hierbei ist 0,2164 die specifische Wärme der Kohlensäure und 138,7 die latente
                              									Verdampfungswärme (incl. Schmelzwärme). Die latente Schmelzwärme, deren Zahl noch
                              									nicht bekannt zu sein scheint, müsste noch von der Zahl 138,7 in Abzug gebracht
                              									werden.
                           Da 1 k Steinkohle beim Verbrennen 4500 effective Calorien erzeugt, so wird unsere,
                              									mehr als 100  leistende Maschine in 1 Stunde noch nicht 70 k Steinkohle
                              									erfordern, also etwa die Hälfte des Brennmaterials, welches eine grössere
                              									Dampfmaschine in vollkommenster Ausführung beansprucht.
                           Bei den enormen Drucken, welche bei dieser Maschine zur Wirkung kommen, könnte es
                              									bedenklich erscheinen, ob die einzelnen Theile in genügender Stärke hergestellt
                              									werden können. Doch sind solche Bedenken leicht zu widerlegen. Für die Rohrspiralen,
                              									welche man ja in mehrfache Stränge mit parallelen, wieder zusammenlaufenden
                              									Windungen verzweigen kann, genügen Mannesmann-Stahlröhren von 20 mm lichter Weite,
                              									welche bei 5 mm Wandstärke 1000 at Probedruck aushalten und für 500 at Arbeitsdruck
                              									hinreichend stark sind. Bei dieser Wandstärke ist die Wärmeleitung bei den Kühl- und
                              									Erhitzungsschlangen mindestens so gut wie bei Dampfkesseln, deren Blechstärken
                              									meistens mehr als 5 mm betragen. Den Dampfcylinder kann man genügend stark aus
                              									Gusstahl herstellen.
                           Die Krupp'schen Kanonen haben viel grössere Drucke
                              									auszuhalten.
                           Vollkommene Dichtung des Kolbens und der Kolbenstangenstopfbüchse ist mit Hilfe der
                              									Absperr- und Schmierflüssigkeit unschwer zu erzielen. Die Ventile, welche bei ebenso
                              									hohem Gasdruck der Compressoren Verwendung finden, schliessen für die kurzen
                              									Zeiträume der Hube dicht. Grosse Sorgfalt muss auf die Ausführung der vier
                              									Ventilstopfbüchsen verwendet werden. Es dürfte sich empfehlen, die Ventilsitze immer
                              									nach oben und die Stopfbüchsen nach unten gerichtet anzuordnen, damit auch hier
                              									durch eine schmierende Absperrflüssigkeit die Dichtung der Stopfbüchsen eine
                              									vollkommene wird.
                           Beachtung verdient noch ein Verfahren von August
                                 										Osenbrück, durch Expansion hochgespannter Dämpfe von flüchtigen Körpern,
                              									welche aus hochgesättigten Lösungen durch Erwärmung derselben ausgeschieden werden,
                              									Kraft zu gewinnen und die hierfür erforderlichen hochgesättigten Lösungen des
                              									flüchtigen Körpers dadurch zu erzeugen, dass die Absorption dieser flüchtigen Dämpfe
                              									sich unter einem, von der Temperatur des Kühlwassers abhängigen, verminderten Drucke
                              									vollzieht.
                           Für Krafterzeugung nach diesem Verfahren ist auch die Kohlensäure eine sehr geeignete
                              									Substanz, wie nachstehende Betrachtungen zeigen werden.
                           1 cbm Wasser absorbirt (nach v. Wroblewski) bei 12 ½°
                              									und 30 at Druck 23,25 cbm gasförmige Kohlensäure. Wird diese gesättigte Lösung
                              									erwärmt, so bleiben bei etwa 42 ½° vielleicht nur 8,25 cbm Gas gelöst, während 15
                              									cbm zur Ausscheidung kommen.Diese Zahlen
                                    											sind willkürlich angenommene, da die Lösungsverhältnisse der Kohlensäure bei
                                    											höheren Temperaturen und Drucken noch nicht erforscht sind. Dann
                              									würde dieses frei gewordene Gas, in einem Raume von 1 cbm eingeschlossen, einen
                              									Druck von 15 at ausüben. In einem 2 cbm fassenden Behälter, welcher 1 cbm mit 23,25
                              									Vol. Kohlensäure gesättigtes Wasser und in dem von Wasser leeren Raume Gas von 30 at
                              									Spannung enthält, steigt nach der Erwärmung auf 42 ½° der Druck nach den obigen
                              									Annahmen auf 45 at. Werden dann Dämpfe und Wasser wieder auf 12 ½° abgekühlt und
                              									innig gemischt, so stellt sich nach Absorption der vorher ausgeschiedenen Dämpfe der
                              									ursprüngliche Druck von 30 at wieder her.
                           In einem geeigneten Apparate kann man die Druckdifferenz von 15 at zur Bewegung eines
                              									Cylinderkolbens benutzen, wenn die Erhitzung und Abkühlung nebst Absorption in
                              									besonderen Gefässen ausgeführt wird, und wenn das Gas auf dem Wege vom Dampferzeuger
                              									nach dem Absorber den Dampfcylinder zu passiren gezwungen ist.
                           Der Verfasser dieses Aufsatzes construirte nach dem Osenbrück'schen Verfahren eine zur Verwendung von Kohlensäure geeignete
                              									Kraftmaschine, welche durch Fig. 3 dargestellt
                              									wird.
                           Der Apparat besteht aus folgenden Haupttheilen: dem Absorber A, dem Kühler B, dem Dampfgenerator C, dem Dampfcylinder D und
                              									der Pumpe P.
                           Das in dem unteren Ende des Absorbers sich sammelnde, bei 12 ½° unter erheblichem
                              									Druck (z.B. 30 at) mit Kohlensäure gesättigte Wasser wird durch die Pumpe P stetig in den Dampfgenerator C gefördert, woselbst durch Erwärmung ein grosser Theil des Gases zur
                              									Ausscheidung kommt. Hierdurch wird der Druck in dem Gefässe G erheblich vergrössert. Das frei gewordene, hochgespannte Gas wird
                              									abwechselnd auf die Arbeitsseite des Kolbens in dem Dampfcylinder D geführt, auf dessen entgegengesetzter Seite sich nur
                              									der in A herrschende Druck geltend macht; denn der mit
                              									dem Cylinder D in Verbindung stehende Absorber dient
                              									als Auspuffraum für die austretenden Kohlensäuredämpfe. Den Arbeitsdruck bildet die
                              									Differenz zwischen den im Absorber A und dem Generator
                              										C herrschenden Spannungen.
                           Das durch Erwärmung seiner Kohlensäure zum Theil beraubte Wasser wird in Folge des in
                              										C vorhandenen grösseren Druckes durch das Rohr g in den Röhrenkühler B
                              									gedrückt, woselbst es durch kaltes Wasser, welches durch f ein- und durch e wieder austritt, wieder
                              									auf die ursprüngliche Temperatur abgekühlt wird. Durch das Rohr b und die Brause a strömt
                              									dann dieses Wasser, regulirt durch den Hahn v,
                              									continuirlich in den oberen Theil des Absorbers A ein,
                              									woselbst es beim Herunterrieseln über eine Kokssäule die durch das Auspuffrohr d eintretende gasförmige Kohlensäure wieder aufnimmt
                              									und, mit dieser gesättigt, den Wasservorrath im unteren Theile von A ergänzt.
                           Die Wasserstandsrohre m und n zeigen die Höhen der in A und C vorhandenen Flüssigkeiten an. Die Manometer o und p messen die
                              									Spannungen in den Räumen C und A, deren Differenz den Arbeitsdruck anzeigt. Der Dampfcylinder D hat die oben beschriebene, durch Fig. 1 dargestellte Einrichtung. Die Bewegung des
                              									Kolbens wird durch Pleuelstange und Kurbel auf eine Schwungradwelle übertragen,
                              									welche mittels Riemenscheiben die Bewegung anderer Maschinen bewirkt; die Pumpe P wird mittels Excentric durch die Welle in Bewegung
                              									gesetzt.
                           Nach der oben angestellten Berechnung hatten wir, um 1 cbm Kohlensäure von 15 at
                              									Spannung zu erzeugen, 1 cbm Wasser um 30° zu erwärmen. Dazu sind 30000 Calorien
                              									erforderlich, welche 6 ⅔ k Steinkohlen beanspruchen.
                           Stellen wir einen Vergleich mit Wasserdampf an, so finden wir, dass 1 cbm Wasserdampf
                              									von 15 at Spannung 7 ½ k wiegt, und dass zu seiner Erzeugung (198 + 420 + 46) 7,5 =
                              									4845 Calorien erforderlich sind.
                           Diese Zahlen zeigen, dass eine Kohlensäurekraftmaschine nach Osenbrück'schem System nicht so vortheilhaft arbeitet, als eine gute
                              									Wasserdampfmaschine. Wohl aber könnte dieselbe in nutzbringender Weise da zur
                              									Verwendung kommen, wo man die Wärme verloren gehender Wasserdämpfe oder sonst
                              									nutzlos entweichender Feuergase verwerthen will.
                           Günstiger dürfte sich die Sache stellen, wenn statt des Wassers Alkohol als
                              									absorbirende Flüssigkeit zur Verwendung käme, da derselbe einerseits für Kohlensäure
                              									ein erheblich grösseres Lösungsvermögen besitzt, und da andererseits seine
                              									specifische Wärme geringer ist als die des Wassers. Da die Absorptionsflüssigkeit in
                              									dichten Gefässen und Leitungen ihren Kreislauf vollzieht, so ist ein Materialverlust
                              									ausgeschlossen.
                           Ueber die Kohlensäuremotoren ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Verfasser
                              									dieser Arbeit, welche zur Anregung der Sache dienen soll, ist der Meinung, dass die
                              									in Fig. 2 dargestellte Maschine sich zu einer
                              									äusserst billig arbeitenden und praktisch brauchbaren vervollkommnen lässt.