| Titel: | Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem letzten Viertel 1896. | 
| Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 234 | 
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                        Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem
                           								letzten Viertel 1896.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 212 d.
                           								Bd.)
                        Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem letzten Viertel
                           								1896.
                        
                     
                        
                           Aus den Untersuchungen von K. C. NeumannZeitschrift für
                                       												Zuckerindustrie in Böhmen, 1896 XXI S. 21. über die Klärung von Zuckerlösungen ergibt sich, dass ein
                              									Ueberschuss an basisch essigsaurem Blei keinen wesentlichen Einfluss auf die
                              									Polarisation hat. Auch bei dunklen Zuckern genügen zur Klärung für das Normalgewicht
                              									1 bis 2 cc. Der Zusatz einer kleinen Alaunmenge (1 cc) hat auf die Polarisation und
                              									Farbe keinen Einfluss; durch erhöhten Zusatz (2 bis 3 cc) steigt die Polarisation
                              									der Lösung, wahrscheinlich in Folge der Zunahme des Niederschlages. Solange Alaun
                              									nicht vorherrscht, behalten die Lösungen gleiche Polarisation und Farbe und ändert
                              									sich auch deren Reaction nicht. Erst durch Alaunüberschuss tritt Zersetzung des
                              									gebildeten Bleiniederschlages ein, wobei sich die Lösung stark dunkel färbt, sauer
                              									wird und die Polarisation eine Verminderung erfährt. Es übt daher ein übermässiger
                              									Alaunzusatz einen Einfluss auf die Farbe und die Polarisation der Zuckerfiltrate
                              									aus, während kleine Mengen (1 bis 2 cc) nach vorausgegangener Zugabe von 1 bis 2 cc
                              									Bleiessig gar nicht ins Gewicht fallen.
                           K. C. NeumannIbid. S. 183. bespricht weiter die Vortheile der Klärung von Melasselösungen mittels basisch-salpetersaurem Blei
                                 										zu Inversionszwecken, welches Reagens seinerzeit Herles empfohlen und dessen Brauchbarkeit Stift,
                                 										Poupe u.a. hervorgehoben haben. Neumann gibt
                              									ferner die Untersuchungen wieder, auf Grund welcher er auf der am 22. Juni 1896
                              									abgehaltenen Versammlung der im Dienste der Zuckerindustrie thätigen öffentlichen
                              									österreichisch-ungarischen Chemiker (D. p. J. 1896 302 166) den Antrag gestellt hat, dass bei
                              									Handelsanalysen von Melassen, Osmosewässern und anderen dunklen Producten zur
                              									Klärung, falls es sich um die Zuckerbestimmung nach Clerget oder um die Saccharose- und Raffinosebestimmung handelt, auch die
                              									Anwendung von basisch-salpetersaurem Blei gestattet sei, allerdings unter Anwendung
                              									der directen Bleiessigpolarisation und der Herles'schen
                              									Constante. Dieser Antrag wurde auch angenommen.
                           Dem gegenüber bemerkt nun HerlesIbid. S. 189., dass diese Fassung nicht vorwurfsfrei erscheint. Zur
                              									Erreichung richtiger Resultate darf man in die Clerget'sche Formel nur diejenige directe und Inversionspolarisation
                              									einsetzen, welche unter gleichen Umständen erhalten wurden. Herles empfiehlt nochmals das von ihm vorgeschlagene
                              									Klärmittel nicht nur für dunkle Producte, sondern auch für Rohzucker I. Productes,
                              									und ist überzeugt, dass dasselbe wegen seiner bedeutenden Vortheile früher oder
                              									später den Bleiessig vollständig verdrängen wird. Die Herstellung des Klärmittels
                              									geschieht in folgender Weise: Alkalilauge: 2 l Wasser
                              									und 90 g festes Natronhydrat; Bleinitratlösung: 2 l
                              									Wasser und 1 k Bleinitrat. Auf das Normalgewicht des gelösten Zuckerproductes
                              									verwendet man folgende Mengen Bleinitratlösung: bei Melassen und Osmosewasser 15 bis
                              									18 cc, bei Rohzucker I. Productes 1 bis 2 cc, bei Nachproducten 3 bis 4 cc, bei
                              									eingekochtem II. und III. Product 12 bis 15 cc. Auf 1 cc Bleinitratlösung sind
                              									ungefähr 1,2 cc Lauge zu nehmen.
                           Es ist eine bekannte Thatsache, dass die organischsauren Kalksalze verschiedenartige
                              									Schwierigkeiten im Betrieb hervorrufen, doch ist es schwer, wie RydlewskiDie deutsche Zucker Industrie, 1896 XXI S.
                                    											2050. in einer Arbeit über Kalkgehalt in
                                 										den Rübensäften und dessen quantitative Bestimmung mittels alkoholischer
                                 										Seifenlösung hervorhebt, eine scharfe Grenze in dem Kalkgehalt der Säfte zu
                              									ziehen, bei welcher die organisch-sauren Kalksalze im Betrieb sich schädlich
                              									bemerkbar machen. Es scheint dies sehr von der Natur dieser organischen Kalk
                              									Verbindungen selber abzuhängen, da in manchen Jahren ein relativ geringer Kalkgehalt
                              									der Säfte sich unvortheilhaft im Betrieb bemerkbar macht, während in anderen Jahren
                              									Säfte mit bedeutend höherem Kalkgehalt sich ziemlich leicht verarbeiten lassen.
                              									Jedenfalls lassen es aber diese Erscheinungen für nöthig finden, auf den Kalkgehalt
                              									der Säfte zu prüfen, und da ist die sonst übliche Methode der Fällung mit oxalsaurem
                              									Ammon, nach vorhergehender Veraschung der Probe, viel zu umständlich und
                              									zeitraubend. Rydlewski empfiehlt nun neuerdings die
                              									Titration mit alkoholischer Seifenlösung, hergestellt nach der Angabe Müller's, deren Titer ein sehr beständiger ist und
                              									welche die umständliche Fällungsmethode mit oxalsaurem Ammon wohl zu ersetzen
                              									vermag, in Folge dessen sie für den raschen praktischen Gebrauch sehr zu empfehlen
                              									ist.
                           N. FradissBulletin de l'Association des chimistes, 1896
                                    											XIV S. 22. bedient sich wieder zur Bestimmung des Kalkes in den
                              									Producten der Zuckerfabrikation einer volumetrischen
                                 										Methode, die rasch und genau ist und darin besteht, den Kalk mit Oxalsäure
                              									zu fällen, dann den oxalsauren Kalk mit Schwefelsäure zu zerlegen und darauf die
                              									freigewordene Oxalsäure mit übermangansaurem Kali zu titriren. Die Methode eignet
                              									sich besonders zur Bestimmung der Gesammtmenge des Kalkes in den gekalkten Säften
                              									oder Syrupen.
                           In den Incrustationen aus Verdampfapparaten und den Niederschlägen auf den Filtern in
                              									Rübenzuckerfabriken hat man vielfach grössere oder geringere Mengen von Kieselsäure
                              									gefunden. J. WeisbergBulletin de la société
                                       												chimique de Paris, 1896 S. 1007. Siehe auch Neue Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie, 1896 XXXVII S.
                                    										289. hat sich nun mit der Frage über den Ursprung der Kieselsäure in den Incrustationen und Niederschlägen der
                                 										Rübenzuckerindustrie beschäftigt. Vor allem muss hervorgehoben werden, dass
                              									bei der Analyse die Kieselsäure als SiO2 erhalten
                              									und als solche berechnet wird, während in Wirklichkeit der Niederschlag neben freier
                              									Kieselsäure auch einen Theil in Form von Kalksilicat enthält. Nach den
                              									Untersuchungen Weisberg's rühren nun die Kieselsäure
                              									und das Kalksilicat zum grossen Theil von dem Kalk her, der zum Reinigen der
                              									Rohsäfte dient. Der Kalk, der Koks und manchmal auch der Mörtel des Kalkofens
                              									liefern das Kalksilicat und die Kieselsäure, die mit der Kalkmilch in die Säfte
                              									gebracht werden, woraus man die Schlussfolgerung ziehen kann, dass das Kalksilicat
                              									und die Kieselsäure in Zuckerlösungen sehr leicht löslich sind. Diese
                              									Schlussfolgerungen wurden durch weitere Versuche Weisberg's vollständig bestätigt.
                           Eine neue Vorrichtung an Polarisationsapparaten mit
                                 										beschränkter Scala empfiehlt A. KreidlZeitschrift für
                                       												Zuckerindustrie in Böhmen, 1896 XXI S. 97.. Das
                              									wesentliche Neue besteht in der Anbringung einer entsprechenden Anzahl von
                              									linksdrehenden Quarzplatten in geeigneten Abstufungen in einer drehbaren
                              									Revolverscheibe zwischen dem verstellbaren Quarzkeil und dem Rohr mit der zu
                              									untersuchenden Zuckerlösung. Die Auswechselung der einzelnen Quarzplatten geschieht
                              									je nach Bedürfniss durch einfache Drehung der Revolverscheibe, in welcher
                              									selbstverständlich, um die Benutzung des Apparates auch in der bisherigen Weise zu
                              									gestatten, eine entsprechende Oeffnung vorgesehen ist. Wenn der Apparat nur eine
                              									Scala bis 26° besitzt und man hat je eine Lösung zu untersuchen, welche mehr als 26°
                              									dreht, so wird durch Drehung der Revolverscheibe eine Quarzplatte eingeschaltet,
                              									deren bekannter linksdrehender Werth die rechtsdrehende Wirkung der Probelösung
                              									soweit reducirt, dass die resultirende Differenz der Polarisationswirkung wieder
                              									innerhalb der gegebenen Scala liegt. Die Vorrichtung lässt sich auch an den meisten
                              									älteren Instrumenten anbringen.
                           
                        
                           III. Zuckerfabrikation.
                           Nach der Beschreibung von E. KarlsonNeue Zeitschrift für
                                       												Rübenzucker Industrie, 1896 XXXVII S. 229. soll die Rübenwäsche System „Raude“ die Rübe nicht nur
                              									von Schmutz befreien, sondern auch alle fremden Körper, wie Steine, Eisen, Holz,
                              									Stroh, Rübenblätter u.s.w., zurückhalten, wodurch ermöglicht wird, auf der
                              									Schnitzelmaschine eine stets gleichmässige Arbeit ohne Aufenthalt zu haben. Dieser
                              									Apparat zeichnet sich von den meisten im Betrieb befindlichen Maschinen
                              									hauptsächlich dadurch aus, dass der waschende Theil in demselben nicht wagerecht,
                              									sondern senkrecht aufgestellt ist; er hat sich in einer russischen Zuckerfabrik
                              									bereits bestens bewährt.
                           Die Grenzen der zulässigen Diffusionsversuche bilden
                              									einen Gegenstand, der in den Kreisen der Zuckertechniker schon seit vielen Jahren
                              									erörtert wird, ohne dass es bis jetzt bei diesem heiklen Kapitel zu einer Klärung
                              									gekommen wäre. Dasselbe gehört, wie E. KarlsonZeitschrift des
                                       												Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reichs, 1896
                                    											XXXXVI S. 790. richtig hervorhebt, nichts weniger als zu den
                              										„überwundenen Standpunkten“, weil es noch manche aufklärungsbedürftige
                              									Punkte enthält, welche einer eingehenden Arbeit werth sind. Karlson hat sich nun ebenfalls dieser Frage gewidmet; seine Ausführungen
                              									gipfeln darin, dass man beim Absüssen auf verschiedenen Stationen der Fabrik und
                              									hauptsächlich auf der Diffusion lange nicht so weit gehen darf, wie es die
                              									technischen Mittel der Fabrik zulassen. Man muss vielmehr schon weit früher Halt
                              									machen, doch ist es nicht möglich, hier für Jedermann eine gleiche Antwort zu
                              									geben. Ein Jeder muss sich die Grenzen selbst aufsuchen, die möglichst mit allen
                              									Factoren und Bedingungen seiner Arbeit in richtigem Einklang stehen. Diese Grenzen
                              									aufzufinden, ist nicht schwer, nachdem sie sich aus der ganzen Arbeit ergeben; hat
                              									man dieselben aber einmal gefunden, so muss man sie mit aller Strenge einhalten,
                              									weil jede Ueberschreitung nach der einen oder anderen Seite mit Verlusten verbunden
                              									ist. Auf keinen Fall sind Producte in den Betrieb einzuführen, deren Reinheit
                              									geringer ist, als die der ihn verlassenden Melasse, da man sonst nicht nur den in
                              									Krystallform ungewinnbaren Zucker verlieren wird und alle Unkosten umsonst
                              									angewendet hat, sondern ausserdem noch Zucker gebraucht, um die grossen Mengen
                              									miteingeführten Nichtzuckers der Producte von unter 60 Reinheit in Melasse von 60
                              									Reinheit überzuführen. Man halte sich vor Augen, dass man Zucker erzeuge und nicht
                              									Melasse.
                           Nach der Mittheilung von J. HarmZeitschrift für
                                       												Zuckerindustrie in Böhmen, 1896 XXI S. 17. hat sich der
                              										Saturateur mit Mischvorrichtung, Construction Marens, in der Praxis sehr gut bewährt. Der Zweck
                              									dieses Apparates ist: ausgiebiges, auf einfachem Wege zu erreichendes Durchmischen
                              									der Kalkmilch mit dem Saft, thunlichst vollständige Ausnutzung des Saturationsgases
                              									bei schneller Saturation, Ersparniss an Fettzusatz und endlich gehörige Reinigung
                              									des Saturateurs bei jeder Entleerung. Das Ziel wurde nun durch eine einfache,
                              									senkrechte, kegelförmige Mischvorrichtung erreicht. Durch dieselbe wird der Saft in
                              									eine intensive Wirbelbewegung versetzt, wodurch ein vollkommenes Durchmischen
                              									desselben mit dem Kalk eintritt. Das Saturationsgas tritt durch 50-mm-Oeffnungen ein
                              									und wird, von der Misch Vorrichtung ergriffen, in eine unzählige Menge kleiner
                              									Bläschen zerstäubt, wodurch sich die früher aufgezählten Vortheile ergeben.
                           Der schlechten Filtrirbarkeil des Saturationsschlammes in den
                                 										Filterpressen, welche alle Jahre mehr oder minder stark beobachtet wird,
                              									können verschiedene Ursachen zu Grunde liegen. HerlesIbid. S.
                                    										24. ist nun der Ansicht, dass in den meisten Fällen die Hauptursache
                              									dieser Erscheinung in der Qualität des verwendeten Kalkes und der aus demselben
                              									bereiteten Kalkmilch liegt, wobei entweder die ungünstige chemische Zusammensetzung
                              									des verwendeten Kalkes eine Rolle spielt oder aber die gewonnene grieshaltige
                              									Kalkmilch daran Schuld trägt. Bezüglich des Kalkes sind besonders diejenigen
                              									Kalksorten zu beachten, welche einen beträchtlichen Gehalt an Kieselsäure und
                              									Sesquioxyden von Eisen und Thonerde aufweisen und einen schmierigen, die Tücher
                              									leicht verstopfenden Schlamm bilden, da diese Verbindungen einen gallertartigen
                              									Charakter besitzen. Die Ursache der Entstehung grieshaltiger Kalkmilch liegt
                              									entweder in einer unzureichenden Kalklöschvorrichtung, einer Benutzung von kaltem
                              									Wasser anstatt der Brüden- oder der Aussüsswässer, oder in der Verwendung von
                              									todtgebranntem Kalk, wobei auch mit der besten Kalklöschvorrichtung keine tadellose,
                              									von feinem Gries freie Kalkmilch erhalten wird. Durch den Kalkgries, der sich nur
                              									langsam im Zuckersaft löst und nachlöscht, entsteht ein schmieriger Schlamm, der die
                              									Tücher verstopft und den Saft an freiem Durchgang hindert. Es ist daher nicht nur
                              									der Kalklöschstation, sondern auch der Zusammensetzung des verwendeten Kalkes grosse
                              									Aufmerksamkeit zu schenken, und soll man nur solche Kalksteinsorten verwenden, bei
                              									welchen der Gehalt an Kieselsäure und Sesquioxyden von Eisen und Thonerde nicht eine
                              									gewisse Menge übersteigt.
                           Da gegenwärtig in der Praxis der Zuckerfabrikation grosse Meinungsverschiedenheiten
                              									über die invertirende Wirkung der schwefligen Säure herrschen, und besonders
                              									darüber, ob freie schweflige Säure in unreinen Zuckerlösungen bei niedrigen
                              									Temperaturen invertirend wirke oder nicht, so hat K.
                                 										StiepelZeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie
                                       												des Deutschen Reichs, 1896 XXXXVI S. 654 und 746.
                              									eingehende Versuche über die Inversion von Zuckerlösungen
                                 										mittels schwefliger Säure angestellt. In dem ersten Theil seiner Arbeit
                              									beschäftigt sich der Verfasser mit der Frage der Einwirkung der schwefligen Säure
                              									auf reine Zuckerlösungen, und wurden hierbei eine 10- und 50procentige Zuckerlösung
                              									bei 30 bis 80° C. mit Intervallen von 5° zu 5° bis zur Dauer von 240 Minuten der
                              									Einwirkung bestimmter Mengen schwefliger Säure (in gut schliessenden
                              									Selterswasserflaschen) ausgesetzt. Die Invertzuckerbildung wurde nun nach Verlauf
                              									von 5, 10, 15, 30, 60, 180 und 240 Minuten ermittelt. Es hat sich nun gezeigt, dass
                              									die Inversion durch schweflige Säure in reinen Zuckerlösungen nach dem allbekannten
                              										Guldberg-Waage'schen Gesetz erfolgt. Im weiteren
                              									Verlaufe seiner Arbeit hat Stiepel gefunden, dass auch
                              									für unreine Zuckerlösungen die Inversion durch freie schweflige Säure nach demselben
                              									Gesetz erfolgt. Es muss also die geringste Menge freier schwefliger Säure in
                              									unreinen Zuckerlösungen (z.B. Säften, Syrupen und Melassen) auch in der Kälte
                              									bereits Inversion hervorrufen. Neben diesem Einfluss der freien schwefligen Säure
                              									wird derjenige der Nichtzuckerstoffe, des sauren Sulfits, sowie der freien
                              									organischen Säuren bei niederer Temperatur so gering, dass er in der Praxis zuweilen
                              									wird ganz vernachlässigt werden können. Bei höherer Temperatur hingegen tritt der
                              									Einfluss der drei genannten Nebeneinflüsse stärker hervor, so dass alsdann auch bei
                              									so ungenügendem Zusatz von schwefliger Säure, dass nur saures Sulfit und freie
                              									organische Säuren, aber keine freie schweflige Säure vorhanden ist, die Inversion
                              									dennoch bedeutend werden kann.
                           Durch das neue Patent von Steffen und Drucker (D. p. J. 1896 302
                              									188) hat die Frage der Verwendung der schwefligen Säure in der Zuckerfabrikation ein
                              									bedeutendes Interesse erhalten. Es ist nun eine dankenswerthe Aufgabe von J. EphraimCentralblatt für die Zuckerindustrie der Welt,
                                    											1896 IV S. 1126 ff. gewesen, in einer umfangreichen Abhandlung
                              									eine möglichst vollständige und objective Geschichte der
                                 										verschiedenen Vorschläge über die Verwendung der schwefligen Säure in der
                                 										Zuckerfabrikation zu geben. Durch diese Zusammenstellung ist eine
                              									Beurtheilung des Steffen-Drucker'schen Patentes sowohl
                              									in technischer wie theoretischer Hinsicht möglich, wie auch zugleich ein Urtheil
                              									darüber gefällt werden kann, inwieweit dieses Patent mit Rücksicht auf die früheren
                              									Vorschläge als neu angesehen werden kann. Auf die Einzelheiten der Abhandlung kann
                              									an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden, doch sei hervorgehoben, dass die
                              									Verwendung der schwefligen Säure in der Zuckerfabrikation beinahe so alt wie dieser
                              									Industriezweig (nämlich die Gewinnung des Zuckers aus der Zuckerrübe) selbst ist,
                              									nachdem Drapiez schon im J. 1811 in einer der
                              										„Société d'Encouragement“ überreichten Arbeit der Verwendung von
                              									schwefliger Säure gedachte. Das Verfahren fand aber nur in einer Fabrik Eingang, und
                              									es wird angegeben, dass Perpere mit der Anwendung der
                              									schwefligen Säure Misserfolge hatte. Ephraim bringt nun
                              									weiter sämmtliche Verfahren und Patente, welche auf die vorliegende Frage Bezug
                              									haben. Es geht aus denselben hervor, dass sich die Frage namentlich dahin zuspitzt,
                              									ob das Gas auf Dünn- oder Dicksaft angewendet werden soll. Zum Schluss der
                              									Abhandlung wird auch der Versuche in Amerika gedacht, wo die Verwendung der
                              									schwefligen Säure bekanntlich eine grosse Ausdehnung gewonnen hat.
                           J. SchnellZeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie
                                       												des Deutschen Reichs, 1896 XXXXVI S. 894. hat im
                              									Laboratorium einige Diffusionsversuche mit schweflige Säure
                                 										haltigem Wasser angestellt, bei welchen Brunnenwasser mit 0,18 Proc.
                              									absorbirter schwefliger Säure den Schnitten zugesetzt wurde. Alle Manipulationen
                              									wurden in derselben Weise durchgeführt, wie sie in der Praxis stattfinden. Aus den
                              									Versuchen ist nun zu schliessen, dass man durch diese Methode auch im Grossbetrieb
                              									helle Producte erzielen kann, welche nicht mehr anorganische Salze als sonst
                              									enthalten. Eine Hauptfrage bleibt aber noch offen, ob auch die rückständigen
                              									Schnitte ohne Bedenken verfüttert werden können, oder ob und wie dieselben von der
                              									schwefligen Säure oder deren Salzen befreit werden können. Dies muss nun weiteren
                              									Versuchen anheimgestellt werden.
                           In Bezug auf die Wirkung der schwefligen Säure in der
                                 										Zuckerfabrikation weist AulardBulletin de
                                       												l'Association des chimistes, 1896 XIV S. 171. darauf
                              									hin, dass Zuckerlösungen, auch invertzuckerhaltige, bei niedriger Temperatur mit
                              									schwefliger Säure schwach sauer gemacht werden können, ohne neu bezieh. weiter zu
                              									invertiren. In diesem Zustande werden dieselben von Knochenkohle kräftig entfärbt,
                              									und zwar desto kräftiger, je saurer die Reaction ist. Bei Einhaltung der gebotenen
                              									Vorsicht scheint es unbedenklich, im Grossen bis zur entschieden sauren Reaction der
                              									Syrupe zu gehen und diese auch so zu verkochen. Auf diese Weise erreicht man
                              									annähernd dasselbe, was Steffen von seinem
                              									Schwefligsäureverfahren (D. p. J. 1896 302 188) verspricht. Aulard
                              									ist der Ansicht, dass dieses Verfahren bei genügender Ausarbeitung gewiss
                              									Treffliches leisten, aber nie allgemeine Verbreitung finden wird, nachdem enorme
                              									Betriebs- und Einrichtungskosten entgegenstehen.
                           Auf dem im August 1896 stattgefundenen internationalen Congress für angewandte Chemie
                              									zu Paris hat L. BattutZeitschrift des
                                       												Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reichs, 1896
                                    											XXXXVI S. 623 ff. einen umfangreichen Bericht über die Anwendung der Elektricität zur Reinigung der
                                 										Zuckerfabriksproducte vorgelegt, welcher die Frage sowohl vom theoretischen
                              									als auch praktischen Standpunkt eingehend beleuchtet und wegen seiner Resultate das
                              									Interesse des Zuckertechnikers verdient. Aus den Versuchen geht im Gegensatz zu den
                              									Ansichten Anderer hervor, dass auf elektrolytischem Wege eine Zerstörung des
                              									Nichtzuckers weder stattfindet, noch stattfinden kann, wenn man lösliche Anoden
                              									anwendet. Der Durchgang des Stromes durch den Saft führt eine Spaltung der
                              									Verunreinigungen herbei. Die Basen wandern zum negativen Pol, bleiben aber in der
                              									Flüssigkeit, während die organischen Säuren zum positiven Pol gehen.
                           
                           Treffen die letzteren hier auf ein Metalloxyd in statu nascendi, was eine sehr
                              									günstige Bedingung ist, so bilden sie damit Verbindungen, von denen die
                              									beständigsten den durch die frei werdenden Alkalien nothwendiger Weise bedingten
                              									secundären Reactionen entgehen und ausgefällt werden. Die auf diese Weise erzielte
                              									Reinigung ist der einer guten Arbeit mit doppelter Saturation wenig überlegen.
                              									Combinirt man jedoch die Elektrolyse mit dieser unter Anwendung geringerer
                              									Kalkmengen ausgeführten Behandlung, dann beobachtet man im Allgemeinen eine
                              									erhebliche Entfärbung. Die Elektrolyse mit Zink- oder Bleianoden bewerkstelligt
                              									einfach die Auflösung dieser beiden Metalle, damit dieselben sich mit den
                              									abgespaltenen organischen Säuren vereinigen können. Die Reinigung wird somit anstatt
                              									durch Calciumoxyd mittels der Oxyde des Zinks oder Bleis bewirkt. Wenn die beiden
                              									letzten Oxyde im Stande wären, mit gewissen organischen Körpern, welche dem Kalk
                              									entgangen sind, unlösliche Verbindungen zu bilden, so müssten dieselben bei der
                              									Elektrolyse der bereits durch Kalk gereinigten Säfte eine bemerkenswerthe Reinigung
                              									erzielen. Dem ist aber nicht so, denn der von dieser Base in den Säften belassene
                              									Nichtzucker wird um so weniger durch die elektrolytische Behandlung vermindert, je
                              									weiter man sich vom Anfang der Arbeit entfernt, d.h. je spätere Säfte der
                              									Fabrikation man der elektrolytischen Behandlung unterwirft. Die durch die einfache
                              									Elektrolyse bewirkte Reinigung steht bei weitem nicht im Verhältniss zu den
                              									Unkosten, welche sie verursacht, doch entfärbt sie aber in ausgezeichneter Weise,
                              									die ihre Anwendung für ein alkalisches Medium wünschenswerth macht. Diese Einwirkung
                              									tritt auch bei Dünn- und Dicksäften, sowie der Melasse hervor und ist nicht wie bei
                              									der schwefligen Säure mit einem Wiedereinführen von Verunreinigungen verbunden. Es
                              									steht aber zu befürchten, dass diese Eigenschaft leider auf die Dauer nicht
                              									ausgenutzt werden kann, da die Vortheile, die daraus in Wirklichkeit entspringen,
                              									sehr strittiger Natur sind. Jedenfalls geht aber aus den Versuchen hervor, dass man
                              									bei Anwendung der Elektrolyse zur Entfärbung nicht Elektroden aus Blei, sondern
                              									solche aus Zink verwenden müsste, da das letztere viel weniger löslich ist und auch
                              									keine besondere nachträgliche Abscheidungsoperationen erforderlich machen würde. Da
                              									die auf elektrolytischem Wege erzielte Reinigung nur eine äusserst geringe ist, so
                              									ist anzunehmen, dass die mineralischen oder organischen Bestandtheile der Säfte
                              									nicht fähig sind, unter den gegebenen Bedingungen durch doppelte Umsetzung
                              									unlösliche Verbindungen einzugehen. Man wird bemerken, dass bei einer derartig
                              									vorgenommenen Elektrolyse die gesammten Unreinigkeiten, deren Abscheidung man
                              									bezweckt, beständig neben einander bestehen bleiben, und wenn es wahrscheinlich ist,
                              									dass eine molekulare Verdoppelung an den Elektroden nach der Theorie von Grotthuss eintreten kann, so ist es ebenso falsch,
                              									anzunehmen, dass darauf eine unmittelbare Rückbildung auf secundärem Wege im Innern
                              									der Flüssigkeit erfolgen kann. Lässt man diese letztere Annahme fallen, so muss man
                              									allem Anschein nach zur thatsächlichen Trennung der Alkalien und organischen Säuren
                              									gelangen und seine Zuflucht zur Elektrodialyse nehmen.
                              									Nach diesem Verfahren gelingt es, die Zuckerfabriksproducte auf eine Reinheit zu
                              									bringen, welche der absoluten (?) Reinheit nahe kommt. Battut hat bei seinen Versuchen gefunden, dass die gesammten
                              									Verunreinigungen des Rohsaftes, mit Ausnahme des Invertzuckers, unter der
                              									Einwirkung eines Stromes von genügender Stärke bei Anwendung von Bleianoden entfernt
                              									werden können, und zwar in einer einzigen Operation, wie es Javaux, Gallois und DupontBezüglich des Wesens und der Einzelheiten
                                    											dieses Verfahrens sei auf das österreichische Privilegium vom 24. Januar
                                    											1894 (Nr. 44/1877) aufmerksam gemacht. D. Ref. ausführen. – Battut ist schliesslich der Ansicht, dass, wenn es auch
                              									bei dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft nicht den Anschein hat, dass die
                              									Elektrolyse einer Verbreitung in der Praxis fähig ist, sie aber doch einen Erfolg in
                              									der Zukunft bieten dürfte. Wie bei jedem umwälzenden Verfahren, ist der
                              									Uebergangsperiode Rechnung zu tragen, welche logisch zwischen dem Fassen des
                              									Gedankens und dem Uebergange von demselben zu praktischer Verwirklichung liegt.
                              									Diesen Uebergang füllt nun die Elektrodialyse aus, über welche man zu vorschnell ein
                              									ungünstiges Urtheil fällte. Man kann jetzt schon im Laboratorium aus einer
                              									entsprechenden Verwendung der Elektrodialyse Ergebnisse von unstreitbarem Nutzen
                              									erhalten, weil dieselbe gestatten würde, die Reinigungsstation zu controliren und
                              									genau die günstigste Kalkmenge zu bestimmen. Sie würde insbesondere die vollständige
                              									Analyse der Melasse auszuführen gestatten, welche man bisher auf keine andere Weise
                              									vornehmen konnte, ohne die Eigenschaft ihrer Bestandtheile zu verändern. Es würde
                              									dies zu Schlussfolgerungen führen, die nicht nur vom chemischen, sondern auch vom
                              									technischen Gesichtspunkte aus interessant wären, da die Melasse schliesslich das
                              									Kriterium ist, nach welchem man den Gang des Betriebes und die Art der denselben
                              									betreffenden Rohmaterialien beurtheilen kann.
                           Die Verwendung von Kieselguhr als Filtermaterial findet
                              									vielfache Anwendung, doch hebt HerzfeldZeitschrift des
                                       												Vereins für die Rübenzuckerindnstrie des Deutschen Reichs, 1896
                                    											XXXXVI S. 744. nach seinen Untersuchungen hervor, dass sich
                              									durchaus nicht jeder Kieselguhr zum Filtrationsmittel eignet. Alle untersuchten
                              									zwölf Proben besassen mehr oder weniger die Fähigkeit, die Alkalität der Säfte durch
                              									Bildung von Alkalisilicat zu verringern, und nur bei wenigen war diese Eigenschaft
                              									so wenig ausgeprägt, dass sie ohne Bedenken für die Filtration alkalischer Säfte
                              									benutzt werden können. Nur wenige gaben ferner farblose Filtrate bei genügend
                              									rascher Filtration. Als empfehlenswerth erwies sich von den untersuchten zwölf
                              									Proben schliesslich nur eine, welche die Alkalität von 0,15 allerdings auf 0,0005
                              									verringerte, aber farblose Filtrate gab und die Flüssigkeit schnell hindurchlaufen
                              									liess. Es ist daher Vorsicht bei der Auswahl des Kieselguhrs für die Filtration
                              									geboten.
                           Die Arbeit des Kalkofens ist für einen geregelten Betrieb von grösster Wichtigkeit,
                              									ja es lassen sich sogar manche Betriebsstörungen direct auf eine mangelhafte Arbeit
                              									des Kalkofens zurückführen. Es ist also für jeden technischen Zuckerfabriksbeamten
                              									der praktische Betrieb des Kalkofens von grösster Wichtigkeit; von Wichtigkeit ist
                              									aber auch das Studium der Theorie des Kalkofens, über
                              									welche Untersuchungen von H. DécluyLa Sucrerie
                                       												beige, 1896 XXV S. 55. vorliegen. Jeder chemische
                              									Process vollzieht sich in der Praxis in Apparaten, deren Anordnung durch bestimmte
                              									Regeln in Bezug auf Form und Inhalt bestimmt ist, welche dann die denkbar grösste
                              									Nutzwirkung sicher stellen. Diese Regeln lassen sich in jedem Falle durch
                              									Betrachtungen, welche auf der Theorie beruhen und durch die Praxis bestätigt werden,
                              									verallgemeinern. Von diesen Gesichtspunkten ausgehend, stellt nun Décluy seine Untersuchungen für die in den
                              									Zuckerfabriken benutzten Kalköfen an, wobei er den Betrieb der Kalköfen, das
                              									theoretische Profil und die höchste Inanspruchnahme in den Kreis der Untersuchung
                              									zieht. Von diesen sehr lehrreichen Untersuchungen mögen nun die Schlussfolgerungen
                              									daraus hervorgehoben werden, welche für die Praxis von Interesse sind.
                           1) Unterer Theil des Ofens. Abkühlungszone. Der Ofen
                              									muss an dieser Stelle ein kurzes, breites, kegelförmiges oder kegelförmiges und dann
                              									cylindrisches Profil erhalten. Je grösser der Rauminhalt ist, desto vollständiger
                              									wird die Abkühlung des gebrannten Kalksteines sein. Wenn der gezogene, gebrannte
                              									Kalk zerbröckelt und nicht fest genug ist, so muss man die Höhe vermindern und das
                              									Profil verbreitern. In diese Zone soll kein glühender Koks gelangen; deshalb soll
                              									man den Koks genügend zerkleinern, damit die Verbrennung in der darüber liegenden
                              									Zone von statten geht.
                           2) Mittlerer Theil des Ofens. Zersetzungszone. Das
                              									Profil des Ofens muss an dieser Stelle etwas geschnürt sein, damit die Hitze
                              									concentrirt, die Temperatur erhöht wird und die Geschwindigkeit der Gase zunimmt.
                              									Man soll stets bei Rothglut arbeiten und durch regelmässiges Zerkleinern des Koks
                              									und der Kalksteine, sowie durch regelmässigen Gang der Kohlensäurepumpe für die
                              									Erhaltung derselben sorgen. Wenn man den Koks in Stücken von 0,05 bis 0,06 m
                              									Durchmesser zerkleinert, so erzielt man eine schnelle Verbrennung, indem sonst die
                              									Gefahr der Bildung von Kohlenoxydgas grösser wird. Der Kalkstein soll in Stücke von
                              									⅓ bis ¼ cbdm zerkleinert werden, damit die Zersetzung möglichst vollständig
                              									wird.
                           3) Vorwärmungs- und Verdampfungszone. Diese Zone muss in
                              									den oberen Theil des Ofens verlegt werden, damit die Wärme der Gase durch directe
                              									Berührung mit den festen Materialien wiedergewonnen werden kann.
                           4) Oberer Theil des Ofens. Regulirungszone. Diese Zone
                              									wirkt nur durch ihren grossen Rauminhalt. Das kurze, breite Profil ist ökonomischer
                              									als das schlanke, welch letzteres eine unnöthige Erhöhung der Zone herbeiführt.
                           5) Apparat zur Wiederbenutzung der in den Gasen enthaltenen
                                 										Wärme. Die heissen Gase sollen in einen Apparat gelangen, dessen Zweck die
                              									Vorwärmung des festen Materials mittels der in den Gasen enthaltenen Wärme sein
                              									soll. Sein Profil muss hinreichend breit sein, um einen günstigen Wärmeaustausch
                              									zwischen den Gasen und dem festen Material herbeizuführen. Dies geschieht durch eine
                              									Verminderung der Geschwindigkeit der letzteren. Das Profil darf jedoch auch nicht zu
                              									breit sein, damit die Roste nicht zu gross werden und somit schwer zu handhaben
                              									sind. Je grösser die Anzahl dieser Roste ist, desto mehr Wärme wird man
                              									wiedergewinnen können; jedoch darf die Anzahl derselben nicht übermässig gross
                              									werden, weil daraus sonst Material Verluste entstehen können.
                           Die Vortheile der Arbeit mit geschlossenem Vorwärmer
                              									sind bekannt und wurde darauf in diesen Berichten bereits hingewiesen (D. p. J. 1896 302 190). Der
                              									Vollständigkeit halber sei noch der Bericht von J.
                                 										PokornyZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen, 1896
                                    											XXI S. 161.  hervorgehoben, welcher über eine Anlage berichtet, bei welcher bis dato
                              									die höchste Geschwindigkeit des durch die Vorwärmer laufenden Saftes, und zwar etwa
                              									1,5 m in der Secunde, erreicht wurde. Die mitgetheilten Ziffern und Daten sprechen
                              									neuerdings für die Vortheile der geschlossenen Vorwärmer.
                           Zur Controle der Nachproductenarbeit gibt B. WachtelZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen, 1896
                                    											XXI S. 167. Formeln, mit deren Hilfe man aus dem Quotienten der
                              									Schleudersyrupe einen Rückschluss ziehen kann auf die Zuckerausbeute; andererseits
                              									lässt sich berechnen, welche Totalausbeute an Rohzucker man aus einer gegebenen
                              									Füllmasse nach mehrmaligem Turnus erzielen kann. Bezüglich des Näheren muss auf das
                              									Original verwiesen werden.
                           Dasselbe gilt von den Arbeiten Curin'sIbid. S. 19 und 176.: Eine Aenderung in der Verdampf Station und Einige Beobachtungen beim Safteinkochen, welche wir der
                              									Vollständigkeit halber namentlich hervorheben. Erwähnt sei nur noch, dass ClaassenCentralblatt für die Zuckerindustrie der Welt,
                                    											1896 V S. 277. auf Grund eigener Erfahrung die Richtigkeit der
                              									Versuche Curcin's völlig anerkennt, aber seine (Curcin's) darauf
                              									gegründeten Schlussfolgerungen für durchaus verfehlt hält.
                           Die Frage, auf welche Weise man die wirkliche,
                              									aus Rüben gewonnene Füllmasse Erstproducts berechnen
                                 										kann, wenn eine bestimmte Menge Ablauf Erstproducts zur Rübenfüllmasse in
                              									das Vacuum eingezogen ist, und wie andererseits das Quantum des zugezogenen Syrups
                              									auf rechnerische Weise zu finden ist, wird von O.
                                 										MittelstaedtDie deutsche Zuckerindustrie, 1896 XXI S.
                                    											2158. des Näheren behandelt. Auf die Rechnungen, welche
                              									eigentlich selbstverständlicher Natur sind, kann hier nicht näher eingegangen
                              									werden, doch beweisen sie, wie sehr man vielfach noch zu wenig rechnet, wenn es ein
                              									Autor für nöthig findet, eine Operation, welche häufig Anwendung findet, rechnerisch
                              									durchzuführen.
                           Das neue Verfahren beim Kochen und Krystallisiren der
                                 										Nachproducte von M. SachsIbid. S. 1987., über welches günstige Resultate aus einer russischen
                              									Zuckerfabrik vorliegen, beruht auf einem eigenartigen Kochen des Ablaufes vom I.
                              									Product, einer höheren Ausnutzung des Nachproductenapparates und dementsprechender
                              									Verarbeitung der erhaltenen Füllmasse II. Products in den Malaxeuren. Nach diesem
                              									Verfahren hat man in der Fabrik gewonnen: weissen Zucker, Melasse und nur etwa 3000
                              									Pud gelben Zucker.
                           Wohl hat bereits vor einiger Zeit einen neuen Weg der
                              									Melasseentzuckerung aufgefunden, welcher von den zuvor eingeschlagenen wesentlich
                              									abweicht und durch das Patent Nr. 85024 vom 26. Juli 1893 geschützt ist. Das
                              									Verfahren beruht auf der Abscheidung des Bleis als Bleisaccharat. Inzwischen sind nun die Mittheilungen Kassner's erschienen, welcher Versuche in gleicher
                              									Richtung anstellte (D. p. J. 1895 298 65, 1896 299 116). Wie nun bereits
                              									seinerzeit hervorgehoben wurde, hat Wohl weitere
                              									Mittheilungen in Aussicht gestellt, sobald das Verfahren in allen Theilen technisch
                              									vollkommen durchgearbeitet sein würde und längere praktische Erfahrung darüber
                              									vorliegt. Das ist nun jetzt der Fall und WohlNeue Zeitschrift für
                                       												Rübenzuckerindustrie, 1896 XXXVII S. 256. beschreibt nun
                              									kurz die Beobachtungen, wie sie in einer Reihe späterer Patente (D. R. P. Kl. 89
                              									Nr. 90307 vom 20. Mai 1895) bezieh. Patentanmeldungen (W. 10065, W. 11293, W. 11294
                              									vom 29. Mai 1894, ausgelegt am 26. November 1896) niedergelegt worden sind. Im
                              									Folgenden soll nun das Wesentlichste des Wohl'schen Bleisaccharatverfahrens hervorgehoben werden.
                           1) Einfluss der Natur des Bleioxyds. Die beiden
                              									Modifikationen des Bleioxyds (rothes und gelbes) zeigen gegen Zucker ein durchaus
                              									verschiedenes Verhalten, indem nur das gelbe Oxyd zur schnellen und vollkommenen
                              									Saccharatbildung befähigt ist, das technische Product (ein Gemenge beider
                              									Modifikationen) dagegen unter sonst günstigen Versuchsbedingungen je nach seinem
                              									Gehalt an der gelben Modifikation wirkt. Für die Entzuckerung muss demnach ein
                              									Bleioxyd in Anwendung kommen, dessen Farbe annähernd rein schwefelgelb ist und
                              									welches durch Brennen von basischem Bleicarbonat bei etwa 600° entsteht. Das für die
                              									Praxis erforderliche Bleioxyd wird aus dem durch Saturation des Bleisaccharats
                              									entstehenden unreinen basischen Bleicarbonat hergestellt. Das regenerirte Oxyd nimmt
                              									beim ersten Durchgang durch den Betrieb ausser etwas Eisenoxyd und Thonerde etwa 0,5
                              									Proc. Kalk, weniger als ¼ Proc. SO3 und weniger als
                              										1/10 Proc. Cl
                              									auf. Dadurch erscheint das Material dunkler und die Wirksamkeit hat sich um etwa 10
                              									Proc. vermindert. Damit ist aber dann ein dauernder Gleichgewichtszustand
                              									eingetreten, der sich, soweit die jetzige Erfahrung reicht, überhaupt nicht mehr
                              									ändert. Das Oxyd zeigt bei ungezählter Wiederverwendung weder eine weitere Zunahme
                              									der Verunreinigungen, noch eine Abnahme der Wirksamkeit, und wird dieses die Technik
                              									des Verfahrens sehr vereinfachende Ergebniss wesentlich durch Zugabe geringer Mengen
                              									Alkali bei der Saccharatbildung erzielt (vgl. sub 3).
                           2) Einfluss der Concentration der Melasselösung. 80 Th.
                              									Wasser und 100 Th. Melasse stellen das Optimum der Concentration dar. Die praktisch
                              									vollständige Entzuckerung tritt dann innerhalb etwa 15 Minuten ein, wobei im
                              									Wesentlichen zunächst das in Zuckerlösungen leicht lösliche Tribleisaccharat
                              									entsteht, welches allmählich in unlösliches Bleisaccharat übergeht. Bei unreinen
                              									Zuckerlösungen wird dieser Vorgang durch die Gegenwart der Salze und die dadurch
                              									bedingte Alkalität der Lösungen beeinflusst.
                           3) Einfluss der Alkalität der Lösung. Bleioxyd wirkt auf
                              									dünne Salzlösungen ein unter Bildung hochbasischer Bleisalze und freien Alkalis.
                              									Daraus erklärt sich, dass bei der Einwirkung von Bleioxyd auf Melasselösung nicht
                              									nur der Zucker, sondern auch der Nichtzucker Bleioxyd bindet und alkalifrei wird.
                              									Das zunächst entstehende Tribleisaccharat, das von neutralen Zuckerlösungen nur bis
                              									zu einer gewissen Verdünnung aufgenommen wird, löst sich in alkalihaltigen
                              									Flüssigkeiten sehr viel leichter unter intermediärer Bildung von
                              									Alkalibleisaccharat. Dadurch wird einerseits der Angriff auf das Bleioxyd befördert
                              									und andererseits kann das entstehende Trisaccharat auch entsprechend seiner
                              									grösseren Löslichkeit schneller und vollständiger in Bisaccharat übergehen. Da die
                              									Basicität des Kalihydrates gegenüber dem Bleioxyd sehr gross ist, so genügen
                              									verhältnissmässig geringe Mengen davon, um die Nebenreactionen fast völlig zu
                              									unterdrücken. Dementsprechend wird einerseits das angewandte Bleioxyd sehr
                              									vollständig zur Saccharatbildung ausgenutzt und ein grösserer Ueberschuss davon
                              									unnöthig gemacht, andererseits die Aufnahme weiterer Mengen SO3, Cl u.s.w. verhindert. Es nimmt also das Bleioxyd
                              									nur einmal die geringen Mengen Verunreinigungen auf, die dem Gleichgewichtszustande
                              									gegenüber der constanten Alkalität der Lösung entsprechen, und damit tritt der oben
                              									erwähnte Dauerzustand ein.
                           Die Ausführung des Verfahrens geschieht in folgender Weise: Für gewöhnliche
                              									Rübenzuckermelassen sind 1 bis 2 Proc. KOH auf Melasse und 75 Proc. an reinem
                              									schwefelgelbem Bleioxyd erforderlich. Von richtig gebranntem regenerirtem
                              									Betriebsoxyd braucht man 80, höchstens 90 Proc. Dabei wird der Zucker ohne jedes
                              									Erwärmen innerhalb weniger Stunden so vollständig gebunden, dass die Lauge
                              									Linksdrehung zeigt. Bei Anwendung von 80 Proc. reinem wirksamem Bleioxyd ist die
                              									Entzuckerung der Lauge schon in etwa 1 Stunde, bei 90 Proc. in weniger als ½ Stunde
                              									und bei 100 Proc. in etwa 5 Minuten eingetreten.
                           Das folgende Beispiel soll den Gang der Methode zeigen: 850 k bei etwa 600°
                              									gebrannten Betriebsoxyds werden in einem Kollergang mit 300 l Wasser in 10 bis 15
                              									Minuten gleichmässig vermählen. Das Mahlgut fliesst in eine Maische zu einer Lösung
                              									von 1000 k Melasse in 500 l Wasser und 75 l etwa 10procentiger roher Kalilauge aus
                              									der Potaschestation. Die dünne Flüssigkeit wird durchgerührt, verdickt sich dabei
                              									und ist nach 10 bis 15 Minuten zähe geworden. Nach 1 ½ bis 3 Stunden wird die Masse
                              									zunächst ganz hart, dann wieder von selbst ziemlich weich und kann nur durch
                              									Anrühren mit Laugenwasser von einer früheren Operation auf die für die Filtration
                              									passende Verdünnung gebracht werden. Das Rohsaccharat wird am besten mit einer
                              									Temperatur von 40 bis 50° filtrirt, mit Wasser von allmählich steigender Temperatur
                              									ausgewaschen und dann nach Patent Nr. 85024 weiter verarbeitet.
                           In einem folgenden Artikel wird Wohl einiges über die
                              									Technik des Verfahrens mittheilen und durch Ergebnisse der praktischen Erfahrung
                              									eingehend mittheilen, dass nicht der geringste Grund vorliegt, Bedenken gegen die
                              									Verwendung von Bleiverbindungen für den angegebenen Zweck zu hegen.
                           Gegenüber der Priorität dieses Verfahrens bemerkt KassnerNeue Zeitschrift für Rübenzucker Industrie,
                                    											1896 XXXVII S. 287., dass er und Wohl ganz unabhängig von einander die Methode der Melasseentzuckerung
                              									mittels Bleioxyd in ihren wesentlichen Stücken aufgefunden haben, in Folge dessen
                              									daher das Verfahren in Zukunft das „Verfahren Kassner-Wohl“ zu nennen sein dürfte.
                           Darauf erwidert WohlIbid. S. 287., dass er die
                              									Priorität für sich in Anspruch nimmt, nachdem das von ihm 2 Jahre zuvor aufgefundene
                              									und zum Patent angemeldete Melasseentzuckerungsverfahren vollkommen abgeschlossen
                              									vorlag, ehe Kassner überhaupt irgend einen Schritt zur
                              									Begründung von Rechten für sich gethan hat. Die Kritik hat einstweilen kein Recht,
                              									sich in diesen Streitfall einzumischen, auf jeden Fall muss aber betont werden,
                              									dass, wenn die weiteren praktischen Versuchsergebnisse ein günstiges Resultat
                              									ergeben, das Wohl'sche Verfahren eine Zukunft
                              									besitzt.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)