| Titel: | Neue Erdölkraftmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 246 | 
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                        Neue Erdölkraftmaschinen.
                        Mit Abbildungen.
                        Neue Erdölkraftmaschinen.
                        
                     
                        
                           Verhältnissmässig lange hat es gedauert, bis die wissenschaftliche Forschung sich mit
                              									der Prüfung und ziffermässigen Feststellung der ökonomischen Leistung und
                              									praktischen Betriebsbrauchbarkeit der Gasmaschinen befasste, welche mit vergasten
                              									und entzündeten flüssigen Brennstoffen betrieben wurden. Es war schon ein
                              									Fortschritt, als einwandfreie genauere Versuchsergebnisse mit einzelnen
                              									Sonderausführungen dieser Maschinen bekannt wurden und dadurch wenigstens die
                              									Leistungsfähigkeit einzelner Maschinen klargestellt wurde; wir haben darüber
                              									berichtet (vgl. D. p. J. 1895 295 105). In diesem Berichte wurde bereits der mit so grosser Erwartung
                              									entgegengesehenen Berichte über die Vergleichsversuche mit Erdölmaschinen
                              									gelegentlich der letzten landwirthschaftlichen Ausstellung in Treptow bei Berlin
                              									gedacht. Diese Berichte liegen nunmehr vor und sollen eingehend bekannt gegeben
                              									werden, weil sie nicht nur auf vollste Zuverlässigkeit und Gründlichkeit Anspruch
                              									machen, sondern weil sie zum ersten Mal vergleichende Ziffern über die
                              									Leistungsfähigkeit der hervorragendsten Erdölmaschinenconstructionen bieten. Erst
                              									auf Grund dieser Versuche ist es möglich, sich ein klares Bild von der technischen
                              									und wirthschaftlichen Bedeutung der Erdölmaschinen zu verschaffen.
                           
                           Die landwirthschaftliche Gesellschaft hatte sich der Frage nach der
                              									Leistungsfähigkeit der Erdölmaschinen zugewandt, weil diese Maschinen besonders in
                              									der Form von Locomobilen eine hervorragende Bedeutung für die Landwirthschaft
                              									gewinnen, falls sie sich eben praktisch bewähren. Hierüber war aber nur durch
                              									gewissenhafte Versuche ein sicheres Ergebniss zu erzielen, weil der starke
                              									Wettbewerb auf dem Erdölmaschinenmarkt dazu geführt hatte, dass manche übertriebene
                              									Angabe über die Leistung, die Kosten und namentlich den Betrieb in das Publicum
                              									gelangte, andererseits aber auch unrichtige Vorstellungen von dem Wesen der
                              									Erdölmaschine Missdeutungen hervorbrachten, welche von den Mittheilungen solcher
                              									noch genährt wurden, deren Traum von der steten Bereitschaft einer nicht zu
                              									beaufsichtigenden und nicht zu wartenden Betriebsmaschine durch böse Erfahrungen mit
                              									dieser „unruhigen“ Erdölmaschine gestört wurde.
                           Die Prüfungen schlössen alle Maschinen aus, welche mit Benzin, Naphta u.s.w.
                              									arbeiteten; sie erstreckte sich nur auf Maschinen, welche mit Erdöl von 0,8 spec.
                              									Gew. gespeist wurden. Man schloss sich mit dieser Bestimmung der Meinung an, dass
                              									eben gerade der Betrieb mit dem fast ungefährlichen und billigen Erdöl für die
                              									Maschine von hervorragender Bedeutung sei.
                           Ueber die Ausführung der Prüfung enthielt das Preisausschreiben vom 15. November 1895
                              									eingehende Bestimmungen, von denen folgende für die Beurtheilung der
                              									Prüfungsergebnisse wichtig sind:
                           
                              „Der erste Theil der Prüfung wird ausgeführt durch Betrieb des Motors unter der
                                 										Bremse bei gleichzeitiger Entnahme von Indicatordiagrammen, und zwar
                              
                           
                              a) bei der vollen vom Fabrikanten angegebenen
                                 										Kraftleistung;
                              b) bei der halben Kraftleistung;
                              c) beim Leergange.
                              
                           Hierbei wird festgestellt: Verbrauch an Erdöl, Schmieröl und Kühlwasser, Temperatur
                              									des ein- und ausströmenden Kühlwassers, Leistungsfähigkeit der Apparate, in denen
                              									das benutzte Wasser für erneute Verwendung abgekühlt wird; Gleichmässigkeit des
                              									Ganges durch Messung der Geschwindigkeitsunterschiede; höchste Kraftleistung.
                           Der zweite Theil der Prüfung wird ausgeführt durch praktischen Betrieb einer oder
                              									mehrerer landwirthschaftlicher Maschinen von einer Transmission aus (Dreschmaschine,
                              									Schrotmühle u. dgl.).
                           Hierbei wird festgestellt: Handhabung, Zeitdauer der Inbetriebsetzung,
                              									Einstellbarkeit und selbsthätige Regulirbarkeit für wechselnden Kraftbedarf;
                              									Verschmutzung nach einem mehrfach unterbrochenen Betriebe von zusammen 60 Stunden
                              									Arbeit bezieh. bis zum vorzeitigen Stillstand des Motors; Betriebsstörungen;
                              									Zeitdauer und Handhabung bei einer Reinigung einschliesslich der Zeit für
                              									Auseinandernehmen und Zusammensetzen; Geruch, Geräusch, Belästigungen durch Auspuff
                              									u. dgl.; bei fahrbaren Motoren das Gewicht unter Berücksichtigung der
                              									Kühlvorrichtungen; Gang der Maschine, ob ruhig oder stossend.
                           Zwecks Ausführung dieser Prüfung muss jede Maschine ausgerüstet sein:
                           1) mit der Einrichtung zum Ansetzen eines Indicators;
                           2) mit einer Riemenscheibe, gerade gedreht; von 600 mm Durchmesser und 150 mm Breite
                              									zum Aufsetzen des Bremsdynamometers.
                           Ausserdem ist eine besondere zweitheilige Riemenscheibe mit Flachkeil beizugeben
                              									für eine Transmissionswelle von 65 mm Durchmesser. Der Durchmesser dieser
                              									Riemenscheibe ist so zu bemessen, dass bei einem Riemenbetrieb vom Motor nach der
                              									Transmissionswelle die letztere 180 Umdrehungen in der Minute macht. Die Breite der
                              									Scheibe kann beliebig sein; sie wird im Allgemeinen durch die Grösse der zu
                              									übertragenden Kraft bestimmt werden.
                           Die Prüfungsbestimmungen wurden vervollständigt durch Ausführungsbestimmungen nach
                              									den Beschlüssen der Preisrichter vom December 1893. Von diesen letzteren Beschlüssen
                              									sind folgende von Wichtigkeit:
                           Auf Antrag einiger Fabrikanten wurde beschlossen, dass die Deutsche
                              									Landwirthschaftsgesellschaft für die Prüfung nicht allein amerikanisches, sondern
                              									auch russisches Erdöl unentgeltlich liefert und es den Fabrikanten überlässt, mit
                              									welcher Erdölsorte sie ihre Motoren während der Prüfung betreiben wollen. Das
                              									specifische Gewicht des amerikanischen Erdöls beträgt etwa 0,80, das des russischen
                              									etwa 0,825.
                           Die Motoren sollen gebremst werden unter gleichzeitiger Entnahme von
                              									Indicatordiagrammen, und zwar in einer Zeitdauer von
                           
                              
                                 a)
                                 beim Leergange
                                 ½
                                 Stunde
                                 
                              
                                 b)
                                 bei normaler vom Fabrikanten ange-gebener
                                    											Kraftleistung
                                 1
                                 „
                                 
                              
                                 c)
                                 bei der Hälfte dieser Kraftleistung
                                 1
                                 „
                                 
                              
                                 d)
                                 bei der höchstmöglichen Kraftleistung
                                    											vorübergehend,    mindestens aber 5 Minuten.
                                 
                              
                           Die Dauerprüfungen zur Feststellung der Verschmutzung sollen durch den Betrieb von
                              									landwirthschaftlichen Arbeitsmaschinen (Schrotmühlen, Pumpen, Dreschmaschinen)
                              									ausgeführt werden, und zwar in einer grössten Ausdehnung von 60 Stunden Arbeitszeit
                              									bezieh. bis zum vorzeitigen Stillstand der Maschine.
                           Für Prüfung auf Einstellbarkeit und selbsthätige Regulirbarkeit der Motoren bei
                              									wechselndem Kraft verbrauch ist der Betrieb einer Dynamomaschine in Aussicht
                              									genommen. Der Antrieb der Dresch- und der Dynamomaschine wird von einer Transmission
                              									aus erfolgen, an welche der Reihe nach die einzelnen Erdölmotoren angeschlossen
                              									werden. Als Getreideart für die Dreschmaschine wird Roggen zur Verwendung
                              									kommen.
                           Zu der Dauerprüfung können nur die Motoren zugelassen werden, welche bei den
                              									Bremsversuchen unter a), b), c) und d) die besten Ergebnisse gezeigt haben.
                           Wenn ein Fabrikant zwei Motoren gleicher Construction und gleicher Grösse in
                              									feststehender und fahrbarer Ausführung zur Prüfung einsendet, so sollen beim festen
                              									Motor sämmtliche Bremsversuche, beim fahrbaren Motor dagegen nur die unter normaler
                              									Kraftleistung gemacht werden. Die Dauerversuche werden in diesem Falle nur mit dem
                              									fahrbaren Motor ausgeführt.
                           Der Bericht über diese sorgfältig vorbereiteten und ausgeführten Versuche liegt
                              									nunmehr vor (Hartmann und Schöttler: Prüfung von
                                 										Erdölmotoren, Berlin 1895). Wir verweisen auf dessen umfangreiche
                              									Erörterungen, die theilweise auch durch bildliche Darstellungen der einzelnen
                              									Ausführungen erläutert werden, und geben nur eine Uebersichtstabelle über die
                              									Abmessungen der untersuchten Maschinen und eine Uebersicht über die erzielten
                              									Ergebnisse im Folgenden wieder.
                           
                           Tabelle I. Die wichtigsten Verhältnisse der geprüften
                              									Maschinen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 248
                              Nr.; Erbauer.;
                                 										Cylinderdurchmesser.; Hub.; Minutliche Umdrehungen.; Länge.; Breite.; Gewicht.;
                                 										Preis.; Anordnung.; Locomobilen von 8 bis 12 .; Altmann.; Deutz.; Grob.;
                                 										Hille.; Langensiepen.; Schwartzkopff.; Locomobilen von 2 bis 4 .;
                                 										Daimler.; Grob.; Januscheck.; Robey.; Seck.; Swiderski.; Feste Motoren von 8 bis
                                 										12 .; Altmann.; Dürkopp.; König Friedrich August-Hütte.; Langensiepen.;
                                 										Swiderski.; Feste Motoren von 2 bis 4 .; Butzke.; Daimler.; Deutz.;
                                 										Dürkopp.; Hille.; Januscheck.; Körting.; Robey.; Schwartzkopff.; Seck.;
                                 										liegend.; stehend.
                              
                           Tabelle II. Ergebnisse der Leistungsversuche.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 248
                              Nr.; Erbauer.; Leergang.; Halbe
                                 										Leistung (1 Stunde).; Ganze Leistung (1 Stunde).; Grösste Leistung (Minuten).;
                                 										Locomobilen von 8 bis 12 .; Altmann.; Deutz.; Grob.; Hille.;
                                 										Langensiepen.; Schwartzkopff.; Locomobilen von 2 bis 4 .; Daimler.;
                                 										Grob.; Januscheck.; Robey.; Seck.; Swiderski.; Feste Motoren von 8 bis 12
                                 										.; Altmann.; Dürkopp.; König Friedr.; August-Hütte.; Langensiepen.;
                                 										Swiderski.; Feste Motoren von 2 bis 4 .; Butzke.; Daimler.; Deutz.;
                                 										Dürkopp.; Hille.; Januscheck.; Körting.; Robey.; Schwartzkopff.; Seck. 
                              
                           
                           Die Priestmann'sche Erdölkraftmaschine wird von der
                              									Firma Paul Behrens in Magdeburg für Deutschland
                              									vertrieben. Die Maschine besitzt einen eigenartigen Zerstäuber, dessen gute Wirkung
                              									die angeblich grosse Verbreitung der Maschine in England veranlässt haben soll.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 249
                              Fig. 1.Zerstäuber an dem Verdampfer der Priestmann'schen
                                 										Erdölkraftmaschine.
                              a Auspuffgase; b Verdunster.
                              
                           In Fig. 1 ist der Zerstäuber an dem Verdampfer
                              									dargestellt. Das eine Rohr, welches von dem Erdölbehälter ausgeht und mit dem
                              									Oelraume in Verbindung steht, führt nach K, während ein
                              									zweites Rohr, welches mit dem Luftraume in Verbindung steht, zu dem Raume I führt. Das Erdöl tritt durch einen kleinen Kanal M in dem Hahn H in den
                              									Kanal E und trifft hier auf den Luftstrom, welcher
                              									durch die Form der Düse von seiner geradlinigen Bewegung so abgelenkt wird, dass er
                              									sich unter einem stumpfen Winkel auf den Flüssigkeitsstrahl stürzt, diesen in einen
                              									feinen Nebel verwandelt und diesen durch eine dem Kanal E gegenüberliegende Oeffnung in den Verdampfer treibt. In dem Verdampfer
                              									findet die Erwärmung des Gemisches von Erdöldunst mit atmosphärischer Luft statt. Da
                              									die Menge der Luft für die Verbrennung im Cylinder noch nicht ausreichend ist, so
                              									wird beim Ansaugen des Gemisches durch den Kolben während der Saugperiode das Ventil
                              										L geöffnet, so dass Luft durch den Kanal F bei geöffneter Drosselklappe C in den Kanal B treten kann, der
                              									concentrisch um die Düse E angeordnet ist. Durch kleine
                              									Oeffnungen D tritt die Luft in den Verdampfer und mit
                              									dem Gemisch in den Cylinder. Die Anordnung des Kanales B ermöglicht es, dass die Luft sich innig mit dem Gemisch des Verdampfers
                              									vermengen kann.
                           Ist der Verdampfer vorgewärmt, so wird er durch die Auspuffgase, welche vor ihrem
                              									Eintritt in den Auspufftopf den Verdampfer umspülen, warm erhalten. Die Temperatur
                              									der Auspuffgase um den Verdampfer beträgt etwa 300° C.
                           Versuche, welche in Glaser's Annalen, 1896 S. 52, veröffentlicht sind, haben ergeben, dass der Priestmann'sche Motor innerhalb 12 Minuten
                              									betriebsfähig ist. Ein Motor von 273 mm Cylinderdurchmesser und 355 mm Hub, welcher
                              									als 9 pferdig verkauft wird, verbraucht 2,4 l Erdöl im Leergang bei 174 Umdrehungen.
                              									Bei halber Belastung unter Leistung von 8,3  wurden 5,75 l Erdöl verbraucht,
                              									d.h. 0,55 k für die stündliche Pferdekraft. Bei stärkerer Belastung unter Leistung
                              									von 10,92  braucht die Maschine 0,476 k für die stündliche Pferdekraft.
                           Das Pyrometer zeigte für die Auspuffgase eine Temperatur von 298° C. an. Der
                              									Auspuff selbst war tadellos. Ein unangenehmer Geruch wurde an den Auspuffgasen nicht
                              									wahrgenommen.
                           Bei einem Dauerversuch von mehreren Stunden leistete der Motor 8,81 effective
                              									 und verbrauchte für die effective Pferdestärke in 1 Stunde 0,53 k Erdöl.
                              									Der Motor arbeitete während dieser Zeit ohne Wartung tadellos. Eine irgendwie
                              									nennenswerthe Verschmutzung ist nicht gefunden worden.
                           Die Erdölmaschine von B. Loutzky in Nürnberg (D. R. P.
                              									Nr. 81530) besitzt zwei starr verbundene Kolben, welche drei Arbeitsflächen bieten,
                              									um die Maschine im Eintact arbeiten zu lassen. Fig. 2
                              									erläutert diese Maschine.
                           Zwei Verdichtungs- und Explosionsräume A und B sind von den Wassermänteln a und b umgeben. Um die äusseren Doppelmäntel
                              									dieser Verdichtungskammern greifen die Kolben k1 und k2, welche unter
                              									einander fest verbunden sind und so einen Hohlcylinder darstellen. Dieser
                              									cylindrische Doppelkolben besitzt Ausschnitte s und
                              									durchdringt den unteren Cylinderdeckel C2 mittels Lamellen. Er dichtet von innen gegen die
                              									Aussenwände der Explosionsräume ab und ist ausserdem in dem Gestell G geführt. In die Räume A
                              									und B bei e1 und e2 wird ein Gemisch von Luft und Erdöl oder
                              									Benzindampf eingeleitet und dort in geeigneter Weise, z.B. durch Glührohr,
                              									entzündet. Die auftretenden Explosionen wirken abwechselnd auf die Wände w1 und w2 des gemeinsamen
                              									Kolbens K1K2, welche durch die bei M
                              									angreifende Schubstange auf die Kurbel wirken. Die Maschine erfährt auf diese Weise
                              									bei jeder Umdrehung der Kurbel einen Kraftschub und arbeitet somit unter Verwendung
                              									einer Schubstange als Zweicylindermaschine.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 249
                              Fig. 2.Erdölmaschine von Loutzky.
                              
                           Der Doppelkolben kann in Folge seiner eigenartigen Construction zugleich als
                              									Luftpumpe dienen. Zu diesem Zweck trägt der untere Cylinderdeckel C2 einen mit
                              									Ventil v versehenen cylindrischen Kasten O, welchen der unter Wand w1 angeordnete hohlcylindrische Theil w des Kolbens K1K2 beim Abwärtsgange umgreift. Die sich verdichtende
                              									Luft wird durch Ventil v in den Kasten O und von da in einen Behälter B gedrückt, wo sie dazu dient, das Erdöl oder Benzin ausfliessen zu
                              									lassen.
                           Bei der in Fig. 3 dargestellten Zweitactmaschine von
                              										J. Söhnlein in Wiesbaden (D. R. P. Nr. 83210)
                              									bewegt sich in dem vorn durch eine Kammer F, hinten
                              									durch ein Ventil v und das der äusseren Beheizung
                              									zugängliche Ventilgehäuse (Vergaser) k geschlossenen
                              									Cylinder der Arbeitskolben, dessen Länge so gewählt ist, dass er in der einen
                              									Todtpunktlage die Oeffnung a, bei der entgegengesetzten
                              									die Oeffnungen b und c
                              									freigibt. Bei der linken Endstellung tritt durch die Oeffnung a Luft in die Kammer V
                              									ein, welche beim Vorgehen des Kolbens zunächst verdichtet wird und, sobald der
                              									Kolben seine rechte Endstellung erreicht hat, durch den Kanal b nach dem Cylinder übergeleitet wird. Hier verdrängt
                              									dieselbe die verbrannten Gase aus dem Cylinder. Bevor der Kolben die Oeffnung b öffnet, gibt er schon die Oeffnung c frei, und zwar um die Strecke c-b früher als b. Während dieser Zeit strömen
                              									daher die Verbrennungsgase ins Freie. Da hierbei in Folge des grossen Querschnittes
                              									der Oeffnung c die austretenden Verbrennungsgase
                              									einerseits ihre Spannung schneller verlieren, als der Kolben den Weg über die
                              									Oeffnung c zurücklegt, so folgt jenem raschen
                              									Spannungsabfall unmittelbar eine Depression, durch welche ein Vacuum im Cylinder
                              									entsteht. Der Kolben wirkt in Verbindung mit diesem Vacuum auf dem Rest seines Weges
                              									über die Oeffnung c saugend auf den Cylinderinhalt und
                              									folglich auf das Ventil ein, welches sich dadurch öffnet, so dass durch dasselbe die
                              									Brennstoffe eingesaugt werden können, wobei flüssige Brennstoffe an den erwärmten
                              									Wandungen der Kammer k vergasen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 250
                              Fig. 3.Zweitactmaschine von Söhnlein.
                              
                           Beim Rückgang des Kolbens wird die im Cylinder befindliche Luft mit den durch Ventil
                              										v eingesaugten Brennstoffen gemischt, diese
                              									Mischung zusammengepresst und durch Zündrohr z
                              									entflammt. Ventil v wird und bleibt durch den von dem
                              									zurückgehenden Kolben verursachten Druck geschlossen.
                           Unter Benutzung des oben geschilderten Erfindungsgedankens hat Söhnlein (D. R. P. Nr. 85944) auch eine Maschine mit
                              									pendelnder Bewegung der Kolbenkurbel angegeben.
                           Der Compressionsraum der Maschine soll so klein, d.h. der Druck in der
                              									Compressionsperiode so gross und im Verhältniss zu diesem Druck die Schwungmassen so
                              									klein werden, dass ihre lebendige Kraft nicht ausreicht, den Kolben über den
                              									hinteren todten Punkt zu bringen. In Folge dessen kehrt der Kolben vor der hinteren
                              									todten Punktlage um und erhält in demselben Augenblick einen Antrieb durch die
                              									Explosion im Verbrennungsraum, welche ganz selbsthätig in demselben Augenblick
                              									erfolgt, in welchem der Kolben umkehrt, weil das Gemisch in diesem Augenblick
                              									ruht. Wird die Kurbelwelle in Folge dieses Antriebes herumgeschleudert, so befindet
                              									sich der Kolben am Ende der Schwingung wieder in der oben beschriebenen Stellung und
                              									die Verhältnisse sind die gleichen. Es erfolgt wieder eine Explosion, welche jetzt
                              									die Welle im entgegengesetzten Sinne antreibt, so dass dieselbe dauernd eine hin und
                              									her gehende Bewegung erhält. Je nach Wahl der Schwungmassen und Begrenzung des
                              									hinteren Cylinderraumes kann der Ausschlagwinkel der Pendelung beliebig verändert
                              									werden.
                           Gegenüber der durch das Patent Nr. 83210 geschützten Maschine erscheint es in Fällen,
                              									in welchen die Abgase durch eine lange Rohrleitung strömen müssen, erwünscht, die
                              									Verzögerung des Ganges der Maschine, welche dadurch eintritt, dass durch die
                              									elastische Rückwirkung der in dem Abgangsrohr befindlichen Gasmengen die Saugwirkung
                              									des Vacuums im Cylinder verlangsamt wird, auszuschliessen.
                           Zu dem Zwecke ist diese Erdölmaschine unter Beibehaltung der übrigen Anordnung dahin
                              									abgeändert (D. R. P. Nr. 83342), dass von dem Ansaugen der Brennstoffe mittels des
                              									durch Ueberexpansion der Abgase sich bildenden Vacuums abgesehen und statt dessen
                              									die Kammer, in welcher abwechselnd ein schwaches Vacuum und eine schwache
                              									Compression erzeugt wird, mit dem Oeltopf und dem Einlassventil durch ein Rohr
                              									verbunden, so dass die Brennstoffe über dem Einlassventil pumpenartig eingesaugt und
                              									in den Cylinder gepresst werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 250
                              Fig. 4.Viertactmaschine von Küppermann.
                              
                           Um die Bildung zündfähigen Gemisches in der Kammer zu verhindern, wird das Rohr so
                              									weit gewählt bezieh. zu einer Kammer erweitert, dass die ganze jedesmal aufgesaugte
                              										Gasmenge darin
                              									Platz findet und kein Brennstoff in die Kammer gelangt.
                           Die in Fig. 4 dargestellte Viertactmaschine von F. Küppermann in Hamburg-Uhlenhorst (D. R. P. Nr.
                              									83123) ist ausser mit dem Auslassventil A und dem
                              									Gemischeinlassventil G, welche in bekannter Weise an
                              									der Verbrennungskammer R angebaut sind, noch mit einem
                              									Ansaugekanal k versehen, welcher im Arbeitscylinder C so angeordnet ist, dass er im ersten Theile des
                              									Ansaugehubes h1
                              									vollständig vom Cylinderkolben verdeckt wird.
                           Dieser Kanal erzielt für den Ansaugehub folgende Wirkungen:
                           1) Das gesteuerte Gemischventil wird geöffnet, kurz nachdem die Kurbel den inneren
                              									Todtpunkt überschritten, und wird geschlossen, sobald der Cylinderkolben in seinem
                              									Ausschube den Kanal k freigelegt hat. Nach dem
                              									erfolgten Schluss von Ventil G beharrt daher das durch
                              									dasselbe angesaugte Gemenge in Ruhe, während der Fehlbetrag des Saugvolumens durch
                              									den Kanal k angesaugt wird.
                           Dieser Kanal kann nun so angeordnet werden, dass am Schluss des Ansaugehubes die
                              									Verbrennungskammer R und der heizbare Einlasskanal mit
                              									brennbarem Gemenge erfüllt sind, während der Arbeitscylinder selbst den Rest der
                              									Rückstände aus dem vorhergegangenen Arbeitsspiel und die durch den Kanal k angesaugte frische Luft enthält. Hierdurch wird
                              									erreicht, dass die gekühlten Cylinderwandungen im Ansaugehub möglichst vor der
                              									Berührung mit dem Erdöldampf oder Staub geschützt werden, um Niederschläge und die
                              									dadurch herbeigeführten Verluste zu vermeiden.
                           Ferner wird bei der Erdölmaschine dem in dem beheizten Kanal ruhenden Gemenge etwas
                              									mehr Zeit zur Verdampfung und guten Zündgemischbildung gegeben, während das in der
                              									Kammer R vorhandene Gemenge durch den eindringenden
                              									Cylinderinhalt eine Verdünnung erfährt, wodurch die heftig eingeleitete Verbrennung
                              									zweckentsprechend verlangsamt wird.
                           2) Ist das Gemischeinlassventil G ungesteuert, also
                              									selbsthätig, so wird durch dasselbe bis zum Freilegen des Ansaugekanals k ein gleichmässig zusammengesetztes Gemenge angesaugt
                              									werden; dagegen wird mit dem Beginne des Ansaugens durch k die Saugwirkung auf Ventil G geschwächt
                              									oder – je nach der Belastung desselben – ganz aufgehoben werden, so dass annähernd
                              									dieselbe Wirkung wie beim gesteuerten Ventil erreicht werden kann. Wird derselbe
                              									Kanal k durch Oeffnen des Ventils V0 (was durch Aufsetzen
                              									der Sperrstange s auf den Knaggen n geschehen kann) mit der äusseren Atmosphäre oder mit
                              									dem Abgasetopf in Verbindung gebracht, so wird im Beginn des Verdichtungsspieles ein
                              									Theil des angesaugten Cylinderinhaltes wieder ausgestossen und die Verdichtung
                              									dementsprechend herabgezogen werden, wie dies in ähnlicher Weise für
                              									Zweitactgasmaschinen bekannt ist.
                           Bei der Maschine der Compagnie internationale pour
                                 										l'exploitation des procédés Ad. Seigle in Lyon (* D. R. P. Nr. 84483)
                              									werden schwere Kohlenwasserstoff- und Wasserdämpfe als Triebkraft benutzt; erstere
                              									wirken nur durch Expansion, um nach befolgter Condensation durch Wasserdampf wieder
                              									vergast zu werden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)