| Titel: | Die Herstellung der A. E.-G.-Glühlampe von der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 255 | 
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                        Die Herstellung der A. E.-G.-Glühlampe von der
                           								Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin.
                        Die Herstellung der A. E.-G.-Glühlampe.
                        
                     
                        
                           Die erste praktisch brauchbare Glühlampe wurde von Edison hergestellt und ihre Anwendung auf der internationalen elektrischen
                              									Ausstellung in Paris im Jahre 1881 vorgeführt. Zur Verwerthung dieser Erfindung trat
                              									eine deutsche Gesellschaft zusammen und aus dieser entwickelte sich 1883 die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft. Zwar entfaltet
                              									diese Firma ihre Hauptthätigkeit jetzt auf anderen Gebieten der Elektrotechnik,
                              									allein auch ihre Glühlampenfabrikation ist derart gross, dass sie mehr als 500
                              									Personen in diesem Betriebe beschäftigt und im Stande ist, bis 30000 Glühlampen an
                              									einem Tag fertigzustellen.
                           Es lohnt sich, die Erzeugung der Glühlampen an der Hand eines kleinen Werkes der A. E.-G., das mit einer Reihe von Illustrationen von
                              										Fritz Gehrke geschmückt ist, zu verfolgen.
                           Wie bekannt, besteht die Glühlampe aus einem luftleeren Glasballon, zwei in denselben
                              									eingeschmolzenen Platindrähten und einem gebogenen Kohlenfaden. Für die Herstellung
                              									des Kohlenfadens verwendete man anfangs in hufeisenförmige Fäden zerschnittenes
                              									Cartonpapier, dann Bambusfäden; beide wurden verkohlt. Neuerdings stellt man diese
                              									Fäden in ganz ähnlicher Weise wie die künstliche Seide her, indem man eine Lösung
                              									von Cellulose durch eine enge Oeffnung hindurchpresst, das Lösungsmittel verdunsten
                              									lässt und die zurückbleibende Cellulose in Fäden von vorgeschriebener Länge
                              									zerschneidet; sie werden dann in die charakteristische Form des Hufeisens oder der
                              									Schleife gebogen und in einem Ofen, dem sogen. Carbonisirofen, unter Luftabschluss
                              									verkohlt. Zur Erhöhung des Lichtausstrahlungsvermögens und der Elasticität wird der
                              									verkohlte Faden noch in einer Leuchtgasatmosphäre zum Glühen gebracht und dann mit
                              									seinen Enden an die beiden Platindrähte angelöthet, die später in die Wand des
                              									Glasballons eingeschmolzen werden, und die dem Faden den Strom zuführen. Bindemittel
                              									zwischen den Kohlenfäden- und den Platindrahtenden ist Kohlenstoff, der auf
                              									chemischem Wege aus kohlenwasserstoffreichen Stoffen ausgeschieden und direct an der
                              									Verbindungsstelle abgelagert wird.
                           
                           Der so präparirte Kohlenfaden wird nun in das offene schmälere Ende des
                              									Glasballons eingeführt und die Platindrähte mit grösster Sorgfalt eingeschmolzen. An
                              									das andere Ende des Ballons ist ein Glasröhrchen angeschmolzen, durch das die im
                              									Inneren der Glashülle befindliche Luft mittels einer Luftpumpe abgesaugt wird.
                              									Hierauf wird ein schwacher Strom durch den Kohlenfaden geleitet, so dass dieser –
                              									anfangs kaum sichtbar – glüht; die hierbei von dem Faden abgegebenen Gase werden
                              									fortwährend abgesaugt und gleichzeitig der Strom allmählich verstärkt. Entwickeln
                              									sich weitere Gase nicht mehr, dann wird das Glasrohr abgeschmolzen, und der
                              									Glasballon hat nun die bekannte birnförmige Gestalt.
                           Zum Schlusse werden die einzelnen Lampen mit einem Sockel versehen; dieser besteht
                              									aus zwei von einander getrennten Metallstücken; je ein Platindraht ist mit je einem
                              									dieser beiden Metallstücke fest verbunden und je eines der letzteren im Sockel wird
                              									später beim Einschalten der Glühlampe in den elektrischen Stromkreis mit je einem
                              									von der Maschine kommenden Drähte in leitende Berührung gebracht. Die bekannteste
                              									Form des Sockels ist die Schraube.
                           Die Lampe ist dann fertig, sie wird nun noch auf ihre Lichtstärke mit Hilfe eines
                              									Photometers geprüft und auf ihr verzeichnet, für welche Spannung sie bestimmt ist
                              									und wie viel Kerzen Leuchtkraft sie bei dieser Spannung liefert.
                           Wie die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft ausführt,
                              									hängt die Gebrauchsfähigkeit einer Lampe nicht allein von ihrer Construction,
                              									sondern in sehr hohem Grade auch von der Behandlung ab, die die Lampe erfährt, d.h.
                              									von der Leistung, die man ihr zumuthet. Der Kohlenfaden jeder Lampe ist für eine
                              									bestimmte Spannung abgemessen, die von der Fabrik angegeben wird. Nur wenn ein Strom
                              									gleicher Spannung regelmässig, d.h. ohne wesentliche Schwankungen nach oben der Lampe zugeführt wird, kann eine lange
                              									Lebensdauer des Kohlenfadens und eine gleichmassige Leistung der Lampe erzielt
                              									werden. Wenn die Spannung, mit der die Lampe betrieben wird, höher ist, so gibt
                              									letztere zwar sehr viel mehr Licht, als von ihr beansprucht werden sollte, aber
                              									sie verliert schnell an Leuchtkraft und geht einem frühzeitigen Ende entgegen.