| Titel: | Ueber die Verwendung des Acetylens. | 
| Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 275 | 
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                        Ueber die Verwendung des Acetylens.Vgl. 1895 296 * 20.
                                 										114.
                        Ueber die Verwendung des Acetylens.
                        
                     
                        
                           Seit der Auffindung einer ergiebigen Herstellungsweise des Acetylens bezieh. des
                              									Calciumcarbids hat wohl kein anderer Stoff die Aufmerksamkeit der gewerblichen
                              									Kreise in so hohem Maasse in Anspruch genommen als das Acetylen. Zunächst war es die
                              									grosse Helligkeit der Acetylenflamme, welche die Beleuchtungstechniker zu Versuchen
                              									betreffs seiner Darstellung und Verwendung aufforderte. Weiter waren auch die
                              									Motorentechniker bei der Sache interessirt, da diesen eine neue Kraftquelle in dem
                              									Acetylen sich darbot.
                           Wir wollen im Nachstehenden aus der hochfluthartig angewachsenen Litteratur die für
                              									die Verwendung wesentlichen Ergebnisse zusammenstellen.
                           Vor allen Dingen wichtig war es, zunächst die Explosionsverhältnisse zu erforschen,
                              									um sowohl Sicherheitsmaassregeln gegen unbeabsichtigte Explosion treffen zu können,
                              									als auch bezüglich der Explosibilität verschiedengradiger Mischungen das
                              									wirthschaftlich richtige Maass zu treffen. Wir geben in Nachstehendem eine Studie
                              									wieder, die Schrey in Nr. 465 von Glaser's Annalen (1.
                              									November 1896) über die Eignung des Acetylengases zur Krafterzeugung veröffentlicht
                              									hat:
                           
                              „Als erster, der sich in Frankreich mit dem Studium dieser Frage befasst hat,
                                 										tritt Ravel in einem Aufsatze der Revue industrielle auf, der sich mit den
                                 										automobilen Strassenwagen beschäftigt und deshalb der Ergründung neuer
                                 										Explosivmittel besonderes Interesse entgegenträgt; vom Acetylen war ihm aus
                                 										Amerika berichtet worden, es reichten 180 1 für 1 /Std. aus, was den
                                 										Brennstoffverbrauch (Erdöl gegenüber) um etwa zwei Drittel herabsetzen und den
                                 										Preis der Leistungseinheit ganz namhaft ermässigen würde – wenn es wahr wäre –
                                 										fügt Ravel hinzu.
                              
                           
                              Zunächst war die Explosibilität des Acetylens
                                 										Gegenstand der Untersuchungen. Ein Gemisch von 1,35 Acetylen und 1 Luft beginnt
                                 										explosiv zu sein; die explosive Kraft wächst rasch mit zunehmender Verdünnung
                                 										des Acetylens in der Luft, erreicht ein Maximum mit 12 Luft auf 1 Acetylen,
                                 										nimmt dann mit weiter zunehmender Verdünnung ab, bis bei 20 Luft auf 1 Acetylen
                                 										die explosive Kraft ganz erlischt. (Die Mischungsverhältnisse sollen später
                                 										näher besprochen werden.) Nach Le Chatelier beträgt
                                 										die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Flamme dieses Gases 0,18 m in der Secunde
                                 										für ein Gemisch von 2,9 Proc. Acetylen. Für 8 bezieh. 10 Proc. Acetylen wächst
                                 										diese Geschwindigkeit auf 5 bezieh. 6 m, eine Höchstgeschwindigkeit,welche erheblich
                                 										diejenige eines Fettgasgemisches mit 10 Proc. Gas übersteigt.
                              
                           
                              Der Entflammungspunkt liegt nahe bei 480°, bei den meisten der übrigen Kraftgase
                                 										bei 600°. Explosive Gemenge des Acetylens, welche in Glasröhren eingeschlossen
                                 										sind, kann man leicht entflammen, indem man die Röhren über eine Spirituslampe
                                 										hält; die Explosion tritt ein, bevor das Glas erweicht.
                              
                           
                              Die Verbrennungstemperatur ist sehr viel höher als die der übrigen Gase; mit
                                 										gleichem Volumen Sauerstoff würde es etwa 4000° geben, d. i. 1000° mehr als die
                                 										Knallgasflamme.
                              
                           
                              Schon Lothar Meyer hat auf die gefährliche Natur der
                                 										explosiven Acetylengemenge hingewiesen. Er nimmt an, dass dieses, den übrigen
                                 										Kohlenwasserstoffen gegenüber an Wasserstoff ärmere Gas bei der Verbrennung
                                 										seines Gemisches weniger Wasserdampf und mehr Kohlensäure ergibt, was in
                                 										Verbindung mit der hohen Verbrennungstemperatur die aussergewöhnliche Heftigkeit
                                 										der Explosionen erklären soll.
                              
                           
                              Eigenthümlichkeiten des Acetylens sind hiernach:
                              
                           
                              1) grosse Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Flamme,
                              
                           
                              2) niedrige Entflammungstemperatur,
                              
                           
                              3) hohe Verbrennungstemperatur,
                              
                           
                              4) aussergewöhnlich energische Explosion.
                              
                           
                              Ravel hat sich für seine Versuche eines Apparates
                                 										des Ingenieurs Victor Fournier bedient, der aus
                                 										einem das Calciumcarbid aufnehmenden wasserdichten cylindrischen Gefäss besteht,
                                 										welches auf der Glocke eines kleinen Gasometers befestigt ist. Ein Rohr
                                 										verbindet das Carbidgefäss mit dem Gasometer. Neben dem Gasometer ist ein
                                 										Wasserbehälter etwas höher als das Carbidgefäss aufgestellt und mit dessen
                                 										unterem Theil durch einen Gummischlauch verbunden. Sobald das Wasser dieses
                                 										Behälters – durch Oeffnung eines Hahnes – ins Carbidgefäss eingelassen wird,
                                 										beginnt unter Wärmeerscheinung eine lebhafte Acetylenentwickelung.
                              
                           
                              Das Gas strömt unter die Glocke und hebt diese, sofern nicht die Gasentnahme die
                                 										Erzeugung überwiegt, so lange, bis der Carbidbehälter über dem Wasserspiegel
                                 										liegt, der weitere Wasserzufluss also aufhört und somit auch die
                                 										Gasentwickelung. Macht man den Gasometer genügend gross im Verhältniss zum
                                 										Gasverbrauch durch den Motor, so kann man den Apparat sich selbst überlassen.
                                 										Der Gasaustritt erfolgte bei den Versuchen unter 160 bis 165 mm Wasserdruck. Der
                                 										Zweitactmotor, dessen Ravel sich bediente, war nach
                                 										seinem eigenen System von Houpied gebaut (Compagnie des moteurs parisiens), die Compression
                                 										war zwischen 2,5 und 3 k veränderlich. Die Acetylenversuche liessen mit ihrer
                                 										Inanspruchnahme des Motors den soliden Bau der Einzeltheile recht hervortreten.
                                 										Die elektrische Zündung gestattete genaue Regelung des Zündungszeitpunktes.
                                 										Zwischen Gasometer und Motor war ein zuverlässiger Gaszähler eingeschaltet. Ravel's Motor eignet sich sowohl zum Betrieb mit
                                 										Gas als mit Kohlenwasserstoffen von 0,71 bis 0,72 spec. Gew.; beide
                                 										Betriebsmittel wurden daher neben dem Acetylen zu den Versuchen herangezogen,
                                 										und zwar wurde, um den Einfluss der Schmierung, Kühlung u.s.w. thunlichst zu
                                 										beseitigen, nach jedem Indicatorversuch mit Acetylen alsbald und unter denselben
                                 										Umständen ein solcher mit Leuchtgas gemacht. Den Explosionsversuchen des
                                 										Luft-Acetylengemisches im Motor gingen solche in einem Glasfläschchen mit
                                 										Zündung durch den elektrischen Funken voraus. Der Knall war dabei heftiger als
                                 										bei irgend einem anderen der bekannten explosiven Gemische und das Glas von 1
                                 										bis 3 mm Stärke zersprang regelmässig, was bekanntlich im gleichen Falle bei
                                 										Luft und Leuchtgas und selbst bei einem Knallgasgemisch nicht passirt.
                                 										Acetylenleitungen nach undichten Stellen mit offenem Licht abzusuchen, kann
                                 										wegen der grossen Explosivgewalt des sich aus dem rasch ausströmenden Acetylen
                                 										bildenden Luft-Acetylengemisches sehr gefährlich werden.
                              
                           
                              Strömt das Gemisch unter 100 g Pressung aus, so ist die Explosionsflamme je nach
                                 										der Zusammensetzung gelblich bis blendend weiss, während sie beim Leuchtgas
                                 										dunkelviolett, und mit weissen und rothen Glühfäden durchsetzt ist.
                              
                           
                              Das Gesammtverhalten des Acetylens sprach für grosse Vorsicht bei den Versuchen,
                                 										und dementsprechend wurden denn auch zuvor sämmtliche Verschraubungen,
                                 										Dichtungen u.s.w. des Motors sorgfältig in Stand gesetzt.
                              
                           
                              Beim Ingangsetzen des Motors ergaben sich metallharte Explosionsschläge, die das
                                 										ganze Gefüge erzittern machten; die Versuche, Diagramme zu nehmen, scheiterten
                                 										zuerst an der Verbiegung des Indicatorhebels in Folge dieser Schläge. Ueber die
                                 										nach sorgfältiger Instandsetzung geglückten Versuche wird berichtet:
                              
                           
                              1) Die Schmierung des Cylinders musste gegenüber dem Betrieb mit Leuchtgas
                                 										verdoppelt werden.
                              
                           
                              2) Die Kühlung des Cylinders beeinflusst die Arbeit des Motors erheblich mehr als
                                 										beim Leuchtgas.
                              
                           
                              Unter sorgfältiger Beachtung dieser Eigenarten ergaben sich die nachstehenden
                                 										Versuchsziffern als die best erreichbaren.
                              
                           
                              
                                 Nr-desVer-suchs
                                 Minut-licheUm-dre-hungen
                                 Indi-cirteArbeitSec./mk
                                 Gas fürdieStundel
                                 mkfür 1 lGas
                                 Pro-centsatzAce-tylen
                                 Bemerkungen
                                 
                              
                                 1
                                 364
                                 158,35
                                 728
                                 783
                                   2,77
                                 Compression 3 k
                                 
                              
                                 2
                                 350
                                 169,70
                                 804
                                 760
                                   3,18
                                            „
                                 
                              
                                 3
                                 314
                                 150,60
                                 780
                                 695
                                   3,45
                                            „
                                 
                              
                                 4
                                 300
                                 172,60
                                 912
                                 679
                                   4,20
                                            „
                                 
                              
                                 5
                                 322
                                 –
                                 936
                                 –
                                   4,00
                                            „
                                 
                              
                                 6
                                 320
                                 –
                                 948
                                 –
                                   4,10
                                            „
                                 
                              
                                 7
                                 314
                                 167,6
                                 744
                                   811,2
                                   3,30
                                            „     2,25 k
                                 
                              
                                 8
                                 316
                                 188,6
                                 804
                                   844,41
                                 3,50Nach
                                          													den einleitenden Bemerkungen wäre ein Gemisch mit den hier
                                          													angegebenen Acetylenmengen gar nicht mehr explosiv; der Widerspruch
                                          													ist vielleicht so aufzuklären, dass es sich dort um
                                          													Explosionsfähigkeit unter normaler Temperatur und atmosphärischem
                                          													Druck handelt.
                                            „
                                 
                              
                           
                              Nach diesen Aufzeichnungen nimmt die geleistete Arbeit mit zunehmendem
                                 										Procentsatz Acetylen ab.
                              
                           
                              Die anfängliche Pressung wächst mit dem Procentsatz, die Diagramme zeigen jedoch,
                                 										dass der Hub sich unter dem vollen Druck vollzieht und eine Expansionswirkung
                                 										fehlt. Wenn sich der Procentsatz auf 5 erhebt, werden die Explosionen ungemein
                                 										heftig, der unregelmässige Verlauf der Explosion und die Erschütterungen des
                                 										Indicatorhebels machen die Diagramme ungenau. Ravel
                                 										nimmt nach seinen Erfahrungen in Betreff der Explosionen an, dass sich in der
                                 										Ladung während der Verbrennung innere Erschütterungen vollziehen.
                              
                           
                              Um die in den Diagrammen sich bemerkbar machendenDruckschwankungen zu
                                 										vermindern, wurde das Gesammtvolumen und die Ladungsmenge im Augenblick der
                                 										Zündung vermehrt, so zwar, dass die Menge der Rückstände wuchs, die Compression
                                 										aber auf 0,750 k abnahm. Unter diesen Umständen wurden neue Diagramme genommen,
                                 										welche sowohl eine grössere Expansion des Acetylengemenges zeigten als eine
                                 										erhebliche Zunahme der Leistung.
                              
                           
                              Nach diesen Ergebnissen kann beim 2--Motor mit einer indicirten Leistung
                                 										von 860 bis 870 mk auf 1 l Acetylen gerechnet werden.
                              
                           
                              In demselben Motor beträgt der Durchschnitts verbrauch an Leuchtgas 940 bis 960 1
                                 										für 1 /Std. bei 2 effectiven , was einer mittleren indicirten
                                 										Leistung von 405 mk auf 1 l Leuchtgas entspricht. In einem Klein-Motor der
                                 										vorliegenden Art erweist sich das Acetylen hiernach von der 2,1 fachen
                                 										Leistungsfähigkeit des Leuchtgases.
                              
                           
                              Der Verbrauch für die effective Pferdekraft-Stunde – diese zu 385700 indicirten
                                 										mk gerechnet – ermittelt nach dem Satz 850 mk auf 1 l Acetylen, beträgt 435 l
                                 										Acetylen bei einer Pressung von 160 mm Wassersäule oder 460 l bei
                                 										atmosphärischem Druck, d. s. 550 g. In grösseren Motoren würde der Nutzeffect
                                 										ohne Zweifel grösser sein, das Verhältniss zum Leuchtgas dürfte aber dasselbe
                                 										bleiben.
                              
                           
                              Diese Angaben Ravel's genügen wenigstens, um bei
                                 										einem gegebenen Preis des Acetylens über die Wirthschaftlichkeit seiner
                                 										Verwendung zu motorischen Zwecken ein Bild zu liefern.
                              
                           
                              Die Verwendung in den Gasmaschinen der jetzt gebräuchlichen Art hält übrigens Ravel nicht für eine so günstige, dass die grosse
                                 										Explosionsgewalt des Acetylens vollkommen zur Geltung käme. Wendet man nämlich
                                 										das Acetylen in einem solchen Procentsatz im explosiven Gemisch an, dass eine
                                 										heftige Explosion entsteht, so wird diese mangels jeder Expansion nur wenig
                                 										ausgenutzt. Wählt man aber den Procentsatz so, dass eine heftige Explosion
                                 										vermieden wird, so reicht die Wärmeentwickelung zu einer vortheilhaften
                                 										Erwärmung des gesammten Gasgemisches nicht aus.
                              
                           
                              Ravel schliesst seine bemerkenswerthen Mittheilungen
                                 										mit dem Ausdruck des Bedauerns, dass er seine Studien nicht so weit habe führen
                                 										können, als seinen Wünschen entsprochen hätte. Die beängstigende
                                 										Wärmeentwickelung bei der dem gesteigerten Bedarf des Motors entsprechend
                                 										verstärkten Acetylenentwickelung, sowie die unangenehme Nachbarschaft einer
                                 										Acetylenmenge von 300 l ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen legten ihm
                                 										einige Vorsicht auf und mahnten zu thunlichster Abkürzung der
                                 										Motorversuche.“
                              
                           Eingehende Untersuchungen über die explosiven Eigenschaften des Acetylens sind von
                              										Berthelot und Vieille
                              									angestellt worden. Der Gastechniker berichtet nach dem
                              										Journal de l'éclairage au gaz darüber
                              									Folgendes:
                           Das Acetylen ist eine Verbindung, deren Zersetzung in ihre Elemente ungefähr die
                              									gleiche Wärmemenge, die bei Verbrennung eines gleichen Volumens Wasserstoff
                              									entsteht, freigibt.
                           Die industrielle Wichtigkeit, welche dieses Gas für Beleuchtungszwecke bereits
                              									errungen hat, veranlasste Berthelot und Vieille, die genauen Bedingungen zu suchen, unter
                              									welchen seine explosiven Eigenschaften zur Geltung gelangen können, und diejenigen
                              									Vorsichtsmaassregeln festzustellen, welche bei dem praktischen Gebrauch des
                              									Acetylens beobachtet werden müssen, um der Explosionsgefahr zuvorkommen zu
                              									können.
                           1) Einfluss der Compression. Unter atmosphärischem und
                              									constantem Druck pflanzt sich die in einem Punkt durch irgend welche Mittel bewirkte
                              									Zersetzung des Acetylens auf eine messbare Distanz nicht fort.
                           Dagegen haben Berthelot und Vieille gefunden, dass sich die Sache, sobald die Condensation des Gases
                              									eintritt oder bei Drucken von mehr als 2 at, ganz anders verhält; das Acetylen zeigt
                              									dann die Eigenschaften von explodirbaren Gemischen. Wird unter den letzteren
                              									Umständen an einem Punkt die Zersetzung durch einfache Zündung mittels eines durch
                              									elektrischen Strom zum Erglühen gebrachten Metalldrahtes eingeleitet, so pflanzt sie
                              									sich über die ganze Masse fort, wie dies bei Versuchen in 4 m langen Röhren von 20
                              									mm Durchmesser festgestellt worden ist.
                           a) Zersetzung des Acetylens in gasförmigem Zustand. Die nachstehende Tabelle enthält
                              									die Drucke und die Zeitdauer der Wirkung, welche nach erfolgter Entzündung des Gases
                              									mittels eines in dessen Inneren zum Erglühen gebrachten Drahtes bei verschiedenen
                              									Anfangsspannungen beobachtet worden sind:
                           
                              
                                 Druck in k/cbm
                                 Dauer derWirkung in1/1000-Secunden
                                 VerhältnisszwischenAnfangs-
                                    											undEnddruck
                                 
                              
                                 zu Anfang
                                 nach der Wirkung
                                 
                              
                                   2,23
                                     8,77
                                 –
                                   3,93
                                 
                              
                                   2,23
                                   10,73
                                 –
                                   4,81
                                 
                              
                                   3,50
                                   18,38
                                 76,8
                                   5,31
                                 
                              
                                   3,43
                                   19,33
                                 –
                                   5,62
                                 
                              
                                   5,98
                                   41,73
                                 66,7
                                   6,98
                                 
                              
                                   5,98
                                   43,43
                                 –
                                   7,26
                                 
                              
                                   5,98
                                   41,53
                                 45,9
                                   6,94
                                 
                              
                                 11,23
                                   92,73
                                 26,1
                                   8,24
                                 
                              
                                 11,23
                                   61,73
                                 39,2
                                   8,00
                                 
                              
                                 21,13
                                 213,70
                                 16,4
                                 10,13
                                 
                              
                                 21,13
                                 212,60
                                 18,2
                                 10,13
                                 
                              
                           Selbst die zwei letzten Geschwindigkeiten sind gegenüber der Explosionsfortpflanzung
                              									von sauerstoffhaltigen Mischungen noch sehr gering.
                           Beim Oeffnen des stählernen, mit einem Manometer versehenen Versuchsrohres nach dem
                              									Versuch findet man dieselbe vollständig mit pulverförmiger russartiger Kohle
                              									ausgefüllt, welche sich als leicht zerbrechlicher Körper von der Form des
                              									Recipienten herausziehen lässt. Das rückständige Gas dagegen ist reiner Wasserstoff.
                              									Die Pressung in dem noch verschlossenen und nach der stattgehabten Explosion wieder
                              									abgekühlten Versuchsrohres ist wieder genau gleich der Anfangspressung.
                           Die Zersetzung des Acetylens vollzieht sich somit nach der Formel:
                           C2 H2 = O2 + H2.
                           Aus der vorstehenden Tabelle ist weiters zu ersehen, dass die Explosion bei
                              									Anfangsspannungen von etwa 21 at, welche ungefähr der halben Spannung gesättigten
                              									Acetylendampfes bei 20° entsprechen, die Spannung verzehnfacht.
                           Berthelot und Vieille
                              									berechnen die durch die Explosion erzeugte Temperatur aus der entstehenden
                              									Wärmemenge einerseits und andererseits aus den specifischen Wärmen des H und C mit
                              									ungefähr 2750°.
                           Die geringere Reactionsgeschwindigkeit, welche die Tabelle bei kleineren
                              									Anfangsdrücken aufweist, ist eine Folge der Abkühlung durch die Gefässwände, welche
                              									bei grossen Spannungen nicht so weit zur Geltung kommt.
                           
                           Die Zersetzungsgeschwindigkeit des Acetylens nimmt also mit dem Wachsen des
                              									Druckes rasch zu, und zwar nicht allein wegen der geringeren Abkühlung, sondern auch
                              									durch die Wirkung der Condensation und der damit verbundenen erhöhten
                              									Comprimirbarkeit des Gases, die eine erhöhte Dichte zur Folge hat.
                           b) Zersetzung des Acetylens in flüssigem Zustand. Die Reaction pflanzt sich im
                              									flüssigen Acetylen thatsächlich ebenso leicht fort, selbst bei einfacher Erwärmung
                              									durch einen glühenden Draht.
                           In einer Stahlbombe von 48,96 cbm Inhalt, gefüllt mit 18 g flüssigem Acetylen, hat
                              									man die beträchtliche Spannung von 5564 k/cbm erhalten. Dieser Versuch lässt dem flüssigen
                              									Acetylen eine Explosivkraft von 9500, also ungefähr derjenigen von Schiessbaumwolle
                              									zuschreiben. Die Bombe enthält nach der Explosion einen Block von Kohle, welcher
                              									durch den Druck zusammengeballt erscheint und einen glänzenden, conchoidalen Bruch
                              									aufweist. Nach der Untersuchung von Moissan enthält
                              									diese Kohle nur Spuren von Graphit.
                           Die Zersetzung des flüssigen Acetylens mittels einfacher Erwärmung geht
                              									verhältnissmässig langsam vor sich. Bei einem Versuch, bei welchem die Dichte der
                              									Füllung ungefähr 0,15 betrug, entwickelte sich die Maximalspannung von 1500 k/cbm erst nach
                              									9,41 Tausendstel Secunden, wobei zwei getrennte Phasen zu beobachten waren. Die
                              									erste, von 1,17 Tausendstel Secunden Dauer, brachte die Spannung auf 553 k, die
                              									zweite, langsamere, brachte dann nach 9,41 Tausendstel Secunden die erwähnte
                              									Spannung von 1500 k. Diese zwei Phasen entsprechen wahrscheinlich der Zersetzung des
                              									gasförmigen und des flüssigen Theiles des Inhaltes.
                           Aus dem Vorhergehenden resultirt somit, dass, wenn immer in einer gewissen Menge
                              									gasförmigen oder flüssigen Acetylens unter Druck und besonders bei constantem
                              									Volumen an einem Punkt derselben durch irgend eine Action eine Zersetzung und
                              									dadurch eine partielle Temperaturerhöhung eingeleitet wird, sich diese Zersetzung
                              									explosionsartig auf die ganze Masse des Acetylens ausbreiten wird.
                           2) Wirkung des Stosses. Recipienten aus Stahl von etwa 1
                              									l Inhalt sowohl mit Acetylen in gasförmigem, auf 10 at comprimirten Zustand, als
                              									auch mit flüssigem Acetylen von 0,3 Dichte gefüllt, wurden heftigen Stössen
                              									ausgesetzt, indem man sie entweder frei fallen liess, oder den Schlägen eines
                              									Fallbärs aussetzte:
                           a) Der Stoss, durch den freien Fall des Recipienten von 6 m Höhe auf eine schwere
                              									Stahlmasse hervorgebracht, hat keine Explosion verursacht.
                           b) Die Schlagwirkung eines Fallbärs von 280 k Gewicht von 6 m Höhe auf den gleichen
                              									Recipienten hatte in dem Falle, als er mit gasförmigem, auf 10 at comprimirten
                              									Acetylen gefüllt war, ebenfalls keine Wirkung.
                           Dagegen war dieser Schlag bei Füllung mit flüssigem Acetylen nach einer kurzen Pause
                              									von einer Explosion begleitet. Es scheint diese Wirkung nicht dem puren Acetylen
                              									zuzuschreiben zu sein, sondern dessen Gemisch mit Luft, welche durch den gerissenen
                              									Recipienten eingedrungen war. Die Entzündung ist ohne Zweifel durch Funken an den
                              									auf einander schlagenden und reibenden Metalltheilen entstanden. Aus der
                              									Untersuchung der zerschlagenen Recipienten, welche keine Spur von Kohlenauflagerung
                              									aufwies, ging nämlich hervor, dass die stattgehabte Explosion keine Folge einer
                              									einfachen Zersetzung des Acetylens in reine Bestandtheile, sondern einer
                              									thatsächlichen Verbrennung eines Gemisches mit dem Sauerstoff der Luft war.
                           c) Eine schmiedeeiserne Flasche, gefüllt mit gasförmigem, auf 10 at comprimirtem
                              									Acetylen, hielt ohne Explosion den Schuss einer Kugel aus, welche die erste Wand der
                              									Flasche durchbohrte und die zweite noch beschädigte.
                           d) Versuch mittels Knallquecksilber. Eine Flasche, wie oben, gefüllt mit flüssigem
                              									Acetylen, wurde mittels 1,5 g Knallquecksilber, welches in einem dünnen Röhrehen im
                              									Innern der Flüssigkeit entzündet wurde, zu heftiger Explosion gebracht. Die
                              									Bruchstücke der Flasche waren mit Kohle, von der Zersetzung des Acetylens
                              									herrührend, bedeckt.
                           3) Wärmewirkungen. Es ist angezeigt, auf verschiedene
                              									Ursachen von Temperaturerhöhung, welche bei den industriellen Manipulationen bei der
                              									Herstellung oder dem Gebrauch des Acetylens vorkommen können, besonders aufmerksam
                              									zu machen.
                           a) Eine solche Temperaturerhöhung entsteht bei der Einwirkung eines Ueberschusses von
                              									Caleiumcarbid auf eine verhältnissmässig geringe Wassermenge in geschlossenem
                              									Gefäss, also bei der Erzeugung des Acetylens selbst. Diese energische Reaction kann
                              									einige Punkte der Masse bis zum Glühen bringen und nach den eben beschriebenen
                              									Versuchen ist es dann nicht ausgeschlossen, dass die ganze Quantität des
                              									comprimirten Gases hierdurch zur Explosion gebracht werden kann.
                           b) Andere Gefahren bei den industriellen Gebarungen können durch plötzliche
                              									Compressionen beim Füllen der Reservoire, sowie durch die Erscheinungen von
                              									adiabatischen Compressionen beim raschen Oeffnen eines gefüllten Recipienten im
                              									Reservoir von beschränktem Rauminhalt zwecks Druckausgleichung eintreten.
                           c) Ein Stoss, entstanden durch das heftige Anschlagen einer gefüllten Flasche an
                              									einen anderen Gegenstand, so dass die Flasche beschädigt wird, scheint zwar an und
                              									für sich keine Ursache einer Explosion zu sein, doch birgt die Reibung der
                              									beschädigten metallenen Theile unter sich oder mit dem fremden Gegenstand die Gefahr
                              									in sich, das durch Eindringen der äusseren Luft entstehende explosive Gemisch zur
                              									Entzündung bringen zu können.
                           Es erscheint Berthelot und Vieille mit Recht als nützlich und nothwendig, die explosiven
                              									Eigenschaften des Acetylens vom theoretischen Standpunkt und auf Grund eingehender
                              									Versuche näher beleuchtet und vom praktischen Standpunkt auf die Gefahren, die mit
                              									seinem Gebrauch entstehen können, aufmerksam gemacht zu haben. Die Genannten sind
                              									der Ansicht, dass die geschilderten Inconvenienzen nicht der Art sind, dass sie die
                              									Vortheile des Acetylens als Beleuchtungsmittel aufwiegen und dessen Gebrauch
                              									beschränken könnten, nachdem es in der That leicht sei, denselben in der aus den
                              									Versuchen hervorgehenden Weise zu begegnen, indem einerseits der Manipulant auf die
                              									Vermeidung zu raschen Abfliessens des comprimirten Gases und andererseits darauf zu
                              									achten hat, dass alle durch Compression oder durch Reactionen im Innern sich
                              									bildende Wärme der Apparate auf geeignete Weise absorbirt werde, um jede
                              									nennenswerthe Temperaturerhöhung zu vermeiden.
                           
                           Dass bei dem Gebrauch des Acetylens äusserste Vorsicht geboten ist, zeigt die
                              									verhängnissvolle Acetylenexplosion im Laboratorium des Berliner Chemikers G. Isaac. Dort explodirte im dritten Stock des Hauses
                              									Acetylengas, wobei der genannte Chemiker und drei seiner Leute ihren Tod fanden. Die
                              									Ursache des Unglückes hat nicht festgestellt werden können. Es wird vermuthet, dass
                              									die Explosion lediglich durch Erwärmung comprimirten Acetylens, also nicht durch
                              									einen technischen Fehler des Apparates oder durch mangelnde Widerstandsfähigkeit der
                              									verwendeten Mannesmann-Röhren herbeigeführt worden sei. Bei der Benutzung des
                              									Acetylens zu Beleuchtungszwecken ist demnach grosse Vorsicht geboten.
                           In der Calciumcarbidfabrik in Jette-Saint-Pierre bei Brüssel wurden in Folge einer
                              									heftigen Explosion der Director und ein Arbeiter der Fabrik, nach Mittheilung des
                              										Journal de l'éclairage au gaz, hochgradig
                              									verbrannt. Der Brand, welcher sich mit grosser Schnelligkeit fortpflanzte,
                              									hinterliess nichts als die nackten Mauern des Gebäudes, da durch fortwährend
                              									nachfolgende Explosionen die Arbeiten der sofort bereit gewesenen Feuerwehr nur mit
                              									äusserster Vorsicht ausgeführt werden konnten.
                           Es ist übrigens ein eigenthümliches Verhängniss, dass gerade in dem Pictet'schen Etablissement in Paris ebenfalls eine sehr
                              									schwere Acetylenexplosion stattgefunden hat. Die Explosion ist wahrscheinlich durch
                              									das Lösen der Verschlusschraube einer Acetylenflasche entstanden, jedoch hat die
                              									Ursache nicht weiter aufgeklärt werden können.
                           In Folge dieser verschiedenen Unglücksfälle hat sich die Polizei an verschiedenen
                              									Orten zum Erlass von Sicherheitsvorschriften veranlasst gesehen. In dem
                              									begreiflichen Schrecken über den Verlust an Menschenleben aus unaufgeklärter Ursache
                              									hat der Pariser Gemeinderath in der That bereits die Schliessung sämmtlicher
                              									Acetylengasfabriken erwogen. In Rom hat sich die Polizei auch schon mit dem Neuling
                              									befasst; die Magazine für grössere Mengen des Calciumcarbids müssen 75 m von
                              									menschlichen Wohnstätten entfernt und mit 3 m hohen Mauern umgeben sein. Die für den
                              									Verkauf vorgeschriebenen luftdicht geschlossenen Metallflaschen, nach Art der
                              									Kohlensäureflaschen, müssen die Aufschrift „explosibel“ tragen und dürfen nur
                              									eine bestimmte, von den städtischen Behörden festzusetzende Menge fassen. Die
                              									Acetylengasanstalten gehören nach denselben Vorschriften zu den
                              									genehmigungspflichtigen gewerblichen Anlagen. In Deutschland verfolgt man sehr
                              									eifrig die Neuerungen auf diesem Gebiet und studirt selbständig des Gases
                              									Eigenschaften, über welche noch zahlreiche Irrthümer verbreitet sind.
                           Eine greifbare Form hat die Frage der Sicherheitsvorrichtungen durch die Rathschläge
                              										Vieille's erhalten, der dem Gesundheitsrath der
                              									Seine die Aufsicht über die Reservoire für einen täglichen Gebrauch von mehr als 10
                              									cbm unterstellen will, und der folgende Bestimmungen vorschlägt:
                           1) Jeder innerhalb eines Wohnraumes aufgestellte Acetylenerzeugungsapparat muss bei
                              									der Polizeipräfectur angemeldet werden, die Anmeldung muss eine genaue Bezeichnung
                              									des Aufstellungsraumes, sowie eine Beschreibung des Apparates und seiner
                              									Wirkungsweise enthalten, ebenso muss jede Ortsveränderung des Apparates gemeldet
                              									werden.
                           2) Auf Grund dieser Anmeldung kann der Gebrauch des Apparates unter folgenden
                              									Bedingungen gestattet werden:
                           Die Apparate dürfen nicht in Kellern oder kellerartigen Räumen aufgestellt
                              									werden. Sie müssen entweder in freier Luft stehen oder in einem gut gelüfteten Raum,
                              									unter Tagesbeleuchtung und mit vergittertem Fenster.
                           Die mit Acetylen gefüllten Flaschen sollen an freier Luft aufgestellt und vor der
                              									Einwirkung der directen Sonnenstrahlen geschützt sein. Zu diesem Zweck sind sie zu
                              									ummanteln und mit einem Deckel zu schützen, welcher jedoch den Luftwechsel nicht
                              									behindern darf.
                           3) Die entleerten Flaschen sind reichlich mit Wasser auszuspülen.
                           4) Die Behälter für Acetylengas oder flüssiges Acetylen müssen folgenden Bedingungen
                              									genügen:
                           Die Verschlussgefässe, welche für einen Druck von weniger als 10 k/qc bestimmt
                              									sind, werden mit dem doppelten Druck unter dem Manometer abgepresst. Uebersteigt der
                              									Druck 15 k/qc, so
                              									werden die Verschlussgefässe von der Bergbehörde dem 1 ½ fachen Druck unterworfen
                              									bei gleichzeitiger Hämmerungsprobe.
                           Die Verschlussgefässe für flüssiges Acetylen sollen in der Weise, wie für die
                              									Kohlensäure zum Eisenbahntransport vorgeschrieben ist, behandelt werden. Ausserdem
                              									sollen alle Vorschriften, welche für mit Gas beleuchtete Räume bestehen, hier
                              									Anwendung finden.
                           Mit diesen Vorschriften deckt sich vielfach der von dem königl. Polizeipräsidium zu
                              									Berlin gegebene Erlass, welcher lautet:
                           
                              „Veranlasst durch die vor Kurzem hier erfolgte Explosion eines mit flüssigem
                                 										Acetylengas gefüllten Behälters, ist vom königl. Polizeipräsidium der schleunige
                                 										Erlass einer Polizeiverordnung in Erwägung genommen worden, wonach Jeder, der
                                 										Acetylengas und Calciumcarbid mittels Wasser darstellen will, vorher der
                                 										Ortspolizeibehörde Anzeige davon zu erstatten hat. Die zur Darstellung und zum
                                 										Auffangen des Gases zu benutzenden Apparate müssen bestimmten Voraussetzungen
                                 										genügen. Auf die staatlichen wissenschaftlichen Institute, die solches Gas nur
                                 										zu Lehr- und Studienzwecken verwenden, findet die Anzeigepflicht keine
                                 										Anwendung.
                              
                           
                              Ausserdem wird auf die grosse Explosionsfähigkeit des flüssigen Acetylens warnend
                                 										hingewiesen. Dieselbe kommt der der Schiessbaumwolle nahe und soll z.B. schon
                                 										durch einen glühenden Metalldraht, durch Schlag und zu schnelles Oeffnen der
                                 										Behälter hervorgerufen werden können. Flüssiges Acetylen wird deshalb als
                                 										Sprengstoff zu behandeln sein. Auf die Herstellung, den Vertrieb und den Besitz
                                 										von flüssigem Acetylen, sowie auf die Zuführung desselben aus dem Ausland werden
                                 										künftig die Vorschriften des Gesetzes gegen den verbrecherischen und
                                 										gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengstoffen vom 9. Juni 1884 Anwendung
                                 										finden.“
                              
                           Angesichts der sich häufenden Unglücksfälle bei Benutzung von Acetylengas, und da
                              									Viele bestrebt sind, dieses Gas als Leuchtstoff praktisch zu verwerthen,
                              									veröffentlichen wir einen Auszug der Arbeit der französischen Chemiker Berthelot und Vieille über
                              									die Explosionsfähigkeit von Acetylen.
                           Steht Acetylengas unter dem gewöhnlichen Atmosphärendruck, so verursacht ein damit in
                              									Berührung gebrachter Funken, rothglühender Draht, oder selbst eine platzende
                              									Knallquecksilberpatrone keine Explosion, sondern nur eine Zersetzung, die sich nicht
                              									über die Ursprungsstelle hinaus verbreitet. Schon bei 2 at Druck zeigt das Gas
                              									explosive Eigenschaften, und die durch rothglühenden Platindraht herbeigeführte
                              									örtliche Zersetzung verbreitet sich über die ganze Gasmenge. Durch diese Zersetzung
                              									müsste sich das Gas theoretisch auf 2750° C. erhitzen, wodurch im geschlossenen Raum
                              									das 11 fache des ursprünglichen Druckes hervorgebracht wird; Oberflächenabkühlung
                              									des Gasbehälters vermindert jedoch diese Temperatur, also auch den Druck
                              									beträchtlich. Je höher der Druck, unter dem das Acetylengas steht, um so rascher und
                              									explosionsartiger wird die Zersetzung. Flüssiges Acetylen zersetzt sich ebenso rasch
                              									wie gasförmiges, wenn es mit Funken oder einem rothglühenden Körper in Berührung
                              									kommt. Schläge oder Stösse, mögen sie noch so heftig sein, bringen keine Zersetzung
                              									hervor. Wird ein Acetylenbehälter aus Stahl durch einen kräftigen Schlag
                              									zertrümmert, so erfolgt unmittelbar keine Explosion, aber es bildet sich ein
                              									explosives Gemisch von Acetylen und Luft, welches durch Funken in Folge der Reibung
                              									der Stahltrümmer entzündet wird.
                           Das Zusammentreffen kleiner Wassermengen mit einem Ueberschuss von Calciumcarbid kann
                              									nach Piclet's Unternehmungen derartige örtliche
                              									Erhitzung zur Folge haben, dass daraus Explosion entsteht. Dasselbe kann in Folge
                              									plötzlicher Verdichtung des Gases oder zu rascher Oeffnung eines Verschlusshahnes
                              									geschehen. Durch richtige Sorgfalt in der Herstellung und Handhabung des Gases
                              									können aber nach Ansicht der genannten französischen Gelehrten alle diese Gefahren
                              									vermieden werden, und sie bilden kein ernstes Hinderniss der Verwendung von Acetylen
                              									zu Beleuchtungszwecken. –
                           Wir haben die Sicherheitsvorschriften ausführlicher mitgetheilt, da die Gefahren
                              									vielfach von den Gegnern der Acetylenbeleuchtung zu einem wahren Schreckensgespenst
                              									aufgebauscht werden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)