| Titel: | Neue Bogenlampe für geringe Stromstärken. | 
| Autor: | Rr. | 
| Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 281 | 
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                        Neue Bogenlampe für geringe
                           								Stromstärken.
                        Mit Abbildungen.
                        Neue Bogenlampe für geringe Stromstärken.
                        
                     
                        
                           Bisher war es nicht gelungen, eine Bogenlampe zu construiren, welche bei geringen
                              									Stromstärken, von 2 bis 3 Ampère an, den Lichtbogen so regulirt, dass eine
                              									zufriedenstellende Beleuchtung erzielt worden wäre. Man hat, weil man nur stärkere
                              									Ströme für die jetzt bestehenden Bogenlampen verwenden kann und damit nur grosse
                              									Lichtquellen erzeugt, der Hauptsache nach das Bogenlicht zur allgemeinen Beleuchtung
                              									grosser Räume verwendet, während man zur Specialbeleuchtung meistens das viel
                              									theurere Glühlicht benutzt.
                           Frits Hansen in Leipzig ist es nun gelungen, eine
                              									Bogenlampe zu construiren, welche schon mit einer Stromstärke von 1 Ampère ein ganz
                              									tadelloses Licht gibt. Diese Lampe für 1 Ampère wird aber kaum Verwendung finden,
                              									weil hierzu dünne Kohlenstifte gehören, welche ziemlich rasch verbraucht werden.
                              									Hingegen wird die Lampe für 2 Ampère mit einer Leuchtkraft von etwa 80 Hefner-Kerzen
                              									bald grosse Verwendung finden. Es lassen sich nachweislich 8 Glühlampen von 16
                              									Hefner-Kerzen, die zur Beleuchtung von 8 Arbeitsplätzen dienen, sehr gut durch 2
                              									Stück 2-Ampère-Hansen-Lampen ersetzen. Es wird also in diesem Falle die Hälfte des
                              									Stromes gespart und das Licht ist weit schöner und heller als das der Glühlampen und
                              									dient nicht allein zur Specialbeleuchtung, sondern auch zur Allgemeinbeleuchtung des
                              									betreffenden Raumes. Für Schaufensterbeleuchtung dürfte keine andere Beleuchtungsart
                              									so billig und zugleich so effectvoll sein, als die durch Hansen-Bogenlampen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 281
                              Fig. 1.Hansen's Bogenlampe.
                              
                           Diese Lampe wird als Nebenschlusslampe, Hauptstromlampe und auch als
                              									Differentiallampe gebaut. Im Nachstehenden ist als Beispiel die Anwendung als
                              									Nebenschlusslampe im Besonderen erläutert und durch Fig.
                                 										1 dargestellt.
                           
                           Die Regulirvorrichtung besteht bei dieser Lampe nur aus dem feststehenden, im
                              									Nebenschluss liegenden Elektromagnet E und dem
                              									Laufwerke L. An dem Rahmen des Laufwerkes ist der Anker
                              										A befestigt, welcher auch mit der Regulirfeder F in Verbindung steht. Unter dem treibenden Gewicht des
                              									Laufwerkes befindet sich der positive, obere Kohlenhalter. Geht durch den
                              									Elektromagneten Strom, so bewegt sich der Anker und mit diesem das ganze Laufwerk zu
                              									demselben hin; das Laufwerk mit dem Rahmen ist zu diesem Zweck um die Achse D drehbar.
                           Die neue Einrichtung zur Regelung des Lichtbogens besteht darin, dass das Kettenrad,
                              									um welches die die Kohlenhalter tragende Kette abläuft, zwar mit dem Anker schwingt,
                              									jedoch in solcher Lage mit dem Rahmen verbunden ist, dass der Punkt des Kettenrades,
                              									an welchem der den oberen Kohlenhalter tragende Kettenschenkel abläuft, genau in der
                              									Schwingungs- oder Drehachse D liegt, so dass also bei
                              									der beim Ausreguliren eintretenden Schwenkung des Ankers mit dem Kettenrade der
                              									genannte Punkt des letzteren und damit die obere Kohle vollständig stillsteht und
                              									nur der gegenüberliegende, den unteren Kohlenhalter tragende Kettenschenkel nach
                              									Bedarf bewegt wird, die Ausregelung des Lichtbogens somit ausschliesslich durch die
                              									Bewegung der unteren Kohle allein erfolgt.
                           Wird die Lampe in einen Stromkreis eingeschaltet, so tritt der Strom durch die
                              									positive, isolirte Klemme und durch das biegsame gewundene Kabel zum positiven und
                              									isolirten Kohlenhalter. Ein Theil des Stromes findet sofort seinen Weg durch den
                              									Nebenschluss des Elektromagneten E, dieser wird stark
                              									erregt und zieht den Anker A an, welcher an dem Gehäuse
                              									des Laufwerkes L befestigt ist. Das ganze Laufwerk hat
                              									somit eine Drehung gegen den Elektromagneten bekommen; hierdurch ist die Aussenseite
                              									des Kettenrades und dadurch zugleich die negative Kohle gehoben, das Pendel P von der unter ihm befindlichen Arretirung frei
                              									geworden, das Getriebe des Laufwerkes setzt sich in Bewegung und die Kohlenstifte
                              									nähern sich einander bis zur Berührung.
                           Der Strom geht nun durch die Kohlen stifte, sofort hat auch der Magnetismus im
                              									Nebenschlusselektromagnet nachgelassen, der Anker A mit
                              									dem Laufwerke L schwenkt wieder zurück, hierdurch
                              									entfernt sich die untere Kohle von der oberen, das Pendel P wird wieder arretirt und der normale Lichtbogen ist hergestellt. Da die
                              									Kohlenstäbe beim Leuchten verbrennen und kürzer werden, so wächst bald der
                              									Widerstand des Lichtbogens, der Elektromagnet E wird
                              									allmählich kräftiger erregt, der Anker A mit dem
                              									Laufwerke L mehr und mehr angezogen, bis schliesslich
                              									das Pendel P wieder frei wird und eine Schwingung
                              									macht, die Kohlenstifte nähern sich einander um ein Geringes, die Spannung des
                              									Lichtbogens lässt ein wenig nach, worauf das Laufwerk sich sofort zurücklegt, und
                              									der Lichtbogen ist genau in seiner normalen Spannung gehalten.
                           Um zu rasche Bewegung des Laufwerkes und folglich Zuckungen des Lichtes zu vermeiden,
                              									ist die Luftbremse B angebracht. Zur genauen Regulirung
                              									der Spannung des Lichtbogens dient die Spiralfeder F,
                              									welche einerseits mit dem Anker A und andererseits mit
                              									dem Spannhebel in Verbindung steht; letzterer kann durch eine Schraube mehr oder
                              									weniger angezogen werden.
                           Während bei dieser Construction der Elektromagnet fest und der Anker beweglich
                              									ist, ist bei einer zweiten der Anker fest und der Elektromagnet mit dem Laufwerke
                              									beweglich angeordnet, wie aus Fig. 2 und 3 ersichtlich ist.
                           Die Platte e hat zwei aufrecht stehende Stege i1 und i2, auf welche mittels
                              									Schneide h1 und h2 der Rahmen h gelagert ist. In diesem Rahmen befindet sich das
                              									Laufwerk und der Elektromagnet. Das Kettenrad, welches lose auf der Welle sitzt und
                              									nur in der Pfeilrichtung durch das Sperrad k2 und die Sperrklinke g2 festgehalten wird, ist wieder
                              									so angeordnet, dass an der Seite, wo die Kette abläuft, keine Bewegung stattfindet,
                              									also genau wagerecht und senkrecht in den Schneiden h2 und h2 liegt. Auf der Platte e sind ferner zwei Metallstege ox und o2
                              									angebracht, an welchen der feststehende Anker os mittels Schrauben befestigt ist. Ausserdem
                              									ist mit der Platte e ein Rohr q verbunden, durch welches der Stift px geführt wird, dessen oberes Ende den
                              									Anschlag p bildet. Zur genauen Regulirung der Spannung
                              									dient die Spiralfeder u. Beim Einschalten in einen
                              									Stromkreis functionirt diese Lampe ähnlich wie die erste.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 282
                              Fig. 2.Hansen's Bogenlampe.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 303, S. 282
                              Fig. 3.Hansen's Bogenlampe.
                              
                           Eine Neuerung fällt bei dieser Lampe noch auf, nämlich eine Glasglocke von nur 80 bis
                              									100 mm Durchmesser. Während eine Glocke zu den anderen Bogenlampen 8 bis 9 M.
                              									kostet, ist der Preis für eine kleine Hansen-Glocke nur 20 Pf., ein Umstand, der
                              									dort sehr ins Gewicht fällt, wo öfter Glocken zerbrochen werden. Ein weiterer
                              									Vortheil der kleinen Glocke, die sehr bequem nach Art eines gewöhnlichen
                              									Lampencylinders gelagert ist, liegt in der leichten Beseitigung und mithin Verhütung
                              									von grösserer Staub- und Aschenansammlung, eines Uebelstandes, der bisher einen
                              									bedeutenden Verlust an Leuchtkraft bedingte und auch das Aussehen der Lampe sehr
                              									beeinträchtigte. Bei den anderen Bogenlampen kann das Einsetzen der Kohlenstifte
                              									erst nach dem umständlichen Abnehmen der grossen Glocke geschehen; bei den
                              									Hansen-Lampen mit kleiner Glocke stehen die Kohlenstifte frei und können jederzeit
                              									ohne weiteres ausgewechselt werden.
                           
                              
                                 Rr.