| Titel: | Ueber die gesättigten Alkohole des Wollfettes. | 
| Autor: | E. v. Cochenhausen | 
| Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 283 | 
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                        Ueber die gesättigten Alkohole des
                           								Wollfettes.
                        Von E. v. Cochenhausen
                           								in Chemnitz.
                        Ueber die gesättigten Alkohole des Wollfettes.
                        
                     
                        
                           Die Resultate der Untersuchung des Wollfettes, welche in den letzten Jahren bekannt
                              									geworden sind, seitdem dieses in colossalen Massen zur Verfügung stehende
                              									Rohmaterial wiederum das Interesse der Chemiker gefunden hat, müssen als sehr wenig
                              									befriedigend bezeichnet werden. Die Reihe der seit vielen Jahren bekannten
                              									Verbindungen des Wollfettes (vgl. D. p. J. 1892 292 42), welche durch die neueren Arbeiten bald
                              									bestätigt, bald in Zweifel gezogen werden, ist durch die Auffindung neuer, bisher
                              									unbekannter Körper vergrössert worden, für deren Existenz in Folge der für ihre
                              									Auffindung angewendeten Methoden keine grössere Wahrscheinlichkeit vorhanden ist,
                              									als für die Existenz der bereits vor vielen Jahren aufgefundenen Körper. Als
                              									hauptsächlichster Grund hierfür muss der angesehen werden, dass die zur Verfügung
                              									stehenden Arbeitsmethoden, welche in der Verwendung der verschieden-, artigsten
                              									Lösungsmittel und der Benutzung der grösseren oder geringeren Löslichkeit der
                              									verschiedenen Ester, Alkohole, Säuren und deren Salze in diesen Lösungsmitteln
                              									bestanden, nur eine geringe Erweiterung gefunden haben.
                           Die von Herbig vorgeschlagene fractionirte Verseifung
                              									verspricht für die Zukunft noch Resultate, wenngleich die Verseifung unter Druck ein
                              									äusserst sorgfältiges Arbeiten verlangt. Die Zweifel, welche Lifschütz (Pharmaceut. Zeug., 1895 Bd. 40 S. 643, 697) gegen die
                              									Verseifung des Wollfettes und überhaupt eines jeden Fettes mit alkoholischer
                              									Kalilauge ohne und mit Druck vorbringen zu müssen geglaubt hat, sind durch die
                              									Arbeiten von Holde (Mittheil, d. königl. techn.
                                 										Versuchsanst., 1896 Bd. 14 S. 82) und durch v.
                                 										Cochenhausen (D. p. J. 1896 299 233 und 256)
                              									durch zahlreiche Versuche als ganz unbegründet zurückgewiesen worden und erfahren
                              									selbst von Lifschütz in seinen zusammen mit Darmstädter (Berl. Ber., Bd. 28 S. 3133, Bd. 29 S. 618,
                              									1474, 2890) ausgeführten Arbeiten über Wollfett gar keine Beachtung mehr. Die von
                              										Herbig zuerst benutzte Unlöslichkeit der Kalksalze
                              									der Wollfettsäuren in Aceton, welche, ohne seitdem für die Untersuchung des
                              									Wollfettes beachtet worden zu sein, zuerst durch das der Fabrik chemischer Producte
                              									in Berlin ertheilte D. R. P. Nr. 38444 (Zusatz zu D. R. P. Nr. 22516) vom 17.
                              									November 1885 veröffentlicht worden ist, wird als bestes Trennungsmittel der Ester
                              									und Alkohole von Fettsäuren bei allen Arbeiten über Wollfett benutzt und wird auch
                              									bei der Untersuchung anderer Fettarten sich sehr brauchbar erweisen. Die
                              									Brauchbarkeit des von v. Cochenhausen (D. p. J. 1894
                              										292 91 und 112, 1896 299
                              									233 und 256) vorgeschlagenen Verfahrens der technischen Werthbestimmung des
                              									Wollfettes ist durch Ulzer und Seidel (Zeitschrift für angew. Chem., 1896 S. 349) trotz der früheren
                              									Behauptungen von Lifschütz (Pharmaceut. Zeug., 1895 Bd.
                              									40 S. 643, 694, D. p. J. 1896 300 191) bestätigt worden.
                           Im Folgenden soll eine Reaction beschrieben werden, welche bis jetzt bei der
                              									Untersuchung des Wollfettes noch nicht in Anwendung gekommen ist. Dieselbe ist
                              									geeignet für den Nachweis von gesättigten Alkoholen und deren Trennung von den
                              									ungesättigten, und zwar nicht nur bei der Untersuchung des Wollfettes, sondern
                              									überhaupt aller Fettarten und Fettgemische, welche höhere gesättigte einwerthige
                              									Alkohole enthalten.
                           Ueber die Schwefelsäureverbindungen der höheren einwerthigen gesättigten
                              									Alkohole liegen nur wenige Arbeiten vor. Brodie (Ann.
                                 										Chem., Bd. 67 S. 203) beschreibt kurz die Darstellung der
                              									Cerylschwefelsäure; Fridau (Ann. Chem., Bd. 83 S. 9)
                              									erwähnt in einer Zusammenstellung der über Wallrath veröffentlichten Arbeiten die
                              									Cetylschwefelsäure und deren gut krystallisirendes Kalisalz; Möslinger (Ann. Chem., Bd. 185 S. 49) stellte die Octylschwefelsäure aus
                              									Octylalkohol und concentrirter Schwefelsäure dar Einige kurze Versuche mit reinem
                              									Cetylalkohol und Cerylalkohol zeigten mir, dass diese Alkohole sehr leicht und ohne
                              									Nebenzersetzungen mit concentrirter Schwefelsäure Alkylschwefelsäuren bilden, so
                              									dass es nicht unmöglich erschien, durch Behandlung der aus dem Wollfett in früher
                              									beschriebener Weise gewonnenen Alkohole mit concentrirter Schwefelsäure ähnliche
                              									Schwefelsäureverbindungen herzustellen, wenn in dem Wollfett einwerthige gesättigte
                              									Alkohole vorhanden sind. Um jedoch die Reactionsbedingungen, ferner die
                              									Eigenschaften dieser Alkylschwefelsäuren und ihrer Salze, besonders ihr Verhalten
                              									gegen die verschiedenen Lösungsmittel kennen zu lernen und schliesslich die
                              									Möglichkeit, aus ihnen die freien Alkohole wiederum abzuscheiden, zu constatiren,
                              									wurde zunächst die Einwirkung von concentrirter Schwefelsäure auf Cetylalkohol,
                              									Cerylalkohol und Cholesterin untersucht. Die Anwendung dieser Reaction auf die aus
                              									Wollfett abgeschiedenen Alkohole hat, obgleich die Versuche noch nicht mit der
                              									erforderlichen Gründlichkeit durchgeführt worden sind, den Beweis geliefert, dass
                              									man aus dem Wollfett eine Gruppe von Alkoholen sehr leicht abscheiden kann, welche
                              									ihren bis jetzt constatirten Eigenschaften nach als gesättigte einwerthige Alkohole
                              									angesehen werden müssen.
                           Der Cetylalkohol, welcher verwendet wurde, war nach dem von Krafft (Berl Ber., 1884 S. 1628) beschriebenen Verfahren aus Wallrath
                              									dargestellt worden und konnte, da er den Schmelzpunkt 49,3° zeigte, als reiner
                              									Hexadecylalkohol, C16H34O, angesehen werden. Der Cerylalkohol wurde in gleicher Weise aus einem
                              									direct von Hongkong bezogenen chinesischen Wachs hergestellt und hatte den
                              									Schmelzpunkt 79°. Das Cholesterin war von Kahlbaum in
                              									Berlin bezogen und hatte den Schmelzpunkt 143°.
                           Brodie beschreibt die Einwirkung der concentrirten
                              									Schwefelsäure auf Cerylalkohol mit den Worten: „Wenn Cerotin (Cerylalkohol) mit
                                 										concentrirter Schwefelsäure in der Kälte behandelt wird, so wird es von dieser
                                 										nur theilweise und an der Oberfläche angegriffen. Wird die Einwirkung durch
                                 										Hitze verstärkt, so wird die Masse roth und es findet Zersetzung statt. Nimmt
                                 										man indessen das Cerotin im Zustande feiner, körniger Vertheilung, wie man es
                                 										durch Krystallisation aus Aether erhält, und lässt so die Säure darauf wirken,
                                 										so wird alle Zersetzung vermieden und es findet eine vollkommene Verbindung der
                                 										Säure mit dem Cerotin statt.“ Um die Alkohole in möglichst feiner
                              									Vertheilung mit der Schwefelsäure in Berührung zu bringen, wurden sie in
                              									Petroleumäther, welcher von concentrirter Schwefelsäure nicht angegriffen wird,
                              									gelöst; in diese Lösung wurde unter Abkühlen mit kaltem Wasser etwa die fünffache
                              									Menge concentrirter Schwefelsäure unter Umschwenken eingetragen. Wenn man durch
                              									Abkühlen mit Wasser dafür sorgt, dass kein Erwärmen eintritt, so verläuft die
                              									Reaction ohne Entwickelung von schwefliger Säure. Nach 20 stündigem Stehen wurde die
                              									Masse in viel
                              									kaltes Wasser eingetragen, noch etwas Petroleumäther hinzugefügt und
                              									durchgeschüttelt. Die von der verdünnten Schwefelsäure getrennte Lösung der
                              									Alkylschwefelsäuren in Petroleumäther wurde mit alkoholischer Natronlauge
                              									neutralisirt, alsdann wurde der Petroleumäther abdestillirt und der im Wasserbad
                              									getrocknete Rückstand mit absolutem Alkohol extrahirt, um das schwefelsaure Natrium
                              									zu entfernen. Der nach Entfernung des Alkohols verbleibende Rückstand lieferte durch
                              									Umkrystallisiren aus 50procentigem Weingeist die Natriumsalze der
                              									Alkylschwefelsäuren sofort in vollkommen reinem Zustand. Die Calcium- und
                              									Bariumsalze scheiden sich beim Versetzen der Lösung des Natriumsalzes mit
                              									Chlorcalcium- oder Chlorbariumlösung als weisse flockige Massen ab und können durch
                              									Umkrystallisiren aus 50procentigem Weingeist leicht in reinem Zustand erhalten
                              									werden.
                           Cetylschwefelsäure und ihre Salze. Die freie Säure,
                              									welche in Wasser und verdünnter Schwefelsäure schwer, in alkoholhaltigem Wasser
                              									leichter löslich ist, wurde nicht in reinem Zustand dargestellt. Beim Verdampfen
                              									ihrer Lösung im Wasserbad findet Zersetzung statt und es bleibt ein schwarzgefärbter
                              									wachsartiger Rückstand. Die Natrium-, Calcium- und Bariumsalze können aus verdünntem
                              									Alkohol umkrystallisirt werden und bilden weisse nadelförmige Krystalle ohne
                              									Krystallwasser, welche sich schon bei 100° unter theilweiser Zersetzung schwärzen,
                              									wie auch von Möslinger an den octylschwefelsauren
                              									Salzen beobachtet worden ist. Das Natriumsalz ist in Aceton löslich und kann daraus
                              									umkrystallisirt werden, das Calcium- und Bariumsalz ist in Aceton unlöslich. Das
                              									Bariumsalz wurde in einem Platintiegel verbrannt, der Rückstand wurde mit einem
                              									Tropfen concentrirter Schwefelsäure behandelt und erhitzt. 0,7302 g Bariumsalz
                              									lieferte hierbei 0,2163 g BaSO4, entsprechend 17,42
                              									Proc. Ba; die Verbindung C32H66S2O8Ba enthält 17,58 Proc. Ba.
                           Cerylschwefelsäure und ihre Salze. Die freie Säure
                              									verhält sich gegen Lösungsmittel und beim Erwärmen wie die freie Cetylschwefelsäure.
                              									Das Natriumsalz bildet mit kochendem Wasser eine dicke schleimige Masse wie
                              									Stärkekleister, welche beim Erkalten dünnflüssig wird und nicht filtrirt werden
                              									kann. Aus wasserfreiem Alkohol scheidet sich das Salz in pulverförmigen Krystallen,
                              									aus wasserhaltigem Alkohol in flockigen, aus feinen Krystallnadeln bestehenden
                              									Massen aus. Eine concentrirte Lösung in absolutem Alkohol erstarrt auf dem Filter zu
                              									einem Krystallbrei. Das Natriumsalz ist auch in Aceton löslich. Die Natronbestimmung
                              									ergab die der Verbindung C27H55SO4Na
                              									entsprechende Menge Natron (berechnet 6,23 Proc. Na2O):
                           
                              
                                 1,0121 g
                                 Natriumsalz lieferte 0,1448 g Na2SO4,entsprechend 6,24 Proc. Na2O.
                                 
                              
                                 1,0165 g
                                 Natriumsalz lieferte 0,1460 g Na2SO4,entsprechend 6,27 Proc. Na2O.
                                 
                              
                           Das Calciumsalz ist in Wasser schwer löslich; die Löslichkeit in kaltem und heissem
                              									absolutem Alkohol ist fast gleich gross, so dass beim Abkühlen einer kochenden
                              									concentrirten Lösung in absolutem Alkohol nur eine sehr geringe Menge
                              									auskrystallisirt; aus 50procentigem Weingeist krystallisirt jedoch das Calciumsalz
                              									sehr leicht in flockigen Massen aus, welche aus feinen Krystallnadeln bestehen. Das
                              									Bariumsalz ist in kaltem und heissem Wasser unlöslich, in kaltem und heissem
                              									absolutem Alkohol nur in sehr geringen Mengen löslich. Durch Aceton werden die
                              									Calcium- und Bariumsalze nicht aufgelöst und auch in ihrer Form nicht verändert,
                              									durch Aethyläther und Petroleumäther werden sie jedoch in schleimige Massen
                              									verwandelt, welche die Poren des Filters sofort vollständig verstopfen.
                           Abscheidung des Cetylalkohols und Cerylalkohols aus den
                                 										Schwefelsäureverbindungen. Die Salze der Cetyl- und Cerylschwefelsäure
                              									werden durch Kochen mit alkoholischer Kalilauge nicht verändert, so dass nach 1
                              									stündigem Kochen der Salze mit einem grossen Ueberschuss von normaler alkoholischer
                              									Kalilauge fast die Gesammtmenge des angewendeten Kalis wiedergefunden wurde. Die
                              									Abspaltung der Alkohole gelingt jedoch sehr leicht und ohne Nebenzersetzungen durch
                              									Kochen der Salze mit verdünnter Salzsäure. Die aus den cetyl- und den
                              									cerylschwefelsauren Salzen auf diese Weise abgeschiedenen Alkohole zeigten nach
                              									einmaligem Umkrystallisiren die dem Cetylalkohol und dem Cerylalkohol zukommenden
                              									Schmelzpunkte 49,3° und 79°. Da die trockenen cetyl- und cerylschwefelsauren Salze
                              									von der wässerigen Lösung der Salzsäure nur sehr schwer benetzt werden, so dass die
                              									Zersetzung sehr langes Kochen beansprucht, so wurde die Lösung der Salze in
                              									50procentigem Weingeist mit Salzsäure gekocht. Hierbei wurde jedoch aus
                              									cerylschwefelsaurem Natrium ein Alkohol erhalten, dessen Schmelzpunkt auch nach
                              									mehrmaligem Umkrystallisiren bei etwa 95° lag, so dass wahrscheinlich ein äthylirter
                              									Cerylalkohol entstanden ist. Die Zersetzung tritt jedoch durch Kochen mit wässeriger
                              									Salzsäure nach wenigen Minuten ein, wenn man die Salze vor dem Zusatz der verdünnten
                              									Salzsäure mit etwas Aceton gleichmässig anfeuchtet. Die so abgeschiedenen Alkohole
                              									hatten stets den Schmelzpunkt derjenigen Alkohole, von denen man ausgegangen war.
                              									Als Fridau (Ann. Chem., Bd. 83 S. 9) versuchte, aus
                              									wässerigen und alkoholischen Lösungen des cetylschwefelsauren Kaliums die
                              									Cetylschwefelsäure abzuscheiden, traten stets Zersetzungsproducte auf. Diese werden
                              									jedenfalls Cetylalkohol und ein durch die Anwesenheit von Alkohol entstandener
                              									äthylirter Cetylalkohol gewesen sein.
                           Einwirkung von concentrirter Schwefelsäure auf
                                 										Cholesterin. Dieselbe verläuft wie bei dem Cetylalkohol und dem
                              									Cerylalkohol ohne Entwickelung von schwefliger Säure. Das Reactionsproduct wurde in
                              									Wasser eingetragen und mit Petroleumäther ausgeschüttelt. Die ätherische Lösung
                              									zeigte auf Zusatz von zwei Tropfen alkoholischer Kalilauge alkalische Reaction und
                              									hinterliess beim Verdampfen des Lösungsmittels eine schwach gelbgefärbte
                              									colophoniumartige Masse, welche nach dem Umkrystallisiren aus Aether bei 60°
                              									schmolz. Die mit Aether ausgeschüttelte verdünnte Schwefelsäure wurde mit Natron
                              									neutralisirt und zur Trockene verdampft. Der im Wasserbad getrocknete Rückstand
                              									wurde am Rückflusskühler zuerst mit Aether extrahirt, wobei noch kleine Mengen der
                              									bei 60° schmelzenden Masse entfernt wurden, und mit absolutem Alkohol behandelt.
                              									Beim Verdampfen des Alkohols blieben nur. Spuren eines Rückstandes. Das Cholesterin
                              									hat also durch die Einwirkung der Schwefelsäure keine Schwefelsäureverbindung
                              									gebildet, sondern ist wahrscheinlich in die von Zwenger
                                 										(Beilstein's Handbuch, III. Aufl.) zuerst dargestellten und von Mauthner und Suida (Monatsh. f.
                                 										Chem., Bd. 17 S. 29) untersuchten Cholesterone übergegangen. Dieselben sind
                              									in Alkohol, Aether, Petroleumäther, Aceton sehr leicht löslich.
                           
                           Behandlung der Alkohole des Wollfettes mit concentrirter
                                 										Schwefelsäure. Eine grössere Menge desselben Handelswollfettes, dessen
                              									Werthbestimmung früher (D. p. J. 1894 292 91, 112) beschrieben worden ist, wurde 4 Stunden lang
                              									am aufrechtstehenden Kühler mit alkoholischer Kalilauge verseift; das Product wurde
                              									in verdünntem Alkohol gelöst, bei 70° mit Chlorcalciumlösung versetzt; die
                              									abgeschiedenen Kalksalze wurden mit Wasser ausgewaschen, an der Luft bei
                              									gewöhnlicher Temperatur getrocknet und mit Aceton extrahirt. Der nach dem Verdampfen
                              									des Acetons verbleibende Rückstand, welcher aus den bei der Verseifung entstandenen
                              									Alkoholen und den schwer verseifbaren Estern besteht und etwa 33 Proc. des
                              									Handelswollfettes betrug, wurde für die Untersuchung verwendet.
                           Die in Petroleumäther gelöste Masse wurde unter fortwährendem Abkühlen mit kaltem
                              									Wasser mit der vier- bis fünffachen Menge concentrirter Schwefelsäure versetzt. Eine
                              									Entwickelung von schwefliger Säure tritt nur ein, wenn die Masse sich erwärmt. Nach
                              									20 Stunden wurde das Product in viel kaltes Wasser gegossen, wobei sich über der
                              									klaren, schwach gelbgefärbten, verdünnten Schwefelsäure die Petroleumätherlösung
                              									abschied. Die Lösung in Petroleumäther wurde mit Soda neutralisirt, hierauf wurde
                              									der Petroleumäther abdestillirt und der Rückstand im Wasserbade zur Trockne
                              									verdampft und in heissem Alkohol gelöst. Beim Erkalten schieden sich reichliche
                              									Mengen von gelbgefärbten Krystallen ab. Die Lösung derselben in 50procentigem
                              									Weingeist wurde bei 70° mit Chlorcalciumlösung versetzt, wobei sich schwach
                              									gelbgefärbte flockige Massen abschieden. Diese wurden abfiltrirt, mit kaltem Wasser
                              									ausgewaschen, an der Luft bei gewöhnlicher Temperatur getrocknet und im Soxhlet'schen Apparat mit Aceton extrahirt, um die noch
                              									vorhandenen Cholesterone vollständig zu entfernen. Als die Extraction mittels
                              									Schwefeläther oder Petroleumäther versucht wurde, entstand, wie schon bei dem
                              									cerylschwefelsauren Calcium beobachtet worden war, eine dicke schleimige Masse,
                              									welche nicht extrahirt werden konnte. Das Auswaschen und Trocknen der Kalksalze
                              									gelingt nur dann sehr leicht, wenn die Fällung bei der angegebenen Temperatur
                              									vorgenommen worden ist.
                           Die durch Aceton von den Cholesteronen u.s.w. befreiten Kalksalze können durch
                              									Umkrystallisiren aus 50procentigem Weingeist sehr leicht in reinem Zustand erhalten
                              									werden. Das Kalksalz kann durch Kochen mit verdünnter Sodalösung leicht in das
                              									Natronsalz verwandelt werden, welches durch absoluten Alkohol von der überschüssig
                              									angewendeten Soda getrennt und aus 50 proeentigem Alkohol umkrystallisirt wurde. Die
                              									so erhaltenen Salze verhalten sich gegen Lösungsmittel wie eine Mischung von cetyl-
                              									und cerylschwefelsauren Salzen.
                           Wie zu erwarten war, sind die so dargestellten Schwefelsäureverbindungen keine
                              									einheitlichen Körper; denn die aus einer concentrirten Lösung in 50procentigem
                              									Alkohol sich zuerst abscheidenden Salze hatten eine andere Zusammensetzung als die
                              									Salze, welche nach dem Verdampfen eines Theils des Lösungsmittels
                              									auskrystallisirten. Die schwerer löslichen Salze näherten sich in ihrer
                              									Zusammensetzung den cerylschwefelsauren Salzen, während die leichter löslichen den
                              									cetylschwefelsauren Salzen nahe kamen.
                           
                              
                                 Cetylschwefelsaures Natrium C16H33NaSO4
                                 enthält
                                 9,01
                                 Proc.
                                 Na2O.
                                 
                              
                                 Cerylschwefelsaures Natrium C16H33NaSO4
                                 „
                                 6,23
                                 „
                                 Na2O.
                                 
                              
                                 Cetylschwefelsaures Calcium C16H33NaSO4
                                 „
                                 8,21
                                 „
                                 CaO.
                                 
                              
                                 Cerylschwefelsaures Calcium C16H33NaSO4
                                 „
                                 5,66
                                 „
                                 CaO.
                                 
                              
                           0,2340 g leicht lösliches Caiciumsalz gab 0,0419 g CaSO4,
                           entsprechend 7,07 Proc. CaO.
                           0,8979 g schwer lösliches Calciumsalz gab 0,1314 g CaSO4,
                           entsprechend 6,02 Proc. CaO.
                           1,2421 g schwer lösliches Natriumsalz gab 0,1807 g Na2SO4,
                           entsprechend 6,35 Proc. Na2O, entsprechend 5,73 Proc. CaO.
                           Die Kalksalze wurden mit wenig Aceton befeuchtet und in einer Porzellanschale unter
                              									Umrühren mit verdünnter Salzsäure gekocht. Ebenso wie bei der gleichen Behandlung
                              									des cerylschwefelsauren Calciums beobachtet worden war, wurde die anfangs dicke und
                              									kleisterartige Masse immer dünnflüssiger und nach 10 Minuten schied sich eine
                              									schwach gelbgefärbte, theilweise geschmolzene Masse ab, welche nach dem Erkalten
                              									abfiltrirt, ausgewaschen, getrocknet und in kochendem Methylalkohol, in welchem der
                              									Cerylalkohol sehr viel schwerer löslich ist als der Cetylalkohol, gelöst. Der beim
                              									Erkalten zuerst auskrystallisirende Körper war vollkommen farblos und hatte den
                              									Schmelzpunkt 62°, der aus der Mutterlauge beim Abkühlen in Schnee
                              									auskrystallisirende Körper war ebenfalls farblos und hatte den Schmelzpunkt 42°;
                              									beim Eindampfen der Mutterlaugen hinterblieben kleine Mengen eines Körpers, welcher
                              									bei 45° anfing zu schmelzen und bei 52° geschmolzen war. Die bei der Wiederholung
                              									aller Operationen von Anfang an erhaltenen Körper hatten die Schmelzpunkte 65°
                              									bezieh. 50°.
                           Die bei 42° und bei 62° schmelzenden Körper wurden mit Essigsäureanhydrid und
                              									wasserfreiem, essigsaurem Natrium 1 Stunde lang am Rückflusskühler gekocht, alsdann
                              									mit Wasser vermischt und gekocht. Die durch Kochen mit Wasser aus dem überschüssig
                              									angewendeten Essigsäureanhydrid entstandene Essigsäure wurde mit Aether
                              									ausgeschüttelt und die ätherische Lösung durch Schütteln mit Wasser von der Säure
                              									befreit. Nach dem Verdampfen des Aethers blieb eine weisse Masse zurück. Die aus dem
                              									bei 42° schmelzenden Körper erhaltene Masse schmolz bei 32°, während die Masse,
                              									welche aus dem bei 62° schmelzenden Körper erhalten war, bei 47° schmolz. Beim
                              									Kochen mit alkoholischer Kalilauge wurden für je 1000 Th. des ersten Körpers 154,2
                              									Th. KOH und für je 1000 Th. des zweiten Körpers 135 Th. KOH verbraucht. Da die
                              									Acetylzahl des essigsauren Cetylesters, CH3COOC16H33, 197 und die
                              									des essigsauren Cerylesters, CH3COOC27H55, 128 ist, so
                              									scheint der bei 62° schmelzende Körper hauptsächlich aus Cerylalkohol zu bestehen,
                              									während der bei 42° schmelzende Körper wahrscheinlich ein Gemisch von Cerylalkohol
                              									und einem oder mehreren Alkoholen mit kleinerem Molekulargewicht als Cerylalkohol
                              									ist. Eine Trennung dieser Alkohole ist noch nicht versucht worden. Dass gesättigte
                              									Alkohole vorliegen, wurde durch die Bestimmung der Jodzahl bewiesen. Trotz Anwendung
                              									eines grossen Ueberschusses der Hübl'schen Jodlösung
                              									nahmen beide Alkoholgemische keine Spur von Jod auf.
                           Was die Menge dieser gesättigten Alkohole betrifft, so scheinen sie etwa 4 Proc. des
                              									angewendeten Wollfettes, also etwa 12 Proc. des daraus gewonnenen Gemisches der
                              									Alkohole und schwer verseif baren Ester zu betragen. Ich betrachte diese Zahl jedoch
                              									noch nicht als feststehend. Chemnitz, Technische Staatslehranstalten.