| Titel: | Neuere Dampfmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 304, Jahrgang 1897, S. 26 | 
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                        Neuere Dampfmaschinen.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 5 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           James Daniel Gray, William Benjamin Price und Abraham Sharp in Baltimore
                              									wurde eine einseitig wirkende Dampfmaschine mit laufendem Gesperre zur Kraftübertragung auf die Hauptwelle unter
                              Nr. 85993 im
                              									Deutschen Reiche patentirt.
                           Wie Fig. 10 ersichtlich, arbeitet in dem Cylinder 1 ein Kolben 2, dessen Stange 3 mit einer Zahnstange 4
                              									verbunden ist, die in das lose auf die Welle 6 aufgesetzte Triebrad 5
                              									eingreift. Die Verbindung zwischen der ein Schwungrad B tragenden Welle und Triebrad wird durch eine
                              									Kuppelung in der Weise hergestellt, dass sich letzteres nur in einem Sinne drehen kann. Die hier gewählte Kuppelung
                              besteht aus einem
                              									fest auf der Welle sitzenden Sperrad 7 und aus einer am Triebrad angebolzten Sperrklinke 8; dieselbe kann
                              									durch Eigengewicht in die Zähne des Sperrades einfallen oder man kann eine Feder 8a verwenden, die am Gestell A festsitzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 304, S. 25
                              Fig. 10.Einseitig wirkende Dampfmaschine mit laufendem Gesperre zur Kraftübertragung auf die Hauptwelle von Gray, Price und
                                 										Sharp.
                              
                           Der Cylinder 1 ist nahe seinem oberen Ende, damit die Luft beim Aufgang des Kolbens entweichen kann, mit
                              									Löchern 41 versehen. Hat der Kolben bei seiner Aufwärtsbewegung diese Löcher überschritten, so wird die
                              									noch im Cylinder befindliche Luft zusammengepresst, so dass der Kolben ein elastisches Kissen am Ende seines Hubes vorfindet.
                           Ueber der Zahnstange trägt die Kolbenstange einen zweiten Kolben 9, der in einem Luftcylinder 10 mit offenen Schlitzen 12 arbeitet; letztere sollen den Rückgang des
                              									Kolbens 9 und damit des Kolbens 2 erleichtern.
                           Im Kolben 9 angebrachte Oeffnungen 13 werden von einer mittels Feder 13b angedrückten Platte 13a überdeckt; bei dem Hube des Kolbens gibt diese Feder nach und die im Luftcylinder 10 zusammengepresste Luft kann durch die Löcher 13 entweichen. Das
                              									Abblaseventil 14 des Dampfcylinders wird durch eine Stange 15 geöffnet und
                              									geschlossen, deren Ansätze 16 von dem Schenkel 17 eines an der Kolbenstange
                              									befestigten doppelarmigen Hebels getroffen werden. Der andere Schenkel 17a dieses Hebels ist mit einer Bohrung 26 versehen, in welcher, zwischen Schraubenfedern 27 und 28 gestützt, die auf das Dampfeinlassventil 21 einwirkende Stange 22 lose gleitet; letztere trägt noch einen Kolben 23, der in einem Cylinder 24 arbeitet, ganz nach Art des Cylinders 10.
                           Der Lufteinlass in die Cylinder 10 und 24 erfolgt durch Ventile 18a bezieh. 32; ersteres steht unter dem
                              									Einflüsse eines durch Rinnen 19 und Scheibe 20 von der Schwungrad welle aus
                              									betriebenen Kugelregulators 18. Solange die Geschwindigkeit der Maschine eine festgesetzte Grenze nicht
                              									überschreitet, bleibt Ventil 18a geschlossen und die Kolben bleiben, da
                              									der Raum über dem Kolben 9 abgesperrt ist, in der gehobenen Stellung; erst wenn sich der Gang der
                              									Maschine verlangsamt und die Kugeln des Regulators sinken, kann durch das nun geöffnete Ventil Luft nachtreten. Die
                              Kolben sinken
                              									dann, unter Mitwirkung eines Gewichtes 11, in die Grundstellung herab, um von Neuem den Dampfdruck wirken
                              									zu lassen.
                           Durch entsprechende Stellung des Luftventiles 32 lässt sich der Normalgang der Maschine bestimmen.
                           Die Arbeitsweise der Maschine ist folgende:
                           Die Vorwärts- oder Aufwärtsbewegung des Kolbens 2 wird mittels Zahnstange und eingreifenden Getriebes in
                              									eine Drehbewegung der Welle 6 umgewandelt, und es verbleiben die Kolben in der obersten Stellung, bis die
                              									Geschwindigkeit nachlässt und durch Sinken der Regulatorkugeln das Luftventil sich öffnet, so dass Luft in den Raum
                              über den Kolben
                              										9 treten kann. Der Niedergang des Kolbens geht erst langsam, dann schnell vor sich, und es öffnet
                              									sich, sowie der Kolben 2 seine Grundstellung erreicht hat, das Dampfeinlassventil 21. Gleichzeitig schlägt der Schenkel 17 gegen den unteren Ansatz 16 der Stange 15 und schliesst das Ausblaseventil 14.
                           Hervorgehoben wird in der Patentschrift, dass, da sich die Spiele der Kolben nur je nach der gewünschten Arbeitsleistung wiederholen,
                              									ein unnöthiger Hin- und Hergang derselben und damit eine
                              									Dampfvergeudung vermieden wird.
                           Dies mag seine Richtigkeit haben, indess wird die Maschine, deren Arbeitsweise an die bekannte atmosphärische Gasmaschine
                              von Otto und Langen erinnert, wegen ihrer offenbar höchst ungleichmässigen
                              									Bewegung schwerlich eine grössere Verbreitung in der Industrie finden.
                           Eine einfach wirkende Verbundmaschine von Delcourt mit schwingenden Steuerschiebern beschreibt Revue industrielle vom 14. December 1895 S. 494.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 304, S. 26
                              Einfach wirkende Verbundmaschine von Delcourt.
                              
                           Wie Fig. 11 und 12 ersichtlich, sind die konisch gestalteten Schieber zur Vermeidung grosser schädlicher Räume in unmittelbar über den
                              									Cylindern liegenden Gehäusen untergebracht und werden mittels einer an den Kurbeln ihrer Spindeln angreifenden Stange
                              von einem
                              									gemeinschaftlichen Excenter bewegt.
                           Die Arbeitskolben sind aus Gusstab 1 gefertigt und äusserst leicht gehalten. Der grosse Kolben gleitet in einer cylindrischen
                              Führung,
                              									welche einen Theil des den Raum E unter diesem Kolben abschliessenden Deckels bildet.
                           Ein kleines Schnüffelventil I (Fig. 12)
                              									gestattet das Austreten von Luft aus dem Raume E beim Abwärtshub des Kolbens, so dass in Folge der
                              									entstandenen Luftleere die zum grossen Cylinder gehörige Pleuelstange, selbst beim Arbeiten mit Condensation, auf
                              den Kurbelzapfen
                              									drückend wirkt. Um die Gewichte der bewegten Theile möglichst herabzumindern, sind die Köpfe der Pleuelstangen an den Kurbelenden
                              									so einfach wie möglich gehalten.
                           Die Maschine soll zu ihrem Betreiben nur etwa 8,5 k Dampf für 1 effective  und Stunde erfordern.
                           Eine eigenartige Dampfmaschine, bei welcher nicht, wie gewöhnlich, die in Richtung der Pleuelstange fallende, sondern die
                              normal zur
                              									Gleitfläche gerichtete Componente der Kolbenkraft zur Arbeitsübertragung auf die Schwungradwelle herangezogen wird,
                              hat Deloule, früherer Ingenieur der Paris-Lyon-Mittelmeereisenbahn, nach Mittheilungen in Revue industrielle vom 7. November 1896 S. 442 construirt.
                           Wenn in einer gewöhnlichen Dampfmaschine mit rückkehrender Pleuelstange die Treibkurbel auf der Schwungradwelle befestigt,
                              der Cylinder
                              									aber gelenkig mit der letzteren verbunden ist, ergibt sich nach entsprechender Zerlegung der Kolbenkraft unter Wirkung
                              der normal zur
                              									Gleitfläche des Kreuzkopfes gerichteten Componente derselben eine zwangläufige Bewegung des Cylinders um die Schwungradwelle,
                              sowie
                              									ferner eine solche des Kreuzkopfes um den Kurbelzapfen.
                           Je nach dem von dem Halbmesser der Kurbel abhängigen Verhältniss dieser beiden Kreisbewegungen werden Kolben und Cylinder
                              entsprechende
                              									geradlinige Bewegungen gegen einander ausführen. Im vorliegenden Falle entspricht jedem Kolbenhube eine halbe Umdrehung
                              des Cylinders
                              									um die Schwungradwelle. Die vom Dampfe entwickelte Nutzarbeit wird aber dieselbe bleiben, wenn man die Kurbel frei
                              drehen lässt und
                              									den Cylinder, wie dies gewöhnlich geschieht, unveränderlich an einer Grundplatte befestigt.
                           Bei dem neuen Motor von Deloule ist die Anordnung der bezüglichen Einzeltheile in dieser Weise getroffen;
                              									er setzt sich aus vier einfach wirkenden Cylindern zusammen, welche rechtwinklig zu einander in gleicher Ebene und
                              normal zu ihrer
                              									gemeinschaftlichen Rotationsachse liegen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 304, S. 26
                              Motor von Deloule.
                              
                           Die Cylinder bilden, wie Fig. 13 und 14 erkennen lassen, ein einziges Gusstück, an welchem beiderseits hohle
                              									Zapfen TT1 mittels Flanschen befestigt sind, die sich in langen Lagern
                              										CC des durch einen halbkreisförmigen Deckel F geschlossenen, bis auf
                              									eine gewisse Höhe mit Oel angefüllten Maschinengestelles B führen. Ein aus Stahl gefertigter Ring umschliesst die vier Cylinder derart, dass sie in ihrer
                              									Gesammtheit ein kräftiges Schwungrad bilden.
                           Jeder Cylinder gleitet über einen zugehörigen Kolben, welcher den Dampfdruck unter Vermittelung eines Balanciers B auf zwei kurze seitliche Schubstangen bb überträgt. Letztere sind
                              									andererseits mit Bügeln EE gelenkig verbunden, welche sich auf excentrischen Scheiben drehen, die von den
                              									Lagern CC des Maschinengestelles getragen werden. Die Excentricität ist gleich dem halben Kolbenhube.
                           Alle diese Theile liegen gegen Staub und etwaige Beschädigungen geschützt im Inneren des kreisförmigen Maschinengestelles.
                           Die Einströmung des Arbeitsdampfes in die Cylinder wird durch den für eine gewisse Füllung festgestellten Hahnkegel G geregelt, dessen Durchbrechung g bei der Drehbewegung der Cylinder
                              									abwechselnd mit den Einströmöffnungen derselben communicirt.
                           Der Dampf tritt durch ein mit dem Vertheilungsorgan zusammengegossenes, concentrisch zum hohlen Zapfen T
                              									gelagertes Rohr h, welches in einer mit Stopfbüchse versehenen Kammer K
                              									ausmündet, in die Maschine. Die mittels Schraubenmutter nachstellbare Feder r gestattet ein mehr oder
                              									weniger festes Anliegen des Hahnkegels auf seiner Sitzfläche.
                           Der Füllungsgrad wird mittels des auf dem Rohre h befestigten Handhebels M
                              									eingestellt.
                           Es genügt eine nur unbedeutende Drehung des Hahnkegels G zur Vergrösserung bezieh. Verminderung der in die
                              									Maschine strömenden Dampfmenge, wie auch, behufs Ingangbringen derselben, ein nur geringer Querschnitt zum directen
                              Einströmen des
                              									Dampfes in diejenigen Cylinder, welche den todten Punkt überschritten haben. Zur Dampfausströmung ist ebenfalls ein
                              Hahnkegel mit
                              									Durchlassöffnung o angeordnet, welcher von dem Handhebel M1 so eingestellt wird, dass dem jeweiligen Füllungsgrade die zweckmässigste Compression und
                              									Vorausströmung entspricht.
                           Der Dampf tritt aus der Oeffnung o des Hahnkegels in die Höhlung des Zapfens T1 und von da in den Kasten R. Beim Arbeiten der Maschine
                              									ertheilt die zur Gleitfläche normal gerichtete Componente der Kolbenkraft der durch die Gesammtheit der Cylinder
                              gebildeten Scheibe
                              									eine directe Drehbewegung; an dieser betheiligen sich zufolge einer Excentricität gleich der halben Länge des Kolbenhubes
                              die Kolben,
                              									Lenkstangen und Bügel. Der Sinn der Drehbewegung hängt von der Stellung der Handhebel MM1 ab.
                           Ein kleiner, von dem hohlen Zapfen T mittels Schnurscheiben betriebener Regulator S beherrscht, indem er mittels Hebel auf ein in dem Gehäuse V untergebrachtes Drosselorgan
                              									wirkt, die Geschwindigkeit der Maschine.
                           Der Motor ist durch die vollständige Ausgleichung der bewegten Massen, wie auch durch die Umwandlung der gleichförmigen Kreisbewegung
                              									in eine abwechselnd geradlinige Bewegung gekennzeichnet; er besitzt im Uebrigen alle Vorzüge einfach wirkender, stehender
                              Maschinen.
                              									Besonders hervorzuheben sind noch die grosse Geschwindigkeit, mit welcher der Motor arbeitet (bis 1000 Umdrehungen
                              in der Minute),
                              									sein geringes Gewicht (15 k für 1 ), die vollständige Umhüllung seiner Organe und die grosse Einfachheit derselben, die
                              									Leichtigkeit der Montage, der Regulirung der Ein- und Ausströmung des Dampfes während des Ganges und ferner der Umsteuerung,
                              welche
                              									ohne Hinzufügung irgend welches Organ es durch die Steuerhebel MM1
                              									erfolgt.
                           Um die Condensationen im Inneren der Dampfcylinder in Wegfall zu bringen oder auf möglichst niedrige Beträge herabzumindern,
                              									überhitzt man bekanntlich in neuerer Zeit den Arbeitsdampf, bevor derselbe in die Maschine strömt, in hierzu geeigneten
                              Apparaten
                              									(1896 300 * 224).
                           Grössere Verbreitung haben die Wilhelm Schmidt in Wilhelmshöhe bei Cassel patentirten Ueberhitzerapparate
                              									(1895 296 * 54) gefunden, in denen der Dampf eine Ueberhitzung bis auf etwa 360° C. und mehr erfährt.
                           Bei derartigen hohen Temperaturen des Arbeitsdampfes sind besonders ausgewählte Schmiermittel aus schweren mineralischen Oelen
                              von
                              									hohem Siedepunkt, wie auch für die Stopfbüchsen zuverlässige Packungsmaterialien erforderlich. Die von Schmidt construirten eincylindrigen Heissdampfmaschinen sind einfach wirkend und arbeiten nach dem Principe der Gasmotoren
                              									mit einem langen Plungerkolben, deren Ringe mehr nach vorn in einer kühleren Zone liegen. Stopfbüchsen sind, wie
                              die 1895 296 * 53 gegebene Abbildung eines solchen Motors mit Dampfsteuerung erkennen lässt, nicht vorhanden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 304, S. 27
                              Einfach wirkende Zwillings-Heissdampfmaschinen, System Schmidt, in liegender und stehender Anordnung.
                              
                           Die dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Mai 1896 S. 686, entnommenen Abbildungen (Fig. 15 bis 19) zeigen einfach wirkende Zwillings-Heissdampfmaschinen, System Schmidt, in liegender und
                              									stehender Anordnung mit um 180° gegenseitig versetzten Kurbeln. Zur Steuerung dienen entlastete Ein- und Auslasskolbenschieber
                              (D. R.
                              									P. Nr. 76675). Mit einer derartigen liegenden Maschine von 250 mm Durchmesser der Cylinder und 400 mm Kolbenhub angestellte
                              Versuche
                              									brachten nachstehende Ergebnisse:
                           
                              
                                 Dauer des Versuches
                                 5
                                 Std. 10 Min.
                                 
                              
                                 Kesselspannung
                                 8,80
                                 at (Ueberdruck)
                                 
                              
                                 Temperatur des Speisewassers
                                 17°
                                 
                                 
                              
                                           „          „   Einströmdampfes
                                 347°
                                 
                                 
                              
                                           „          „   Ausströmdampfes
                                 143°
                                 
                                 
                              
                                 Minutliche Umdrehungszahl
                                 158
                                 
                                 
                              
                                 Stündlicher Verbrauch an Speisewasser
                                 331,2
                                 l
                                 
                              
                                 Indicirte Leistung
                                 48,5
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Effective      „
                                 41,5
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Dampfverbrauch für 1 indic.  u. Std.
                                 6,83
                                 k
                                 
                              
                                              „              „  1 effect.  u. Std.
                                 8,00
                                 k
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch für 1 effect.  u. Std.
                                 1,10
                                 k.
                                 
                              
                           
                           Der zur Maschine gehörige Kessel hatte 5,8 qm Heizfläche. Eine mit gesättigtem Dampfe betriebene Maschine derselben Grösse
                              würde
                              									ungefähr 16,4 k Dampf oder 2,10 k Kohle für 1 effective  und Stunde erfordern, was einen Gewinn von etwa 52 Proc. zu Gunsten
                              									der Ueberhitzung entspricht. Welchen Einfluss die Höhe der Ueberhitzung auf den Dampfverbrauch ausübt, ist aus nachstehenden
                              Zahlen zu
                              									entnehmen, welche an einer Heissdampfmaschine von 200 mm Cylinderdurchmesser und 300 mm Kolbenhub festgestellt wurden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 304, S. 28
                              Fig. 20.Kesselsystem mit Schmidt'schem Ueberhitzer.
                              
                           
                              
                                 Dampftemperatur
                                 240°,
                                 Dampfverbrauch
                                 13,2 f. 1
                                 effect.
                                 
                                    
                                    
                                 u.
                                 Stil.
                                 
                              
                                 „
                                 282°,
                                 „
                                 11,2 „  1
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 360°,
                                 „
                                   8,5 „  1
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Die erste Verbundmaschine des Schmidt'schen Systems wurde von der Maschinenbau-A.-G. vormals Beck und Henkel in Cassel gebaut.
                           Es war, nach der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1895 S. 6, eine stehende Tandemmaschine mit
                              									über einander angeordneten, ohne Zwischenstopfbüchse unmittelbar auf einander geschraubten einfach wirkenden Cylindern
                              von 310 bezieh.
                              									690 mm Durchmesser für 500 mm Kolbenhub, in denen sich ein trunkartiger Differentialkolben bewegt.
                           Der Niederdruckcylinder wird durch einen Trick'schen Flachschieber der gewöhnlichen Anordnung gesteuert,
                              									von dessen Schieberstange der Kolbenschieber für den Auslass des Hochdruckcylinders ebenfalls seine Bewegung erhält.
                              Als Einlassorgan
                              									für den Hochdruckcylinder dient ein vollständig selbsthätig arbeitendes Ventil, dessen Hub von einem Regulator verändert
                              wird.
                           Bei Versuchen, welche Prof. Schröter am 30. Juni 1894 anstellte, wurde mit 344° C. Ueberhitzung des in die
                              									Maschine einströmenden Arbeitsdampfes von 11,2 at Spannung (Ueberdruck) ein Speisewasserverbrauch von 4,55 k für
                              1 indicirte bezieh.
                              									5,51 k für 1 effective  und Stunde ermittelt!
                           Bei höheren Spannungen des Arbeitsdampfes (bis zu 12 at) kommt das Fig. 20 ersichtliche Kesselsystem zur
                              									Verwendung, bei welchem ein Schmidt'scher Ueberhitzer, ferner ein Vorwärmer für das Speisewasser an
                              									das hintere Ende eines Einflammrohrkessels angeschlossen sind.
                           Die Feuerbrücke ist nach Mittheilungen in dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Mai 1896 S. 688, von
                              									Kanälen ed1 durchzogen, durch welche behufs möglichst vollkommener
                              									Verbrennung der Rauchgase ein Strom vorgewärmter Luft getrieben wird. Je nach Stellung eines Schiebers werden die
                              Heizgase längs des
                              									Kessels oder aber durch n dem Ueberhitzer direct zugeführt. Letzterer besteht wie gewöhnlich aus einer
                              									Anzahl über einander liegender Schlangenrohre und dem mit diesem in Verbindung stehenden Nachverdampfer p. Ein Konus m inmitten des Ueberhitzers dient zur gleichmässigen Vertheilung der Heizgase.
                              									Letztere treten durch die durchlochte Platte m4 aus dem Ueberhitzer und
                              									durch w in den zwischen letzteren und den Kessel eingebauten Speisewasservorwärmer.
                           Eine zu diesem Kessel gehörige liegende, zweicylindrige Heissdampfmaschine veranschaulichen die unter Fig.
                                 										21 zusammengefassten Abbildungen. Der Hochdruckcylinder, welcher den Heissdampf vom Ueberhitzer aufzunehmen hat, ist auch
                              									hier einfach wirkend, der Niederdruckcylinder im Gegensatz zu früheren Ausführungen doppelt wirkend angeordnet. Die
                              Cylinder haben 325
                              									bezieh. 400 mm Durchmesser für 500 mm Kolbenhub. Die Kurbeln sind um 90° gegenseitig versetzt.
                           Zur Dampfvertheilung des Hochdruckcylinders dienen zwei Doppelsitzventile r und t, System Sulzer, von denen dasjenige t für die Ausströmung von
                              									einem Excenter p1 der Steuerwelle o in
                              									gewöhnlicher Weise seine Bewegungen erhält, während das zur Regelung der Dampfeinströmung dienende Ventil r von einem zweiten, neben dem ersteren sitzenden Excenter p unter Mitwirkung des Regulators
                              									eingestellt wird. Die Füllungen im Niederdruckcylinder sind constant. Die Dampfvertheilung in letzterem regelt ein
                              entlasteter
                              									Kolbenschieber mit doppelten Einströmkanälen, der direct von dem Excenter g der Schwungradwelle bethätigt
                              									wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 304, S. 28
                              Fig. 21.Liegende zweicylindrige Heissdampfmaschine.
                              
                           
                           Ueber eine von der Dingler'schen Maschinenfabrik in Zweibrücken erbaute, auf der zweiten bayerischen
                              									Landesausstellung in Nürnberg 1896 ausgestellte 100pferdige Heissdampfmaschine, System Schmidt, mit zwei
                              									einfach wirkenden, unter 180° gekuppelt liegenden Hochdruckcylindern von je 270 mm Durchmesser und einem auf dem
                              Hochdruckgestell
                              									stehenden doppelt wirkenden Niederdruckcylinder von 500 mm Durchmesser ist schon 1897 303 * 97 berichtet
                              									worden.
                           In neuester Zeit hat man versucht, gewöhnliche, doppelt wirkende, zum Betreiben mittels gesättigten Dampfes eingerichtete
                              Maschinen
                              									ohne Aenderung der Construction einfach mit hoch überhitztem Dampf zu betreiben.
                           Ausführlichere Mittheilungen hierüber werden sich nachstehend an zugehöriger Stelle finden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)