| Titel: | Neue Telephon-, Telegraphen- und Signaleinrichtungen. | 
| Autor: | Conr. Hesse | 
| Fundstelle: | Band 304, Jahrgang 1897, S. 62 | 
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                        Neue Telephon-, Telegraphen- und Signaleinrichtungen.
                        Von Conr. Hesse, Ingenieur in Berlin.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 34 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neue Telephon-, Telegraphen- und Signaleinrichtungen.
                        
                     
                        
                           Fernsprechumschalter (Vielfachumschalter).
                           Zunächst sei zu dem in D. p. J. 1896 301 76 beschriebenen Naglo'schen Umschalter (System Hess-Raverot-West) eine selbsthätige Schaltvorrichtung zum Ein- und Ausschalten der auf dem
                              									Fernsprechvermittelungsamte befindlichen Sprech- und Rufapparate nachgetragen.
                           Durch diese in Fig. 11 schematisch dargestellte Einrichtung wird bezweckt, däss mehrere von den sonst
                              									mit der Hand ausgeführten, bei jeder Herstellung einer Verbindung sich wiederholenden Arbeitsverrichtungen von einem
                              selbsthätigen
                              									Werke ausgeführt werden, welches Werk bei einem bestimmten Handgriff in Wirksamkeit tritt und dann in der bestimmten
                              Reihen- und
                              									Zeitfolge die vorgeschriebenen und in Frage kommenden Verbindungen herstellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 304, S. 63
                              Fig. 11.Selbsthätige Schaltvorrichtung West-Naglo.
                              
                           An die Leitungen TM ist der Fernsprecher und die Inductionsspule mit dem Mikrophonstromkreis in bekannter
                              									Weise angeschlossen. Die Leitungen B führen zur Weckbatterie; in diese Leitungen ist ein Pol Wechsler
                              									einzuschalten, wenn der Gleichstrom der Batterie, bei Verwendung von polarisirten Weckern in den Theilnehmerstationen
                              (Inductoranruf),
                              									in Wechselstrom umgewandelt werden muss. S1 und S2 bedeuten die Verbindungsstöpsel des Zweischnursystems, zwischen die eine Schlussklappe
                              										SK eingeschaltet ist.
                           Das Schaltwerk wird gebildet aus zwei Scheiben s1s2, die auf einer dauernd sich drehenden Achse a sitzen und
                              									beim Hochheben des Stöpsels S2 mit letzterer gekuppelt werden. Beim
                              									Umlaufen der Scheiben bewirken diese mittels ihrer Einschnitte und Federn h1h2 die Einschaltung der Weckbatterie, während über die Federn
                              									und Contacte i3
                              									i4 und c1 ÷
                              										c4 der Sprechapparat des Beamten mit den Stöpseln bezieh. den
                              									Theilnehmerleitungen für eine gewisse Zeit verbunden wird.
                           Beim Anruf eines Theilnehmers und Niederfallen des Klappendeckels auf dem Amte wird ein Localstromkreis mit einer seiner Leitung
                              									zugehörigen Glühlampe eingeschaltet. Der Beamte stöpselt die rufende Leitung hierauf mit dem Stöpsel S1. Beim Einführen in die Klinke werden zwei gegenüberliegende Klinkenfedern über den isolirten
                              									Messingring r leitend verbunden und dadurch ein zweiter Glühlampenstromkreis eingeschaltet, deren Lampe
                              									weiter leuchtet, wenn der Beamte die gefallene Klappe nun wieder hochlegt und damit die erste Lampe erlöscht.
                           Der Sprechapparat des Vielfachumschalters ist nunmehr über
                           
                              S_1\left<{{s\,i_1\,H_4\,c_2}\atop{k\,i_2\,H_3\,c_4}}
                              
                           eingeschaltet. Nachdem der Beamte den Wunsch des rufenden Theilnehmers entgegengenommen, sieht er nach der
                              									Glühlampentafel, ob die gewünschte Leitung frei ist. Zur Herstellung der Verbindung bei freier Leitung steckt er
                              den Stöpsel S2 in die betreffende Theilnehmerklinke, wobei, ebenso wie
                              									vorhin gesagt, eine Glühlampe eingeschaltet wird. Beim Abheben des Stöpsels S2 wird ein um die Achse d drehbarer Hebel H1 frei. Auf der Achse d ist nun ferner noch ein Hebel H2 drehbar angeordnet; der letztere trägt isolirt die beiden Hebel H3 und H4
                              									mit den Federn i3i4. Durch die Federkraft der Spiralfedern i1i2 drehen sich die Hebel H2 und H1 im Sinne des Uhrzeigers, sobald
                              									der Beamte den Stöpsel S2 hochhebt. Bei dieser Drehung des Hebels H2 heben sich die Contactfedern i3i4 von c4c2 ab und bewirken, ohne c3c1 schon
                              									zu berühren, die Ausschaltung des Sprechapparates des Beamten; die Drehung von H2 hört auf, wenn der Zapfen Z gegen die Stirnfläche der Scheibe s1 stösst. Gleichzeitig fangen nun – beim Abheben des Stöpsels S2 – die Scheiben s1s2 an sich zu drehen und pressen dabei
                              									die Federn h1h2 nach rechts und gegen die Contacte c5c6. Hierdurch wird die Batterie B mit dem Stöpsel S2 verbunden und ein Weckstrom zu dem zu rufenden Theilnehmer gesandt.
                              									Haben sich nun die Scheiben ziemlich einmal herumgedreht, so fällt das Isolationsstück der Feder h2 wieder in den Einschnitt der Scheibe s2, wodurch die Weckbatterie ausgeschaltet wird. Der Zapfen Z arretirt nun auch durch Einfallen in
                              									den Einschnitt der Scheibe s1 diese und die Scheibe s2. Die Federn i3i4 legen sich hierauf gegen die Contacte c1c3 und
                              									verbinden damit die beiden Stöpsel S1S2 über die betreffende Schlussklappe SK.
                           Zwischen i1 und c1i2 und c3 sind Widerstände w1w2 eingeschaltet; diese sollen den Betrieb dadurch sichern, dass ein
                              									Theil des nach S2 geschickten Rufstromes zum rufenden Theilnehmer
                              									gelangt, so dass dieser durch ein Knacken in seinem Telephon den erfolgten Anruf hört.
                           Läuten nach beendetem Gespräch die Theilnehmer ab, so fällt die Schlussklappe SK. Beim darauf erfolgenden
                              									Herausziehen der Stöpsel erlöschen die Glühlampen und beim Aufsetzen des Stöpsels S1 auf den Stöpselsitz wird die Schlussklappe wieder gehoben. Durch das Zurückbringen des Stöpsels S2 auf den Hebel H1 wird H2 und mit ihm Hebel H3H4 in die dargestellte Ruhelage
                              									zurückgebracht.
                           Sein System und diese seine Schalt Vorrichtung hat Jul. H. West in der Elektrotechnischen Zeitschrift, Heft 31 vom 30. Juli 1896, eingehend beschrieben und in Heft 48 sodann eine neue
                              									Construction dieser Schaltvorrichtung angegeben.
                           Hiernach setzt sich die Thätigkeit der Beamten (Abfragebeamten – Verbindungsbeamten) bei Herstellung einer Verbindung durch
                              die
                              									Gruppenschaltung und bei Verwendung der Schaltvorrichtung aus folgenden Verrichtungen zusammen:
                           A. Wenn die verlangte Leitung besetzt ist.
                           Im Abfrageschrank:
                           
                              1) Stöpselung der Klinke des rufenden Theilnehmers (12),
                              2) Meldung: „Hier Amt“ – Entgegennahme der verlangten Anschlussnummer (b 15)
                                 										– Prüfung durch Ansehen der Glühlampentafel, ob die Leitung (b 15) frei ist – und Rückmeldung: die
                                 										Leitung (b 15) ist besetzt,
                              3) Entstöpselung der Klinke des rufenden Theilnehmers (12).
                              
                           B. Wenn die verlangte Leitung frei ist.
                           Im Abfrageschrank:
                           
                              1) Stöpselung der Klinke des rufenden Theilnehmers (12),
                              2) Meldung – Entgegennahme – Prüfung (vgl. unter
                                 										A 2),
                              3) Niederdrücken der Sprechtaste und Meldung an den Verbindungsbeamten,
                              4) Entstöpselung der Klinke des rufenden Theilnehmers (12).
                              
                           Im Verbindungsschrank (a b):
                           
                              5) Stöpselung der verlangten Klinke (b 15),
                              6)         „          „   Klinke des Rufenden (a 12),
                              7) Entstöpselung der Klinke a 12,
                              8)            „            „       „    b 15.
                              
                           Bei starkem Verkehr und auf einander folgenden Anrufen setzen sich dann vier Handgriffe des Abfragebeamten (A3
                              									A1 und B4B1) zu zwei Handgriffen zusammen.
                           Eine Schaltung für Vielfachumschalter mit Schleifenleitungen betrifft das D. R. P. Nr. 88807 der Firma R. Stock
                                 										und Co. in Berlin.
                           Die Anordnung bezweckt die Ersparniss von Leitungsmaterial bei Schleifenleitungsanlagen, indem die beiden Leitungsdrähte direct
                              zu
                              									einer Anrufklappe führen und von hier in Abzweigung hinter einander zu den Klinken. Es fällt demnach wie bei dem
                              von mir früher
                              									angegebenen System (D. R. P. Nr. 80783) „Vielfachumschalter für Fernsprechvermittelungsämter mit Schleifenleitung unter Fortfall
                                 										der besonderen Prüfungsleitung“ der dritte Draht in den Vielfachumschaltern fort, und die Schleifensprechleitung im Amt wird
                              									gleichzeitig als Prüfleitung verwendet.
                           Bei einem Vermittelungsamt mit 6000 Theilnehmern und senkrechten Vielfachumschaltern wird die Ersparniss an Leitungsmaterial
                              etwa 40000
                              									m 20 aderiger Stanniolkabel betragen; ferner wird an jeder der etwa 190000 Klinken je eine Feder erspart. Die Gesammtersparniss
                              									beläuft sich bei einem derartigen Amte gegenüber den vordem bekannt gewordenen Systemen demnach auf etwa 70000 M.
                              Ausserdem wurde bei
                              									dieser in Fig. 12 gezeigten Schaltungsweise in Betracht gezogen, dass ein bestehendes Vermittelungsamt
                              									mit Einzelleitungsbetrieb und besonderer Prüfungsleitung, wie sie gegenwärtig bei der Reichspostverwaltung im Gebrauch
                              sind, ohne neue
                              									bezieh. andere Klinken und Kabel zu benöthigen, direct in ein Amt mit Schleifenbetrieb verwandelt werden könne, indem
                              nur die
                              									Kabelabzweigungen und -verbindungen an den Klinken umgelöthet werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 304, S. 64
                              Fig. 12.Schleifenleitung ohne besondere Prüfleitung.
                              
                           Zu diesem Zwecke tritt, entsprechend der Klinkenconstruction der Einzelleitungssysteme, an Stelle der Federn a in Fig. 12 die Klinkenhülse k, d.h. Feder
                              										a und Hülse k sind einfach vertauscht und liegen anstatt k und b die Federn a und b abhebbar auf einander.
                           Die Leitungen l1l2 führen in Fig. 12 links weiter über die entsprechenden Klinken der übrigen Umschalter zur
                              									Theilnehmerstation; die Leitungen s1s2 gehen zu einem, dem Stöpsel S2 ganz
                              									gleichen Stöpsel S1 der Zweischnuranordnung; über die Leitungen 13, 14 sind ebenso, wie die Leitungen 11, 12 und die Federn m1m2 der
                              									Abfrageklinke K, die Federn m1m2 mit der Klappenwickelung A der übrigen
                              									Theilnehmer mit der gemeinsamen Batterie AB verbunden.
                           Die Abfrageklinke K weicht von den allgemeinen Klinken insofern ab, als sie noch mit zwei besonderen
                              									Federn m1m2
                              									ausgestattet ist, welche, gegen die den Federn b entsprechende Feder n um
                              									90° verdreht, an der Klinke befestigt sind. Die Schneiden der Federn m1m2 liegen einander gegenüber. Beim Einführen des Stöpsels
                              									stellt die leitende Spitze desselben vorübergehend eine Verbindung zwischen m1m2 her und schliesst dadurch einen Localstromkreis über die
                              									Aufrichtwickelung A der Anruf klappe und die Batterie AB.
                           Die beim Anruf gefallene Klappe wird somit völlig selbsthätig beim Abfragen wieder gehoben. Ist der Stöpsel in die Klinke
                              ganz
                              									eingesteckt, so ruhen die Schneiden der Federn m1m2 auf dem Isolationsring i des Stöpsels auf.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 304, S. 64
                              Fig. 13.Schleifenleitung ohne besondere Prüfleitung.
                              
                           Denkt man sich den Stöpsel S2 aus der Klinke K2 entfernt, so gestaltet sich der Betrieb wie folgt:
                           1) Anruf des Theilnehmers über l1, k, b, k, n, F,
                                 										l2
                              									– Abfragen durch Einstecken des Stöpsels S1 in
                              									die Abfrageklinke K – selbsthätiges Zurückstellen der Klappe über AB, 12,
                                 										m2, S1, s, m1, A, 11, AB.
                           2) Prüfen des Theilnehmers durch Anhalten der Spitze s des Stöpsels S2 an die gewünschte Theilnehmerklinke.
                           Ist in einem anderen Schranke die Leitung besetzt, so steht der Zinkpol Z der für das ganze Amt
                              									gemeinschaftlichen Prüfungsbatterie PB über 6 und s4 (bezieh. s2) mit der Leitung l1 des gestöpselten
                              									Theilnehmers in Verbindung. Wenn beispielsweise die Klinke K1 gestöpselt
                              									ist und bei K2 geprüft wird, so entsteht – und
                                 										zwar nur für die Dauer der Prüfung – folgender Stromkreis: PB, Z, AE (Amts-Erde) zum
                              									gestöpselten Vielfachumschalter, hier über 6, s4, S2, K1, k, l1 zum prüfenden Beamten K2
                              									und daselbst über b, k, S2, s, s3
                              									(U1 umgestellt), g, 4, D, 9, Is, H (Knacken
                              									im Telephon), 10 (T gedrückt) und c nach PB
                              									zurück.
                           Ist eine Klinke links von der geprüften besetzt, so geht der Prüfstrom beim Anhalten des Stöpsels an K2 von der Prüfbatterie PB über l1 nach links und über l2, die Wickelung
                              										F der Anrufklappe über n, k, b, k, l1
                              									zur Klinke K2 und über die Stöpselspitze und das Telephon zur
                              									Prüfbatterie zurück.
                           3) Anrufen des Theilnehmers erfolgt durch Niederdrücken der Taste D von der Weckbatterie WB aus.
                           
                           4) Zum Abfragen und Mithören des Beamten steht der Hörschlüssel U1
                              									auf eg, in Gesprächsstellung der Theilnehmer auf fh.
                           Zwischen die Contacte fh kann auch eine Schlussklappe eingeschaltet werden. Es ist jedoch angenommen, der
                              									Einfachheit halber die Anrufklappe zum Schlusszeichen zu verwenden, und daher zugleich dafür gesorgt, dass nur die
                              Anrufklappe des
                              									rufenden Theilnehmers im Stromkreis der verbundenen Theilnehmer liegt, während die Anrufklappe des anderen Theilnehmers
                              und
                              									Vielfachumschalters todtgelegt wird. Die auf das Schlusszeichen gefallene Anrufklappe wird beim Ausziehen des Stöpsels,
                              wie vordem
                              									beschrieben, wieder selbsthätig aufgerichtet.
                           Die vorgenannte Schaltung von Stock und Co. ist in Fig. 13 veranschaulicht.
                              									Die Stöpsel und Sprechapparate sind hier, als im Wesentlichen bekannt, fortgelassen.
                           Die Leitungsdrähte ab der Schleifenleitung L führen über die Spulen n und o der Anrufklappe hinter einander zu den Klinkenhülsen c und den abhebbaren Federn df der Klinken K zu
                              									einer Controlbatterie CB, welche an Erde liegt. Die Abfrageklinke AK und die
                              									Spule m sind von den Drähten ab in Abzweigung eingeschaltet. Bei einem Anruf
                              									wird der Anker g angezogen und der Klappendeckel k ausgelöst. Zwecks
                              									Abfragens wird in bekannter Weise die Abfrageklinke AK gestöpselt und zum Prüfen die Spitze des zweiten
                              									Stöpsels an die betreffende Klinke K angehalten. Wenn die Leitung frei ist, so geht bei der Prüfung ein
                              									Strom von CB über die Federn df sämmtlicher Klinken K über die Wickelungen nmo der Anrufklappe zu den Klinkenhülsen c
                              									zur Stöpselspitze und über den Stöpsel, Hörschlüssel, Fernsprecher zur Erde und Controlbatterie CB
                              									zurück. Es erfolgt somit ein Knacken im Telephon. Ist die Leitung gestöpselt, so ist die nach CB liegende
                              									Feder d offen und die Controlbatterie somit von der betreffenden Leitung abgeschlossen.
                           Bei einer Schaltung der Firma Groos und GrafD. R. P. Nr. 89755. in Berlin sind die Klinkenfedern
                              									gänzlich fortgefallen. Die Theilnehmerleitung wird über die Klinkenbuchsen geführt und ist im eigenen Schrank zu
                              den Sprechapparaten
                              									abgezweigt. Sie läuft dann über eine Anruf klappe und einen hohen Widerstand zur Erde. Zwischen der Anrufklappe und
                              dem Widerstand ist
                              									wiederum in Abzweigung zur Erde der Hörschlüssel mit der Stöpselschnur und dem Stöpsel, die Anruftaste und der Fernhörer
                              									eingeschaltet.
                           
                        
                           Telegraphenapparate.
                           Abweichend von den bekannteren Constructionen ist ein Typendrucktelegraph von A. Merrel und A. Duffek in Prag. Nach der Patent-Nr. 88179 sind die Drucktypen auf dem Umfang einer rotirenden Scheibe
                              									angebracht, mit welcher bei gleicher Umfangsgeschwindigkeit eine elektrisch bewegte Druckwalze, welche beim Herunterdrücken
                              des
                              									Typentasters das Papier zwischen sich und der betreffenden Type mitnimmt, in Verbindung steht.
                           Zu beiden Seiten der Scheibe befinden sich, in einer vom Umfang zur Mitte sich erstreckenden Spiralcurve vertheilt, 2 × 13
                              									Stromschlusstücke. Die 52 hervorstehenden Buchstabennummern und sonstige Zeichen der Scheibe sind mit 104 ganz am
                              Umfang der Scheibe
                              									kreisförmig vertheilten Stromschlusstücken verbunden; zu beiden Seiten des Druckapparates bezieh. der Scheibe sind Ständer mit
                              									Stromschlusskästen angeschraubt.
                           Der Stromkreis ist beim Herunterdrücken der Taste erst dann geschlossen, wenn das entsprechende Stromschlusstück der Spiralcurve,
                              									welches um 90° vor dem Buchstaben oder Zeichen verschoben ist, mit dem in dem Stromschlusskasten befindlichen Stift
                              zusammentrifft. Es
                              									soll hierdurch erreicht werden, dass mehrere in der Reihenfolge der Typen nach einander folgende Zeichen auf einmal
                              auf den Tastern
                              									angedrückt bezieh. auf einmal telegraphirt werden können.
                           Grösseres Interesse dürfte ein von Antoine Damaskinos in ParisPatent-Nr. 90621. construirter Doppelschreiber
                              									beanspruchen.
                           Dieser nach Art der Heberschreiber (Siphonrecorder) gebaute und für die Unterseetelegraphie bestimmte Apparat ermöglicht durch
                              									Anwendung von Doppelschriftzeichen ein weitaus schnelleres Arbeiten.
                           Auf einer Grundplatte ist eine mit einer eigenthümlich geformten Papierführungsrinne versehene Metallschiene befestigt. Die
                              Rinne gibt
                              									dem Papierstreifen des Apparates eine ⊔-Gestalt.
                           Der Streifen läuft in seiner gewöhnlichen und bekannten Form in die Rinne ein, wird in dieser durch einen Steg  ⊔-gefalzt
                              und verlässt
                              									am anderen Ende die Rinne unter Zuhilfenahme eines zweiten Steges wieder in der ursprünglichen glatten Form. In dem
                              mittleren engeren
                              									Theil dieser Papierrinne schwingt nun ein doppelseitiger Schreibstift des Farbschreibers.
                           An dem Farbschreiber bezieh. Farbbehälter befindet sich eine in zwei senkrechten Platindrähten aufzuhängende Stange, die durch
                              einen
                              									Faden mit einer Spule verbunden ist. Diese Spule besteht wie bei dem Heberschreibapparat aus einem kleinen mit dünnem
                              isolirtem
                              									Kupferdraht bewickelten Rahmen, der, an einem Seidenfaden aufgehängt, in einem kräftigen magnetischen Felde schwebt.
                              Der Faden ist so
                              									gespannt, dass in der Ruhelage des Rahmens bezieh. der Spule der Farbschreiber genau in der Mitte der Papierrinne
                              hängt, die beiden
                              									Stifte des Schreibers das Papier zu beiden Seiten der ⊔-förmigen Rinne also nicht berühren.
                           Es wird nun ohne weiteres verständlich sein, dass beim Durchsenden eines Telegraphirstromes durch die Spule je nach der Stromrichtung
                              									eine Ablenkung bezieh. Drehung erfolgt, die dem Faden und dem Farbbehälter durch Anziehen oder Nachlassen des ersteren
                              mitgetheilt
                              									wird.
                           In Folge dessen berührt der eine oder andere der beiden Stifte den hochgebogenen Rand des Papieres in der Rinne und zeichnet
                              hier
                              									ähnlich der Morse-Schrift die Zeichen auf das immer weiter laufende Papier auf.
                           Die ganze seitliche Schwingung des Farbbehälters in der Rinne beträgt etwa 2 mm. Durch Stellschrauben kann eine genaue Regulirung
                              des
                              									Hubes der Farbbehälterstange, des Farbbehälters, der Papierrinne u.s.w. bewirkt werden.
                           Die Vorrichtung arbeitet wie Thomson's Heberschreibapparat mit Strömen von zweierlei Richtung.
                           Der aus der Rinne hervorgehende Papierstreifen ist nahe an den beiden Rändern mit Zeichen bedeckt, welche leicht zu lesen
                              sind.
                           
                           Für Copirtelegraphen zur elektrischen Uebertragung von Zeichnungen, Bildern, Handschriften u. dgl. hat R.
                                 										Greville-Williams in Heywood eine VorrichtungPatent-Nr. 89559. angegeben, durch welche der Stichel des Empfängers ausser seiner
                              									radial gegen die Empfängertrommel gerichteten Bewegung in seinen Führungen noch eine drehende Bewegung erhält.
                           Die Vorrichtung, welche sich übrigens an die Apparate von Bakewell, Bonelli und Caselli anlehnt, besteht in der Hauptsache darin, dass auf einer Zwischenwelle der Stichelachse eine Riemenscheibe
                              									angeordnet ist, die an der seitlichen Verschiebung des Stichels theilnimmt. Von einer besonderen Welle aus, die in
                              geeigneten, auf das
                              									Gestell des Telegraphen aufgesetzten Armen gelagert ist, erhält durch eine Riemenscheibe der Stichel ausser der Längenverschiebung
                              die
                              									drehende Bewegung. Die Welle ihrerseits erhält die Drehung durch ein Zahngetriebe. Die axiale Verschiebung des Stichels
                              erfolgt durch
                              									in die Fernleitung eingeschaltete Elektromagnetpaare, zwischen denen ein Anker schwingt, welcher die Stichelstange
                              umfasst und je nach
                              									dem Ausschlag des Ankers den Stichel gegen die Trommel führt oder von dieser entfernt.
                           Der vorgenannte Constructeur gibt ferner eine Isolirtinte in der Patentschrift Nr. 91357 an, die aus einer wässerigen Lösung
                              von
                              									Gelatine oder Leim und Eiweiss mit oder ohne Zusatz von zweifach chromsaurem Ammonium, Kalium oder Natrium bestehen
                              soll. Bei den
                              									bisher bekannten Isolirtinten soll sich vielfach der Uebelstand gezeigt haben, dass sie leicht abbröckeln, wenn die
                              Contactstifte über
                              									sie hinweggleiten, wodurch die Wiedergabe des Bildes natürlich eine unklare werden würde. Die Herstellung der Tinte
                              erfolgt auf
                              									folgende Weise:
                           150 Th. Gelatine oder Leim werden mit 150 Th. Eiweiss in 300 Th. Wasser aufgelöst. Der Mischung werden dann 13 Th. zweifach
                              chromsaures
                              									Ammonium, Kalium oder Natrium, die vorher in etwa 150 Th. Wasser aufzulösen sind, hinzugefügt. Die so erhaltene Mischung,
                              welche vor
                              									Einwirkung des Lichtes möglichst zu schützen ist, kann dann mit einem Färbmittel, z.B. mit reinem löslichem Blau,
                              gefärbt werden.
                           
                        
                           Commandotelegraphen, Befehlsübertrager.
                           Für Schiffsmaschinentelegraphen, die bekanntlich den Zweck haben, von der Commandobrücke eines Schiffes aus dem Maschinisten
                              im
                              									Maschinenraum die gewünschten Gangarten der Maschine zu übermitteln, hat Ferdinand Fritsch in Hamburg
                              									eine Registrirvorrichtung construirt, welche dazu bestimmt ist, die befohlenen Maschinengangarten selbsthätig aufzuzeichnen.
                           Die VorrichtungD. R. P.
                                    											Nr. 90168. ist auf den von der deutschen und englischen Flotte vielfach benutzten Gisborne-Maschinenraumtelegraphen
                              									angewendet und in Fig. 14 in Vorderansicht dargestellt.
                           Auf einer Platte a des Gehäuses sind so viele Schubstempel angeordnet, als Maschinengangarten vorkommen.
                              									Diese Stempel sind in zwei Gruppen zerlegt. Die Stempel b1 sind so
                              									gelagert, dass jedesmal ein Stempel durch den Handhebel, mit welchem die Gangarten eingestellt werden, verschoben
                              wird, wenn der Hebel
                              									auf ein Manöverzeichen der Signalscheibe eingestellt und das Signal mittels der Losscheibe übertragen bezieh. zurückgegeben
                              									wird.
                           Die Stempel b2 der anderen Gruppe liegen je mit ihrem einen Ende im Wege
                              									eines Stempels b1 der ersten Gruppe und werden, wenn die Stempel b1 entgegen einer Feder g durch den
                              									Handhebel vorgeschoben werden, ebenfalls vorgerückt. Hierbei wird ein an dem Stempel b2 mittels eines federnden Drahtes c befestigter Stift d gegen ein um die Trommel t geführtes Papierblatt e geschoben. Die Trommel t wird durch ein Uhrwerk u gleichmässig
                              									weiter gedreht. Die Stifte d liegen von vorn (Zeichnung) gesehen hinter einander; das Blatt e ist durch Quertheilungen zu einem Diagrammnetz ausgebildet, wobei jede Längsreihe einem der
                              									verschiedenen Manövercommandos und jede Querreihe einer Zeitdauer (Minute) entspricht.
                           Je nachdem der eine oder andere Stift d gegen das sich umdrehende Blatt e
                              									gedrückt  wird und hier entsprechend der Commandostellung stehen bleibt, macht der Stift in der dem Commando entsprechenden
                              Längsreihe
                              									des Blattes einen Strich über so viele Querfelder, wie der Zeit, während welcher das Commando einzuhalten ist, entsprechen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 304, S. 66
                              Fig. 14.Registrirvorrichtung für Schiffsmaschinentelegraphen.
                              
                           Erfolgt nun ein anderes Commando, so wird das vorgeschobene Stempelpaar von der Feder c wieder
                              									zurückbewegt und sofort ein anderes Stempelpaar b1b2 mit dem zugehörigen Stift d gegen das Blatt vorgeschoben.
                              									Der von diesem anderen Stift gemachte Strich beginnt demnach in derselben Querreihe (Zeit), in welcher der erste
                              Strich aufgehört hat,
                              									jedoch in einer anderen Längsreihe (Manövercommando).
                           Das Aufzeichnen der befohlenen und ausgeführten Maschinenmanöver dürfte deshalb besonders wichtig sein, damit nachträglich
                              festgestellt
                              									werden kann, welche Gangarten der Maschine in kritischen Lagen befohlen wurden.
                           Einen Signalgeber gibt die Patentschrift Nr. 90454 an, welcher für die im Patent Nr. 81144 beschriebene Signalisirungseinrichtung
                              									bestimmt ist. Der Geber besteht aus einem aufklappbaren Gehäuse, dessen Grundplatte die Contactvorrichtung trägt.
                              Letztere wird aus
                              									zwölf gemeinsam verdrehbaren Ringen gebildet, an welchen Contactbürsten schleifen. Eine Signaltafel bildet den Deckel
                              des Gehäuses und
                              									besitzt dieselbe drei concentrische Reihen von Löchern, welche verglast sind. Die Löcher der äusseren Reihe geben
                              die
                              									Signalbezeichnungen, z.B. die Ziffern und Buchstaben nach dem Signalbuch, und die beiden anderen Reihen die Signalelemente
                              für die
                              									obere und untere Laterne an. Damit in der Sender- und Empfangsstation die Lichtsignale am Signalgeber leicht abgelesen
                              und dadurch die
                              									Wiederholung sofort eingeleitet werden kann, sind die Signale in der Signaltafel möglichst naturgetreu und zwar in
                              der Weise zur
                              									Darstellung gebracht, dass sie mit den durch die Signallaterne angegebenen Lichtsignalen in der Farbe (Roth, Weiss)
                              übereinstimmen und
                              									ausserdem die bei intermittirenden Signalen eintretenden Verfinsterungen und bei Signalen mit abwechselnden Lichtfarben der Wechsel der letzteren kenntlich gemacht wird. Es haben daher
                              									die den weissen Lichtsignalen entsprechenden Löcher mattweisses Glas, die den rothen Signalen entsprechenden Löcher
                              rothes Glas, und
                              									die den intermittirenden Lichtsignalen entsprechenden Löcher der Signaltafel schwarz gestreifte weisse oder rothe
                              Gläser und die
                              									Oeffnungen für abwechselnde Lichtsignale abwechselnd roth und weiss gestreifte Gläser erhalten.
                           
                        
                           Feuermelder, Signaleinrichtungen.
                           Zu der bereits bekannten ausserordentlich grossen Zahl Feuermeldeeinrichtungen, bei welchen durch Ausdehnung einer Flüssigkeit
                              oder
                              									eines Körpers oder durch Zerstörung des letzteren ein Stromkreis geschlossen wird, tritt durch die Patentschrift
                              Nr. 91105 (Engelhardt in Dresden) noch eine weitere Einrichtung hinzu.
                           Auf der Hauptachse eines Uhrwerks beliebiger Construction sitzt eine Scheibe, die gleichzeitig als Zahnkranz einer Ankerpendelhemmung
                              									ausgebildet ist. Die Achse des Uhrwerks, die in den Gehäuseplatten gelagert ist, trägt vorn einen zweiarmigen Hebel,
                              welcher durch
                              									eine Schnur oder einen leicht schmelzbaren Draht mit dem Anker eines Elektromagneten verbunden ist. Bei einem ausbrechenden
                              Feuer soll
                              									der Faden zerstört und dadurch das Uhrwerk ausgelöst werden. Die Scheibe gelangt hierbei in Umdrehung und schliesst
                              einen Stromkreis
                              									zur Warnglocke.
                           Die ganze Einrichtung dürfte, wie aus diesen kurzen Angaben schon hervorgeht, unnöthig complicirt sein und theuer werden.
                           Als besonders stark tönendes Läutewerk für Feuerwehren, Eisenbahnen, Schiffe u. dgl. baut die Firma Friedr.
                                 										Heller in Nürnberg neuerdings ein Elektromotorläutewerk. Das Läutewerk besitzt einen kleinen Elektromotor unterhalb einer
                              									Tyroler Glockenschale. An einer senkrechten Welle des Motors hängt an zwei Kettchen je eine Klöppelkugel, die bei
                              Ingangsetzung des
                              									Elektromotors in Folge der Centrifugalkraft gegen den inneren Rand der Glockenschale geschleudert werden. Die genannte
                              senkrechte
                              									Welle liegt nun nicht in derselben Achse mit der Glockenschale, sondern ist aus der Mitte versetzt. Daher werden
                              bei dem einseitigen
                              									Anschlagen der Kugeln auch nur einzelne, kräftige Schläge hervorgerufen. Die Elektromotoren werden mittels Batterien
                              oder
                              									Accumulatoren betrieben und in zwei Typen angefertigt.
                           Eine einfache Signal Vorrichtung zum Anzeigen des Entstehens schlagender Wetter von Leo Cohn in Breslau
                              									besteht in Folgendem:
                           Ein kegelförmiger Trichter aus Blech besitzt oben einen cylindrischen Ansatz, der durch eine möglichst dünne Aluminiumplatte
                              luftdicht
                              									abgeschlossen ist. Die Aluminiumplatte ist durch ein Scharnier beweglich mit dem Trichter bezieh. dessen oberem Ansatz
                              verbunden und
                              									durch ein verschiebbares Gegengewicht ausbalancirt, damit der geringste Druck aus dem Inneren des Trichters heraus
                              genügt, die Platte
                              									zu heben. Dem Scharnier gegenüber trägt die Platte einen Platincontact, welcher in der Ruhestellung auf einem Stift
                              aufruht. Der Stift
                              									ist an dem Trichteransatz isolirt angebracht und mit der Leitung verbunden. Die von dem Relais einer Alarmvorrichtung
                              zurückkehrende
                              									Leitung ist an den Trichter selbst angeschlossen. Es besteht demnach ein Ruhestromkreis von einer Batterie über ein Relais, den
                              									vorgenannten Stift, die Platinarmatur und die Aluminiumplatte, den Trichter zur Batterie zurück.
                           Die Vorrichtung soll in dem Stollen auf die dort lagernden Kohlen gestellt werden. Bilden sich unter dem Trichter nun Gase,
                              so heben
                              									diese vor dem Entweichen in die Luft die Aluminiumplatte in die Höhe, welche sich um ihr Scharnier dreht und den
                              um 180° versetzten
                              									Platincontact frei gibt. Durch diese Unterbrechung des Ruhestromkreises wird der Relaisanker frei und schliesst die
                              Fernleitung mit
                              									einer Alarmglocke.