| Titel: | Romanium für Fahrräder. | 
| Fundstelle: | Band 304, Jahrgang 1897, S. 160 | 
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                        Romanium für Fahrräder.
                        Romanium für Fahrräder.
                        
                     
                        
                           Ein grosses Feld eröffnet sich der Fahrradindustrie durch eine neue, Wolfram und Nickel enthaltende Aluminiumlegirung, die
                              dem
                              									bekannten englischen Metallchemiker und Aluminiumtechniker R. J. Roman in London durch D. R. P. Nr. 82819
                              									geschützt ist.
                           Diese Aluminiumlegirung besitzt nach der Patentschrift gegenüber anderen Aluminiumverbindungen folgende technische Vorzüge:
                           Sie stellt eine leichte und säurebeständige Aluminiumlegirung dar, welche die Festigung einer guten Phosphor- oder Manganbronze
                              besitzt
                              									und sich ohne Schwierigkeit mechanisch verarbeiten, besonders walzen, schmieden, drücken, drehen, hobeln, feilen,
                              giessen, treiben,
                              									stanzen, punzen, prägen und ziehen lässt.
                           Diese werthvollen Eigenschaften verdankt die Legirung der gleichzeitigen Anwesenheit von Wolfram und Nickel und dem eigenthümlichen
                              									Darstellungsverfahren. Dieselben hängen ferner ab von dem Mengenverhältniss zwischen Nickel und Wolfram, dessen Aenderung
                              daher
                              									bedeutende Schwankungen in den mechanischen Eigenschaften der Legirung (Zugfestigkeit, Elasticität u.s.w.) hervorruft.
                           Die Darstellung der Legirung geschieht wie folgt:
                           Eine gegebene Menge Wolframsäure wird, unter Verwendung von Kryolith als Flussmittel, reducirt und dem Bade, sobald es ganz
                              dünnflüssig
                              									geworden, so viel Aluminium zugefügt, dass eine 10 procentige Aluminium Verbindung entsteht. Gleichzeitig legirt
                              man eine gegebene
                              									Menge Aluminium mit einer entsprechenden Menge Nickel und schmilzt die erhaltenen beiden Legirungen in solchem Verhältniss
                              mit reinem
                              									Aluminium zusammen, dass die Schmelze nicht weniger als 94 bis 95 Proc. reines Aluminium enthält.
                           Das Verhältniss von Kupfer zu Wolfram ist entsprechend den gewünschten mechanischen Eigenschaften der Legirung zu wählen.
                              Stehen reine
                              									Wolframsäure und elektrolytisches Nickel nicht zur Verfügung, so setzt man zweckmässig als Raffinirmittel Zinn hinzu,
                              welche, behufs
                              									leichterer Verschmelzung, mit einer geringen Menge Aluminium als Flussmittel versetzt werden können.
                           Privaten Mittheilungen verdanken wir Folgendes:
                           Diese Legirung, Romanium genannt, hat ein specifisches Gewicht von 2,74, dessen mechanischer Widerstand bei Darstellung mittels
                              									Sandguss 10 t, mittels Coquillenguss 12 bis 13 t und wenn geschmiedet 15 bis 16 t, gewalzt und gezogen 20 bis 22
                              t auf den Quadratzoll
                              									ist. In hartem Zustande hat das Metall eine Dehnung von 2 bis 3 Proc. angewärmt dagegen eine solche von 12 bis 20 Proc. Dieses
                              									Metall kann wie Stahl oder schmiedbares Eisen bearbeitet werden.
                           Die leichte Bearbeitbarkeit, das geringe Gewicht, die Zähigkeit und Elasticität dieses Metalles weisen demselben einen hervorragenden
                              									Platz in der Fahrradindustrie an.
                           Wir hatten Gelegenheit, einzelne Theile, sowie zwei aus diesem Metall von der Firma Humber und Co. in
                              									Coventry gebaute Fahrräder zu sehen und zu fahren, die mit Ausnahme der Reibungsflächen (Kette, Zahnkränze, Achsen
                              sammt Konus und
                              									Lagerschalen) vollständig aus Romanium gebaut waren.
                           Die Rahmenrohre sind nahtlos und nach einem Verfahren, ähnlich dem bei der Herstellung von Patronenhülsen üblichen, hergestellt
                              und
                              									haben einen Durchmesser von 1 1/16 bis 1 3/16 engl. Zoll bei einer Wandstärke von 1,5 bis 2 mm. Die Rohre
                              									sind mit verdickten Enden hergestellt und erreichen so das Maximum von Steifheit und Widerstand. Diese Maschinen
                              sind nicht gelöthet,
                              									sondern nach einem patentirten mechanischem Verfahren in den Muffen befestigt.
                           Die Lenkstange ist kalt ohne Füllung gebogen und besitzt daher die ganze Härte gezogener Rohre. Die Naben, Muffen, Bremsstange
                              und
                              									Tretkurbeln sind im Gesenke geschmiedet. Die Pedale sind aus demselben Material von einer Specialfirma hergestellt.
                              Die Felgen sind
                              									nahtlos und werden für deutsche und englische Pneumatiks nach einem neuen Verfahren hergestellt. Das Gewicht einer
                              solchen Felge ist
                              									336 g, das der completen Tourenmaschine 9,5 k, das der Rennmaschine 7,5 k. Das Material bleibt auch bei feuchtem
                              Wetter stets blank,
                              									kann aber auch emaillirt oder elektroplattirt werden.
                           Wie wir hören, werden diese Fahrräder auch in Deutschland gebaut werden, und können wir alsdann auf die Fabrikationsweise
                              näher
                              									eingehen.